«Wir wollen die Gast- freundschaft besser leben»

Infos und News von
Juni 2015
BETRIEBSKONZEPT
AKTUELL
Berninahaus
bei Pontresina
Mehr asiatische Gäste
für Graubünden
INTERVIEW, FRANZ SEPP CALUORI
«Wir wollen die Gastfreundschaft besser leben»
NACHWUCHS
Schulunterricht in Hotels
und Gastronomiebetrieben
DV GASTROGRAUBÜNDEN
Neuer Präsident,
neuer Vorstand
2 // EDITORIAL
INHALT // 3
Gastro
Infos und News // Juni 2015
Gastronomie und Hotellerie
in der Krise
Nach einer schwachen Wintersaison starten wir nun in
die Sommersaison. Alle Tourismusverantwortlichen sind
sich seit Jahren einig, dass die Sommermonate immer einen grösseren Stellenwert im Bündner Tourismus einnehmen werden. Dies bedeutet, dass während den Sommermonaten noch viel Potential vorhanden ist, zusätzliche
Logiernächte generieren zu können. Mit neuen und bestehenden Angeboten – seien es sportliche, kulturelle
oder kulinarische – wollen wir, dass mehr Gäste im Sommer ihren Urlaub in der schönsten Region der Schweiz
verbringen.
Die zurzeit herrschenden Umstände sind jedoch alles
andere als gut. Der hohe Schweizer Franken verteuert unsere Angebote um 30 Prozent und verbilligt diejenigen
Angebote unserer ausländischen Mitbewerber ungefähr
um den gleichen Prozentsatz. Ferien in Österreich, Italien,
Spanien, Griechenland usw. sind im Trend... und doch hoffen wir, dass die Schweizer uns als Gäste treu bleiben.
Die Mitbewerber im eigenen Land nehmen zu, zwar
nicht was die Anzahl der klassischen Hotelbetten anbetrifft, aber neue Angebote wie «schlafen im Fass», «schlafen im Stroh», «bed & breakfast» bei Familien, nehmen
der klassischen Hotellerie Logiernächte weg. Die Gäste
benutzen die neuen Angebote, weil sie zum Teil sehr innovativ sind und das Preis-/Leistungsverhältnis sowie die
Qualität meistens stimmen. Es ist wahrlich nicht einfach,
heute einen Hotel- oder Restaurationsbetrieb zu führen
und damit schwarze Zahlen zu schreiben. Das Internet
lässt ebenfalls grüssen. Die Buchungsplattformen im Internet verlangen von der Hotellerie unverschämte Kommissionen, die diejenigen der Kreditkartengesellschaften
während ihren Anfangszeiten bei weitem übertreffen.
Vielerorts hören wir, dass dieser Sommer für zahlreiche
Betriebe entscheidend sein wird, ob sie überleben oder
eingehen werden. Sehr wahrscheinlich standen noch nie
so viele Hotelbetriebe in Graubünden zum Verkauf wie
zum heutigen Zeitpunkt. Diese grosse Anzahl ist einerseits auf die widrigen wirtschaftlichen Umstände zurückzuführen, andererseits werden viele Objekte zum Verkauf ausgeschrieben, weil für sie innerhalb der Familie
keine Nachfolger gefunden werden, die bereit wären, den
Betrieb weiterzuführen. Mit den stark rückläufigen Logiernächten in den Betrieben reduziert sich der Umsatz,
die Betriebsergebnisse und Cash flows verschlechtern
sich markant. Dies führt natürlich aufgrund der gängigen Bewertungsmethoden dazu, dass der Verkaufswert
des Hotelbetriebes sich ebenfalls im Sinkflug befindet.
Für potentielle Käufer ist dies ein idealer Zeitpunkt,
um einzusteigen. Ähnlich wie bei der Börse sind auch hier
die Chancen am grössten, wenn die Objekte zu Tiefpreisen gekauft werden können. Dies soll jedoch keine Lobeshymne oder Animation darstellen, um Hotelobjekte zu
Spekulationszwecken zu erwerben. Trotzdem tummeln
sich auch im Liegenschaftsmarkt unserer Branche Spekulationshaie, die das schnelle Geld mit zu Schnäppchenpreisen ausgeschriebenen Objekten machen wollen. Was
die Branche jedoch benötigt, sind keine Spekulanten, sondern seriöse Investoren respektive Kaufinteressenten, die
günstige Objekte erwerben, investieren und mit nachhaltigen Konzepten diese am Leben erhalten. Nur damit
kann ein noch grösseres Hotelsterben verhindert und
Arbeitsplätze erhalten werden.
FLUREGN FRAVI
SEITE 16 // GÄSTE
Jenny: «Gastronomie ist
für Ferienorte zentral»
SEITE 4 // BETRIEBSKONZEPT
Berninahaus
SEITE 7 // DV GASTROGRAUBÜNDEN
Neuer Präsident,
neuer Vorstand
SEITE 8 // INTERVIEW
Caluori: «wir wollen
Gastfreundschaft leben»
SEITE 11 // GASTROSUISSE
Frankenstärke und
Gastronomietourismus
SEITE 12 // AKTUELL
Mehr asiatische Gäste
für Graubünden
SEITE 15 // AKTUELL
Asiengeschäft: «Betriebe
brauchen Nachhilfe»
GESCHÄFTSFÜHRER GASTROGRAUBÜNDEN
SEITE 20 // BETRIEBSSCHLIESSUNG
Innovative Angebote,
aber zu kleine Nachfrage
SEITE 18 // HOTELLERIE
«Müssen Gäste pflegen»
SEITE 21 // NACHWUCHS
Schulunterricht in Hotels
und Gastro­nomiebetrieben
SEITE 22 // BUSINESS
Whisky als Geschäftsmodell
SEITE 23 // NACHWUCHS
47 offene Hoteltüren
SEITE 24 // KURZNOTIZEN
dies und das …
SEITE 26 // MARKTINFO
50-Jahre-Jubiläums-Party
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22015
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4 // BETRIEBSKONZEPT
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500 Jahre Berninahäuser –
eine lange Gastgeschichte
GASTHAUS & HOTEL BERNINAHAUS, PONTRESINA
Was für ein besonderer, geschichtsträchtiger Ort:
Das Gasthaus und Hotel Berninahaus feiert in diesem
Jahr den 500. Geburtstag. Die ersten Gäste reisten
tatsächlich vor fünf Jahrhunderten an, wie die
Gastgeber versichern. Elisabeth und Xavier Christen
führen das «Berninahaus» ausserhalb Pontresinas am
Berninapass sehr persönlich.
Die Rhätische Bahn hält quasi gleich vor der Haustür (Station Suot Bernina), genau dort, wo 1910 eine erste offene
Drehscheibe für die Dampfschneeschleudern gebaut wurde. Lange zuvor jedoch, zu Beginn des 16. Jahrhunderts,
entstanden hier unterhalb des Piz Albris bereits die ersten
Bauten der Bernina-Häuser. Urkundlich erwähnt wurden
sie erstmals 1515. Als Herberge und Gastwirtschaft genutzt wurden sie von Anbeginn weg, zu jener Zeit, als die
Silberbergwerke am Bernina-Pass noch Hochkonjunktur
und als einspännige Kutschen und Schlitten auf dem Säumerweg das Puschlav mit dem Oberengadin verbunden
hatten. Eine erste schmale Strasse entstand Mitte des 19.
Jahrhunderts, 1925 wurde der Pass für den Autoverkehr
geöffnet. Mit der besseren Verbindung kamen auch zunehmend mehr Gäste und die kehrten oft und gerne im
Gasthaus Berninahaus ein.
ZEIT DER ERSTBESTEIGUNGEN
Die Bernina-Häuser gingen aber auch ein in die Geschichte, weil von hier aus am 13. September 1850 die Erstbesteigung des Piz Bernina, dem höchsten Berg Graubündens, durch Johannes Coaz und seine Bergfreunde gelang
und danach immer mehr Alpinisten auftauchten. Aber
auch, weil hier Gian Marchet Colani (1772-1837), einst
berühmt berüchtigter Jäger und Büchsenbauer in den
22015
Bernina-Häusern als Wirt und Pächter lebte. Heute wirten
Elisabeth und Xavier Christen an diesem geschichtsträchtigen und gastfreundlichen Ort.
VIEL GUTES AUS KÜCHE UND KELLER
Ihre Gäste verwöhnen sie im Jubiläumsjahr mit einem
4 bis 7-Gänge-Jubiläumsmenue, aus dem auch nur einzelne Gänge ausgewählt werden können: Der SafranRisotto mit Steinpilzen etwa, das Bergeller Lammkotelett vom Grill auf Trüffel-Sauce und mit Griess-Nockerln
oder das gebratene Saibling-Filet auf Pasta e Fagioli mit
Orangen-Thymian-Jus. Ansonsten haben die Gastgeber,
beide gelernte Köche, ihre Karte vor allem nach dem
«Gluscht» ihrer Gäste gestaltet: Viele einfachere, auch
währschaftere Gerichte für den grossen Hunger: Schnitzel,
Bratwurst, Hamburger, Suppen, Pizzoccheri, Spaghetti,
Maccheroni, Rösti und Polenta ebenso wie Fondue, Siedfleisch oder auch ein Hirsch-Ragout. Dazu gibt’s eine recht
umfangreiche Weinkarte mit Fokus auf die klassischen
Weingebiete Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien. Zum
Jubiläum gibt’s einen speziellen Jubiläumswein aus dem
Maremma Weinbaugebiet südlich der Toskana.
In der Küche stehen drei Köche. Als Küchenchef wirkt
Gabor Toth, ein Ungar. «Wir geben eine gewisse Linie vor,
aber unsere Köche können sich auch selber gut einbringen», umreisst Elisabeth Christen die Philosophie. Weil
man an diesem Ausflugsort jedoch stark wetterabhängig
ist, ist es für die Gastgeber nicht immer ganz einfach vorzuplanen. Läuft es gut, haben sie alle Hände voll zu tun,
um 70, 80 Gäste zugleich zu bewirten. «An schönen Tagen
ist jeder Stuhl auf der Sonnenterrasse wenigstens dreimal besetzt und es kann gut sein, dass wir über Mittag
ein paar Hundert Essen servieren». Und das sei nicht nur
personell sondern auch punkto Qualität eine riesige Herausforderung.
Das vor rund acht Jahren von Grund auf neu renovierte
Haus ist ebenfalls ein beliebter Treffpunkt, um kleinere
und grössere Events durchzuführen. Oft voll besetzt ist
die Sonnenterrasse. Es lohnt sich auch für Bahnreisende,
einfach einmal in Bernina Suot auszusteigen, im Bernina­
haus einzukehren und einen Zug später wieder weiter zu
fahren.
EIN HAUS MIT CHARAKTER UND GESCHICHTE
Bevor Elisabeth und Xavier Christen im Dezember 2012
das «Berninahaus» in Pacht übernommen haben, wirkten
sie 14 Jahre lang im ebenfalls geschichtsträchtigen Restaurant Dorta in Zuoz. «Doch wir träumten immer schon
davon, einmal ein Hotel zu führen», sagt das Paar. Aber
nicht einfach irgendein Haus. Es musste schon eines sein
«mit Charakter und Geschichte». Und als dann das «Berninahaus» ausgeschrieben war, griffen sie schnell zu, so
schnell, dass sie eine Saison lang zwei Betriebe führen
mussten. «Wir wollten nicht, dass das Berninahaus für
eine Weile zugeht, nur weil wir vertraglich noch an das
«Dorta» gebunden waren.»
