DIPLOMARBEIT 2001 Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick

DIPLOMARBEIT
2001 Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick.
Inhalt und visuelle Umsetzung
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Stanley Kubrick
3. Die Entstehung und der Brief Kubricks
4. Inhaltsangabe
5. These/n
6. Inhalt und dessen visuelle Umsetzung
7. Kamera-Auflösung der „Menschwerdung“
8. Technische Umsetzung
9. Schlusswort
10. Quellenverzeichnis
Einleitung
Der Science-Fiction Film „2001 Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick wurde
1968 veröffentlicht. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte „The Sentinel“ von Arthur
Clarke. Der Drehzeitraum bis zur Fertigstellung umfasste vier Jahre und überstieg
das geplante Budget von sechs Millionen US-Dollar um weitere vier Millionen USDollar. Das Werk übertraf nicht nur das geplante Budget, sondern auch die
Sehgewohnheiten und jegliche technische Maßstäbe seiner Zeit. „2001 Odyssee im
Weltraum“ wurde mehrfach Oscar prämiert und gilt bis heute als einer der
einflussreichsten Filme.
„Kubricks fantastisches Abenteuer vereint technische Utopie und
kulturphilosophische Spekulation zu einer Weltraumoper von
überwältigendem Ausmaß. Der kühne gedankliche Entwurf des Films wird
mit nicht minder kühnen optischen Effekten und einer revolutionären
Tricktechnik realisiert, die das Genre Science Fiction in den folgenden
Jahren entscheidend prägten.“11
–LexikondesinternationalenFilms[9]
1
.LexikondesInternationalenFilms
Stanley Kubrick
Stanley Kubrick, geboren 1929 und gestorben 1999, war ein Regisseur, Produzent
und Drehbuchautor aus Amerika. Ich könnte jetzt hier hin schreiben wie die Eltern
von Kubrick hießen, welchen Beruf die beiden ausgeübt haben und wie das erste
Haustier von Kubrick hieß. Ich definiere mich über die Menschen die mich umgeben.
Diejenigen die mich mögen, lieben oder hassen und weniger darüber, was Wikipedia
über mich schreibt. Und da das meine Diplomarbeit ist, werde ich versuchen auch
Stanley Kubrick dementsprechend aufzuzeichnen.
Wegweisend dazu finde ich diesen Satz eines Mitarbeiters einer TV-Dokumentation
recht passend: „Er hatte es bestimmt schwer, mit seinem eigenen Verstand Schritt zu
halten"22. In dieser scheinbar simplen Aussage steckt deutlich mehr als es zuerst den
Anschein macht. Es sagt nicht einfach nur, dass Kubrick ziemlich klug war, sondern
es porträtiert die Ambivalenz zwischen der Vorstellung und der Realität, sowie dem
Versagen und dem Erfolg eines Menschen oder sogar allgemein der Menschheit, die
sich wie ein roter Faden durch Kubricks´ Filme und besonders seinem Charakter als
Filmemacher zieht. Sinnfolgend dazu ist der Hang zum Perfektionismus. Er ließ seine
Szenen so oft durchspielen, bis sie in seinen Augen perfekt waren. Dieses Streben
nach Idealismus führte zu brillanten Szenen wie zum Beispiel mit Shelley Duvall in
„Shining“ und zu der Kehrseite der Medaille, dem psychischen Zusammenbruch
seiner Darstellerin. Dieser Perfektionismus zeigt sich außerdem in der Anzahl seiner
Filme. Es sind nicht viele, aber dafür ist jeder einzelne in seinem Genre
herausstechend.
Wenn das „Ying“ der Perfektionismus Kubricks´ ist, so wäre das „Yang“, der wenn
auch schwarze, aber definitiv vorhanden Humor des Sohnes einer JÜDIN (Ihr müsst
mich schließlich benoten und es soll ja eine wissenschaftliche Arbeit sein). Dieser
fließt z.B. in „Dr. Seltsam - Oder wie ich lernte eine Bombe zu lieben“ ein, in der
Kubrick den genialen Peter Seller gleich dreifach inszeniert. Ein weiteres Zitat von
Kubrick selbst unterschreibt meine Vermutung, dass er ein humorvoller Mensch
gewesen sein muss: „Wenn du brillant über ein Problem reden kannst, scheint das
Problem bereits gelöst zu sein.“
Es ist schwierig Kubricks` Vielschichtigkeit zu beschrieben, jedoch sind
Perfektionismus und Humor zwei Eigenschaften, die ich mit Kubrick verbinde. Seine
Eltern heißen übrigens Jaques und Gertrud. Er war Chirurg und sie Hausfrau. Im
Internet lassen sich keine Quellen finden, die darauf hindeuten, dass Stanley Kubrick
ein Haustier hatte.
2 http://www.film-zeit.de/Person/15157/Stanley-Kubrick/Biographie/
Die Entstehung
Für große Projekte sind selten einzelne Personen verantwortlich. Ein Bud Spencer
braucht seinen Terence Hill, eine Meg Ryan ihren Billy Chrystal und ein Till
Schweiger seine... Moment mal, hier reicht´s. Jedenfalls brauchte Stanley Kubrick
ebenfalls einen kreativen Traumprinzen. Diesen fand er in Person eines britischen
Schriftstellers mit dem Namen: Arthur C. Clark. Der Begriff „Schriftsteller“ ist jedoch
in Bezug auf den in Sri Lanka lebenden Briten deutlich untertrieben. Ein „RaumfahrtVisionär“ wäre vermutlich treffender. Clark war seiner Zeit deutlich vor raus. Bereits
1945 schrieb er einen Artikel über „Die drahtlose Welt“.
