Die Explosion war ein Suizid

Dienstag, 23. Juni 2015 / Nr. 142
Obwalden/Nidwalden
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Die Explosion war ein Suizid
KERNS Das Motiv ist nicht
bekannt. Die Abklärungen
zeigen aber, dass es sich bei
der Explosion im «Steihuis» um
eine Selbsttötung handelte.
unp. Die Explosion, die Ende Mai den
aus Sri Lanka stammenden Koch der
Pizzeria Steihuis in Kerns tötete, war
vom Opfer selbst ausgelöst worden. Und
zwar mit Absicht. Die Staatsanwaltschaft
Obwalden bestätigt damit einen Bericht
von Radio Pilatus. «Die Explosionsursache ist durch das forensische Institut in
Zürich hinreichend geklärt worden. Wir
bestätigen, dass der Koch mit hoher
Wahrscheinlichkeit die Explosion selber
ausgelöst hatte. Es dürfte sich also um
einen Suizid handeln», teilte die Staatsanwaltschaft gestern mit. Dass der Koch
die Explosion wohl selber ausgelöst
hatte, war bereits bekannt. Auch, dass
kein Gas im Spiel gewesen war (Ausgabe vom 3. Juni).
Wie Radio Pilatus weiter berichtete,
sollen im Dorf Kerns Gerüchte kursieren,
wonach das Opfer aus Liebeskummer
gehandelt hätte. Daniel von Rotz, Wirt
der Pizzeria Steihuis und Arbeitgeber
des Kochs, hatte ein enges Verhältnis
zu ihm. Er stellt dieses Motiv in Frage.
«Er war zwar alleinstehend und hätte
wohl gerne eine Partnerin gehabt. Er
hat aber zu mir nie Bemerkungen wegen
Liebeskummer gemacht. Im Gegenteil,
er hat sich sehr gefreut, dass ihn seine
Tochter im Sommer besuchen kommen
und er sie uns vorstellen wollte.» Das
mit dem Liebeskummer sei zudem auch
längst nicht das einzige Gerücht, das im
Dorf kursiere – es gebe noch andere
Geschichten, das gehe von Handgranaten über Spielereien mit Gas bis zu
Liebesverhältnissen. «Gerüchte sind Gerüchte. Die, die etwas wissen wollen,
würden besser Betroffene direkt fragen,
als einfach Gerüchte zu verbreiten», sagt
Daniel von Rotz.
«Steihuis» bleibt vorerst zu
Wie es mit der Pizzeria weitergeht,
weiss von Rotz noch nicht. «Ich habe
noch keinen Entscheid getroffen. Zuerst
muss die Angelegenheit mit den Versicherungen geklärt werden. Vorerst muss
das ‹Steihuis› noch geschlossen bleiben.»
Die Seerose blüht nun auch in Nidwalden
STANSSTAD Seit gestern liegt
die Seerose in Nidwalden vor
Anker. Bis am 12. Juli wird im
Rahmen des Gästivals ein
buntes Programm geboten.
Nach über drei Stunden gemächlicher
Reise von Luzern her, gezogen und gestossen von zwei Schleppern, konnte
die schwimmende Plattform in Form
einer Seerose gestern Nachmittag vor
dem Hafen von Stansstad verankert und
vertäut werden. Heute und am Mittwoch
laufen Installationen, Logistik- und Infrastrukturarbeiten.
Am Donnerstag um 10 Uhr wird die
Seerose inklusive Gastronomie und
Vorzone für das Publikum eröffnet. Der
offizielle Behördenempfang findet am
Freitagnachmittag statt. Die Seerose liegt
bis am 13. Juli in Stansstad vor Anker.
Dann gehts weiter nach Brunnen, am
6. August kommt sie nach Alpnachstad.
Gestern ist die Seerose in Stansstad eingetroffen. Am
Donnerstag öffnet sie ihre Blätter erstmals fürs Publikum.
Bild Philipp Unterschütz
Am Abend wird die Seerose zur Konzert- und Theaterbühne, rund 500 Gäste finden Platz. Jazz, Klassik, Pop, Comedy, Talk und Film wechseln sich ab
und sorgen für Unterhaltung.
Die Eintrittspreise betragen 15 Franken für Erwachsene (zwei Kinder sind
am Tag pro Erwachsenen gratis). AHV/
IV-Bezüger und Studenten bezahlen 10
Franken. Der gleiche Preis gilt für die
Abendvorstellungen.