Doch seit Sommer 2013 stehen sie nun mit beiden
Füssen voll in «ihrem» Berninahaus. Ihr Start am Morgen
beginnt früh. Und damit sind auch die Tage lang. Denn
die Skitouren-, die Wander- und Bikegäste sind nicht selten Frühaufsteher… Doch jetzt haben sich die Christens
längst an ihren anderen Tagesablauf gewöhnt, finden,
das sei gut so, sie selber seien sogar ausgeglichener und
sie hätten auch mehr Zeit für ihre Gäste.
PR ÄSENT AUF INTERNETPL AT TFORMEN
Elisabeth und Xavier Christen sind in den von ihnen neu
aufgebauten Online-Verkaufskanälen wie booking.com
und anderen internationalen Plattformen wie expedia
präsent. «Seit das Berninahaus nicht mehr nur als GastFORTSETZUNG SEITE 6
22015
DV GASTROGRAUBÜNDEN // 7
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500 Jahre Berninahäuser – eine lange Gastgeschichte
GASTHAUS & HOTEL
BERNINAHAUS
Gastgeber Elisabeth und Xavier Christen, gelernte Köche.
Sie führten zuletzte das Restaurant Dorta in Zuoz.
Restaurant und Terrasse ca. 70 Sitzplätze
Hotelzimmer 24 (51 Betten), alle renoviert, zusätzlich:
Aufenthaltsräume (TV- und Spielzimmer)
Besonderes Diverse Packages zu attraktiven Preisen
Speisekarte Ein breites, vor allem klassisch
ausgerichtetes Angebot
Neuer Präsident,
neuer Vorstand
Infos ≥ www.berninahaus.ch
haus sondern als Dreistern-Hotel klassifiziert ist, bringt
uns das auf den Webseiten weit nach vorne», zeigt sich
das Paar erfreut. Dass die Anfragen und Buchungen heute sehr kurzfristig erfolgen, bedingt von ihnen eine gute
Bewirtschaftung ihrer Homepage und die rasche Beantwortung der E-Mails. «Es reicht nicht mehr, Mails innert
eines Tages zu beantworten. Wer eine Anfrage schickt,
möchte heute innert einer Stunde eine Antwort, sonst
ist er schon wieder weg», sagt Xavier Christen.
Aufgebaut und intensiviert haben sie auch die Zusammenarbeit mit Agenturen, die auf Skitouren, Schneeschuhtouren und auch Wandergruppen spezialisiert sind.
«Die Gruppen reisen mit ihrem eigenen Bergführer an.
Sie schätzen eine gemütliche Unterkunft, schöne Zimmer
und gutes Essen. Das können wir alles bieten». Ins Bernina­
haus kommen jedoch ebenfalls viele Individualgäste. Die
verschiedenen Packages bieten attraktive Kurzaufenthalte an. Weil das Berninahaus auch direkt an der Via Valtellina, inmitten von Wander- und Bikerouten liegt und
gut mit direktem RhB- und Bergbahn-Anschluss erschlossen ist, übernachten hier viele aktive Gäste.
DER UMBAU
Beim Umbau zwischen 2003 und 2006 durch den Eigentümer – ein Liebhaber des Berninahauses, der nicht
genannt sein möchte – wurde viel Wert gelegt auf den
Erhalt der historischen Substanz. Altes Täfer und alte
Schränke wurden nach dem Umbau wieder eingebaut.
Und so haben die Gaststuben und die 24 Hotelzimmer
samt und sonders ihren historischen Charakter bewahrt.
Das älteste Zimmer ist jenes mit der Nummer 206. Wände
und Decke sind hier noch aus Holz geschlagen und nicht
wie üblich gefräst. «Die Geschichtsträchtigkeit des Hauses
ist enorm faszinierend, jedoch ebenso die ganze Entwicklung des Herberg-Betriebes. Anfänglich nächtigten die
Gäste auf Laubsäcken und wuschen sich am Brunnen…
22015
Franz Sepp Caluori (55) präsidiert seit 15. April den
Verband GastroGraubünden. Er trat in die Fussstapfen
von Annalisa Giger. Sie leitete während eines Jahres
den Verband nach dem Rücktritt von Andy Abplanalp
interimistisch. Der Vorstand präsentiert sich teilweise
in neuer Zusammensetzung.
Elisabeth und Xavier Christen führen
die Berninahäuser.
Heute schlafen sie äusserst komfortabel in den schön renovierten Zimmern», erzählen die Gastgeber.
Wer ins Berninahaus kommt, schätzt genau diese Abgelegenheit, die Ruhe, die Natur. «Wir merken immer wie­
der, wie rasch sich die Gäste bei uns erholen, wie schnell
Hektik und Stress sich auflösen. Für manche Gäste ist genau diese Ruhe aber auch ein Hindernis, weil sie abends
lieber ausgehen möchten und Betrieb suchen.»
Die Gäste sind seit eh und je international. Als vor
150 Jahren der Wintertourismus in der Schweiz und im
Speziellen im Engadin begründet wurde, reisten nicht nur
Engländer an. Die Gäste kamen aus ganz Europa und auch
aus Übersee, sogar aus Neuseeland, wie alte Gästebücher
bezeugen. Weil im Berninahaus aber doch auch viele deutsche Gäste beherbergt werden, haben die Gastgeber die
Hotelpreise nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses nach unten angepasst. «Wir arbeiten mit einem EuroRabatt. Doch weil die 15 Prozent nicht kompensierbar
sind, fehlt dieser Betrag in der Kasse.» Ein Steuerinstrument sehen die Gastgeber in der Mitarbeiterrekrutierung.
«Wir werden weniger Mitarbeitende anstellen als bisher».
Über den eigenen noch intensiveren Einsatz soll es den
Gästen aber dennoch an nichts mangeln.
TEXT: KARIN HUBER, FOTOS: BERNINAHÄUSER
VORSTAND
GASTROGRAUBÜNDEN
Neu gewählt wurden Alex Hösli, Domat/Ems, Bruno Raselli,
Le Prese, und Primo Samadeni, Samedan. Alle drei präsidieren ihre regionalen Sektionen. Demissioniert hatte
Claudio Bernasconi, St. Moritz (neu Ehrenmitglied). Paula
Vetter, Prättigau, fiel als überzählig aus der Wahl. Wieder
gewählt wurden Tamara Henderson, Davos, und Annalisa
Giger.
Franz Sepp Caluori führt in Chur seit 30 Jahren das Café
Restaurant Caluori. Als Präsident von GastroGraubünden
strebt er verschiedene Änderungen an, darunter plädiert
er für die Anpassung des Gastwirtschaftsgesetzes. Überdies möchte er die Verbandsmitglieder vermehrt unterstützen. «Ich werde mich mit Motivation und Engagement
an vorderster Front einsetzen», sagte Caluori (vgl. Bericht
Seite 8).
Annalisa Giger gab einen Überblick über das Tourismusjahr 2014. «Leider schleckt es keine Geiss weg, dass wir in
Graubünden in den letzten 22 Jahren fast zwei Millionen
Logiernächte verloren haben». Der Rückgang in Zahlen:
Von 6,9 Mio. auf 5,05 Mio. Logiernächte. Im Januar 2015
seien die Logiernächte erneut um über zehn Prozent zurückgegangen, noch dramatischer dürfte der Rückgang
bei den Umsätzen im Restaurationsbereich ausfallen, erklärte Giger. Es gelte nun, neue Strategien und Angebote
zu entwickeln. Mittelfristig seien Preissenkungen jedoch
kein gutes Mittel. Es seien jedoch Gespräche mit den Sozialpartnern zu führen. Man müsse die Mindestlöhne für
unqualifizierte Mitarbeitende und flexible Arbeitszeiten
diskutieren. Zudem seien das Kartellgesetz zu revidieren,
Parallelimporte freizugeben, Schutzzölle abzubauen und
das Mehrwertsteuergesetz zu revidieren.
Der neue Vorstand von GastroGraubünden hat die
Ressorts verteilt:
Präsident Franz Sepp Caluori
Vizepräsidentin Annalisa Giger
Finanzen Alex Hösli
Nachwuchs Tamara Henderson
Wirtschaftskommission Primo Semadeni
Mitarbeiter-/Firmenbetreuung Bruno Raselli
Regierungsrat Jon Domenic Parolini unterstrich in seinem Referat die Bedeutung von GastroGraubünden, der
mit rund 1000 Mitgliedern und 6000 Beschäftigten ein
wichtiger Berufsverband ist. «Das Gastgewerbe», so Parolini, «hat in keinem anderen Kanton eine derart grosse
Bedeutung. Die Vielfalt widerspiegelt jedoch auch die
anstehenden Herausforderungen».
Die raue Brise, die dem Gastgewerbe und der Hotellerie derzeit entgegenblase, könnte sich noch verstärken.
Parolini sprach dabei den harten Franken ebenso an wie
das zur Abstimmung stehende Erbschaftssteuergesetz.
Er erwarte eine schmerzhafte Strukturbereinigung. Der
Kanton unterstütze die Bestrebungen der ganzen Branche, den anstehenden Herausforderungen entgegenzutreten. Es sei vorgesehen, auf kantonaler Ebene Massnahmen zu erarbeiten, um die Anliegen der Branche aufzunehmen. Unterstützung insbesondere hinsichtlich verbesserter Rahmenbedingungen erwartet GastroSuisse
auch auf Bundesebene, wie Vorstandsmitglied Remo Fehlmann vor den Delegierten erklärt hatte.
TEXT UND FOTO: KHR
22015
8 // INTERVIEW
9
FRANZ SEPP CALUORI, PRÄSIDENT GASTROGRAUBÜNDEN
«Wir wollen die Gast­
freundschaft besser leben»
Franz Sepp Caluori, neuer Präsident von GastroGraubünden, sieht verschiedene Ansatzpunkte, um den
Verband weiter zu bringen. Mit auf dem Programm
steht auch das kantonale Projekt «Faszination Tourismus Graubünden. Und: Caluori kandidiert auch für den
Nationalrat, um der Gastronomie mehr politisches
Gewicht zu verleihen.
Franz Sepp Caluori, Ihre Wahl zum neuen Präsidenten
von GastroGraubünden ist ohne Gegenstimme erfolgt.
Sind Sie froh darüber?
Das hat mich natürlich sehr gefreut. Allerdings war es
keine Überraschung mehr, denn ich habe im Vorfeld der
Wahlen mit allen regionalen Sektionspräsidenten Gespräche geführt und wusste, dass ich gewählt werden
würde. Jean-Pierre Galey zog dann seine Kandidatur kurz
vor der DV zurück.
Sie möchten die Anliegen der Gastronomie verstärkt in
die politischen Entscheidungsgremien tragen. Was haben
Sie vor?
Einerseits habe ich die Möglichkeit als Grossrat die
Bündner Parlamentarierinnen und Parlamentarier für unsere Anliegen zu sensibilisieren. Anderseits werde ich im
Herbst 2015 für den National kandidieren, denn die Gastronomie sollte unbedingt stärker präsent sein in den politischen Gremien.
