INHALT Tiere Fische Kleiner Fisch ganz groß 1 Umwelt & Energie Naturschutz und Klima Klimawandel - keiner bleibt verschont Klimarelevanz der Nutztierhaltung 2 5 Österreich Agrarpolitik Schultes: Alle gemeinsam die Klimawandel-Bremse ziehen An Grenzen wachsen 9 12 lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 1 Kleiner Fisch ganz groß Mit 40% der abgegebenen Stimmen wurde die Elritze klar vor der Schleie mit 33%, dem Schied mit 13% und dem Strömer mit 10% zum Fisch des Jahres 2016 gewählt - ein Portrait. Als einer der kleinsten Vertreter der heimischen karpfenartigen Fische ist die Elritze unter dem klingenden wissenschaftlichen Namen Phoxinus phoxinus in den Lehrbüchern zu finden. In der Umgangssprache wird sie je nach Region auch Irlitze, Pfrille, Ellerling oder anderwärtig bezeichnet. Allein für den deutschsprachigen Raum sind für diese Fischart vierzig Namen bekannt. In NÖ ist dieser Fisch häufig in den Fließgewässern der Forellen- bis zur Äschenregion anzutreffen. In anderen Bundesländern, wie zum Beispiel in OÖ ist die Elritze auch häufig in Seen zu finden. Wichtig ist dieser Fischart, dass das Wasser organisch wenig belastet und sauerstoffreich ist. Als Kieslaicher ist die Elritze auch an das Vorhandensein geeigneter sandiger bis kiesiger Sohlsubstrate angewiesen. Die Laichreife der Fische tritt erst ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr ein. Beim Laichakt selbst sammeln sich die Fische zur Eiabgabe an seichten und gut durchströmten Gewässerabschnitten und geben dabei 1.000 bis 2.000 Eier ab. Diese sind nur wenige Millimeter groß und finden nach der Eiablage im Kieslückensystem Schutz. Nach dem Schlupf der Larven, die sich aktiv noch tiefer ins kiesige Gewässerbett zurückziehen, wird erst nach dem Aufbrauchen des Dottersackes das Leben im Freiwasser begonnen. Dabei sind die Fische auch bei der Nahrung nicht wählerisch. Von Bodentieren über Insektenlarven, Kleinkrebse, Würmer und auf der Oberfläche treibenden Insekten bis hin zu Kieselalgen, gefressen wird was noch ins Maul passt. Einst als geselliger Massenfisch von den Fischern oft gesehen, sind ihre Bestände in vielen Gewässern Niederösterreichs mittlerweile rückläufig. Die Ursachen sind vielfältig. Jedenfalls zählen die Regulierung von Fließgewässern und Seeufern, Geschiebedefizite durch Querbauwerke und die Verbreitung von standortfremden Fischarten dazu. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 2 Klimawandel - keiner bleibt verschont Dezember 2015 fand die Weltklimakonferenz in Paris statt. Die Erwartungen waren hoch, der Druck im Vorfeld seitens der Wissenschaft war groß, dass diesmal verbindliche Ziele definiert werden. Tatsache ist, dass all das, was uns auch vernünftige und nicht in "apokalyptischen Szenarien" denkende Wissenschaftler prophezeit haben, längst eingetreten ist. Die mittlere CO2-Konzentration der Luft liegt inzwischen bei 400 ppm. In der vorindustriellen Zeit lag sie bei 270 ppm. Das geänderte Weltklima wird alle treffen, manche weniger und manche in voller Brutalität. Unsere Schwerpunktnummer "Klima und Klimawandel" soll eine Standortanalyse sein, wo wir als betroffener Sektor stehen. Es soll aber auch aufgezeigt werden, welche Maßnahmen wir selbst angehen können. Es gibt wenn auch begrenzt - Anpassungsstrategien. Diese gehen oft nicht von heute auf morgen. Je besser man informiert und vorbereitet ist, desto eher wird man dem Klimawandel begegnen können. Eines zeichnet sich aber ab: Es wird schwer genug. Das Magazin "National Geographic" widmete kürzlich (November 2015) eine ganze Ausgabe dem Thema Klimawandel und stellte dabei drei Fragen:Dürfen wir so weiterleben?Wird es schlimmer?Schaffen wir die Wende?Die Herausforderung ist, dass es auf unserer Erde ganz klar wärmer wird. Interessanterweise heizt sich die nördliche Hemisphäre deutlich mehr auf als die Südhalbkugel. Der Temperaturanstieg ist umso größer, je weiter man Richtung Norden kommt. In der Antarktis wiederum gibt es Gebiete, wo es heute kälter ist wie beispielsweise in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das heißt: ganz schlechte Aussichten für "das ewige Eis" Grönlands oder anderer arktischer Gebiete. