Helfen, zuhören, trösten

argumente
2. HJ-2015
Jobcenter Dortmund: info-service für dortmunder unternehmen
INKLUSION
Helfen, zuhören, trösten
„Heute sitzt du aber nicht neben mir: Du stinkst!“ Da waren die ersten Tage von Ute Cüceoglu mit
ihrem kleinen Schützling so harmonisch gelaufen, und dann das: totale Ablehnung? „Nein, der
Junge mochte nur den Geruch meiner neuen Handcreme nicht. Er leidet am Asperger-Syndrom,
einer leichten Form von Autismus.“ Kinder mit „Asperger“ sind in der Regel ganz normal begabt,
haben aber Schwierigkeiten mit der nonverbalen Kommunikation. Neckisches Zublinzeln, Grimassen ziehen, albernes Kichern – Fehlanzeige!
D
Ute Cüceoglu betreut als Schulbegleiterin ein Kind intensiv – hat
aber für alle Klassenkameraden ein offenes Ohr. Foto: Joe Kramer
afür finden sie häufig sehr klare Worte, wenn
ihnen etwas nicht passt, ohne Rücksicht darauf, ob diese unhöflich oder verletzend sein
könnten. Das macht es für den Kleinen im
Umgang mit den Mitschülern nicht leicht. Dennoch
geht er auf eine Regelschule. Ute Cüceoglu ist seine
Schulbegleiterin. Das Land Nordrhein-Westfalen hat
den Auftrag der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen umgesetzt und die ersten Schritte auf
dem Weg zur inklusiven Bildung an allgemeinen Schulen gesetzlich verankert. Schülerinnen und Schülern
mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung soll grundsätzlich immer ein Platz an einer allgemeinen Schule angeboten werden. Eltern können frei
entscheiden, ob sie ihr Kind auf eine Förderschule oder
in eine Regelschule schicken. Politische Ziele erfordern
mitunter neue Berufsbilder. Also werden auch in Dortmund Schulbegleiter eingestellt, die solche Kinder im
Schulalltag unterstützen. Die Dortmunder AWO bietet
neben anderen Trägern eine begleitende Fortbildung
an. Finanziert werden die Maßnahmen von der Stadt
Dortmund. Außerdem trägt die Stadt als Schulträger
die Kosten für Schulbegleiter im gemeinsamen Unterricht und in Förderschulen. Auf dieser Grundlage
sind in Dortmund aktuell circa 800 Personen tätig.
„Ich habe Pädagogik studiert, aber leider mein Studi-
nachgefragt
Abgabe oder Einstellung?
Solange Arbeitgeber die vorgeschriebene Zahl von schwerbehinderten Menschen nicht beschäftigen, haben sie für
jeden unbesetzten Pflichtplatz eine Ausgleichsabgabe zu entrichten.
L
eider machen immer noch überdurchschnittlich viele Un- gaben bezahlen. Diese erfüllen ihre Quote meist schon durch
ternehmen von der Abgabequote Gebrauch – im privat- die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern, die im Laufe ihres
wirtschaftlichen Sektor mehr als 60 Prozent. Das ergibt das Lebens schwerbehindert geworden sind.
Inklusionsbarometer Arbeit der „Aktion Mensch“ und des
Das Team von Renate Waltke betreut 3.991 Kunden im Reha/
Handelsblatt Research Institutes (HRI). Die Zahl der Arbeitsu- SB-Bereich. Davon sind aktuell 2.004 Menschen auf der Suche
chenden mit Schwerbehindertenausweis stieg demnach im ver- nach einem Arbeitsplatz. Bei der Agentur für Arbeit sind zusätzlich
gangenen Jahr bundesweit um 3.000 auf 179.000 Menschen. Die 684 schwerbehinderte Arbeitsuchende registriert. In intensiven
Arbeitsuche dauert in dieser Gruppe im Durchschnitt 100 Tage Gesprächen versuchen die Mitarbeiter von Jobcenter und Arbeitslänger, die Quote der Arbeitsagentur Unternehmer davon
losen mit Behinderung liegt
zu überzeugen, schwerbemit 14 Prozent mehr als dophinderte Mitarbeiter einzuDie Ausgleichsabgabe nach § 77 SGB IX gliedert sich für
pelt so hoch wie die allgemeistellen. „Wir kämpfen immer
Unternehmen mit mehr als 60 Beschäftigten wie folgt:
ne Arbeitslosenquote.
wieder gegen die gleichen
Die Ausgleichsabgabe vaVorurteile: Statistiken zeigen,
• 115 Euro bei einer Beschäftigungsquote ab 3 % bis unter 5 %
riiert je nach Unternehmensdass schwerbehinderte Mit• 200 Euro bei einer Beschäftigungsquote ab 2 % bis unter 3 %
größe und Zahl der schwerbearbeiter nicht häufiger krank
• 290 Euro bei einer Beschäftigungsquote unter 2 %
hinderten Beschäftigten. Sie
sind, dass es in der Regel keigilt erst für Unternehmen mit
ne Probleme im Team gibt,
Arbeitgeber mit weniger als 60 Arbeitsplätzen müssen zwei
mindestens 20 Beschäftigten.
dass die Einstellung eines
Pflichtplätze besetzen; sie zahlen 115 Euro, wenn sie nur einen
„Aus welchen Gründen
schwerbehinderten
MitarPflichtplatz besetzen, und 200 Euro, wenn sie keinen schwerbeArbeitgeber ihrer Beschäfbeiters nicht kompliziert ist,
hinderten Menschen beschäftigen. Arbeitgeber mit weniger als
tigungspflicht nicht nachweil wir ja auch mit Bera40 Arbeitsplätzen müssen einen schwerbehinderten Menschen
kommen, berücksichtigt das
tung und Unterstützung den
beschäftigen, andernfalls zahlen sie je Monat ebenfalls 115 Euro.