Die Erwartungen der Bündner Gastronomen an Sie sind
hoch. Welche Wünsche wurden bereits an Sie herangetragen?
Es gibt viele Wünsche. Den Gastronomen liegt vor allem
die Revision des Gastwirtschaftsgesetzes am Herzen. Wir
meinen, dass es unbedingt minimale Grundkenntnisse
braucht, um einen Betrieb erfolgreich führen zu können.
«DIE GASTRONOMIE KANN SICH SCHNELL
ANPASSEN AN DEN WANDEL. JEDER KANN
SEIN EIGENES BETRIEBSKONZEPT HINTERFRAGEN UND NOTWENDIGE ANPASSUNGEN
RASCH VORNEHMEN»
22015
«ES MUSS JA NICHT ALLES ÜBER
DEN PREIS GEHEN. «SWISSNESS»
RESPEKTIVE «GRISONESS
VERKAUFT SICH IMMER GUT»
Ich werde nun zuerst mit dem kantonalen Behörden Vorgespräche führen, um das Vorgehen festzulegen, dann
könnte ich voraussichtlich Ende Jahr den Auftrag an die
Regierung formulieren und das Gastwirtschaftsgesetz
ins Parlament bringen.
Auf dem Tisch liegt auch der Wunsch nach vermehrter
Öffentlichkeitsarbeit. Wir möchten gerne unsere Wünsche und Anliegen auch öffentlich diskutieren und die
Öffentlichkeit auch über unsere Aktivitäten vermehrt
informieren.
Sie möchten dem Verband zu neuem Schwung verhelfen,
sagten Sie vor der Wahl. Und sprachen dabei die Rahmenbedingungen an.
Generell ein wichtiges Anliegen ist es, behördlicherseits die Bürokratie zu minimieren und die Abläufe zu optimieren. Für uns ist es zentral, dass wir rasch wissen, wie
der Bund die Bewilligungspraxis für Kurzaufenthaltsbewilligungen handhabt. HotellerieSuisse und GastroSuisse
schlugen 12 Monate vor, der Bund plädiert für zehn Monate. Damit können wir leben. Nun warten wir noch auf
die definitive Umsetzung.
Sie möchten das Branchenimage gegen Aussen beispielsweise mit einer Gastfreundschaftskampagne verbessern.
Wir wirken in der vom Kanton eingesetzten Arbeitsgruppe «Faszination Tourismus Graubünden» mit. Unser
Ziel ist es, die Bevölkerung verstärkt zu sensibilisieren und
das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Tourismus zu
stärken. Wir möchten die Einheimischen auch motivieren, wieder vermehrt auswärts essen zu gehen. Wichtig
ist ausserdem, die Zweitwohnungsbesitzer besser einzubeziehen und ihnen zu zeigen, dass wir sie wertschätzen.
Nach innen plane ich, die in der Gastronomie tätigen Mitarbeitenden in eine allfällige Gastfreundschaftskampagne einzubinden.
Wir sind konfrontiert mit neuen Märkten und verändertem Gästeverhalten: Kann sich die Gastronomie schnell
anpassen?
Die Gastronomie kann sich schnell anpassen an den
Wandel. Jeder kann sein eigenes Betriebskonzept hinterfragen und notwendige Anpassungen rasch vornehmen.
Wir unterstützen unsere Mitglieder in diesem Prozess.
Sie können auf unseren Support und konzeptionelle Unterstützung zählen, denn wir verfügen bereits über ein
breites und spezifisches Kursangebot.
Die Sommersaison beginnt und alles scheint gleich wie
im Vorjahr. Man wartet auf Gäste und jammert über das
Wetter. Hat die Stadtgastronomie Vorteile?
Gewisse Vorteile hat die Stadtgastronomie sicher in
Bezug auf die Frequenzen. Die Stadtgastronomie lebt im
Sommer und im Winter stark von Touristen, die aus den
umliegenden Ferienorten nach Chur kommen, während
die Einheimischen in den Ferien sind. In diesem Sommer
wünsche ich mir schönes Wetter, dann werden wir mit
einem blauen Auge davonkommen.
Generell wichtig ist, dass wir Gastronomen Angebote
schaffen, damit die Gäste wieder vermehrt ins Restaurant
gehen. Es muss ja nicht alles über den Preis gehen. «Swissness» respektive «Grisoness» verkauft sich sicher gut. Hier
sollte sich jeder Einzelne fragen, was er hier tun kann.
Einen Vorschlag für alle, habe ich leider nicht auf Lager.
Gut sind jedoch sicher Mehrleistungen. Man erobert die
Herzen der Gäste bereits mit kleinen Give-aways. Auch
die Zusammenarbeit zwischen Hotelier und Gastronom
kann viel bewirken. Ich denke, dass hier zumindest bereits
ein Umdenken stattgefunden hat.
Schwierig ist auch der Posten «Personalkosten». Der
bleibt ein Fixkostenfaktor.
Die Personalkosten sind der grösste Fixkostenfaktor.
Gespräche mit den Gewerkschaften betreffend des L-GAVs
laufen bereits auf gesamtschweizerischer Ebene, um ge-
rade in diesem Bereich flexibler agieren zu können. Die
Präsidentenkonferenz von GastroSuisse hat zudem die
Kompetenz erhalten, die Verträge mit den Gewerkschaften zu verhandeln und notfalls – falls keine Einigung zustande kommt – auch kurzfristig den L-GAV aufzukünden.
Wir brauchen eine gewisse Flexibilität etwa in Bezug auf
Arbeitszeiten etc., nur so können wir gewisse Engpässe
wenigstens teilweise überbrücken.
Was sind die Erfolgsfaktoren der modernen Gastronomie?
Qualität, Gastfreundschaft, Innovation. Und die Zusammenarbeit der Hotellerie und Gastronomie. Dann profitieren alle.
Wo hapert es mit der Qualität?
Wir haben immer noch zu viele Restaurants. Es gibt zu
viele unqualifizierte Leute, die ein Restaurant führen.
Darum müssen wir Barrieren für den Einstieg schaffen.
Das können wir nur regeln über die Revision des Gastwirtschaftsgesetzes, indem jedermann/frau wieder über minimale Grundkenntnisse mitbringen muss, um ein Restaurant erfolgreich führen zu können. Auch werden wir unsere Aus- und Weiterbildungen in unserem Ausbildungszentrum vermehrt wieder bewerben.
Dann fehlen dem Verband jedoch auch die Mitglieder…
Ein Mitgliederrückgang ist die Konsequenz. Aber um
mehr Qualität zu erhalten sind weniger, aber dafür bessere Betriebe eindeutig die bessere Lösung. Danach sollten wir unseren Focus richten.
INTERVIEW: KARIN HUBER, FOTO: ZVG
22015
GASTROSUISSE // 11
«Neu auch als 47 cl
in der gepflegten Gastronomie
und bei Ihrem Getränkehändler.»
Frankenstärke und
Gastronomietourismus
www.passugger.ch
Die Schweizer Wohnbevölkerung hat 2014 insgesamt
22.7 Milliarden Franken für Essen und Trinken ausser
Haus ausgegeben. Das sind gemäss GastroSuisse 1.9
Prozent weniger als im Vorjahr. Viele leiden auch unter
dem Gastronomietourismus. Der Wertschöpfungsverlust wird dabei auf rund vier Mia. Franken geschätzt.
22.7 Milliarden Franken hat die Bevölkerung letztes Jahr
für Konsumationen ausser Haus ausgegeben: 66.5 Prozent
fürs Essen und 33.5 Prozent für Getränke. Während der
Essensmarkt stagniert hat, verzeichnete der Getränkemarkt einen Ausgabenrückgang in der Höhe von 406 Millionen Franken. Über die Hälfte der Ausgaben fürs Auswärtsessen wurden in der herkömmlichen Gastronomie
getätigt, wie Gastrosuisse Ende April mitteilte.
Die Verteilung der Ausgaben nach Regionen deutet gemäss GastroSuisse darauf hin, dass der Ausserhauskonsum
in Kantonen mit grossen Ballungszentren wie beispielsweise Zürich und in klassischen Tourismuskantonen wie
dem Wallis besonders wichtig ist. Die Walliser und Zürcher
gaben im Verhältnis zum Schweizer Durchschnitt nämlich
15 bis 19 Prozent mehr aus für Verpflegung ausser Haus.
Doch die Unternehmerinnen und Unternehmer sind
mehr gefordert denn je. Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank vom 15. Januar 2015 hat die Angebote ohne eigenes Dazutun der Branche auf einen Schlag
weiter verteuert und die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig verschlechtert.
WERTSCHÖPFUNGSVERLUST
47 cl 77 cl
Grosse Sorgen bereiten der Branche zudem der Einkaufs- und vor allem der Gastronomietourismus. Die von
GastroSuisse beim Link-Institut in Auftrag gegebene Studie kommt erhärtet zum Schluss, dass Gastronomietourismus ein echter Trend ist. 36 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer gehen regelmässig und wiederholt
ins Ausland zum Auswärtsessen. 16 Prozent aller Gastronomietouristen verlagern zunehmend auch eine Feierlichkeit ins Ausland. «Das ist besonders problematisch»,
findet Casimir Platzer, «denn gerade grössere Bankette,
runde Geburtstage oder Taufen sorgen für Auslastung
im Schweizer Gastgewerbe.»
Casimir Platzer:
Gastronomie­tourismus
ist problematisch.
Die Folgen des Gastronomietourismus sind messbar.
Hochgerechnet auf die Schweizer Wohnbevölkerung gehen
der Schweizer Gastronomie
dadurch jährlich rund vier Milliarden Franken Wertschöpfung verloren. Dieser Geldabfluss muss gestoppt werden,
dazu braucht es Reformen.
«Wir kämpfen an vorderster Front für Wettbewerbspreise
und im Speziellen für faire Importpreise», so GastroSuissePräsident Casimir Platzer.
BESSERE R AHMENBEDINGUNGEN NÖTIG
Einen bedeutenden Kostenblock in der gastgewerblichen Kostenstruktur stellen die Personalkosten dar. Diese
sind in der Schweiz wesentlich höher als im benachbarten
Ausland. GastroSuisse erwartet von den Gewerkschaften
ein höheres Verständnis für die schwierige Lage der Betriebe. Gefordert sind auch die Betriebe selbst etwa mit
überbetrieblichen Konzepten zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Auch auf dem Gebiet der Finanzierung
von Hotel- und Restaurationsbetrieben will GastroSuisse
die Branche unterstützen. So prüft der Verband in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit geeignete Massnahmen, um den Betrieben den
Zugang zur Finanzierung zu erleichtern.
Im Jahr 2014 fanden 209‘920 Personen eine Beschäftigung in der Hotellerie und Restauration. Die Branche
bildet gegen 9‘000 Lernende aus. Rund 29‘000 Hotellerieund Restaurationsbetriebe sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und tragen massgeblich zur Attraktivität
des Tourismusstandortes Schweiz bei.
