100 Jahre Vollgas - BOOTE

REPORTAGE
100 Jahre Vollgas
Volvo Penta – die spannende Geschichte genialer Erfinder
und ungewöhnlicher Menschen mit Fantasie.
S
chweden 1907. Ein junger
Mann um die 30 betritt
das „Billinge Hotel“ in
Skövde. Sein lässiger Aufzug in
Lederjacke und Holzschuhen
erregt in dieser Luxusherberge
einiges Aufsehen, was ihn jedoch kaum zu stören scheint.
An der Kleiderablage drückt er
Jacke und Pantinen der Garderobiere in die Hand und marschiert auf Wollsocken in den
Speisesaal. Dort erwartet ihn
bereits Fritz Egnell von der
gleichnamigen „Ingeniörsfirma“ in Stockholm.
Edvard Hubendick arbeitet
für Egnell, steht aber vor seiner
Ernennung zum Professor für
Verbrennungstechnik an der
Technischen Universität Stockholm. Beide treffen sich in
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Skövde, um den ersten Probelauf eines Testmotors in der
„Sköfde Gjuteri & Mekaniska
Verkstad“ zu verfolgen.
Kennen gelernt haben sich
die beiden Ingenieure, als sie
mit einem Problem-Motor
konfrontiert wurden. Da beschlossen sie, selbst einen besseren Motor zu konstruieren –
und der steht nun auf dem
Prüfstand vor der Bewährungsprobe. Der erste Penta, ein B-1,
auf dem Weg zum Erfolg.
Warum der Name Penta?
Penta heißt im Griechischen
fünf.Und die fünf Leute,die die
erste Konstruktionszeichnung
des B-1 begutachten, finden
diesen Namen passend: in der
Expertenrunde neben Egnell
Werbung
anno 1970:
Flotte
„Mieze“ im
NostalgieAnzug wirbt
für modernen
Z-Antrieb.
Im Testtunnel: Den
„Spiralnebel“ erzeugt ein
Duoprop-Antrieb, mit
dem Volvo Penta TechnikGeschichte schrieb.
Technik damals
und heute: Edvard
Hubendick, der
hier listig hinter
seinem Innenbordmotor B 1 hervorlugt (Bild links).
Unten 1oo Jahre
später ein Beispiel
für technischen
Fortschritt, der IPS.
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REPORTAGE
Mit Kerosin und Benzin gefüttert:
Der A-2, ein 5,5-PS-Zweizylinder, der
von 1925 bis 1936 gebaut wird.
Aufs Wasser gelockt: Werbung für den 80-PS-B-16, den ersten Motor mit Aquamatic-Antrieb.
Der große
Penta-Durchbruch: der U-2.
Von 1922 bis
1939 werden
knapp 16 000
Außenbordmotoren weltweit verkauft.
Schwedisches Werbeplakat 1940:
für große und kleine Innenborder.
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und Hubendick auch der Fabrikdirektor John G.Grönvall.
1909 verlassen schließlich die
ersten zwanzig Motoren die
Fabrik. In den nächsten elf Jahren folgen B-2, B-4, C-4, C-6,
M-0, Z-1, D-4, D-6, M-1, M-2,
M-4, E-4, E-6, E-3 und G-4.An
heutigen Maßstäben gemessen
mit insgesamt 3268 Motoren
wahrlich keine Massenproduktion. Eine interessante technische Besonderheit am Rande:
Alle Motoren, die an Bootseigner, an Feuerwehr oder Militär
geliefert werden, laufen mit 800
Umdrehungen in der Minute.
Im Gegensatz zu Egnell ist
Edvard Hubendick der klassische Seiteneinsteiger mit einer
unglaublichen „Vita activa“.
Der Mann hinter dem Motor,
der Mitbegründer von Volvo
Penta, hatte schon in der Vorschule seine Schwierigkeiten.
Nachdem er dort mit wenig
Erfolg das Sticken, Wandern
und Singen lernt, schafft er nur
zwei Klassen der Grundschule.
Zwar besteht er mit zehn Jahren
die Zugangsprüfung fürs Gymnasium, wiederholt dann aber
praktisch jede Klasse und muss
mit 17 Jahren die Schule verlassen. Dem „bildungsunfähigen
Dummkopf“ legt man nahe,
das Schusterhandwerk zu erlernen. Doch er entscheidet
sich stattdessen für Mechanik,
wird schließlich im „Stockholm
Institute of Technology“ aufgenommen, wo er sein Stu-
Wenn ein
Dummkopf
Professor wird
dium als Bergbauingenieur abschließt. Über private Studien
landet er beim Thema Verbrennungsmotoren-Technologie –
und bei Fritz Egnell.
