Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten Das Arbeitszeugnis Mythen und Wahrheiten Herzlich Willkommen ! 21.05.2015 1 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 1. Recht auf Zeugniserteilung 2. Zeugnisarten 3. Äußere Form des Zeugnisses 4. Grundsätze der Zeugniserstellung 5. Aufbau des Zeugnisses 6. Zeugnissprache 7. Vor dem Arbeitsgericht 21.05.2015 2 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 1. Recht auf Zeugniserteilung: § 109 GewO (1) Der Arbeitnehmer hat bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis. Das Zeugnis muss mindestens Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit (einfaches Zeugnis) enthalten. Der Arbeitnehmer kann verlangen, dass sich die Angaben darüber hinaus auf Leistung und Verhalten im Arbeitsverhältnis (qualifiziertes Zeugnis) erstrecken. (2) Das Zeugnis muss klar und verständlich formuliert sein. Es darf keine Merkmale oder Formulierungen enthalten, die den Zweck haben, eine andere als aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen. (3) Die Erteilung des Zeugnisses in elektronischer Form ist ausgeschlossen. 21.05.2015 3 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 1. Recht auf Zeugnis für jeden Arbeitnehmer • Mündlicher Arbeitsvertrag • Teilzeitjob/Minijob/Nebenjob • Befristeter Arbeitsvertrag • Elternzeitler • Rentner • Insolvenz des Arbeitgebers 21.05.2015 4 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 1. Recht auf Zeugnis bei Beendigung Kündigung Fristgemäße Kündigung 21.05.2015 Fristablauf Aufhebungsvertrag Fristlose Kündigung 5 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 1. Recht auf Zeugnis • Kein Zurückbehaltungsrecht des Arbeitgebers am Zeugnis • Arbeitnehmer kann Zeugnis oder Änderungen einklagen • Arbeitnehmer muss Zeugnis abholen (Holschuld) 21.05.2015 6 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 2. Zeugnisarten Einfaches Qualifiziertes Dauer Dauer Aufgaben Aufgaben + Beurteilung der Leistung + Beurteilung des Verhaltens 21.05.2015 7 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 2. Zeugnisarten a) Endzeugnis b) Zwischenzeugnis - gesetzlich nicht geregelt - nur bei Vorliegen eines berechtigten Grundes: Versetzung, Chefwechsel, Elternzeit, Betriebsübergang, Arbeitsplatzwechsel - Bindung an Inhalt des Zwischenzeugnisses für die Erstellung des Endzeugnisses 21.05.2015 8 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten Wann muss das Zeugnis erstellt werden? Kündigung Fristgemäße Kündigung E Wenige Tage 21.05.2015 Fristlose Kündigung Wenige Tage Fristablauf Aufhebungsvertrag zum Fristende Q 2-3 Wochen 9 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 3. Äußere Form des Zeugnisses Zeugnis auf Geschäftspapier Keine • Durchstreichungen • Flecken • Verbesserungen • Knick/Faltung: nur, um es in einen üblichen Briefumschlag zu stecken • Adressierung im Anschriftenfeld 21.05.2015 10 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 4. Grundsätze der Zeugniserstellung (1) Wahrheitspflicht vollständig und wahr (2) Wohlwollenspflicht Grundsätzlich keine negativen Aussagen im Zeugnis, Verbot von Geheimzeichen (3) Gleichbehandlungspflicht Keine Benachteiligungen Im Zweifel für die Zeugniswahrheit !!! 21.05.2015 11 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 5. Aufbau des Zeugnisses • Überschrift • Eingangsteil • Aufgabenbeschreibung • Beurteilung der Leistung • Zusammenfassende Bewertung • Beurteilung des Verhaltens • Schlussabsatz • Ausstellungsdatum, Unterschrift 21.05.2015 12 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Überschrift Zeugnis Arbeitszeugnis 21.05.2015 13 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Eingangsteil (1) Personalien Titel, Name, Vorname, Geburtsdatum (!), -ort (!); Adresse (!) (2) Dauer der Beschäftigung Befristung, Teilzeitumfang, längere Unterbrechung (ohne Grund) (3) Kurze Unternehmensdarstellung 21.05.2015 14 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Aufgabenbeschreibung (1) Hierarchische Position, Berufliche Entwicklung, Fort- und Weiterbildung (2) Haupt- und Sonderaufgaben, Projekte (3) Eigenverantwortung, Handlungsvollmacht, Prokura Nicht: Privates