Auf dem Weg von der Voliere zur
Hafenanlage befindet sich die Begegnungs- und Gastfreundschaftszone.
Neben kulinarischen Angeboten betreibt
Nidwalden Tourismus ein Informations-
häuschen und informiert die Gäste über
touristische Angebote und Aktionen.
PHILIPP UNTERSCHÜTZ
[email protected]
HINWEIS
Infos und Detailprogramm unter www.gaestival.ch
KERNS Der neue Kindergarten
für sechs Klassen ist eingeweiht worden. Kerns ist nun
auch fürs zweite freiwillige
Kindergartenjahr gerüstet.
ben», wie es damals in der Botschaft
des Gemeinderates hiess. «Mit einem
Aufwand von zusätzlichen 700 000 Franken konnten mit dem dreistöckigen Neubau zwei weitere Kindergartenzimmer
realisiert werden, um die Schule auch
für das freiwillige zweite Kindergartenjahr räumlich zu rüsten. Dies führte zum
Gesamtaufwand von 2,7 Millionen.
Der regnerische Samstagvormittag
konnte der guten Stimmung an der Einweihung und dem Tag der offenen Tür
des neuen Kindergartens Schwesternhaus nichts anhaben. Viele grosse und
kleine Besucherinnen und Besucher
waren gekommen, um zu sehen, was
nach einjähriger Bauzeit an Stelle des
abgerissenen Kindergartens entstanden
ist. Die Stimmbürger hatten an der Gemeindeversammlung vom 26. November
2013 dem Neubau eines Kindergartenzentrums für sechs Klassen zugestimmt,
einen Kredit von insgesamt 2,7 Millionen
Franken genehmigt und gleichzeitig Ja
zur Einführung des freiwilligen zweiten
Kindergartenjahres gesagt.
Wünsche zum Himmel
Sonnie Burch-Chatti, Vizepräsidentin
des Gemeinderates, erinnerte die Besucher an diese spezielle Vorgeschichte
des Projektes. Noch Anfang 2013 sei der
Gemeinderat nämlich der Meinung gewesen, die richtige Lösung sei die Sanierung des Kindergartens Schwesternhaus. Im Mai 2013 beschloss dann die
Gemeindeversammlung, den bestehenden Kindergarten inklusive Grund und
N
un also doch noch: Das nationale Parlament hat sich auf die
Beiträge der Kantone für den nationalen Finanzausgleich NFA für
die Jahre 2016 bis 2019 einigen
können. Der Nationalrat stimmte
am letzten Montag dem Kompromiss des Ständerates zu. Der
Grundbeitrag für den Ressourcenausgleich soll insgesamt um 165
Millionen Franken pro Jahr gesenkt
werden. Der Bund wird dadurch
um 98 Millionen, die Geberkantone
werden um total 67 Millionen Franken entlastet. Mit dem Einlenken
des Nationalrates findet das Seilziehen um die NFA-Beiträge somit
ein vorläufiges Ende.
Der nationale Finanzausgleich
NFA steht auch nach dem politischen Entscheid nach wie vor unter
Druck. Im Jahr 2004 wurde dieser
als politische Antwort auf die Forderung nach der Abschaffung des
Steuerwettbewerbs eingeführt, legitimiert durch
das Schweizer
Stimmvolk.
Das System ist
Hans Hess, Ständerat
FDP, Obwalden
Kinder schickten Wünsche zum Himmel
Von der Sanierung zum Neubau
Viele Kantone
stehen besser da
STIMME AUS BERN
Abwechslungsreiches Programm
Tagsüber ist die Seerose ein inszeniertes Museum, das sich auf originelle und
unterhaltsame Art der Tourismusgeschichte der Zentralschweiz widmet
– mit kleinen Theaterstücken, einer
Ausstellung und unterhaltsamen Hörgeschichten. Dazu gibt es Konzerte von
lokalen Formationen und Sonderprogramme für Kinder.
20
An Ballonen lassen die Kinder ihre
Wünsche für den Kindergarten steigen.
Bild Robert Hess
Boden für rund 200 000 Franken von
der Korporation zu kaufen, umzubauen
und zu sanieren. Bald habe man aber
festgestellt, dass das Projekt «Umbau
und Sanierung» rund eine Million Franken kosten würde.
