Trocknung 0 - Übersicht Holztechnologische Grundlagen und technische Grundregeln zum Feuchteverhalten von Holz Inhalt: 1. Der anatomische Aufbau des Holzes 2. Die Holzfeuchte 3. Die Ermittlung der Holzfeuchte 4. Das Holzfeuchtegleichgewicht 5. Die Wasserbewegung im Holz 6. Das Schwinden und Quellen des Holzes 7. Die Bedeutung der Luftfeuchte beim Trocknungsvorgang 8. Der Trocknungsablauf 9. Die technische Schnittholztrocknung Literatur: (1) R. Brunner, Die Schnittholztrocknung, 5. Auflage, Buchdruckwerkstätten, Hannover GmbH, Hannover, 1987. (2) Holz-Lexikon, 3. Auflage, DRW-Verlag Stuttgart, 1988. (3) F. Kollmann, Technologie des Holzes und der Holzwerkstoffe, 2. Auflage, 2. Band, 1955, Verlag Springer Berlin. (4) F. Kollmann, Technologie des Holzes und der Holzwerkstoffe, 2. Auflage, 1. Band, 1982, Verlag Springer Berlin (5) Taschenbuch der Holztechnik A. Wagenführ, F. Scholz, 2007 HANSER Verlag 1 Trocknung_1 – Anatomie_1 Der anatomische Aufbau des Holzes Die Zellmasse eines Baumes, die selbst nicht mehr wächst, wird als Holz bezeichnet. Holz ist ein fester Verband unzähliger röhrenförmiger, pflanzlicher Zellen, die annähernd parallel zur Achse des Baumstammes ausgerichtet sind. Jede einzelne Zelle besteht aus der Zellrohrwand und dem von ihr eingeschlossenen Zellhohlraum -Lumen- oder Porenraum. Auch zwischen den Zellen existieren Hohlräume, die Interzellularräume. Auf dem Querschnitt eines Holzstammes aus gemäßigten Klimazonen sind deutlich Jahrringe zu erkennen. Sie kommen dadurch zustande, dass der Holzzuwachs jahreszeitlich ungleichmäßig verläuft. Das Wachstum des Holzes findet unmittelbar unter der Rinde, dem sogenannten Kambium statt. Diese den gesamten Schaft des Baumes einhüllende Kambialschicht ist die Wachstumszone des Baumes, die in der Vegetationsperiode mehr neue Zellen bildet, als in der kälteren Jahreszeit. Die im Frühjahr gebildeten Holzzellen sind dünnwandiger und weitlumiger als die später gebildeten, so dass die etwa konzentrisch verlaufenden Jahrringe aus Frühholz und Spätholz entstehen. Das Zentrum des Stammes stellt das Mark dar, von dem aus senkrecht zu den Jahrringen die Holz- bzw. Markstrahlen in radialer Richtung verlaufen. Bei Eichen- oder Rotbuchenholz sind diese besonders gut zu erkennen. Die Außenhaut der Bäume wird von der Borke gebildet, die zusammen mit dem darunterliegenden, lebenden Bast als Rinde des Baumes bezeichnet wird. Die Breite der Jahrringe kann zwischen weniger als ein Millimeter und einigen Zentimetern schwanken. An den Jahrringen der Bäume gemäßigter Klimazonen kann man ihr Alter abzählen und Rückschlüsse auf die Lebensbedingungen während des Wachstums ziehen. In den tropischen Zonen der Erde wachsen die Bäume während des ganzen Jahres. Während längerer Trockenzeiten dagegen bleibt das Wachstum zeitweise aus. Es werden keine regelmäßigen Jahrringe gebildet. Häufig sind auf dem Quer- und Längsschnitt derartiger Hölzer verschieden getönte Wachstumszonen zu erkennen. Die periodisch zuwachsenden Zellen haben folgende Aufgaben zu erfüllen: Den Stoffwechsel zwischen den Wurzeln und dem Blattwerk, die Speicherung des Wassers und der Nährstoffe und die progressive Festigung des Baumes Bei Nadelhölzern werden diese verschiedenen Aufgaben von weitgehend gleichen Zellen erledigt, während die entwicklungsgeschichtlich jüngeren Laubhölzer eine Differenzierung einzelner Zellen für spezielle Aufgaben aufweisen. 