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 3 Was kann/wird auf die Menschen zukommen? Dabei kann man sich auf einige wenige Themen und Bereiche beschränken, von denen aber jeder für sich enorme Auswirkungen hat. WasserSchmelzen weite Teile der Eismassen und Gletscher ab - steigt der Meeresspiegel. Das mag vielen in Österreich als abstrakte Gefahr vorkommen - nicht aber in den Niederlanden, wo heute schon 10 Mio. Menschen unterhalb des (aktuellen) Meeresspiegels wohnen. Das wärmere Meer hat Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme. Die Nachfrage nach Süßwasser - vor allem Grundwasser wird steigen. Bis 2050 steigt der Wasserbedarf aus Grundwasser um die Hälfte. Grund- und Trinkwasser werden aber dort knapper werden, wo diese aus den Schneefällen des Winterhalbjahres gespeist werden - diese werden nämlich geringer. Eine der massivsten Auswirkungen ist, dass eine wärmere Atmosphäre mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Wasserdampf selbst verstärkt den Treibhausgaseffekt. Allein das Thema "Wasser und Klimawandel" ist extrem vielfältig. NahrungDie Menschheit wächst beträchtlich - wenn auch nicht mehr so stark. 2050 werden es wohl deutlich über 9 Mrd. Menschen sein - aktuell leben 7,3 Mrd. Menschen auf der Erde. Nur etwa 15 % der gesamten Erdoberfläche sind überhaupt landwirtschaftlich nutzbar. Man muss also kein großer Prophet sein um vorherzusehen, dass in der ausreichenden Nahrungsmittelproduktion - in Anbetracht des Klimawandels - die Herausforderung der nächsten Dekaden liegen wird. Betrachtet man Klimaszenarien und deren Auswirkungen auf Regionen scheint sich Folgendes abzuzeichnen: Eher schlecht sind die Aussichten für weite Teile Afrikas und Südamerikas - aber auch Australien scheint eher auf der Verliererseite zu stehen. Recht pessimistisch wird auch der südostasiatische Raum - Indien, China, Indonesien und Malaysia eingeschätzt. In Indien und China ist es vor allem der Rückgang verfügbaren Landes (Flächenverbrauch). In Nordamerika schätzt man eher rückläufige Ernten in den USA und Mexiko, während Kanada eher zu den Profiteuren des Klimawandels zählen könnte. Europa wird insgesamt am optimistischsten bewertet - abgesehen von Südeuropa und dem Balkan. Auch in diesen Gebieten rechnet man tendenziell mit rückläufigen Ernten. Zentral- und Osteuropa könnten sogar mit steigenden Ernten im Vergleich zu jetzt rechnen. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 4 HitzeIm Jahr 2100 wird es überall wo Menschen leben deutlich heißer sein. Am stärksten werden allerdings die Städte betroffen sein - auch heute sind Städte schon "Hitzeinseln". Natürliches Grün - sei es auf Dächern oder in Form von Bäumen kann den Effekt mildern. Reine Betonwüsten werden in den künftigen Sommermonaten regelrecht verglühen. In der Land- und Forstwirtschaft wird man sich mit hitzetoleranten Sorten, Kulturarten oder auch Tierrassen beschäftigen müssen. Die Waldbrandgefahr wird in manchen Regionen regelrecht explodieren. WetterDie Versicherungswirtschaft hat für Katastrophenereignisse folgende Einteilung: Geophysikalische Ereignisse (Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche). Die Zahl ist in den letzten Jahrzehnten relativ konstant. Katastrophen dieser Art haben mit Wetter und Klima nichts zu tun. Meteorologische Ereignisse (Tropische und außertropische Gewitter, Stürme) Die Zahl dieser Katstrophenereignisse ist seit 1980 sehr deutlich gestiegen. Gab