GFU Fecht-News Ausgabe 3 Dezember 2015 Sommerzeit war Trainingszeit Impressum: Grazer Fecht-Union ZVR 03964065 Gaußgasse 3, 8010 Graz Berichte von: Dr. Joachim Wargalla Alfred Mark Kontakt: E-Mail: [email protected] www.gfu-fechten.at Seite 2 GFU-NEWS Dezember 2015 Vorwort von Trainerin Lissy Knechtl Liebe GFU‘ler, Es ist beinahe unwahrscheinlich, wie toll sich unsere Gruppe in den letzten Monaten entwickelt hat. Ich freue mich immer wieder, dass unsere Sportler (egal welchen Alters) einen so großen Spaß am Fechten gefunden haben. Einer meiner Schwerpunkte im Fechten bei der GFU liegt darin, Freude an der tollen Kombisportart Fechten (Körper und Geist werden gleichermaßen gefordert) zu haben, sowie Freunde fürs Leben zu finden. Bekanntlich sind Sportsfreunde Freunde fürs Leben. Besonders wichtig ist es mir auch, dass wir den Blick darauf nie verlieren sollten, dass wir ein Verein mit sind. Mittlerweile sind wir ein unheimlich starkes Team und ich freue mich, wenn die Jugendlichen mit Freude der Anfängergruppe tatkräftig zur Seite stehen. Dadurch kann man sehen, mit wieviel Freude und Liebe wir unsere Sportart betreiben. Turnierbesuche sollten sowohl für Kinder, wie auch für Eltern stets Spaß bringen und eine Belohnung für die fleißige Arbeit darstellen. Wenn wir dabei auch noch erfolgreich sind, dann ist geteilte Freude doppelte Freude!!! Ich denke, dass wir uns stets weiterentwickeln und dafür möchte ich auch an dieser Stelle einmal Danke an unsere Sponsoren und Eltern sagen, die uns sowohl finanziell, wie auch tatkräftig unterstützen. Ich wünsche euch heute schon eine besinnliche Zeit mit lieben Menschen, die euch umgeben, und denkt wieder mal daran: der Weg ist das Ziel! Genießt und lebt ihn! Ich freue mich auf ein gesundes und sportliches Wiedersehen im neuen Jahr 2016!! Alles Liebe Eure Lissy Seite 3 GFU-NEWS Dezember 2015 Gesundheit und Fechten Erkrankungen der Lenden-Becken-Hüftregion im Jugendalter (11-19 Jahre) Wie im Kindesalter gilt auch im Jugendalter ganz allgemein, dass Kreuzschmerzen selten sind! Wir sprechen hier nicht von Verspannungen nach hartem Training, diese lösen sich ja nach kurzer Zeit mit Dehnungsübungen und Magnesiumeinnahme vollständig auf. Hier werden Erkrankungen beschrieben, die mit ausstrahlenden Schmerzen, schmerzbedingten Bewegungseinschränkungen und Körperfehlhaltung einhergehen können. 1 Spondylitis rheumatica (rheumatische Wirbelsäulenentzündung besonders am Übergang Wirbelsäule-Becken) Kennzeichnend ist der Rückenschmerz, wenn man liegt, besonders in der Nacht. Bei sehr starken Schmerzen ist ein Liegen nahezu unmöglich, oft wird hier von einer ungesunden Matratze ausgegangen, ein Neukauf bringt aber keine Besserung. Diese Erkrankung ist vererbt und bedarf einer weiteren Abklärung und Therapie. 