Anfangs verband Kubrick und Clark nur ein gemeinsamer Bekannter, Roger Caras.
Ein Columbia-Pictures Mitarbeiter, welcher Kubrick vorschlug sich an Clark zu
wenden, wenn er einen Science-Fiction drehen wolle. Kubricks Meinung nach sei
Clark „ein Einsiedler, ein Verrückter, der in einem Baum lebt“33, dennoch schrieb er
ihm einen Brief. Zwei Wochen später im April 1964 trafen die beiden sich im Plaza
Hotel in New York. Die Faszination für das Genre „Science-Fiction“ und die Vision
von einem Film, verband die beiden und mündete in dem Film „2001 Odyssee im
Weltraum“. Der eigentliche Plan war es, eine Romanvorlage zu schreiben, welche
nicht an die Konventionen eines Drehbuchs verknüpft sei. Dieser Plan wurde
verworfen, obwohl es aus heutiger Sicht sicherlich spannend gewesen wäre zu
sehen was für ein Film daraus entstanden wäre. Die beiden Visionäre entschieden
sich, eine bereits bestehende Geschichte, die aus Clarks´ Feder stammte,
fortzuführen. Die Basis wurde eine Kurzgeschichte: „ The Sentinel“, welche 1953
veröffentlicht wurde. Es entstand nicht nur ein Drehbuch und Film, sondern auch ein
Roman. Die Arbeit an den beiden Projekten, sei miteinander verbunden gewesen
und es sei ein „stimulierender, aber ziemlich teurer Weg“ gewesen, einen Roman zu
schreiben“44, so Clark. Zwischen Kubrick und Clark entwickelte sich ein rastloser
Prozess. Hierzu ein Ausschnitt aus dem Tagebuch von Arthur C. Clark:
„2.-8. Juli: Im Durchschnitt ein- bis zweitausend Worte pro Tag. Stanley liest erste
fünf Kapitel und sagt: "Wir haben hier einen Bestseller hinbekommen."
9. Juli: Verbrachte das meiste vom Nachmittag damit, Stanley zu zeigen, wie man
den Rechenschieber verwendet -- er ist fasziniert.
11. Juli: Begab mich zu Stanley, um die Entwicklung der Story zu diskutieren, aber
verbrachte bald die ganze Zeit um über Cantors Theorie der Transfiniten Gruppen zu
argumentieren. Stanley versucht das "Teil entspricht dem Ganzen" Paradox zu
widerlegen, indem er argumentiert, dass ein perfektes Quadrat nicht
notwendigerweise identisch ist mit der Ganzzahl vom gleichen Wert. Ich entscheide,
das er ein latentes mathematisches Genie ist.
3 https://de.wikipedia.org/wiki/2001:_Odyssee_im_Weltraum
4 http://hdstream.ws/wp/2001-odyssee-im-weltraum/
12. Juli: Nun alles da -- außer der Story.“55
Ideen wurden gesponnen und wieder verworfen und kurz vor Drehbeginn waren viele
Elemente noch nicht zu 100% beschlossen. Zum Beispiel sollte „HAL900“ anfangs
einen weiblichen Charakter haben und „Athena“ heißen. Kubricks Vorschlag, die
Figur „Bowman“ per Farbstrudel zu transferieren nannte Clark eine „wilde Idee von
leicht unterwürfigen Robotern, die eine viktorianische Umgebung erschaffen, um es
unseren Helden so angenehm wie nur möglich zu machen“66. Nach einem Jahr der
Arbeit war die Phase des Drehbuchschreibens beendet und die Dreharbeiten konnte
im April 1965 in Shepperton, England beginnen. Nachdem das gemeinsame Projekt
beendet war, waren beide der Meinung, im Abspann des Films müsse als Verfasser
des Drehbuchs Kubrick und Clark stehen und im Roman umgekehrt. Der Brief von Stanley Kubrick an Arthur C. Clark :
5 http://scireview.de/2001/intro.html
6 https://de.wikipedia.org/wiki/2001:_Odyssee_im_Weltraum
Inhaltsangabe
Der Film „2001 Odyssee im Weltraum“ lässt sich in 4 Akte einteilen. Davon
ausgenommen ist das erste Bild, welches komplett schwarz bleibt, während das
Stück „Atmospheres“ von György Ligetis läuft.
Akt 1: „Der Morgen der Menschheit“
Wir befinden uns in Nordafrika vor ungefähr vier Millionen Jahren. Zu dieser Zeit lebt
ein vom Aussterben bedrohter Stamm von Menschenaffen gemeinsam mit einigen
Tapiren in einer verdorrten Wüste. Der Pflanzenwuchs ist spärlich und es gibt nur
noch ein Wasserloch, um welches ein erbitterter Kampf um das Überleben herrscht.
Denn ein verfeindeter Menschenaffenstamm trägt die Vorherrschaft über das
lebenspendende Wasser. Beim Kampf um das Wasserloch zieht meistens der
anfänglich gezeigte Stamm den Kürzeren.
Eines Morgens erwachen unsere Menschenaffen geblendet von einem Licht,
welches von einem schwarzen Monolithen ausgeht. Nach anfänglichem Zögern
berührt einer der Affen, in dem Buch von C. Clark heißt er Moonwatcher, den
geheimnisvollen Stein und erhält als Geschenk „Intelligenz“. Mit der neuen Fähigkeit
erlernt der Affe, den Knochen eines Tapirs als Werkzeug und als Waffe zu benutzen.