es 1980 weltweit 174 solcher Ereignisse waren es 2014 schon 400. Hydrologische Ereignisse (Überflutungen, Rutschungen) haben sich seit 1980 verfünffacht. Von 80 Ereignissen pro Jahr auf 400 im Jahr 2014. Klimatologische Ereignisse - dazu zählen Extremtemperaturen, Dürren und Waldbrände sind von 29 Ereignissen (im Jahr 1980) auf 91 (2014) gestiegen. Nicht nur die Anzahl der durch Wetter und Klima verursachten Katastrophen wird mehr - auch unsere Infrastruktur ist heute viel verwundbarer und bedingt stark steigende Schäden. Nichtsdestotrotz ist der Trend bedenklich. Hurrikans und Tsunamis sind die teuersten Katstrophen. Jedenfalls liegen die Kosten der jährlichen Naturkatastrophen deutlich über 100 Milliarden Dollar pro Jahr. GesundheitDer Klimawandel wir die Welt kränker machen. Eine Studie im britischen Magazin "Lancet" warnt davor, dass alles was im Gesundheitswesen in den letzten 50 Jahren erreicht wurde, durch den Klimawandel zunichte gemacht werden könnte. Berufsrisiken wie Hitzschlag bei Bauern und Bauarbeitern, Mangelernährung, Luftverschmutzung durch Waldbrände, verseuchtes Wasser und steigendes Infektionsrisiko sind nur einige Faktoren, die das Gesundheitswesen belasten werden. Beispielsweise haben sich die Fälle der durch das von Mücken übertragene Dengue-Fieber in den letzten 50 Jahren um den Faktor 30 erhöht. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 5 Fazit Der Klimawandel und seine Auswirkungen werden uns auf vielen Ebenen treffen. Nichts und niemand werden verschont bleiben. Die Land- und Forstwirtschaft wird einer der hauptbetroffenen Sektoren sein. Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2050 und danach wird sehr herausfordernd sein, aber die Wichtigkeit unseres Sektors wird enorm steigen. Dort wo wir entgegensteuern können, müssen wir aktiv werden, wobei die Klimawandelanpassung Grenzen hat. Und machen wir nichts, werden uns unsere Kinder und Enkelkinder berechtigte Vorwürfe machen: Ihr habt es gewusst und habt nichts getan. Klimarelevanz der Nutztierhaltung Relativ weniger Methan bei hohen Leistungen. Alle Wiederkäuer - Rinder, Schafe, Ziegen, aber auch Wild-Wiederkäuer wie Reh- und Rotwild - sind durch ihr Vormagensystem in der Lage, rohfaserreiche Futtermittel wie beispielsweise Wiesengras zu verdauen. Sie verwerten dadurch für den Menschen nicht genießbares Pflanzenmaterial zu hochwertigen Lebensmitteln wie Milch und Fleisch. Verdaulich wird Pflanzenmaterial auch für den Wiederkäuer erst durch die Umwandlungsprozesse der Mikroorganismen im Pansen. Bei diesem Abbau der Futtermittel durch Bakterien, Protozoen und andere Kleinstlebewesen entstehen flüchtige Fettsäuren wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure. Ein Nebenprodukt dieser Fermentation sind größere Mengen an Wasserstoffmolekülen. Diese werden von methanbildenden Mikroorganismen an Kohlendioxid gebunden. Dadurch entsteht Methan (CH4), welches von den Tieren über das Maul abgegeben wird. Methan gilt als klimaschädliches Gas. Aber nur mit Hilfe dieser mikrobiellen Fermentation von Gras und Graskonserven können Wiederkäuer aus diesen Futtermitteln Energie gewinnen bzw. stehen ihnen wiederum die Pansenmikroben selbst als wertvolle Proteinquelle zur Verfügung. Ohne die Mikroben im Verdauungstrakt von Wiederkäuern wäre die Nutzung von Grünlandfutter nicht möglich und es könnte daraus keine Milch und kein Fleisch veredelt werden. Andere Möglichkeiten der Grünlandverwertung und Offenhaltung der Landschaft gibt es nicht! Die Methangasproduktion hängt somit im Wesentlichen von den Grünlandflächen und den darauf gehaltenen Wiederkäuern ab. Besonders Milchkühe geraten immer wieder in die Kritik und werden völlig zu Unrecht als "Klimakiller" bezeichnet. