Ausgabe 20 Megatrend Mittelzone Hungrig nach Design Gekonnt verkuppelt: Recruiting heute skill : Kommunikation in Bewegung © Heatherwick Studio and BIG Neue Arbeitswelten: ein faszinierendes Thema. Schreibtische, Drehstühle, Schränke, Container usw. waren bisher die Basisausstattung der „Second Places“ des Lebens – unserer Büros. Dieses starre Denken löst sich gerade auf und neue Arbeitswelten entstehen. Sie entspringen den Bedürfnissen nach informellen Kommunikationsplätzen, aber auch nach persönlichen Rückzugsgebieten. Grenzen werden verschoben und Elemente der „First Places“ (unseres Zuhauses) werden übernommen: Die Mittelzone ist im Büroalltag angekommen. Dass es dabei trotz mehr Gemütlichkeit auch mit der Effizienz hervorragend klappt, verrät unsere Coverstory dieser Jubiläumsausgabe (Nr. 20!), die sich dem faszinierenden Konzept der „neuen Mitte“ widmet. Aber auch unser neues mobiles Tischsystem skill wird Ihnen die tägliche Arbeit erleichtern: Es lässt sich im Handumdrehen konfigurieren – für jeden gewünschten Zweck. Außerdem verraten wir Ihnen, wie „Recruiting“ heute funktioniert und wie aus ausrangierten Stühlen famose Kunstwerke entstehen. Anschließend gehen wir mit Ihnen noch auf große Fahrt nach Melbourne. Dort besuchen wir ein außergewöhnliches Büro, konstruiert aus handelsüblichen Übersee-Containern. Sie sehen, es gibt wieder spannenden Lesestoff. Darum wünsche ich Ihnen wie immer viel Spaß bei der Lektüre! Who is Who: Designer Boris Klimek.........................................4 Megatrend Mittelzone............................................................7 Gekonnt verkuppelt: Recruiting heute...................................10 Referenzprojekt: Radisson Blu Royal Hotel...........................12 Nützliches für den Büroalltag................................................15 skill: Kommunikation in Bewegung.......................................16 Erste Hilfe gegen langweilige Meetings................................19 Melbourne: Ab in die Kiste....................................................20 What’s on your desk, Matthias Horx?....................................23 Showroom.............................................................................24 Ihr Markus Wiesner Draht + Markus Moser = WireART........................................26 Herausgeber: Wiesner-Hager Möbel GmbH, Linzer Straße 22, A-4950 Altheim, T +43/(0)7723/460-0, [email protected], www.wiesner-hager.com; Konzept, Redaktion, Art-Direktion, Layout: plenos creative; Gastautor: Wojciech Czaja; Satz- & Druckfehler vorbehalten; 05/2015. Who is Who Menschen sehnen sich nach Geschichten. Produktdesigner Boris Klimek Hungrig nach Design Ein Slowake, der von Tschechien aus die Weltspitze der Produktdesigner erobert: Boris Klimek hält mit seinem Mittelzonenprogramm element Einzug ins Portfolio von Wiesner-Hager. Für contact lüftete er den Vorhang seines Ateliers und gewährte uns einen Einblick in seine Welt. Projekt Frame: ein Badezimmer, interpretiert als geschlossenes Bild Boris Klimek, mit Ihren knapp 31 Jahren zählen Sie noch zu den Youngsters der Designer-Szene. Betrachtet man Ihre Arbeiten und Auszeichnungen, bringen Sie dennoch sehr viel Erfahrung mit. Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Weg dahin. Klimek: In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Arbeiten tschechischer Designer in Mailand präsentiert – nicht wenige gehören zur Weltspitze. Man sieht, dass das Potenzial hier das gleiche ist – wenn nicht sogar größer als im Ausland. Klimek: Ach, eigentlich könnten es noch viel mehr Produkte und Projekte sein! Allerdings musste ich nach dem Studium erst mal für meinen Lebensunterhalt sorgen und arbeitete drei Jahre in einem Atelier. Seit einem Jahr bin ich selbstständig und entwickle meine eigenen Produkte. Wie das? Als gebürtiger Slowake haben Sie Ihr Basislager in Prag aufgeschlagen. Was hat Sie in die tschechische Metropole gezogen? Klimek: Ich liebe meine Heimatstadt Martin (Slowakei) sehr, aber als Designer kann ich dort nicht Fuß fassen. In der Slowakei ist alles sehr verknöchert und man ist jungen Designern gegenüber, die frischen Wind bringen könnten, sehr verschlossen. Durch mein Studium an der Akademie für Kunst, Architektur und Design (UMPRUM) habe ich Prag und dessen Designer-Szene kennengelernt. Hier lässt sich was bewegen! Welchen Stellenwert hat Prag in der internationalen Designer-Szene Ihrer Meinung nach? 4 contact Klimek: Weil wir motiviert sind, das nachzuholen, was durch den Einfluss des Kommunismus tot war. Für das Mittelzonenprogramm element haben Sie bereits internationale Auszeichnungen erhalten. Wie kam es dazu? Klimek: Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und zwar bei der Polstermöbelfirma mminterier, um den Hocker Shaggy zu realisieren. Der Geschäftsführer Miroslav Maňas sah meinen Entwurf für element und meinte, genau das fehlte ihm noch im Portfolio – ein Element für die Mittelzone oder auch für Open Spaces. Die Mittelzone muss nichts und kann alles ... Worin sehen Sie die Herausforderung der Mittelzonen in der Office-Architektur? Klimek: Die Mittelzone ist ein Bereich, in dem die Menschen immer mehr Zeit verbringen, wo sie beicontact 5 Who is Who nahe leben, sodass sie für sie angenehm, zweckmäßig und emotional variabel sein muss. element bietet diese Flexibilität, mit den unterschiedlichen Ergänzungen wie Tische, Regale, oder auch in der variablen Höhe der Lehnen. So ist element mal für Chill-out, Arbeit oder auch für die Ablage von Gegenständen nutzbar. In einer Selbstdefinition schreiben Sie, Ihre Designs sollen spielerisch-poetisch die menschliche Vorstellungskraft und Emotion stimulieren. Was heißt das konkret für den Büroalltag? Klimek: Nehmen wir meine Kollektion Bunker als Beispiel. Dieses Mittelzonen-Element ist noch einen Tick verspielter als das Programm element. Die Nutzer können sich das Möbelstück selbst umbauen, ganz nach ihren aktuellen Bedürfnissen. Wollen sie beispielsweise allein sein, können sie sich dort regelrecht verstecken. Aber sie können es auch offener gestalten, um für Dritte sichtbar zu sein. Ihr Lampendesign Memory traf ebenfalls auf großes internationales Interesse. Was brachte Sie dazu, Leuchtkörper in Form von Luftballons zu gestalten? Klimek: Die Ballons Memory entstanden im Rahmen meiner Diplomarbeit zum Thema „Poesie des Alltags“. Das Hauptthema waren für mich die Erinnerungen an die Kindheit (so entstand auch der Hocker Shaggy). Die Ballons waren bei Weitem nicht nur für Kinderzimmer bestimmt, aber leider fehlt es den Menschen an Mut, sie anderswo einzusetzen. Darum gibt es in Kürze ein Update in transparentem Schwarz und Gold. Office Concepts Beim Projekt Frame haben Sie eine funktionale Badezimmer-Nische als Gemälde verpackt. Was steckt dahinter? Klimek: Gemeinsam mit der Firma Aqua Trade wollte ich das Thema Badezimmer ganz neu entwerfen. Ich wollte ein Produkt schaffen, das anders ist. Und zwar wie ein Bild, das eine geschlossene Form darstellt, die zweckdienlich ist und zugleich einen klar definierten Raum hat. Denn in einem Bad befinden sich viele unterschiedliche Dinge, sodass man nicht weiß, worauf man sich konzentrieren soll. Den