Rätsellösung führt aus der Zelle

d-srs/srs-jz/03SRSeite 40 - 07.01.2016 15:38:58 - peter.freitag
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Donnerstag, 7. Januar 2016 Kölner Stadt-Anzeiger
40
Junge Zeiten
Rätsellösung führt aus der Zelle
LIVE ESCAPE GAMES
So bezwinge
ich das Chaos
in meinem
Zimmer
Junge-Zeiten-Team macht den Selbsttest – Spiel hinter verschlossenen Türen
Hektisch versuchen wir das kleine
Schloss zu öffnen, jedoch stimmt
der Zahlencode nicht. Haben wir
irgendeinen Hinweis übersehen?
Wir sind kurz vor dem Ziel, doch
uns bleiben nur noch wenige Minuten, um die geheime Formel von
Dr. Schneewing zu finden und in
Sicherheit zu bringen. Endlich:
Der Tresor geht auf, darin liegt die
Formel. Jetzt nichts wie los! Wir
öffnen die letzte Tür. Draußen wartet – ein Hund.
„Ihr habt es geschafft“, ruft uns
dessen Frauchen entgegen. Martina Gehlen ist Geschäftsführerin
des Live Escape Room 60 Minutes
in Bonn, in dem wir, das JungeZeiten-Team, zu dem Fabian Müller, Marius Fuhrmann, Alina Frechen und Jonah Wermter gehören,
soeben gespielt haben.
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EINWURF
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Wie ein Computerspiel
Live Escape Games sind ein Freizeittrend aus Japan, bei dem kleine
Gruppen von meist bis zu sechs
Personen in einen Raum gesperrt
werden und genau eine Stunde
Zeit haben, wieder herauszukommen. Dies gelingt nur durch das
Lösen von Rätseln und das Kombinieren von Hinweisen, um die
zahlreichen Schlösser im Raum zu
öffnen. Das Konzept entstammt
der virtuellen Welt der Computerspiele, vor einigen Jahren begannen findige Spielefreunde, die
Rennen gegen die Zeit in die Realität zu übertragen.
Das 60 Minutes in Bonn-Endenich ist einer von mittlerweile 139
Anbietern mit 267 Spielräumen in
ganz Deutschland. Eröffnet wurde
es vor etwas mehr als einem Jahr.
„1400 Gruppen waren seitdem in
etwa da“, erklärt Mitarbeiter Wolfgang Jebing. Sein Abenteuerspielplatz sieht zunächst aus wie ein
ganz normales Wohnzimmer. Es
hängen Bilder und Regale an der
Wand, in der Ecke steht ein Sofa –
Dr. Schneewing mag es altmodisch. Doch wo hat er Hinweise
auf seine geheime Formel hinterlassen? Der ganze Raum muss
nach Zetteln, Karten oder hilfreichen Gegenständen, die in Büchern, hinter Schränken oder in
Schubladen versteckt sein können,
durchsucht werden.
Bei der Themenvielfalt übertreffen sich die Räume gegenseitig.
Mal tauchen die Spieler in die Welt
einer Gefängniszelle ein, mal müssen sie in einem Klassenzimmer
eine Bombe entschärfen – immer
innerhalb einer Stunde. Die meisten Spiele sind für zwei bis sechs
Spieler ausgelegt, Jebing empfiehlt eine Gruppe von vier Personen. Damit diese nicht einen wichtigen Hinweis übersehen oder sich
in eine Sackgasse kombinieren,
gibt er über einen Monitor in einer
Ecke des Raums Tipps. Über Kameras kann er die Spieler beobach-
R
äum dein Zimmer auf, hier
sieht es wieder aus wie im
Schweinestall!“
Wenn
Mutter oder Vater einem den täglichen Zimmerbesuch abstatten,
vergeben sie damit direkt eine verhängnisvolle Aufgabe: Aufräumen. Der Alptraum eines jeden
Teenagers. Nach dem Lesen der
Zeitschrift oder dem Leeren einer
Wasserflasche hat man einfach
keine Lust, diese wieder an ihren
gewohnten Platz zurück zu bringen. Das bedeutet viel zu viel
Stress und die Ruhe nach einem
anstrengenden Schul- oder Arbeitstag ist hinüber. Also verschiebt man das Aufräumen in den
eigenen vier Wänden auf den
nächsten Tag. „Ich räume morgen
auf, wenn ich mehr Zeit habe.“ Eine Antwort, die Eltern bestimmt
nicht gern hören.
Doch auch wenn aufräumen in
den Augen der meisten Jugendlichen nur ein zweckloser Prozess
ist, kann es manchmal zum Vorteil
sein, das Zimmer in Ordnung zu
Überall im Raum können die Hinweise versteckt sein, die bei der Lösung des Life Escape Games helfen können.
Fotos: Fabian Müller bringen. Die Zimmerecken werden wieder frei von Staubmäuse,
die Fenster wieder sauber. Und
man findet verloren gedachte Dinge und Gegenstände wieder. Geld
zum Beispiel. Letztens erst erzählte ein Freund, dass er absichtlich
Geld verstecke, um es eines Tages
beim Zimmeraufräumen wiederzufinden. Man hat dadurch einen
Ansporn, weil längst Vergessenes
wiedergefunden wird.