2 Spondylolyse und Spondylolisthese ( Spaltbildung der Wirbelgelenke, besonders am 5. und 4. Lendenwirbel mit Verlust der Verankerung der Wirbel untereinander. Daraus kann sich ein Wirbelgleiten ergeben. Diese Erkrangung ist in ihrer Anlage angeboren und wird durch entsprechende Überanstrengung oft frühzeitig ausgelöst – häufiges Rückwärtsbeugen beim Turnen und Schmetterlingschwimmen) Es finden sich Rückenschmerzen, ausstrahlend bis in die Beine, mit einem morgendlichen Schmerzgipfel und starke Schmerzen unter dynamischen ( Heben, Tragen, Bücken ) und statischen (Stehen, Sitzen) Überbelastungen. Orthopädische Therapie und Stabilisierung sind nötig. Fortsetzung folgt.... Dr. Christoph Zölß Ordinationen in Graz : St Peter Hauptstraße 89/1 , 8042 Graz Genossenschaftsweg 5 , 8010 Graz Terminvereinbarung Tel: +43 650 2301227 Beratung und Planung bei chirurgischen Erkrankungen Allgemein chirurgische Operationen z.B.: Leistenbruch, Gallenstein, Hämorrhoiden, Marisken Gefäßchirurgische Operationen.: z.B: Durchblutungsstörung, Wundheilungsstörung, Krampfader Seite 4 GFU-NEWS Dezember 2015 Der Sommer im Zeichen unserer Leidenschaft Wenn man aufgrund unserer Aktivitäten auf Homepage und Facebook geglaubt hat, wir würden in den Sommerferien tatenlos am Strand liegen, Muscheln sammeln, Sandburgen bauen etc...., der hat sich schwer getäuscht: Bamberg - Bad Segeberg - Jeruzalem, hießen unsere Stationen auf dem Weg in die neue Saison! Begonnen haben wir in einer fränkischen Idylle in der Nähe von Bamberg, der ehemaligen Heimat von Armin Stadter. Umrahmt von der heimeligen Umgebung einer alten, zum Gasthof umfunktionierten Mühle wurde täglich 6 Stunden trainiert: Nach der ersten Woche gings dann hinauf in den hohen Norden, in die Heimat der Fechtgemeinschaft Bad Segeberg. Im Haus von Armin wurde genächtigt (VIELEN DANK ARMIN), im Landesleistungszentrum Fechten trainiert. Aus 6 wurden 9 Stunden Training täglich, es kam Frei- und Rundenfechten dazu (ca. 60 Gefechte pro Woche). Seite 5 GFU-NEWS Dezember 2015 In Jeruzalem gab es wieder extensive und intensive Kraft- und Ausdauereinheiten sowie tägliche Lektionen für alle. danke an die Familie Zölss die uns mal wieder sehr liebevoll in ihren 4 Wänden in Jeruzalem aufgenommen hat. Die letzte Woche (mit 2 Tagen Pause zum Wäsche waschen daheim) gehörte natürlich wieder Jeruzalem in Slowenien, wo Lissy Knechtl wieder das Regiment übernahm: Seite 6 GFU-NEWS Dezember 2015 Wettkämpfer und ihre Erfolge Jan Schuhmann als 99ers Jäger Jan Schuhmann, hat beim Saisonauftakt der U17-Degenfechter in Treibach für Furore gesorgt. Der erst 14jährige Ursulinenschüler, der mit Jahrgang 2001 im ersten Jahr der U17-Klasse angehört, erreichte im internationalen Teilnehmerfeld Platz 6 und ist damit der einzige Kadettenfechter, der sich zum Jäger des starken 99iger Jahrgangs in der Österreichischen U17-Rangliste entwickelt hat, die auch schon letztes Jahr diese Rangliste dominiert haben. Der erst 13 jähriger David Knechtl schafft halbe Qualifikation für die U17 Europa- und Weltmeisterschaft David Knechtl und Jan Schuhmann fochten beim U17-Europacup-Auftakt im türkischen Ankara: Den Vogel schoß der noch in der U14 startberechtigte 13jährige David Knechtl in Ankara ab. Nachdem er im ersten KO-Gefecht den Klagenfurter Biro nach 3:7-Rückstand am Ende sicher mit 15:12 besiegt hatte, mußte er gegen die Nummer 8 der Setzliste, den Türken Esay, ran. Auch ein 3:8-Rückstand konnte den 13jährigen Ursulinenschüler David nicht umwerfen. In einem hochspannenden Match behielt er die Nerven, kämpfte wie ein Löwe und besiegte den Türken schließlich mit 15:13. Endstation war für David dann erst der Grieche