Wir brauchen Stifter, die etwas riskieren. - BHF-BANK

Tradition
1854
Tradition bedeutet, aus
der Geschichte zu lernen
und die daraus gewonnenen
Erkenntnisse zum Wohl
des Kunden einzusetzen.
DIE BHF-BANK
Seit 1854 im Dienst von
Unternehmern und
Industrie
Die BHF-BANK ist aus der Frankfurter Bank und
der Berliner Handels-Gesellschaft hervorgegangen.
02
Frankfurter Bank
Von der Notenbank zum
Vermögensverwalter
19. Jahrhundert
Die Frankfurter Bank entstand 1854. Goethe war
erst 22 Jahre tot. Napoleons Spuren waren auf
dem Kontinent noch wahrnehmbar. Das Heilige
Römische Reich Deutscher Nation lag längst in
Trümmern, Deutschland bestand aus rund drei
Dutzend politischen Gebilden. Ein einheitlicher
Wirtschaftsraum im modernen Sinn war in weiter
Ferne.
Bank der Banken
Die Handelsstadt Frankfurt litt unter der Komplexität des Geld- und Münzsystems. Aus diesem
Grund riefen die lokalen Privatbankiers eine „Bank
der Banken“ ins Leben. Ihre wichtigste Aufgabe:
den Geldumlauf durch bargeldlosen Zahlungsverkehr zu erleichtern.
Gute Geschäfte
Die Frankfurter Bank entwickelte sich hervor­
ragend: Bald zählte sie zu den bedeutendsten
Notenbanken im Land; nur die Preußische und
die Sächsische Bank waren größer. Die Frankfurter Bank verdiente ordentlich Geld und zahlte
regelmäßig Divi­denden.
Neues Geschäftsmodell
Um die Wende zum 20. Jahrhundert stellte die
Frankfurter Bank ihre Notenbanktätigkeit ein und
baute ihr Geschäftsmodell um: Sie nahm das Einlagengeschäft auf und expandierte im Depotbankgeschäft. Anstelle des Notenbankprivilegs
erhielt sie das Recht, Mündelvermögen verwahren zu dürfen. Ihrer konservativen Geschäftsphilosophie kam das entgegen. Denn Mündelgelder
verlangten sichere Anlagen und vom kontoführenden Institut einen gewissenhaften Umgang mit
Risiken. Die Frankfurter Bank hatte sich damit von
der Notenbank zu einem Vermögensverwalter
gewandelt.
Die 1891 errichtete Zentrale der Frankfurter Bank in der Neuen Mainzer Straße 69
05
Notenprivileg
Ihre Gründer statteten die Frankfurter Bank mit
einem Kapital von zehn Millionen Gulden aus.
Banknoten durfte sie bis zum Doppelten ihres
Grundkapitals ausgeben. Gedeckt waren sie zu
einem Drittel durch Bargeld, zu zwei Dritteln
durch Gold. 1855 betrug die Metalldeckung über
110 Prozent.
Konservative Ausrichtung
Ihre Statuten setzten der Frankfurter Bank strenge
Grenzen beim Eingehen von Risiken. Anlage- und
Kreditgeschäfte zum Beispiel waren tabu. Wohl
aber führte sie Depots für Frankfurter Ins­ti­tu­­­­ti­o­
nen und vermögende Kaufleute.
Staatsfinanzierung
Allerdings verpflichtete sich das Institut, der Stadt
ein unverzinsliches Darlehen in Höhe von bis
zu einer Million Gulden zu gewähren. Schon zwei
Jahre nach Aufnahme der Geschäfte war die
Kredit­­­­­l­inie voll ausgeschöpft.
Mündelsichere Vermögen
Nach der Reichsgründung 1871 ging das Notenprivileg an die Reichsbank in Berlin über. Zudem
wurde die Vereinheitlichung des Geldwesens vorangetrieben. Noch gab es in Deutschland sieben
Währungsgebiete, 33 Notenbanken und rund
100 Papiergeldsorten.
06
gründungsväter
Frankfurter Privatbankiers
Traditioneller Handel
Auch im 19. Jahrhundert war ein Teil des Handels
Sache von Kaufleuten, die sich an den alten
Messe­plätzen trafen. Wenn sie ihren Zahlungsverpflichtungen nachkamen, transportierten
sie gelegentlich noch immer Silbermünzen in
Säcken hin und her.