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 6 Auch Pferde verwerten Grünland, sie besitzen aber kein Vormagensystem wie die Wiederkäuer. Ihre Gärkammer zum Abbau der faserreichen Nahrung ist der Dickdarm. Auch hier entweichen erhebliche Mengen Methan als Umwandlungsprodukt der Faserverdauung. Obwohl oder vielleicht gerade weil Pferde in erster Linie nicht zur Lebensmittelgewinnung gehalten werden, stehen sie aber als Methan abgebende Tiere praktisch nie im Fokus des öffentlichen Interesses. Relativ weniger Methan bei hohen Leistungen Die Menge des freigesetzten Methans hängt daher direkt mit der Menge an verdautem rohfaserreichem Futtermaterial (Grundfutter) zusammen. Nachdem in Österreich seit Anfang der der 60er Jahre die Grünlandfläche um fast ein Fünftel abgenommen und sich auch der Rinderbestand in den letzten Jahrzehnten laufend verringert hat, hat der Methangasausstoß durch die Wiederkäuerverdauung in Österreich abgenommen. Gab es zum Beispiel vor 20 Jahren noch 695.000 Rinder in Oberösterreich sind es derzeit rund nur mehr 570.000. Die gebildete Menge an Methan hängt aber auch direkt mit der Futteraufnahme und Leistung der Tiere zusammen. Je Kilogramm Trockenmasseaufnahme liegt die Menge an gebildetem Methan zwischen 12 und 36 g. Das bedeutet, dass aufgrund höherer Futteraufnahme und Leistung (Milchmenge, Tageszunahmen) der Methanausstoß pro Rind zwar angestiegen, die Anzahl der Rinder aber deutlich gesunken ist. Die höhere Futteraufnahme kommt neben höheren Grundfuttermengen besonders durch die Verfütterung höherer Kraftfuttermengen zustande. Methan wird aber besonders durch die Verdauung von strukturreichen Futtermitteln gebildet. Je höher der Anteil an zellulosehaltigen Faserstoffen in der Ration liegt, desto mehr Methan wird gebildet. Daher sollte aus Sicht der Verringerung der Methanbildung möglichst junges, gut verdauliches, rohfaserarmes Grundfutter verfüttert werden. Altes, überständiges, rohfaserreiches oder aus Extensivlagen stammendes Futter verstärkt hingegen die Methanproduktion. Bezogen auf die produzierte Einheit Milch bzw. Fleisch sind leistungsbetonte Tiere effizienter bei der Verwertung der zugeführten Energie. Kühe mit hoher Milchleistung scheiden je Kilogramm erzeugter Milch weniger Methan aus als Tiere mit niedrigerer Leistung bzw. extensiver Fütterung. Dasselbe gilt für die Mast. Stiere mit hohen Zuwachsleitungen erzeugen weniger Methan je angesetztem Kilogramm Fleisch. Will man daher den Methan-Ausstoß bei Wiederkäuern in Summe senken, ist einer der effektivsten Ansätze, mit möglichst geringer Anzahl von Tieren möglichst hohe Leistungen zu erzielen. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 7 Will man tierische Lebensmittel mit möglichst niedrigen Emissionen an Methan erzeugen, so sind im Grunde Nutztiere mit einhöhligem Magen dafür besser geeignet als Wiederkäuer. Aber mit Schweinen oder Masthendln ist nun einmal die Verwertung von Grünland nicht möglich, sodass zur Bewirtschaftung dieser Standorte nur Wiederkäuer in Frage kommen. Eine gewisse Mindestmenge an Methanausscheidung durch Wiederkäuer wird daher immer unvermeidbar sein, wenn man vermeiden will, dass sämtliche Grünlandund Weideflächen verwalden. Es ist daher sinnvoll zu überlegen, ob durch gezielte Maßnahmen in der Fütterung, die CH4-Emission gesenkt werden kann. Hier hat sich aber gezeigt, dass alle Maßnahmen, die die Methan-Bildung senken, die Umsetzung von faserreichen Rationen verschlechtern und sich somit negativ auf die Leistung der Tiere auswirken lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 8 Möglichkeiten der Methangasreduktion Der Pansen der Wiederkäuer hat sich in Jahrmillionen auf die Verwertung von faserreichen Futtermitteln spezialisiert. Jeder einseitige Eingriff zur Senkung der Methanbildung hat daher auch negative Wirkungen zur Folge. Beimischung von speziellen Pflanzenfetten (Kokos, Raps, Sonnenblumen, Lein) zum Futter: Die Futterverwertung des Grundfutters wird dadurch verschlechtert und es kann zu Störungen des Pansenstoffwechsels kommen. Die notwendigen Einsatzmengen wären sehr hoch (7 bis 8% in der Trockenmasse) und verschlechtern die Wiederkäuergerechtheit der Rationen.Einsatz von Ionophoren, d.h. Antibiotika wie Monensin, Salinomycin oder Lasalocid: Diese bewirken eine Verschiebung der Fettsäurebildung hin zu mehr Propionsäure und unterdrücken die Bildung von Essigsäure. Der Einsatz von Antibiotika ist in der EU seit 2006 jedoch nur mehr auf tierärztliche Verschreibung möglich, als Futterzusatzstoffe sind sie nicht mehr erlaubt.Einsatz von Tanninen, Saponinen oder Halogenderivaten: Damit sollen die methanogenen Mikroorganismen gehemmt werden. Die Versuchsergebnisse dazu sind sehr unterschiedlich. Zudem wird die Futteraufnahme gehemmt und damit die Leistung der Tiere gesenkt. Derzeit sind derartige Präparat auch nicht verfügbar.Einsatz von Propionsäurenvorstufen wie z.B. der Fumarsäure: Damit sollen die Wasserstoffmoleküle gebunden und die Entstehung von Methan gehemmt werden. Nachteil sind die benötigten sehr hohen Aufwandmengen, um Effekte zu erreichen.Einsatz von Hefen und Enzymen: Versuche mit derartigen Futterzusatzstoffen brachten keine nennenswerte Senkung der CH4-Ausscheidung. Im Gegenteil, durch Hefezusatz wird die Verdaulichkeit von Strukturkohlenhydraten verbessert, sodass sogar gegenteilige Effekte zu erwarten sind.In Summe gesehen ist also durch Futterzusatzstoffe keine relevante Verringerung der Methanbildung im Pansen zu erreichen. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 9 Aus Sicht der Fütterung können jedoch folgende Beiträge zur Reduzierung der Methanbildung beim Wiederkäuer geleistet werden: Fütterung zellwandarmer und stärkereicher Rationen, also junges hochverdauliches Gras/Silagen und leistungsangepasste Ergänzung mit Kraftfutter.Hohe Leistungen bei Milch und Fleisch anstreben. Somit wird je produzierter Einheit Milch und Fleisch weniger Methan gebildet.Intensive Aufzucht von Jungrindern, damit sie möglichst rasch in die produktive Phase kommen.Lange Nutzungsdauer der Kühe anstreben, damit weniger Nachzucht notwendig ist.Anstreben einer geringen Essigsäure- und hohen Propionsäure-Bildung im PansenBeimischung von Fetten zum Kraftfutter in geringem Ausmaß Schultes: Alle gemeinsam die Klimawandel-Bremse ziehen Bauern treten mit geschlossenen CO2-Kreisläufen gegen Erderwärmung an. "Die Weltklimakonferenz in Paris hat klare Zeichen gesetzt: Wer die Klimakatastrophe vermeiden will, muss die Welt der fossilen Rohstoffe Schritt um Schritt verlassen und den Kohlenstoffkreislauf wieder schließen. Das gilt für alle und jeden. Unseren Bauern kommt dabei eine ganz besondere Rolle zu. Sie ernähren die Bevölkerung, was in Paris auch gesondert hervorgehoben worden ist, und wirtschaften dabei in kurzen geschlossenen Kreisläufen mit der Sonne als Motor und einer immer besseren CO2-Bilanz. Die Land- und Forstwirtschaft sowie mit ihr alle Menschen, die ihre Produkte zum Leben brauchen, sind jedoch vom Klimawandel negativ betroffen. Deshalb treten die Bauern aktiv dagegen an." Dies erklärte LK Österreich-Präsident Hermann Schultes heute im Rahmen der "Klartext"-Veranstaltung zum Thema "Klimawandel - Schluss mit heißer Luft" in Wien. "Gute fachliche Praxis, hervorragendes Know-how und optimale Effizienz in Pflanzenbau, Tierzucht und Forstwirtschaft können in enger Zusammenarbeit mit Forschung und Landtechnik die Beschleunigung des Klimawandels dämpfen. All diese Bemühungen werden aber nur dann Erfolg haben, wenn auch die übrigen Bereiche, vom Verkehr und der Bauwirtschaft über die Industrie bis hin zu den Haushalten, von offenen auf geschlossene CO2-Kreisläufe umstellen", sagte der LK-Präsident. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 10 CO2-Reduktion ist gemeinsame Aufgabe "Sowohl die Land- und Forstwirtschaft als auch die übrigen Bereiche können aktiv den Klimawandel bekämpfen", betonte Schultes und nannte einige Beispiele: Eine vierköpfige Familie (zwei Erwachsene, zwei Kinder) kann durch einige Kurskorrekturen ihre CO2-Emissionen um 75% reduzieren. Das beginnt bei der Urlaubsplanung (Verzicht auf Langstreckenflüge, stattdessen Erholung in der Region), geht über den teilweisen Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder für Kurzstrecken aufs Fahrrad beziehungsweise auf die Bewältigung kurzer Wege zu Fuß bis hin zum Umstieg von Heizöl auf Brennholz, Hackgut und Pellets. Der Einkauf regionaler Lebensmittel kann noch einen guten zusätzlichen Beitrag leisten. Tierproduktion Eine Vielzahl von Studien belegt, dass die Emissionen je Produktionseinheit in Österreich aufgrund einer nachhaltigen und effizienten Wirtschaftsweise im internationalen Vergleich besonders gering sind. So verursacht ein österreichischer Landwirt 14 kg Treibhausgas-Emissionen bei der Produktion von 1 kg Rindfleisch, der EU-Schnitt liegt bei 22 kg, in Brasilien liegt der Wert bei 80 kg CO2. Auch in der Milchproduktion ist die heimische Landwirtschaft mit 1 kg CO2 je Liter Milch besonders emissionsarm. Der EU-Durchschnitt liegt bei 1,5 kg CO2. Ackerbau Angestoßen durch das Umweltprogramm ÖPUL sind in Österreich in den letzten Jahren die Humus-Gehalte der Böden deutlich gestiegen. Humus ist gleichzeitig ein Wasser- wie auch ein Kohlenstoff-Speicher und dämpft so den Klimawandel. Bereits eine Steigerung des Humusgehaltes um 0,015% pro Jahr und ha Ackerfläche bewirkt die Speicherung von 1 Tonne CO2 pro ha und Jahr. Umgerechnet auf ganz Österreich speichert der zusätzlich aufgebaute Humus den CO2-Ausstoß von 450.000 Pkw, von denen jeder pro Jahr 15.000 Kilometer zurücklegt. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 11 Forstwirtschaft In den Wäldern sind Österreichs CO2-Emissionen eines Jahres 35 Mal gebunden. 48% der Landesfläche sind Wald. Hier stehen rund 3,4 Mrd. Bäume. Im Holz der Bäume und im Waldboden sind insgesamt 800 Mio. t Kohlenstoff gespeichert. Das entspricht rund 3 Mrd. t gebundenem CO2. Pro Sekunde entsteht ein Kubikmeter Holz, in dem 1 t CO2 gebunden ist. Ein sorgsam bewirtschafteter Wald ist damit eines der wirksamsten Instrumente gegen den Klimawandel: Die Bäume entziehen beim Wachstum der Atmosphäre den Kohlenstoff. Wird Holz, also gebundenes CO2, in Wohn- und Wirtschaftsgebäuden oder in Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen verwendet, so wird CO2 auf lange Zeit, quasi wie in einem zweiten Wald gespeichert. Werden in einem Haus 90 m3 Massivholz verbaut, fallen vom Wald bis zur Baustelle mehr als 500 m3 Nebenprodukte an, aus denen Platten, Papier, Zellstoff und Energie hergestellt werden. Mit den Nebenprodukten könnte dieses Haus mehr als 70 Jahre beheizt werden. Im Vergleich mit einem sich selbst überlassenen Wald hält die vielfältige Verwendung von Holz damit eine mehrfache CO2-Menge im Kreislauf. Wasser Die Folgen des Klimawandels werden einzelne Regionen in ihrer agrarischen Produktionskraft beeinträchtigen und anderen neue Möglichkeiten bieten. Heftige Niederschlagsereignisse brauchen darauf vorbereitete Böden und Arbeitsabläufe, die mithelfen, das Wasser im Boden versickern zu lassen. Von Dürre betroffene Regionen benötigen jetzt schon die Planung und Umsetzung überregionaler Wasserversorgungsmaßnahmen. Bodenschutz ist Klimaschutz "Der Boden in der Hand der Bauern speichert Kohlenstoff. Daher muss mit dieser wertvollen Ressource besonders achtsam umgegangen werden. Der jetzige Bodenverbrauch mit rund 20 ha pro Tag ist nicht nur im Hinblick auf die künftige Ernährung Österreichs, sondern