Tsokas, der am Ende 3. wurde! Mit Platz 24 schaffte David somit eine halbe Qualifikation für die U17-Europa- und Weltmeisterschaft, was im Herrendegenfechten in Österreich noch nie einem B-Jugendlichen gelungen ist (noch nicht einmal Bruder Lukas). Jan Schuhmann und David Knechtl Dass hätten sich unser Youngstars im Mai 2015 nicht träumen lassen, als sie ihr erstes Kadetten-(U17)-Turnier, die Österreichischen Meisterschaften, in Salzburg bestritten: In Windeseile rollten beide die Rangliste von hinten auf und stehen nun auf Platz 7 und Jan (8.). Dabei startet Jan im ersten Jahr in der U17-Klasse, David darf sogar noch in der U14 starten! 5 Monate nach ihrem ersten Auftritt in der U17 erhielten beide nun eine tolle Belohnung: Nach einem Anruf von Bundestrainer Burghardt heute bei Achim Wargalla dürfen David und Jan beim 2. Kadetten Europa-Cup der Saison in Klagenfurt Österreich in der Nationalmannschaft vertreten. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH Seite 7 GFU-NEWS Dezember 2015 Wettkämpfer und ihre Erfolge Gio 3. in Linz Mal wieder auf dem Stockerl machte es sich Giovanna beim Herbst-Turnier in Linz bequem. Nach lange spannendem Gefecht gewann Giovanna mit 15:12. Im Halbfinale war dann für Gio nach einem Supergefecht gegen die Linzerin Steffi Fehrer Schluß, der sie mit 13:15 unterlag. Gloxi im EM-/WM-Zug dabei In Laupheim traf sich die Weltelite der U20 Degenjuniorinnen zum Weltcup-Turnier. Für den Österreichischen Fechtverband war es das erste Qu-Turnier für die Europa- und Weltmeisterschaften 2016. Am Start waren die GFU-Fechterinnen Giovanna Nitsche und Gloria Wolkerstorfer. Während Gio (schon traditionell in Laupheim) leicht „von der Rolle war“, lieferte Gloria in ihrer Qualirunde mit 5 Siegen und 1 Niederlage eine Glanzleistung ab. Nach 4 Stunden Pause kam sie zunächst überhaupt nicht ins Gefecht, konnte dann aber mit 12:10 in Führung gehen, ehe sie durch taktische Fehler mit 13:15 unterlag. Mit Platz 36 erzielte sie jedoch unter 133 Teilnehmern als Österreicherin ein Topresultat und eine halbe EM-/WM-Qualifikation. Dass die Trauben aber in diesem Jahr höher hängen als früher zeigt, dass 5 Östereicherinnen die Quali schafften (und mit Giovanna ist auch noch zu rechnen). Die Herren waren beim Weltcup in Turku im Einsatz. Dort erreichte Lenny Tögl nach feinen 2 Siegen in der Qualirunde erstmalig ein KO im Weltcup und seine ersten Punkte für die Österreichische Juniorenrangliste. CONGRATS LENNY!! In Kapfenberg krönte sich unser Lenny Tögl zum steirischen Meister in der allgemeinen Klasse Seite 8 GFU-NEWS Dezember 2015 Wettkämpfer und ihre Erfolge GFU Jugend bei Steirischen Meisterschaften holt 3 von 4 Titeln... ...und 10 von 16 Medaillen räumten die GFU Fechter bei den U12 und U14-Jugendmeisterschaften im Degen ab, Im Herrendegen gewann David Knechtl bei der U14 souverän, Leo Zölß belegte Platz 3, obwohl er den Zweitplazierten Lach in der Runde mit 5-1 geschlagen hatte. Der U12 Titel ging ebenso an die GFU: Lorenz Klinkan gewann alle seine Gefechte, auch Simon Knechtl, der 8jährige, jüngste Sprössling der Knechtl-Familie erreichte das Halbfinale sensationell und belegte Platz 3. Im Damendegen der U14 gewnn Lucia Knechtl Silber vor Marlene