Klienten empfehlen wir, links und rechts nichts hinzuzufügen. Das ist dasselbe wie bei einem Bild in der Galerie, es muss atmen. Frame schafft einen geschlossenen Raum und braucht keine Fliesen. Rundherum kann Spachtelmasse sein. Frame ist die Galerie in der Wohnung. Aus der Mitte entspringt das Glück Was tun mit der unterbelichteten Zone in der Mitte des Büros? Das Angebot wird immer größer, zumindest in der Theorie. In der Praxis jedoch haben Arbeitgeber Angst vor zu viel Gemütlichkeit und zu wenig Effizienz. Studien belegen das Gegenteil: Eine attraktiv gestaltete Mittelzone mit RecreationAreas und Räumen zum Austoben ist eine Win-win-Situation für alle. Ein farbenfrohes Beispiel einer Mittelzone aus Australien – zu finden in der Macquarie Bank in Melbourne. Was war Ihr bislang schwierigster Auftrag? Klimek: Definitiv ein Präsentationsauftrag, bei dem ich kein eigenes Team hatte, und zwar bei der Ausstellung Cisal in Bologna (Italien). Wir durften eine Fläche von 100 Quadratmeter gestalten, in deren Mitte eine abscheuliche Metallkonstruktion thronte. Andere versuchten, diese zu verstecken. Wir aber machten aus dem Nachteil einen Vorteil und schufen ein Umfeld, in dem sich die Besucher wie in der Natur fühlten und eine Geschichte erlebten. Dazu ließen wir im Hintergrund sogar Vogelgesang erklingen – eigens von einem Ornithologen zusammengestellt. Das Ergebnis: Unser Stand wurde weltweit den Top-Ausstellungen zugeordnet. Für alle Zwecke gerüstet: das Mittelzonenprogramm element 6 contact © Design: Clive Wilkinson Architects / Foto: Shannon McGrath contact 7 Mit Geld ist nicht zu spaßen. Mit sehr viel Geld schon gar nicht. Vor wenigen Wochen wurde in Frankfurt am Main das neue Headquarter der Europäischen Zentralbank eröffnet. Der von Coop Himmelb(l)au geplante EZB-Tower wirkt innen wie außen erwartungsgemäß streng. Die zum Gang hin verglasten Büros sind durch und durch grau, mit grauem Teppichboden, grauen Fensterprofilen und silbergrau eloxierter Decke. Auch die euromünzengrauen Büromöbel, mit denen die 2.600 Arbeitsplätze ausgestattet wurden, bieten wenig Aussicht auf einen bunten Alltag. Doch dann die große Überraschung: Die Teeküchen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erstrahlen in knalligen Farben, in kindlichem Babyblau, in psychedelisch changierendem Gelbgiftgrün und in so manchen Tönen, für die der Duden keine Worte kennt. Auch die Atrien, die eingehängten Plattformen, die die beiden Turmhälften alle 40, 50 Meter miteinander verbinden, sind im Vergleich zu den regulären Bürozellen eine Mischung aus luftig und mondän. Der EZB-Tower im Frankfurter Ostend ist der Beweis dafür, dass die Mittelzone im Büroalltag angekommen ist. Office Concepts „Auch in Österreich setzt sich die kreative Gestaltung der Mittelzone mehr und mehr durch“, sagt Bernhard Kern, Geschäftsführer der Roomware Consulting GmbH, im Gespräch mit contact. „Es sind vor allem die Unternehmen aus dem IT-Bereich und es sind neue Ansätze wie etwa Design Thinking und Scrum, die die Entwicklung antreiben.“ Immer wichtiger, so Kern, werde die Mittelzone als Ort der informellen Kommunikation, aber auch des persönlichen Rückzugs für zwischendurch. Die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten ist enorm und reicht von Me- und We-Places über gemütliche Lounges, Küchen und Bars, bis hin zu verspielten, ungewöhnlichen Zonen mit Tischfußball- und Tischtennis-Tischen und sogenannten Silent Rooms. Vor allem temporäre, flexible Arbeitsplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst sind in der Mittelzone gut aufgehoben. „Man darf die Bürogestaltung, vor allem im Open Space, nicht nur als die Summe von Arbeitsplätzen sehen“, so Kern. „Wenn man sich als attraktiver Arbeitgeber am Markt positionieren und seinen Mitarbeitern ein angenehmes Ambiente bieten will, muss man zur meist effizienten Gestaltung des Office-Bereichs reizvolle Alternativen anbieten.