2 Trocknung_1 – Anatomie_2 Querschnitt durch einen ca. 35-jährigen Fichtenstamm Rinde Bast Kambium (Lebensschicht) Frühholz Jahresringe Spätholz Markröhre Markstrahlen 3 Trocknung_2 – Holzfeuchte Die Holzfeuchte Da die Holzzellen im stehenden Baum das lebensnotwendige Wasser mit den darin gelösten Nährstoffen von der Wurzel zu den Blättern leiten, enthalten die Zellen sowohl in ihren Hohlräumen als auch in ihren Wandungen Wasser. Als Holzfeuchte u [%] bezeichnet man üblicherweise den gesamten Wassergehalt einer Holzprobe bezogen auf ihre absolute Trockenmasse im Darrzustand. Es gilt: u = 100*(mu-mo)/mo wobei [%] mu [g] das Gewicht einer feuchten Holzprobe und m0 [g] das Gewicht derselben Probe im Darrgewicht darstellen. Feuchtes Holz enthält an den Innenflächen des Zellaufbaus und im Kapillarsystem der Zellwände durch physikalische und chemische Kräfte gebundenes und daher schwer entfernbares Wasser bis zu einer Holzfeuchte von u - 30% als Durchschnittswert. Oberhalb u - 30% Holzfeuchte enthält waldfrisches oder wassergelagertes Holz einen individuell unterschiedlich hohen Anteil freien Wassers, das leichter entfernt werden kann. Den Übergangszustand, bei dem nur noch die Zellwand sowie größere Kapillaren Wasser enthalten, bezeichnet man auch als Fasersättigung. Der Übergang von freiem zu gebundenem Wasser ist fließend: Er kann zwischen 25% und 35% liegen. Er sinkt um jeweils 1% Holzfeuchte pro 10°C Temperaturanstieg. Die Rohdichte ist nach Kollmann wie folgt von der Holzfeuchte abhängig. Für 0 < u < 25% gilt: ρu = ρo*(100+u)/(100+0,85ρu*u) [kg/m3] 4 Trocknung_3 - Feucht_mess Die Darrmethode zur Ermittlung der Holzfeuchte Die Bestimmung der Holzfeuchte durch Verdampfen des im Holz enthaltenen Wassers ist die genaueste Methode. Sie wurde in DIN 52183 genormt: Die zu prüfende Holzprobe wird unmittelbar nach dem Herausschneiden aus dem Prüfling gewogen: Nassgewicht mu [g]. Anschließend wird die Probe in einem Trockenschrank bei einer Temperatur von 103°C ±2°C solange getrocknet, bis keine Gewichtsabnahme mehr feststellbar ist: Darrgewicht m0 [g]. Der Feuchtegehalt errechnet sich dann mit u = 100*(m u -m o )/m o [%] Bei Holzarten mit leicht flüchtigen Inhaltsstoffen, wie Harzen oder ätherischen Ölen ist dieses Verfahren fehlerhaft: Stattdessen wird im Vakuumschrank bei einer Temperatur von ca. 50°C und einem Druck von p<1 hPa oder im Exsikkator mit einem Trockenmittel wie Phosphorpentoxid getrocknet. Die elektrische Schnellmessung zur Ermittlung der Holzfeuchte Grundlage der elektrischen Holzfeuchtemessung ist der Zusammenhang zwischen dem Holzfeuchtegehalt und der Dielektrizität oder dem Ohm'schen Widerstand des feuchten Holzes. Eine elektrische Holzfeuchtemessung nach dem Widerstandsprinzip liefert etwa im Bereich 5 < u < 30% reproduzierbare Werte mit einer Abweichung, die in der Praxis vertretbar ist. Gute Holzfeuchte-Messgeräte sind mit Temperatur- und Holzarten-Korrektur ausgerüstet. Verbesserung des Messverfahrens bietet die Kombination von elektrischer Widerstandsmessung und kapazitiver Messung. Andere Messverfahren zur Ermittlung der Holzfeuchte Bei Hölzern mit einem hohen Anteil flüchtiger Inhaltsstoffe wie Öle, Herze, Fette u.ä. wird die Darrprobe durch das Entweichen dieser Stoffe oft verfälscht. Spezielle Messmethoden, wie z.B. das Extraktions- oder Destillationsverfahren, das Vakuumtrocknungsverfahren oder das Messen mit Holzstechhygrometern und das Diakun-Verfahren können genauere Holzfeuchtemesswerte liefern. Für die Praxis der Holztrocknung spielen diese Messverfahren jedoch aufgrund ihres Laborcharakters keine Rolle. 5 Trocknung_4 – Feu_Gl_gew_1 Das Holzfeuchtegleichgewicht Frisch gefälltes Holz kann u.U. erhebliche Wassermengen enthalten. Der mögliche Bereich liegt etwa zwischen 30% und 250% Holzfeuchte. Auch getrocknetes Holz, das bereits in irgendeiner Form als Werkstoff verarbeitet ist, enthält noch Wasser wegen seiner hygroskopischen Eigenschaften. Holz ist nämlich ein kapillar-poröses, hygroskopisches Material. Es besteht im chemischen Feinbau auch aus Zellulose-Makromolekülen, die eine hohe Affinität gegenüber Wasser besitzen. Bei wechselndem Umgebungsklima ändert Holz seinen Feuchtegehalt durch Wasseraufnahme oder -abhabe. In beiden Fällen wird bei konstantem Umgebungsklima ein