Tradition 1854 Tradition bedeutet, aus der Geschichte zu lernen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zum Wohl des Kunden einzusetzen. DIE BHF-BANK Seit 1854 im Dienst von Unternehmern und Industrie Die BHF-BANK ist aus der Frankfurter Bank und der Berliner Handels-Gesellschaft hervorgegangen. 02 Frankfurter Bank Von der Notenbank zum Vermögensverwalter 19. Jahrhundert Die Frankfurter Bank entstand 1854. Goethe war erst 22 Jahre tot. Napoleons Spuren waren auf dem Kontinent noch wahrnehmbar. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation lag längst in Trümmern, Deutschland bestand aus rund drei Dutzend politischen Gebilden. Ein einheitlicher Wirtschaftsraum im modernen Sinn war in weiter Ferne. Bank der Banken Die Handelsstadt Frankfurt litt unter der Komplexität des Geld- und Münzsystems. Aus diesem Grund riefen die lokalen Privatbankiers eine „Bank der Banken“ ins Leben. Ihre wichtigste Aufgabe: den Geldumlauf durch bargeldlosen Zahlungsverkehr zu erleichtern. Gute Geschäfte Die Frankfurter Bank entwickelte sich hervor ragend: Bald zählte sie zu den bedeutendsten Notenbanken im Land; nur die Preußische und die Sächsische Bank waren größer. Die Frankfurter Bank verdiente ordentlich Geld und zahlte regelmäßig Dividenden. Neues Geschäftsmodell Um die Wende zum 20. Jahrhundert stellte die Frankfurter Bank ihre Notenbanktätigkeit ein und baute ihr Geschäftsmodell um: Sie nahm das Einlagengeschäft auf und expandierte im Depotbankgeschäft. Anstelle des Notenbankprivilegs erhielt sie das Recht, Mündelvermögen verwahren zu dürfen. Ihrer konservativen Geschäftsphilosophie kam das entgegen. Denn Mündelgelder verlangten sichere Anlagen und vom kontoführenden Institut einen gewissenhaften Umgang mit Risiken. Die Frankfurter Bank hatte sich damit von der Notenbank zu einem Vermögensverwalter gewandelt. Die 1891 errichtete Zentrale der Frankfurter Bank in der Neuen Mainzer Straße 69 05 Notenprivileg Ihre Gründer statteten die Frankfurter Bank mit einem Kapital von zehn Millionen Gulden aus. Banknoten durfte sie bis zum Doppelten ihres Grundkapitals ausgeben. Gedeckt waren sie zu einem Drittel durch Bargeld, zu zwei Dritteln durch Gold. 1855 betrug die Metalldeckung über 110 Prozent. Konservative Ausrichtung Ihre Statuten setzten der Frankfurter Bank strenge Grenzen beim Eingehen von Risiken. Anlage- und Kreditgeschäfte zum Beispiel waren tabu. Wohl aber führte sie Depots für Frankfurter Institutio nen und vermögende Kaufleute. Staatsfinanzierung Allerdings verpflichtete sich das Institut, der Stadt ein unverzinsliches Darlehen in Höhe von bis zu einer Million Gulden zu gewähren. Schon zwei Jahre nach Aufnahme der Geschäfte war die Kreditlinie voll ausgeschöpft. Mündelsichere Vermögen Nach der Reichsgründung 1871 ging das Notenprivileg an die Reichsbank in Berlin über. Zudem wurde die Vereinheitlichung des Geldwesens vorangetrieben. Noch gab es in Deutschland sieben Währungsgebiete, 33 Notenbanken und rund 100 Papiergeldsorten. 06 gründungsväter Frankfurter Privatbankiers Traditioneller Handel Auch im 19. Jahrhundert war ein Teil des Handels Sache von Kaufleuten, die sich an den alten Messeplätzen trafen. Wenn sie ihren Zahlungsverpflichtungen nachkamen, transportierten sie gelegentlich noch immer Silbermünzen in Säcken hin und her. Bargeldloser Zahlungsverkehr Die Frankfurter Bank sollte den bargeldlosen Zahlungsverkehr in der Freien Stadt Frankfurt erleichtern. Ihre Gründung am 11. April 1854 ging auf eine Initiative der hier ansässigen Privatbankiers zurück. Zu den Gründungsvätern zählten Peter Carl Grunelius, Mayer Carl von Rothschild und, als erster Vorstand, Wilhelm Isaak Gillé. Peter Carl Grunelius Die Familie Grunelius war eine der angesehensten Kaufmanns- und