Mit der neuen Gabe besiegt der Menschenaffenstamm seine Wasserlochkonkurrenz
und voller Stolz und Freude schleudert der Menschenaffe seine neue Waffe in die
Luft, welche sich in einen Satelliten verwandelt und somit den zweiten Akt einleitet.
Akt 2: „Mondstation Clavius“
Wir befinden uns im Jahre 2001 in einem „Raumgleiter“. An Bord befindet sich in
geheimer Mission der NASA-Wissenschaftler Dr. Heywood Floyd. Er ist auf dem Weg
zur Mondstation Clavius, auf der eine Epidemie ausgebrochen sein soll.
Angekommen auf der Mondstation erfährt der Wissenschaftler die Wahrheit die hinter
seiner Mission steckt. Unter dem Deckmantel einer Epidemie steckt ein großes
Mysterium: Es wurde ein Monolith gefunden, welcher ein extrem starkes Magnetfeld
in sich birgt. Begleitet von weiteren Wissenschaftlern untersucht Dr. Heywood Floyd
den Ausgrabungsort des Monolithen. Als das Sonnenlicht auf den Monolithen trifft,
erzeugt dieser einen elektromagnetischen Strahl, welcher geradewegs auf den
Planeten Jupiter trifft und den dritten Akt einläutet.
Akt 3: „Jupiter – 18 Monate später“
Wir befinden uns Raumschiff der „ Discovery“. Eine Crew bestehend aus Dave
Bowman, Frank Poole und drei weiteren Mitgliedern, die in einen Tiefschlaf versetzt
wurden, sind auf dem Weg die Strahlung auf dem Jupiter zu untersuchen. Das ganze
System des Raumschiffes, sowie die Körperfunktionen der schlafenden Mitglieder,
werden durch den verbal kommunizierenden „HAL900“ kontrolliert.
Der mit künstlicher Intelligenz ausgestattete und als fehlerfrei geltende Computer
wird von der Crew als sechstes Mitglied der Mannschaft gesehen und „Hal“ genannt.
Trotz angeblicher Fehlerfreiheit von „Hal“ sagt dieser, dass ein wichtiges Bauteil der
„Discovery“ einen Defekt aufweist. Nachdem Frank Poole das Bauteil überprüft hat,
kann dieser keinen Defekt erkennen. Der falsche Information zur Folge ziehen sich
Frank und Dave in eine Kapsel zurück, in der „ Hal“ die beiden nicht hören kann. Die
beiden Männer planen die höheren Funktionen des scheinbar defekten
Bordcomputers zu blockieren. Durch eine Scheibe kann „Hal“ zwar nichts hören, aber
er liest an den Lippen der beiden Wissenschaftler von deren Plan. „Hal“ nutzt einen
Außeneinsatz von Frank um diesen zu töten. Während Dave versucht seinen
Kollegen in das sichere Raumschiff zu bekommen, nutzt „Hal“ die Gelegenheit und
sperrt Dave aus. Indessen hat der sich bedroht gefühlte Bordcomputer alle
lebenserhaltenden Funktionen der schlafenden Crew Mitglieder blockiert. Der
ausgesperrte Dave muss die Leiche seines Kollegen aufgeben um eine Notschleuse
zu öffnen. Er kehrt in das Raumschiff zurück und schafft es „Hal“ auszuschalten.
Dabei singt der emotionale Bordcomputer „Hänschen klein“, sendet eine letzte
Videobotschaft von Dr. Heywood Floyd, welcher vom Fund des Monolithen auf dem
Mond berichtet, und leitet den letzten und vierten Akt ein.
Akt 4 : „Wiedergeburt“
Der überlebende Dave Bowman hat den Jupiter erreicht, wo ein weiterer Monolith
wartet. Diesen zu untersuchen schafft Dave Bowman nicht mehr, denn plötzlich
landet er durch einen psychedelischen Strudel in einem Rokokoschloss (Ich musste
so lachen, als ich den Satz nochmal als Ganzen gelesen habe, aber leider weiß ich
nicht, wie ich das besser beschreiben soll). Die Zimmer wirken sehr steril und
futuristisch. Das Erste was Bowman aus seiner Raumkapsel sieht, ist er selbst, um
Jahre gealtert in einem Raumanzug. Danach wechselt die Perspektive und er schaut
sich aus der Sicht der älteren Version um. Zuerst entdeckt er sich selbst in einer
noch älteren Version am Tisch sitzen. Ein weiterer Perspektivwechsel folgt. Er sieht
sich selbst als Greiß-Version im Sterbebett liegen. Aus der Sicht des sterbenden
betrachtet er einen Monolithen der im Zimmer steht. Er hebt die Hand als wolle er
den Monolithen berühren. Einen weiteren Perspektivwechsel zur Folge liegt statt der
sterbenden Bowman-Version ein Fötus in einer Fruchtblase auf dem Bett.
Letztes Bild: Zwischen dem Mond und der Erde schwebt der Bowman-Fötus im
Weltraum.
These
Kubricks` Werk ist in allen Belangen ein Film der Superlative. Der Titel des Films
beschreibt nicht nur den Inhalt, sondern auch deren Umsetzung. Die Odysee, eine
Reise ohne Ziel. Die Odysee, als Irrfahrt. Die Odysee, als Frage. Die Odysee ohne
Antwort. „Die Odysee im Weltraum“!
