Der Weisheit nachjagen um das Leben gut zu gestalten Predigt Datum: 9. August 2015 Ort: FEG Langenthal Prediger: Beat Staub Text: Auszüge aus Sprüche 2 Wenn ich dir noch einen Rat mitgeben darf Zu Beginn eines Schuljahres oder an einer Abschlussfeier, nimmt sich ein Lehrer, ein Lehrmeister oft den Moment, um den Schülern etwas wichtiges mitzugeben. Es gibt «Letzte Worte berühmter Männer» in denen das letzte Zitat aufgeführt ist, das von diesen Menschen noch gefunden wurde. Und manchmal gibt es einfach diese tiefen Momente, in denen ein Vater seinem Sohn oder ein Grossvater seinem Enkel einen Satz mitgibt. Ich kann mich gut erinnern, wie ich mit meinem Grossvater im Sommer 2003 im Garten unseres Hauses sass und wir miteinander über das mir bevorstehende Studium auf Chrischona redeten. Nachdem wir so geredet hatte, wurde er für einen kurzen Moment still und dann hob er an und sagte: «Beat, vergiss folgendes nie: Jesus hat dich zuerst geliebt!» Etwas perplex über dieser selbstverständlichen Aussage antworte ich einfach mal mit: «Ja sicher.» Und dann vertiefte er (vielleicht nicht genau in diesem Wortlaut): «Weisst du, bei all dem was du lernen wirst über die Bibel, die Sprachen, die Kirchengeschichte, den Gemeindebau, können Zweifel aufkommen am Glauben. Bei all dem was du in deiner Arbeit später erleben wirst, kann es sein, dass du überheblich werden willst oder dass du dich einsam fühlst. Darum vergiss nie, dass Jesus dich zuerst geliebt hat. Dein Glaube und was du tust, hat nicht mit dir begonnen, sondern mit Jesus.» Für diejenigen, die mit dieser Kurzpredigt meines Grossvaters schon genug haben, die dürfen jetzt auch nach Hause und ihren Sonntag geniessen :-) In diesem Moment war ich mir der Tragweite dieser Worte noch nicht bewusst, doch je länger ich lebe, merke ich wie wichtig und zentral sie sind. Es gibt nicht viele solcher prophetischen Momente in meinem Leben, aber es sind wichtige Momente. Textabschnitt Was wir heute miteinander anschauen, spielt sich auch in einem solchen Rahmen ab. Wir befinden uns in der Situation in der ein Lehrer seinem Schüler Ratschläge mit auf den Weg gibt. Vielleicht ist es auch ein Vater, der sie seinem Sohn mitgibt. Auf alle Fälle jemand erfahrenes der einem Jüngeren nochmals sein Repertoire an gesammelten Weisheiten vermitteln will. Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote bei dir bewahrst, 2 wenn du der Weisheit dein Ohr leihst, dein Herz der Einsicht zuneigst, 3 wenn du nach Verstand rufst, mit erhobener Stimme nach Einsicht, 4 wenn du sie wie Silber suchst und wie nach Schätzen nach ihr forschst, 5 dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen, und Gotteserkenntnis wirst du finden. 6 Denn der HERR gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht, 7 für die Rechtschaffenen hält er Hilfe bereit, ein Schild ist er denen, die schuldlos ihren Weg gehen. 8 Er schützt die Pfade des Rechts, und den Weg seiner Getreuen bewacht er. Sprüche 2,1-8 Der Rat, den der Lehrer seinem Schüler mitgeben will, ist dieser: Strebe nach der Weisheit weil es die Gotteserkenntnis gibt und du für dein Leben tüchtig wirst. Gehen wir der Sache mal etwas auf den Grund: Zunächst: Was Weisheit ist. Dann: Wie wird man weise? und zum Schluss: Warum sollen wir das tun oder was bringt mir Weisheit? Was ist Weisheit? Weisheit ist nicht einfach Intelligenz. Oder wenigstens nicht die Intelligenz die wir mit einem IQ zu messen versuchen. Es ist eine andere Art der Klugheit. Im Hebräischen ist eine breite Deutungsmöglichkeit für «weise sein» oder «Weisheit» gegeben. Es kann einerseits die Fertigkeit eines Künstlers bezeichnen. Gewisse Tiere werden als weise bezeichnet, weil sie ihre Schwächen in einer cleveren Art und Weise