“ Pro 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schlägt der Fachmann die Errichtung eines individuellen Elements vor. Je größer die Auswahl an unterschiedlichen Auszeit-Plätzen im Büro, desto besser. „Das alles sind wunderbare Leuchtturm-Projekte“, sagt Bernhard Herzog, Leiter der Forschung bei der M.O.O.CON GmbH. „Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass man in den meisten Organisationen diesem Thema gegenüber leider noch nicht allzu aufgeschlossen ist. Man hat Angst davor, dass schließlich nichts Gescheites rauskommt. Dabei beweisen zahlreiche Studien, dass die besten Ideen genau dann aufkommen, wenn es im Berufsalltag Abwechslung gibt, wenn man auch einmal abschalten und zwischendurch ab und zu etwas ganz anderes machen kann.“ Für den Prothetik-Entwickler Ottobock, Weltmarktführer auf dem Gebiet von Prothesen und künstlichen Gelenken, entwickelt M.O.O.CON derzeit ein Büro für 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der neue, rund 15.000 Quadratmeter große Bauteil in WienSimmering umfasst neben Büros, Werkstätten und Ausstellungsbereichen ein breites Angebot an Mittelzonen wie etwa Yoga-Räume, Kaminzimmer, Bibliotheken, Game-Rooms mit Tischfußball, Airhockey und Kletterwand sowie diverse Entspannungsräume. „Das Wichtigste ist, dass das räumliche Angebot zur Firmenphilosophie und zur Unternehmenskultur passt“, so Herzog. Im besten Fall bringe die Mittelzone eine Win-win-Situation für alle. Besonders gewagt sind die Mittelzonen-Gestaltungen – man kennt die Bilder aus den Medien – bei Google, Apple, Facebook, Microsoft, eBay, Amazon und Airbnb. Da hängen Gondeln von der Decke, da stehen alte Couches wie in Omama᾿s Wohnzimmer herum, da fühlt man sich bisweilen in andere Universen katapultiert. Doch auch traditionellere, konservativere Unternehmen haben bereits die Mittelzone als Garant für Qualität und Zufriedenheit entdeckt. Die Tiroler Bank BTV, die deutsche Deka-Bank und die Nationalbahn Nederlandse Spoorwegen stellen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sogenannte Alphasphere-Liegen zur Verfügung. Das Hightech-Bett des österreichischen Künstlers sha. versetzt den Körper mit seinen Lichtstimmungen, Klangspielen und Vibrationen in einen Zustand von Schwerelosigkeit. Mit Erfolg: Seitdem die Angestellten die Möglichkeit haben, zu Mittag auf diese Weise ein 30-minütiges Nickerchen zu machen, sind Fehler und Konzentrationsschwächen deutlich zurückgegangen. In einer entsprechend gestalteten Mittelzone entfaltet sich dieses Glück, auch ohne CHO*, ganz von allein. Bettina Wegleiter Zwei Schuhnummern größer: der Campus des neu geplanten Google Mountain View Headquarters in Silicon Valley © Heatherwick Studio and BIG Office Concepts „Eine attraktive Mittelzonen-Gestaltung ist nicht nur ein Symbol für die Wertschätzung des Mitarbeiters, sondern auch ein wertvoller Ort der Begegnung und Kommunikation“, sagt die Wiener Arbeitspsychologin Bettina Wegleiter. „Hier trifft man einander, hier tauscht man sich auf persönlicher Ebene aus, hier können Konflikte im Team auf einfachste Weise bereinigt werden.