Erst 4 Jahre nachdem Verfassen des Drehbuches wurden die Dreharbeiten beendet.
Es war damals der teuerste und mit den meisten Trickszenen beinhaltete Film. Nicht
nur die Produktionsbedingungen waren gigantisch. Auch inhaltlich ist der Film eine
wahre Odysee. Die Geschichte spannt einen Handlungsbogen über 4 Millionen
Jahre. Und auch Räumlich bricht Kubrick alle Dimensionen. Der Film spielt nicht nur
im Weltall sondern auch darüber hinaus, sichtbar im letzten Akt, jenseits in das
Unendliche.
Der Ausgangspunkt des Films, basierend auf der Kurzgeschichte von Arthur C. Clark
ist folgender: Auf dem Mond wurde von Außerirdischen ein Artefakt positioniert,
welches der Menschheit die Möglichkeit geben soll, in Kontakt zu treten sobald der
dafür nötige technische Fortschritt erreicht wurde. Somit ist der Film „2001 Odysee
im Weltraum“ eindeutig ein Science-Fiction. Jedoch wirkt es als würde Kubrick
versuchen all die Regeln des Genres zu brechen. Er inszeniert die technischen
Details in jeder Kleinigkeit. Der Zuschauer bekommt das Andocken des
Raumschiffes nahezu in Echtzeit mit. Es hat beinahe etwas Dokumentarisches. Und
wo sind eigentlich die Außerirdischen oder Aliens?! Weiterhin gehen wir davon aus,
dass im „Science- Fiction“ Mysterien des Weltraums aufgestellt und dann die
aufgekommenen Fragen beantwortet werden. Nicht mit S. Kubrick!
Um das scheinbar Unerfahrbare erfahrbar zu machen, hat Kubrick eine Entscheidung
getroffen, die den Film unvergleichlich macht. Er spart mit rationalen Erklärungen und
gibt dem Zuschauer die Möglichkeit, dass das Thema des Films sehr viel größer ist
jede mögliche Erklärung!
Inhalt und dessen visuelle Umsetzung
Der Film „Odysee im Weltraum“ stellt die letzten großen Fragen: „Wer sind wir?“ ,“Wo
kommen wir her?“, „Wo gehen wir hin?“ und letztendlich „Welche Position liegt uns
als Mensch im gesamten Kosmos inne?“. Damit stößt Kubrick die Tür zur Philosophie
und Mythologie („The God concept is at the heart of this film.“7)auf und bricht die bis
dahin bekannten Dimensionen des “Science-Fiction“. Dem Zuschauer wird die freie Assoziation überlassen und ist dennoch mit
Inhaltlichen Aussagen gefüllt. „Der Film ist offen für alle möglichen Interpretationen,
doch zugleich Kubricks deutlichster zivilisationskritischer Film“8. Bezeichnend dafür
ist das erste Bild des Films:
Circa drei minutenlang ist es schwarz. Dabei läuft György Ligetis´ „The Atmosphere“.
Kubrick: „Ich wollte, dass der Film ein intensives, subjektives Erlebnis sei, dass den
Zuschauer auf einer inneren Bewusstseinsebene erreicht“9. Durch zentrierte Bilder
und langsame Schnittfrequenz sorgt Kubrick dafür, dass ein Bedeutungsüberschuss
herrscht, der sich mit rationalen Erklärungen nicht erzeugen ließe. Die folgenden ersten Bilder sind stark symbolisch geprägt und tauchen im Verlauf
des Films immer wieder auf. Aus der Sicht des Weltraums sehen wir die Sonne, den
Mond und die Sterne.
Akt 1 „Der Morgen der Menschheit“
Kubrick nutzt in den ersten zwanzig Minuten keine Dialoge und verlagert somit den
Fokus auf das Visuelle. Nachdem der Menschenaffe durch das Berühren des
Monolithen die Eigenschaft des Werkzeuges errungen hat, wird der Affenmensch
zum Menschen. Dafür zeigt Kubrick den Affen stark aus der Untersicht, wie er lernt
das Werkzeug als Waffe zu benutzen. Nicht nur visuell ist dies eine wichtige Szene
sondern auch inhaltlich. Der Affe benutzt den Knochen, welches erst durch den Tod
eines anderen Tieres benutzt werden kann, um zu töten. Das Werkzeug ist also auch
eine Waffe. „Der Mensch wird zum Menschen durch den Gebrauch des Werkzeuges
bzw. der Waffe, was auf ein- und dasselbe hinausläuft“10. Der Knochen wird zur
ersten „Technologie“ des Menschen. Dabei vergisst der Menschenaffe die folgen
dieser Entwicklung.“Wenn ich die Welt denken kann, kann ich sie mir zunutze
machen. Wenn ich sie mir zunutze machen kann, kann ich mich ihrer
7 StanleyKubrickInterviewsvonGeneD.Phillips
8 http://www.filmstarts.de/kritiken/35823-2001-Odyssee-im-Weltraum/kritik.html
9 StanleyKubrickInterviewsvonGeneD.Phillips
10 http://www.filmzentrale.com/rezis/2001sk.htm
bemächtigen“11. Folge: Der Mensch, der sich zur „Krone der Schöpfung“ erklärt mit
dem Recht, sich die Welt untertan zu machen. Kubrick zeigt in dieser Szene, dass
der Mensch die Wechselwirkung zwischen Ursache und Wirkung nicht versteht. „Das
Denken spaltet sich von der Erfahrung, die Reflexion von der Praxis, der Kopf vom
Körper“12.