Geichgewichtszustand erreicht, den man als Holzfeuchtegleichgewicht oder Sorptionsgleichgewicht ugl[%] bezeichnet. Maßgebend für das Holzfeuchtegleichgewicht sind die Temperatur und die relative Feuchte der Umgebungsluft. Der Zusammenhang ist dem sogenannten KEYLWERH-Diagramm zu entnehmen. Dieses Diagramm beruht auf umfangreichen Messungen an Holzproben von Sitka Sprude. Die Unterschiede einzelner Holzarten sind in der Praxis nicht relevant. Zum Diagramm:, Das Holzfeuchtegleichgewicht nimmt mit sinkender relativer Luftfeuchte stark ab. Der Einfluss der Lufttemperatur ist dagegen bei unveränderter relativer Luftfeuchte wesentlich geringer. Die Kurvenzüge des Sorptionsgleichgewichtes sind nur bis 21% Holzgleichgewichtsfeuchte eingezeichnet. Oberhalb dieser Geichgewichtsfeuchte befindet sich das Holz im Bereich der Kapillarkondensation. Hier setzt bei der Adsorption der Übergang von der mehr chemischen zur mehr physikalischen Bindung des Wassers ein, bis schließlich Fasersättigung erreicht ist. 6 Trocknung_4 – Feu_Gl_gew_2 Das Holzfeuchtegleichgewicht bei der Desorption liegt höher als bei der Adsorption. Die Sorptionsisothermen verlaufen mit zunehmender Temperatur flacher. Der Fasersättigungsbereich verlagert sich mit steigender Temperatur in Richtung niedrigerer Holzfeuchte: Näherungsweise um 1% pro 10°C Temperaturänderung. Die Kenntnis des Holzfeuchtegleichgewichtes ist wichtig für die zweckmäßige Trocknung und die Verwendung des Holzes. Vor der Verarbeitung sollte das Holz grundsätzlich auf diejenige Feuchte getrocknet werden, die annähernd dem Gleichgewichtszustand gegenüber seiner späteren Umgebung entspricht. Damit wirken nur noch die periodischen Klimaschwankungen auf das Holz ein, die zu keine wesentlichen Formänderungen, bedingt durch Quellen und Schwinden führen. Ausgenommen sind extreme Klimaschwankungen oder eine Befeuchtung der Oberfläche mit flüssigem Wasser. Im Mitteleuropäischen Klima gelten im Allgemeinen folgende Sollfeuchtewerte für Holzbauteile: Bauholz im Freien 16 - 25 % Fassdauben 17 - 20 % Geräte für die Verwendung im Freien 12 - 16 % Fenster und Außentüren 12 - 15 % Möbel, Innentüren usw. bei Ofenheizung 10 - 12 % Möbel, Innentüren usw. bei Zentralheizung Furniere, Sperrplatten und Schichtholz 7 - 10 % 6-8% Da in unseren Klimaregionen eine Gleichgewichtsfeuchte unter 12 - 14 % bei natürlicher Trocknung nicht erreichbar ist, muss das Holz technisch getrocknet werden. 7 Trocknung_4 – Feu_Gl_gew_3 Feuchtegleichgewicht von Holz nach R. Keylwerth und Angaben des U.S. Forest Products Laboratory, Madison 1951, auf der Basis von Ad- und Desorptionsuntersuchungen an Sitka Spruce, Picea sitchensis. Beispiel. Bei einer Trockentemperatur von 45°C und einer relativen Luftfeuchte von 55% bzw. einer Feuchttemperatur von 36°C beträgt das Holzfeuchtegleichgewicht 9%. 8 Trocknung_5 – Wa_Bew_1 Die Wasserbewegung im Holz Die Zellwände des Holzgewebes bestehen im wesentlichen aus Zellulose-Hemizellulose- und Lignin- Makromolekülen, die unterschiedlich häufig vernetzt sind. Kristalline und amorphe Zonen wechseln einander ab. Zellulose-Molekülketten sind dabei in der Lignin-Matrix gleichsam eingebettet. Die so aufgebaute Zellwand enthält zahlreiche feine und feinste Kapillaren. Holz wird deshalb auch als kapillar-poröser Stoff bezeichnet, dessen "innere" Oberfläche etwa 250 m2/g beträgt. Die chemischen Bestandteile der Zellwand besitzen eine unterschiedlich große Affinität zu Wassermolekülen. Holz verhält sich deshalb hygroskopisch. Die Sorption eines darrgetrockneten Holzes, das in eine wasserdampfhaltige Atmosphäre bewirkt eine Anlagerungsreaktion von Wassermolekülen an die nicht abgesättigten Hydroxyl-Gruppen der Zellulose-Moleküle. Diese sogenannte Chemosorption innerhalb der den Wassermolekülen zugänglichen amorphen Bereiche der Mikrofibrillen führt zunächst zu einer