Gesetz nicht“, erläutert ReProzess begleiten“, berichtet
nate Waltke, Teamleiterin im
Renate Waltke. Betriebe, die
Jobcenter Dortmund. Es gibt
schwerbehinderte Menschen
weder einen Zwang zur Beschäftigung behinderter Menschen, einstellen, erhalten Lohnkostenzuschüsse und Unterstützung bei
noch eine Möglichkeit zum Erlass oder zur Ermäßigung der der Einrichtung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes. AuAusgleichsabgabe. Renate Waltke: „Das gesetzgeberische Motiv ßerdem bezahlt das Jobcenter eine dreimonatige Probebeschäffür diese Regelung ist, dass jeder Arbeitgeber verpflichtet sein tigung – ein Zeitraum, in dem sich beide Seiten kennenlernen,
soll, einen Beitrag – ob monetär oder real – zur Teilhabe schwer- mögliche Hürden entdeckt werden oder Rahmenbedingungen
behinderter Menschen am Arbeitsleben zu leisten.“
neu definiert werden können.
In Dortmund sind es eher kleinere Betriebe, die bereit sind,
schwerbehinderte Menschen neu einzustellen, berichtet Renate Sie wollen mehr wissen?
Waltke. Was nicht bedeute, dass Konzerne mehr Ausgleichsab- › [email protected]
um kurz vor dem Diplom abgebrochen“, berichtet Ute
Cüceoglu. Viel mehr als theoretisches Wissen hat sie
nach den Jahren auf der Hochschule praktische Erfahrung gesammelt: Sieben Kinder hat die 57-Jährige groß
gezogen, in verschiedenen pädagogischen Projekten gearbeitet, zuletzt selbst ein Bildungsprojekt initiiert, das
sie jedoch nach zwei Jahren wegen auslaufender Fördergelder wieder einstellen musste. „Als mich meine
Jobcenter-Beraterin auf die Stellenangebote für Schulbegleiter aufmerksam machte, war ich sofort Feuer
und Flamme“, berichtet sie. Ute Cüceoglu startete mit
einer Schulung bei der AWO, bevor sie mit Beginn des
Schuljahres 2014/2015 in die Betreung des Viert-Klässlers mit „Asperger-Syndrom“ einstieg. Sie ist seitdem
während des Unterrichts an seiner Seite, hält in den
Pausen ein Auge auf ihn und begleitet ihn auf Schulfreizeiten. In der Ferienzeit besucht Ute Cüceoglu weitere themenspezifische Fortbildungen bei der AWO.
Dagmar Dickhöfer, Schulleiterin an der Marienborn-Grundschule berichtet: „In unsere Schule gehen
sieben Kinder mit Förderbedarf. Vier Schulbegleiter
sind bei uns tätig. Das ist eine enorme Entlastung für
unsere Lehrerinnen und Lehrer.“
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In eigener Sache
Appell an Unternehmen
Das Jobcenter engagiert sich stark für
die Integration von Menschen mit Behinderung. Die intensive Zusammenarbeit mit den Dortmunder Integrationsbetrieben spielt dabei eine wichtige
Rolle. Die Caritas Dienstleistungsbetriebe in der Minister-Stein-Allee sind
ein solcher Integrationsbetrieb. Elke
Krause, Geschäftsführerin der Caritas
Dienstleistungsbetriebe, berichtet: „Die
Angebote des Integrationsbetriebes der
Caritas sind sehr umfangreich und zeigen, in wie vielen Bereichen Menschen
mit Behinderung arbeiten können.“
Von den 38 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind 14 schwerbehindert;
zehn von ihnen werden über das Jobcenter gefördert. Sie arbeiten zum Beispiel in der Wäscherei, im Hausmeisterservice, in der Gebäudereinigung oder
im Garten- und Landschaftsbau.
Detlef Janke-Erler, Bereichsleiter
Reha/Schwerbehinderung im Jobcenter Dortmund, ergänzt: „Wir wollen bei
den Arbeitgebern Vorbehalte gegenüber
der Beschäftigung von Menschen mit
Behinderung abbauen. Sie sind in der
Regel extrem zuverlässig, sehr motiviert
und wollen unbedingt arbeiten.“
Für Menschen mit Behinderung ist
es dennoch schwer, einen Arbeitsplatz
zu finden, und das trotz exzellenter Fördermöglichkeiten durch das Jobcenter.
Viele Arbeitgeber fürchten hohe bürokratische Hürden bei der Entlassung
von Menschen mit Behinderung. Dabei
gilt für sie in den ersten sechs Monaten
kein anderer Kündigungsschutz als bei
nichtbehinderten Arbeitnehmern. Bei
Nichteinstellung von Behinderten müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber
eine Ausgleichsabgabe entrichten – eine
Ausgabe, die sich durch die Einstellung
von Menschen mit Behinderung vermeiden ließe.
Ein erfolgreicher Integrationsbetrieb
in Dortmund ist das Hotel NeuHaus
im Herzen der City. Foto: Joe Kramer
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NACHGEFRAGT
durchgestartet
Lebenslanges Lernen –
Kür oder Pflicht?
In unserer Serie zum Thema „Zukunft der Arbeit“ befragen wir heute
Prof. Dr. Gerhard Bosch, Professor für Arbeits- und Wirtschaftssoziologie
an der Universität Duisburg-Essen, zum Thema „Lebenslanges Lernen“.
argumente: Angesichts eines beschleunigten strukturellen Wandels der Arbeitswelt
muss es mehr, durchlässigere und für alle
Generationen zugängliche Bildungsmöglichkeiten geben. Das kostet Geld. Sie sehen die Lösung in einem bundesweiten
Weiterbildungsfonds?
Gerhard Bosch: Zur Finanzierung der
Weiterbildung schlage ich eine Erhöhung
des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung
um einen Prozentpunkt vor, wovon die
Unternehmen 0,7 und die Beschäftigten
0,3 Prozent tragen. Damit könnten rund
zehn Milliarden Euro pro Jahr aufgebracht
werden. Die Unternehmensabgabe von
sieben Milliarden Euro fließt für betriebliche Weiterbildung in einen Fonds, der
von den Sozialpartnern verwaltet wird.