Der erste Akt endet mit einem der berühmtesten Schnitte der Filmgeschichte,
welcher einen Handlungsbogen von 4 Millionen Jahren umfasst. Der zum Mensch
gewordene Affe schmeißt den Knochen in die Luft, welcher zum Raumschiff wird.
Das erste Werkzeug wird zum heutigen und dennoch hat es den selben Zweck: Sich
Macht und Platz zu schaffen.
Akt 2 „Mondstation Clavius“
Im Raumschiff sehen wir eine junge Dame. In dieser Szene sehen wir die Liebe zur
Symmetrie Kubricks. Die sogenannte „One-Point“ Sicht stammt aus der Photographie
und Kubrick ist maßgeblich einer der ersten Filmemacher die diese Technik
benutzten. Alles ist auf einen Punkt im Bild zentriert und gibt dem Zuschauer das
Gefühl er sei mit in der Szenerie und würde die Situation beobachten. Während des
Fluges zur Raumstation Clavius folgen wir unter anderem Heywood Floyd bei
banaler Alltäglichkeit, bei der uns Kubrick einen teilweise humoristische Blick auf die
Zukunft werfen lässt. Wie man zum Beispiel auf die „Zero Gravity“ - Toilette gehe. In
diesem Akt nutzt Kubrick satirische Elemente. Mit übertriebener Ernsthaftigkeit zeigt
Kubrick die parallelen zwischen den Menschenaffen und den Menschen: „In diesen
Szenen wird das Hordenleben der Affenwesen auf höherer Ebene wiederholt.
Grundlegende Lebenssituationen wie Schlaf und Nahrungsaufnahme kehren
wieder“13
Ein Einblick in das Seelenleben der Menschen gibt uns das Telefonat zu dem
Geburtstag der Tochter von Heywood Floyd: „Sag deiner Mutter, dass ich angerufen
habe.“ Das zentrierte Bild auf Heywood Floyd lässt ihn einsam und leer aussehen.
Genrell wirken die Gespräche mit den Familienangehörigen auf der Erde distanziert
und kühl. Es zeigt die Entfremdung voneinander,aber auch vom eigenem
Lebensraum. Die Menschen machen nicht den Eindruck in diese Welt zu gehören
und wirken fremd, als wäre zu Gast. Auf dem Weg zum Mond macht Heywood einen
Zwischenstopp, bei dem er auf russische Wissenschaftler trifft, welche sich über die
Epidemie erkundigen. Hierbei wiederholt sich der „Kampf um das Wasserloch“ nur
auf einer anderen Basis. Heywood Floyd und die russischen Wissenschaftler
kämpfen nicht mehr miteinander, sondern umgeben sich mit angespannter
Höflichkeit.
11 http://www.filmstarts.de/kritiken/35823-2001-Odyssee-im-Weltraum/kritik.html
12 UlrichBehrensin„DieGeschichteimFilm“
13 http://www.filmzentrale.com/rezis/2001sk.htm
Auf der Mondbasis angekommen macht sich Heywood Floyd auf den Weg zur
Ausgrabungsstelle des Monolithen. Dort zeigt Kubrick, dass die Reaktion auf die
Entdeckung des Monolithen zwischen den Menschen und den Affen sehr ähnlich ist.
Dazu nutzt er eine sehr ähnliche Bildaufteilung beider Szenen. Den Umstand, dass
dort ein 4 Millionen alter Monolith steht, nutzt Kubrick um nicht nur räumliche sondern
auch zeitliche Dimensionen zu zeigen. Der Mensch wirkt im Vergleich plötzlich
unbedeutend und klein.
Akt 3 „Jupiter - 18 Monate später“
Wir sehen wie ein extrem großes Raumschiff mit dem Namen „Discovery“ an uns
vorbeifliegt. Mit diesem Bild drückt Kubrick selbst dem modernen „Science-Fiction“
seinen Stempel auf, denn bis heute werden Raumschiffe meist ähnlich dargestellt.
Ein weiterer Geniestreich ist die Ähnlichkeit zwischen dem Raumschiff und dem
Knochen aus dem ersten Akt. Beides sind und bleiben Werkzeuge der Menschen. Es
folgt die Vorstellung der Crew der „Discovery“. Hierbei ordnet der Regisseur Frank
Poole und Dave Bowman meist symmetrisch an und nutzt die Spiegelung auf den
Bildschirmen. Abgesehen vom Kostüm, nutzt Kubrick die zentrierte
Kameraeinstellung um den beiden eine äußerliche Ähnlichkeit zu verschaffen. Die
Figuren Frank Pool und Dave Bowman fungieren als Symbol für den Körper und
Geist des Menschen. Darauf lässt folgendes schließen: Während Bowman über
„Hals´“ scheinbar menschlichen Gefühlen spricht, informiert Frank Poole in einem
BBC- Interview über den Zustand der schlafenden Körper der drei Crew- Mitglieder.
