Deutlich mehr Kollisionsopfer auf Bündner Pisten

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REGION
Südostschweiz | Dienstag, 5. Januar 2016
Babyrekord
auch in
Graubünden?
Schweizweit dürfte das
Jahr 2015 einen Geburtenrekord gebracht haben –
auch wenn genaue Zahlen
noch fehlen. In Graubünden war der Storch
ebenfalls fleissig.
Es braucht den Rettungsschlitten: Über die Feiertage verletzten sich im Vergleich zum Vorjahr mehr Wintersportler bei Zusammenstössen.
Bild Lukas Lehmann/Keystone
Deutlich mehr Kollisionsopfer
auf Bündner Pisten
Das Kantonsspital Graubünden verzeichnete über die Festtage fast eine Verdreifachung
der Kollisionsopfer. Insgesamt war die Zahl der Unfälle aber rückläufig, da sich weniger
Schneesportler auf die Pisten begaben.
von Denise Alig
I
m Kantonsspital Graubünden
mussten allein zwischen dem
24. und dem 27. Dezember
20 verletzte Skifahrer behandelt
werden. Das entspricht laut
Christoph Sommer, Chefarzt Unfallchirurgie des Kantonsspitals in Chur,
im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme um drei Fälle. «In den erwähnten vier Tagen hatten wir 2014 17 Skiund Snowboardverletzte verzeichnet»,
sagt er. Auch nach dem 27. Dezember
hatten die Unfallchirurgen des Kantonsspitals Graubünden viel zu tun.
So zählten sie zwischen dem 24. Dezember und dem 3. Januar insgesamt
70 Ski- und Snowboardverletzte. Im
Vergleich zum Vorjahr ist diese Zahl
allerdings verhältnismässig gering.
«Wir stellten eine Abnahme von
28 Prozent gegenüber dem Vorjahr
fest», sagt Sommer. So seien 2014/2015
zwischen dem 24. Dezember und
dem 3. Januar 97 Ski- und Snowboardverletzte gezählt worden.
Zusammenstösse häufen sich
Was die Art der Verletzungen betrifft,
macht Sommer «keine wesentliche
Änderung» aus. Jedoch habe es dieses
Jahr 14 Prozent Kollisionsopfer gegeben. Oder anders gesagt: Zehn der
70 Verletzten seien Opfer von Zusammenstössen geworden (siehe auch Sei-
te 2). «Im Vergleich zum Vorjahr, als
fünf von 97 Verletzten Kollisionsopfer
waren, hat sich dieser Anteil fast verdreifacht», stellt Sommer fest. Im gesamten letzten Winter habe der Anteil
der Kollisionen 9,6 Prozent betragen.
Sommer mutmasst, dass es «dieses
Jahr möglicherweise verhältnismässig
mehr Verletzte pro Wintersportler gegeben hat».
Um diese Aussage untermauern zu
können, müsste man laut Sommer
aber wissen, wie stark die Frequenzen
bei den Bergbahnen im Vergleich zum
Vorjahr abgenommen haben. «Ich
nehme an, dies war eher mehr als 28
Prozent».
«Guter Durchschnitt»
Wie Sommer weiter sagt, waren «diese Festtage im langjährigen Verlauf
bezüglich der Gesamtanzahl von Verletzten guter Durchschnitt.». Tendenziell habe man dieses Jahr über die
Weihnachtstage etwas mehr Verletzte
gezählt, dafür etwas weniger über die
Neujahrstage. «Der sehr wenige
Schnee mit den engen Räumen auf
den Pisten hat sicher zu einer Reduktion der Schneesportler und deshalb
auch zur Reduktion der Verletzen geführt», bilanziert der Spezialist für
Unfallchirurgie.
Unterschiede macht er unter den
einzelnen Wintersportarten aus: «Dieses Jahr hat es im Vergleich zu den
14
Prozent
der vom 24. Dezember bis am
3. Januar verunfallten Wintersportler sind Kollisionsopfer.
Vorjahren eher weniger verunfallte
Patienten von den Skipisten gegeben,
hingegen eher etwas mehr von Alternativ-Sportarten wie Schlittschuhund Langlaufen sowie Eishockey.» Die
entsprechenden Zahlen seien aktuell
aber noch eher tief. «Die definitive Saisonauswertung von Mitte März dürfte
dann mehr Ausschluss darüber geben», so Sommer.