Unternehmen, die schon 0,7 Prozent für
Weiterbildung aufwenden, sind von der
Abgabe befreit. Das setzt Anreize für alle
Unternehmen, mehr in Qualifizierung zu
investieren. Ein Fonds erlaubt zudem die
gemeinsame Planung der Weiterbildung
für Klein- und Mittelbetriebe. Die drei
Milliarden Euro aus den Beiträgen der
Beschäftigten gehen in einen Fonds für
individuell geplante Weiterbildungen, die
nicht vom Betrieb oder über öffentliche
Mittel finanziert werden. Für Leiharbeiter
und befristet Beschäftigte ist die Abgabe mit zwei Prozent wegen des größeren
Arbeitsplatzrisikos höher. Sie sollen auch
bevorzugt gefördert werden.
argumente: Nur wer bereit ist, sich sein
Leben lang weiterzubilden, sichert seinen
Arbeitsplatz. Stimmt das so?
Gerhard Bosch: Auf jeden Fall muss man
seine Qualifikation auf dem aktuellen
Stand halten. In innovativen Betrieben
lernt man oft durch die Arbeit im Team.
Zunehmend werden auch Lernphasen im
Erwerbsverlauf außerhalb des Arbeitsplatzes notwendig – nicht zuletzt durch
die Verlängerung der Lebensarbeitszeit
infolge der Heraufsetzung des Rentenalters. Weiterbildung ist aber keine reine
Privatsache. Unternehmen müssen betrieblich notwendige Maßnahmen finanzieren. Die öffentliche Hand muss
allen einen schulischen und beruflichen
Abschluss ermöglichen. Wenn das nicht
in der Jugendphase gelungen ist, dann
als zweite Chance im Erwachsenenalter.
Die Arbeitsmarktpolitik ist für die Qualifizierung der Arbeitslosen zuständig, und
für eigene Bildungsprojekte müssen die
Beschäftigten – eventuell über ihre Fonds –
aufkommen.
argumente: Nicht jeder Mensch kann mit
den Anforderungen der Wissensgesellschaft mithalten. Werden gering Qualifizierte künftig aus den Arbeitsprozessen
ausgeschlossen?
Prof. Dr. Gerhard Bosch
war Mitarbeiter der Sozialforschungsstelle Dortmund, Projektleiter an der
Universität Bielefeld und Referatsleiter
am wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Institut des DGB in Düsseldorf
sowie Mitarbeiter am Institut Arbeit
und Technik im Wissenschaftszentrum
NRW. 1993 erfolgte seine Ernennung
zum Professor für Wirtschafts- und
Arbeitssoziologie. Seit 2007 ist er geschäftsführender Direktor des Instituts
Arbeit und Qualifikation an der
Universität Duisburg-Essen.
Gerhard Bosch: Der Anteil und der Charakter einfacher Arbeit hat sich geändert.
Spracharme „Muskelarbeit“ ist fast verschwunden. Auch einfache Tätigkeiten
erfordern immer mehr Kommunikationsfähigkeit und technische Basiskenntnisse. Unser Bildungssystem hat hier
nicht Schritt gehalten. Die Arbeitslosigkeit dieser Gruppe ist extrem hochgegangen. Die Entwicklung lässt sich in einem
Hochlohnland nicht zurückdrehen. Einfache Helfertätigkeiten lassen sich nur in
begrenztem Umfang neu schaffen. Durch
Ausbau der frühkindlichen Förderung,
der schulischen Bildung und mehr Ausbildungsplätze muss die Zahl der Schulabbrecher und der Jugendlichen ohne Berufsausbildung verringert werden. Auch
die Arbeitsmarktpolitik muss wieder stärker Weiterbildung fördern. Mit der Integration der Flüchtlinge stehen wir vor einer gigantischen Qualifizierungsaufgabe.
argumente: Vielen Dank für das Gespräch!
unterwegs
Jobcenter warb Stellen ein
D
er bundesweite Aktionstag „Einstellungssache“ anfang September
war auch in Dortmund erfolgreich. Die Arbeitsvermittler und
der Arbeitgeberservice des Jobcenters
suchten rund 600 Arbeitgeber in der Stadt
auf, um sie über Bewerber des Jobcenters
und aktuelle Förderprogramme zu informieren. 100 neue Stellen konnten sie auf
diese Weise akquirieren – darunter auch
Ausbildungs- und Teilzeitstellen. „Der direkte Kontakt zu Arbeitgeberinnen und
Arbeitgebern ist entscheidend für die
spätere Integration von Langzeitarbeitslosen“, so Frank Neukirchen-Füsers, Ge-
schäftsführer des Jobcenters Dortmund.
Bei den Beratungen stehen natürlich die
Förderprogramme besonders im Fokus.
Aktuell ist für Arbeitgeber das Bundesprogramm zur Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit interessant. Neben einer
Förderung von 75 Prozent über die ersten
sechs Monate profitieren Arbeitgeber von
einem kostenfreien Coaching und Zuschüssen zu Qualifizierungen für die neuen Mitarbeiter.
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› Wählen Sie: 0231/842-1682!
Christian Kowalzik (r.) und Felix Krämer bei der Qualitätskontrolle. Foto: Joe Kramer
Feine Aromen
und exakte Rezepturen
Eines Tages stand er einfach vor der Tür. Auf dem Weg zum Einkaufen entdeckte Christian Kowalzik am Schwanenwall
das Firmenschild der Kornbrennerei Krämer, fasste sich ein Herz und fragte nach, ob es in dem Traditionsbetrieb einen
Ausbildungsplatz gäbe.