Bargeldloser Zahlungsverkehr
Die Frankfurter Bank sollte den bargeldlosen
Zahlungsverkehr in der Freien Stadt Frankfurt erleichtern. Ihre Gründung am 11. April 1854 ging
auf eine Initiative der hier ansässigen Privatbankiers zurück. Zu den Gründungsvätern zählten
Peter Carl Grunelius, Mayer Carl von Rothschild
und, als erster Vorstand, Wilhelm Isaak Gillé.
Peter Carl Grunelius
Die Familie Grunelius war eine der angesehensten Kaufmanns- und Bankiersfamilien der Freien
Stadt Frankfurt. Der erste Präsident des Ver­waltungsrats der Frankfurter Bank, Peter Carl
Grunelius, engagierte sich auch außerhalb des
Bankgeschäfts; zum Beispiel beteiligte er sich als
Kapitalgeber an der Einrichtung der Frankfurter
Zoologischen Gärten.
Mayer Carl von Rothschild
Mayer Carl von Rothschild war Mitinhaber des
Frankfurter Bankhauses M. A. von Rothschild &
Söhne – Stammhaus der damals einflussreich­s­
ten Bankengruppe in Europa. Kurz nach Gründung
der Frankfurter Bank übernahm er die Aufgabe
des Verwaltungsratspräsidenten; eine Funktion,
die dem heutigen Vorsitzenden des Aufsichtsrats entspricht.
Wilhelm Isaak Gillé
Der Sohn eines Professors war im Kommissionsund Speditionsgeschäft tätig. Viele Jahre ge­hör­te
er der Frankfurter Handelskammer an. Sein Verdienst war es, die Frankfurter Bank aus kleinen
Anfängen schnell zu großer Bedeutung geführt
zu haben.
07
Peter Carl Grunelius
Präsident des Verwaltungsrats 1854 – 1855
Mayer Carl von Rothschild
Präsident des Verwaltungsrats 1855 – 1857
09
Krisenjahre
Sicherer Hafen trotz
starker Verluste
Eigenständigkeit und Geschäftskultur
Bis Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden viele
regionale Notenbanken vom Markt. Die Frank­
furter Bank konnte ihre Eigenständigkeit und Geschäftskultur bewahren – trotz der schwierigen
politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse.
1878 hatte die Geschäftsleitung beschlossen, die
Existenz der Bank vom Notenprivileg unabhängig zu machen. Dies war eine vorausschauende
Entscheidung. Denn schon mit Beginn des neuen
Jahrhunderts war die Vereinheitlichung des deutschen Geldwesens so weit vorangeschritten,
dass die Ausgabe regionaler Banknoten nicht
gewinnbringend fortgesetzt werden konnte.
Zu Ende Dezember 1901 wurden die auf Mark
lautenden Frankfurter Noten eingezogen – sie
hatten ihren Status als Zahlungsmittel verloren.
Erster Weltkrieg und Weimarer Republik
Vier Jahre Krieg auf dem Kontinent und die danach
einsetzende Inflation trafen das mündelsichere
Institut hart. Denn ein Großteil seiner Gelder war
statutengemäß in Staats-, später in Kriegsanleihen
gebunden. Mit der Hyperinflation wurden sie nahe­
zu wertlos. Die Frankfurter Bank kostete das fast
alle in Friedenszeiten erworbenen Rücklagen. Der
Währungsreform des Jahres 1923 folgte die positive Wende: Bis 1938 verdreifachten sich die Einlagen. Das Börsengeschäft wuchs stark, sodass
die Bank hohe Zins- und Provisionseinnahmen verbuchen konnte. Zudem weitete sie ihr Kapitalmarktgeschäft erheblich aus.