Verhalten, Gewerkschaftszugehörigkeit, Parteimitgliedschaft, Nebentätigkeit, Abmahnung, Gesundheitszustand 21.05.2015 15 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung der Leistung (1) Arbeitsbereitschaft: „Wollen“ Fleiß, Arbeitswille, Eigeninitiative, Selbstständigkeit, Identifikation, Mehrarbeit (2) Arbeitsbefähigung: „Können“ Fachkenntnisse, Fortbildung, Auffassungsgabe, Organisationstalent, Belastbarkeit, Ausdrucksvermögen, 21.05.2015 16 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung der Leistung (3) Arbeitsweise: „Wie“ Zuverlässigkeit, Sorgfalt, Strukturiertheit, Sauberkeit, Tempo (4) Arbeitsergebnis: „Was“ Qualität, Quantität, Verwertbarkeit, Termineihaltung, Sollerfüllung, Umsatz • Konkrete herausragende Erfolge • Zusammenfassende Leistungsbewertung 21.05.2015 17 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung des Verhaltens (1) Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen: Einwandfreiheit, Vorbildlichkeit, Anerkennung, Beliebtheit (2) Verhalten zu Kunden: Auftreten, Kontaktfähigkeit, Kundenzufriedenheit, Gesprächsfreiheit (3) Soziale Kompetenz: Vertrauenswürdigkeit, Ehrlichkeit, Loyalität, Diskretion 21.05.2015 18 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Schlussabsatz Kündigungsformel Dankes-Bedauerns-Formel Kein Rechtsanspruch Zukunfts-, Erfolgswünsche • Ausstellungsdatum 21.05.2015 Unterschriften 19 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Ausstellungsdatum/Unterschrift (1) Zeitnahe Erstellung Genaue Datumsangabe (2) Unterschrift - durch Vertretungsberechtigten Nicht: „im Auftrag“ - durch Ranghöheren - Originalunterschrift 21.05.2015 20 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 6. Zeugnissprache Beurteilung Formulierung sehr gut gut stets zu unserer vollsten Zufriedenheit zu unserer vollsten Zufriedenheit stets zu unserer vollen Zufriedenheit zu unserer vollen Zufriedenheit zu unserer Zufriedenheit - insgesamt zu unserer Zufriedenheit - war bemüht, zu unserer Zufriedenheit - im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit befriedigend ausreichend mangelhaft 21.05.2015 21 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung der Leistung (gut) (1) Arbeitsbereitschaft „ergriff von sich aus die Initiative und setzte sich mit überdurchschnittlicher Einsatzbereitschaft für Unternehmen ein “ (2) Arbeitsbefähigung „verfügt über umfassende Fachkenntnisse und ist auch starkem Arbeitsanfall jederzeit gewachsen“ Quelle: „Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis“, Huber/Müller, Haufe-Verlag. 21.05.2015 22 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung der Leistung (befriedigend) (1) Arbeitsbereitschaft „zeigte Einsatzbereitschaft und Eigeninitiative“ (2) Arbeitsbefähigung „verfügt über solide Fachkenntnisse und ist starkem Arbeitsanfall gewachsen“ Quelle: „Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis“, Huber/Müller, Haufe-Verlag. 21.05.2015 23 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung der Leistung (gut) (3) Arbeitsweise „arbeitete stets zuverlässig und gewissenhaft“ (4) Arbeitserfolg „die Menge der Arbeit übertraf meine Erwartungen, die Qualität entsprach stets meinen hohen Anforderungen“ Quelle: „Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis“, Huber/Müller, Haufe-Verlag. 21.05.2015 24 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung der Leistung (befriedigend) (3) Arbeitsweise „arbeitete zuverlässig und gewissenhaft“ (4) Arbeitserfolg „die Arbeitsmenge lag über meinen Erwartungen, die Qualität der Arbeit entsprach meinen hohen Anforderungen“ Quelle: „Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis“, Huber/Müller, Haufe-Verlag. 21.05.2015 25 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung des Verhaltens (gut) (1)Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen „Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war stets einwandfrei“ (2) Verhalten zu Kunden „ Sein Verhalten war stets einwandfrei und wurde von Vorgesetzten, Kollegen und Dritten stets gleichermaßen geschätzt“ Quelle: „Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis“, Huber/Müller, Haufe-Verlag. 