Diese Fabrik baute den ersten Penta-Innenborder: die mechanische
Werkstatt „Sköfde Gjuteri och Mekaniska Verkstad“ 1914.
Durchbruch: Der Duoprop-Antrieb wird zum idealen Z-Antrieb für Dieselmotoren. Der TAMD 102 (kleines Bild) steht 40 Jahre im Programmheft.
Doch schon 1910 verlässt
Hubendick frühzeitig die Firma. Der „bildungsunfähige Edvard“ wird wenig später Professor für Verbrennungstechnik an
der Technischen Universität in
Stockholm.
Die Pleitegeier ziehen
erste Kreise
Die allgemeine Depression
nach Ende des Ersten Weltkrieges bringt auch die „Penta Verken“ 1920 an den Rand des
Bankrotts. Doch der Auto-Ingenieur Gustaf Larson und der
SKF-Verkaufsmanager Assar
Gabrielsson retten zusammen
die angeschlagene Motorenfabrik, indem sie einen äußerst
preiswerten Automotor entwickeln und in den Penta-Werken bauen lassen. Der 2-l-710DA leistet 28 PS.Andere Typen
ergänzen die Palette, und bis
1930 nimmt Volvo 2854 Automotoren ab.
Mit Volvo kommt wieder
Geld in die Penta-Kasse und
lässt die Entwicklung von
Wasserski in USA:
Mit der ersten
Aquamatic feiert
Volvo Penta in
den 60er-Jahren
Verkaufserfolge.
REPORTAGE
Technik und Anmut: Wie sich die Werbung 1960 vorstellte, „mit Speck Mäuse zu fangen“.
Zeitschriftenwerbung, die danebengeht: MerCruiser macht sich über
Volvos neuen Duoprop lustig, zieht
aber später stillschweigend nach.
Volvo-Konter:
Mit doppelseitigen Gegen-Anzeigen
erklären die
Schweden den
US-Konkurrenten, wo
„Bartels künftig den Most
holt“.
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Außenbordmotoren zu. Der
Zweizylinder-Zweitakter U-2
wird zum Renner, das grundlegende Konzept kommt bis
1962 zum Einsatz. Und man
mag es kaum glauben: Noch
heute erreichen Volvo Ersatzteilbestellungen hierzu.
Dennoch reicht es damals
nicht. Penta produziert in der
Folge mehr Volvo- als PentaMotoren. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis 1935 Volvo
seinen „Lieferanten“ komplett
übernimmt, aber seine Außenborder-Sparte bereits acht Jahre später an Electrolux weiterveräußert.
Übrigens landet die Außenborder-Fraktion später doch
wieder bei Volvo, zunächst als
Archimedes Penta (siehe Kasten „Wer war Archimedes“?)
und danach als Volvo Penta mit
der blauen Haube,ehe man diese offenbar ungeliebte Motorensparte zunächst nur noch
für die Bundeswehr produziert
und dann endgültig abstößt.
Bemerkenswert in dieser Pe-
Harald Wiklund
wird zum
großen Macher
riode: der erste marinisierte
Automotor EC-6, ein Sechszylinder mit 3,67 l Hubraum,
der ein Verkaufsschlager hätte
werden können,wäre der Zweite Weltkrieg nicht dazwischen
gekommen.
Nur wenige Menschen haben
jedoch so großen Einfluss auf
die Entwicklung von Volvo
Penta wie Harald Wiklund.
Seine beiden Söhne, Hans und
Lars, zusammen mit Enkel
Christian, stehen noch heute
der Nimbus-Werft vor, die
eine enge Test-Kooperation mit
Volvo Penta pflegt.
Haralds Interesse gilt seit jeher den Motoren. Durch Zufall
trifft er 1944 den bereits erwähnten Volvo-Gründer Assar
Gabrielsson. Der sucht einen
durchsetzungsfähigen Mann
Werbung 1954 für den MD 96 Titan: der erste weltweit
gefertigte 160-PS-Turbodiesel mit 9,6 l Hubraum.
Volvo Penta heute: das moderne Testzentrum Krossholmen in den Westschären.
„Test-Zentrum“ zu Jim Wynnes Zeiten: Sarasota in Florida. Testfahrer fahren 22-mal über
eine Sandbank und viermal mit Vollgas über eine solide Austernbank.