Bankiersfamilien der Freien Stadt Frankfurt. Der erste Präsident des Verwaltungsrats der Frankfurter Bank, Peter Carl Grunelius, engagierte sich auch außerhalb des Bankgeschäfts; zum Beispiel beteiligte er sich als Kapitalgeber an der Einrichtung der Frankfurter Zoologischen Gärten. Mayer Carl von Rothschild Mayer Carl von Rothschild war Mitinhaber des Frankfurter Bankhauses M. A. von Rothschild & Söhne – Stammhaus der damals einflussreichs ten Bankengruppe in Europa. Kurz nach Gründung der Frankfurter Bank übernahm er die Aufgabe des Verwaltungsratspräsidenten; eine Funktion, die dem heutigen Vorsitzenden des Aufsichtsrats entspricht. Wilhelm Isaak Gillé Der Sohn eines Professors war im Kommissionsund Speditionsgeschäft tätig. Viele Jahre gehörte er der Frankfurter Handelskammer an. Sein Verdienst war es, die Frankfurter Bank aus kleinen Anfängen schnell zu großer Bedeutung geführt zu haben. 07 Peter Carl Grunelius Präsident des Verwaltungsrats 1854 – 1855 Mayer Carl von Rothschild Präsident des Verwaltungsrats 1855 – 1857 09 Krisenjahre Sicherer Hafen trotz starker Verluste Eigenständigkeit und Geschäftskultur Bis Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden viele regionale Notenbanken vom Markt. Die Frank furter Bank konnte ihre Eigenständigkeit und Geschäftskultur bewahren – trotz der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. 1878 hatte die Geschäftsleitung beschlossen, die Existenz der Bank vom Notenprivileg unabhängig zu machen. Dies war eine vorausschauende Entscheidung. Denn schon mit Beginn des neuen Jahrhunderts war die Vereinheitlichung des deutschen Geldwesens so weit vorangeschritten, dass die Ausgabe regionaler Banknoten nicht gewinnbringend fortgesetzt werden konnte. Zu Ende Dezember 1901 wurden die auf Mark lautenden Frankfurter Noten eingezogen – sie hatten ihren Status als Zahlungsmittel verloren. Erster Weltkrieg und Weimarer Republik Vier Jahre Krieg auf dem Kontinent und die danach einsetzende Inflation trafen das mündelsichere Institut hart. Denn ein Großteil seiner Gelder war statutengemäß in Staats-, später in Kriegsanleihen gebunden. Mit der Hyperinflation wurden sie nahe zu wertlos. Die Frankfurter Bank kostete das fast alle in Friedenszeiten erworbenen Rücklagen. Der Währungsreform des Jahres 1923 folgte die positive Wende: Bis 1938 verdreifachten sich die Einlagen. Das Börsengeschäft wuchs stark, sodass die Bank hohe Zins- und Provisionseinnahmen verbuchen konnte. Zudem weitete sie ihr Kapitalmarktgeschäft erheblich aus. 10 Börsencrash und Bankenkrise Ende Oktober 1929 kam es an der New Yorker Börse zu einem dramatischen Kurssturz und in den Folgejahren zu einer weltweiten Wirtschaftskrise. Auch in Deutschland versammelten sich Kunden vor den Bankschaltern, um ihre Ersparnisse zu retten. Die Frankfurter Bank war von der Panik nicht betroffen. Neben dem Kerngeschäft Vermögensverwaltung beteiligte sich die Bank an der Emission öffentlicher und privater Anleihen. Viele Gründerfamilien des Frankfurter Wirtschaftsraums mit großem Anlagebedarf zählten zu ihren Kunden. Deshalb verfügte sie über eine starke Platzierungskraft. Als verlässlicher Ertragsbringer erwies sich auch ihr Depotgeschäft. Die Gebühren wurden damals zu Jahresbeginn belastet, deshalb hatte die Bank oft schon am 2. Januar ihre gesamten Personal- und Sachkosten verdient. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Als Hitler 1933 an die Macht kam und die jüdische Bevölkerung verfolgt oder vertrieben wurde, hatte dies gravierende Auswirkungen auf die Frankfurter Bank: Viele ihrer Aktionäre und Kunden waren Juden. