© BASF SE – fotolia.com BAUCHEMIE Mehr als Beton und PU-Schaum FACH Ebenso wie die Ernährung ist das Wohnen und Arbeiten in einer angenehmen und gesunden Unterkunft eines der Grundbedürfnisse des Menschen. Zunächst lieferten nachwachsende Materialien wie Holz oder Schilf und später mineralische und anorganische Rohstoffe den überwiegenden Teil der zum Bau verwendeten Stoffe. Diese Baustoffe wurden von geübtem und später handwerklich geschultem Personal teilweise aufbereitet und vorverarbeitet - man denke etwa an das Sägen von Balken und Brettern, die Ziegelherstellung und das Kalkbrennen - und dann wiederum von Handwerkern zu den verschiedensten Arten von Bauwerken verbaut. auch zu Unverträglichkeiten führen, und die erheblich angewachsene Umweltbelastung ruft in bisher nicht gekanntem Ausmaß Bauwerkschäden hervor, die wiederum chemisch diagnostiziert und ggf. durch den Einsatz chemischer Mittel saniert oder zumindest aufgehalten werden sollen. Auch Fragen zur Nachhaltigkeit, wie etwa Recycling und Entsorgung von Baustoffen, Energieeinsparung CO2-Bilanz, Ressourceneinsatz oder Dauerhaftigkeit von Baustoffen werden künftig eine immer größere Rolle spielen. Diese Beispiele machen deutlich, dass im modernen Bauwesen tradiertes Wissen und erlernte Fähigkeiten allein nicht mehr ausreichen, sondern zusätzlich solide chemische Kenntnisse erforderlich sind. Mit dem rapide wachsenden Bauvolumen durch die sich schnell vermehrende Bevölkerung, die ständig zunehmende Verstädterung und die immer größer werdenden Bauwerke wurden im Verlauf der letzten 150 Jahre handwerkliche Tätigkeiten immer mehr durch die industrielle Fertigung der Baumaterialien und die großtechnische Bauwerkserstellung ersetzt. Seit etwa fünfzig Jahren hat schließlich in steigendem Maße die Chemie in das Bauwesen Einzug gehalten. Eine Vielfalt neuer Baustoffe, z. B. auf Basis von Kunststoffen (Polymeren), findet immer mehr Verwendung. Für Betone und Trockenmörtel stehen je nach Einsatzbereich eine ganze Palette von Hilfsstoffen und Zusätzen zur Verfügung. Die Vielfalt der miteinander kombinierten Baustoffe kann aber 80 © BASF SE BAUCHEMIE Wenn sich jemand dem Studium der Bauchemie oder einer Vertiefung seiner chemischen Kenntnisse in diesem Fach zuwenden möchte, so sollte er sich zunächst fragen, ob ein mehr praxisbezogenes, anwendungsnahes Studium, wie es Fachhochschulen vermitteln, oder ein mehr wissenschaftlich-grundlagenorientiertes Studium, wie es an Technischen Universitäten durchgeführt wird, seinen Fähigkeiten und Interessen entspricht. Nachdem diese grundlegende Wahl getroffen wurde, bestehen dann im Wesentlichen drei Möglichkeiten, ein vertieftes Hochschulwissen und einen Abschluss auf dem Gebiet Bauchemie/Baustoffkunde zu erwerben: © BASF SE Die Bauchemie als Teilgebiet der Chemie befasst sich demnach mit den anorganischen und organischen Baustoffen und Bauhilfsstoffen sowie deren Wechselwirkung mit der Umwelt. STUDIUM Die Bauchemie, also die Chemie der Baustoffe und Bauhilfsstoffe im weitesten Sinne, wird überwiegend als Vertiefungsrichtung in verschiedenen naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen, wie Chemie, Bauingenieurwesen, Werkstoffwissenschaften oder Geowissenschaften, angeboten. Da bauchemisches Grundverständnis für Bauingenieure von hoher Bedeutung ist, findet man das Studium der Bauchemie an den meisten Hochschulen im deutschsprachigen Raum in den Bauingenieurfachbereichen. Sie wird meist als Bauchemie oder Baustoffchemie oder Chemie der Baustoffe innerhalb des Studienganges Bauingenieurwesen gelehrt. Erst in den letzten Jahren haben, entsprechend der zunehmenden Bedeutung, die chemischen Fachbereiche einiger Hochschulen (TU München, Universität Siegen, Hochschule Karlsruhe) ein eigenständiges Lehrangebot auf dem Gebiet der Bauchemie entwickelt. » » » Ein Studium des Bauingenieurwesens und eine Vertiefung im Studienfach Bauchemie nach dem Bachelorstudium mit Abschluss als MSc. Ein Studium der Chemie und eine Vertiefung im Studienfach Bauchemie nach dem Bachelorstudium mit Abschluss als MSc. Ein – allerdings nur an wenigen Orten mögliches – grundständiges Studium der Bauchemie entweder in einem Chemiefachbereich oder in einem Bauingenieurfachbereich einer Hochschule mit Abschluss als MSc (Bauchemie). BERUFSFELDER FÜR ABSOLVENTEN Absolventen mit vertieften Kenntnissen in Bauchemie finden vielfältige Beschäftigungsfelder. Es gibt in Deutschland traditionell eine große bauchemische und Baustoffindustrie. Dazu gehören die chemische Großindustrie, die überwiegend Polymere und Zusatzmittel produziert, ebenso wie die Zement-, Gips-, Beton- und Trockenmörtel-Hersteller. Auch Produzenten von Haustechnik, Möbeln, Hauskeramik, Bauglas sowie große Baukonzerne, Prüfämter, Baubehörden und Ämter für Denkmalpflege kommen als Arbeitgeber in Frage. Die deutsche bauchemische Industrie nimmt weltweit eine Spitzenstellung ein, weshalb eine Tätigkeit in diesem Bereich zahlreiche internationale Kontakte mit sich bringt. STUDIENFÜHRER BAUCHEMIE Der „Studienführer Bauchemie“, herausgegeben von der GDCh-Fachgruppe Bauchemie, mit detaillierten Angaben zu den einzelnen Hochschulen ist online verfügbar unter www.gdch.de/bauchemie 81
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