Institut für Weiterbildung und Medienbildung Weltistrasse 40, CH-3006 Bern T +41 31 309 27 11, [email protected], www.phbern.ch Ursula E. Brunner, Dozentin und Beraterin M 079 462 32 56, [email protected] Dialogische Kommunikation Vier Feldstrukturen als Schlüssel C. Otto Scharmer definiert vier verschiedene Feldstrukturen der Aufmerksamkeit und weist deren handlungsbestimmende Relevanz auf allen Ebenen - individuell, organisational, ökonomisch und global - nach. Laut Scharmer erfolgt Kommunikation entlang dieser vier Felder. Am Beispiel des Zuhörens lässt sich die praktische Relevanz dieser Felder gut erkennen. - Ich-in-mir bezeichnet Scharmer als Downloading, Runterladen oder Abspulen und ist uns allen wohl bekannt. Typisch für diese Art des Zuhörens sind Aussagen wie "Ist schon klar, weiss ich schon". In diesem Modus wird gehört, was die eigenen Denkgewohnheiten bestätigt. - Ich-im-Es entspricht dem wissenschaftlichen Vorgehen, dem Faktischen, der Debatte. Der Fokus liegt auf dem was abweicht von dem was wir bereits kennen. Das ist ein erster Schritt der Öffnung. - Ich-im-Du entsteht in einem empathischen Dialog. Der Ort, von dem aus wir wahrnehmen, verschiebt sich: "Wir wechseln in die Innenwelt eines Lebewesens, eines lebenden Systems und dessen Selbst hinein". Es ist "das Zuhören mit dem Herzen", das uns ermöglicht, uns in andere hineinzuversetzen. Dadurch bilden sich Gefässe für den Dialog. - Die vierte Feldstruktur ist die Ich-in-Gegenwärtigung. Scharmer beschreibt sie im Zusammenhang mit dem Zuhören als "schöpferisches Zuhören oder Zuhören aus dem entstehenden Zukunftsfeld". Diese vierte und tiefste Feldstruktur bezeichnet Scharmer als "Presencing“, als Ankünftigwerden eines zukünftigen Potenzials". Presencing geht über die Vergangenheitserfahrung hinaus. Es ist eine Öffnung zur Gegenwärtigkeit und zur werdenden Zukunft. 1/2 Beim Sprechen zeigen sich die 4 Feldstrukturen folgendermassen: 1. Talking nice > Höflich sprechen, die implizite Ordnung erhaltend. 2. Talking taff > Sich im Gespräch zumuten und die alte Ordnung oder Automatismen in Frage stellen. Die alte Ordnung bricht zusammen. Wenn versucht wird, diese wiederherzustellen, besteht keine Bereitschaft zu lernen. Die eigene Meinung wird klar geäussert und ebenso klar vertreten. 3. Reflektiver Dialog > Bereitschaft miteinander zu sprechen, beide Seiten sind an einer Verständigung interessiert. Auf Augenhöhe miteinander sprechen. Das gemeinsame Interesse wird erkennbar und dient der Orientierung. 4. Generativer Dialog > Dynamische Stabilität, Ein Dialograum wird geöffnet. Es entsteht eine neue Ordnung der gehaltenen Vielfalt. Die beteiligten Personen sprechen von dem, was sie bewegt. Es entsteht ein geteiltes Bewusstsein für das Ganze. Der dabei vollzogene Prozess wird von Scharmer als eine U-Form beschrieben. Auf der linken Seite führt die Öffnung unserer Aufmerksamkeit bis zum tiefsten Punkt, zur Verbindung mit der Quelle. Von dort aus kann sich aufsteigend Neues kristallisieren, kann in Prototypen erprobt werden und schliesslich als Veränderung in die Welt gebracht werden. Quelle ist die eigene Begeisterung bei der Entwicklung der kognitiven, emotionalen und spirituellen Fähigkeiten. 2/2
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