Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg - Hauptsitz Neßlerstraße 25 76227 Karlsruhe GVO-Saatgut-Monitoring 2016 Mais und Soja abgeschlossen Saatgut, Monitoring, GVO, Baden-Württemberg Die Saatgutuntersuchungen auf gentechnisch veränderte Samen (GVO) konzentrieren sich auf die Kulturarten, bei denen weltweit gesehen, gentechnisch veränderte Sorten im Anbau sind und die gleichzeitig als konventionell gezüchtete Pflanzenarten auch in Deutschland zum Anbau kommen, nämlich Mais, Sojabohnen und Raps. Die Saatgutprobenahme und die Saatgutuntersuchungen beim Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg in Karlsruhe sind so terminiert, dass die Ergebnisse vor der Aussaat vorliegen, damit ggf. ein Umbruch von bereits ausgesäten Flächen vermieden werden kann, wenn im Nachhinein festgestellt wird, dass sich im konventionellen oder ökologischen Saatgut GVO-Bestandteile befinden. Das GVO-Saatgut-Monitoring beginnt jedes Jahr, entsprechend dem Aussaatzeitpunkt der Kultur in der Praxis, mit Mais. Von den 99 im Jahr 2016 am LTZ untersuchten Saatgutpartien wurde in einer Probe ein GVO nachgewiesen, für den innerhalb der Europäischen Gemeinschaft keine Zulassung zum Anbau besteht. Dem Eigentümer des Saatgutes wurde deshalb untersagt, das betroffene Saatgut zur Aussaat in Verkehr zu bringen. Eine in BadenWürttemberg beprobte Partie war bereits in einem anderen Bundesland beprobt worden. Bei Sojabohnen wurden im Jahr 2016 sieben Saatgutpartien im Rahmen des GVO-SaatgutMonitorings auf GVO-Bestandteile beprobt und untersucht. Alle untersuchten Proben waren frei von gentechnisch veränderten Samen. Das GVO-Saatgut-Monitoring bei Winterraps wird erst im Sommer abgeschlossen sein. 100 100 Saatgutmonitoring 2016 Untersuchung auf GVO Probenzahl 80 60 Probenzahl gesamt 40 davon positiv 20 1 0 0 7 0 0 Mais* Raps Soja Abbildung 1 GVO-Saatgut-Monitoring 2016 - Untersuchungen bei Soja, Mais und Raps . Seite 1 von 5 Für konventionelles oder ökologisches Saatgut gibt es keine von der EU-Kommission festgelegten Grenzwerte für GVO-Bestandteile, deshalb gilt für GVO im Saatgut eine Nulltoleranz. Die Saatzucht- oder Vertriebsfirmen als Inverkehrbringer von Saatgut haben entsprechend Sorge dafür zu tragen, dass konventionelles oder ökologisch erzeugtes Saatgut zu 100 % gentechnikfrei ist. GVO-Saatgutmonitoring Baden-Württemberg seit 2005 (Gesamt 1443 Proben) 1200 1116 Probenzahl gesamt Probenzahl 1000 davon positiv 800 600 400 278 200 25 49 5 6 0 Mais Raps Soja Abbildung 2 Gesamtübersicht Saatgut-Monitoring seit 2005. Als Nachweisverfahren wird die PCR (Polymerase Chain Reaction; zu dt. Polymerase Kettenreaktion) eingesetzt. Die bisherigen Ergebnisse für Baden-Württemberg sind in Tabelle 1 gelistet. Seite 2 von 5 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2 1 5 4 3 3 1 0 1 1 25 TC1507 TC1507, 59122, MON89034 2016 2013 Nachgewiesene Events TC1507 3 MON810 1 2012 davon positiv MON810 1116 2011 100 3xMON810, 1xMON810+MON88017 100 2010 101 3xMON810, 2xNK603 100 2009 100 MON810 100 2008 107 MON810 99 2007 103 MON810, T25, GA21+MON810 99 2006 77 MON810 30 2005 Gesamt 2015 Summe 2014 Probenzahl MAIS 0 0 0 0 50 34 60 87 16 15 16 0 278 davon positiv 0 0 0 0 0 0 0 5 0 0 0 0 5 2016 2013 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 Nachgewiesenes Konstrukt 2012 CTP2-CP4EPSPS Gesamt 2015 Summe 2014 Probenzahl RAPS Probenzahl SOJA Summe 0 0 0 0 0 5 13 11 8 5 7 42 davon positiv 0 0 0 0 0 0 0 4 2 0 0 0 6 Nachgewiesene Events GTS 40-3-2 0 GTS 40-3-2 Gesamt Tabelle 1 Übersicht Saatgut-Monitoring seit 2005 mit nachgewiesenen Events Seite 3 von 5 Hinweise zu den nachgewiesenen Events (Quelle transgen): MON810: T 25 GA 21 NK 603 MON88017 TC 1507 GTS 40-3-2 59122 („Herkulex“) MON89034 eingeführtes Gen: cry1A(b)-Gen; Herkunft: Bacillus thuringiensis; Funktion: Durch Produktion des Toxins erhält die Pflanze eine Resistenz gegenüber dem Maiszünsler(Ostrinia nubilalis). eingeführtes Gen: pat-Gen; Herkunft: Bodenbakterium (Streptomyces viridochromogenes); Funktion: Produziert das Enzym Phosphinothricin-Acetyltransferase (PAT). Dieses verleiht der Pflanze eine Resistenz gegen den Herbizidwirkstoff Glufosinat. eingeführtes Gen: m epsps-Gen; Herkunft: modifizierte Sequenz eines Gen aus Wild-Mais; Funktion: Durch Änderung einer Aminosäure wird die Pflanze unempfindlich gegen den Herbizidwirkstoff Glyphosat. eingeführtes Gen: cp4 epsps-Gen; Herkunft: Bodenbakterium Agrobacterium ssp. Stamm CP4; Funktion: Durch Änderung einer Aminosäure wird die Pflanze unempfindlich gegen den Herbizidwirkstoff Glyphosat. erstes eingeführtes Gen: cry3Bb1-Gen; Herkunft: Bacillus thuringiensis ssp. kumamotoensis; Funktion: Durch Produktion eines Toxins erhält die Pflanze eine Resistenz gegenüber dem Maiswurzelbohrer; zweites eingeführtes Gen: cp4 epsps- Gen; Herkunft: Bodenbakterium Agrobacterium ssp. Stamm CP4; Funktion: Durch Änderung einer Aminosäure wird die Pflanze unempfindlich gegen den Herbizidwirkstoff Glyphosat. eingeführtes Gen: cryIF-Gen; Herkunft: Bacillus thuringiensis ssp. aizawai; Funktion: Durch Produktion eines Toxins erhält die Pflanze eine Resistenz gegenüber dem Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) und anderer Schmetterlingsarten (Lepidopteren) wie: Sesamia ssp., Heerwurm (Spodoptera frugiperda), Ypsilon Eule (Agrotis ipsilon), Zünsler (Diatraea grandiosella) zweites eingeführtes Gen: pat-Gen; Herkunft: Bodenbakterium (Streptomyces viridochromogenes) Funktion: Produziert das Enzym Phosphinothricin-Acetyltransferase (PAT). Das Enzym verleiht der Pflanze eine Resistenz gegen den Herbizidwirkstoff Glufosinat. Dieses Gen wird als Markergen genutzt. eingeführtes Gen: cp4 epsps-Gen; Herkunft: Bodenbakterium Agrobacterium ssp. Stamm CP4; Funktion: Durch Änderung einer Aminosäure wird die Pflanze unempfindlich gegen den Herbizidwirkstoff Glyphosat. eingeführte Gene:Cry34Ab1, Cry35Ab1-Gene; Herkunft: Bacillus thuringiensis ssp. kumamotoensis; Neues Merkmal: Resistenz gegen den Maiswurzelbohrer (Diabrotica ssp.) durch zwei Varianten des Bt-Toxins (Cry34Ab1, Cry35Ab1). Die ebenfalls vorhandene Resistenz gegen Herbizide mit dem Wirkstoff Glufosinat geht auf die Verwendung eines entsprechenden Gens als Marker zurück. Funktion: Durch Produktion eines Toxins erhält die Pflanze eine Resistenz gegenüber dem Maiswurzelbohrer. eingeführte Gene: cry1A.105 und cry2Ab2: Herkunft: Bacillus thuringiensis (Bt); Funktion: Durch die Produktion der beiden Toxine erhält die Pflanze Resistenzen gegenüber verschiedenen Schädlingen wie dem Maiszünsler (Ostrinia nubilalis), der Baumwolleule (Spodoptera spp.), der Kräuterflur-Bodeneule (Agrotis ipsilon) und dem Baumwollkapselbohrer (Helicoverpa zea). Neue Merkmale: Zwei eingeführte Gene (stacked genes) für zwei Varianten des Bt-Proteins führen zu einer Resistenz gegen verschiedene Insektenarten (Lepidopteren). Tabelle 2 Zusammenstellung der nachgewiesenen Events Begriffe/Abkürzungen Event (de: Transformationsereignis) Ein gentechnisch veränderter Organismus, der aus einer bestimmten transformierten Zelle hervorgegangen ist. Bezeichnung für eine spezifische und für diesen GVO charakteristische Insertion eines Genkonstruktes. Konstrukt: Genkassette, die eine Fähigkeit an den Organismus vermittelt und in unterschiedlichen GVO (auch artübergreifend) vorkommen kann. PCR - Polymerase-Kettenreaktion: In-vitro Vervielfältigung von spezifischen Nukleinsäuresequenzen (DNA) durch eine Reaktion, die von einer DNA-Polymerase in Gegenwart von Oligonukleotid-Primern und Desoxyribonukleosidtriphosphaten in einer festgelegten Reaktionspufferlösung katalysiert wird. Seite 4 von 5 IMPRESSUM Herausgeber: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Neßlerstr. 25 76227 Karlsruhe Bearbeitung und Redaktion: LTZ Augustenberg Brigitte Speck, Tel. Nr: -225 Ref. 33 MM: Biologische Diagnosen, Pflanzengesundheit Tel.: 0721 / 9468-0 Fax: 0721 / 9468-209 eMail: [email protected] Internet: www.ltz-augustenberg.de Thomas Würfel Tel. Nr: -370 Ref. 13: Saatgutanerkennung und Versuchswesen Seite 5 von 5 Auflage: Druck: Stand: Ex. März 2016
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