18 WEGBEREITER EssPress Nr. 06 • 2015 WEGBEREITER Nr. 06 • 2015 EssPress 19 »Essen ist metaphorisch ein Eisbrecher« »Berlin braucht so ein Kino wie unseres« Josefin Vargö, Experience und Food Designer Carla Molino, Mitinhaberin von Il Kino Josefin Vargö www.josefinvargo.com Foto: Henning Köstler / HiPi Wo früher in einer alten Backstube der Teig geknetet wurde, sind im Il Kino seit rund einem halben Jahr ausgewählte Programmfilme zu sehen. „Als ich nach Berlin gekommen bin, habe ich als Kinoliebhaberin solche Filme vermisst“, erzählt die gebürtige Italienerin Carla Molino. Sie ist mit ihren Kollegen Daniel Wuschansky und Kristian Pålshaugen Teil des deutsch-italienisch-norwegischen Gründerteams. Das Il Kino ist kein gewöhnliches Kino, sondern besitzt einen Bar- und Cafébereich. „Bei uns ist es wichtig, die Filme zusammen zu sehen und sich danach zu treffen, um etwas zu trinken und über die Filme zu reden“, beschreibt Daniel Wuschansky das Konzept. Molino brachte die Idee mit aus Rom, wo sie 2011 gemeinsam mit ungefähr 50 weiteren Filmemachern ein ähnliches Kino eröffnete. „Wir zeigen Filme ,out of the mainstream‘, oft in Originalversion, mit englischen oder deutschen Untertiteln.“ Ein Besuch im Il Kino lohnt sich nicht nur der Filme wegen. Im Bistroteil gibt es Cocktails, Softdrinks, Kaffee und natürlich italienische Weine. Auch die Speisekarte ist italienisch geprägt: Es gibt hausgemachte Pasta, Salate, Schinken, Käse und am Wochenende erweitert sich das Sortiment um ein Frühstücksangebot. (sls) »Wir wollen ein Café möglichst müllarm betreiben« Nathalie Brucks, Mitglied des Himmelbeet-Teams Sein eigenes Gemüse anzubauen ist manchmal gar nicht so leicht, vor allem in der Stadt. Das dachte sich auch Hannah Lisa Linsmaier (Foto links), als sie 2012 das Himmelbeet ins Leben rief, einen interkulturellen Gemeinschaftsgarten. „Der Garten ist ein Ort der Begegnung und des Austausches, in dem die unterschiedlichsten Leute zusammenkommen“, so Linsmaier. Das Himmelbeet geht mittlerweile in die dritte Gartensaison. Neues Herzstück des Gartens ist das selbstgebaute Garten-Café. Seit letztem Sommer werkeln ehrenamtliche Helfer an dem Gebäude, das nun endlich in der Endphase steckt. Mit ihrem Café will das Himmelbeet-Team ein umweltfreundliches und verpackungsarmes Konzept verfolgen. Low-Waste-Café nennen sie diese Idee. Sowohl eine Open-Air-Ausstellung als auch ein für jeden online einsehbarer Leitfaden sind in Planung. „Es soll ein Restaurant werden, am Wochenende auch mit Frühstück und abends mit Veranstaltungen“, beschreibt Nathalie Brucks (Foto rechts), ein weiteres Mitglied des Himmelbeet-Teams, das Café. Besonders freut sie sich auf eine Veranstaltungsreihe, die bereits im letzten Jahr stattgefunden hat, die Gartendinner. Bei Kerzenschein und Musik kommt ein vegetarisches Drei-Gänge-Menü auf den Tisch. Natürlich frisch zubereitet und mit Zutaten aus dem Garten. (sls) Foto: Jascha Laude / HiPi Foto: Pia Negri / HiPi Alltägliche Handlung zu einem Erlebnis machen? Das tägliche Essensritual inszenieren?Josefin Vargö ist fasziniert von den Möglichkeiten, die sich aus der Nahrungsmittelaufnahme ergeben können. „Essen ist ein Ritual, das wir alle gemeinsam haben. Es schafft Verbindungen zwischen den unterschiedlichsten Menschen“, so die Schwedin. Josefin Vargö hat im Bite Club aus den Whisky sorten der schottischen Destillerie Dufftown einige Hingucker kreiert. Zum Beispiel ein Sorbet mit Blüten. Oder den Drink in einer Asia-Box serviert mit Strohhalm und einem Glückskeks dazu. Auch sind es oft essbare Materialien, die von der Keramikerin für ihre Installationen verwendet werden. „Ich möchte die Verbindung von Natur und Essen offenlegen und den Menschen bewusst machen, woher ihre Nahrung eigentlich stammt“, erklärt Josefin Vargö. So inszenierte sie ein Dinner in Stockholm, bei dem die Gäste das Gemüse selbst pflücken und zubereiten konnten. (pia) Il Kino Himmelbeet Nansenstraße 22, Neukölln, www.ilkino.de, Kinopreise: Mo bis Do 6 € (5 €), Fr bis So 7,5 € (6 €) Ruheplatzstraße 12, Wedding, www.himmelbeet.de, Vormerkung für Gartendinner am 19.06. um 19:00 Uhr (25 €) an: [email protected] »Eis soll Spaß machen. Aber bei uns macht es besonders Spaß, weil du live dabei bist« Steve Hartzsch, Sommelier im Hotel Das Stue Große Namen beeindrucken ihn herzlich wenig. Weine, die