TEXT: GS/KHR, FOTO: GASTROSUISSE
22015
12 // AKTUELL
13
Mehr asiatische Gäste
für Graubünden
Mehr Gäste aus Japan, China, Indien und weiteren
asiatischen Ländern sollen Graubünden kennenlernen
und Geld ausgeben. Damit die Gäste kommen, müssen
die Touroperators neue Reiserouten anbieten; damit
die Gäste daheim Positives erzählen und wiederkommen, müssen Hoteliers und Gastronomen wissen, wie
sie die Asiaten abholen und bekochen.
Schweizweit hingegen rechnet man mit weiterem jährlichem Wachstum um rund 100`000 Ankünfte pro Jahr, wie
das Wirtschaftsforum Graubünden in seinem kürzlich publizierten «Asienbericht» festhält. Diese Institution zeigt
nun für die Bündner Ansatzpunkte und auch Konsequenzen eines Einstiegs ins asiatische Gruppengeschäft auf.
GRAUBÜNDEN IN REISEROUTEN EINBINDEN
Der Gästeeinbruch der letzten Jahre und ein erneuter
Rückgang nach dem 15. Januar mit der Aufhebung des
Euro-Mindestkurses stellt nun wieder alte Ideen in neuen
Fokus: Engadin St. Moritz Tourismus etwa bewirbt Asiengäste seit Jahren. Mit eher kleinen Erfolgen. In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der Ankünfte asiatischer
Gäste in Schweizer Hotels zwar mehr als verdoppelt, doch
in Graubünden entfallen nicht einmal drei Prozent der
Logiernächte auf Bündner Hotels. Zudem gibt es kaum
Nachfrage aus Japan, dem wichtigsten asiatischen Land
für Graubünden.
Heute führt etwa jede fünfte Reise der Asiaten durch
die Schweiz. Graubünden liegt jedoch nicht auf den traditionellen Reiserouten. Das müsse sich nun ändern, finden das Wirtschaftsforum und Graubünden Ferien. «Wir
haben alles, wir müssen uns nur richtig inszenieren und
organisieren», befand Peder Plaz, Geschäftsführer Wirtschaftsforum Graubünden, als er im Mai den neuen 36seitigen Bericht «Sommergeschäft durch Touringgäste aus
Asien beleben», präsentierte.
Gelöst werden müssten vorab vor allem logistische
Fragen. Da Graubünden an den Hauptreiserouten asiatischer Gäste liegt (Italien-Alpen-Paris, München, London)
müssten die Gästeströme anders gelenkt werden.«Wir
müssen nicht nach China oder Japan reisen, wir müssen
nur nach Zürich zu Kuoni, um die neuen durch Graubünden führenden Reiserouten aufzugleisen», sagte Plaz.
Kuoni sieht darin allerdings nicht erste Priorität, wie dies
bereits in den Medien nachzulesen war.
BERGE, SCHNEE, SHOPPING
Heute bieten die Touroperatours Reiserouten an, die
innerhalb der Schweiz nach Luzern, zum Titlis, nach Interlaken und Zürich führen. Graubünden liegt hier – ausgehend von den Europarouten – etwas abseits. Darum
sollen die Gäste nun künftig auf Ersatzreiserouten direkt
ins Engadin gebracht werden. «Die Asiaten wollen Berge
mit Schnee, wie dies Diavolezza und Corvatsch böten,
Uhren shoppen, wie dies in St. Moritz und im Zollfreigebiet Samnaun möglich sei und die eine oder andere
Sehenswürdigkeit besichtigen», so Plaz.
Tai Chi-Angebote gibt’s auch in Graubünden. Generell fehlt es an
segmentierten Angebotspackages für die asiatischen Gäste.
22015
Die Gruppenreisen für Asiaten sind eher knapp kalkuliert, Dreisternehotels (noch) die Regel. Viel Wertschöpfung sei hier, anders als bei Individualreisenden, also nicht
zu erwarten, erklärte PederPlaz. Daher Interessanter sei
es, den asiatischen Gästen die Sehenswürdigkeiten zu zeigen und sie jenseits der Grenzen übernachten zu lassen.
Vielleicht weiss der Buddha Rat,
wie man asiatische Gäste für
Graubünden begeistern könnte?
«Es gibt kein Geschäft, das so einfach ist, um Geld zu verdienen», so Plaz. Zudem sei das Risiko klein, Investitionen
ausser der Marktbearbeitung kaum notwendig.
Als Hanspeter Danuser noch Kurdirektor von St. Moritz
war, hat er bereits aktiv um Asiengäste geworben. Seit
2010 bearbeitet die Destination Engadin St. Moritz neben
Brasilien auch Indien. Zwischen 2008 und 2013 verlor man
in St. Moritz über 170`000 Logiernächte, im ganzen Oberengadin sogar rund 400`000. Die Gäste aus den neuen
Asienmärkten konnten die Lücke bislang nur zu einem
kleinen Teil füllen. Auch Schweiz Tourismus wirbt seit langem in den asiatischen Märkten. Zwar steigt die Nachfrage in Asien nach Schweiz-Reisen, allerdings sind die VisaStellen auf den Schweizer Botschaften ein Problem.
DIE ROLLE DER LEISTUNGSTR ÄGER
Da es gemäss Wirtschaftsbericht kaum Investitionen
in Sachgüter braucht, können die Mittel für die Produktbündelung und Vermarktung eingesetzt werden. Entscheidend sei, dass die Leistungsträger ein Gesamtpaket
bündeln und bei den Reiseveranstaltern positionieren
müssten, so Plaz. Herausforderung bleibe das Preisniveau.
Sollten die Bündner Anbieter ins Asiengeschäft einsteigen wollen, sei ein Zusammenschluss der Leistungsträger
zentral. Das schnelle Geld sei im Asiengeschäft allerdings
nicht zu verdienen. Mittel- und längerfristig bestünden
jedoch gute Voraussetzungen.
man mit den Gästen umgeht, wie man
sie anspricht und wie man sie auch
kulinarisch abholt», erklärt der
Bündner Tourismusexperte Mario Barblan, der seit Jahren an
verschiedenen Schweizer Fachhochschulen und an der Universität von KhonKaen (Thailand) als
Professor und Dozent für Tourismus wirkt.
Wenn es einem Gastgeber zu viel sei, das Frühstück
den asiatischen Gewohnheiten anzupassen, dann habe er
nicht begriffen, wie die asiatischen Gäste funktionieren.
Wichtig sei ebenfalls, dass die Asiaten im Hotel eine Anlaufstelle hätten, um möglichst in ihrer Sprache kommunizieren zu können. «Doch das alles ist heute noch eine
Seltenheit», so Mario Barblan. Er sagt aber auch, dass
Graubünden Potenzial hat, aber es bislang versäumte,
im Asiengeschäft richtig Fuss zu fassen.
Im nun vorliegenden Bericht gehe man vom angestammten Asientouristen-Verständnis aus, kritisiert Mario
Barblan. «Dabei stehen die neuen Asientouristen mit komplett verändertem Reise- und Tourismusverhalten jedoch
schon in den Reisebüros oder lassen sich über die digitalen Medien zu ganz neuen Destinationen motivieren. Daran müsste und könnte Graubünden arbeiten und eine
Pionierrolle einnehmen. Wir verfügen ja über wunderbare
Attraktionspunkte und Eventkulissen». (vgl. auch Seite 15)
ASIATEN RICHTIG ABHOLEN
«Ganz wichtig im Asiengeschäft ist es zu wissen, wie
TEXT: KARIN HUBER, FOTOS: KHR / FOTOLIA
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AKTUELL // 15
«Hotellerie und Gastronomie
brauchen Nachhilfe»
ASIENGESCHÄFT
Der Asienmarkt wächst rasant. Graubünden möchte
nicht abseits stehen und sucht Lösungen. Die Hotellerie und die Gastronomie haben allerdings noch einige
Hausaufgaben zu machen, findet der in Bern tätige
Tourismusexperte und Asienspezialist Bernhard Marti.
Der wirtschaftliche Druck ist gross, der Handlungsbedarf
steigt. Graubünden sei vier bis fünf Jahre zu spät auf den
Asien Zug aufgesprungen, findet Bernhard Marti. Aber
nicht nur das. Es fehle auch an der Nutzung von Synergien. Die Schweiz und insbesondere Graubünden gelten
in Asien als «Naturgarten der Welt», sagt Marti. Erstaunlicherweise würden aber genau die Naturschönheiten
nicht beworben. Und weder Bahn, Hotellerie und Gastronomie noch alle anderen Tourismuspartner würden zusammenarbeiten und gemeinsame Produkte kreieren und
anbieten. «Das überregionale Denken fehlt ebenfalls.»
Marti kennt die asiatischen Länder von Reisen. Er arbeitet mit dem Bündner Asienspezialisten Mario Barblan zusammen, hat auch Einblick in die asiatischen Märkte und
Kontakt mit den asiatischen Touristikern. Genauso gut
kennt er sich im Schweizer Tourismusmarkt aus. Der ehemalige Gastronom und heutige Berater für Hotel- und
Gastronomiebetriebe, entwickelt individuelle Konzepte.
MASTERPL ÄNE FEHLEN
Marti plädiert dafür, umfassende Masterpläne zu erstellen – für die ganze Schweiz, um die Angebote zu vernetzen, aber genauso für die einzelnen Tourismusregionen. «Wir haben mehr als das Matterhorn und die Jungfrau zu bieten. Wir haben frisches Bergquellwasser, wunderbare Bahnangebote und wir könnten die asiatischen
Gäste nicht nur zum Shoppen schicken, sondern könnten
ihnen zuvor die Uhrenmanufakturen zeigen, sie dort mit
asiatisch adaptiertem swiss food verpflegen, um nachhaltige Erlebnisse zu verschaffen.»
EIN SK ANDAL
Daraus und aus anderen einzigartigen Erlebnissen
könnte man neue Packages zusammenstellen und den
Asiaten anbieten. «Es gibt viele Asiaten, die nicht die
bisherigen Standardpackages buchen wollen.» Vielleicht
kaufe der Gast heute noch eine Swatch, morgen aber habe er Geld für eine Rolex, vielleicht übernachte er heute
Asienexperte Bernhard Marti:
«ES IST EIN SKANDAL,
ASIATISCHE GÄSTE ZUM
ÜBERNACHTEN INS AUSLAND
ABSCHIEBEN ZU WOLLEN»
in einem Dreisternhaus und morgen in einem Luxushotel.
Gäste darum einfach zu klassifizieren, sei der falsche Weg,
sie zum Übernachten gar ins Ausland abschieben zu wollen, ein Skandal. «Die Hoteliers und Restaurateure zu beschwichtigen und ihnen von Investitionen und Konzept­
anpassungen für den Asienmarkt wegen zu geringer
Wertschöpfung abzuraten, bedeutet eine zukünftige
wirtschaftliche Katastrophe.»
Ausserdem entwickle sich der Asiengast schnell. Er
werde anspruchsvoller, wolle bald einmal Reisen, die ihn
nicht nur im Eiltempo durch Europa lotsen würden. Und
Asien sei nicht einfach Asien – man müsse den Markt segmentieren und dann Angebote pro Segment ausarbeiten.