“ Einige Unternehmen in den USA dächten bereits darüber nach, einen eigenen CHO, einen sogenannten Chief Happiness Officer, zu ernennen. Dieser habe die Aufgabe, für einen entsprechenden „Happy Business Index“ im Unternehmen zu sorgen. Wojciech Czaja *Chief Happiness Officer contact 9 Trendwatching © Florian Stürzenbaum Gekonnt verkuppelt: So geht Recruiting heute Er soll perfekt passen, uns nicht verbiegen oder einengen. Uns Entfaltung und Weiterentwicklung bieten. Und er soll uns auffangen, wenn’s anderswo mal nicht so gut läuft. Die Rede ist nicht vom idealen Partner, sondern vom Beruf, der nichts weniger als eine Berufung sein soll. Umbruch auf dem Stellenmarkt In der Tat herrscht auf dem Stellenmarkt noch tiefstes analoges Mittelalter. Die klassische Bewerbungsmappe ist unumstritten die Nummer eins, Karriere-Formulare auf Websites sind das Höchste der digitalen Gefühle und selbst dort lädt man den althergebrachten tabellarischen Lebenslauf und die Zeugnisse hoch. Welche dann wiederum in der Human-Resources-Abteilung heruntergeladen und ausgedruckt werden. Dieser Ablauf ist umständlich und ineffizient. Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov belegt: 40 Prozent der Teilnehmer mussten drei bis sechs Wochen auf die Rückmeldung auf ihre Bewerbung warten. Über 20 Prozent bekamen auf mehr als zehn Bewerbungen überhaupt keine Rückmeldung – obwohl 59 Prozent zehn oder deutlich mehr Bewerbungen verschickt hatten. 10 contact Seit wenigen Jahren kommt Bewegung auf den Stellenmarkt, die Zeiten ändern sich. Nicht zuletzt deshalb, weil Bewerber immer weniger Bittsteller sind und Unternehmen immer mehr um Talente werben müssen. Junge Start-ups und moderne Geschäftsideen machen sich diesen Umstand zunutze. Plattformen und Apps betreten die Bühne Ein Beispiel hierfür ist die Internet-Plattform Talents Connect. Sie bringt Arbeitgeber und -nehmer zusammen: Einerseits macht sie Bewerber auf Jobs aufmerksam, von denen diese gar nicht wussten, dass es sie gibt. Andererseits bringt sie Unternehmen mögliche Mitarbeiter näher, die sie über die klassischen Kanäle immer seltener erreichen. Die Arbeit erledigt dabei ein Algorithmus im Hintergrund, der selbst Karriereportale wie Xing, Monster und Stepstone in den Schatten stellt. Talents Connect arbeitet dabei ganz ähnlich einer Dating-Plattform. Der mögliche Bewerber legt ein persönliches Profil an, mit Interessen, Eigenschaften, Vorlieben oder auch Dingen, die ihm im Beruf wichtig sind. Der Vorteil ist, dass sich Menschen weniger so präsentieren, wie sie glauben, sich laut Stellenausschreibung präsentieren zu müssen. Die Firmen hingegen können auf der Plattform bestimmte Filter setzen, sich etwa nur Leute anzeigen zu lassen, die in einem Umkreis von 20 Kilometern wohnen oder eine Eins in Mathematik hatten. Und so führt eins zum anderen: Jobs werden gefunden, Bewerber angenommen. Neben Talents Connect machen sich auch andere Anbieter daran, den Bewerbungs-Markt zu revolutionieren. Die App Truffls (ein Produkt aus dem Ideenlabor des Medienkonzerns Axel Springer) ist eine Art Dating-App für Jobsuchende. Wie bei der Flirt-App Tinder kann der Benutzer auf dem Smartphone über Stellenanzeigen wischen. Die schlechten kommen nach links und werden somit gelöscht. Die guten wandern nach rechts, die ausschreibende Firma erhält automatisch ein anonymes Kurzprofil des Nutzers und kann – bei Interesse – Kontakt aufnehmen. Der Anbieter MobileJob konzentriert sich auf die andere Seite der Bewerbung – die Firmen. Er hilft bei der Suche nach Auszubildenden und spricht diese genau dort an, wo sie sich aufhalten: in sozialen Kanälen, im Internet generell oder via SMS. Mit maximal sechs Fragen werden wichtige Informationen vorab geklärt, die bei den Bewerbungen meist