Harte Schale, harter Kern? Der Einfluss von Muskulösität auf die

Harte Schale, harter Kern? Der Einfluss von Muskulösität auf die wahrgenommene
Soziabilität und Kompetenz von Männern
Dr. Dirk Kranz, Eva Helmreich, Fabrice Sigleur, Patrick Hützen, Lukas Koppers, Patrick Terhürne
Universität Trier
Einführung
Nach dem Stereotype Content Model (SCM) von Fiske et al. (2002) bestimmen zwei Faktoren die soziale Wahrnehmung: Soziabilität ( = warmth)
und Kompetenz (integrierbar in „Big-Two“ – Ansätze der Persönlichkeit). Warmth wie competence zeigen einen deutlichen Bezug zu
Geschlechterrollen: Warmth ist eine stereotyp weiblich konnotierte Persönlichkeitseigenschaft, competence eine männliche – ebenso wie
Muskulösität auf der physischen Ebene.
Hypothese
Wir gehen davon aus, dass männliche Muskulösität positiv mit competence und negativ mit
warmth assoziiert wird. Zu diesem linearen Trend nehmen wir zusätzlich an, dass Muskulösität
einen umgekehrt u-förmigen Zusammenhang mit competence wie auch mit warmth aufweist,
wobei das warmth-Maximum auf einer niedrigeren Muskulösitätsstufe liegen sollte als das
competence-Maximum (Frederick & Haselton, 2007).
Methode
• Erhebungsmethode: Online
• Stichprobe: N = 282; 58.7% weiblich, 18 bis 40 Jahre.
• Versuchsplan: 4 (Muskulösitätsgrad: Slender, Toned, Built, Brawny) × 2
(Geschlecht) ANOVA mit Messwiederholung auf dem 1. Faktor.
• Abhängige Variablen: Muskulösität, Maskulinität (One-item measures),
warmth und competence (Clausell & Fiske, 2005).
Slender
Toned
Built
Brawny
Ergebnisse
Level of Significance (α)
Effect Size (part. η2)
Effect
Muscularity
Masculinity
Warmth
Competence
Target Muscularity
<.001;
.70
<.001
.42
<.001
.27
<.001
.14
— Linear Effect
<.001
.82
<.001
.53
<.001
.37
<.001
.11
— Quadratic Effect
<.001
.49
<.001
.36
<.001
.05
<.001
.30
Gender
<.001
.07
.05
.01
<.05
.01
<.001
.07
ns
<.01
.02
Target Muscularity ×
Gender
ns
<.01
.03
Fazit
Wie angenommen werden unmuskulöse und mittel-muskulöse Männer eher soziabel (warmth) eingeschätzt als ausgesprochen muskulöse
Männer. Anders verhält es sich mit Kompetenz: Am höchsten werden hier mittel-muskulöse Männer eingeschätzt, am niedrigsten hingegen
unmuskulöse und extrem muskulöse Männer. Das warmth-Einschätzungsmaximum liegt also erwartungsgemäß auf einer geringeren
Muskulösitätsstufe als das competence-Einschätzungsmaximum.
Der Zusammenhang zwischen Muskulösität und der Attribution von warmth wie competence ist zum größten Teil linearer Art, hat aber, wie
angenommen, auch eine kurvilineare, nämlich umgekehrt u-förmige Komponente. Zusammengefasst unterstützt unsere Studie die Annahme,
dass Menschen aufgrund der männlichen Muskulösitätsausprägung in stereotyper Weise auf Soziabilität (warmth) und Kompetenz schließen.
Literatur
Fiske, S. T., Cuddy, A. J., Glick, P., & Xu, J. (2002). A model of (often mixed) stereotype content: Competence and warmth respectively follow from perceived status and competition. Journal of
Personality and Social Psychology, 82, 878-902.
Frederick, D. A., & Haselton, M. G. (2007). Why is muscularity sexy? Tests of the fitness indicator hypothesis. Personality and Social Psychology Bulletin, 33, 1167–1183.
Clausell, E., & Fiske, S. T. (2005). When do subgroup parts add up to the stereotypic whole? Mixed stereotype content for gay male subgroups explains overall ratings. Social Cognition, 23, 161181.