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs übten die Machthaber Druck auf die Banken aus, ihre Einlagen in Staatstiteln anzulegen und damit die Rüstung zu finanzieren. Als Verwalter von Mündelvermögen boten sich der Frankfurter Bank kaum Alternativen. Wiederum erlitt sie nach Kriegsende hohe Verluste. Bei einem Luftangriff 1944 wurde die Zentrale der Frankfurter Bank in der Neuen Mainzer Straße schwer beschädigt. Bis zur Besetzung der Stadt führten die Mitarbeiter den Bankbetrieb in einigen Erdgeschoss- und Kellerräumen notdürftig weiter. Bankbetrieb in der schwer beschädigten Zentrale 1947 12 Neubeginn Universalbank mit intern ationaler Ausrichtung Strategiewechsel Nach Ende des Zweiten Weltkriegs benötigte die Frankfurter Bank ein neues Geschäftsmodell. Der Preußische Staat, der ihr das Privileg der Mündelsicherheit verliehen hatte, existierte nicht mehr. Deshalb beschloss die Geschäftsleitung, die Bank für die Bedürfnisse von Firmenkunden zu öffnen. Der Strategiewechsel verdankte sich nicht zuletzt der engen Bekanntschaft zweier Vorstände: Hans Heinrich Hauck von der Frankfurter Bank und Dr. Hermann Jannsen von der Berliner Reichs-Kredit-Gesellschaft. Auch bei der Unternehmenskultur standen Veränderungen an: Neben Risikokontrolle und Sicherheit war künftig unternehmerischer Wagemut gefragt. Währungsreform 1948 wurde die Reichsmark abgeschafft und die D-Mark eingeführt. Für alle deutschen Banken bedeutete die Währungsreform einen strengen Kapitalschnitt. Forderungen an das Reich waren wertlos, Guthaben bei anderen Banken und der Notenbank wurden gestrichen. Beide Vorgänge ließen die Bilanzsumme der Frankfurter Bank über Nacht von etwa 160 Millionen Reichsmark auf 8,7 Millionen D-Mark schrumpfen. Universalbank Mit Beginn der 50er-Jahre wandelte sich die Frankfurter Bank in eine Universalbank. Das Haus intensivierte das überregionale Geldgeschäft, betrieb Devisenhandel, baute das Firmengeschäft auf, erweiterte das Depotgeschäft sowie das Emissionsgeschäft und dehnte seine Aktivitäten auf das ganze Bundesgebiet aus. Die Vermögensverwaltung, die unter anderem Mitglieder der Familien Rothschild und Haniel sowie bedeutende Stiftungsvermögen betreute, erhielt Zuwachs durch Kunden wie die Familien Krupp und von Opel. Die Anfänge der Datenverarbeitung 1953 Großraumbüro in den 1950er-Jahren 15 Internationalisierung Ende der 50er-Jahre startete die Frankfurter Bank eine Marktoffensive: Sie unterstützte Firmen beim Aufbau von Tochtergesellschaften in der Bundesrepublik. Zu diesen Kunden gehörten Procter & Gamble, Dow Chemical, Honeywell und Pan American Airways. Für einige nahm die Frankfurter Bank erstmals Führungspositionen bei Anleiheemissionen und Börsengängen ein. Spitzengruppe der privaten Kreditinstitute Rückblickend war der nach dem Zweiten Weltkrieg eingeleitete Strategiewechsel ein Erfolg: Mit einer Bilanzsumme von rund zwei Milliarden D-Mark in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre hatte sich die Frankfurter Bank in der Spitzengruppe der privaten Kreditinstitute etabliert. Und das gerade einmal zwanzig Jahre, nachdem sie als Universalbank praktisch bei null begonnen hatte. Aufsichtsrat Der Strategiewechsel spiegelte sich auch in der Zusammensetzung des Aufsichtsrats. Ende der 60er-Jahre gehörten ihm etwa Dr. Herbert Quandt, die Vorstandsvorsitzenden von Conti Gummi und Merck in Darmstadt sowie Vorstandsmitglieder aus dem Glanzstoff-Konzern und der Degussa an. Dr. Herbert Quandt Die Familie Quandt ist der BHF-BANK seit Jahrzehnten eng verbunden. Dr. Herbert Quandt war von 1953 bis 1970 Mitglied des Aufsichtsrats der Frankfurter Bank. Sein Mandat endete mit der Fusion von Frankfurter Bank und Berliner HandelsGesellschaft zur BHF-BANK. Zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses war Herbert Quandt der grös ste Einzelaktionär der Frankfurter Bank. In den 60er-Jahren unterstützte sie ihn bei der Emission neuer BMW-Aktien zur Sanierung des Autobauers. 