«Wenn wir dem asiatischen Gast einzigartige Erlebnisse verschaffen, wird er in das Land seiner Träume zurückkehren.» Ganz wichtig sei darum auch, dass man die
Gäste in ihrer Sprache anspricht, ihnen das Essen anbietet,
das sie möchten. «Heute wird kaum ein Asiate 40 Franken
für ein Essen ausgeben – aber vielleicht tut er das morgen
oder übermorgen.» Die Gastronomie- und Hotelbetriebe würden hier eine entscheidende Rolle spielen. Oft
brauche es nur kleine Veränderungen, manchmal seien
für einen Betrieb aber auch neue Konzepte wichtig, um
im Markt bestehen zu können und zu neuen Höhenflügen anzusetzen. Ohne Investitionen in emotionale und
phantasievolle Produkte und in eine asienkompatible
Infrastruktur gehe es jedoch nicht.
TEXT: KARIN HUBER, FOTO: ZVG
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16 // GÄSTE
17
«Gastronomie ist für
Ferienorte zentral»
Alles redet von der Hotellerie. Welchen Stellenwert
hat eigentlich die Gastronomie in den Tourismusorten?
Pascal Jenny, Direktor Arosa Tourismus, findet: «Die
Gastronomie ist innerhalb des gesamten Ferienerlebnisses ein ganz wichtiger Zufriedenheitsfaktor».
Pascal Jenny, welches sind die Erfolgsfaktoren der modernen Gastfreundschaft?
Ist der Gast bereits bei uns, dann sollten wir aufmerksam sein und auch beobachten, für was sich der Gast interessiert, was er aufnimmt, was er sagt, was er will und
ihn dann überraschen. Es ist wichtig, den Gast zu spüren.
Wenn der Gast aber noch gar nicht bei uns ist, liegt es an
uns, ihn zu finden. Wir müssen uns also zuerst fragen, wer
unsere Gäste sein könnten und wer sich bei uns wohlfühlen würde. Ich habe unlängst mit meiner Familie ein paar
Ferientage gemacht und bei der Hotelbuchung gesagt,
dass ein Kind reiten wolle. Kaum waren wir im Hotel, ist
uns der Gastgeber mit Kinderreitschuhen in der Hand entgegengekommen. Das sind die Wow-Effekte, bei denen
der Gast und die Gastgeber gewinnen.
Und das läuft so auch in Arosa?
Wir haben einige Gastgeber, die das ebenso gut machen. Es ist mir aber bewusst, dass beim Thema «den Gast
abholen» doch noch viel Handlungsbedarf besteht – auch
in Arosa. Immerhin wurden schon einige Schritte gemacht
im Wissen darin, dass es die Anspruchslosigkeit des Gastes
nicht mehr gibt.
Alles redet immer von den Hotels und selten jemand von
der Gastronomie, wenn es um wirtschaftliche Fragen
geht. Aber zuerst ganz allgemein: wie wichtig ist die
Gastronomie im Tourismus?
Sie ist zentral. Macht der Gastronom es gut, dann ist
der Gast zufrieden. Oft sind es die einfachen Dinge, die
zum Ferienglück beitragen. Ein kurzes Gespräch, eine Frage, manchmal sind es Belanglosigkeiten. Sagt etwa der
Hotelier oder der Gastwirt zu seinem Gast, dass er heute
aber fit aussehe, dann fühlt sich der Gast aufmerksam
behandelt. Die Gastronomen in Arosa komplettieren unser Angebot erst. Ein Restaurant ist Teil des Lifestyles und
gehört zum Ferienerlebnis.
22015
Über wie viele Hotels und Restaurants verfügt Arosa?
Was fehlt?
Arosa hat 40 Hotelbetriebe – nicht alle jedoch verfügen über öffentliche Restaurants. Gemeinsam mit den
Restaurants in den Hotels kommen wir im Kern-Arosa
auf rund 50 Restaurants, inklusive der Berggastronomie.
Wir haben alles, was die Gäste wünschen. Die Restaurantküchen sind vielfältig und erfüllen alle Ansprüche. Gut,
eine «Mottahütte» wie sie im Skigebiet von Lenzerheide
steht, die würde uns fehlen, wenn wir die Skigebietsverbindung nicht hätten. Aber so ist auch das abgedeckt.
Wir haben auch ganz spezielle Angebote, wie jenes, das
unser Förster in der Alphütte Prätsch, die der Bürgergemeinde Chur gehört, kreiert hat. Er bereitet für die Gäste
ein Wildfondue aus eigener Schanfigger Jagd zu und
kommt damit so gut an, dass die Alphütte an gewissen
Tagen für die nächsten Jahre wohl ausgebucht sein dürfte… Das sind echte gastronomische Highlights. Das einzige was wir feststellen ist, dass neue Trends manchmal
etwas länger haben, bis sie in Arosa ankommen. Aber
das ist ja nicht unbedingt ein Nachteil.
Was braucht es für einen «idealen» Ferienort?
«DIE GÄSTE WOLLEN FÜR
HAHNENWASSER NICHT BEZAHLEN»
Pascal Jenny, Direktor Arosa Tourismus.
Ein idealer Ferienort hat Geschichte und der Gastgeber erzählt Geschichten. Natürlich sollte die Infrastruktur
up to date sein. Authentizität ist ebenfalls ganz wichtig.
Und Begegnungen zwischen Gastgebern, den Einheimischen und Gästen müssen unbedingt möglich sein.
Was macht ein Restaurant attraktiv für den Tourismusdirektor? Was sollte es bieten?
Die Fakten: 2014 hat die Schweizer Wohnbevölkerung
22.7 Milliarden Franken für Konsumationen ausser Haus
ausgegeben: 66.5 Prozent fürs Essen (stagnierend) und
33.5 Prozent für Getränke (Rückgang 406 Mio.). Die Zahlen mögen beeindrucken.
Ja, sie sind beeindruckend. Sie zeigen, wie wichtig die
Gastronomie ist. Und es wird einem bewusst, dass zu wenig über Gastronomie und deren Bedeutung gesprochen
wird.
Nach dem Frankenschock ist (nicht nur) die Gastronomie
um einen Schlag 15 Prozent teurer geworden. Was sagen
die Aroser Gäste zu den hohen Preisen?
Die Aroser Gastronomie ist auf den gehobenen Mittelstand ausgerichtet. Für unsere Gäste sind die Preise ok. Wir
sind immer noch der Ferienort mit der längsten Aufenthaltsdauer. Zugegeben, das hat sicher auch etwas damit zu
tun, dass wir etwas abgeschieden sind. Wer da ist, bleibt
da. Wir haben jedoch auch Betriebe, wie etwa in der Berggastronomie, die ihre Preise für gewisse Teile vom Angebot gesenkt haben. In der Hotellerie fragen die Gäste gezielt nach Rabatt. Das macht in der Gastronomie niemand,
allenfalls wird einfach ein preisgünstigeres Essen bestellt.
Ich persönlich mag viel Holz, ein Cheminée, eine nette, aufmerksame Bedienung und ein geniales Salatangebot. Ein Restaurant sollte einladend sein. Der erste Kontakt mit dem Servicepersonal ist entscheidend. Manche
Gäste gehen wieder, wenn irgendetwas nicht stimmt.
Ich selbst bin noch nie rausgegangen, komme dann aber
kein zweites Mal.
Restaurants und insbesondere Bergrestaurants haben
tatsächlich viel Einfluss auf die Zufriedenheit des Gastes.
Wir wissen, dass die Gäste es nicht tolerieren, wenn sie
Hahnenwasser bezahlen müssen, wenn sie gleichzeitig
dort essen. Das Preisgefüge hat sicher Einfluss. Doch
wenn das Fleisch, das auf den Tisch kommt, wirklich gut
ist, dann spielt der Preis keine entscheidende Rolle mehr.
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Arosa Tourismus und der Gastronomie konkret aus?
Alle Leistungsträger treffen sich bis zu viermal jährlich, um sich auszutauschen. Dabei sind auch die Gastronomen. Arosa Tourismus pflegt vor allem bei Kongressen, Incentives, Firmenanlässen oder anderen grösseren
Events engen Kontakt zur Gastronomie. Arosa Classic Car
ist für alle hier ein wichtiger Event, insbesondere auch
für die Gastronomie, die dabei stark eingebunden ist.
Zusätzlich zum klassischen Gastgewerbe kommt in einem
Ort wie Arosa der Unterhaltungssektor mit Bars, Nachtlokalen und Dancings. Wie funktioniert Arosa hier?
Das Nachtleben ist nicht so ausgeprägt, das Angebot
klein. Weinbars laufen gut, die Dancings und Clubs nur
teilweise und dann vor allem an den Wochenenden. Das
ist schwierig für die Anbieter.
Ausserhalb der Saison sind Tourismusorte meist nicht
attraktiv. Was macht Arosa?
Für viele Gäste ist gerade die Nebensaison attraktiv.
Gäste, die Ruhe suchen, allein sein wollen, gerne in der
Natur sind, die kommen gerade dann zu uns. Es reicht
dann, wenn zwei, drei Restaurants offen haben. Wir
möchten jedoch die Zeit von Mitte Oktober bis Mitte
Dezember neu beleben und je nach Wetter Skifahren,
Wandern oder Biken anbieten. Bereits haben elf Hotelbetriebe zugesagt, dass sie in dieser Zeit an den Wochenenden geöffnet sind.
INTERVIEW: KARIN HUBER, FOTOS: AROSA TOURISMUS
Für einen Tourismusort ist eine gute Gastronomie das
A + O. Wenn ein Gast schlecht isst, erzählt er das rum
und kommt unter Umständen nicht mehr, sondern bucht
woanders Ferien.
Das ist genauso. Der ganze Ort kann Gäste verlieren,
wenn ein Restaurant den Gast nicht abgeholt hat. Wir
erhalten immer wieder Reklamationen von Gästen, die
auch mit der Gastronomie unzufrieden sind. Reklamationen nehmen wir sehr ernst. Wenn sich der Gast ernst
genommen fühlt, kommt er sogar dann wieder, wenn
einmal etwas schief gelaufen ist. Wir versuchen immer,
unsere Gäste zu Stammgästen zu machen.
Für einen Touris­­mus­
ort wie Arosa ist
die Gastronomie
das A + O.
Vermutlich hat auch das Preisgefüge einen Einfluss auf
die Zufriedenheit des Gastes.
22015
18 // HOTELLERIE
19
Andreas Züllig: «Wir müssen
die eigenen Gäste pflegen»
Andreas Züllig: «Die neuen
Märkte können den Abfluss
aus unseren Hauptmärkten
nicht kompensieren.»
UMFRAGE
Hotels rechnen mit schwieriger Saison
Die Hotelbranche blickt der kommenden Sommer- und Wintersaison pessimistisch entgegen. Neben einem voraussichtlichen Rückgang des Gästevolumens, insbesondere aus dem
EU-Raum und aus Russland, geraten auch die Preise weiterhin unter Druck.
Die Folgen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses wirken
sich in den traditionellen Ferienregionen erwartungsgemäss
stärker aus als in der Stadthotellerie. Diese Aussichten gründen auf einer kürzlich durchgeführten qualitativen Umfrage
von hotelleriesuisse bei Schweizer Hotelbetrieben.
Andreas Züllig, Präsident hotelleriesuisse schweiz und
Gastgeber im Hotel Schweizerhof in Lenzerheide, wagt
einen ersten Ausblick auf die Sommersaison. Er plädiert
für punktuelle Aktionen, jedoch nicht für Preissenkungen. Die Personaleinsparungen gehen weiter.