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Börsencrash und Bankenkrise
Ende Oktober 1929 kam es an der New Yorker
Börse zu einem dramatischen Kurssturz und in
den Folgejahren zu einer weltweiten Wirtschaftskrise. Auch in Deutschland versammelten sich
Kunden vor den Bankschaltern, um ihre Ersparnisse zu retten. Die Frankfurter Bank war von der
Panik nicht betroffen. Neben dem Kerngeschäft
Vermögensverwaltung beteiligte sich die Bank
an der Emission öffentlicher und privater Anleihen.
Viele Gründerfamilien des Frankfurter Wirtschaftsraums mit großem Anlagebedarf zählten zu ihren
Kunden. Deshalb verfügte sie über eine starke
Platzierungskraft. Als verlässlicher Ertragsbringer
erwies sich auch ihr Depotgeschäft. Die Gebühren wurden damals zu Jahresbeginn belastet, deshalb hatte die Bank oft schon am 2. Januar ihre
gesamten Personal- und Sachkosten verdient.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Als Hitler 1933 an die Macht kam und die jüdische
Bevölkerung verfolgt oder vertrieben wurde, hatte
dies gravierende Auswirkungen auf die Frankfurter
Bank: Viele ihrer Aktionäre und Kunden waren
Juden. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs übten
die Machthaber Druck auf die Banken aus, ihre
Einlagen in Staatstiteln anzulegen und damit die
Rüstung zu finanzieren. Als Verwalter von Mündelvermögen boten sich der Frankfurter Bank kaum
Alternativen. Wiederum erlitt sie nach Kriegsende hohe Verluste. Bei einem Luftangriff 1944
wurde die Zentrale der Frankfurter Bank in der
Neuen Mainzer Straße schwer beschädigt. Bis zur
Besetzung der Stadt führten die Mitarbeiter den
Bankbetrieb in einigen Erdgeschoss- und Kellerräumen notdürftig weiter.
Bankbetrieb in der schwer beschädigten Zentrale 1947
12
Neubeginn
Universalbank mit
inter­n ationaler
Ausrichtung
Strategiewechsel
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs benötigte die
Frankfurter Bank ein neues Geschäftsmodell.
Der Preußische Staat, der ihr das Privileg der
Mündelsicherheit verliehen hatte, existierte nicht
mehr. Deshalb beschloss die Geschäftsleitung,
die Bank für die Bedürfnisse von Firmenkunden
zu öffnen. Der Strategiewechsel verdankte sich
nicht zuletzt der engen Bekanntschaft zweier
Vorstände: Hans Heinrich Hauck von der Frankfurter Bank und Dr. Hermann Jannsen von der
Berliner Reichs-Kredit-Gesellschaft. Auch bei
der Unternehmenskultur standen Veränderungen
an: Neben Risikokontrolle und Sicherheit war
künftig unternehmerischer Wagemut gefragt.
Währungsreform
1948 wurde die Reichsmark abgeschafft und die
D-Mark eingeführt. Für alle deutschen Banken
bedeutete die Währungsreform einen strengen
Kapitalschnitt. Forderungen an das Reich waren
wertlos, Guthaben bei anderen Banken und der
Notenbank wurden gestrichen. Beide Vorgänge
ließen die Bilanzsumme der Frankfurter Bank
über Nacht von etwa 160 Millionen Reichsmark
auf 8,7 Millionen D-Mark schrumpfen.
Universalbank
Mit Beginn der 50er-Jahre wandelte sich die
Frankfurter Bank in eine Universalbank. Das Haus
intensivierte das überregionale Geldgeschäft,
betrieb Devisenhandel, baute das Firmengeschäft
auf, erweiterte das Depotgeschäft sowie das
Emissionsgeschäft und dehnte seine Aktivitäten
auf das ganze Bundesgebiet aus. Die Vermögensverwaltung, die unter anderem Mitglieder der
Familien Rothschild und Haniel sowie bedeutende
Stiftungsvermögen betreute, erhielt Zuwachs
durch Kunden wie die Familien Krupp und von
Opel.