einlagigen Beschichtung der inneren Oberfläche mit Wassermolekülen. Die Holzfeuchte liegt dabei etwa im Bereich 0-6 %. Bei einer relativen Luftfeuchte bis etwa 60 % wird von den Zellwänden weiteres Wasser aufgenommen. Infolge elektrochemischer Anziehungskräfte zwischen den Wassermolekülen werden weitere Wassermolekülschichten durch Adsorption angelagert. Die Holzfeuchte beträgt in diesem Abschnitt der Sorption etwa 5-15 %. Die Kapillarstruktur begünstigt bei weiter zunehmender relativer Luftfeuchte bis hin zur Sättigung eine zunehmende Kapillarkondensation. Oberhalb von etwa 15 % Holzfeuchte kondensiert hier aufgrund der Dampfteildruck-Absenkung in den gefüllten Kapillaren Wasserdampf, so dass sich diese weiter füllen. Fasersättigung ist dann erreicht, wenn alle Kapillaren im submikroskopischen und mikroskopischen Bereich der Zellwände mit Wasser gefüllt sind. Bei den meisten einheimischen Holzarten liegt der Fasersättigungsbereich um 30 % bei 20°C. Die beschriebenen drei Stufen der Sorption überlagern sich jeweils in den Übergangsbereichen. Der höchstmögliche Wassergehalt umax [%] ist erreicht, wenn alle Zellwände gesättigt und alle Hohlräume, die Lumina und Interzellularräume vollständig mit Wasser gefüllt sind. Dieser Zustand lässt sich nur durch Eintauchen oder langanhaltendes Benetzen mit Wasser erreichen, unterstützt durch ein zeitweiliges Evakuieren. Trocknet man umgekehrt grünes bzw. saftfrisches Holz, dann wird zunächst das freie oder tropfbare Wasser aus den oberflächennahen Schichten abgegeben. Zuerst leeren sich die größeren, später die kleineren Zellhohlräume. 9 Trocknung_5 – Wa_Bew_2 Dort wo kein freies Wasser mehr vorhanden ist, beginnt die Austrocknung der Zellwände. Es entsteht zwischen den inneren und äußeren Schichten ein typisches Holzfeuchte-Gefälle bzw. Holzfeuchte-Profil. Da sich im Holz durchgehende , untereinander verbundene, wasserführende Kapillaren und luftgefüllte Hohlräume abwechseln, ist eine ausschließliche Kapillarwasserbewegung nicht möglich. Durch das Verdampfen von Wassermolekülen an der äußeren Oberfläche des Holzes entstehen im Kapillarsystem Zugkräfte durch Adhäsion und Kohäsion, die bewirken, dass Wasser aus weiten Kapillaren in enge strömt. Eingeschlossene, luftgefülte Hohlräume werden durch Dampfdiffusion überwunden. Mit zunehmender Trocknung wächst die Bedeutung verschiedenster Diffusionsmechanismen für den Gesamt-Wassertransport. Schneller ablaufende Kapillartransportvorgänge, wie sie noch zu Beginn der Trocknung oberhalb der Fasersättigung für den Trocknungsfortschritt ausschlaggebend sind, finden dann nicht mehr statt. Physikalisch gesehen ist die Trocknung von Holz sowohl ein Problem der Kapillarwasserbewegung, als auch der verschiedenen Diffusionserscheinungen. Die pro Zeit- und Flächeneinheit transportierte Wassermenge ist bei konstanter Temperatur näherungsweise proportional zum Holzfeuchte-Gefälle. Daraus ist abzuleiten, dass auch ein Temperaturgefälle und ein Dampfteildruck- Gefälle über den Holzquerschnitt den Trocknungsvorgang mit beeinflussen. Die Wasserdampfdiffusion in Holz steigt mit zunehmender Temperatur an. Dadurch ist die Trocknungsgeschwindigkeit beeinflussbar. Bei reiner Kapillarwasserbewegung mit 40<u<45 % erfolgt die Feuchteabgabe quer zur Faserrichtung nur wenig langsamer als längs zur Faser. Unterhalb der Fasersättigung bestehen deutliche Unterschiede in der Diffusionsgeschwindigkeit in den verschiedenen Hauptrichtungen des Holzes. In Faserrichtung, sind erheblich niedrigere Diffusionswiderstände zu überwinden als quer dazu. Im hygroskopischen Bereich kann für Trockentemperaturen über 50°C für Holzarten mit einer Rohdichte von 0,4 < py < 0,6 g/cm3 angenommen werden, dass der Feuchtetransport längs der Faser etwa 5 bis 8 mal schneller abläuft als senkrecht dazu. Bei höheren Temperaturen und geringerer Holzfeuchte reicht dieses Verhältnis bis zu 20. Die Geschwindigkeit der radialen Feuchtebewegung ist um ca. 10 bis 20 % höher als diejenige in tangentialer Richtung zum Jahrring. Die radial angeordneten Holzstrahlen und die bevorzugte Anordnung sogenannter Tüpfel, das sind einzelne Zellen verbindende "Ventile", erleichtern die Feuchtebewegung bzw. Diffusion. 