umgehen. Aber am meisten wird es für weise Entscheidungen oder Urteile benutzt, die zum Erfolg führen. Weisheit ist die Art von Klugheit, die von Reife und Lebenserfahrung zeugt. Sie nimmt eine gewisse Distanz zu einem Standpunkt ein indem sie ein tieferes Verständnis von Zusammenhängen sieht und sie ist in der Lage in einer Problemsituation oder einer Herausforderung eine sinnvolle Handlungsweise zu erkennen. Eine weise Person im biblischen Sinn wird dadurch charakterisiert, dass sie sich etwas sagen lässt und Ehrfurcht vor Gott hat, weil es sie weiser und dadurch lebensfähiger macht. Die weise Person steht im Gegensatz zu einer arroganten oder einem Dummkopf, Narren, der sich nicht korrigieren lässt und nur auf sich selber schaut. Damit wird auch die Weisheit der Menschen verworfen, welche sich selber für weise halten. Weisheit wird anerkannt nicht selbsterkannt. Wenn… Wie wird man weise? Nun ist Weisheit nicht einfach nur eine Kardinaltugend, sondern es ist etwas wonach wir streben sollen. Das macht der heutige Abschnitt klar. Salomon, der diese Worte weitergibt will mit den Sprüchen eine Hilfe schaffen, dass das Leben besser gelingen kann. Ein Leben, das aus Weisheit und Selbstdisziplin wächst ist wirklich fruchtbar. Und damit stellt sich die Frage: Wie wird man denn weise? Diese Frage wird mit vier Wenns beantwortet: 1. Wenn du meine Worte annimmst und auf meine Gebote achtest Weisheit hat mit Gehorsam zu tun. Mit andern Worten, wenn du auf deine Lehrer hörst und tust was sie sagen. Wenn du auf die hörst, die den Weg vor dir gegangen sind. Gerade Jugendliche stehen immer wieder in der Gefahr, es selber besser wissen zu wollen. Wie oft haben Eltern sich bei ihren Teenagern schon gedacht: «Wenn du doch nur auf mich gehört hättest, dann wär dir dieses Leid erspart geblieben.» Aber auf dem Weg zur Weisheit und Reife muss man sich halt manchmal die Hörner abstossen und es selbst erleben. Dieser Satz greift das Gebot auf Vater und Mutter zu ehren. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass alle Ratschläge und Anordnungen von älteren Personen oder Eltern weise sind. Auch da gibt es falsche Motive und falsche Ratschläge, die von Eigensucht oder falschen Wünschen für die Nachfolgenden motiviert sind. Aber dennoch haben ältere Menschen mehr Lebenserfahrung und einige Lehrstücke schmerzhaft selber erfahren, die andere nicht wiederholen müssen. 2 Aber es betrifft ja nicht nur die Jugendlichen. In jedem Alter und in jedem gesellschaftlichen Segment finden wir den grössten Feind der Weisheit: den Gedanken: «ich weiss es besser, was hast du mir schon zu sagen?!» Es fällt uns allen immer wieder schwer, Ratschläge anzunehmen. Es ist der Zweifel an unserem Gegenüber, der uns häufig im Weg steht. Der Zweifel, dass die andere Person es nicht gut mit mir meint. Der Zweifel, dass der Andere doch eigentlich gar nicht weiss, in welcher Situation ich mich befinde. Aber Weisheit hat viel mit dem zu tun, was wir Demut nennen. Dass wir eben bereit sind, uns auf das einzulassen was uns jemand anderes sagt. Das wir den Rat, nach dem wir manchmal sogar fragen, auch annehmen und nicht meinen, wir wüssten und könnten schon alles. Dass es sich hier aber nicht um blinden Gehorsam handelt, zeigen die nächsten «wenns»: 2. wenn du der Weisheit dein Ohr leihst, dein Herz der Einsicht zuneigst Damit wir aber zur Annahme finden müssen wir zunächst einmal bereit sein zuzuhören. Zuhören heisst: Ich öffne mich für das was du sagst. Weisheit wird durch zuhören gefunden. Nun kann ich einfach nur mit meinen Ohren zuhören. Ich höre hin, ich höre du sprichst. Ich höre, aber ich höre nicht hin. Ich höre nur mit einem Ohr und zum andern geht es schon wieder raus. Der Weisheit das Ohr leihen