Die Anfänge der Datenverarbeitung 1953
Großraumbüro in den 1950er-Jahren
15
Internationalisierung
Ende der 50er-Jahre startete die Frankfurter
Bank eine Marktoffensive: Sie unterstützte Firmen
beim Aufbau von Tochtergesellschaften in der
Bundesrepublik. Zu diesen Kunden gehörten
Procter & Gamble, Dow Chemical, Honeywell und
Pan American Airways. Für einige nahm die
Frankfurter Bank erstmals Führungspositionen
bei Anleiheemissionen und Börsengängen ein.
Spitzengruppe der privaten Kreditinstitute
Rückblickend war der nach dem Zweiten Weltkrieg
eingeleitete Strategiewechsel ein Erfolg: Mit einer
Bilanzsumme von rund zwei Milliarden D-Mark in
der zweiten Hälfte der 60er-Jahre hatte sich die
Frankfurter Bank in der Spitzengruppe der privaten Kreditinstitute etabliert. Und das gerade
einmal zwanzig Jahre, nachdem sie als Universalbank praktisch bei null begonnen hatte.
Aufsichtsrat
Der Strategiewechsel spiegelte sich auch in der
Zusammensetzung des Aufsichtsrats. Ende der
60er-Jahre gehörten ihm etwa Dr. Herbert Quandt,
die Vorstandsvorsitzenden von Conti Gummi und
Merck in Darmstadt sowie Vorstandsmitglieder
aus dem Glanzstoff-Konzern und der Degussa an.
Dr. Herbert Quandt
Die Familie Quandt ist der BHF-BANK seit Jahrzehnten eng verbunden. Dr. Herbert Quandt war
von 1953 bis 1970 Mitglied des Aufsichtsrats der
Frankfurter Bank. Sein Mandat endete mit der
Fusion von Frankfurter Bank und Berliner HandelsGesellschaft zur BHF-BANK. Zum Zeitpunkt des
Zusammenschlusses war Herbert Quandt der grös­
ste Einzelaktionär der Frankfurter Bank. In den
60er-Jahren unterstützte sie ihn bei der Emission
neuer BMW-Aktien zur Sanierung des Autobauers.
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Berliner Handels­G esellschaft
Eine der führenden
deutschen
Invest­ment­banken
Aufstrebende Volkswirtschaft
Die Berliner Handels-Gesellschaft nahm 1856 ihre
Geschäfte auf. Es war die Zeit der Industrialisierung: Firmen und Fabriken schossen aus dem
Boden, florierten und entfalteten einen Kapitalhunger, den die alten Privatbankiers nicht mehr
stillen konnten. Für den Aufbau der neuen Industriekonzerne brauchte man vergleichbare Finanzkonzerne. Dieser Ära verdankt sich die Gründung
der Berliner Handels-Gesellschaft.
Name und Rechtsform
Ungewöhnlich waren der Name „Handels-Gesellschaft“ und die Rechtsform „Kommanditgesellschaft auf Aktien“ (KGaA). Sie erklären sich daher,
dass die Inhaber eine Provokation der Obrigkeit
vermeiden wollten. Denn die Behörden hatten
die Anweisung, nach zahlreichen Neugründungen
keine weiteren Aktienbanken zuzulassen.
Erste Finanzierungen
Das junge Bankhaus engagierte sich vor allem
bei der Finanzierung des Eisenbahnbaus in
Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland.
Nach einigen Jahren erlangten Industriekredite
immer größere Bedeutung. Binnen eines Jahrzehnts rückte die Berliner Handels-Gesellschaft
in die Spitzengruppe der deutschen Banken auf.
Profitables Geschäftsmodell
Auf die Boomjahre der Gründerzeit folgte die
Rezession. Dennoch stand die Bank gut da.
Als KGaA mit voller Inhaberhaftung hatte sie
umsichtig gewirtschaftet und riskante Engagements gemieden. Deshalb überstand sie den
„Gründerkrach“ ohne substanziellen Schaden.
Auch in den zehn ersten „mageren Konjunkturjahren“ ihrer Geschäftstätigkeit arbeitete sie profitabel und schüttete eine Durchschnittsdivi­
dende von rund sieben Prozent per annum aus.
