Keine Schraube locker

PERFEKTER HALT: Mit den
elektronisch gesteuerten
Tools »Tensor-ST« montiert
Leitner seine Schrauben.
W 2011 Carl Hanser Verlag, Mbnchen
www.montagetechnik-online.de
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Keine Schraube locker
Mit ihren Laufzeiten von gut 30 Jahren sind es vor allem die kundenkritischen Schrauben, die
den Seilbahnhersteller Leitner immer wieder herausfordern. Die Vibrationen etwa, die beim
Fahren der Sessel über die Führungsrollen entstehen, dürfen den Schrauben nichts anhaben.
Hier punktet zum Beispiel die Schraubtechnik mit den Tool-Centern von Atlas Copco Tools,
die die geforderte Sicherheit gewährleistet.
von Thomas Preuß, Pressebüro Turmpresse
»
Auch die Seilbahnbranche muss sich für produzieren sei daher heute nicht mehr möglich.
jede Saison immer wieder etwas einfal- Entsprechend hat Leitner reagiert. Wurde bis
len lassen«, erklärt Matthias Beck, Technischer vor zwei Jahren der komplette Ausstoß einer
Werksleiter des Seilbahnherstellers Leitner im öster- Visualisierungen zur Werkerführung zeigen den Mitarbeitern, an welcher
reichischen Telfs. So seien Stelle des Sessels sie welche Schraube montieren müssen.
gelbe Hauben gerade sehr
gefragt. Oder Kindersicherungsbügel, die von Saison – rund 3 000 Sessel pro Jahr – in etwa
selbst heruntergleiten und verhindern, dass die sieben bis acht Monaten gefertigt, so sind es
kleinen Skifahrer durchrutschen. Auch seien Sitz- jetzt vier Monate.
Bewerkstelligen ließ sich das, weil Leitner
heizungen für geschlossene Sesselfahrzeuge im
seine Produktion umstrukturiert hat: Jetzt gibt
Kommen.
es eine gezielte Produktionssystematik, opti»WIR MÜSSEN SCHNELL AUF Kundenwünsche rea- mierte Logistik und Werkzeuge, besser geschulgieren können«, so Beck. Standardsessel vorzu- tes Personal sowie eine Just-in-time-MaterialanMONTAGEtechnik 3 | 2011
Bilder: Thomas Preuß
Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern.
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lieferung. Außerdem soll die Konstruktion nach
und nach am Standort Telfs zusammengeführt
werden, um die Wege zwischen den Abteilungen zu verkürzen.
Stationen untereinander bei unseren zahlreichen Kleinserien.« Da die zahlreichen Ausstattungsmerkmale zu vielen kundenspezifischen
Sesseln führen, besteht bei Leitner teilweise eine Null-Serien-Anforderung:
Anders als bei einem »nackten« Schrauber mit Steuerung bindet die Viele Teile werden nur für
Tool-Center-Schraubtechnik auch Stücklisten ein. einen einzigen Auftrag benötigt. Weil zahlreiche ZulieInvestiert wurde/wird in eine neue Halle von ferer im Spiel sind, geschieht es häufig, dass
2500 m2, in der die Sessel produziert werden, einige Teile für ein Spezialprojekt fehlen, um das
in eine Biegemaschine für die Hauptrahmen der Produkt fertig zu montieren.
»In solchen Fällen mussten wir früher rote
Sesselfahrzeuge, einen Großroboter für die Zweier- bis Achtersessel sowie in Schraubtechnik von Punkte an die Sessel kleben. Dann wussten
Atlas Copco Tools. »Da der Hauptrahmen die wir, welches Fahrzeug noch nicht fertig war«,
Qualität unserer Produkte stark beeinflusst, wol- erinnert sich Beck. Problematisch war es allerlen wir alle relevanten Fertigungsschritte im ei- dings, wenn die Teile dann mehrere Tage >>
genen Haus durchführen«, erklärt Beck. »Wir
konzentrieren uns besonders auf die Endmontage«, so Beck weiter. »Hier montieren unsere Mitarbeiter rund 400 000 Verschraubungen im SICHERHEITSCHECK: »Der Produktions- und QualitätssicheJahr.« Rund 5 Prozent sind davon sicherheitsre- rungsschlüssel »ST-Wrench« erkennt die Probleme in der
levant und wurden früher schon im Endanzug Montage schnell«, Meister Johannes Praxmarer, Leitner.
aufs Drehmoment genau angezogen.
Doch Sorgen machten Leitner vielmehr die
kundenkritischen Schrauben: »Die Laufzeiten
betragen bis zu 30 Jahre«, sagt Beck. »In jeder
Saison sind die Seilbahnen fünf oder sechs
Monate täglich in Betrieb.« Die Vibrationen, die
beim Fahren über die Führungsrollen entstehen,
belasten die Schrauben. Auch nichtsicherheitsrelevante Verschraubungen, wie die 15 Schrauben eines Abdeckblechs, müssen gegen diese
Beanspruchung abgesichert und korrekt verschraubt werden.
DIE GEFORDERTE SICHERHEIT verspricht die
Schraubtechnik mit den Tool-Centern von Atlas
Copco Tools. Gemeint sind kleine Schraubstationen mit gesteuertem Tensor-Schrauber, Software, Tastatur und Bildschirm. Anders als bei
einem »nackten« Schrauber mit Steuerung lassen sich nicht nur Schraubprogramme hinterlegen, sondern auch Stücklisten oder Visualisierungen einbinden.
