Vortrag Gregory - Auswirkungen Mindestlöhne 2015_10_06

Auswirkungen von Mindestlöhnen im
Dachdecker-Handwerk
Terry Gregory
ZEW Mannheim
Volkswirte-Forum, Handwerkskammer Münster,
6. Oktober, 2015
Terry Gregory
Auswirkungen von Mindestlöhnen im Dachdecker-Handwerk
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Übersicht des Vortrags
1
Der Mindestlohn im deutschen Dachdeckerhandwerk
2
Beschäftigungseffekte des Mindestlohnes
3
Lohnwirkungen des Mindestlohnes
4
Fachkräfteentwicklung und Solo-Selbstständigkeit
5
Implikationen für das deutsche Handwerk
Terry Gregory
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Der Mindestlohn im deutschen Dachdeckerhandwerk
Mindestlohn (ML) seit 1997
.5
1995
2008
0
.1
.2
Dichtefunktion
.3
.4
Hohe und steigende
Betroffenheit vom ML in
Ost-DL
.6
Ausgeprägter Niedriglohnsektor
Abbildung: Real-Stundenlohnverteilung in
Ost-DL vor und nach der ML-Einführung
5
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7
9
11
13
15
Stundenlohn (in Euro)
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Verminderte Beschäftigungschancen in Ost-DL
Kontrollgruppenansatz
Erwerbsbiographien aus den administrativen Daten des IAB
Vergleich zwischen Dachdeckern (mit ML) und vergleichbaren
Installateuren (ohne ML)
Beschäftigungseffekte
Verminderung Weiterbeschäftigungs-WS in Ost-DL (ca. 2-3%)
Effekte geringer in West-DL (ca. 0-1%)
Gründe für die Effekte in Ost-DL
Hohe Betroffenheit
Allg. konjunkturelle Abschwungphase im Bausektor
Begrenzter Spielraum für Preiserhöhungen
Be-Effekte vermutlich getrieben von kleinen Unternehmen
(Profitabilität & , Kraft et al. 2012)
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Reduzierte Beschäftigungschancen auch bei
Facharbeitern
Abbildung: ML-effekt auf die Weiterbeschäftigungs-WS nach Einkommensgruppen
dec 1
dec 2
dec 3
dec 4
dec 5
dec 6
dec 7
dec 8
dec 9
dec 10
0.0
-2.0
ATT in percentage points
-4.0
-6.0
-8.0
-10.0
-12.0
-14.0
1997-2001
2002-2004
2005-2007
Note: The figures only display effects that are significant at least at the 5% significance level.
Mögliche Gründe:
Vermehrter Einsatz arbeitseinsparender Technologien in allen Lohngruppen
Skaleneffekt aufgrund höherer Betriebskosten (Fachkräftenachfrage &)
überlagert Substitutionseffekt (Fachkräftenachfrage %)
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Verbesserte Entlohnung von Geringverdienern
Quantile Treatment Effect
5
10
-5
-5
0
0
Quantile Treatment Effect
5
10
15
Western Germany
15
Eastern Germany
0
.2
.4
.6
.8
1
0
.2
.4
Quantile
95-CI
RIF-OLS
.6
.8
1
Quantile
OLS
95-CI
RIF-OLS
OLS
Substantielle Erhöhung der Reallöhne; davon profitieren Beschäftigte bis
zum 60-Prozent Quantil der Lohnverteilung in Ost-DL
Unerwartete Nebeneffekte: Reduktion der Reallöhne bei qualifizierten
Fachkräften mit langjähriger Erfahrung im Sektor/Betrieb
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Lohnstagnation bei besser bezahlten Facharbeiten
15
-5
-10
-10
-5
Quantile Treatment Effect
0
5
10
Quantile Treatment Effect
0
5
10
15
20
Western Germany
20
Eastern Germany
0
.2
.4
.6
.8
1
0
.2
.4
Quantile
.6
.8
1
Quantile
Very small firms
Small firms
Very small firms
Small firms
Large firms
Very large firms
Large firms
Very large firms
Lohnzurückhaltung ging von Kleinbetrieben aus
Wenig Spielraum für Preiserhöhungen in konjunktureller Abschwungphase
Zunehmende Arbeitskostenbelastung (Anstieg ca. 22%)
→ Resultate deuten auf sinkende Bildungsrenditen im DD-Handwerk
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Fachkräfteentwicklung
1.5
1.25
1
.25
0
0
.25
.5
.75
roofers minus plumbers
1.5
1.25
1
.75
.5
roofers minus plumbers
1.75
1.75
2
Western Germany
2
Eastern Germany
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
year
Master craftsmen examinations
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
year
Apprentices
Master craftsmen examinations
Apprentices
Bestand an Auszubildenden und Meistern reduziert sich stärker..