Die Zentrale der Berliner Handels-Gesellschaft in Berlin-Mitte um 1910
19
Bankgebäude
Mit ihrem fulminanten Aufschwung entstand der
Wunsch nach repräsentativen Räumen. Als Mieter residierte die Bank zunächst in der Französischen Straße 42 im Zentrum Berlins. 1868 erwarb
sie das Haus und baute es um. 1911 bezog die
Berliner Handels-Gesellschaft ein neues Bankgebäude unweit des Gendarmenmarkts. Der dama­
lige Baedeker erwähnte es als Sehenswürdigkeit.
Industriebank
Als Montan- und Schwerindustrie etabliert wa­ren,
kamen in ihrem Gefolge Elektrotechnik, Chemie,
Maschinen- und Fahrzeugbau. Deutsche Unternehmen expandierten ins Ausland und nahmen
weltweit Spitzenplätze ein. Die Berliner HandelsGesellschaft war einer ihrer wichtigsten Partner
bei der Finanzierung des Kapazitätenausbaus, der
Errichtung von Produktionsanlagen und der Bereitstellung von Mitteln für Übernahmen und Fusionen. Bis zum Ersten Weltkrieg war aus der Berliner
Handels-Gesellschaft eine Industriebank – heute
würde man sagen: Investmentbank – geworden.
Eisenbahngeschäft
Kapital für den Bau großer Eisenbahnlinien
be­­reitzustellen, war ein Kerngeschäft der Bank.
In Deutschland stand die Verbindung zu Lenz &
Co. im Vordergrund. Die Firma betrieb zahl­
reiche Privatbahnen. Als in den 1870er-Jahren
das deutsche Netz weitgehend errichtet war,
wandte sich die Bank internationalen Projekten
zu. Fast Jahr für Jahr erwähnen die Geschäfts­
berichte Emissionen im Auftrag russischer Eisenbahnen. Auf dem amerikanischen Kontinent
finanzierte die Berliner Handels-Gesellschaft die
St.-Louis- und San-Francisco-Bahn sowie die
St.-Paul-Minneapolis- und Manitoba-Bahn. Inno­vativ und ungewöhnlich für die Zeit waren Emissionen für ägyptische und südafrikanische
Eisenbahnlinien.
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Gründungsväter
PreuSSische
Privatbankiers
Preußische Hochfinanz
Die Berliner Handels-Gesellschaft war eine Gründung von Exponenten der preußischen Hoch­finanz;
unter ihnen Privatbankiers wie Paul Hermann
Mendelssohn-Bartholdy, Gerson von Bleichröder
und Abraham von Oppenheim. Von 1883 bis 1929
stand Carl Fürstenberg an der Spitze des Instituts.
Ihm gebührt das Verdienst, die Berliner HandelsGesellschaft in den Jahrzehnten vor dem Ersten
Weltkrieg als Partner der Indus­trie zu einer modernen Investmentbank geformt zu haben.
Nationales und inter­nationales Geschäft
Auch Walther Rathenau lenkte einige Jahre die
Geschicke der Berliner Handels-Gesellschaft.
Als Sohn des AEG-Gründers Emil Rathenau und
ehemaliger AEG-Vorstand festigte er die Beziehungen zu dem Elektrounternehmen. Die Bank
begleitete das Wachstum der AEG als einer der
wichtigsten Finanziers von den ersten Anfängen
bis zum Weltkonzern. Zudem eröffnete Walther
Rathenau dem Institut neue Geschäftsmöglichkeiten in Osteuropa; besonders in der nach dem
Ersten Weltkrieg entstandenen Sowjetunion. Als
erste europäische Bank nahm die Berliner HandelsGesellschaft den Geschäftsverkehr mit der sowjetischen Staatsbank auf.
Paul Hermann Mendelssohn-Bartholdy
1833 trat Paul Hermann Mendelssohn-Bartholdy
in das von seinem Onkel errichtete Bankhaus
Mendelssohn ein. 1838 wurde er dessen Teilhaber,
1871 dessen Seniorchef. Zeitweilig fungierte er
als finanzpolitischer Berater der preußischen
Regierung.
