Genf besucht die Schweiz in Vaduz

 Genf besucht die Schweiz in Vaduz Ansprache von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Dienstag, 27. Mai 2015, Peter‐Kaiser‐Platz, Vaduz Sehr geehrte Damen und Herren Es gilt das gesprochene Wort! Es ist mir eine grosse Freude und Ehre, Sie im Namen der liechtensteinischen Regierung zu die‐
sem Anlass zu begrüssen. Ein spezieller Willkommensgruss gilt unseren Gästen aus Genf. Je vous souhaite un cordial bien‐
venu. Votre présence nous réjouis beaucoup et est un grand honneur pour nous. Herzlichen Dank, Herr Präsident Pictet, für die Vorstellung Ihrer Delegation. Und einen ganz herzlichen Dank für Ihre aufrichtigen Worte, die Sie an uns gerichtet haben. Besten Dank auch an Sie, Generaldirektor Möller, für Ihre Ansprache. Es freut mich, dass unsere Mitarbeit in der UNO geschätzt wird. Und jetzt schon, Herr Präsident Beer, besten Dank für die Worte, die Sie noch später an uns richten werden. Gerne möchte ich auch Botschafter Luzius Wasescha, ein langjähriger Freund Liechtensteins, für seine Anwesenheit und seine Rolle als Moderator danken. Werte Genfer, Herzliche Gratulation zu Ihrem Jubiläum „200‐Jahre Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft“. Ihr Projekt, eine Ausstellung, die durch alle Schweizer Kantone führt, ehrt Sie. Damit bringen Sie den anderen Kantonen Ihre Dankbarkeit über die 200‐jährige Zugehörigkeit Genfs zur Eidgenos‐
senschaft zum Ausdruck. Ihr Angebot, Liechtenstein in Ihre „Tour de Suisse“ miteinzubeziehen, hat uns gefreut. Wir ha‐
ben es sehr gerne angenommen. Wir verstanden sehr wohl, dass Sie uns dieses Angebot nicht gemacht haben, weil Liechtenstein in Genf etwa als quasi Halbkanton der Schweiz angesehen würde. Viel mehr wollen Sie mit Ihrem Abstecher nach Liechtenstein die überaus engen Bezie‐
hungen zwischen der Schweiz und Liechtenstein und zwischen dem internationalen Genf und Liechtenstein würdigen. Eine andere „Tour de Suisse“, die klassische auf zwei Rädern, macht auch immer wieder Abste‐
cher nach Liechtenstein. Sie hat auch schon mehrmals Vaduz als Etappenort gewählt. Das Jahr 1815 und der Wiener Kongress haben für Genf und für Liechtenstein historische Bedeu‐
tung. Neun Jahre zuvor (1806) hatte Liechtenstein durch die Aufnahme in den Rheinbund seine Souveränität erhalten. Ab Februar 1815 war Liechtenstein auch am Wiener Kongress vertreten. Der Kongress nahm Liechtenstein als souveräner Kleinstaat in den Deutschen Bund auf. Erlau‐
ben Sie uns deshalb, liebe Genfer, unter dem Titel „Erfolgreiche Teilnahme und Überstehen des Wiener Kongresses vor 200 Jahren“ ein wenig mit Ihnen mitzufeiern. Die Geschichte der Schweiz, von Genf, und von Liechtenstein hat sich dann erst nach dem 1. Weltkrieg wieder gekreuzt. 1920 richtete die Liechtensteinische Regierung ein Ansuchen an den schweizerischen Bundesrat, möglichst bald zur Frankenwährung übergehen zu können. Auch um den Abschluss eines Zollvertrages wurde angesucht. Die Schweiz kam diesen Ansuchen nach. 2
Dafür sind wir der Schweiz noch heute zu Dank verpflichtet. Bereits am 1. Januar 1924 trat der Zollvertrag in Kraft. Es war der Beginn einer vielschichtigen, engen und überaus freundschaftlichen Zusammenarbeit. Zahlreiche andere Verträge in ver‐
schiedensten Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Verkehr folgten und sind noch heute von höchster Bedeutung. Neben dem vielfältigen Vertragsnetz sind es auch mannigfaltige wirtschaftliche, kulturelle und menschliche Bindungen, die das Verhältnis Liechtensteins zur Schweiz prägen. Mit keinem ande‐
ren Land sind wir so stark verbunden wie mit der Schweiz. Die Liechtensteiner wissen, dass sie den Wohlstand und die Stabilität massgeblich auch der Schweiz zu verdanken haben. Die Pflege der besonders engen Beziehungen zur Schweiz bleibt auch für die Zukunft ein Schwerpunkt der liechtensteinischen Aussenbeziehungen. Wir freuen uns auch über die engen Beziehungen, die wir mit dem „internationalen Genf“ pfle‐
gen können. Allen voran mit dem Sitz der Vereinten Nationen in Genf. Unterstrichen werden diese guten Beziehungen durch den heutigen Besuch und Ihre Anwesenheit, Herr Generaldirek‐
tor (Möller). Nach dem 1. Weltkrieg blieb uns die Aufnahme in den Völkerbund versagt. Einzig die Schweiz hatte für unsere Aufnahme gestimmt. Unsere Beziehungen mit dem internationalen Genf haben sich erst wieder Ende der 80er Jahre intensiviert. Wir können dieses Jahr unser 25‐
Jahr‐Jubiläum zum Beitritt der UNO feiern. Die Eröffnung einer Ständigen Vertretung Liechten‐
stein in Genf erfolgte 1991, nach dem Beitritt zur EFTA. 1995 wurde Liechtenstein auch Grün‐
dungsmitglied der ebenfalls in Genf beheimateten WTO. Die Bedeutung des internationalen Genf dürfte vielen hier in Liechtenstein wenig bekannt ge‐
wesen sein. Gemessen an den abgehaltenen Konferenzen ist Genf nämlich das wichtigste Welt‐
zentrum der internationalen Zusammenarbeit. Ich bin mir sicher, dass dies mit der heutigen Ausstellung vielen bewusst wurde. Im Rahmen unserer Mitarbeit in der UNO in Genf hat die Regierung als prioritäre Bereiche Men‐
schenrechte und humanitäre Angelegenheiten definiert. Ich vertrete Liechtenstein regelmässig am High‐Level‐Segment des Menschenrechtsrats in Genf. Im vergangenen Jahr haben wir bei dieser Gelegenheit unter anderem zusammen mit der Schweiz ein Side‐event zum 25‐Jahr‐
Jubiläum der Adoption der Konvention über Kinderrechte organisiert. Liechtenstein ist auch bei vielen anderen Konferenzen und Events in Genf vertreten. Liechtenstein ist ein verlässlicher, solidarischer und engagierter Partner der internationalen Gemeinschaft. Wir verstehen unser Engagement im Rahmen der internationalen Solidarität als Grundhaltung. Diese bringen wir durch unser Engagement und unsere Beiträge auch in Genf zum Ausdruck. Liebe Anwesende Ich danke Ihnen allen bestens für Ihr Kommen und wünsche Ihnen beim anschliessenden Apéro interessante Diskussionen über Genf und über das internationale Genf. 3