Außerdem zeigt Dave Bowman die erste wirklich emotionale Reaktion als er seinen
„Körper“ Frank Pool aufgeben muss und dieser im Weltall zurück bleibt. Ein weiterer
Hinweis ist der „Tod“ von „Hal“. Es ist Bowman, der den scheinbar menschlichen
Bordcomputer überführt, nur eine Maschine zu sein. In diesem dritten Akt jedoch,
steht eine andere Figur im Fokus: Der Bordcomputer „Hal900“. Der von der Crew
getaufte „Hal“ ist der Bordcomputer und gilt als die technische Perfektion. So wie
auch Dave Bowman und Frank Poole hat „Hal“ einen Zwilling auf der Erde. „ Hal“
steuert die „Discovery“ autonom. Außerdem wurde dem Bordcomputer menschliches
Verhalten und eine künstliche Intelligenz programmiert, welche zum Todesurteil der
Crew wird. „Hal“ ist nicht nur das perfekte und fehlerfreie Werkzeug. Der
Bordcomputer wird von Kubrick als eine Person dargestellt. Er hat eine sympathische
Stimme und kommentiert extrem menschlich seine Zusammenarbeit mit der Crew:
„Ich mag es mit den Menschen zu arbeiten“14. Kubrick nutzt geschickte
Kameraeinstellungen um den Bordcomputer zu personalisieren. Wir sehen oft die
Crew aus der Sicht „Hals“ oder durch eine Spiegelung seiner roten „Augen“. Das der
sympathische Bordcomputer unfehlbar sei wird mehrfach im Film betont und gibt der
folgenden Szene eine neue und unterschiedlich zu interpretierende Bedeutung. „Hal“
informiert die Crew, dass es einen Defekt an der „Discovery“ gäbe. Die Crew kann
14
.2001OdyseeimWeltraum,StanleyKubrick
jedoch keinen Fehler finden. Ob es nun wirklich einen Fehler gab oder nicht,
überlässt Kubrick unkommentiert der Fantasie des Publikums. Durch den darauffolgenden Plan Pools und Bowman den Bordcomputer „Hal“ zu
blockieren, reagiert dieser emotional und menschlich. „Hal“ fühlt sich bedroht und
tötet Pool und die schlafende Crew. Nur Bowman überlebt und dieses Überleben
führt zu einer der markantesten Scenen im Film.
Die Szene zeigt den Kampf zwischen Mensch und Maschine. „Hal“ ist ein künstlicher
Gott auf dem Raumschiff. Er ist unfehlbar. Er sieht alles und ist überall. Der Mensch
hat eine Maschine gebaut, die dem Menschen erst ebenbürtig ist und diesen dann
sogar übertrifft. Der Schöpfer wird also zum Erschaffenen. Die Szene könnte eine
Warnung Kubricks sein. Bowman dringt ins Raumschiff ein um den Bordcomputer zu
deaktivieren. Während der Mensch beinahe mechanisch vorgeht, inszeniert Kubrick
„Hal“ wie einen Menschen der Angst hat „I'm afraid. I'm afraid, Dave. Dave, my mind
is going. I can feel it. I can feel it “15. „Hals“ Menschlichkeit gipfelt in einem Lied was
„Hal“ singt, kurz bevor Bowman ihn ausschaltet. Diese Szene ist maßgebend für
Filme wie „A.I künstliche Intelligenz“ von Spielberg und vielen Science- Fiction
Klassikern wie z.B. „Star Wars“. Der Zweite Akt endet in dem Tod „Hals“ und einer
letzten Videobotschaft, die die wahre Mission über den Monolithen verrät. Es sind die
letzten Worte die Kubrick im Film nutzt.
Akt 4 „Wiedergeburt“
Im vierten und letzten Teil sprengt Kubrick alles bisher Dagewesene und entführt den
Zuschauer in eine Metaebene, die rationale Gestaltung verdrängt und mit
assoziativen Elementen spielt. Bowman ist auf dem Jupiter gelandet und hat den
Monolithen entdeckt, als er plötzlich von diesem angesogen wird. Es folgt ein circa
zehn minütiger Farbrausch aus der Sicht Bowmans, der ihn in ein Zimmer im Stil des
18. Jahrhunderts bringt. Wieder einmal lässt Kubrick die Bedeutung dieser Explosion
aus Farben offen. Kubrick verwendet diese Technik, um die Unendlichkeit
darzustellen und Bowman an einen Ort zu bringen, der frei von festgefahrenen
Vorstellungen ist. Hier findet Kubrick seinen kameratechnischen Höhepunkt der
Zentrierung. Die Szene zeigt Bowman in verschiedenen Stadien des Alters. Kurz vor
dem Ende der Szene sehen wir einen sehr alten Bowman im Bett liegen. Vor ihm
steht ein Monolith im Zimmer. Er versucht diesen mit seinen Händen zu berühren.
Kurz darauf liegt statt des sterbenden Bowman, ein Bowman-Fötus im Bett. Das
letzte Bild ist sinngebend für Kubricks Konzept des Films und unterstreicht meine
These. Wir sehen den Bowman-Fötus mit offenen Augen im Weltraum mit dem Blick
zur Erde. Kubrick hat in keiner Sekunde versucht dem Zuschauer eine
15 2001OdyseeimWeltraum,ArthurC.Clark
entschlüsselbare Bedeutung vorzulegen, sondern die Möglichkeit das Unerfahrbare
erfahrbar zu machen!
Kamera-Auflösung der „Menschwerdung“
Wie Kubrick es schafft die „Menschwerdung“ des Affenmenschen so eindrucksvoll
und ohne Worte, rein durch Bildsprache zu inszenieren, ist besonders
beeindruckend. Deshalb habe ich mich mit der visuellen Umsetzung dieser Szene
beschäftigt.
1) Totale: Wir sehen einen Stamm Menschenaffen auf der Suche nach Nahrung.
2) Nahe: Ein Menschenaffe blickt mit gehobenen leicht schrägem Kopf.