F
elix Krämer, Juniorchef der Brennerei mit Likörfabrik
und Schokolaterie, war beeindruckt. Hatte Christian Kowalzik sich doch zuvor über den ungewöhnlichen Beruf
des Destillateurs im Berufsbildungszentrum (BIZ) der
Agentur für Arbeit bereits kundig gemacht. Das ernsthafte Interesse des Bewerbers an dem Beruf, der neben Kenntnissen der
Mathematik und Chemie durchaus auch Kreativität verlangt,
machte ihn neugierig. „Das Gespräch verlief so angeregt, dass
ich sofort mit meinen Eltern Rücksprache hielt, ob wir trotz
unseres kleinen Teams einen Umschüler einstellen sollen“, berichtet Felix Krämer. Neben Felix und Hans-Hermann Krämer,
die für Brennerei und Likörfabrik verantwortlich sind, sowie
Carmen Krämer, die in der Schokolaterie süße Köstlichkeiten
zaubert, arbeitet bei Krämers nur noch ein weiterer Festangestellter in der Produktion. Außerdem beschäftigt der Familienbetrieb rund zehn Aushilfen, die je nach Saison beim Abfüllen
oder Verpacken helfen.
Um seine Eltern bei der Pflege der dementen Großmutter zu unterstützen, hatte Christian Kowalzik das Studium der
Chemie an der TU Dortmund unterbrochen. Für einen Beruf
in seinem Studienfach wäre nach dem bevorstehenden Bachelor
noch ein Master oder sogar ein Doktortitel notwendig gewesen. Als er das Studium wieder aufnahm, stellte er fest, dass er
statt der langen Studienzeit lieber so schnell wie möglich einen
Beruf erlernen und ausüben möchte. Christian Kowalzik: „Ich
habe ein gutes Verständnis für Chemie, die Thematik interessiert mich sehr, aber noch mehrere Jahre studieren, um dann
ungewiss ins Berufsleben einzusteigen, ist für mich keine sichere
Zukunft.“ Ohne Studienabschluss oder Berufsausbildung blieb
zunächst nur der Gang zum Jobcenter. Zuhause rumsitzen und
auf Jobangebote warten? Nicht sein Ding! Das merkten auch
seine Betreuer im Jobcenter. Als sie von der Bewerbung bei Krämers erfuhren, setzen sie alle Hebel in Bewegung, damit es mit
einer betrieblichen Einzelumschulung klappen konnte. Christian Kowalzik absolvierte einen Eignungstest, den er mit Bravour
bestand. Aufgrund seiner hervorragenden Mathematik- und
Chemiekenntnisse kann er die Ausbildung nun als zweijährige
Umschulung durchlaufen. Das Unternehmen muss in diesem
Fall nur 40 Prozent der originären Ausbildungsvergütung als
Umschulungsvergütung zahlen, der Rest wird mit ALG II aufgestockt. Ansonsten werden Kosten für Arbeitskleidung, Studienfahrten, Medienkosten oder Lehrmaterial übernommen.
Christian Kowalzik erlernt jetzt mit 25 weiteren Auszubildenden aus dem deutschsprachigen Raum die theoretischen
Grundlagen für den Beruf des Destillateurs am Dortmunder Fritz-Henßler-Berufskolleg, der einzigen Berufsschule für
Destillateure in Deutschland. Seine Klassenkameraden übernachten während des Blockunterrichts im Kolpinghaus. „Ich
muss nur einmal um die Ecke“, grinst Christian Kowalzik ver-
schmitzt. Felix Krämer berichtet: „Bevor wir den Vertrag dingfest gemacht haben, hat Christian zunächst sechs Wochen lang
bei uns praktiziert. Dabei hat er bereits so selbstständig und
zuverlässig gearbeitet, dass wir überhaupt keine Bedenken mit
einer Festanstellung mehr hatten.“ Mit Sorgfalt und Akribie hat
sich Christian Kowalzik alle Handgriffe des täglichen Geschäfts
angeeignet: Hygiene und Sauberkeit in der Produktion und
beim Abfüllen, den Umgang mit Etikettiermaschinen und Zollpapieren. Besonders spannend findet er jedoch das Destillieren
selbst, den Umgang mit Aromen und Konzentraten, die exakte
Berechnung der Bestandteile. Felix Krämer und sein Umschüler
bilden inzwischen ein kongeniales Team. Gemeinsam vertiefen
sie sich in Rezepturen, tauschen Ideen aus oder planen, wie Arbeitsprozesse verbessert werden können. Felix Krämer: „Christian entlastet mich enorm. Mir bleibt jetzt vielmehr Zeit, unsere
alten Familienrezepte zu studieren und das ein oder andere in
Vergessenheit geratene Produkt wiederzubeleben.“ So erblickte 2013 zum Beispiel Krämers Gin im neuen Gewand das Licht
der Welt – ein wahrer Verkaufsrenner! Schon eine Nase davon
berauscht ein wenig: Ein feiner Duft von Bergamotte und Zitrusschale begleitet das Wacholderaroma.
„Was mich besonders an diesem Betrieb hier fasziniert ist
die traditionelle Herstellungsweise und dass ausschließlich mit
natürlichen Aromen und naturreinen Konzentraten gearbeitet
wird“, berichtet Christian Kowalzik. Und der tägliche Umgang
mit Hochprozentigem? Ist das nicht verführerisch? Der Auszubildende schüttelt den Kopf: „Wer morgens den Brennkessel
sauber gemacht hat, hat den ganzen Tag keine Lust mehr auf
Alkohol. Viel lieber probiere ich da eine neue Kreation aus Frau
Krämers Schokolaterie!“
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Info
Das Jobcenter Dortmund entlastet Unternehmen, die
Kundinnen und Kunden eine betriebliche Einzelumschulung ermöglichen. In Kooperation mit der eintragenden Stelle (IHK, HWK) gibt es die Möglichkeit, auf
bis zu 60 Prozent der Ausbildungsvergütung zu verzichten. Arbeitgeber können zudem andere Kosten, die während der Umschulung anfallen (für Qualifizierungen,
Arbeitskleidung, etc.) geltend machen und bekommen
diese ersetzt. Die Förderung eines Praktikums im Vorfeld ist möglich.