Mark Die U12 im Damendegen war dann völlig in GFU-Hand: Alena Trolp gewann vor Magdalena Klinkan. Leni Meissner und die 7jährige Jara Trolp gewannen Bronze. Bild des Tages: Selten hat ein 8jähriger einen so schönen Fleche gemacht Seite 9 GFU-NEWS Dezember 2015 Wettkämpfer und ihre Erfolge GFU Fechter Lukas Knechtl und Jan Schuhmann geben Vollgas Es war mal wieder ein sehr erfolgreiches Wochenende für die Spitzenfechter der Grazer Fechtunion: Beim internationalen Ranglistenturnier im deutschen Bad Segeberg trumpfte Lukas Knechtl mit Platz 3 groß auf. In Klagenfurt beim U17-Europacup im Herrendegen überraschte Jan Schuhmann. Mit 239 Teilnehmern war es das teilnehmerstärkste Kadettenturnier im Herrendegen, das es jemals gab. Als drittbester Österreicher zeigte Jan jedoch wieder, dass er inzwischen schon in seinem ersten Kadettenjahr zur österreichischen Spitze zählt. Gloria Wolkerstorfer mit 3 klasse-KO-Gefechten 3. beim Montfort-Turnier in Feldkirch, d.h. weiter auf EM-WM-Kurs Seite 10 GFU-NEWS Dezember 2015 Wettkämpfer und ihre Erfolge David Knechtl gewinnt U14-Ranglisten-Turnier in St. Johann im Herrendegen Danke an die Fa. Hubert Auer für die stärkende Verpflegung ..ebenso aufs Stockerl fochten sich Lucia Knechtl im Damendegen in der U14 und Alena Trolp in der U12 Seite 11 GFU-NEWS Dezember 2015 Fechttraining bei der GFU – Ein Lokalaugenschein Schnell! Jetzt muss alles fix gehen. Heute hatte der Bus mal wieder Verspätung und das bedeutet Beeilung ist angesagt. Angekommen in der Garderobe begrüßt man sich mit einem kurzen Hallo und schon geht es drauf und dran die normale Kleidung gegen Sportgewand auszutauschen. Und das in Rekordzeit! Enge Fechtstutzen inklusive, was in Zeitnot zusätzliche Nerven kostet. „Die wehren sich heute aber auch besonders“, denke ich mir…Giovanna ist mal wieder die Erste beim Umziehen und marschiert schnurstracks zur Tür. „Kommst du?“ Sogleich bin auch ich fertig und der gemeinsame Klobesuch vor dem Training steht auf dem Programm. Groß Zeit lassen kann man sich dabei aber nicht, denn wer bei uns zu spät kommt bezahlt in Strecksprüngen. Pünktlichkeit ist schließlich wichtig. Achtung diese Übung kann in Ausnahmefällen zu folgenden Nebenwirkungen führen: Müdigkeit, Schweregefühl in den Beinen und Lustlosigkeit. Jedoch gibt es auch weitere, sehr zu befürwortende Effekte, wie z.B.: eine gute Bikinifigur und selbstverständlich eine gesunde Oberschenkelmuskulatur ;-) ..soviel dazu.. Doch heute gibt es so etwas nicht. Alle sind pünktlich und man wird mehr als herzlich mit einer Umarmung, einem Wangenkuss oder schlichtweg mit einem Händeschütteln begrüßt. So wie in einer großen Familie. Man unterhält sich noch kurz über das vergangene Wochenende, gratuliert anderen zu ihren Turnierergebnissen und dann beginnt auch schon das Aufwärmprogramm. „Könnt ihr bitte die Tore herausholen! Wir spielen Eierball.