10 Trocknung_5 – Wa_Bew_3 Feinbau der Zellwand des Holzes (Kollmann 1951) Schematische Darstellung der kapillaren Feuchtebewegung in Holz bei der Trocknung. A Anfangszustand B+C spätere Zustände (nach L. F. Hawley) 11 Trocknung_6 – Schwinden_1 Das Schwinden und Quellen des Holzes Die Änderungen des Feuchtegehalts im Holz sind mit einer Änderung des Holzvolumens verbunden. Man bezeichnet diesen Vorgang als Quellen bei Feuchteaufnahme und als Schwinden bei Feuchteabgabe. Der Vorgang findet im Holzfeuchtebereich zwischen Fasersättigung und Darrtrocken statt. Das Ausmaß der Volumenänderung ist proportional zur Aufnahme von gebundenem Wasser. Der Feinbau des Holzes, bestehend aus Zellulose-Fadenmolekülen, Elementar- und Mikrofibrillen, bestimmt das Verhalten beim Quellen und Schwinden. Das gebundene Wasser ist in der Zellwand zwischen den Fibrillen eingelagert. Bei darrtrockenem Holz liegen die Fibrillen dicht aneinander gepackt. Nimmt die Zellwand nun Wasser auf, weil die Anziehungskräfte zwischen den nicht vollständig gegenseitig abgesättigten Zellulose-Molekülketten und Wasser -das sind die amorphen Bereiche- größer sind als diejenigen zwischen den gegenseitig abgesättigten, zu Fibrillen zusammengelagerten Molekülketten - das sind die kristallinen Bereiche-, dann rücken diese auseinander. Die Zellwand wird "dicker", das Volumen des Holzes nimmt zu. Diese Formänderung kommt mit dem Erreichen des Holzfeuchtegleichgewichts zum Stillstand. Hieraus wird auch verständlich, dass oberhalb der Fasersättigung keine weitere Quellung mehr auftreten kann. Es wird nur noch freies Wasser in den größeren Zellhohlräumen eingelagert. Die holzartenspezifische Fasersättigung stellt eine Übergangszone dar, die einen Bereich um ca. 30 % ±5 % umfasst. Infolge der kristallinen Strukturelemente und deren überwiegender Ausrichtung in den langgestreckten Zellen wirken sich Quellung und Schwindung hauptsächlich quer zur Faserrichtung aus. In Faserlängsrichtung ist die Formänderung sehr gering: maximal 1% und deshalb normalerweise vernachlässigbar. Tangential zum Jahrring schwindet Holz wesentlich mehr als in radialer Richtung. Das Verhältnis von tangentialem zu radialem Schwindmaß wird als Schwindungsanisotropie bezeichnet. Diese liefert eine Aussagemöglichkeit über das Stehvermögen einer Holzart bei der Trocknung und ist damit für die Maßhaltigkeit im praktischen Einsatz von ausschlaggebender Bedeutung. 12 Trocknung_6 – Schwinden_2 Schwindmaße in den drei Hauptachsrichtungen für Rotbuche in Abhängigkeit von der Holzfeuchte. βt —> tangential βr —> radial βI —> longitudinal 13 Trocknung_7 – Luft_Feu_1 Die Bedeutung der Luftfeuchte beim Trocknungsvorgang Die absolute Luftfeuchte ist ein Maß für die im Kubikmeter Raumluft enthaltene Wasserdampfmenge, gemessen in [g/m3]. Bei einer gegebenen Temperatur kann ein abgeschlossener Raum nur eine bestimmte Höchstmenge an Wasserdampf -Sattdampfaufnehmen; nach dem Dalton'schen Gesetz unabhängig davon, ob dieser Raum noch andere Gase enthält oder nicht. Das Gemisch heißt dann gesättigte feuchte Luft. Mit Wasserdampf gesättigte Luft enthält bei höherer Temperatur absolut mehr Wasser als bei niedrigerer Temperatur. Wenn in einem abgegrenzten Raum weniger als die maximal aufnehmbare Menge an Wasserdampf vorhanden ist, so wird dieser Dampf als ungesättigt oder überhitzt bezeichnet. Die absolute Feuchte der Luft bzw. deren Wassergehalt ändert sich bei Erwärmung nicht und bei Abkühlung erst dann, wenn der betreffende Taupunkt