heisst, dass ich nicht einfach nur höre dass etwas gesagt wird, sondern dass ich diesen Worten auch Raum in meinem Herzen gebe. Ich prüfe ob das was gesagt wird, auch etwas mit mir zu tun hat. Ich prüfe, ob ich verstehe, was der andere mir sagen will. Ich versuche meinem Herzen den Raum zu geben, zu prüfen, ob ich in einer Sache im Recht bin oder nicht. Hat das, was da gesagt wird etwas mit meinem Leben, meinem Lifestyle zu tun? Entspreche ich dem? Gibt es ein Veränderungspotential in meinem Leben? Gerade wenn wir die Sprüche Salomons lesen, braucht es aufmerksame Ohren und ein Herz das bereit ist Einsicht zu erlangen. 3. wenn du nach Verstand rufst, mit erhobener Stimme nach Einsicht, Nun kann es aber sein, dass wir gewisse Weisheiten nicht verstehen. Gewisse Weisheiten muten ja beim ersten Hinhören geradezu wie Rätsel an. Wir verstehen schlichtweg nicht was gesagt wird. Da können wir lange versuchen Einsicht zu gewinnen in unserem Herzen - über gewisse Aussagen, Sprüche, Ratschläge muss man nachdenken. Weisheit ist nicht immer einfach zu verstehen. Denken ist heute ja nicht unbedingt in Mode. Das war es wahrscheinlich aber noch nie. Es war immer einfacher blind irgendeiner Propaganda zu folgen, als sich selber wirklich mit den Thematiken auseinander zu setzen. Und nicht selten hat genau dieses Nicht-Denken schreckliche Folgen gehabt. Ganze Völker liessen sich zum einen oder anderen Extrem hinreissen. Nicht-Denken und einfach blind hinterherlaufen ist immer einfacher, als sich eine Meinung zu bilden. So sind früher Hexen auf Scheiterhaufen verbrannt worden und werden heute gesellschaftlich unbeliebte oder solche mit anderer Meinung als der Mainstream auf Twitter zugrunde gerichtet. (Hier vielleicht die Geschichte einer Unvorsichtigen) Aber Weisheit hat den Anspruch, dass sie geprüft wird. Sie will nicht einfach blinde Nachfolger. Sie will, dass wir unseren Verstand einsetzen und prüfen, was wir zu hören bekommen. Sei das nun mit dem Ratschlag eines weisen Freundes oder auch im Umgang mit Gottes Wort. Wenn es uns an Einsicht fehlt, dann sollen wir Gott bitten uns Einsicht zu schenken. Darum übersetzen einige Bibeln folgendermassen: «wenn du um Verstand und Einsicht bittest…» Und im Jakobus heisst es, dass Gott gerne Einsicht, Weisheit schenkt, wenn wir ihn darum bitten. 4. wenn du sie wie Silber suchst und wie nach Schätzen nach ihr forschst 3 Dass die Weisheit sich nicht einfach an jedem Strassenpfosten anbietet zeigt auch das nächste Wenn. Weisheit ist wertvoll und will gefunden werden. Es braucht Zeit, Kraft und Engagement um Schätze zu finden. Sie fallen einem selten einfach in den Schoss. Weisheit hat nichts mit einer Lotterie zu tun, sondern mit einer ernsthaften Suche nach ihr. … Dann … Was bringt Weisheit? Aber wozu überhaupt nach Weisheit streben? Warum sich die Mühe machen und den Ratschlägen des Lehrers zuhören und sein Leben an diesen Ratschlägen zu prüfen? Warum sich anstrengen und gründlich über Aussagen nachdenken? Warum selber weise werden wenn es doch andere schon sind? Weil die Weisheit eine Belohnung verspricht für den, der sie will. Und nach einem Wenn kommt jeweils ein «Dann»: 5 dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen, und Gotteserkenntnis wirst du finden. 6 Denn der HERR gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht, 7 für die Rechtschaffenen hält er Hilfe bereit, ein Schild ist er denen, die schuldlos ihren Weg gehen. 