Umgeschult
Motivierte Absolventen
Wer sich für die Anforderungen des Arbeitsmarktes qualifiziert, verbessert seine individuellen beruflichen Chancen. Das Jobcenter Dortmund bietet seinen Kunden die Möglichkeit der beruflichen Umschulung, wenn Spezialkenntnisse fehlen oder nur ein anderes Berufsfeld Chancen für den beruflichen Wiedereinstieg eröffnet. Unternehmer,
die motivierte Absolventen einstellen möchten, können sich mit dem Arbeitgeberservice des Jobcenters telefonisch unter 0231/ 842-2888 oder per E-Mail unter [email protected] in Verbindung setzen. Folgende Umschulungsmaßnahmen laufen aktuell oder wurden vor wenigen Wochen abgeschlossen:
Industrieelektriker Betriebstechnik
Vier Industrieelektriker/innen der Fachrichtung Betriebstechnik
haben im Juni 2015 ihre Umschulung bei der TÜV NORD Bildung GmbH & Co. KG beendet, vier weitere Kandidaten werden im Januar 2016 fertig, noch einmal vier Umschüler sind im
September 2015 gestartet. Nach erfolgreichem Abschluss sind
sie qualifiziert, mechanische Komponenten und elektrische Betriebsmittel zu bearbeiten, zu montieren und zu verbinden sowie
elektrische Systeme und Anlagen zu installieren, zu betreiben
und zu warten. Industrieelektriker/innen der Fachrichtung Betriebstechnik sind auch in der Qualitätssicherung tätig.
Servicekraft Schutz und Sicherheit
Matthias Muselick
„Ich habe eine Ausbildung zum
CNC-Fräser gemacht und hatte
nach zweijähriger Selbstständigkeit
mehrere Anstellungen bei Zeitarbeitsfirmen. Um die Chance auf eine feste Anstellung und damit auch eine langfristige
Lebensplanung zu steigern, habe ich 2014
bei der TÜV NORD Bildung in Dortmund
eine Umschulung zum Industrieelektriker
begonnen, die ich voraussichtlich im Januar 2016 erfolgreich abschließen werde.“
Drei Servicekräfte für Schutz und Sicherheit durchlaufen aktuell
eine Umschulung für das Jobcenter bei der DEKRA Akademie
GmbH, die im Januar 2016 endet. Sie werden sowohl für den
Objektschutz als auch für den Pfortendienst ausgebildet. Die Absolventen suchen Stellen im Veranstaltungsdienst sowie im Verkehrsdienst auf Bahnhöfen, Flughäfen oder in Verkehrsmitteln.
Sie können auch als Fahrer oder Beifahrer von Werttransporten
oder im Personenschutz tätig werden.
Jawad Boudlal
Verkäufer/in Teilzeit
Die EWZ GmbH bildet aktuell 30 Verkäuferinnen in Teilzeit in zwei
Kursen aus. Für 14 von ihnen stehen im Januar 2016 die IHK-Prüfungen
an. Ob Konfektion, Lebensmittel oder Unterhaltungselektronik – die
Absolventinnen haben nur einen Wunsch: eine Anstellung in Teilzeit,
damit sie Erziehungs- oder Pflegeaufgaben mit dem Beruf kombinieren können. Ansonsten stehen sie dem Handel mit all ihrem neu erworbenen Know-how zur Verfügung: Warenkunde und -auszeichnung,
Qualitätskontrolle, Warenbestellung, Verkaufs- und Beratungsgespräche, Kassieren sowie verkaufsfördernde Maßnahmen stehen auf dem
Ausbildungsprogramm.
Katrin Schneider
„Ich habe sechs Jahre im Ausland in der Hotel- und Gastronomie-Branche als ungelernte Kraft gearbeitet. Seit April 2015
absolviere ich die Umschulung zur Verkäuferin in Teilzeit beim
EWZ – eine tolle Chance für mich als alleinerziehende Mutter. Ich
stehe kurz vor meinem zweiten Praktikum von insgesamt fünf betrieblichen Praxisphasen bei einem Haushaltswarendiscounter. Mein berufliches Ziel ist es, nach Bestehen der Prüfung zur Verkäuferin, das dritte Jahr
zur Kauffrau im Einzelhandel anzuschließen.“
Fachkraft für
Lagerlogistik
Fachkräfte für Lagerlogistik bildet die Dekra
Akademie GmbH laufend aus. 2015 haben
bereits zwölf nach erfolgreicher Prüfung eine
Arbeit aufgenommen, drei verlassen noch bis
Ende 2015 die Schulungseinrichtung. Warenprüfung, -verladung, -sortierung sowie -lagerung gehören ebenso zum Ausbildungsprofil
wie die Planung von Touren, Versand und die
Einhaltung von Zollbestimmungen. Darüber
hinaus optimieren Fachkräfte für Lagerlogistik den innerbetrieblichen Informations- und
Materialfluss von der Beschaffung bis zum
Absatz. Sie erkunden Warenbezugsquellen,
erarbeiten Angebotsvergleiche, bestellen Waren und veranlassen deren Bezahlung.
Oliver Rohpeter
Zerspanungsmechaniker
Im Juli 2015 haben drei Zerspanungsmechaniker ihre Umschulung beim Bildungskreis Handwerk erfolgreich abgeschlossen.
Bisher konnte einer der Absolventen eine Arbeit aufnehmen, ein
weiterer Absolvent befindet sich in einer Qualifizierung. Die zukünftigen Arbeitgeber können auf aktuellste Kenntnisse in der
Bedienung von Dreh-, Fräs- und Schleifmaschinen sowie von
CNC-Maschinenprogrammen bauen.