3) Halb-nahe: Aus der Untersicht sehen wir den Monolithen, den Mond und die
Sonne.
4) Nahe: Der Affen bewegt den Kopf hin und her und blickt auf ein Skelett. Er
nimmt sich einen Knochen und haut damit erst leicht und dann immer fester
auf das vor ihm liegende Skelett.
5) Totale: Der Affe mit dem Knochen schiebt sich ins Bild.
6) Nahe: Aus der Untersicht sehen wir den Affen auf das Skelett energisch
einschlagen.
7) Nahe: Ein Tapir stürzt.
8) Nahe: Aus der Untersicht sehen wir wie aggressiv der Affe auf das Skelett
einschlägt.
9) Nahe: Der Arm des Affen mit dem Knochen kommt in das Bild und verlässt
dieses ausholend zum nächsten Schlag.
10) Nahe: Wir sehen wie wirkungsvoll der Knochen das Skelett zertrümmert.
11) Nahe: Der Affenarm mit der Waffe rauscht von oben herab ins Bild.
12) Nahe: Ein Tapir stürzt.
13) Nahe: Einzelne Skelettteile werden vom Affen in die Luft geschleudert.
Technische Umsetzung
„2001 Odysee im Weltraum“ gilt bis heute als der beste „Science-Fiction“ der
Geschichte. Sinnbild dafür ist Kubricks Perfektionismus im Bezug auf die technische
Umsetzung. Wenn man sich die Science-Fiction Filme vor 10 Jahren anschaut,
wirken diese oft holprig. Wie kommt es, dass Kubrick dem Film, welcher in Super
Panavision 70 gedreht wurde, etwas verleiht, was es mit der heutigen CGI-Technik
aufnehmen kann? Kubrick nutzt die Stärken und Schwächen der Augen und seine
Spezialeffekte lassen sich mit dem Wort „handgemacht“ beschreiben. Ein gutes
Beispiel dafür ist der Kugelschreiber, der im Raumschiff schwebt. Kubrick nutzt
einfache „Taschenspielertricks“ um das Auge zu täuschen und hat eine Glasplatte
darunter positioniert. Die Aufnahmen der Astronauten, welche im Weltraum
schweben, wurden mit Hilfe von Zirkusequipment mit Modellen in Realgröße im
Studio umgesetzt. Die Kamera filmt dabei vom Boden aus zur Decke. Durch die Sicht
der Kamera, sind die Seile der Stuntmänner verdeckt und die Illusion ist perfekt. Eine
absolute „Meisterleistung“ gelang dem Regisseur und seinem Team bei der
Darstellung der Monolithen. Die Monolithen wirken tatsächlich mysteriös und
seltsam. Wie hat Kubrick das gemacht? Ganz einfach: Ein großer Holzklotz wurde
schwarz angemalt. Ein weitere Special-Effekt wurde von Kubrick in diesem Film
revolutioniert. Die sogenannte „Frontprojektion“. Diese wurde bei Szenen mit den
Menschenaffen genutzt. Bei der Frontprojektion wird eine Art Dia durch einen
durchsichtige Spiegel auf eine reflektierende Leinwand projiziert. Heute wird
dergleichen mit “Blue-Screens“ umgesetzt, damals jedoch war die Frontprojektion
eine absolute Neuheit. Für einen weiteren Fortschritt in der Filmgeschichte sorgt
Kubrick mit dem Einsatz der Steadicam. Die Steadicam wurde vom Kameramann
Garett Brown erfunden. Brown zeigte Kubrick seine Erfindung, welche dieser in
seinem Film nutzte und damit die Sehgewohnheiten seiner Zuschauer brach. Bis zu
diesem Zeitpunkt, bestand der Film größtenteils aus festen Kameraeinstellung.
Kubrick machte sich große Umstände um die Raumschiffausstattung möglichst
realistisch wirken zu lassen. Dafür engagierte er zwei Sonderberater der NASA,
welche nicht bloß die Ausstattung beeinflussten, sondern auch alle
wissenschaftlichen Details konzipierten. „Etwa die Position der Erde und die
Schattenlänge in der Szene, in der Floyd dem Mondmonolithen begegnete“16. Die
„Discovery“ wurde tatsächlich nachgebaut und war 20 Meter lang. Um in dem
Raumschiff mit der Kamera zu agieren, nutzte Kubrick Schienen mit Motoren. Hierbei
wurde die Kamera stark abgeblendet um Tiefenschärfe zu schaffen, damit das
Konstrukt nicht als Solches zu sehen ist. Ein weiteres technisches Highlight ist
16 http://scireview.de/2001/intro.html
natürlich der Farbstrudel im letzten Akt, in dem Dave Bowman in das „Rokokoschloß“
geschossen wird. Um das möglich zu machen erfand Douglas Trumbull die
sogenannte „Slitscan-Technik“.
Hierfür wird in ein schwarzes Blatt ein Schlitz gemacht und hinter diesem Schlitz, in
Kubricks Fall, buntes Licht positioniert. Die Kamera fährt mit langer Belichtungszeit
an diesem Schlitz vorbei und erhält die bunten Striemen, die Kubricks Szene etwas
psychedelisches verleiht. Um sich das große Maß an Perfektionismus und Aufwand
vor Augen zu führen, welches hinter der technischen Umsetzung des Films steckt,
lässt sich als Beispiel das letzte Bild des Films verwenden. Der Bowman-Fötus
schwebt im All für circa zehn Sekunden. Dafür wurde acht Stunden Drehzeit benötigt.