Wenn man nach ein oder zwei
Stunden des intensiven Reinigens
endlich fertig ist, überkommt jeden das Gefühl, dass man etwas
geschafft hat. Stolz und Frohsinn
machen sich breit. Doch auch
wenn man einige Dinge nach dem
Ordnungschaffen wiederfindet,
fehlt dennoch einigen Menschen
Wer die richtige Zahlenkombination herausfindet, kann auch im Tresor
der Ansporn, wirklich anzufangen.
nach der Lösung suchen.
Es ist die Motivation, die fehlt. Daten. Die Hinweise des Spielleiters Mafia-Coup gehen. Live Escape
gegen gibt es natürlich wertvolle
sind Teil des Konzepts der Live Es- Games gibt es in zahlreichen deutTipps. Wenn man mit dem Aufräucape Games. „Ohne die Tipps wäre schen Städten und sind am besten
men anfängt, sollte man seine
das Spiel auch gar nicht lösbar“, für kleine Gruppen aus FreundesLieblingsmusik oder seinen Lieberklärt Jebing. „Der Rekord bei kreisen, Kollegen oder Familien
lingsradiosender ganz laut aufdreuns liegt bei fünf Hinweisen.“ Wir geeignet, die auf der Suche nach
hen. Das führt dazu, dass direkt
benötigen zwar alle acht, haben einer abwechslungsreichen Freibessere Laune einkehrt und der
am Ende aber noch gut fünf Minu- zeitgestaltung sind.
„Motivationspegel“ prompt steigt.
In Bonn dürfen Kinder ab zehn
ten übrig. Spielleiter Jebing klärt
Ergänzend könnte man Vorheruns im Anschluss die Schwierig- Jahren teilnehmen, die Preise aller
und Nachher-Bilder schießen. Der
keit der verschiedenen Verstecke Anbieter bewegen sich je nach
Unterschied ist oftmals erstaunund wie schwer wir uns im Ver- Gruppengröße zwischen 15 und
lich, gibt dem Aufräumenden aber
gleich mit anderen Gruppen getan 30 Euro.
ein noch besseres Empfinden und
haben.
spornt an, beim nächsten Mal diIm März will das 60 Minutesrekt anzufangen, vielleicht noch
MARIUS FUHRMANN,
Team einen zweiten Raum in Bonn
FABIAN MÜLLER, ALINA FRECHEN Auch Alltagsgegenstände wie Batterien und Dosen können die Spieler bevor die Eltern merken, dass sich
eröffnen, in ihm soll es um einen
das Zimmer mal wieder zum
UND JONAH WERMTER ihrem Ziel näher bringen.
Chaos entwickelt hat.
THERESA SOSTMANN
Mit weniger Kontakten ins neue Jahr
FREUNDSCHAFT
Kontakt
Die einen gehen mit guten Vorsätzen ins neue Jahr, die anderen werfen Ballast ab
Traditionell werden zum neuen
Jahr gute Vorsätze gefasst, oder
wir trennen uns von überflüssigen
Dingen. Ich habe beschlossen in
diesem Jahr auf die Vorsätze zu
verzichten, weil ich es albern finde, sich etwas vorzunehmen, was
man dann nur zwei Monate durchhält. Deswegen habe ich mich zum
Jahreswechsel von etwas getrennt,
nichts Materielles, ich entsorge
nicht die Hälfte meiner Kleidung
oder Bücher, aber ich werfe Ballast
ab. Virtuellen Ballast. Ich habe vor
einigen Tagen meine Social-Media-Seiten aufgeräumt und meine
Kontakte auf dem Handy rigoros
aussortiert.
Vor allem bei meiner FacebookFreundesliste hat sich diese Maßnahme sehr deutlich gezeigt. Von
der ursprünglichen Anzahl sind
noch knapp 60 Prozent übrig geblieben. Das sind dann auch diejenigen, die ich wirklich mag, und
mit denen ich überhaupt noch etwas zu tun habe. Was will ich noch
mit ehemaligen Freunden aus der
Grundschule, die ich seit Jahren
nicht gesehen habe?
Das gleiche gilt auch für die vom
Gymnasium. Alle unzuverlässigen
ehemaligen Freunde oder Bekannten habe ich gelöscht. Als grobes
Kriterium galt der Kontakt im Jahr
2015. Hatte ich mit dieser Person
überhaupt Kontakt? Und wenn ja,
war der erfolgreich und mehr als
ein
Geburtstagsglückwunsch?
Niemand von denen, die ich gelöscht habe, geht es etwas an, was
ich gerade mache, wo ich im Ur-
laub war, was ich studiere oder wo
ich arbeite. Mich mit Freundschaftsanfragen zu überschütten
nutzt dann auch nicht, einmal gelöscht wird es schwierig, wieder in
meiner Freundesliste aufgenommen zu werden. Auch auf meinem
Handy habe ich alle Nummern gelöscht von denjenigen, denen ich
nie schreiben werde und die mich
auch nie anrufen werden. Also weg
damit. Das Gleiche habe ich mit
meinen anderen Social-MediaAccounts gemacht, also den Insta-
gram-Followern und denen bei
Twitter. Das neue Jahr ohne die
sinnlosen Bekanntschaften einzuläuten. Das war mein Ziel. Bei einigen fiel es mir schwer, war man
doch in ferner Vergangenheit mal
gut befreundet. Letztendlich sind
aber auch all diejenigen gelöscht
worden. Wahre Freundschaft
zeichnet sich für mich eher in der
realen Welt und nicht in den sozialen Netzwerken aus.
ALINA FRECHEN
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