Gerson von Bleichröder
1855 übernahm Gerson von Bleichröder das von
seinem Vater gegründete Bankhaus S. Bleichröder,
das in Deutschland eine führende Stellung bei
der Emission von Staats­anleihen sowie der Eisenbahn- und Industrie­finanzierung hatte. Gerson von
Bleichröder hatte den Ruf, Bismarcks Bankier zu
sein. Aufgrund seiner internationalen Kontakte leitete er gelegentlich auch außenpolitische Mis­
sionen. 1872 wurde er in den Adelsstand erhoben.
23
Carl Fürstenberg, Mitinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft 1883 – 1929
24
Abraham von Oppenheim
Der Sohn des Bankiers Salomon Oppenheim junior
wurde 1828 Teilhaber des Bankhauses und weitete die Geschäfte erheblich aus. Einen Namen
machte er sich vor allem bei der Industrialisierung
Preußens. Oppenheim zählte zu den Beratern
des preußischen Königs Wilhelm I. und wurde 1868
als erster ungetaufter Jude in Preußen geadelt.
Carl Fürstenberg
Carl Fürstenberg war von 1871 bis 1883 für das
Bank­haus S. Bleichröder tätig. 1883 trat er als persönlich haftender, geschäftsführender Ge­sell­
schafter in die Berliner Handels-Gesellschaft ein.
Für fast ein halbes Jahrhundert prägte er die
Entwicklung des Hauses. Carl Fürstenberg war
einer der profiliertesten Bankiers seiner Zeit.
Dr. Walther Rathenau
Der studierte Physiker trat 1899 in den Vorstand
der AEG ein. Als Geschäftsinhaber der Berliner
Handels-Gesellschaft widmete er sich zunächst
Finanzierungsfragen, die mit der von seinem
Vater gegründeten AEG zusammenhingen, später
dann dem Auslandsgeschäft. Als Sachverstän­di­
ger für wirtschaftspolitische Fragen nahm er an
den Verhandlungen zum Versailler Vertrag und
weiteren internationalen Konferenzen teil. Am
1. Februar 1922 wurde Walther Rathenau zum
Reichsaußenminister ernannt. Wenig später unterzeichnete er den Vertrag von Rapallo, in dem
Deutschland die junge Sowjetunion anerkannte
und beide Staaten wechselseitig auf Reparationen verzichteten. Am 24. Juni 1922 fiel Walther
Rathenau einem Atten­­tat zum Opfer.
© Bundesarchiv
Dr. Walther Rathenau, Mitinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft 1902–1907 27
Krisenjahre
Stabilitätsanker in
schweren Zeiten
Verbindung zur Großindustrie
Die Berliner Handels-Gesellschaft hielt auch nach
dem Ersten Weltkrieg an ihren traditionellen Verbindungen zur Großindustrie fest und begleitete
zahlreiche Emissionen und Börseneinführungen.
Viele der Geschäftsbeziehungen pflegte das Haus
mittlerweile seit Jahrzehnten, allen voran die mit
der AEG. Deren Vorstandsvorsitzender stand auch
an der Spitze des Verwaltungsrats der Berliner
Handels-Gesellschaft. Inhaber der Bank wiederum
saßen in den Aufsichtsräten vieler Industrieunter­nehmen.
Erster Weltkrieg und Weimarer Republik
Durch den Versailler Vertrag verlor die Berliner
Handels-Gesellschaft einen großen Teil ihrer Auslandsanlagen. Geschäftsverbindungen in Oberschlesien und Elsass-Lothringen gingen verloren.
Wie alle anderen deutschen Banken litt die Berliner
Handels-Gesellschaft in den Nachkriegsjahren
unter der Hyperinflation.
Börsencrash und Bankenkrise
Die Geschäftspolitik der Berliner Handels-Gesellschaft war solide und vorausschauend. Deshalb
widerstand sie den Folgen der 1929 einsetzenden
Weltwirtschaftskrise gut und musste keine staatliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Die Rassenpolitik der Nationalsozialisten bedeutete auch für die Berliner Handels-Gesellschaft
einen Einschnitt. Drei der vier Geschäftsinhaber
des Jahres 1933 waren jüdischer Abstammung.