16 Berliner HandelsG esellschaft Eine der führenden deutschen Investmentbanken Aufstrebende Volkswirtschaft Die Berliner Handels-Gesellschaft nahm 1856 ihre Geschäfte auf. Es war die Zeit der Industrialisierung: Firmen und Fabriken schossen aus dem Boden, florierten und entfalteten einen Kapitalhunger, den die alten Privatbankiers nicht mehr stillen konnten. Für den Aufbau der neuen Industriekonzerne brauchte man vergleichbare Finanzkonzerne. Dieser Ära verdankt sich die Gründung der Berliner Handels-Gesellschaft. Name und Rechtsform Ungewöhnlich waren der Name „Handels-Gesellschaft“ und die Rechtsform „Kommanditgesellschaft auf Aktien“ (KGaA). Sie erklären sich daher, dass die Inhaber eine Provokation der Obrigkeit vermeiden wollten. Denn die Behörden hatten die Anweisung, nach zahlreichen Neugründungen keine weiteren Aktienbanken zuzulassen. Erste Finanzierungen Das junge Bankhaus engagierte sich vor allem bei der Finanzierung des Eisenbahnbaus in Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland. Nach einigen Jahren erlangten Industriekredite immer größere Bedeutung. Binnen eines Jahrzehnts rückte die Berliner Handels-Gesellschaft in die Spitzengruppe der deutschen Banken auf. Profitables Geschäftsmodell Auf die Boomjahre der Gründerzeit folgte die Rezession. Dennoch stand die Bank gut da. Als KGaA mit voller Inhaberhaftung hatte sie umsichtig gewirtschaftet und riskante Engagements gemieden. Deshalb überstand sie den „Gründerkrach“ ohne substanziellen Schaden. Auch in den zehn ersten „mageren Konjunkturjahren“ ihrer Geschäftstätigkeit arbeitete sie profitabel und schüttete eine Durchschnittsdivi dende von rund sieben Prozent per annum aus. Die Zentrale der Berliner Handels-Gesellschaft in Berlin-Mitte um 1910 19 Bankgebäude Mit ihrem fulminanten Aufschwung entstand der Wunsch nach repräsentativen Räumen. Als Mieter residierte die Bank zunächst in der Französischen Straße 42 im Zentrum Berlins. 1868 erwarb sie das Haus und baute es um. 1911 bezog die Berliner Handels-Gesellschaft ein neues Bankgebäude unweit des Gendarmenmarkts. Der dama lige Baedeker erwähnte es als Sehenswürdigkeit. Industriebank Als Montan- und Schwerindustrie etabliert waren, kamen in ihrem Gefolge Elektrotechnik, Chemie, Maschinen- und Fahrzeugbau. Deutsche Unternehmen expandierten ins Ausland und nahmen weltweit Spitzenplätze ein. Die Berliner HandelsGesellschaft war einer ihrer wichtigsten Partner bei der Finanzierung des Kapazitätenausbaus, der Errichtung von Produktionsanlagen und der Bereitstellung von Mitteln für Übernahmen und Fusionen. Bis zum Ersten Weltkrieg war aus der Berliner Handels-Gesellschaft eine Industriebank – heute würde man sagen: Investmentbank – geworden. Eisenbahngeschäft Kapital für den Bau großer Eisenbahnlinien bereitzustellen, war ein Kerngeschäft der Bank. In Deutschland stand die Verbindung zu Lenz & Co. im Vordergrund. Die Firma betrieb zahl reiche Privatbahnen. Als in den 1870er-Jahren das deutsche Netz weitgehend errichtet war, wandte sich die Bank internationalen Projekten zu. Fast Jahr für Jahr erwähnen die Geschäfts berichte Emissionen im Auftrag russischer Eisenbahnen. Auf dem amerikanischen Kontinent finanzierte die Berliner Handels-Gesellschaft die St.-Louis- und San-Francisco-Bahn sowie die St.-Paul-Minneapolis- und Manitoba-Bahn. Innovativ und ungewöhnlich für die Zeit waren Emissionen für ägyptische und südafrikanische Eisenbahnlinien. 