Institut für Geologie 14. August 2015 Medienmitteilung Geothermie: Berner Geologen bohren an der Grimsel Forschende der Universitäten Bern und Lausanne sowie der ETH Zürich werden am Grimselpass ein hydrothermales Feld untersuchen. Sie wollen mehr über Fliesswege von heissem Wasser erfahren und dadurch bessere Grundlagen für die erfolgreiche Erschliessung von Geothermie in grossen Tiefen schaffen. Die rund einmonatige Forschungsbohrung läuft seit dem 11. August. In den vergangenen zehn Jahren wurden in der Nordschweiz verschiedene kostenintensive Tiefengeothermieprojekte angegangen, aber keines von ihnen hat erfolgreich zum eigentlichen Ziel geführt: der Stromgewinnung. «Ein wichtiger Aspekt für das Scheitern der Projekte ist ein zu geringes Wissen über die geologische Situation von Fliesswegen – also der Entstehung, räumlichen Ausbreitung, Durchflussmengen und der seismischen Aktivität von heissem Wässer in Tiefen von 4 bis 5 Kilometern», sagt Daniel Egli vom Institut für Geologie der Universität Bern. Solche Tiefen sind laut Egli entweder nur indirekt mit geophysikalischen Messmethoden oder aber durch punktuelle Nadelstiche ins Erdinnere in Form von Bohrungen erkundbar. Die Prognose für die erfolgreiche Exploration von Geothermie in grossen Tiefen gestalte sich somit sehr schwierig: «Die Geothermie steckt diesbezüglich momentan in einer Lernphase.» Im Rahmen des nationalen Forschungsprogramms NFP70 «Energiewende» werden nun Berner Geologen – darunter Egli – zusammen mit Forschenden der Universität Lausanne und der ETH Zürich am Grimselpass ein hydrothermales Feld untersuchen, in welchem seit mindestens 3,5 Millionen Jahren heisses Wasser zirkuliert. In Folge von Hebung und Erosion sind heutzutage in dieser Region die ehemaligen Fliesswege und die dadurch entstandenen Gesteinsstrukturen an der heutigen Erdoberfläche zugänglich und somit studierbar. Dies erlaubt Untersuchungen zur Verteilung und Ausdehnung dieser Fliesswege sowie zu deren Entstehung. Diese ist das Resultat eines Zusammenspiels von Gesteinsdeformation durch Erdbeben und Wasserflüssen. Zugleich tritt auf rund 1900 Metern über Meer auch heutzutage noch zirka 30°C warmes Wasser aus dem Gestein, welches in der Tiefe auf über 120°C aufgeheizt wurde. «Dies beweist, dass die Wasserfliesswege auch heute noch aktiv sind», so Egli. Institut für Geologie Baltzerstrasse 1+3 CH-3012 Bern Tel.: +41 31 631 87 61 [email protected] Hoffnung auf neue Erkenntnisse für künftige Geothermieprojekte Das Forschungskonsortium der Universitäten Bern, Lausanne und der ETHZ soll all diese Aspekte der Wasserfliesswege zum einen durch Oberflächenuntersuchungen, zum anderen mittels einer Forschungsbohrung in rund 150 Metern Tiefe detailliert untersuchen. Des Weiteren entwickeln die Forschenden geophysikalische Methoden, mit denen die räumliche Verteilung von Wasserfliesspfaden in der Tiefe besser vorausgesagt werden kann. Diese sollen mit der Forschungsbohrung getestet und optimiert werden. «Die Resultate werden wichtige Erkenntnisse für zukünftige Tiefengeothermieprojekte in der Nordschweiz liefern», sagt Daniel Egli. «Sie helfen gleichzeitig auch, die geologischen Fliesspfade zu verstehen, wie sie etwa heute in der Tiefe der geothermalen Quellen von Leukerbad, Brigerbad oder Lavey les Bains zu erwarten sind.» Die Bohrung am Grimselpass läuft seit dem 11. August und dürfte ungefähr einen Monat dauern. In dieser Zeit werden Bohrkerne aus dem Gestein gezogen und von Daniel Eglis Team an der Universität Bern direkt einer ersten Analyse unterzogen. Ab der ersten Septemberhälfte sollen Forschende der Universität Lausanne geophysikalische Messkampagnen durchführen. Weitere Informationen: Medienschaffende sind eingeladen, die Fortschritte vor Ort am Grimselpass oder auf dem täglich aktualisierten Blog zu verfolgen. Auch Privatpersonen sind willkommen. Der Bohrplatz ist per Auto gut erreichbar. Um Voranmeldung wird gebeten, damit sichergestellt ist, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereit stehen um Auskunft zu erteilen. Blog: http://grimsel-bohrung.jimdo.com/ Kontakt: Dr. Daniel Egli, Institut für Geologie der Universität Bern Tel. +41 31 631 48 32 (direkt) / +41 31 631 87 61 (Sekretariat) [email protected] www.geo.unibe.ch 2 Bilder (Download der Originale: http://www.geo.unibe.ch/news/medien.htm ) Auf dem Bohrplatz beim TotenseeStaudamm wird ca. einen Monat lang gebohrt. Bild: Daniel Egli, Universität Bern Auf dem Bohrplatz beim TotenseeStaudamm wird ca. einen Monat lang gebohrt. Bild: Daniel Egli, Universität Bern Geologen der Universität Bern begleiten die Bohrung und Entnahme der Bohrkerne. Bild: Daniel Rufer, Universität Bern Daniel Egli begutachtet die Kerne direkt vor Ort und kartiert sie. Bild: Daniel Rufer, Universität Bern Geologen der Universität Bern begleiten die Bohrung und Entnahme der Bohrkerne. Bild: Daniel Rufer, Universität Bern 3
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