Bildungsangebot bleibt attraktiv
Der Gemeinderat ging deshalb über
die Bücher, liess das Projekt Sanierung
fallen und unterbreitete der Gemeinde-
versammlung eine neue Kreditvorlage
von 2 Millionen Franken für einen Neubau mit vier Kindergartenzimmern. «Damit hätte man genügend Raum schaffen
können, um die Bedürfnisse des einen
obligatorischen Kindergartenjahres abzudecken, so Vizepräsidentin Burch.
Weil im Kanton laufend Gemeinden
das freiwillige zweite Kindergartenjahr
anboten, wollte auch Kerns im Bildungsangebot «eine attraktive Gemeinde blei-
Mit diesem Gebäude nach dem Label
Minergie A schreibe Kerns Zentralschweizer Geschichte, hatte Gemeinderat Ruedi Windlin, Präsident der Liegenschaft- und Energiekommission, im
«Kerns informiert» mitgeteilt. Es sei in
der Zentralschweiz das erste öffentliche
Gebäude nach diesem Label. Dies bestätigte Architekt Elmar Stocker und
stellte gleichzeitig klar: «Entgegen einer
sich hartnäckig haltenden Meinung», so
Stocker, «weist das Gebäude normale
Fenster auf, die sich öffnen lassen.»
Seine «grosse Freude und den Dank
an die Stimmbürger, welche dieses schöne, moderne und funktionale Kindergartenzentrum ermöglicht haben»,
drückte Hanspeter Scheuber, Schulleiter
Kindergarten, Unterstufe und Mittelstufe, aus. Nach der Einsegnung des
Werks durch Walter Bucher, Pfarrer im
Ruhestand, waren die Kinder an der
Reihe: Sie schickten Wunschkarten für
den neuen Kindergarten und den ebenfalls neuen Aussenspielplatz mit Ballons
in den Himmel.
ROBERT HESS
[email protected]
an sich einfach: Reiche Kantone
finanzieren die finanzschwachen
Kantone. Die Zahlungen ergeben
sich aus einem komplexen Berechnungssystem, wobei am Schluss
Zahlen übrig bleiben, über die heute politisch heftig gestritten wird.
Bei allem Streit stehen auch einige wichtige Erfolge auf der Ergebnisliste dieses Finanzausgleichs. Beispielsweise dieser: Beim Start lag
der sogenannte Ressourcenindex,
der die Wirtschaftskraft der Kantone
darstellt, in den schwächsten Kantonen unter 70 Prozent des nationalen Durchschnitts. Als Ziel wurde
mindestens 85 Prozent angestrebt.
Das konnte unterdessen flächendeckend erreicht werden. Das bedeutet, dass es heute sehr vielen
Kantonen besser geht als vor zwölf
Jahren.
Aufgrund dieses Erfolgs errechnete der Bundesrat, dass die Geberkantone um 134 Millionen Franken
zu entlasten sind. Gegen dieses
systembedingte Prinzip regte sich
jedoch von Seiten der Nehmerkantone zusehends Widerstand. Da die
Kantone, die Geld aus dem NFA
beziehen, anzahlmässig mehr sind
als jene, die finanzielle Mittel vergeben, hat sich eine politische Mehrheit gegen das ursprünglich angedachte Prinzip finden lassen. Es
wurde nicht nur im nationalen Parlament heftig debattiert, sondern
auch unter den Kantonen. Nun hat
das Parlament einen Kompromiss
beschlossen, der an sich systemwidrig ist, aber politisch so erwirkt
wurde.
Ich habe – in Absprache mit
unserem Obwaldner Landammann
und Finanzdirektor Hans Wallimann
stets den Bundesratsvorschlag
unterstützt. Abgemacht ist abgemacht. Die Spielregeln während des
Spiels zu ändern, ist nie gut. Das
nationale Parlament hat dies nun
aber getan – zu Ungunsten jener
Kantone, die wirtschaftlich stark
sind.
Ob das dem Projekt mittelfristig
nützt, wird sich zeigen. Das System
darf man nicht überstrapazieren.
Der Zweck des NFA ist nicht, möglichst viel Geld in die eigene Kasse
zu bringen, sondern allen Kantonen
eine gute Basis für die eigene Entwicklung zu ermöglichen. Hoffentlich kann dieser eidgenössische
Grundgedanke auch in vier Jahren
aufrechterhalten werden.