“, verkündet Lissy und schon flitzen unsere Mäuse und Mäuseriche eifrig, um das Spiel vorzubereiten. Eierball, wem das nichts sagt, ist eines unserer Lieblingsspiele. Es besteht ganz einfach aus einem Ball und zwei Toren und Ziel des Spieles ist es, den Ball irgendwie in das gegnerische Tor zu bekommen. Hände, Füße und ja sogar der Kopf dürfen zum Einsatz kommen. Klingt einfach? Ja vielleicht, aber tatsächlich springt der Ball oft in komplett andere Richtungen, als man das eigentlich möchte. Ein Eierball eben... Darum ist es hier besonders wichtig im Team zu spielen. Nur als Mannschaft kannst du gewinnen und das wollen hier alle. Dieses Spiel ist wie dafür gemacht um auch den Ehrgeiz ganz schüchterner Kinder zu wecken und sich tollkühn ins Geschehen zu hauen. Da kann es schnell einmal passieren, dass ein Arm zu weit ausgestreckt wird, oder ein Bein im Weg steht, wenn man an seinem Gegner vorbei will. Ich denke jeder von uns hat schon einmal erlebt, dass hier die Wogen hochgehen und die Emotionen rauskommen. Aber das ist ja nicht schlimm, das ist normal. Wo Gefühl ist, ist eben auch Emotion. Und schließlich ist es nur ein Spiel bei dem man lernt als Mannschaft zu siegen, zu kämpfen und gegebenenfalls eben auch zu verlieren. Und das Schöne daran: Sobald der Schlusspfiff da ist, gibt man sich respektvoll die Hand und ist wieder eine große Mannschaft. Eine kurze Trinkpause später gibt es dann noch die allseits geliebte Beinarbeit (Dehnen nicht vergessen!), die vielleicht nicht immer so viel Spaß macht, aber wichtig ist, wenn man später ein guter Fechter werden will. Dafür braucht es nun einmal eine ordentliche Fechtgrundlage. Man möge meinen, dass so eine kurze Beinarbeit sich nicht weiter belastend auf die Physis auswirke könne, doch auch hier steht das Motto „In der Kürze liegt die Würze“ im Vordergrund. Besonders an dieser Stelle ist es wichtig Trainer wie unsere zu haben, die ihre Schützlinge ganz genau kennen. So ist es zum Beispiel der Fall, dass ein Trainer jederzeit zwischen Simulant und echtem Erschöpfen unterscheiden können muss, um dann auch die Übungen entsprechend anzupassen. Und dann…es ist soweit. Endlich Fechten. Heute steht das Aufgabenfechten auf der To-Do Liste, wobei es darum geht, spezielle Übungen in das Freigefecht einzubauen. Das erfordert natürlich besonders hohe Aufmerksamkeit, da der Gegner ja schon im Vorhinein weiß, was ihn erwartet. In der Umsetzung sieht das dann so aus, dass man sich Finten, oder auch Täuschmanöver ausdenkt, um den Gegner auf eine falsche Fährte zu locken und bestenfalls zu einer Aktion zu verleiten, die er eigentlich gar nicht machen wollte. Die Ergebnisse werden dann in eine große Tabelle eingetragen, die auf den ersten Blick ein wenig kompliziert aussieht, doch eigentlich ganz einfach verständlich ist. Nach mehreren Gefechten setzte ich mich dann einmal kurz hin um zu verschnaufen. Das ist dann ein guter Moment um auch bei den Lektionen anderer zuzusehen. Denn auch beim Zusehen kann man im Fechten so einiges lernen! z.B.: Wie groß muss der Abstand sein, wo ist mein Ellenbogen, sitze ich tief genug (tut man im Grunde so gut wie nie ;-)) und, und, und.. „ Hey Gloria, magst du fechten? Gute Idee! “ Genug der Pause, jetzt noch ein paar Gefechte absolvieren und dann gemütlich umziehen und abwärmen. Nachdem alle Melder abgebaut sind folgt eine kurze Dehnphase. Die ist besonders wichtig, damit die Muskeln nicht allzu sehr verkürzen. Außerdem gibt es meist eine Nachbesprechung was das Training anbelangt, und es wird natürlich ein bisschen herumgeblödelt. Erschöpft aber zufrieden marschieren alle aus der Halle, die Volleyballer warten schon draußen.