22 Gründungsväter PreuSSische Privatbankiers Preußische Hochfinanz Die Berliner Handels-Gesellschaft war eine Gründung von Exponenten der preußischen Hochfinanz; unter ihnen Privatbankiers wie Paul Hermann Mendelssohn-Bartholdy, Gerson von Bleichröder und Abraham von Oppenheim. Von 1883 bis 1929 stand Carl Fürstenberg an der Spitze des Instituts. Ihm gebührt das Verdienst, die Berliner HandelsGesellschaft in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg als Partner der Industrie zu einer modernen Investmentbank geformt zu haben. Nationales und internationales Geschäft Auch Walther Rathenau lenkte einige Jahre die Geschicke der Berliner Handels-Gesellschaft. Als Sohn des AEG-Gründers Emil Rathenau und ehemaliger AEG-Vorstand festigte er die Beziehungen zu dem Elektrounternehmen. Die Bank begleitete das Wachstum der AEG als einer der wichtigsten Finanziers von den ersten Anfängen bis zum Weltkonzern. Zudem eröffnete Walther Rathenau dem Institut neue Geschäftsmöglichkeiten in Osteuropa; besonders in der nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen Sowjetunion. Als erste europäische Bank nahm die Berliner HandelsGesellschaft den Geschäftsverkehr mit der sowjetischen Staatsbank auf. Paul Hermann Mendelssohn-Bartholdy 1833 trat Paul Hermann Mendelssohn-Bartholdy in das von seinem Onkel errichtete Bankhaus Mendelssohn ein. 1838 wurde er dessen Teilhaber, 1871 dessen Seniorchef. Zeitweilig fungierte er als finanzpolitischer Berater der preußischen Regierung. Gerson von Bleichröder 1855 übernahm Gerson von Bleichröder das von seinem Vater gegründete Bankhaus S. Bleichröder, das in Deutschland eine führende Stellung bei der Emission von Staatsanleihen sowie der Eisenbahn- und Industriefinanzierung hatte. Gerson von Bleichröder hatte den Ruf, Bismarcks Bankier zu sein. Aufgrund seiner internationalen Kontakte leitete er gelegentlich auch außenpolitische Mis sionen. 1872 wurde er in den Adelsstand erhoben. 23 Carl Fürstenberg, Mitinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft 1883 – 1929 24 Abraham von Oppenheim Der Sohn des Bankiers Salomon Oppenheim junior wurde 1828 Teilhaber des Bankhauses und weitete die Geschäfte erheblich aus. Einen Namen machte er sich vor allem bei der Industrialisierung Preußens. Oppenheim zählte zu den Beratern des preußischen Königs Wilhelm I. und wurde 1868 als erster ungetaufter Jude in Preußen geadelt. Carl Fürstenberg Carl Fürstenberg war von 1871 bis 1883 für das Bankhaus S. Bleichröder tätig. 1883 trat er als persönlich haftender, geschäftsführender Gesell schafter in die Berliner Handels-Gesellschaft ein. Für fast ein halbes Jahrhundert prägte er die Entwicklung des Hauses. Carl Fürstenberg war einer der profiliertesten Bankiers seiner Zeit. Dr. Walther Rathenau Der studierte Physiker trat 1899 in den Vorstand der AEG ein. Als Geschäftsinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft widmete er sich zunächst Finanzierungsfragen, die mit der von seinem Vater gegründeten AEG zusammenhingen, später dann dem Auslandsgeschäft. Als Sachverständi ger für wirtschaftspolitische Fragen nahm er an den Verhandlungen zum Versailler Vertrag und weiteren internationalen Konferenzen teil. Am 1. Februar 1922 wurde Walther Rathenau zum Reichsaußenminister ernannt. Wenig später unterzeichnete er den Vertrag von Rapallo, in dem Deutschland die junge Sowjetunion anerkannte und beide Staaten wechselseitig auf Reparationen verzichteten. Am 24. Juni 1922 fiel Walther Rathenau einem Attentat zum Opfer. © Bundesarchiv Dr. Walther Rathenau, Mitinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft 1902–1907 27 Krisenjahre Stabilitätsanker in schweren Zeiten Verbindung zur Großindustrie Die Berliner Handels-Gesellschaft hielt auch nach dem Ersten Weltkrieg an ihren traditionellen Verbindungen zur Großindustrie fest und begleitete zahlreiche Emissionen und Börseneinführungen. Viele der Geschäftsbeziehungen pflegte das Haus mittlerweile seit Jahrzehnten, allen voran die mit