Sie mussten die Bank und später das Land verlassen. Durch die Übernahme großer Aktienpakete
hatte der Staat Einfluss auf einige Großbanken
gewonnen; auf die Berliner Handels-Gesellschaft
jedoch nicht. Dies schützte das Haus vor dem
direkten Zugriff der Nationalsozialisten. Dennoch
trat auch die Berliner Handels-Gesellschaft in eine
Phase der „Anpassung an die Verhältnisse“ ein,
wie dies die Geschäftsinhaber 1933 formulierten.
30
Neubeginn
Wiederaufnahme des
industrieGeschäfts
Umzug nach Frankfurt
Als die Sowjetarmee Berlin eingenommen hatte,
verbot der Stadtkommandant alle Bankgeschäfte.
Er konfiszierte den Kassenbestand der Berliner
Handels-Gesellschaft, ihre Wertpapiere und Verwahrstücke. Die Inhaber wurden interniert. Erst
im September 1948 nahm die Bank ihre Geschäfte
wieder auf. Allerdings nicht in Berlin, sondern
unter dem Dach der Frankfurter Bank, die ihr am
Main einige Räume zur Verfügung stellte. Der Privatbankensektor hatte in der sowjetischen Zone
keine Zukunft. Die ehemalige Zentrale der Berliner
Handels-Gesellschaft beherbergte später die
Notenbank der DDR. Heute ist dort der Berliner
Sitz der KfW-Bankengruppe.
Wiedereinstieg ins internationale Geschäft
Die Nähe zur Industrie war für die Berliner HandelsGesellschaft auch beim Neubeginn der entscheidende Erfolgsfaktor. Den Hauptertrag generierte
sie erneut aus Emissionen und Konsortien. In den
späten 50er-Jahren gelang der Bank der Wiedereinstieg ins internationale Geschäft. Zusätzlich
profilierte sie sich als Vermögensverwalter für Pensionsfonds, Investmentfonds und Stiftungen.
Fließbandproduktion bei Volkswagen in Wolfsburg
Waschmaschinenmontage im AEG-Hausgerätewerk in Berlin
33
Währungsreform
Trotz großer Verluste konnte die Berliner HandelsGesellschaft allen Verbindlichkeiten aus eigener
Kraft nachkommen. Denn Substanzwerte in Form
von Industriebeteiligungen und sonstigen Aktien
waren ihr erhalten geblieben.
Wirtschaftswunder
Das von der exportorientierten Industrie getragene
Wirtschaftswunder nutzte die Berliner HandelsGesellschaft zur Ausweitung und Internationalisierung ihrer Aktivitäten. In kürzester Zeit war die
Kundenliste wieder ein „Who’s who“ der deutschen
Wirtschaft. Die Bank betreute Emissionen unter
anderem für AEG, Allianz, BASF, BMW, Farbwerke
Hoechst, Feldmühle, Hapag, Mannesmann, Metall­gesellschaft, Münchener Rück, Sarotti, Siemens &
Halske, Schering, Thyssen und VW.
Geschäftsführung und Aufsichtsrat
Auf Seiten der Geschäftsführung prägte Dr. Eduard
von Schwartzkoppen den Neubeginn. 1944 war
er gegen langen Widerstand der NSDAP zum Inhaber gewählt worden, erst 1951 kam er aus so­wje­
tischer Haft frei. Professor Hans Fürstenberg, der
Sohn Carl Fürstenbergs, kehrte aus dem Exil zurück und über­nahm den Vorsitz des Aufsichtsrats.
Nach alter Ge­pflo­genheit waren dort auch Mitglieder der AEG und der Firma Lenz & Co. vertreten.
34
BHF-BANK
Die Privatbank für
Unternehmerfamilien
und den industriellen
Mittelstand
Suche nach einem starken Partner
Ende der 60er-Jahre hatten beide Institute den
Neubeginn geschafft und gehörten in ihrem Sektor zu den führenden Adressen in Deutschland.