„ Puh das war heute wieder was, da hab ich in manchen Gefechten wirklich gute Treffer gesetzt und dann in anderen total ärgerliche Treffer kassiert, aber so ist das nun einmal.“ Morgen ist wieder ein neuer Tag, mit neuem Training. (Gloria Wolkerstorfer) Seite 12 Warum GFU GFU-NEWS Dezember 2015 Seite 13 Warum GFU GFU-NEWS Dezember 2015 Seite 14 Warum GFU GFU-NEWS Dezember 2015 Seite 15 GFU-NEWS Dezember 2015 Der steinige Weg nach oben Lukas Knechtl schreibt über seine Erfahrungen bei einem mehrmonatigen Trainingsaufenthalt im deutschen Fechtmekka Tauberbischofsheim Was macht man, wenn die Matura geschafft ist und man erst Anfang Februar zum Bundesheer muss? Diese Frage stellte ich mir, nachdem ich im Juli dieses Jahres meine Matura bei den Ursulinen Graz absolviert hatte. Die Antwort darauf ergab sich dann wie von selbst. „Ich gehe einfach ein halbes Jahr nach Tauber!" Tauberbischofsheim ist eine kleine Stadt im Taubertal, welches sich im Nord-Osten des deutschen Baden-Württemberg befindet. Trotz der geringen Einwohnerzahl (ca. 13.000) steht hier das größte deutsche Bundesleistungszentrum für Fechten. Der Grund für diese Entscheidung war nicht nur die gute Infrastruktur (Physiotherapie, Kraftraum, Kantine, Teilinternat usw.), sondern auch die Tatsache, dass dort der deutsche Bundestrainer der Kadetten und Junioren, Mario Böttcher, sein „Unwesen“ treibt. Zusammen mit dem deutschen Juniorenkader, dem ich auch angehöre, hat er im ersten Teil der Saison von Ende September bis Anfang Dezember die deutschen Qualifikationsturniere, sowie die Weltcups in Luxemburg und Bratislava besucht. Nach einer Zeit bekommt man auch in Tauber einen Alltag, obwohl es anfangs sehr ungewöhnlich war, unter Welt- und Europameistern zu trainieren. In meiner Trainingsgruppe befanden sich Rico Braun (Europameister 2014 in Jerusalem und Mannschaftsweltmeister 2015 in Tashkent), Samuel Unterhauser (Mannschaftsweltmeister 2015 in Tashkent und 5. bei den Olympischen Jugendspielen in Nanjing) und Richard Schmidt (3 bei den U23 Europameisterschaften in Vicenca). Klar bekommt man im Training ab und an mal den Ar... so richtig versohlt, aber das ist doch das Geile: Man lernt durch jede Niederlage dazu und wird von Mal zu Mal besser. Am Tag hatte ich zwei Trainingseinheiten: Lektion meistens von 11 bis 12 Uhr, dann Mittagessen und eine Runde schlafen bzw. ausruhen. Weiter ging es dann gegen 16 Uhr mit dem normalen Training, das meist aus Fußball, Beinarbeit und Fechten bestand. Der fechterische Teil wurde mittwochs teilweise von der deutschen Nationalmannschaft der Aktiven (allgemeine Klasse) verstärkt, bestehend aus Christoph Kneip, Stephan Rein, Niklas Multerer und Jörg Fiedler. Die Klasse dieser Mannschaft kann man aus der Weltrangliste herauslesen, auf welcher sie sich im Moment auf Platz 6 befindet. An diesem Abend gab es dann auch immer "Kloppereien", sodass ich immer mit mehreren blauen Flecken, einem komplett ausgelaugten Körper und einem etwas erhöhten Aggressionspotential als normal aus der Halle ging, welches aber nach 5 Minuten verflogen war, denn was auch immer in der Halle passiert, bleibt auch in der