Pressemitteilung - Universität Tübingen

Hochschulkommunikation
Pressemitteilung
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leiter
Antje Karbe
Pressereferentin
Die komplexe Logistik der Pflanzenzelle
Forscher der Universität Tübingen zeigen durch „Festhalten“ von
Rezeptorproteinen erstmals, wie Pflanzenzellen Proteine transportieren
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Tübingen, den 07.03.2016
Der Transport von Proteinen ist die Grundlage für Teilung, Wachstum und
Differenzierung pflanzlicher Zellen. Zudem dient der Proteintransport
auch der Kommunikation der Zellen miteinander, der Verarbeitung von
extrazellulären Signalen und er ermöglicht es Pflanzen, auf Umwelteinflüsse und Schädlingsbefall zu reagieren. Mit einer völlig neuartigen Untersuchungsmethode ist es einer Forschungsgruppe des Zentrums für
Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) der Universität Tübingen gelungen, einen zentralen Bestandteil dieser hochkomplexen Transportprozesse in Pflanzenzellen aufzuklären. Die Ergebnisse wurden am Montag im
Fachjournal Nature Plants veröffentlicht, DOI: 10.1038/nplants.2016.17
Ein Teil der Signalverarbeitung in Pflanzenzellen erfolgt durch den Abbau
von Proteinen in der zentralen Vakuole, dem größten Organell der Zelle.
Um diese Aufgabe erfüllen zu können, muss die Vakuole ständig mit abbauenden Enzymen versorgt werden. Diese werden zunächst in einem
spezialisierten Raum der Zelle, dem endoplasmatischen Retikulum (ER),
hergestellt und dann zur Vakuole transportiert. Dieser Transport verläuft
über verschiedene Zwischenstationen: den Golgi-Apparat, das transGolgi Netzwerk (TGN), und das multivesikuläre, späte Endosom. Für den
Transport dieser abbauenden Enzyme braucht es Rezeptorproteine, die
die abbauenden Enzyme erkennen und ihren Transport ermöglichen. Der
Forschungsgruppe von Dr. Peter Pimpl aus der Abteilung für Entwicklungsgenetik gelang es nun, diesen Teil des Transportprozesses zu entschlüsseln.
Da solche Prozesse innerhalb von Zellen sehr dynamisch und schnell
ablaufen, entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
eine innovative und zukunftsweisende Methode um die Rezeptorproteine
„festzuhalten“. So war es erstmals möglich, quasi in Zeitlupe die Interaktionen der Rezeptoren mit den abbauenden Enzymen in lebenden Zellen
zu untersuchen. Dabei wurde die Bindungsregion der Rezeptoren durch
sich selbstausbildende Immunkomplexe festgehalten. Anschließend wur-
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den die Interaktionen mit den Enzymen durch hochauflösende spektromikroskopische Untersuchungen analysiert.
Hierbei zeigte sich, dass die Rezeptoren entgegen früheren Vermutungen nur für den Transport
über einen bestimmten Abschnitt bis zum TGN verantwortlich sind, während der Weitertransport zur
Vakuole keine Rezeptoren erfordert. Die Tübinger Forscher konnten diese Ergebnisse bestätigen,
indem sie zeigten, dass auch Enzyme, die nicht von den Rezeptoren erkannt werden, in die Vakuole transportiert werden, wenn sie direkt in das TGN eingespeist werden.
Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme von Tabakzellen
Links: Zelle mit Ankerproteinen im Endoplasmatischen Retikulum (ER, grün) und abbauenden Enzymen in der
Vakuole (rot) ohne die Ausbildung von Immunkomplexen zwischen Anker und Rezeptor.
Rechts: Die Ausbildung der Immunkomplexe zum „Festhalten“ (Immobilisierung) des Rezeptors (grün) führt
zur Überlagerung der Signale von Rezeptor und abbauenden Enzyme (rot) im ER und beweist die Bindung
(Überlagerte Signale sind gelb dargestellt).
Abbildung: Peter Pimpl/Universität Tübingen
Publikation:
Künzl, F., Früholz, S., Fäßler, F., Li, B., and Pimpl, P. (2016). Receptor-mediated sorting of soluble
vacuolar proteins ends at the trans-Golgi network/early endosome. Nature Plants, DOI
10.1038/nplants.2016.17, Advance Online Publication (AOP) on 07 March 2016.
Kontakt
Dr. Peter Pimpl
Universität Tübingen
Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen
Entwicklungsgenetik
Auf der Morgenstelle 32 ∙ 72076 Tübingen
Telefon +49 7071 29-78889
[email protected]
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