Altenpfleger
Beim Grone Bildungszentrum und beim Deutschen Roten Kreuz werden im Herbst 2015 insgesamt 23 Altenpfleger und Altenpflegerinnen
fertig. Alle von ihnen haben bereits eine Festanstellung in Aussicht. Die
Altenpflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste können auf
motivierte und fachlich gut ausgebildete neue Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zählen.
Kevin Pilz
„Ich stehe kurz vor der IHK-Abschlussprüfung zur
Fachkraft für Lagerlogistik. Von 2013 bis 2015 habe
ich die Umschulung zum Fachlageristen bei der DEKRA
Akademie Dortmund gemacht. Bereits zum Ende meiner Umschulung war klar, dass ich ‚mehr‘ will, und so habe ich das aufstockende Modul zur Fachkraft für Lagerlogistik gleich angeschlossen. Ich
werde im Winter die DEKRA Akademie als Fachkraft für Lagerlogistik
verlassen – da bin ich mir sicher! Die ersten Bewerbungen habe ich
schon geschrieben.“
„Ich habe eine Ausbildung zum medizinisch-technischen Assistenten gemacht
und anschließend einige Semester ‚Engineering Mechatronik‘ studiert, das Studium
aber nicht abgeschlossen. Praxiserfahrung in
der Maschinenwartung habe ich durch meine
mehrjährige Helfertätigkeit in Produktionshallen
gesammelt. Mit dem Abschluss zum Zerspanungsmechaniker für Dreh- und Frästechnik in der Tasche hoffe ich, bald eine Anstellung zu finden.“
Michael Müller*
Michael Müller hat im Juli 2014 den Theorieblock mit den
Ausbildungsschwerpunkten Steuerwesen, Rechnungswesen,
Wirtschafts- und Sozialkunde und DATEV-Anwendungen abgeschlossen. Seit Mitte Juni arbeitet er als Praktikant ganztags
in einer Steuerkanzlei in Dortmund. Hier fühlt Michael Müller
sich ganz in seinem beruflichen Element: „In meinem Praktikumsbetrieb wird eigenständiges Arbeiten sehr gefördert. Ich
werde in allen den Beruf betreffenden Bereichen ausgebildet
und finde stets ein offenes Ohr für Fragen. Ich wünsche mir
einen schnellen Einstieg ins Berufsleben. Bei Zeiten möchte
ich gerne eine Fortbildung zum Bilanzbuchhalter und Steuerfachwirt absolvieren.“
Bernd Hartmann
„Ich habe nach der Hauptschule eine Gas-Wasserinstallationslehre gemacht und dann lange Zeit in einer Dachdeckerfirma gearbeitet. Als die Firma in die Insolvenz ging, haben
ich in der Altenhilfe eine Aushilfstätigkeit angenommen – und so
diesen Bereich für mich entdeckt. 2012 konnte ich eine Ausbildung
zum Altenpflegehelfer machen. Mit einer anderen Kollegin war ich der
Klassenbeste. Da habe ich mit der Unterstützung des Jobcenters die
Fachkraftausbildung direkt angeschlossen. Mein Ausbildungsbetrieb
möchte mich nach der Prüfung gern übernehmen. Ich habe aber auch
schon andere Jobangebote.“
„Mein Vater kam 1968 nach Deutschland und erzählte
mir immer, wie sicher und aufgehoben er sich in seiner
neuen Heimat fühlte. Das hat meine berufliche Zielsetzung geprägt. Nachdem ich in der Produktion und in der
Logistik gearbeitet habe, wechselte ich 2013 in ein Sicherheitsunternehmen. Schon bald wurde mir klar, dass ich nur mithilfe einer
qualifizierten Ausbildung die Chance auf anspruchsvolle Aufgaben
bekomme. Im Juli 2014 entschloss ich mich zu einer Umschulung zur
Fachkraft Security (Modul I), in deren Rahmen ich die Sachkundeprüfung nach § 34a GewO erfolgreich bestand. Danach habe ich die
Umschulung zur Servicekraft für Schutz und Sicherheit mit dem Modul
II fortgesetzt. Ich stehe kurz vor meiner IHK-Prüfung.“
Steuerfachangestellte
Aktuell absolvieren zwölf Kunden vom Jobcenter
Dortmund die zweijährige Ganztagsumschulung
zum Steuerfachangestellten bei der Steuer- und Wirtschaftsakademie (SWA) in Dortmund. Unternehmen,
Selbstständige und Steuerberater können auf motivierte Fachkräfte für die Finanzbuchführung und die
Vorbereitung von Jahresabschlüssen zählen.
*Name von der Redaktion geändert
Kaufleute im
Gesundheitswesen
Die Nachfrage nach Pflegeleistungen in
Deutschland steigt kontinuierlich. Gleichzeitig
werden Einrichtungen im Gesundheitswesen
zunehmend privatisiert und arbeiten daher
verstärkt an der marktwirtschaftlichen Ausrichtung ihrer Organisation sowie der Erweiterung
ihres Serviceangebots. Die TÜV Rheinland Akademie Dortmund hat deshalb seit 2012 50 Kaufleute im Gesundheitswesen ausgebildet. Im Jahr
2015 wurden 19 von ihnen fertig. Der größte
Teil konnte inzwischen eine Arbeit aufnehmen –
in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen,
Versorgungs- und Rehabilitationszentren, in
größeren Arztpraxen, bei Rettungsdiensten
oder bei Verbänden der freien Wohlfahrtspflege
sowie bei Krankenkassen.
Carmen Schaarschmidt
„Nach meinem Abitur habe ich
Sozialwissenschaften
studiert,
das Studium aber nicht abgeschlossen. Danach war ich in verschiedenen Call-Centern tätig. Als ich
durch das Jobcenter auf die Umschulungsmaßnahme
aufmerksam wurde, bewarb ich mich sofort um einen
Platz. Das war es, was ich machen wollte. Anfang 2015
habe ich meine Prüfung erfolgreich bestanden. Über
einen Personaldienstleister wurde ich kurze Zeit später
an die Dortmunder Krankenkasse BIG vermittelt, die
mich im August dieses Jahres fest angestellt hat.“
gefördert
Programm
erfolgreich
angelaufen
Info
Das „Programm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit“ wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Jobcenter
Dortmund plant die Förderung von insgesamt
320 Beschäftigungsverhältnissen. Die Schritte
zur erfolgreichen Vermittlung umfassen:
› Bewerberauswahl
Das ESF-Team prüft, welche Kunden zu welchem
Unternehmen passen und führen vorab erste
Auswahlgespräche.