Alleine lässt sich solch ein Film natürlich nicht stemmen. Kubrick engagierte ein
Experten-Team von IBM um „HAL9000“ zu kreieren. Auffällig dabei ist: Wenn man
die Buchstaben H,A und L eins weiter im Alphabet schiebt, ergibt dies I,B und M. IBM
war natürlich nicht sonderlich erfreut, als ihr konzipierter „HAL900“ zum
Weltraumkiller wurde. Ein weiterer Einfluss von IBM, sind die eckigen kleinen
Bildschirme mit Touchscreen, mit denen die Astronauten Kontakt zu ihren Familien
halten können. Diese ähneln sehr den heutigen Ipads. Kubrick und seine
Unterstützung von IBM haben sich sehr viele Gedanken über die Zukunft der Technik
gemacht und deren Möglichkeiten. Den Beweis, dass er bei vielen Dingen Recht
hatte, liefern wir mit unseren Ipads 47 Jahre nach dem Erscheinen des Films „2001
Odysee im Weltraum“.
Schlusswort
Wir schreiben den 09.12. im Jahre 2015. Es ist scheiße kalt in meiner Küche. Ich
sitze am Ikea-Tisch und Udo Lindenbergs „Goodbye Sailor“ nuschelt mir aus den
billigen Boxen, die ich irgendwann mal zum Geburtstag bekommen habe, ins Ohr.
Der Orangensaft ist dem Bier gewichen und ich bin froh im Schlusswort schreiben zu
können, was ich denke. Vorher möchte ich in meinen Gedanken eine Woche
zurückspringen:
Wir befinden uns in meinem schlecht eingerichteten Zimmer. Die Tür zur Küche ist
geöffnet und die Mischung aus frisch gewaschener Wäsche und Chili con Carne
kitzelt meine Nase.
„Oh man, ich brauche dringend einen neuen Laptop.Und wieso zur Hölle hat heute
noch niemand den scheiß Müll runter gebracht?“ Ihr seht ich war blendend gelaunt
als ich mich das erste mal mit meiner Diplomarbeit beschäftigt habe. „Wo ist nochmal
Word... Der Typ der in Paris den Anschlag geplant hat sieht ja tatsächlich aus wie
ich... Scheiße mein Laptop ist so verseucht, dass ich nicht mal Word finde... Was ist
das für ein bescheuerter Tag. Na ja, was ist denn noch so im Kühlschrank... WER
HAT MEINE NUTELLA LEER GEMACHT? Bestimmt Pierre! Ich bring den um! Und
scheiß auf die Diplomarbeit. Die haben wohl nicht mehr alle Regale auf der Palette!
Drei Jahre lang mache ich eine Ausbildung, in der es keinen schriftlichen Test gab.
Keine schriftliche Arbeit. Niemals musste etwas geschrieben werden, was dann
benotet wurde. Und jetzt, als Résumé meiner Ausbildung, soll ich eine 20 - seitige
wissenschaftliche Arbeit schreiben, die dann von Leute benotet wird, die vermutlich
selbst seit über 20 Jahren keine wissenschaftliche Arbeit mehr verfasst haben! Wo
sind meine Schuhe... Und welches Arschloch hat im Flur geraucht? Wenn der Rewe
keine Nutella hat, schieß ich mir ins Bein.“
Ob ihr in den letzten 20 Jahren eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben habt, weiß
ich nicht. Wenn ich mich in meiner Wut getäuscht habe tut mir das natürlich leid, und
wenn nicht, dann... na ja, wie auch immer. Jetzt sitze ich also an meinem Ikea-Tisch
(die helle „Nordby“-Version), überlese die letzten Seiten meiner Arbeit und greife im
Bauch nach meiner Wut. Ich greife ins Leere. Ich packe nochmal zu und halte auf
einmal Erleichterung in der Hand. Wo kommt die denn plötzlich her?!
Ich habe keinen Schimmer, ob das, was ich geschrieben habe, wirklich so
berauschend ist, aber ich bin tatsächlich erleichtert und froh es getan zu haben. Ich
werde vermutlich niemals eine wirklich gute wissenschaftliche Arbeit schreiben. Dafür
fehlt mir die nötige Akribie und der Spaß daran Mumpitz zu schreiben überwiegt.
Dennoch hat mir Stanley Kubrick ohne es zu merken eine Lehrstunde verpasst. Das
Stichwort dazu lautet „De/Mut“. Etwas zu fragen einfach um es fragen, ohne die
Arroganz darauf eine Antwort zu erhalten. Ein Gefühl darzustellen, ohne es zu
kommentieren. Dem Zuschauer nichts aufzuzeigen, sondern auf dessen Gefühl zu
vertrauen, dass jegliche individuelle Ansicht für diese Person richtig sein wird. Das ist
für mich Demut und Mut. Vielen Dank für das Lesen meiner Diplomarbeit. Ich
vertraue wie Kubrick auf den Leser dieser 18 statt 20 Seiten.
Quellenverzeichnis
−
Lexikon des Internationalen Films
−
www.film-zeit.de
−
Wikipedia
−
Filmenovazentrale
−
Stanley Kubrick Interviews von Gene. D Phillips
−
www.filmstarts.de
−
Die Geschichte im Film von Ulrich Berehns
−
2001 : Odysee im Weltraum von Arthur C.Clark
−
Jerome Agel: The Making of Kubrick’s 2001.
−
http://www.kubrick2001.com
−
http://scireview.de/2001/