«EIN SCHLEICHENDER UND IN DER ÖFFENTLICHKEIT
FAST UNBEMERKTER ABBAU VON STELLEN IM
GASTGEWERBE IST ABER SEIT JAHREN ZU BEOBACHTEN»
Andreas Züllig, Gastronomie und Hotellerie haben die
Wintersaison relativ gut überstanden. Was bringt der
Sommer?
Der Sommer ist und war immer schwer zu planen. Vieles hängt von den Wetterbedingungen ab. Vor allem da
die Schweizer ihre Hauptferien nicht in der Schweiz verbringen, sind wir in unserem Hauptmarkt Schweiz und
nahes Ausland auf kurzfristige Buchungen mit Aufenthalten zwischen zwei und fünf Tagen angewiesen. Mit
der heutigen Technologie hat der Gast sehr schnell den
Überblick über das Wetter, die Angebote und den Preis.
Wir sind zu teuer. Sollen Gastronomen und Hoteliers den
Gästen preislich entgegenkommen?
Preissenkungen können wir uns in der Schweiz mit unseren hohen Kosten nicht leisten. Unsere Preise waren
schon in den letzten Jahren unter Druck. Um nachhaltig
Geld für Investitionen und Erneuerungen zu verdienen
und qualifizierte Mitarbeitende einzustellen, sind wir auf
kostendeckende Preise angewiesen. Punktuell und zeitlich beschränkt können aber Aktionen angeboten werden, um die Nachfrage anzukurbeln.
Bereits spricht man davon, die Arbeitszeiten bei den
Mitarbeitenden zu verlängern.
Ich meine, das ist in der jetzigen Situation eine Möglichkeit, um die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern.
Die Erfahrungen aus anderen Branchen zeigen, dass die
Mitarbeiter gerne bereit sind, diesen Beitrag zur Siche-
22015
rung des Arbeitsplatzes beizutragen. Es braucht aber
noch weitere Massnahmen, um die hohen Kosten in der
Schweiz nachhaltig zu senken. Das Arbeitsgesetz beispielsweise beinhaltet etliche für unsere Branche unnötige Regelungen, die nichts bringen aber viel Geld kosten.
Wie vielen Mitarbeitenden in den Hotels/Restaurants in
der Schweiz und in Graubünden wurde bereits gekündigt?
In den meisten Saisonbetrieben wurden die befristeten Verträge im Winter nicht gekündigt, sondern einfach
nicht mehr verlängert.
Dann wird in der Sommersaison weiter Personal eingespart?
Viele Betriebe haben für die Sommersaison vorsorglich weniger Mitarbeitende eingestellt. Ein schleichender
und in der Öffentlichkeit fast unbemerkter Abbau von
Stellen im Gastgewerbe ist aber seit Jahren zu beobachten. Von 2008 bis 2014 sind in der Schweiz rund 21‘000
Arbeitsplätze im Gastgewerbe verloren gegangen.
Wo soll die Branche ihre Werbemittel einsetzen, um den
bestmöglichen Erfolg zu erzielen?
Wichtig für den einzelnen Betrieb ist die Pflege der
eigenen Gäste, die das Hotel und die Dienstleitung schon
kennen. Neue Gäste können nach meiner Meinung nur
in Kooperation mit anderen Partnern wie lokale, kantonale oder nationale Tourismusorganisationen generiert
werden.
In der Schweiz und in Graubünden soll mit den Asiaten
neues Gästepotenzial erschlossen werden. Ist das die
Lösung?
Diese Märkte haben mittel- bis langfristig sicherlich
ein grosses Potential. Der Aufbau neuer Märkte braucht
aber sehr viel Zeit und vor allem auch sehr viel Geld. Entsprechend sind hier Kooperationen mit allen Leistungsträgern (Bergbahnen, RhB, Hotels, etc.) aber auch eine
überregionale Zusammenarbeit die einzige Chance, in
diesen Märkten Fuss zu fassen. Diese neuen Märkte können aber den Abfluss aus unseren Hauptmärkten Schweiz
und EU nicht kompensieren.
INTERVIEW: KARIN HUBER, FOTOS: ZVG
Auch asiatische Gäste werden in absehbarer Zeit nicht die leeren Betten füllen.
Die befragten Hotelbetriebe erwarten aufgrund der Frankenstärke negative Auswirkungen auf die Sommer- sowie
die nächste Wintersaison. «Aufgrund zunehmender Spontanbuchungen im Sommergeschäft wird das Wetter eine
zentrale Rolle spielen, um den Logiernächterückgang in Grenzen zu halten», hält Dr. Christoph Juen, CEO hotelleriesuisse,
fest. Auch die Entwicklung der nächsten Wintersaison schätzt
die Branche eher pessimistisch ein.
Gemäss der Umfrage wurde bisher hauptsächlich in betriebsinterne Optimierungen wie die Verbesserung der Prozesse, Preisgespräche mit Lieferanten und Investitionen in
Qualität und Innovation sowie in die Verkaufsförderung
investiert. Preissenkungen und Sparmassnahmen in Form
eines Einstellungsstopps oder Entlassungen nahmen die befragten Betriebe nur vereinzelt vor.
Margen verstärkt unter Druck
Knapp zwei Drittel der befragten Betriebe erwarten für das
laufende Jahr, sowohl in den Städten als auch in den Ferienregionen, eine negative Preisentwicklung. Preisanpassungen
nach unten beeinflussen aufgrund der hohen Vorleistungskosten in der Schweizer Hotellerie die Margen. «Der Preiskampf, dem die Betriebe aufgrund rückläufiger Buchungen
ausgesetzt sind, kann die Ertragslage verschlechtern und damit auch zahlreiche finanziell gesunde Betriebe unter Druck
setzen», sagt Juen. Neben notwendigen politischen Massnahmen gegen den hohen Kostensockel in der Schweizer Hotellerie gilt es, die hohe Qualität bei Dienstleistungen und
Hotelinfrastruktur in den Fokus zu rücken, um im hart umkämpften Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. (hs)
Wie handhaben Sie das in Ihrem Hotel Schweizerhof in
Lenzerheide? Welche Massnahmen haben Sie geplant?
Wir haben das Marketing nach innen zu unseren Gästen verstärkt und können diesen im Rahmen des 111-Jahre Jubiläums ein paar spezielle Angebote anbieten. Zusätzlich versuchen wir über Kooperationen mit anderen
Hotels, der lokalen Tourismusorganisation und mit nationalen Partnern neue Gäste für unser Hotel zu begeistern. Die grösste Hoffnung für uns ist aber, dass wir nicht
noch einmal einen Sommer erleben müssen wie 2014
und uns Petrus mit einem Sommer der den Namen verdient unterstützt.
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20 // BETRIEBSSCHLIESSUNG
NACHWUCHS // 21
Innovative Angebote,
aber zu kleine Nachfrage
Scheitern beinhaltet doch immer auch Positives, wie
die Neuausrichtung des Lebens von Marco Goerg und
Uschi Flaschberger zeigt. Im August 2011 haben sie mit
viel Herzblut das Restaurant «Sonne» in Trimmis
gepachtet. Bis Oktober 2013. Dann war Schluss. Denn
trotz innovativen Angeboten gelang es nicht, genügend
Gäste zu begeistern.
Marco Goerg ortet die Gründe des Scheiterns vor allem
in seinem gehobenen Angebotssegment und in der Lage
seines Betriebs. Trimmis ist nicht unbedingt ein Ort, den
man zum Mittag- oder Nachtessen ansteuert. Das Dorf ist
zudem zu klein, hat wohl auch zu wenige Arbeitsplätze
zu bieten. Und auch: Für die Arbeiter war die «Sonne»
vielleicht eine Spur zu fein, das nahe Restaurant «Krone»
für diese Gäste darum erste Adresse. Anderseits war die
«Sonne» für gut situierte Gäste, die das Besondere suchten, erste Wahl, insbesondere mittags.
«Am Anfang versuchten wir, alle anzusprechen. Wir
bereiteten günstige Mittagsmenus zu und abends kochten wir à la Carte auf hohem Niveau», sagt Goerg, gelernter Koch und Gastronomiekoch. Im Laufe der Zeit reduzierten sie das Angebot im Sinne von «weniger ist mehr».
Das Paar wusste auch, dass die Lage nicht optimal ist für
ein qualitativ hochstehendes Restaurant. Es gehört zu
ihrer Berufsethik, nur Produkte aus artgerechter Tierhalten einzukaufen und zu verarbeiten. «Unser Ziel war es
immer, unsere Gäste glücklich zu machen».
Schulunterricht in Hotels
und Gastronomiebetrieben
Nachwuchsaktion en
nd
Leben in Graubü
ZUSAT ZMASSNAHMEN
Anfang 2013 beschloss das Paar, die Fassade der «Sonne» rot streichen zu lassen, um mehr Aufmerksamkeit zu
erregen. Auf eigene Kosten. Auch kaufte das Paar einen
Fleisch-Reifeschrank. Das knochengereifte Beef entpuppte sich eine Zeitlang als Gästemagnet. Im Frühling lief die
«Sonne» gut, sagt Goerg. «Wir dachten, jetzt haben wir
den Turnaround geschafft». Doch im Sommer zogen wieder Wolken auf. Es kamen wieder weniger Gäste. Marco
Goerg und seine Partnerin Uschi Flaschberger überdachten die Situation, sassen mit ihrem Vermieter zusammen,
beratschlagten und kamen zum Schluss: «Wir müssen aufhören, bevor wir rote Zahlen schreiben».
Marco Goerg und Uschi Flaschberger hatten sich mit
ihrer Selbstständigkeit in der «Sonne» einen Traum erfüllt.
Er hielt nicht lange vor. Man musste bald auf die beiden
Mitarbeitenden verzichten. Eine schwankende Auslastung machte es zudem schwierig zu planen. Das Angebot
anpassen, wäre das eine, aber so weit von der eigenen
Linie abweichen, das wollten sie nicht. «Unser Ziel war
immer, gute Qualität zu bieten. Und uns sollte die Arbeit
Spass machen».
Ihr Lohn war die Freude an der Arbeit. Vom Verdienten
konnte nur ein einziger Lohn bezahlt werden. Und dieses
Geld brauchten sie zum Leben. Auch das Ersparte von gegen 70`000 Franken wurde aufgebraucht. So schlossen sie
im Oktober 2013 schweren Herzens die Türen ihrer «Sonne» und suchten nach einem Job. Marco Goerg wurde
Küchenchef für das à la Carte-Restaurant Belvoirpark in
Zürich. Fast gleichzeitig hat seine Partnerin Uschi Flaschberger ihre neue Stelle als Stv. Chef de Service im nahen
Zürcher Restaurant Sihlhalde angetreten. Zurzeit bildet
sie sich als Sommelier weiter. Als die Stelle des ExecutivChefs frei wurde, hatte Goerg die Chance, diese Stelle
anzunehmen. Heute arbeitet er mit 20 Mitarbeitenden
zusammen. «Wir sind froh, dass wir Erfahrungen mit der
Selbstständigkeit machen durften», sagt Goerg. «Der Versuch hat sich gelohnt. Jetzt schauen wir vorwärts.»
Marco Goerg an seinem neuen Wirkungsort im Belvoirpark Zürich.