Das Jobcenter Dortmund hat sich erfolgreich
um die Teilnahme am ESF-Bundesprogramm
zur Förderung der Einstellung von Langzeitarbeitslosen beworben. Das ESF-Bundesprogramm ist ein weiterer Bestandteil der breit
angelegten Initiative zur Bekämpfung der
Langzeitarbeitslosigkeit in Dortmund.
E
in eigenes Team berät Betriebe und Arbeitslose.
Acht Betriebsakquisiteure und drei Jobcoaches
sorgen dafür, dass neue Beschäftigungsverhältnisse entstehen und die Mitarbeiter einen guten
Start in den Job haben, um möglichst lange in Arbeit zu
bleiben. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber profitieren
von attraktiven Förderbedingungen.
„Das ESF-Bundesprogramm bringt 11,2 Millionen
Euro an zusätzlichen Fördermitteln nach Dortmund,
die gezielt für die Förderung von Langzeitarbeitslosen
eingesetzt werden können“, berichtet Dirk Gährken,
Leiter des ESF-Teams. Unternehmen können je nach
individuellem Fall 18, 24 oder 36 Monate eine Förderung von bis zu 75 Prozent des Arbeitsentgeltes erhalten. Zusätzlich werden sie vom Jobcenter in der gesamten Beschäftigungsphase betreut. Mindestens einmal
in der Woche besucht ein Jobcoach die Mitarbeiter am
Arbeitsplatz, unterstützt sie bei persönlichen Problemen, fachlichen Defiziten oder moderiert Gespräche
zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Außerdem
› Vermittlung von Praktika
Das neu formierte ESF-Team berät Betriebe und Arbeitsuchende.
kann im Rahmen des Programmes zusätzlich eine arbeitsplatzbezogene Qualifizierung gefördert werden.
„Das Programm läuft seit dem ersten Juli 2015.
Wir sind äußerst erfolgreich gestartet“, berichtet Dirk
Gährken. Bereits 53 Jobcenter-Kunden konnten durch
die Aktivitäten des ESF-Teams einen Arbeitsvertrag
unterschreiben. In der Regel handelt es sich um sogenannte Helfer-Jobs, die auch Menschen, die keine Ausbildung haben oder lange nicht mehr im Berufsleben
standen, bewältigen können. Dirk Gährken: „Wir akquirieren zum Beispiel Stellen im Garten- und Landschaftsbau, im Verkauf oder für Reinigungskräfte. Sicherlich kommen in Zukunft noch einige Stellen in der
Flüchtlingsarbeit hinzu – Präsenzdienste, Sozialhelfer,
Bürohilfen oder Hausmeistertätigkeiten haben die Akquisiteure hier im Fokus.“
Der Erfolg des ESF-Teams basiert auf verschiedenen Fördersträngen, die eng miteinander verknüpft
werden. Zum einen betreut jeder Berater weniger Kunden als üblich. Bei 50 im Gegensatz zu sonst bis zu 100
Foto: Joe Kramer
Fällen können sie sich viel intensiver mit den einzelnen
Kunden und den infrage kommenden Unternehmen
auseinandersetzen, mehr Zeit in Beratung, Aufklärung und die Vermittlung von weiteren Hilfen investieren. Zum anderen reizt Unternehmer mehr als die
monetäre Förderung des Arbeitsplatzes die Aussicht,
dass ein Jobcoach die neuen Mitarbeiter begleitet. Dirk
Gährken: „Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist,
Vorurteile und Ängste auf beiden Seiten abzubauen.
Wir motivieren unsere Kunden, sich wieder mehr zuzutrauen. Und wir überzeugen Arbeitgeber, dass mit
unserer Hilfe, auch Menschen, die schon lange nicht
mehr erwerbstätig waren, wertvolle Stützen eines Unternehmens werden können.“
Damit interessierte Unternehmen sich ein persönliches Bild von ihren potenziellen Mitarbeitern machen können, organisiert das Team auch
Praktika bis zu einer Dauer von vier Wochen.
Unternehmen entstehen dafür keine Kosten.
› Coaching-on-the-Job
Wenn ein Arbeitsvertrag geschlossen wird, lässt
das Team weder Mitarbeiter noch Unternehmer
allein: Qualifizierte Jobcoaches stehen bei allen
Fragen zur Verfügung und unterstützen bei Bedarf mit arbeitsplatzbezogenen Qualifizierungen.
› Attraktive Lohnkostenzuschüsse
Unternehmen erhalten einen degressiv gestaffelten
Lohnkostenzuschuss, wenn sie einen langzeitarbeitslosen Menschen für mindestens zwei Jahre
einstellen. Förderhöhe und Förderdauer richten
sich nach der individuellen Vita des Langzeitarbeitslosen.
Sie wollen mehr wissen?
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eingestellt
Bei Anruf: Job!
Eine deutliche Qualitätssteigerung bestätigten die Unternehmensvertreter, die Ende September auf der Jobmesse „Potential trifft Chance“ in der „Alten Schmiede“ in Huckarde ihre Infostände aufgebaut hatten. „Die passgenaue Auswahl der Bewerber für spezifische Branchenschwerpunkte sowie die gute Vorbereitung unserer Kunden auf die Gespräche mit den Arbeitgebern hat sich bewährt“, berichtet Heike Stenner vom Arbeitgeberservice beim Jobcenter.