REPORTAGE
Der Macher: Harald Wiklund,
Volvos legendärer ehemaliger
Chef. Auch mit 9o Jahren noch
heute an der Entwicklung neuer Produkte interessiert.
Unter der scherenschnittartigen
Werbung von 1920: der B-1, Pentas
erster 1-Zylinder-Innenbordmotor,
der bis 1920 gebaut wird.
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Die Konkurrenz:
Während der 30er-Jahre
dominieren ArchimedesMotoren nahezu alle
schwedischen Bootsrennen. Hier das Modell B-3.
Auf dem Bild links
wiederum „Werbenixen“.
für seine chaotische ErsatzteilAbteilung.Wiklund macht deshalb zunächst in der Autobranche Karriere. Beispielhaft für
seinen gewaltigen Ideenreichtum ist der Verkauf des populären Volvo PV 444 in einer
speziellen Luxusausführung als
„Paket mit dem Darlehen“.
Dennoch will Wiklund den
Dienst quittieren. Doch Gabrielsson fängt ihn mit einer List
ein:„Du könntest führender
Kopf von Penta sein. Entweder
machen wir etwas aus dem Laden,oder wir schließen das Unternehmen.“ Der folgende Dialog ist überliefert.
Wiklund:„Kann ich eine Woche darüber nachdenken?“ Gabrielsson: „Nein, ich will deine
Antwort noch heute vor fünf
Uhr.“ Die Antwort ist bekannt.
Als Präsident macht er Volvo
Penta zwischen 1949 und 1977
zu einem globalen Unternehmen. Sein Wahlspruch: „Good
engines sell themselves, but we
have to give the customer good
service.“ Was allerdings auch in
Deutschland nicht immer bis
zur untersten Händler-Ebene
durchdringt.
Zwei geniale Männer
tun sich zusammen
Auf der anderen Atlantikseite
werkelt derweil mit Jim Wynne
ein anderer bis dahin un-
Ziemlich erfolglos: der
AQ 311 B. Ein AchtzylinderVergasermotor mit einem
Kaama-Oberflächenantrieb.
bekannter, aber ideenreicher
Mann an einer epochalen Erfindung, der Aquamatic. Der
Geistesblitz dieses Tüftlers und
Wiklunds Gespür für Innovationen führen zu einem Antrieb, der sich weltweit durchsetzen soll. Die Entstehungsgeschichte der Aquamatic liest
sich ungeheuer spannend. Wir
zitieren aus alten Unterlagen:
JEDE BÉNÉTEAU
BESITZT ETWAS EINMALIGES.
05/07 - Conception : V. Thiercelin - Photos © Jéröme Kelagopian
Unter dem
Volvo-Patronat: Archimedes-Außenbordmotoren
bleiben neben Volvo
Penta zuletzt
am Leben.
www. beneteau.com
Als Jim Wynne
in Dänemark
Ole Botved trifft
Jim Wynne weilt 1953 als
Testfahrer auf dem Alligatorverseuchten Lake X in Florida.
Jim fährt die größten Außenbordmotoren, die er als unhandlich und ohne die üblichen
Außenborder-Vorteile empfindet. Seine Idee: den Außenborder teilen. Den Motor(kopf)
ins hintere Boot setzen, das
Getriebe mit Propeller jedoch
außen belassen, um die guten
Manövriereigenschaften zu behalten.
Als Volvo Penta den BB-70,
einen 4-Zylinder-Innenbordmotor mit 70 PS auf den amerikanischen Markt bringt,
spricht Wynne verschiedene
Geldgeber an, die aber die Finanzierung seiner Ideen ableh-
nen. So entscheidet er sich, auf
eigene Faust zu experimentieren. Bei seinem Freund Woody
Woodson, Chef der Thunderbird-Werft in Florida, leiht er
sich 1958 ein Boot mit Einbaumaschine und legt los.
Zunächst schweißt er ein ausrangiertes 90-Grad-Gelenkgestänge auf einen Stahlrahmen
und verbindet es mit dem Getriebeteil eines Außenborders.
Als Motor für die weltweit erste
Aquamatic dient ein BB-70.Auf
der ersten Testfahrt, Geschwindigkeit 20 bis 25 kn, hält seine
Konstruktion lediglich fünf Minuten. Aber sie funktioniert.