«Leben in Graubünden» ist ein Gemeinschaftsprojekt
von GastroGraubünden, hotelleriesuisse Graubünden,
berufehotelgastro (GastroSuisse, hotelleriesuisse) und
richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 5. und
6. Klasse.
Das vielversprechende Nachwuchsprojekt möchte die
Schülerinnen und Schüler für den Tourismus und die Berufe der Gastronomie und Hotellerie sensibilisieren, ihnen Einblicke geben und sie begeistern. Hinter dem Projekt steckt die Idee, dass sich Schüler im Schulunterricht
mit ihrem unmittelbaren Lebensumfeld auseinandersetzen. Eingesetzt werden die Lehrmittel «Leben in Graubünden». Verschiedene Themen setzen sich mit dem
Tourismus auseinander. Zeitenweise soll das Klassenzimmer in einen Gastronomiebetrieb oder in ein Hotel
verlegt werden, damit die Schüler einen authentischen
Einblick in die Arbeitswelt erhalten und sie vielleicht für
eine spätere Lehre begeistern.
START: SEP TEMBER 2015
Das Projekt beginnt im September 2015. Das Ende bleibt
offen. Vorgesehen ist, nach jedem Schuljahr eine Standortbestimmung zu machen und dann über eine Weiterführung zu entscheiden. Momentan ist eine Projektdauer
bis 2018 veranschlagt.
Gefordert sind während der Projektphase vor allem
auch die beteiligten Bündner Hotels und Gastronomiebetriebe. Sie stellen ihre Häuser für Schülerbesichtigungen zur Verfügung und bauen auch Posten zu den verschiedenen Gastronomie- und Hotelberufen auf.
Die Schulklassen verlegen jeweils für einen Tag ihr
Schulzimmer in die beteiligten Betriebe. Sie werden von
ihrer Lehrerin oder ihrem Lehrer begleitet. Nebst praktischen Einblicken gibt es auch Lektionen im Tourismus.
Mitarbeitende von Tourismusvereinen werden den jungen Menschen viel über den Tourismus erzählen und ih-
Schülerinnen und Schüler werden ab Herbst Gelegenheit erhalten, einen
Schultag in ein Hotel oder einen Gastronomiebetrieb zu verlegen.
nen auch die wirtschaftliche Bedeutung für Graubünden
aufzeigen. Sie erfahren, wie wichtig die Arbeitsplätze im
Tourismus sind. Im Plenum werden sodann die Herausforderungen, welche in den nächsten Jahren auf die Tourismusbranche zukommen, thematisiert. Die Schüler erhalten auch die Möglichkeit, Lernende und Mitarbeitende
direkt zu interviewen und ihnen zu ihrem Beruf Fragen
zu stellen.
Wie Richard Decurtins von GastroSuisse und Tamara
Henderson von GastroGraubünden erklären, werden die
Anlässe durch die teilnehmenden Betriebe mit Unterstützung von berufehotelgastro.ch durchgeführt. Für die
Schulklassen werden keine Kosten entstehen. Die teilnehmenden Gastronomiebetriebe und Hotels werden
für ihren Aufwand entschädigt.
Die beteiligten Verbände erhoffen sich von dieser Sensibilisierungskampagne mehr Interesse an den Berufen
in der Gastronomie und den Hotels.
TEXT UND FOTO: KHR
TEXT: KARIN HUBER, FOTO: ZVG
22015
22015
22 // BUSINESS
NACHWUCHS // 23
«Please disturb»
47 offene Hoteltüren
«Wasser des Lebens»
als Geschäftsmodell
Claudio Bernasconi mit Sohn Nicola.
Grösser, schöner, besser: Ein Bündner Hotelier hat aus
seiner Leidenschaft «Whisky», dem Wasser des Lebens,
ein veritables Geschäftsmodell entwickelt. Claudio
Bernasconi, bis letztes Jahr Hotelier im «Waldhaus am
See» in St. Moritz, hat nun zwei seiner Söhne an Bord
seines Handelsunternehmens «World oft Whisky by
Waldhaus» geholt.
gienischen Verhältnisse waren nicht gerade gut. Ich habe
darum immer meine Zähne mit Whisky geputzt», erzählt
er wohl schon zum Tausendsten Male jenen, die sich wundern, wie eigentlich das Whisky-Imperium entstanden
ist. «Nach einer Woche habe ich den Whisky dann nicht
mehr nur zum Zähneputzen genommen, sondern bin
auf den Whiskygeschmack gekommen…». Irgendwann
dann begann er, als er noch im Splügner Hotel Piz Tambo arbeitete, Whisky zu sammeln. Am 1. November 1983
übernahm der das Hotel Waldhaus am See in St. Moritz
und baute seine Whiskysammlung sukzessive aus. Als er
von einem Gast hörte, dass ein Holländer eine WhiskyBar mit über 100 Flaschen sein eigen nannte, wurde seine
Sammelwut noch mehr angestachelt.
Claudio Bernasconi kennt man als initiativen Bündner Hotelier, der aus dem «Waldhaus am See» in St. Moritz eines
der besten 3* Hotels der Schweiz machte. Drei Jahrzehnte
lang wirkte er dort, bis er letztes Jahr seinem Sohn Sandro
den Betrieb übergab. Im «Waldhaus am See» richtete er
im Laufe der Zeit respektive vor über 20 Jahren aber auch
die Whisky-Bar «Devil`s Place» ein. Sie wurde beständig
ausgebaut.
DIE SCHÖNSTE WHISK Y- BAR
Seit Jahren wirbt das «Waldhaus am See» mit der grössten Whisky-Bar der Welt – der Gast wählt aus über 2500
Abfüllungen seinen Whisky aus. «Devil`s Place» ist seit
langem Mekka für Whisky-Liebhaber aus dem gesamten
europäischen Raum. Zudem stehen im Waldhaus-Whisky
Shop über 1000 verschiedene Sorten zum Verkauf. Und
auch im Whisky-Lager (Versand aus dem Zollfreilager)
im Gewerbegebiet von Samedan stapeln sich die Kartonschachteln im Lagerraum bis unter die Decke.
ALLES RUND UM WHISKY
Im Hotel Waldhaus am See dreht sich vieles um Kulinarik und
Wein (50`000 Flaschen lagern im Weinkeller / Best of Award
of Excellence) und noch mehr um Whisky:
Angeboten werden Whisky-Tastings im Devil`s Place sowie
Whisky & Dine (u.a. mit Gravedlachs, Hummersüppchen,
Lammkarreebraten). Durchgeführt werden auch WhiskySchulungen für Interessierte unter anderem im Rahmen von
GastroSuisse in Bern. Und im hauseigenen Whisky-Shop kann
der Gast direkt aus über 1000 verschiedenen Whiskys auswählen. Der Online-Handel läuft über worldofwhisky.ch.
Verewigt wird ein Whisky-Liebhaber an der Wall of Fame in
der Whisky-Bar dann, wenn er 50 Whiskys degustiert hat.
Wer es auf 100 Degustationen bringt, wird mit Portraitbild
an der Wall of Fame verewigt.
Infos ≥ www.waldhaus-am-see.ch
≥ www.worldofwhisky.ch
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SHOP- UND INTERNET VERK AUF
Bernasconi betreibt in Samedan eine Handelsfirma
für Whisky. Er kauft jedes Jahr rund zehn Fässer dieses
hell- bis goldgelben Destillats in verschiedenen Destillerien ein. Abgefüllt wird der oft lange Jahre im Fass gereifte Whisky in Schottland in Flaschen. Die Qualität ist abhängig vom Alter des Whiskys. Mittlerweile generiert das
Familienunternehmen einen Whisky-Umsatz von 1,5 Mio.
Franken. «85 Prozent verkaufen wir im Internet. Den Versand wickeln wir in unserem Zollfreilager in Samedan ab.
80 Prozent des Umsatz generieren wir mit schottischen
Single Malt Whiskys.» Im Sortiment findet sich jedoch
auch amerikanische, kanadische, irische, japanische und
Schweizer Whisky.
SAMMLERLEIDENSCHAF T
Seine Leidenschaft für das «Wasser des Lebens» hat
Bernasconi in jungen Jahren in Indien entdeckt. «Die hy-
1993 eröffnete er im «Waldhaus am See» die «schönste» Whisky-Bar von St. Moritz. Den Umbau liess er sich an
die zehn Millionen Franken kosten. Die Bar ist sein ganzer
Stolz. Keine zwei Jahre später warb Bernasconi mit der
«grössten Whisky-Bar der Schweiz» – 800 verschiedene
Whiskys bot er an. Dann machte er sich schlau, wer auf
der Welt eigentlich die grösste Whisky-Bar führt. Fündig
wurde er am Gardasee. Die Whisky-Sammlung dort umfasste 6000 Sorten. Wenig später ist der Eigentümer des
weltweit grössten Whisky-Sammlung gestorben und
Bernasconi übernahm einen Teil der Sammlung. «1996 verfügte ich über 1000 verschiedene Flaschen und stellte darum einen Antrag, um ins Guinessbuch der Rekorde aufgenommen zu werden». Das klappte dann auch auf Anhieb. 1998 stockte Claudio Bernasconi den Bestand auf
2500 Abfüllungen auf. Ein weiterer Eintrag im GuinessBuch von 1999 war gesichert. Von der Scotch Whisky Society ausgezeichnet wurde er seiner Verdienste wegen
um schottischen Whisky zudem mit dem Titel «Keeper of
the Quaich» (Ritter des Kelchs).
Seit Claudio Bernasconi den Hotelbetrieb, den er 31
Jahre lang führte, seinem Sohn Sandro übergeben hat,
gehört seine Zeit nun vorwiegend dem Whisky-Unternehmen. Weil das Unternehmen «World oft Whisky by
Waldhaus» immer grössere Dimensionen angenommen
hat, wird er nun von seinen beiden Söhnen Andrea und
Nicola unterstützt.
TEXT UND FOTO: KARIN HUBER
47 Bündner Hotels öffneten ausdrücklich ihre Türen,
weil sie gestört werden wollten. Mit der Aktion Please
disturb – bitte stören konnte insbesondere der Nachwuchs hinter die Kulissen der Betriebe schauen.
Gegen 4000 Interessierte haben das Angebot der Hoteliers Mitte Mai angenommen. Betriebsführungen, Degustationen und verschiedene Attraktionen wirkten allfälliger Schwellenangst entgegen.
Die Tagesprogramme wurden individuell gestaltet. In
einem Backpacker-Hotel in Chur gab`s etwa einen Spaghetti-Plausch und ein Mitarbeiterrestaurant eines Fünfstern-Hotels offerierte einen Begrüssungsapéro. Ein weiteres Hotel organisierte einen von Lernenden begleiteten
Lernpfad, wieder ein anderes bot einen Service-Parcours
mit Plaetau, gefüllte Gläsern und Hindernissen. Für junge
Leute gab`s in einigen Betrieben auch handfeste Informationen über die verschiedenen Hotelberufe. Lernende
erzählten ihnen zudem viel Wissenswertes über ihre Berufe. Dieser direkte Austausch an diesem Berufsbildungstag war für alle sehr wertvoll und wird vielleicht den einen
oder die andere dazu motivieren, einmal einen Hotel- oder
Gastronomieberuf zu wählen.
hotelleriesuisse Graubünden befragte die Bündner Hotelbetriebe nach der Please disturb-Aktion über deren
Erfahrungen. Bei einem Rücklauf von 70 Prozent zeigten
sich 58 Prozent sehr zufrieden, 28 Prozent mehr oder weniger zufrieden und 14 Prozent kaum zufrieden.
