Poster #40 Effekte der Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe auf die Epidemiologie von PneumonieErkrankungen bei Kindern in Deutschland von 2007 bis 2011 Mathilda Diel1, Maren Laurenz1, Kathrin Krause1, Ralf Sprenger2, Andreas Busse3 1Pfizer Pharma GmbH, Berlin, 2CONVIDIA clinical research GmbH, Münster, 3Kinder- und Jugendarztpraxis, Tegernsee Fragestellung: In Deutschland begann im Jahr 2007 die Routine-Impfung von Kindern mit Pneumokokken-Konjugatimpfstoffen (PCV) entsprechend der generellen Impfempfehlung der STIKO für alle Kinder bis zum 2. Lebensjahr. Von 2007 bis 2009 wurden Kinder ausschließlich mit PCV7 geimpft. 2009 erfolgte in Deutschland die Zulassung und Einführung von höher-valenten PCVs (PCV10 und PCV13). Bereits Anfang 2010 lag der Anteil der mit PCV13 geimpften Kinder bei 70%, 2011 waren es über 90%. Während die deutliche Abnahme invasiver PneumokokkenErkrankungen nach Einführung der Impfung bei Kindern in Deutschland nachgewiesen wurde1, ist der Effekt von PCVs auf nicht invasive Erkrankungen bislang in Deutschland nicht beschrieben worden. Um diese Frage zu klären, wurde in dieser Analyse der Einfluss von PCVs auf die Epidemiologie von Pneumonie-Erkrankungen bei Kindern in Deutschland untersucht. Methoden: Retrospektive Diagnosedaten aus dem IMS Health VIP® Erhebungspanel wurden für eine Zeitreihenanalyse ausgewertet. Als primärer Endpunkt wurden die Veränderungen der ICD 10-Diagnoseraten der Pneumonie (J18) gewählt. Zusätzlich wurde die Sub-Diagnose Lobärpneumonie (J18.1) als relativ Pneumokokkenspezifische Form der Pneumonie analysiert. Die Periode vor Impfeinführung (2003-2006) stellte die Baseline dar und wurde verglichen mit den Pneumonie-Diagnoseraten in den Jahren 2007 bis 2011 (nach Beginn der generellen Impfung mit PCV7 sowie der Einführung von PCV10 und PCV13). Die Berechnung der prozentualen Reduktion erfolgte adjustiert an die Größe der jeweiligen Alterskohorte, für die statistische Analyse wurde das Poisson-Modell verwendet. Ergebnisse: Während der Baseline Periode wurden bei Kindern im Alter von 0-4 Jahren im Mittel jährlich 287.166 Pneumonie Episoden registriert. Im Jahr 2008 sanken die Diagnoseraten von Pneumonie um 17,0% (p<0,0001). In den folgenden Jahren zeigte sich, verglichen mit dem Jahr 2008, ein Wiederanstieg, der zu einer Reduktion von 10,3% im Jahr 2011 führte (p<0,0001, verglichen mit der Baseline) (Abb. 1+3). Bei der Sub-Diagnose Lobärpneumonie war die Abnahme mit 87,6% im Jahr 2008 noch deutlicher. Auch hier zeigte sich, verglichen mit dem Jahr 2008, ein Wiederanstieg und in 2011 betrug die Reduktion noch 42,4% (p<0,0001, verglichen mit der Baseline) (Abb. 5+7). Hochgerechnet erkrankten im gesamten Zeitraum 2007 bis 2011 111.133 weniger Kinder im Alter von 0-4 Jahren an einer Pneumonie als im Vergleichszeitraum vor der generellen Pneumokokkenimpfung. Die Analyse für die 5-10-jährigen Kinder ergab eine ähnliche Dynamik (Abb. 2,4,6,8). Ausgehend von einem jährlichen Mittel von 181.389 Pneumonie Episoden während der Baseline Periode, erkrankten im gesamten Zeitraum 2007 bis 2011 hochgerechnet 96.137 weniger Kinder im Alter von 5-10 Jahren an Pneumonie. Schlussfolgerung: Es zeigt sich ein deutlicher und signifikanter Rückgang der Pneumonie-Diagnosen bei Kindern in Deutschland nach Einführung von PCV7. Bei der überwiegend durch Pneumokokken verursachten Lobärpneumonie-Diagnose wurden in beiden Altersgruppen die größten Effekte beobachtet. Der Rückgang bei den 5-10 Jährigen ist durch Herdeneffekte erklärbar. Mögliche Erklärungen des Wiederanstiegs besonders in der Altersgruppe der 5-10 Jährigen könnten Veränderungen der zirkulierenden Serotypen und eine Zunahme von Erkrankungen durch Serotyp 19A sein, wie sie auch bei den invasiven Pneumokokkenerkrankungen nach Impfung mit PCV7 beobachtet wurden. Ob es durch den weitergehenden Einsatz von PCV13 zu einer erneuten Reduktion der Pneumoniefälle kommen wird, bleibt zu beobachten. Die Ergebnisse belegen die wachsende Evidenz für den positiven Effekt der PCV-Impfung bei Kindern auch bei nicht invasiven Erkrankungen. 1M. van der Linden et al., Vaccine 30 (2012) 5880-5885 400000 300000 Abb. 1: Anzahl Diagnosen 0-4 Jährige Abb. 2: Anzahl Diagnosen 5-10 Jährige 350000 250000 300000 200000 250000 DX CalYr/12/2003 DX CalYr/12/2003 200000 DX CalYr/12/2004 150000 DX CalYr/12/2004 150000 DX CalYr/12/2005 DX CalYr/12/2005 DX CalYr/12/2006 DX CalYr/12/2006 DX CalYr/12/2007 DX CalYr/12/2007 DX CalYr/12/2008 DX CalYr/12/2009 DX CalYr/12/2008 100000 DX CalYr/12/2009 DX CalYr/12/2010 100000 DX CalYr/12/2010 DX CalYr/12/2011 DX CalYr/12/2011 50000 50000 0 0 Abb. 3: Pneumonie (J18): Inzidenz Rate Ratio*, 0-4 Jährige *(Eventsyear / Cohortyear * CohortBaseline / EventsBaseline ) Abb. 5: Anzahl Diagnosen Lobärpneumonie (J18.1), 0-4 Jährige Abb. 7: Lobärpneumonie (J18.1): Inzidenz Rate Ratio*, 0-4 Jährige *(Eventsyear / Cohortyear * CohortBaseline / EventsBaseline ) Abb. 4: Pneumonie (J18): Inzidenz Rate Ratio*, 5-10 Jährige *(Eventsyear / Cohortyear * CohortBaseline / EventsBaseline ) Abb. 6: Anzahl Diagnosen Lobärpneumonie (J18.1): 5-10 Jährige Abb. 8: Lobärpneumonie (J18.1): Inzidenz Rate Ratio*, 5-10 Jährige *(Eventsyear / Cohortyear * CohortBaseline / EventsBaseline ) Korrespondierender Autor: Dr. med. Maren Laurenz E-Mail: [email protected] Pfizer Pharma GmbH Linkstraße 10 10785 Berlin Deutschland
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