21.05.2015 26 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung des Verhaltens (befriedigend) (1)Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen „Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war einwandfrei“ (2) Verhalten zu Kunden „ Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war einwandfrei “ Quelle: „Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis“, Huber/Müller, Haufe-Verlag. 21.05.2015 27 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung des Verhaltens (gut) (3) Soziale Kompetenz „mit ihren Umgangsformen waren wir stets voll zufrieden“ Quelle: „Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis“, Huber/Müller, Haufe-Verlag. 21.05.2015 28 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Beurteilung des Verhaltens (befriedigend) (3) Soziale Kompetenz „mit ihren Umgangsformen waren wir voll zufrieden“ Quelle: „Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis“, Huber/Müller, Haufe-Verlag. 21.05.2015 29 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Schlussabsatz Dankes-Bedauerns-Formel /Zukunfts-, Erfolgswünsche (gut) „Wir bedauern, mit Frau XY eine gute Mitarbeiterin zu verlieren. Wir danken ihr für ihre bisherige Arbeit und wünschen ihr für die Zukunft weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute.“ 21.05.2015 30 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Schlussabsatz Dankes-Bedauerns-Formel /Zukunfts-, Erfolgswünsche (befriedigend) „Wir danken Frau XY für ihre Mitarbeit und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute.“ 21.05.2015 31 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Praxis: Arbeitsbereitschaft und -befähigung Sie verstand es, alle Aufgaben stets mit Erfolg zu delegieren. = Sie drückte sich vor der Arbeit Seine Leistungen lagen stets im Bereich seiner Fähigkeiten. = Seine Fähigkeiten waren schlecht Sie zeigte sich den Belastungen gewachsen. = Sie war allenfalls ausreichend 21.05.2015 32 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Praxis: Arbeitsweise und -erfolg Sie hat alle Aufgaben mit großem Fleiß und Interesse erledigt. = Sie war fleißig und interessiert, aber eben gerade nicht erfolgreich. Er machte sich stets mit großem Eifer an die ihm übertragenen Aufgaben = Er war sehr eifrig, nur ohne Erfolg Er hatte stets Verständnis für seine Arbeit. = Er leistete keine gute Arbeit 21.05.2015 33 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Praxis: Führungsleistung Er war seinen Mitarbeitern jederzeit ein verständnisvoller Vorgesetzter. = Er war nicht durchsetzungsfähig Sie koordinierte die Arbeit ihrer Mitarbeiter und gab klare Anweisungen. = Nur delegieren und anweisen 21.05.2015 34 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Praxis: Sozialverhalten Sein Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten war stets vorbildlich. = Er hatte Probleme mit seinem Vorgesetzten Im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten zeigte er eine erfrischende Offenheit. = Er war immer sehr vorlaut Sie trat sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens engagiert für die Interessen der Kolleginnen ein. = Sie war im Betriebsrat/ Gewerkschaft tätig 21.05.2015 35 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten • Praxis: Schlussformel Er verlässt uns auf eigenen Wunsch. Wir bedauern sein Ausscheiden sehr und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg. = Schade, guter Mitarbeiter Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch. = Sie hinterlässt keine Lücke Er verlässt uns im gegenseitigen Einvernehmen. = Ihm wurde gekündigt. Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute, auch Erfolg und Gesundheit. = spricht für sich 21.05.2015 36 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten 7. Vor dem Arbeitsgericht • Arbeitgeber hat Beweislast dafür, dass er den Zeugnisanspruch richtig erfüllt hat. • Hat Arbeitgeber seinem Arbeitnehmer eine durchschnittliche Gesamtleistung bescheinigt, trägt der Arbeitnehmer die Beweislast für Tatsachen, die eine bessere Beurteilung rechtfertigen. • Hat der Arbeitgeber eine unterdurchschnittliche Leistung bescheinigt, so trägt er dafür die Beweislast. 21.05.2015 37 Das Arbeitszeugnis – Mythen und Wahrheiten Auf ein gutes Gelingen! 21.05.2015 38
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