Noch im selben Jahr fährt
Wynne nach Dänemark. Er ist
auf dem Weg zu Ole Botved,
dem Chef der Coronet-Werft.
Die beiden Draufgänger wollen
mit einer Coronet 22 und 50PS-Außenborderdoppel den
Atlantik von Kopenhagen nach
New York überqueren, was
letztlich in elf Tagen gelingt.
ANTARES 7
Jeder lebt das Meer auf seine Art und Weise. Deshalb
macht die Antarès 7 es jedem Eigner möglich,
sein Traumboot zu bestimmen. Das grosse Cockpit
und alle angebotenen Angelausrüstungen werden
den Anglerliebhabern gefallen. Kreuzfahrer werden
sich für den Freiluftsalon entscheiden, der in
eine doppelte Sonnenliege verwandelt werden kann.
Willkommen an Bord von A nta rès 7.
GRÜNDL-BOOTSIMPORT OHG
Hamburg - Tel. : 040 55 66 91 1
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REPORTAGE
Jim Wynne bei ersten Testversuchen: unter die 100 einflussreichsten Personen aller Zeiten in der Bootswelt gewählt.
Führt seit 2004
die Firma: Göran
Gummeson. Der
Volvo-Präsident
war vorher für
Schiffs- und
Industriemotoren
verantwortlich.
Noch „schwach auf der
Brust“: der Vierzylinder B-16
mit 8o PS. Volvos erster
Motor mit neuer Aquamatic.
Schlag auf
Schlag bis zur
Serienreife
Aber die Vorbereitungszeit
nutzt Wynne zu einem Abstecher nach Göteborg, wo
er auf Empfehlung Botveds
Harald Wiklund trifft und
seine Aquamatic-Idee erläutert.
Der Volvo-Präsident erkennt
die ungeheure Chance. Der
Schwede und der Amerikaner
schließen einen bedeutsamen
Vertrag, Wynne behält das Patentrecht.
Nun ist Volvo Penta am Zug.
Die beiden Chefingenieure Nils
Hansson und Abdon Bergstedt
übernehmen die Leitung des
Projekts „Aquamatic“, dann
geht’s Schlag auf Schlag. Schon
nach einem Monat sind die
ersten Prototypen fertig. Und
Weihnachten läuft der erste Se-
rien-Antrieb in einer Wanne
Probe und verschwindet danach in einer Transportkiste
via USA.
Anfang Januar 1959 auf der
New Yorker Bootsmesse bestaunt nicht nur das Fachpublikum diese einzigartige Weltpremiere.Während Jim Wynne im
Frühjahr bei mehreren großen
Offshore-Rennen mit Spitzenpositionen Volvos Image poliert
Die „letzten Mohikaner“: fein
herausgeputzt,
aber auf dem
weltweiten
AußenborderMarktplatz zu
wenig gefragt.
Daraufhin stellt
Volvo Penta die
Produktion ein.
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und die Aquamatic salonfähig
macht, gehen in Amerika die
ersten 1000 Einheiten an einige
Werften.
Innovationen am laufenden Band
Als sich die ersten AquamaticAntriebe 100 und 200 durchsetzen, liegt die Motorleistung
bei etwa 100 PS. Ein Jahrzehnt
hat sie sich mehr als verdoppelt.
Jubiläumsbriefmarke der
schwedischen Post anlässlich
„25 Jahre Aquamatic“.
Diesel mit enormen Drehmomenten kommen auf den
Markt, die Idee von doppelten
gegenläufigen Propellern auf
gemeinsamer Welle für bessere
Fahrleistungen liegt in der Luft.
Allerdings ist diese Idee der
Doppelpropeller nicht neu.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde bereits ein System für Torpedos entwickelt,
um deren Kurs zu stabilisieren.
Aber auch das war nicht neu;
denn bereits 1837 hatte der
Designer John Ericson mit
doppelten Propellern experimentiert.
Volvo nimmt also die Idee in
den Siebzigerjahren nur wieder
auf. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Lösung liegt in der
Balance zwischen den Propellern. Das heißt: gleichmäßige
Lastverteilung auf beide Propeller. Nach schwierigen Computer-Berechnungen und unzähligen Testreihen steht die
Lösung. 1982 stellt Volvo Penta
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REPORTAGE
Wer war Archimedes?