unterschritten wird und Wasser auskondensiert. Für Trocknungsvorgänge ist weniger die absolute Luftfeuchte ausschlaggebend, als vielmehr die Aufnahmefähigkeit der Luft für Wasserdampf, ausgedrückt durch die relative Luftfeuchte. Die relative Luftfeuchte ist das Verhältnis der im Raum tatsächlich vorhandenen Wasserdampfmenge zu der bei gleicher Temperatur möglichen Höchstmenge also Sattdampf. Die gibt in Prozent ausgedrückt an, wie viel in der maximal möglichen Wasserdampfmenge bei einer gegebenen Temperatur tatsächlich in der feuchten Luft vorhanden ist. Demnach kann die relative Luftfeuchte Werte im Bereich von Null bis 100 % annehmen. 14 Trocknung_7 – Luft_Feu_2 Zusammenhang zwischen Lufttemperatur, relativer Luftfeuchte und absoluter Luftfeuchte. Beispiel: Lufttemperatur 70°C, relative Luftfeuchte 40%, absolute Feuchte 80 g/m3. 15 Trocknung_8 – Trock_Ablauf_1 Der Trocknungsablauf Neben Temperatur und relativer Luftfeuchte ist die Luftgeschwindigkeit von Bedeutung für den Trocknungsablauf. Sowohl bei der technischen Schnittholztrocknung, als auch bei der Freilufttrocknung erfolgen Wärme- und Stoffaustausch über das bewegte Medium Luft. Für eine gleichmäßige, rasche Trocknung ist deshalb eine ausreichend große, gleichförmige Luftgeschwindigkeit innerhalb der gesamten Charge erforderlich. Von der Art der Belüftung der Trockenkammer und von der Höhe und Gleichmäßigkeit der Luftbewegung werden Trockenzeit und Trocknungsqualität wesentlich beeinflusst. Nach praktischer Erfahrung kann von einer sinnvollen und zugleich wirtschaftlichen Luftgeschwindigkeit im Bereich von 2.0 m/s bis 2,5 m/s ausgegangen werden. Die Vorteile einer höheren Luftgeschwindigkeit sinken, je dicker das Schnittholz, je geringer die Anfangsholzfeuchte, je niedriger die Lufttemperatur und das Trocknungsgefälle sind. Nur bei sägefrischem Schnittholz ist das im Holz enthaltene Wasser einigermaßen gleichmäßig über den Brettquerschnitt verteilt. Während der Trocknung stellt sich sehr bald eine unterschiedliche Holzfeuchte innerhalb des Brettes ein: Das Holz trocknet zunächst in den Oberflächenschichten, während die Trocknung im Brettinneren mehr oder weniger stark verzögert wird. Es bildet sich deshalb ein Holzfeuchtegefälle von der Brettmitte zur Oberfläche aus. Das Holzfeuchtegefälle zwischen benachbarten Schichten innerhalb eines Brettes ist gleichzeitig Ursache und Folge der Feuchtebewegung im Holz und damit Bestandteil der treibenden Kräfte der Trocknung. Grund für die Entstehung der Feuchtebewegung im Holz auch bei einem anfänglichen Feuchtegefälle Null - ist eine Dampfteildruck-Differenz an der Oberfläche. Die Aufgabe der Trocknungssteuerung besteht darin, dieses Holzfeuchtegefälle im Verlauf der Trocknung jeweils so einzustellen, dass der Trocknungsprozess optimal abläuft. Ein zu starkes Holzfeuchtegefälle oder ein zu steiler Feuchtegradient in den oberflächennahen Schichten während der Anfangsphase der Trocknung oberhalb der Fasersättigung führt zu einer Behinderung des Feuchtetransportes aus dem Brettinneren an die Oberfläche. Die Wasserbewegung wird dadurch so gebremst, daß ein Großteil des Wassers den Weg durch das Holz in Dampfform zurücklegen muss. Ein Vorgang, der wesentlich langsamer abläuft als die Bewegung des flüssigen Wassers. Bei zu "scharfer" Trocknung kommt es dann zu einem "Abreißen des Wasserfadens". Es entsteht aufgrund der durch die feuchten Innenzonen behinderten Schwindung der äußeren zu trockenen Zonen die gefürchtete Verschalung, die zu Trocknungsrissen im Holzinneren führt. Das Trocknungsgefälle TG wird beschrieben mit: TG = um/ugl[-] Man versteht hierunter das Verhältnis der augenblicklichen mittleren Holzfeuchte um[%] des Trockengutes zum Holzfeuchtegleichgewicht Ugl [%], das sich im Holz einstellen würde, wenn es beim gegenwärtigen Kammerklima bis zum hygroskopischen Gleichgewicht getrocknet würde. 