13 Unternehmen aus den Bereichen Lager und Logistik, Callcenter, Handel und Gastronomie boten offene
Stellen an. Insgesamt circa 500 Kunden des Jobcenters
informierten sich über Beschäftigungsmöglichkeiten.
Unter den Arbeitgebern waren auch zwei Dortmunder Neuansiedlungen aus der Callcenter-Branche: die
Competence Call Center GmbH (CCC), die bis Ende
2015 100 neue Mitarbeiter am Standort Dortmund beschäftigen möchte, und die getaline GmbH, die am 21.
September 2015 zunächst mit 30 Mitarbeitern in Dortmund gestartet ist, den Standort dann aber sukzessive
auf bis zu 160 Mitarbeiter erweitern wird.
„Wir haben heute circa 35 Gespräche mit Bewerbern geführt“, resümiert Kristina Rukavina vom Bereich Human Resources bei CCC. Die Bewerber seien
offen und gut informiert gewesen, einige interessante
Kandidaten habe sie im persönlichen Gespräch bereits
identifiziert. Das Format der Messe ist nach Meinung
Das Team von „Potential trifft Chance“ Foto: Kramer
von Kristina Rukavina zudem gut geeignet, bei Bewerbern Vorurteile gegenüber einem Job im Callcenter abzubauen. „Unsere Kundenbetreuer beantworten
eingehende Kundenanfragen, helfen bei Verständnisproblemen weiter und sind auch in der Schriftbearbeitung aktiv; es ist wirklich ein abwechslungsreicher Job“,
sagt die Personalerin. Auch vor dem Einstieg bei CCC
müssten sich die Bewerber nicht fürchten. Nach zwei
Wochen intensiver Schulungszeit begleite zunächst ein
engmaschiges Coaching die „Neuen“, später stünden
stets Ansprechpartner zur Verfügung, wenn live im
Kundengespräch Fragen aufkommen. Kristina Rukavina: „In erster Linie interessiert uns Serviceorientierung,
PC-Affinität sowie eine verständliche Aussprache – wobei Dialekte oder Akzente kein Hindernis sind – sowie
eine freundliche und positive Ausstrahlung am Telefon.“ Ähnlich äußerte sich auch Kay Schwarze, Personalreferent bei der getaline GmbH. Das Unternehmen
hatte gemeinsam mit dem Arbeitgeberservice des Jobcenters Dortmund im Vorfeld bereits mehrere Gruppeninformationen für potenzielle Mitarbeiter durchgeführt. Die Jobmesse nutzten nun Interessenten für ein
weiteres persönliches Gespräch. Kay Schwarze: „Viele
Bewerber haben wirklich Potenzial, sich in einem serviceorientierten Job zu bewähren – das merkt man sehr
schnell im Erstgespräch.“ Bereits zum dritten Mal bei
„Potential trifft Chance“ war der Möbel-Riese IKEA
dabei. Diesmal mit einer Menge offener Stellen im Gepäck: Zwölf neue Mitarbeiter für Lager, Verkauf und
Gastronomie suchte Personalreferent Markus Kraus.
„Neben grundlegenden Qualifikationen zählen bei
IKEA vor allem Teamfähigkeit, Offenheit und der Spaß
an Heimeinrichtungen“, sagt er. Diese „Soft-Skills“
könne man aus keiner noch so versiert formulierten
Bewerbung herauslesen, die offenbarten sich vor allem
im persönlichen Gespräch. So sei der Erstkontakt auf
der Jobmesse ein idealer Türöffner für viele Bewerber.
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Kampagne
Arbeit in
Dortmund
gestartet
Arbeit in
Gemeinsam für eine gerechte Stadt
Bündnis gegen Langzeitarbeitslosigkeit
Mit einer breit angelegten Kampagne wollen verschiedene Dortmunder Institutionen – die Stadt
Dortmund, die Industrie- und Handelskammer
(IHK) zu Dortmund, der Cityring, die Handwerkskammer Dortmund (HWK), der Bildungskreis Handwerk e. V., der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB),
der Einzelhandelsverband, der Unternehmensverband der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung e.V., die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Dortmund – die Langzeitarbeitslosigkeit in
Dortmund weiter reduzieren.
„Arbeit in Dortmund“ lautet der Slogan, der über
einen längeren Zeitraum hinweg das Dach für eine
Reihe von Aktionen, die den Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit in Dortmund vorantreiben, bildet.
Herausgeber /V.i.S.d.P.:
Jobcenter Dortmund
Frank Neukirchen-Füsers
(Geschäftsführer)
Südwall 5 – 9
44137 Dortmund
Telefon: 0231.842-2190
www.jobcenterdortmund.de
Aktuell ist eine Imagebroschüre erschienen, die
Leitsätze der Kampagne formuliert und alle Akteure vorstellt. Ziel der Kampagne ist es, Dortmunder
Unternehmerinnen und Unternehmen davon zu
überzeugen, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu
bieten. Auch soll in der Stadtgesellschaft deutlich
werden, dass Dortmunder Entscheider sich aktiv
dem Problem der Langzeitarbeitslosigkeit stellen.
Nicht die Menschen in der Langzeitarbeitslosigkeit sollen als „problematisch“ angesehen werden,
sondern Strukturen, die Langzeitarbeitslosigkeit
verfestigen. Die Mitstreiter von „Arbeit in Dortmund“ möchten, dass möglichst viele Menschen
aktiv am gesellschaftlichen Leben in Dortmund
teilhaben und eine Arbeit bekommen, von der sie
leben können.
Konzept und Umsetzung:
Druck:
KO2B
Agentur für Kommunikation
Korte Geitke 2
44227 Dortmund
Telefon: 0231.79307-50
Telefax: 0231.79307-55
www.ko2b.com
Scholz-Druck und
Medienservice GmbH & Co. KG
Höfkerstraße 31
44149 Dortmund
www.scholz-druck.de
Redaktion: Katrin Osbelt
Layout: Vera Berger, Dortmund
Auflage: 3.000 Stück