Halle. Der Tag wurde dann immer bei einem gemeinsamen Abendessen im Fechtzentrum beendet, bei dem nicht nur die Degenfechter, sondern auch die Fechter der anderen Waffen an einem Tisch zusammensaßen und sich über vergangene Turniere, Trainingseinheiten, aber auch über das Privatleben unterhielten. Nach dem Abendessen gab es Fahrgemeinschaften in den Berghof, das Internat, in dem ich das vergangene halbe Jahr gewohnt habe. Hier kochen die Internatsschüler zusammen, verbringen Zeit miteinander und unternehmen auch am Wochenende, wenn sie nicht nach Hause fahren und keinen Wettkampf haben, etwas zusammen. Auch wenn einem manchmal die Erzieherin mit ihren Vorschriften ein bisschen auf die Nerven geht, lässt es sich im Berghof gut leben. Für mich ist es nicht das Training an sich, dass die Zeit in Tauber unvergesslich macht, sondern der Alltag, der im Fechtzentrum zwar sehr frei bestimmbar war, jedoch auch seine Fixpunkte hatte. Es war zum Beispiel unvorstellbar, zu einer Lektion zu spät zu kommen, egal mit welchem Trainer. In Tauberbischofsheim gibt es natürlich mehr als einen Trainer in der Waffe Herrendegen: Der schon erwähnte Mario Böttcher ist für die Junioren und Kadetten zuständig, Didier Ollagnon ist der Bundestrainer der Aktiven und Joachim Braun ist der Vereinstrainer. „Man hat drei Trainer und somit auch drei verschiedene Lektionstypen: mit Mario lernt man gute Aktionen gegen Linkshänder, bei Didier bekommt man eine typisch französische Lektion, bei der keine technische Unebenheit unentdeckt bleibt und bei Jo Braun hat man nach der Lektion auch als toptrainierter Leistungssportler keine Luft mehr, mit anderen Worten "Er tötet einen!“ Nach gut drei Monaten an der Tauber und vielen neuen Erfahrungen, nicht nur im fechterischen, sondern auch im persönlichen Bereich, kann ich sagen: "Ich habe mich verändert!" Man wird selbständig, auch ein Stück erwachsen: Ich musste meine Wäsche selbst waschen und bügeln (anfängliche Versuche haben fast zu Katastrophen geführt), musste an den Wochenenden selbst kochen (meine selbst gemachten Sushis werden im Berghof legendär bleiben). Auch meine Probleme musste ich fast alleine lösen, habe aber in verzweifelten oder schweren Situationen auch immer meine Liebsten daheim angerufen, das sehe ich mit fast 19 Jahren (oder älter) nicht als "Verbrechen"! Ebenso musste ich mich in einer Gruppe von fast fremden Menschen durchsetzen. Das Alles hat mich weitergebracht und ich will nach dieser Zeit auch weiter hart an mir arbeiten, um meine, sehr hoch gesteckten Ziele zu erreichen. Aber in vielen Situationen habe ich mich in Tauber an einen Spruch meiner Mutter erinnert, der mir immer sehr geholfen hat: „Alles ist möglich, man muss nur daran glauben“. (Elisabeth Knechtl) Seite 16 GFU-NEWS Dezember 2015 wussten Sie, dass ... Man sollte nie mit jemandem disputieren, der sich nicht auf gleichem Niveau mit einem befindet. Wie kann man mit einem Menschen fechten, dem man das Fechten erst beibringen, ja das Schwert erst schmieden soll. Christian Friedrich Hebbel (1813 - 1863), deutscher Dramatiker und Lyriker Frohe Weihnachten und „en garde“ in ein gesundes und erfolgreiches 2016 ! Euer Team
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