Mehrfachverletzungen häufig
Duri Gianom, Leiter Traumatologie
und Unfallchirurgie am Spital Oberengadin in Samedan, spricht von
einer «stabilen Situation». So sei die
Zahl der Wintersportunfälle im Vergleich zu den Vorjahren konstant, sagt
er. «Quantitativ sind keine Unterschiede auszumachen, qualitativ betrachtet zählen wir etwas mehr Schulterverletzungen.» Weiter sagt auch er,
dass die Zahl der Kollisionsopfer in
diesem Winter bisher höher sei. «Ich
kann die Zunahme zwar nicht beziffern, aber gefühlsmässig ist eine solche zu verzeichnen.» Verletzungen,
die sich aus Zusammenstössen ergäben, hätten es oft in sich, ergänzt er.
«Es entstehen oft Mehrfachverletzungen, darunter im Brustkorb und an
den Extremitäten.»
Deutlich zurückgegangen sind gemäss Unfallchirurg Gianom in diesem
Jahr dagegen die Langlauf- und Schlittelunfälle.
Bis 40 Verletzte pro Tag in Davos
Das Spital Davos hatte nach Angaben
von CEO Hans-Peter Wyss vom 24. Dezember 2015 bis zum 3. Januar dieses
Jahres täglich 30 bis 40 Wintersportopfer zu behandeln. Im Vergleich zum
Vorjahr seien die Frequenzen damit
konstant geblieben. Zur Art der Verletzungen sagt Wyss, in diesem Jahr seien etwas weniger Bandverletzungen,
dafür aber etwas mehr Knochenbrüche zu verzeichnen gewesen. «Als
mögliche Ursache für diese Verschiebung kann der etwas härtere Kunstschnee infrage kommen», erklärt er.
Diese Annahme sei aber statistisch
und systematisch nicht erhärtet,
räumt Wyss ein.
Im langjährigen Vergleich folge die
Zahl der im Spital Davos behandelten
Unfallopfer der langjährigen Entwicklung der Schneesportler insgesamt,
unterstreicht der Davoser Spitalchef.
Wie viele Kinder im Jahr 2015 im Kanton Graubünden zur Welt gekommen
sind, müssen die Statistikämter noch
zusammentragen. Eine Umfrage in
grösseren Spitälern zeigt aber die Tendenz steigender Geburtenzahlen.
So sind beispielsweise im Regionalspital Schiers im vergangenen Jahr 111
Kinder zur Welt gekommen. Das sind
14 Geburten und 14 Prozent mehr als
im Jahr 2014. Und im neuen Jahr gab
es in Schiers auch schon eine Geburt.
Gar um 15 Prozent sind die Zahlen in
den Spitälern Davos und Thusis gestiegen: Im Spital Davos waren es im vergangenen Jahr 130 Geburten, 17 mehr
als 2014. Und im Spital Thusis kamen
im Jahr 2015 182 Kinder zur Welt; 24
mehr als im Vorjahr. Auch das Regionalspital Surselva in Ilanz verzeichnete 2015 182 Geburten. Das entspricht
einer Zunahme um 18 Geburten oder
um elf Prozent.
Einzig in den grössten Spitälern
Graubündens sind die Geburtenzahlen
2015 gesunken: im Spital Oberengadin
in Samedan von 194 auf 185 Kinder (-9
Kinder oder -5 Prozent) und im Kantonsspital Graubünden von 1012 auf
995 Geburten (-17 Geburten oder
-2 Prozent). Dafür kamen im Oberengadin in den ersten Tagen des neuen Jahres bereits vier Kinder zur Welt. (phw)
Leeres Haus
nach Auszug
von Globus
Für das Projekt «Capricorn» am Bahnhof Chur liegt bis dato noch kein Baugesuch vor. Dies bestätigte der Leiter
der Stadtentwicklung Chur, Andreas
Pöhl, gestern auf Anfrage gegenüber
Radio Südostschweiz. Das Gebäude
wird demnach einige Zeit leer stehen,
nachdem mit Globus der grösste Mieter Ende Monat ausgezogen sein wird.
Nach der Einreichung eines Baugesuchs dauert es nämlich in der Regel
mindestens drei Monate, bis mit dem
Abbruch und dem Neubau begonnen
werden kann.
Besitzerin des Areals ist die Axa-Versicherung. Diese hatte bis gestern
Abend keine Angaben dazu gemacht,
wann sie plant, das Baugesuch einzureichen. Bei früherer Gelegenheit wurde das Frühjahr 2016 als möglicher
Baubeginn angegeben. Geplant ist der
Bau eines 39-Millionen-Projekts, das
vom Architekturbüro Giubbini und der
Priora AG von Remo Stoffel konzipiert
wurde. In zwei Gebäudekomplexen sollen Läden, Wohnungen und Büros entstehen. (so)
INS ERAT