Die Frankfurter Bank hatte sich als Universalbank
etabliert. Die Berliner Handels-Gesellschaft konnte
trotz regionaler Entwurzelung an ihre Tradition
als Emissions- und Konsortialbank anknüpfen.
Beide Häuser waren wirtschaftlich sehr erfolgreich.
Dennoch suchten sie den Zusammenschluss mit
einem starken Partner, um dem wachsenden Finanzierungsbedarf der Kunden gerecht zu werden.
Komplementäre Kompetenzen
Aktivitäten und Kompetenzen der Häuser ergänzten sich hervorragend: Die mittelgroße Firmenkundschaft der Frankfurter Bank verlängerte sich
ins Industrie-Kreditgeschäft der Berliner HandelsGesellschaft. Die Frankfurter Bank hatte einen
erstklassigen Geld- und Devisenhandel. Die Kernkompetenz der Berliner Handels-Gesellschaft
lag im Emis­sionsgeschäft; zudem besaß sie ein
wertvolles Portfolio an Industriebeteiligungen
und Wertpapieren. Beide Häuser waren im Asset
Management aktiv und betreuten institutionelle
wie private Vermögen.
Fusion
Die Fusion von Frankfurter Bank und Berliner
Handels-Gesellschaft zum 1. September 1970 war
der größte Zusammenschluss privater Banken
seit der Vereinigung der Deutschen Bank und der
Disconto-Gesellschaft 1929. Die Vorstände bei­der Banken kannten und schätzten sich. Drei Gesprächspaare mit jeweils einem Partner beider
Banken waren entscheidend für den Zusammenschluss: Dr. Klaus Dohrn und Dr. Erwin Poprawe
hatten die Fusion initiiert; Dr. Hans Georg Gottheiner und Dr. Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth
hatten sie ausgehandelt; Dr. Eduard von Schwartz­koppen und Dr. Hermann Jannsen stimmten ihr
zu. Zunächst firmierte das Haus etwas umständlich
als „Berliner Handels-Gesellschaft Frankfurter
Bank“. Doch im Sprachgebrauch setzte sich rasch
die Telegrammadresse „BHF-BANK“ durch.
36
Bankgebäude
Ihren Hauptsitz nahm die BHF-BANK an der
Bockenheimer Landstraße 10, unweit der Alten
Oper. An dieser Stelle hatte der Architekt Sep Ruf
im Auftrag der Berliner Handels-Gesellschaft
einen 82 Meter hohen Turm errichtet. Damals eines
der höchsten und modernsten Gebäude Frankfurts, steht die Zentrale der BHF-BANK heute
unter Denkmalschutz.
Wachstum in die nächste Größenordnung
Die Fusion der beiden Banken schuf die Voraussetzungen, in die nächste Größenordnung zu
wachsen sowie neue nationale und internationale
Kunden zu gewinnen. Die Strategie der Folge­
jahre orientierte sich an der Idee einer „deutschen
Merchant-Bank“.
Geschäftsmodell nahe der Realwirtschaft
Heute besitzt die BHF-BANK ein risikoaverses
und konsequent auf die Bedürfnisse der Realwirtschaft ausgerichtetes Geschäftsmodell. Sie
betreut als Vermögensverwaltungsbank große
Vermögen und unterstützt den industriellen Mittelstand bei komplexen Fragen der Strukturierung von Eigenkapital und Fremd­kapital.
Speerspitze des Wandels
Die Frankfurter Bank und die Berliner HandelsGesellschaft waren stets eine Speerspitze des
Wandels. Die BHF-BANK schließt an diese Tradition an: In den vergangenen Jahren hat sie ihr
Leistungsportfolio dem neuen Umfeld und veränderten Kundenanforderungen angepasst. Ihre
Produkte in der Vermögensverwaltung setzen an­erkannte Maßstäbe hinsichtlich Zuverlässigkeit
und Wertentwicklung.
BHF-BANK
Bockenheimer Landstraße 10
60323 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0) 69 718-0
www.bhf-bank.com
Stand: 2013