8 Er schützt die Pfade des Rechts, und den Weg seiner Getreuen bewacht er. 1. Gottesfurcht verstehen und Gott erkennen Die erste Belohnung der Weisheit ist, dass wir verstehen was es heisst Gott zu fürchten und dass wir werden Gott erkennen. Das streben nach Weisheit führt immer dazu, dass wir besser verstehen, wer Gott ist und in welcher Beziehung wir zu ihm stehen. Wenn wir erkennen, wer Gott ist, dann nimmt auch unsere Ehrfurcht vor ihm zu. Seine Grösse, seine Liebe, seine Gnade, seine Barmherzigkeit, seine Heiligkeit lassen uns über ihn staunen und unser Handeln in seiner Gegenwart überdenken. Und das ist ja das Ziel des Lebens: Gott besser kennen zu lernen und in sein Bild verwandelt zu werden. Oder wie man es auch formulieren kann: In unserer Heiligung zunehmen. Je mehr wir an Weisheit zunehmen, desto besser verstehen wir was es heisst in Ehrfurcht vor Gott zu leben. Und das wiederum ist erst der Anfang der Erkenntnis, wie es in Sprüche 1,7 heisst: «Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis…» 2. Weisheit, Erkenntnis und Verständnis ist ein Geschenk Gottes Und jetzt kommt ein weiteres Paradox: Der Herr gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht. Auf der einen Seite ist es ein Streben nach Weisheit. Ein darum kämpfen. Ein Prüfen der Weisheit um sie zu erlangen. Aber gleichzeitig würden wir sie nicht finden, wenn Gott sie uns nicht schenken würde. Warum aber danach suchen? Vielleicht ist es wie mit einem wertvollen Geschenk. Wenn wir jemandem etwas wertvolles schenken wollen, dann möchten wir auch wissen, dass diese Person das Geschenk auf schätzt. Jemanden einen 25 jährigen Single Malt der seinen Finish in wunderbaren Sherry Oloroso Fässern erhalten hat einzuschenken, der nicht weiss was das ist und nicht mal den Unterschied zu einem Johnny Walker Red Label bemerkt, das wäre pure Verschwendung. Gewisse Dinge muss man lernen und wollen um sie schätzen zu können. Und nur weil es eine eigene Anstrengung braucht, heisst es nicht, dass Gott uns nicht damit beschenken will. Gewisse Fertigkeiten muss man lernen und trotz allem ist es am Ende nicht der eigene Verdienst, sondern ein Geschenk dass das möglich ist. Das wird gerade auch dadurch sichtbar in der Bibel, dass Handwerker und Künstler in ihrem Fach und ihrer Fertigkeit als weise bezeichnet werden. 3. Weisheit bewahrt vor falschen Entscheidungen im Leben und hilft auf dem rechten Weg zu bleiben Das Geschenk geht aber über die Weisheit hinaus. Denn durch die Weisheit, Erkenntnis und Einsicht, die Gott schenkt, erhalten wir auch die Fähigkeit schlechte Wege für uns von guten zu unterscheiden. Gott hält Schutz 4 und Hilfe bereit für die welche seine Weisheit suchen. Das heisst nicht, dass wir vor jedem Unglück geschützt sind, aber wir sind davor geschützt dumme Entscheidungen zu treffen, wir erhalten seine Hilfe im Erkennen seines Willens für den Weg den wir gehen sollen. Strebst du nach Verständnis, dass du deine Frau oder deinen Mann besser verstehen kannst? Strebst du nach der Einsicht die Gott dir schenken will, damit du weisst wie du dein Geld so einteilen kannst, dass auch am Ende des Monats etwas übrig ist? Strebst du nach Weisheit die Gott schenkt, wenn es darum geht deine Kinder zu erziehen? Bittest du Gott um Rat, wenn es darum geht, ein Geschäft abzuschliessen? In welchem Bereich deines Lebens bist du im Moment auf Gottes Weisheit angewiesen? Und bist du bereit dafür auf den Rat erfahrener Menschen zu hören? Bist du bereit hinzuhören und es zu prüfen was sie sagen? Ich bin zu 100% überzeugt, dass wenn du den Wunsch hast Gottes Einsicht in die Herausforderungen deines Lebens zu erhalten, weise zu werden, und wenn du bereit bist auf das zu hören was er dir durch sein Wort oder durch andere Christen, seinen Heiligen Geist sagt, und wenn du bereit bist das zu prüfen und versuchst zu verstehen was es wirklich heisst, dass du dann diese Einsicht auch erhalten wirst und dass es dir zu einem gesunden und guten Leben gedeiht. 5
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