Evelyn Jahn - Michael Zeitler

Evelyn Jahn
Entführungsanalyse
Evelyn Jahn (damals 22), Tochter des Wienerwald-Gründers Friedrich Jahn wurde November 1973
entführt und drei Tage später gegen Lösegeldzahlung von 3 Millionen Mark freigelassen. Die Täter
wurden kurz darauf von der Polizei verhaftet und verurteilt.
Ort:
Datum:
Zeit:
Täter:
Nähe München, Garage
13.11.1973
Spät Abend (22:00 Uhr)
Peter Knapp, Johann Mittermeier, Rudolf Maierhofer und dessen Ehefrau
Tatvorbereitung
 Die Entführer begannen ca. 6 Wochen mit der Vorbereitung der Tat. Das Umfeld und die
Gewohnheiten der Zielperson wurden ausgespäht.
 Einer der Täter, Peter Knapp, mietete unter falscher Identität ein Apartment im Augsburger
„Holiday-Inn“ an, welches als Versteck dienen sollte.
 Rudolf Maierhofer bestellte einen Leihmercedes als Fluchtwagen und gab an, ihn für eine
Hochzeit zu benötigen.
Tathergang
 Nachdem Evelyn Jahn in ihre Garage fuhr, wurde sie von den bereits dort wartendem Peter
Knapp und Johann Mittermeier unter vorgehaltener Pistole überrascht.
 Evelyn wurde auf den Rücksitz beordert. Dann fuhren die Täter mit ihr auf die Autobahn nach
Augsburg, wo sie sie in einen Wald aussetzten.
 Während Johann Mittermeier das Entführungsopfer dort bewachte, fuhr Peter Knapp zurück
nach München und stellte das Fahrzeug vor dem 9. Polizeirevier ab. Mit eigenem BMW
kehrte er daraufhin zu seinem Komplizen und der Entführten zurück.
 Sie brachten das Opfer zum angemieteten Apartment und zwangen die junge Frau, eine
Botschaft an ihren damaligen Verlobten Günter Peitzner auf Band zu sprechen.
 Gegen 03:00 Uhr erhielt der Vater der Entführten, Friedrich Jahn, die erste Nachricht von der
Entführung seiner Tochter.
© Michael Zeitler
 Nach Zahlung des Lösegeldes ließen die Täter ihr Opfer frei unverletzt frei. Sie wurden kurz
darauf, aufgrund einer Verkettung (für die Entführer) unglücklicher Umstände verhaftet.
Motiv
 Lösegeldforderung (3 Mio. Mark)
 Keine politisch / ideologisch motivierte Tat
Schwachstellen im Fall Evelyn Jahn
Mangelnde Aufklärung
Die Täter spähten ihre Zielperson 6 Wochen vor der Tat aus und hatten hierbei freie Hand.
Gewohnheiten, Regelmäßigkeiten und Umfeld der jungen Frau wurden ausgekundschaftet.
Desweiteren wurden aufwendige Maßnahmen betrieben, wie bspw. das Anmieten eines Apartments.
 Durch konsequente Aufklärungsmaßnahmen können Ausspähversuche bereits im Ansatz
erkannt und geprüft werden.
 Ständige Überprüfung und gegebenenfalls Aktualisierung der Aufklärungsergebnisse,
zusammengetragen in einer Datenbank, erhöht die Chance, ungewöhnliche Veränderungen
im näheren Umfeld der Schutzperson rechtzeitig zu erkennen.
Begleitschutz
Evelyn Jahn wurde bei der Einfahrt in ihre Garage überrascht. Da die Täter zudem bewaffnet waren,
blieb ihr keine Chance zur Flucht oder Gegenwehr.
 UPS wirkt in erster Linie abschreckend auf Entführer, welche primär auf Lösegeld aus sind.
Durch bewaffneten Begleitschutz hätte der Zugriff seitens der Täter verhindert bzw.
abgewehrt werden können.
Objektschutz
Die Täter gelangten offenbar ohne Probleme in die Garage des Opfers, bzw. konnten sich dort
ungehindert aufhalten und ihrer Zielperson auflauern.
 Durch den qualifizierten Objektschutz und einem ausgereiften Schutzkonzept für das
Wohnobjekt
der
Schutzperson,
unter
Berücksichtigung
technisch/baulicher,
organisatorischer und personeller Maßnahmen können solche Situationen vermieden
werden.
© Michael Zeitler