«Hunde brauchen klare Regeln» Heinz Melliger trainiert Hunde, damit es den Menschen besser geht und umgekehrt Sein Rüde «Rasco» wildert nicht, rennt keinen Katzen nach und hebt das Bein nur, wenn er ihm das erlaubt. Hunde brauchen einen Anführer, erklärt Heinz Melliger. Wie man das Oberhaupt wird, zeigt er in 10 Lektionen. «Ich bin kein Hundeflüsterer», antwortet Heinz Melliger auf die Frage nach der Bezeichnung seines Berufes. «Ich flüstere nicht. Ich mache den Tieren nur mit Blutunterlaufene Augen, aber überhaupt einfachen Signalen klar, wo ihr Platz in der nicht blutrünstig: Die «Kampfhündin» Aida. Fotos STH Familie ist», so der Oberwiler über seine Methode für die Hundeerziehung, die sich das Aufmerksamkeits-Bindungsprinzip nennt (siehe Kasten). Daher bezeichnet sich Melliger auch nicht als Hunde-, sondern eher als Menschentrainer. «Der Hund wird grösstenteils nur ängstlich, dominant oder beisst, wenn der Mensch mit ihm falsch umgeht.» Der grösste Fehler vieler Hundehalter sei, dass sie keine Grenzen setzen und so die Rangordnung nicht klar definieren würden, erklärt der Familienvater und fügt an: «Hunde sind Rudeltiere. Sie brauchen ein Oberhaupt, sonst wollen sie der Anführer sein.» Zudem merkt es ein Hund stark, wenn etwas in seinem Umfeld nicht stimmt. Sie seien eine Art verschlüsseltes Spiegelbild der Familie, in der sie leben, so Melliger. Training im Shoppingcenter Ein «Problemhund», den Heinz Melliger mit seiner Trainingskollegin Andrea Frei therapiert, ist «Aida» aus Spreitenbach. Die knapp ein Jahr alte spanische GaneCorso-Hündin, eine «Kampfhündin», ist ängstlich und lässt sich sehr schnell ablenken. «Bei ihr wurde die Sozialisierungsphase verpasst. Sie ist zu spät mit anderen Hunden und Menschen in Kontakt gekommen. Deshalb ist sie ängstlich, sie würde aber niemals zubeissen», erklärt Melliger. Die Besitzerin von «Aida» trifft sich mit den beiden Hundetrainern im Shoppingcenter. «Wir wollen nicht auf irgendeinem Hundeplatz trainieren, sondern dort, wo man sich im Alltag mit dem Hund aufhält», erklärt Heinz Melliger. Die Hündin soll lernen, sich trotz all den aufregenden Dingen wie Drehtüren, anderen Hunden und Essengerüchen auf ihre Besitzerin zu konzentrieren. Das ist ein wichtiger Teil der Trainingsmethode von Heinz Melliger. Denn: «Wir machen keine Symptombekämpfung, wir gehen das Problem dort an, wo es entsteht.» «Aida» macht sich schon gut, klemmt nicht mehr immer den Schwanz zwischen die Beine und folgt ihrer Herrin. Haariger Geschäftspartner Mit auf Tour durch das Einkaufszentrum ist auch Melligers Hund «Rasco». Der schöne Hovawart-Rüde folgt ihm auf Schritt und Tritt. Freifolge nennt sich das, also Spazieren ohne Leine. Der Hund, dessen grösste Leidenschaft Sesselliftfahren ist, trabt am linken Bein seines Besitzers, hält ohne Befehl an, wenn sein Herr es tut, und lässt sich vom jungen Weibchen «Aida» nicht aus der Ruhe bringen. Auch Katzen jagt er nicht, Rehe interessieren ihn nicht, und wenn Heinz Melliger mit ihm trainiert, wird das Bein an keinem Baum gehoben. Auch «Rasco» hat das Aufmerksamkeits- und Bindungsprinzip mit seinem Herrn absolviert. «‹Rasco› ist mein Geschäftspartner. Wir verstehen uns extrem gut, seit wir das Programm absolviert haben. Ich nehme ihn oft mit in die Stunden. Er gibt ein gutes Vorbild für den Hund und den Besitzer», sagt Heinz Melliger. Für den Zuchtrüden ist die Rolle als Zuschauer in den Trainingsstunden aber nicht immer einfach: «Letzthin hatten wir eine läufige Hündin in der Stunde. ‹Rasco› ist fast ‹vergitzlet›, aber er ist keinen Schritt auf das Weibchen zugegangen», so Heinz Melliger schmunzelnd.
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