..im Dachdecker- im Vergleich zum Installateurhandwerk
..in Ost-DL im Vergleich zu West-DL
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2008
Entwicklung der Solo-Selbstständigkeit
2.5
2
1.5
.5
1
Share of sole traders (roofers minus plumbers)
2.5
2
1.5
1
.5
Share of sole traders (roofers minus plumbers)
3
Western Germany
3
Eastern Germany
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
1994
1996
year
1998
2000
2002
2004
2006
year
Anteil an Solo-Selbstständigen steigt stärker an..
..im Dachdecker- im Vergleich zum Installateurhandwerk
..in Ost-DL im Vergleich zu West-DL
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2008
Implikationen für das deutsche Handwerk
Primäres politisches Ziel erreicht:
Substantielle Lohnerhöhungen für Geringverdiener
Reduktion der Lohnungleichheit
Unerwartete Nebenwirkungen des ML:
Abnehmende Bildungsrenditen verschärft Fachkräftemangel
Veränderungen der Firmenlandschaft
I
I
Kleine (große) Firmen verlieren (gewinnen) Marktanteile
Anstieg der Solo-Selbstständigkeit (Subunternehmer?)
Ähnliche Wirkungen bei vergleichbaren Handwerken zu erwarten?
Zentrale Rolle bei Gestaltung des Mindestlohnes:
Sensibles Vorgehen bei der Festsetzung der Höhe
Unterschiedliche regionale Preisniveaus beachten (Ost/West ML?)
Qualifikationsspezifische Lohnhierarchie sicherstellen (Fachkräfte-ML?)
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Referenzen
Aretz, Bodo, Melanie Arntz, Sandra Gottschalk, Terry Gregory, Michaela Niefert, Christian Rammer,
Helmut Schröder und Holger Schütz (2011) “ZEW-Studie zu den Wirkungen eines Mindestlohns in
der Dachdeckerwirtschaft”, Gutachten für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).
Presse: “Wirkungen von Mindestlöhnen im Dachdeckerhandwerk und in der Abfallwirtschaft”, ZEW
News No 12 (2011)..
Aretz, Bodo, Melanie Arntz und Terry Gregory (2013) ,“The Minimum Wage Affects Them All: Evidence
on Employment Spillovers in the Roofing Sector” German Economic Review, 14 (3), 282-315.
Presse: “Mindestlohn senkt Beschäftigungschancen von Facharbeitern in Ostdeutschland”, ZEW
News, No. 12 (2012)
Aretz, Bodo, Melanie Arntz, Terry Gregory und Christian Rammer (2012), “Der Mindestlohn im
Dachdeckerhandwerk: Auswirkungen auf Beschäftigung, Arbeitnehmerschutz und Wettbewerb”
(joint with Bodo Aretz, Melanie Arntz and Christian Rammer), 2012, Journal for Labour Market
Research, 45 (3), 233-256.
Gregory, Terry (2014) “When the Minimum Wage Bites Back: Quantile Treatment Effects of a Sectoral
Minimum Wage in Germany”, ZEW Discussion Paper No. 14-133.
Presse: “Mindestlohn senkt Bildungsrenditen im ostdeutschen Handwerk”, ZEW News, No. 3 (2015);
ZEW press release on 9.3.2015 “Mindestlohn drückt Bildungsrenditen im ostdeutschen Handwerk”.
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Kontakt
Dr. Terry Gregory
Senior Researcher
Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
L7, 1
68161 Mannheim
Tel.: +49 621 1235-306
Fax: +49 621 1235-225
E-Mail: [email protected]
Internet: www.zew.de/de/mitarbeiter/TGR
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