der AEG. Deren Vorstandsvorsitzender stand auch an der Spitze des Verwaltungsrats der Berliner Handels-Gesellschaft. Inhaber der Bank wiederum saßen in den Aufsichtsräten vieler Industrieunternehmen. Erster Weltkrieg und Weimarer Republik Durch den Versailler Vertrag verlor die Berliner Handels-Gesellschaft einen großen Teil ihrer Auslandsanlagen. Geschäftsverbindungen in Oberschlesien und Elsass-Lothringen gingen verloren. Wie alle anderen deutschen Banken litt die Berliner Handels-Gesellschaft in den Nachkriegsjahren unter der Hyperinflation. Börsencrash und Bankenkrise Die Geschäftspolitik der Berliner Handels-Gesellschaft war solide und vorausschauend. Deshalb widerstand sie den Folgen der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise gut und musste keine staatliche Hilfe in Anspruch nehmen. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Die Rassenpolitik der Nationalsozialisten bedeutete auch für die Berliner Handels-Gesellschaft einen Einschnitt. Drei der vier Geschäftsinhaber des Jahres 1933 waren jüdischer Abstammung. Sie mussten die Bank und später das Land verlassen. Durch die Übernahme großer Aktienpakete hatte der Staat Einfluss auf einige Großbanken gewonnen; auf die Berliner Handels-Gesellschaft jedoch nicht. Dies schützte das Haus vor dem direkten Zugriff der Nationalsozialisten. Dennoch trat auch die Berliner Handels-Gesellschaft in eine Phase der „Anpassung an die Verhältnisse“ ein, wie dies die Geschäftsinhaber 1933 formulierten. 30 Neubeginn Wiederaufnahme des industrieGeschäfts Umzug nach Frankfurt Als die Sowjetarmee Berlin eingenommen hatte, verbot der Stadtkommandant alle Bankgeschäfte. Er konfiszierte den Kassenbestand der Berliner Handels-Gesellschaft, ihre Wertpapiere und Verwahrstücke. Die Inhaber wurden interniert. Erst im September 1948 nahm die Bank ihre Geschäfte wieder auf. Allerdings nicht in Berlin, sondern unter dem Dach der Frankfurter Bank, die ihr am Main einige Räume zur Verfügung stellte. Der Privatbankensektor hatte in der sowjetischen Zone keine Zukunft. Die ehemalige Zentrale der Berliner Handels-Gesellschaft beherbergte später die Notenbank der DDR. Heute ist dort der Berliner Sitz der KfW-Bankengruppe. Wiedereinstieg ins internationale Geschäft Die Nähe zur Industrie war für die Berliner HandelsGesellschaft auch beim Neubeginn der entscheidende Erfolgsfaktor. Den Hauptertrag generierte sie erneut aus Emissionen und Konsortien. In den späten 50er-Jahren gelang der Bank der Wiedereinstieg ins internationale Geschäft. Zusätzlich profilierte sie sich als Vermögensverwalter für Pensionsfonds, Investmentfonds und Stiftungen. Fließbandproduktion bei Volkswagen in Wolfsburg Waschmaschinenmontage im AEG-Hausgerätewerk in Berlin 33 Währungsreform Trotz großer Verluste konnte die Berliner HandelsGesellschaft allen Verbindlichkeiten aus eigener Kraft nachkommen. Denn Substanzwerte in Form von Industriebeteiligungen und sonstigen Aktien waren ihr erhalten geblieben. Wirtschaftswunder Das von der exportorientierten Industrie getragene Wirtschaftswunder nutzte die Berliner HandelsGesellschaft zur Ausweitung und Internationalisierung ihrer Aktivitäten. In kürzester Zeit war die Kundenliste wieder ein „Who’s who“ der deutschen Wirtschaft. Die Bank betreute Emissionen unter anderem für AEG, Allianz, BASF, BMW, Farbwerke Hoechst, Feldmühle, Hapag, Mannesmann, Metallgesellschaft, Münchener Rück, Sarotti, Siemens & Halske, Schering, Thyssen und VW. Geschäftsführung und Aufsichtsrat Auf Seiten der Geschäftsführung prägte Dr. Eduard von Schwartzkoppen den Neubeginn. 1944 war er gegen langen Widerstand der NSDAP zum Inhaber gewählt worden, erst 1951 kam er aus sowje tischer Haft frei. Professor Hans Fürstenberg, der Sohn Carl Fürstenbergs, kehrte aus dem Exil zurück und übernahm den Vorsitz des Aufsichtsrats. Nach alter Gepflogenheit waren dort auch Mitglieder der AEG und der Firma Lenz & Co. vertreten. 