16 Trocknung_8 – Trock_Ablauf_2 Solange die Trocknung im Bereich oberhalb der Fasersättigung erfolgt, sind die spezifischen Eigenschaften es Trockengutes von untergeordneter Bedeutung für den Trocknungsfortschritt. Maßgebend sind hauptsächlich die äußeren Bedingungen, wie Temperatur, relative Luftfeuchte, Luftgeschwindigkeit etc.. Werden diese Bedingungen auf einem dem Trocknungsgut angepassten, konstanten Niveau gehalten, bleibt auch die Wasserabgabe pro Zeiteinheit, d.h. die Trocknungsgeschwindigkeit, konstant. Es ändert sich lediglich die Verteilung des Wassers im Holz. Der Trocknungsvorgang in diesem Abschnitt lässt sich im Holzfeuchte-Zeitdiagramm als Gerade darstellen. Unterhalb der Fasersättigung, also im hygroskopischen Bereich machen sich die Eigenschaften des Trockengutes verstärkt hemmend bemerkbar. Da sich aber die verschiedenen Trocknungsvorgänge überlagern, bildet sich eine Übergangskurve aus. Gegen Ende der Trocknung wird die Trocknungsgeschwindigkeit im Holzfeuchte-Zeitdiagramm durch eine Exponentialkurve beschrieben. Die Trocknungszeit ist nach F.KOLLMANN tTr = 1/αT • In (ua/ue) * (d/25) 1,5 * (65/θ)1 >5 [h] wobei tTr h Trockenzeit αT — Trocknungsbeiwert u % Anfangsfeuchte % Endfeuchte Holzdicke Trocknungstemperatur u a e d θ mm °C Der Trocknungsbeiwert αT ist von Holzart, Anfangsfeuchte, Güteansprüchen, Kammerbauart, Luftgeschwindigkeit und anderen Einflussgrößen abhängig. Als Richtwert kann mit αT = 0,0477 für Nadelholz αT = 0,0265 für Hartholz und αT = 0,012 für Eiche gerechnet werden. Bei verschiedenen Holzdicken verhalten sich die Trockenzeiten wie t2/t1 = (d2/d1)1,5 Für den Temperaturbereich zwischen 40°C und 90°C ergibt sich näherungsweise folgenden Beziehung: t2/t1 = (θ 2/ θ 1)1,5 17 Trocknung_8 – Trock_Ablauf_3 Näherungswerte des Holzfeuchtegleichgewichts Ug| [%] in Abhängigkeit von den Kenngrößen des Kammerklimas: Trockentemperatur d [°C] und Psychrometerdifferenz ∆θ [°C]. Luftgeschwindigkeit am Feuchtthermometer vL_ ≧ 2 m/s. Schematische Darstellung der Veränderung der Feuchte im Brettquerschnitt während der Trocknung. 18 Trocknung_8 – Trock_Ablauf_4 Theoretischer Verlauf der Trockenkurve: a) b) c) d) Gabelproben beginnende Trocknung Verschalung Verschalung beseitigt spannungsfreies Holz Querschnitt eines falsch getrockneten Eichenbrettes mit starken Innenrissen Formänderung von Brettern durch Verwerfen 19 Trocknung_9 – Tro_Typen_1 Die technische Schnittholztrocknung Klassifizierung der Trocknertypen; gemäß (1) "R. Brunner, Die Schnittholztrocknung". Niedrigtemperaturtrocknung; Temperatur 15°C < θ < 45°C Ungesättigte warme Luft als Energieträger Indirekte Beheizung über Warmwasser aus konventioneller Kesselanlage Kondensationsaggregat über Wärmepumpe; auch Solarheizung Normaltemperaturtrocknung; Temperatur 40°C < - θ < 90°C Ungesättigte heiße Luft als Energieträger Indirekte Beheizung über Heißwasser oder Dampf aus konventioneller Kesselanlage oder Hochtemperaturwärmepumpe oder direkte Beheizung über Gas- oder Ölbrenner Einsatz von Wärmetauschern; auch Verbundverfahren mit Kondensationstrocknung Hochtemperaturtrocknung; Temperatur 90°C < θ < 130°C Ungesättigte heiße Luft oder Sattdampf als Energieträger Indirekte Beheizung über Kesselanlage, Dampferzeuger und Wärmetauscher auch Verbundverfahren mit Kondensationstrocknung Gleichgewichtsfeuchte bei Sattdampf: Vakuumtrocknung; θ = 100,2 °C Sattdampf ergibt ugl ≈ 20 % θ = 105,8 °C Sattdampf ergibt ug( ≈ 10 % θ = 129,3 °C Sattdampf ergibt ugl ≈ 3 % Temperatur Druck 45°C < θ < 55°C 90 mbar < p <150 mbar Kurze Trockenzeiten und damit rasche Verfügbarkeit von Hölzern, die auf konventionelle Weise nur langsam und schwer zu trocknen sind, haben der Vakuumtrocknung auch im Holzsektor einen festen Anwendungsbereich erschlossen. Grundprinzip dieses Verfahrens ist die Druckabhängigkeit des