auch hinsichtlich des Klimaschutzes mehr als problematisch. Aktiver Bodenschutz ist effektiver Klimaschutz", stellte Schultes fest und forderte, dem rasanten Bodenverbrauch durch Versiegelung agrarischer Flächen endlich national und auf Länder-Ebene entgegenzuwirken. lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 12 Schutz für innovative Projekte "Das billige Öl konterkariert alle unsere Bemühungen um erneuerbare Rohstoffe und Energie. Jetzt brauchen wir für unsere innovativen Projekte den entsprechenden Schutz, damit diese im Preiskrieg der Ölprinzen nicht verglühen", verlangte Schultes. "Eine effiziente, ressourcenschonende und wettbewerbsfähige Land- und Forstwirtschaft wirkt dem Klimawandel aktiv entgegen. Sie hat ihre Hausaufgaben gemacht und in den letzten zwei Jahrzehnten den Treibhausgas-Ausstoß deutlich gesenkt. Sie wird weiterhin beste Nahrungsmittel und wertvolle klimafreundliche Energie zur Verfügung stellen. Wenn nun Reduktionsverpflichtungen für einzelne Sektoren festgelegt werden sollen, muss diese Sonderrolle der Landwirtschaft anerkannt werden. So ist die Viehwirtschaft in weiten Teilen Österreichs die einzige Möglichkeit, Grünland sinnvoll zu nutzen und in Lebensmittel umzuwandeln. Unsere Bäuerinnen und Bauern sowie ihre Produkte, die jeder Mensch täglich braucht, dürfen daher nicht gefährdet werden. Für die Umsetzung der Pariser Klimaziele brauchen wir in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch für Österreich von unserer Bundesregierung einen verbindlichen Arbeitsplan mit erreichbaren Zielen", unterstrich der LK-Präsident. An Grenzen wachsen Konferenz über das Leben in der Transformationsgesellschaft - 22. bis 24. Februar an der Wirtschaftsuniversität Wien. Über die natürlichen Grenzen unseres Planeten wissen wir immer genauer Bescheid. Was hindert uns daran, unser Leben und unser ökonomisches Handeln anders und vor allem nachhaltig zu gestalten? Von 22. bis 24. Februar 2016 findet an der Wirtschaftsuniversität Wien die dritte internationale Wachstum im Wandel Konferenz statt! lko.at/Newsletter vom 28. Jänner 2016 Seite 13 Bei der dritten internationalen Wachstum im Wandel-Konferenz in Wien an der größten europäischen Wirtschaftsuniversität erwarten die Teilnehmer Panels mit inspirierenden Sprecher/innen, spannende Parallel-Sessions zu unterschiedlichen Aspekten des Konferenzthemas sowie partizipative Konferenzformate und der Austausch mit Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. So haben unter anderem Tim Jackson (Professor für Nachhaltigkeit, University of Surrey), Sigrid Stagl (Ecological Economist, WU), Hans Herren (Alternativer Nobelpreisträger, Millennium Institute), Martine Durand (Chefstatistikerin der OECD), Gerald Hüther (Professor für Neurobiologie, Universität Göttingen), Shalini Randeria (Rektorin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen), Hans Bruyninckx (Leiter der Europäischen Umweltagentur) ihr Kommen bereits zugesagt. Die Initiative Wachstum im Wandel vernetzt Aktivist/innen des Wandels und Entscheidungsträger/innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft und forciert den Austausch über Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität. Sie bietet eine internationale Plattform rund um Wachstumsfragen und ein anderes, nachhaltiges Wirtschaften. Die Initiative wird vom österreichischen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft getragen und vom Ökosozialen Forum und weiteren 25 Partnerorganisationen unterstützt. Das Tagungsprogramm kann im Anschluss heruntergeladen werden. • Homepage: http://www.wachstumimwandel.at/konferenz2016/ • Facebook: https://www.facebook.com/WachstumimWandel/ • Tickets: http://www.wachstumimwandel.at/konferenz2016/tickets/ WIW 2016-Programm
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