Insgesamt arbeitet Leitner mit vier Tool-Centern. »Damit decken wir alle Schrauben und Bauteile ab«, erklärt Beck. »Hilfreich finden wir besonders die Software und die Vernetzung der
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auf sich warten ließen. Fehlteilund Arbeitsganglisten zu erstellen, war ein Zusatzaufwand, der die Fehlergefahr
erhöhte.
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ten alle Arbeitsabläufe und
setzten sie in Visualisierungen
um – insgesamt an die 2 000
kleine Arbeitsschritte. Vor der
Programmierung stand eine
Auflistung aller Schraubstellen
NICHT ZULETZT EIN Grund für
und eine Schraubfallanalyse
Leitner, um sich von den roten
an, die Atlas Copco bezüglich
Zetteln zu trennen. Gleichzeitig
der wichtigsten Schrauben
wollte der Hersteller papierlodurchführte. Zu jeder Schraube
se, vollelektronische Arbeitsund Schraubstelle programpläne einführen. Also wurden EINBINDUNG: »Bei den Tool-Centern
mierten die Spezialisten die
die Tool-Center mit Visuali- beschränken sich die Anweisungen
passenden Schraubstrategien.
sierungen zur Werkerführung nicht auf Schraubprozesse. Sind künf- Alle sicherheitsrelevanten Vertig auch Techniken wie Nieten, Kleben
gefüttert, anhand derer die Mit- oder Klipsen gefordert, so lassen sich bindungen wurden dann dreharbeiter exakt erkennen kön- die Fertigungsschritte mit ihren Visu- momentgesteuert und drehnen, an welcher Stelle des alisierungen einfach einbinden«, Tho- winkelüberwacht angezogen
mas Preuß, Pressebüro Turmpresse.
und auf Vollständigkeit mitge62|63 Sessels sie welche Schraube
zu montieren haben. »Mithilfe
zählt. Anders als früher, als mit
der Tool-Center können wir mit hundertpro- Schlagschrauber oder Ratsche vormontiert und
zentiger Sicherheit erkennen, ob alle Schrau- mit einem Drehmomentschlüssel angezogen
ben montiert worden sind«, streicht Beck wurde, lässt sich das mit den Elektrowerkzeuheraus.
gen »Tensor-ST« problemlos durchführen.
Um die Tool-Center mit Informationen zu befüllen, hat Meister Johannes Praxmarer alle AN DREI TOOL-CENTERN sind Tensor-ST-ElekSchraubstellen der rund zwei Dutzend verschie- troschrauber für Drehmomente von 5 bis
denen Sesselkonfigurationen fotografiert. Eini- 100 Nm angeschlossen. Das vierte Tool-Cenge Vierersessel kommen zum Teil mit unter ter verfügt über den elektronischen Produk20 Schrauben aus, wohingegen für manche tionsschlüssel »ST-Wrench«, der sich in dieAchtersessel rund 1000 Schraubstellen nötig sem Fall für Drehmomente von 25 bis
250 Nm eignet.
sind. Atlas-Copco-Experten programmierJedes Tool-Center
führt die Werker mithilfe
der Fotos oder 3D-Animationen für jeden Sessel
ANWEISUNG: Über den
Bildschirm des Tool-Cenund jede Schraubstelle
ters erfahren die Werker,
durch die Montage. Gelbe
welche Schrauben und
Schrauben für die offenen
Schraubstellen sie bearAufträge,
grüne, wenn sie
beiten müssen.
abgearbeitet sind, rote, wenn
ein Fehler aufgetreten ist.
Bei den Tool-Centern beschränken sich die Anweisungen nicht auf Schraubprozesse. Wenn also künftig auch
verstärkt andere Techniken wie
Nieten, Kleben oder Klipsen gefordert sind, lassen sich Fertigungsschritte
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VERNETZUNG: »Die Software und die Vernetzung der Stationen untereinander bei unseren zahlreichen Kleinserien finden wir
hilfreich«, Matthias Beck, Technischer Werksleiter, Leitner.
mit ihren Visualisierungen einfach einbinden.
Dann sind dafür auch keine Papieranweisun-
zweiter mit dem ST-Wrench alle sicherheitsrelevanten Schrauben auf 150 bis 170 Nm festziehen und ein dritter alle
Insgesamt arbeitet Leitner mit vier Tool-Centern und deckt damit alle kleinen Drehmomente abSchrauben und Bauteile ab. arbeiten, wie Schrauben
an Abdeckleisten oder
gen mehr nötig. Die Tool-Center lassen sich Klettbändern. »Jetzt sind wir enorm flexibel«,
auch untereinander vernetzen. Werksleiter zeigt sich Matthias Beck zufrieden. <<
Beck erklärt: »Wir können jetzt zum Beispiel
an Station A mit dem Tool-Center 1 montieren
und an Station B mit dem Tool-Center 2 weitermachen. Oder wir ziehen an Station C mit
KONTAKTXXXXXXX XXXY
dem ST-Wrench nach. Alle Tool-Center wissen
Atlas Copco Tools
immer, an welchem Produkt welche SchrauCentral Europe GmbH
ben noch offen sind.«
Essen
DERZEIT SIND DIE Montagestationen in der
Halle verteilt. Sie könnten in der neuen Halle
aber auch hintereinander stehen. Ein Mitarbeiter würde dann an der ersten Station zum Beispiel alle 100-Nm-Schrauben anziehen, ein
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