sich geschmacklich schnell und einfach selbst erklären, reizen ihn nicht. Für Steve Hartzsch stehen Emotion und Abenteuer im Mittelpunkt. Der gebürtige Zwickauer ist seit ein paar Wochen Sommelier bei Sternekoch Paco Pérez und setzt den Schwerpunkt bei seiner Selektion auf deutsche und spanische sowie österreichische und portugiesische Produktionen kleinerer Weingüter. Er konzentriert sich auf jene Rebsorten, deren Herkunft sich im Geschmack widerspiegelt und die sich durch feine Aromen auszeichnen. Wie etwa bei einem erlesenen Riesling aus der Moselregion. Oder auch bei Listán Negro aus Teneriffa, beim mallorquinischem Manto Negro und dem Mencia. Alles Traubenarten, die regional verwurzelt sind. Allerweltsweinen à la deutscher Spätburgunder, Grauburgunder und Sauvignon Blanc gibt Hartzsch auf seiner Karte bewusst so wenig Platz wie nur möglich. „Meine Aufgabe als Sommelier ist es, den Gästen zu zeigen, was es alles noch gibt. Die Weinwelt setzt insgesamt zu sehr auf Massengeschmack. Das ist falsch. Sie kreieren Produkte, passen diese dem vorherrschenden Geschmack an und überschminken sie dabei. Wein ist aber ein Naturprodukt“, meint der Sommelier kritisch. Bedingungslose Liebe zu Wein? Fast. Mit einer Einschränkung: „Es gibt Gerichte, zu denen ein Bier einfach besser passt.“ (aw) 5 – Cinco by Paco Pérez im Das Stue Hotel, Drakestraße 1, Tiergarten, Tel. 030 311 72 20, www.5-cinco.com Woop Woop IceCream Charlie’s Beach-Gelände, Friedrichstraße 48, Mitte, www.woopwoopicecream.de, Eis: 3,50 € Foto: Henning Köstler / HiPi »Interessant sind die Winzer, die stur ihren eigenen Weg gehen« Treffen sich ein Physiker und ein Betriebswirt. Sagt der eine zum anderen: lass uns eine Firma gründen. Drei Jahre und etliche Versuche später ging der Woop Woop IceCream Truck auf die Straße. „Woop Woop“ ist ein Ausdruck der Freude, des Excitements, einer freudigen Aufgeregtheit. Und genau das wollen die beiden Gründer Philipp Niegisch, der Betriebswirt, und Boris König, der Physiker, mit ihrem Eis vermitteln: „Wir produzieren Eis frisch und spektakulär vor den Augen der Leute und schaffen so ein besonderes Eiserlebnis.“ Damit das funktioniert, verwenden die beiden Flüssigstickstoff mit einer Temperatur von minus 196 Grad. Zu der Eiskrem-Basis, einer Mischung aus Sahne, Milch und Zucker, werden in eine goldene Schüssel die frischen Zutaten und der Stickstoff gegeben. Nach jeder Menge Dampf ist das Eis nach ungefähr einer halben Minute fertig. „Das Sortiment ist auf drei Eissorten beschränkt, die jede Woche wechseln“, erklärt Niegisch. Einen Klassiker, zum Beispiel Chocolate Brownie, um auch die konservativen Eisesser rumzukriegen. Eine etwas ausgefallenere Sorte, wie beispielsweise Wildberry Poppyseed, für Leute, die Lust haben, etwas Neues auszuprobieren. Und eine dritte Sorte, die je vom Wetter abhängig ist. In den Sommermonaten können Eiskenner auf Sorten wie Mango-Rosmarin- oder Zitronen-BasilikumSorbet gespannt sein. (sls) »Eigentlich esse ich lieber herzhaft als süß« Sabine Dubenkropp, Inhaberin der Confiserie Mélanie Foto: Henning Köstler / HiPi Foto: Henning Köstler / HiPi Philipp Niegisch, Mitinhaber von Woop Woop IceCream Tradition und Moderne. Sabine Dubenkropp hat mit ihrem Laden eine entspannte Kombination dieser beiden Gegensätze geschaffen. Die alte Vitrine mit der großen Auswahl verschiedenster Pralinensorten ist das Herzstück der Confiserie. Süße und gängige Kreationen wie Vanille, Karamell, Espresso und Eierlikör bietet Dubenkropp hier an. Speziell wird es mit den Geschmacksrichtungen Spargel, Bärlauch, Oriente und Balsamico. Klingt außergewöhnlich, schmeckt hervorragend. Und noch besser, wenn man bei der Herstellung der kugeligen Süßigkeiten zuschauen kann. Die Küche im Kellergeschoss hat nämlich eine gläserne Decke, durch die interessierte Pralinennascher Sabine Dubenkropp genau auf die Finger gucken können. Seit 2008 ist die gelernte Köchin Inhaberin der Confiserie Mélanie, die schon mehr als 70 Jahre in Charlottenburg besteht. Anfang des Jahres hat sie Berlin sogar zur Schokoladenhauptstadt gemacht: als German Chocolate Master 2015 darf sie ihr Heimatland bald bei den Weltmeisterschaften in Paris vertreten. (pia) Confiserie Mélanie Grolmanstraße 20, Charlottenburg, Tel. 030 313 83 30, www.bei-melanie.de
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