34 BHF-BANK Die Privatbank für Unternehmerfamilien und den industriellen Mittelstand Suche nach einem starken Partner Ende der 60er-Jahre hatten beide Institute den Neubeginn geschafft und gehörten in ihrem Sektor zu den führenden Adressen in Deutschland. Die Frankfurter Bank hatte sich als Universalbank etabliert. Die Berliner Handels-Gesellschaft konnte trotz regionaler Entwurzelung an ihre Tradition als Emissions- und Konsortialbank anknüpfen. Beide Häuser waren wirtschaftlich sehr erfolgreich. Dennoch suchten sie den Zusammenschluss mit einem starken Partner, um dem wachsenden Finanzierungsbedarf der Kunden gerecht zu werden. Komplementäre Kompetenzen Aktivitäten und Kompetenzen der Häuser ergänzten sich hervorragend: Die mittelgroße Firmenkundschaft der Frankfurter Bank verlängerte sich ins Industrie-Kreditgeschäft der Berliner HandelsGesellschaft. Die Frankfurter Bank hatte einen erstklassigen Geld- und Devisenhandel. Die Kernkompetenz der Berliner Handels-Gesellschaft lag im Emissionsgeschäft; zudem besaß sie ein wertvolles Portfolio an Industriebeteiligungen und Wertpapieren. Beide Häuser waren im Asset Management aktiv und betreuten institutionelle wie private Vermögen. Fusion Die Fusion von Frankfurter Bank und Berliner Handels-Gesellschaft zum 1. September 1970 war der größte Zusammenschluss privater Banken seit der Vereinigung der Deutschen Bank und der Disconto-Gesellschaft 1929. Die Vorstände beider Banken kannten und schätzten sich. Drei Gesprächspaare mit jeweils einem Partner beider Banken waren entscheidend für den Zusammenschluss: Dr. Klaus Dohrn und Dr. Erwin Poprawe hatten die Fusion initiiert; Dr. Hans Georg Gottheiner und Dr. Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth hatten sie ausgehandelt; Dr. Eduard von Schwartzkoppen und Dr. Hermann Jannsen stimmten ihr zu. Zunächst firmierte das Haus etwas umständlich als „Berliner Handels-Gesellschaft Frankfurter Bank“. Doch im Sprachgebrauch setzte sich rasch die Telegrammadresse „BHF-BANK“ durch. 36 Bankgebäude Ihren Hauptsitz nahm die BHF-BANK an der Bockenheimer Landstraße 10, unweit der Alten Oper. An dieser Stelle hatte der Architekt Sep Ruf im Auftrag der Berliner Handels-Gesellschaft einen 82 Meter hohen Turm errichtet. Damals eines der höchsten und modernsten Gebäude Frankfurts, steht die Zentrale der BHF-BANK heute unter Denkmalschutz. Wachstum in die nächste Größenordnung Die Fusion der beiden Banken schuf die Voraussetzungen, in die nächste Größenordnung zu wachsen sowie neue nationale und internationale Kunden zu gewinnen. Die Strategie der Folge jahre orientierte sich an der Idee einer „deutschen Merchant-Bank“. Geschäftsmodell nahe der Realwirtschaft Heute besitzt die BHF-BANK ein risikoaverses und konsequent auf die Bedürfnisse der Realwirtschaft ausgerichtetes Geschäftsmodell. Sie betreut als Vermögensverwaltungsbank große Vermögen und unterstützt den industriellen Mittelstand bei komplexen Fragen der Strukturierung von Eigenkapital und Fremdkapital. Speerspitze des Wandels Die Frankfurter Bank und die Berliner HandelsGesellschaft waren stets eine Speerspitze des Wandels. Die BHF-BANK schließt an diese Tradition an: In den vergangenen Jahren hat sie ihr Leistungsportfolio dem neuen Umfeld und veränderten Kundenanforderungen angepasst. Ihre Produkte in der Vermögensverwaltung setzen anerkannte Maßstäbe hinsichtlich Zuverlässigkeit und Wertentwicklung. BHF-BANK Bockenheimer Landstraße 10 60323 Frankfurt am Main Telefon: +49 (0) 69 718-0 www.bhf-bank.com Stand: 2013
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