Psychologie des Lernens Christian Dobel ist neuer Professor für

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM151202_UKJ_Dobel.pdf
Psychologie des Lernens
Christian Dobel ist neuer Professor für Experimentelle Hals-, Nasenund Ohrenheilkunde
Ein Psychologe in der HNO? Das sei durchaus naheliegend, erklärt Christian Dobel, der seit
diesem Wintersemester die Professur für Experimentelle Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am
Universitätsklinikum Jena innehat. "Denn viele Details der psychologischen Verarbeitung von
Reizen, die wir insbesondere über das Gehör aufnehmen, sind noch nicht verstanden", so der
Psychologe.
Wie eng diese Fragestellungen an die Krankheitsbilder in der HNO-Klinik anbinden, zeigen seine
Forschungsprojekte. Zum Beispiel Patienten mit einem Cochlea-Implantat; mit dieser
Innenohrprothese können Menschen, die ertaubt sind, wieder hören: "Die Implantate geben nicht
das gesamte Hörspektrum wieder, sondern nur einige recht schmale Frequenzbereiche. Das
spricht dafür, dass das 'Wieder-Hören-Lernen' ein echter Lernprozess, nicht das Auffrischen früher
erworbener Fähigkeiten ist - wie er abläuft, wissen wir noch nicht." Die enge Verbindung dieser
Grundlagenforschung mit der klinischen Anwendung machen für Christian Dobel den besonderen
Reiz seiner Themen aus.
Im Fazialis-Nerv-Zentrum behandeln die Jenaer HNO-Ärzte Erkrankungen des Gesichtsnervs,
dessen Lähmungserscheinungen nicht nur körperliche, sondern auch psychosoziale
Einschränkungen bedeuten können. Christian Dobel: "Wir drücken einen Großteil unserer
Emotionen über die Mimik aus. Wenn das wegen einer Nervenlähmung nicht mehr funktioniert,
leidet das soziale Leben sehr und viele Patienten ziehen sich zurück. Um dem entgegenzuwirken
suchen wir mit den Patienten nach Wegen, wie sie ihre Gefühle anders ausdrücken können."
Elektrische und magnetische Hirnaktivitäten messen
Professor Christian Dobel hat an der Universität Konstanz Psychologie studiert und promovierte
dort über die Sprachverarbeitung bei Patienten, die nach einer Hirnschädigung an einer
Sprachstörung leiden. Er forschte als PostDoc am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im
holländischen Nijmegen und arbeitete dann an der Universität Münster, wo er sich habilitierte und
zuletzt eine Arbeitsgruppe im Institut für Biomagnetismus und Biosignalanalyse leitete.
Die Messung der elektrischen und magnetischen Aktivität des Gehirns ist ein wesentliches
Instrument in Christian Dobels Forschung. Mit dem Biomagnetischen Zentrum an der Klinik für
Neurologie hat er hierfür in Jena einen wichtigen Partner gefunden. Auch zur Klinik für
Kinderpsychiatrie hat der Psychologe schon Kontakte geknüpft - wegen deren
Forschungserfahrung im Bereich der Lese-Rechtschreibstörung. Denn in Münster begonnene
Arbeiten zur Legasthenie und zur Dyskalkulie, der oft gemeinsam mit der Lesestörung auftretenden
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Rechenschwäche, wird der Psychologe in Jena fortsetzen.
Sein Ansatzpunkt ist dabei wieder die Verarbeitung von Hörreizen und die damit verbundenen
Lernprozesse. Für das Lesen- und Schreibenlernen bildet die korrekte Erfassung der als Phoneme
bezeichneten kleinsten Bausteine der gesprochenen Sprache den Schlüssel. "Wir vermuten, dass
bei Kindern mit Problemen beim Lesen und Schreiben diese Erfassung erschwert wird, weil der
Hörreiz nicht lange genug repräsentiert wird. Damit könnten auch Verzögerungen der
Sprachentwicklung im Kleinkindalter zusammenhängen", so Christian Dobel.
Spielerisches Trainingsprogramm entwickelt
Für Kinder mit Rechenschwäche, denen auch das Erfassen von Mengen und Zeiträumen
schwerfällt, hat er ein spielerisches Trainingsprogramm für Computer und Tablet mit erarbeitet.
Neben dem Üben von Größenverhältnissen und Grundrechenarten soll es auch vermeiden, dass
Kinder durch Misserfolge im Unterricht eine grundlegende Angst gegenüber allem entwickeln, das
mit Zahlen und Mathematik zu tun hat. "Diese fatale Kopplung an das Furcht- und Angstnetzwerk
behindert das Lernen nur noch mehr", beschreibt Dobel eine wesentliche psychologische
Komponente und schlägt damit den Bogen wieder zur Klinik und zum Tinnitus, bei dem eine
ähnliche Kopplung vermutet wird, und der in einem Zentrum an der Jenaer HNO-Klinik erforscht
und multiprofessionell behandelt wird.
Kontakt:
Prof. Dr. Christian Dobel, Professur für Experimentelle HNO-Wissenschaft
HNO Klinik, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 935430
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 02.12.2015 11:21 Uhr
Christian Dobel ist neuer Professor für Experimentelle Hals-, Nasen-und Ohrenheilkunde
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