Siedepunktes des Wassers. Wird der Druck in einer Vakuumanlage unter den Druck abgesenkt, bei dem das Wasser bei gegebener Holztemperatur zu sieden und zu verdampfen beginnt, so führt dies zu einem Gesamtdruckgefälle über den Brettquerschnitt und damit zu einer gleichmäßigen und rasch ablaufenden Dampfströmung im Holz in Richtung Oberfläche. Damit ist eine relativ schnelle Trocknung bei niedrigen Temperaturen möglich. Hochfrequenztrocknung Bei diesem Verfahren wird feuchtes Holz als Dielektrikum zwischen die Platten eines Kondensators gebracht. Den Kondensator speist ein Hochfrequenzgenerator. Die dafür zugelassenen Frequenzen sind: 13,560 MHz ± 0,06% 27,120 MHz ± 0,60%; meistgenutzte Frequenz 40,680 MHz ± 0,05% Wasser absorbiert im hochfrequenten Wechselfeld, bedingt durch die höhere Dielektrizitätskonstante, mehr Energie als trockenes Holz. 20 Trocknung_9 – Tro_Typen_2 Damit ist eine selektive Erwärmung der feuchteren Stellen im Holzinneren möglich. Mit dem Erreichen der Siedetemperatur setzt das Verdampfen des Wassers ein. Der Feuchtetransport hin zur Oberfläche wird durch einen Temperaturgradienten parallel zum Holzfeuchtegradienten begünstigt, d.h. die feuchtere Innenzone ist wärmer als die trockenere Holzoberfläche. Eine gute Dampfdurchlässigkeit der mit diesem Verfahren zu trocknenden Holzarten ist von Vorteil; bei weniger permeablen Hölzern führen falsche Trocknungsbedingungen durch den im Holzinneren entstehenden hohen Dampfdruck zu einer Schädigung des Trocknungsgutes. Mikrowellentrocknung Im Mikrowellenbereich arbeitende Trockner verwenden Frequenzen von 1 bis 6 GHz. Die Elektroden befinden sich nicht in unmittelbarer Nähe des Trocknungsgutes, vielmehr wird die im Generator erzeugte HF-Energie durch sogenannte Hohlleiter dem Gut zugeführt. Das Holz wird direkt durch den Hohlleiter geführt, wobei dieser selbst den "Trocknungsraum" bildet. Kennzeichnend für einen Mikrowellengenerator ist der Dauerbetrieb mit Höchstleistung und die Vernichtung der überschüssigen bzw. nicht zur Trocknung genutzten Energie in einem angeschlossenen Absorptionswiderstand. Der Trocknungsvorgang gleicht dem der HF-Trocknung. Die über das Wechselfeld zugeführte Energie lässt die Gutsfeuchte im Inneren des Holzes verdampfen. Es muss keine Wärme von außen durch ein entsprechendes Temperaturgefälle zugeführt werden. Vielmehr entsteht im Gut, das sich in einer kälteren Umgebung befindet, ein Temperaturgefälle von innen dach außen, so dass das verdampfende Wasser zur Oberfläche wandert und von dort konvektiv abgeführt werden muss. Infrarottrocknung Eigentlich wissenschaftlich richtig: Ultrarottrocknung. Hier wird die Energie in Form elektromagnetischer Strahlung eingesetzt; ihr Frequenzbereich liegt bei 8*1011 bis 3,8»1014 Hz. Ein Teil der Strahlung wird vom Trockengut absorbiert und in Wärme umgesetzt und zwar nur an den Stellen, wo die Oberfläche direkt der Strahlung ausgesetzt ist und daher im wesentlichen die Holzoberfläche erwärmt wird, eignet sich das Verfahren nicht zur Trocknung dicker Hölzer. Der Temperaturgradient verläuft entgegen dem Feuchtegradienten. Das kann zu Oberflächenrissen und Verschalung führen. Deshalb bevorzugter Einsatz in der Furnier- und Lacktrocknung. Trocknung in organischen Flüssigkeiten und mit chemischen Mitteln Die Trocknung in organischen Flüssigkeiten kommt nur dann in Frage, wenn parallel zur Trocknung noch eine Schutzbehandlung z.B. gegen Fäulnis durchgeführt werden soll. Die Trocknung mit chemischen Mitteln wird nur in Einzelfällen als "Laborbehandlung" durchgeführt. 21 Trocknung_9 – Tro_Typen_3 Schema eines Schnittholz-Durchlauftrockners mit Gegenstrombelüftung und integriertem Wärmetauscher Abhängigkeit der Siedetemperatur des Wassers vom Druck Trocknungsverlauf in einem kontinuierlich arbeitenden Vakuumtrockner mit Heizplatten 22
© Copyright 2024 ExpyDoc