Zur gleichen Zeit, als Edvard Hubendick
und Fritz Egnell an ihrem Innenbordmotor arbeiten, werkeln Alrik und Oskar Hult
in Stockholm an einer Verbrennungsmaschine. Und kaum zu glauben: Die
Brüder stellen wie Hubendick und Egnell
zur selben Zeit im Februar 1907 ihre Konstruktionszeichnung vor. Erstere gründen
Penta, die anderen Archimedes.
Der erste 2-PS-Motor soll mit Paraffin/Kerosin laufen, wird aber ein Misserfolg. Doch die Hults stellen daraufhin in
Rekordzeit den ersten 2-Zylinder–Außenbordmotor der Welt her. Der ruhige Lauf
übertrifft alle Ewartungen; denn der Motor ist nach dem so genannten Ausgleichssystem gebaut, das auf jeder Kurbelwellenseite einen Zylinder hat. Auf das
erste 2,5-PS-Modell folgt auf der „Baltic
Der Mini:
1958 ist der
MD-1 der
kleinste
Diesel mit
Direkteinspritzung.
Exhibition“ 1914 ein 5-PS-Motor. Nachdem Penta 1921 seinen ersten U-2-Außenborder vorstellt, lieferen sich Penta und
Archimedes einen harten Konkurrenzkampf. Archimedes-Motoren beherrschen in dieser Zeit die Rennszene in
Europa.
1941 wird Archimedes von Electrolux
übernommen, Penta folgt drei Jahre
später.
Die weitere Entwicklung in Stichworten:
1953 baut NV-Marine ebenfalls Außenborder, die später Crescent heißen. 1960
werden alle Außenbordermarken, wie
Archimedes, Penta, Crescent und Monark,
in Uppsala konzentriert. 1973 steigt Volvo
Penta ein. Und führt lediglich Volvo Penta
und Archimedes weiter.
unter dem Markenzeichen
Duoprop eine marktreife Lösung vor. Die Vorteile gegenüber Einzelpropellern bei Gleitbooten: leichteres Steuern,
Gleitfahrt bei niedrigeren Geschwindigkeiten, besserer Grip
bei Kurvenfahrten. Allerdings
löst der Duoprop nun auch das
Dieselmotoren-Problem, das
hohe Drehmoment ins Wasser
zu bringen.
US-Wasserski-Fans beim Trailern: Der neue Z-Antrieb AQ 8o
mit dem B-16-Motor erschließt für sie neue Erlebniswelten.
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New York Boatshow 1959: Vorstellung
der neuen Aquamatic. Ex-Boxweltmeister
Ingemar Johansson (rechts) als Gast.
Mit IPS beginnt
die neue
Zeitrechnung
Damit läuft auch eine kostenintensive Anti-DuopropAnzeigenkampagne des amerikanischen
Konkurrenten
MerCruiser ins Leere.Unter der
Überschrift „Do you want prewar technology“ und der Konstruktionszeichnung eines „Italien Torpedo 1936“ versuchte
man, den Bootsfahrern weis zu
machen, dass die Vorkriegstechnik rein gar nichts bringt.
Inzwischen fährt auch der MerCruiser-Fan doppelt.
Neben dem Klapppropeller,
mit dem Volvo das Problem
niedrigen Wirkungsgrades und
unzureichender Eigenschaft bei
Rückwärtsfahrt löst, verblüffen
die schwedischen Innovationskünstler mit der IPS-Idee die
gesamte Yachtwelt erneut.
Bis 2005 fuhren alle Freizeitboote ausschließlich Antriebs-
systeme, bei denen nach hinten
gerichtete Propeller arbeiten.
Was würde passieren, wenn die
Propeller nach vorn gerichtet
sind wie bei einem Flugzeug?
Volvo-Ingenieure wagen das
Experiment. Heraus kommt
der IPS-Antrieb. Die nach vorn
gerichteten Propeller arbeiten
bei dieser Anordnung ohne
Störeinflüsse mit einem besseren Wirkungsgrad.
Es würde den Rahmen sprengen, hier auf alle – nahezu unüberschaubaren – Innovationen der Volvo-Penta-Motorenwelt einzugehen, speziell auf
dem Marinediesel-Sektor.Aber
damit winkt nun endlich ein
zukunftsträchtiger Markt auch
in Übersee, auf dem Volvo Penta bei der bislang grenzenlosen Benziner-Begeisterung der
Amerikaner kaum „einen Blumentopf gewinnen“ konnte.
Vielleicht ein neuer Ansatz
für die nächsten hundert Jahre?
TEXT: RAINER BERGMANN
FOTOS: VOLVO-PENTA-ARCHIV