In der ganzen Schweiz haben insgesamt 222 Hotels
über 16`000 Besucher empfangen. Bereits steht das Datum
für den nächsten Please disturb-Tag fest: 6. März 2016.
Auch dann gilt es für Hotelgäste, die lokale Bevölkerung,
Schüler und Lernende: Eintreten, entdecken, erleben.
«Please disturb» ist mehr als eine Hotelbesichtigung»,
erklärte Jürg Domenig, Geschäftsführer hotelleriesuisse
Graubünden. «Denn wir rufen die Besucher auf, die Abläufe hinter den Kulissen kennenzulernen, sich mit den
Hotelmitarbeitenden auszutauschen und auch selbst
Hand anzulegen.»
TEXT UND FOTO:
HOTELLERIESUISSE GRAUBÜNDEN
22015
24 // KURZNOTIZEN
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Eine Service-Legende geht in Ruhestand
Er war 25 Jahre erster Maître d'Hôtel
im Suvretta House, nun tritt er in
den Ruhestand: Claudio Molinari,
Kellner alter Schule, prägte auf seine
ganz persönliche Weise den exzellenten Service im Fünfsternehotel.
Kein leichtes Erbe für seinen Nachfolger. Doch die Vorfreude überwiegt. Am 31. Mai endet Claudio
Molinaris Laufbahn als Kellner und
damit ein Leben fürs Hotel. Der in
Cremona geborene Italiener, einer
der legendärsten Restaurateure der
22015
Schweiz und während 25 Jahren erster Maître d'Hôtel im
Hotel Suvretta House, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger, Italiener auch er, heisst Marco Pavesi.
1990 wurde er erster Oberkellner und kurz darauf
erster Maître d'Hôtel im Suvretta House und somit Chef
einer Servicebrigade von bis zu 80 Kellnerinnen und Kellner. Als Maître d'Hôtel alter Schule forderte Molinari von
seiner Crew eiserne Disziplin, perfekte Umgangsformen
und makellosen Service. Für Claudio Molinari war der Gast
König. Er kannte die Vorlieben seiner Gäste und führte
sogar Buch darüber. Sein Engagement war mustergültig
und vorbildlich, und seine Loyalität stets ungebrochen.
Diplomabschluss an
der SSTH Passugg
Milestone-Wett­
bewerb lanciert
33 Diplomandinnen und Diplomanden der Schweizerischen Schule für Touristik und Hotellerie SSTH in
Passugg wurde Ende Mai der Titel einer/eines «dipl.
Hôtelière-Restauratrice HF / dipl. Hôtelier-Restaurateur HF» verliehen. Die diplomierten Fachleute tragen
ihre Ausbildung mit den zentralen schweizerischen
Werten wie Qualität, Sorgfalt und Gastfreundlichkeit
in die Welt und prägen mit ihrer Professionalität die
Hotellerie, Gastronomie und Hospitality-Branche. 23
Absolventen, darunter acht Bündner/innen, haben
den deutschsprachigen Lehrgang, zehn den englischsprachigen durchlaufen. Die Absolventinnen und Absolventen der Schweizerischen Schule für Touristik und
Hotellerie (SSTH) in Passugg sind rund um den Globus
in der Hotellerie und Gastronomie tätig. Um die Kontakte zu den «Ehemaligen» zu pflegen, wurde kürzlich
in Dubai der Alumni-Stamm UAE gegründet. In den
Vereinigten Arabischen Emiraten lebt und arbeitet,
mit über 50 diplomierten Fachkräften aus Passugg, bereits eine grosse Expat-Community. Nun sollen in der
Schweiz und weltweit weitere SSTH Alumni-Stämme
aufgebaut werden. Genutzt werden auch die AlumniStämme der Ecole hôtelière de Lausanne EHL.
Bis zum 27. August 2015 läuft die Bewerbungsphase
für den «MILESTONE. Tourismuspreis Schweiz». Als
wichtigste Auszeichnung im Schweizer Tourismus
würdigt der MILESTONE seit 16 Jahren herausragende
Leistungen, Projekte und Persönlichkeiten. Sie repräsentieren den Innovationsgeist der Branche. Die Auszeichnung wird in den vier Kategorien «Herausragendes Projekt», «Nachwuchspreis», «Umweltpreis» und
«Lebenswerk einer Persönlichkeit» vergeben und ist
mit insgesamt 33 000 Franken dotiert. Alle im Schweizer Tourismus tätigen Personen, Unternehmen und
Organisationen können sich bewerben.
≥ www.htr-milestone.ch
Sylvia Wyrsch bei
den Schweizer Jugis
Die ehemalige 5-Sterne-Hotelière ist seit Mitte Juni neue
Bereichsleiterin Betriebe Ost
bei den Schweizer Jugendherbergen. Sylvia Wyrsch, langjährige Direktorin im Steigenberger Hotel Belvédère in
Davos, übernimmt in ihrer
neuen Funktion die Mitverantwortung von 16 Betrieben
in der Nord- und Ostschweiz, im Liechtenstein und in
Graubünden. Sie ist eidgenössisch diplomierte Hotelière und Absolventin der Hotelfachschule Luzern.
Während ihres beruflichen Werdegangs verantwortete sie die Direktion in verschiedenen 4- und 5-Sterne-Hotels der Schweiz. Zuletzt führte sie zusammen
mit ihrem Mann Ernst «Aschi» Wyrsch, Präsident von
hotelleriesuisse Graubünden und dem Verwaltungsrat der Seehof Selection, 15 Jahre lang das 5-SterneHotel Steigenberger Belvédère in Davos. Danach war
Sylvia Wyrsch in einer international tätigen Executive
Search Unternehmung tätig, baute bei der Buchungsplattform booking.com als Account Managerin das
Bündner Portfolio auf und war im Facility Management bei der Firma ISS Schweiz tätig.
(HTR/NPA)
Chesa Salis mit
neuem Küchenchef
Jürg und Sibylla Degiacomi vom Hotel Chesa Salis in
Bever, Historisches Hotel 2015, starteten die Sommersaison am 12. Juni mit Marc Fuchs (35), ihrem neuen
Küchenchef. Er kochte zuvor in 4- und 5-Stern-Hotels
in Bern, Biel, Zermatt, Andermatt und Saas-Fee. Die
Chesa kann nun ihre über 25-jährige Tradition nahtlos fortsetzen: Seit dieser Zeit ist das Haus mit 13 oder
14 Punkten im GaultMillau bewertet.
AKTUELL // 25
Tourismusprogramm
Graubünden
Der Tourismusrat Graubünden beschäftigt sich mit diversen konkreten Projekten. Mit innovativen Projektideen
soll dem Bündner Tourismus zu mehr Standfestigkeit und
Ertrag verholfen werden. Ziel des Innovations- und Kooperationsprogrammes ist es, dem Gast ein einzigartiges
Erlebnis zu bieten.
Projekt
«Faszination
Tourismus»
Eine positive Meinung der Bevölkerung zum Tourismus
und dessen Bedeutung ist ein wesentlicher Faktor einer
erfolgreichen Tourismuswirtschaft. Neben touristischen
Leistungsträgern wie beispielsweise Hotels, Bergbahnen,
Restaurants oder auch Event-Organisatoren prägt auch
die einheimische Bevölkerung das Image der Feriende­
stinationen entscheidend mit. Die Bevölkerung soll
emotio­nal stärker an den Tourismus gebunden werden.
Im Gespräch mit der Interessengemeinschaft Tourismus
Graubünden (ITG) sowie den Branchenorganisationen hotelleriesuisse Graubünden, GastroGraubünden und Bergbahnen Graubünden wurde erkannt, dass gemeinsame
Anstrengungen notwendig sind. Mit Rückhalt des Tourismusrats Graubünden wird ein Schwerpunktthema für
die kommenden Jahre lanciert. Ziel ist es, das öffentliche
Bewusstsein zur Bedeutung des Tourismus zu stärken.
Bereits liegen auch weitere Tourismusprojekte vor, auch
zur Verbesserung der Sommersaison. Der Kanton kann an
bedeutsame und innovative Projekte einen Beitrag von
bis zu 50 Prozent der Projektkosten leisten.
TEXT: GGR, FOTO: GRAUBÜNDEN FERIEN / ANDREA BADRUTT
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26 // MARKTINFO
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GOLDEN Evening
50-Jahre-Jubiläums-Party
im Prodega Markt Chur
Prodega/Growa ist schweizweit mit 30 Märkten
vertreten und wird heuer 50. Der Prodega Markt
Chur lud aus diesem Grund zum Jubiläumsanlass
«GOLDEN Evening» ein. 420 Gäste, darunter befanden
sich Kunden, Behörden, Mitarbeitende und Pensio­
nierte, feierten zusammen den Geburtstag des
Abholgrosshändlers.
Zum Auftakt wurden die Gäste vom gesamten ProdegaMarkt- und Transgourmet Regionallager-Team herzlich
mit einem Willkommens-Apéro begrüsst. Über den «roten Teppich» ging es weiter ins «GOLDEN» dekorierte
Jubiläumszelt. Nach der Vorspeise und der Eröffnungsansprache von Michael Kurath, übernahmen Showacts
das Zepter und führten durch den Jubiläumsabend. Das
Appenzeller Komiker-Duo «Messer + Gabel» sowie die
lokale Musikgruppe Skafari sorgten am Montag- und
The Conelli’s am Dienstagabend für stimmungsvolle Unterhaltung.
Selbstverständlich wurden auch kulinarische Highlights
geboten. Die Gäste wurden mit einem reichhaltigen Grillbuffet mit Lammgigot, Stubenküken, feurig mariniertem
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kulinarische
Den Gästen wurden
Highlights geboten.
KONTAKT
Schweinshals, Rindshohrücken Western Style und Kalbsschulterfilet vom Brasil-Grill verwöhnt. Das Dessertbuffet
sorgte danach für süsse Überraschungen.
Mit gutem Essen, gepflegter Gesellschaft und bester
Unterhaltung konnten so zwei wunderschöne und erlebnisreiche Jubiläumsabende verbracht werden und Prodega lebte einmal mehr Partnerschaft «par excellence».
Prodega Markt
Transgourmet Schweiz AG
Grossbruggerweg 2
7000 Chur
Tel. 081 286 14 14
Fax 081 286 14 15
pe Skafari sorg
Die lokale Musikgrup
erhaltung.
für stimmungsvolle Unt
t
Öffnungszeiten
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
07:30 – 18:00
07:30 – 20:00
07:30 – 18:00
07:30 – 18:00
07:30 – 20:00
07:30 – 12:00
≥ www.transgourmet.ch
Michael Kurath, Christoph Sauder und Marcel Walser
bedanken sich bei allen Beteiligten, die zum guten Gelingen der Feierlichkeiten beigetragen haben, sehr herzlich.
Verschiedene Jubiläumsaktivitäten im Prodega Markt
Chur laufen noch bis Ende Jahr weiter.
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www.passugger.ch
Ein echtes Stück