nicht enthalten sind, wie die Führerscheinklasse oder die Bereitschaft für Schichtarbeit. Auf demselben Kanal wird der Bewerber dann an das Vorstellungsgespräch erinnert. Laut eigener Aussage schafft es MobileJob, für seine Kunden im Schnitt fünfmal mehr qualifizierte Bewerber zu akquirieren als auf dem herkömmlichen Weg. Traumpaar gefunden! Während ältere Generationen den Job noch klar als Geldquelle und sozialen Anschluss sahen, muss er heute „Mein Ein und Alles“ sein. Das macht die Jobsuche diffiziler und erfordert bessere Hilfsmittel. Der aktuelle Trend geht stark in Richtung Onlinedating. Und so wie die Online-Partnervermittlungsagentur Parship damit wirbt, ihre Kunden paarweise zu verlieren – was sie laut eigener Aussage überaus glücklich macht – heißt es in Zukunft wohl auch auf dem digitalen Stellenmarkt: Traumpaar vermittelt, Sie wurden gekonnt verkuppelt! contact 11 Referenzprojekt Neues Tagungszentrum im Radisson Blu Royal Hotel in Brüssel Wiesner-Hager stattet renovierte Meeting- und Eventräumlichkeiten des Radisson Blu Royal Hotels in Brüssel aus. Das Radisson Blu Royal Hotel ist ein FünfsterneLuxushotel im Herzen von Brüssel, nur wenige Gehminuten entfernt vom berühmten Grand Place und den beliebtesten kulturellen und historischen Attraktionen, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten der Stadt. Kennzeichnend für das Hotel sind seine Art-déco-Fassade aus der Feder des berühmten belgischen Architekten Michel Jaspers und eine prächtige Glaskuppel, die das Hotelrestaurant Atrium mit Licht durchflutet. Das Hotel verfügt über 18 Tagungsräume auf 1.270 Quadratmeter, die problemlos bis zu 420 Tagungsgäste aufnehmen können. Anfang des Jahres wurden die Meeting- und Eventräumlichkeiten des Hotels renoviert und mit modernster Konferenztechnik und Möblierung ausgestattet. Das große Ziel der Erneuerung war, die Räume so zu gestalten, dass sie auch die nächsten zehn Jahre ein stilvolles Ambiente für Konferenzen, Meetings, Galas und Events bieten. Ein zentrales Augenmerk wurde darauf gelegt, dass jene Tagungsräume ohne direkte Tageslichtquelle trotzdem eine besonders helle und freundliche Atmosphäre ausstrahlen. Außerdem durften bei den Umbauarbeiten keine Wände versetzt werden. Die innenarchitektonische Gesamtleitung für die Renovierung der Konferenz- und Eventräume lag bei Michael Catoir vom Pariser Architekturbüro Studio Catoir. Wiesner-Hager wurde mit der Möblierung 12 contact contact 13 Referenzprojekt Trendwatching Nützliches für den Büroalltag der Räumlichkeiten mit 600 nooi Reihenstühlen und 350 f.t.s. Klapptischen sowie zwei pulse Konferenzanlagen beauftragt. Die Entscheidung für Wiesner-Hager begründet Laurent Heusdens (Director of Operations & Executive Assistant Manager des Radisson Blu Royal Hotels) folgendermaßen: „Für uns war es sehr wichtig, Möbel zu finden, die flexibel einsetzbar sind, sich je nach Anforderung blitzschnell arrangieren lassen, gleichzei14 contact tig aber den hohen Designansprüchen unseres Hauses genügen und dabei zu ökonomisch sinnvollen Konditionen erhältlich sind. Genau das bieten das flexible Klapptischsystem f.t.s. und der Reihenstuhl nooi aus dem Hause Wiesner-Hager. Ein besonderes Plus war aber auch die wirklich einfache Verkettungsfunktion von nooi. Der Auf- und Abbau der Bestuhlungsarrangements kann nun um ein Vielfaches schneller und einfacher realisiert werden – das spart Zeit und schont Kraft und Nerven unserer Mitarbeiter“, so Heusdens. © studio-bergoend.com CamCard Lite: Scanne, verwalte, synchronisiere, erstelle und tausche Visitenkarten Wer beruflich viel unterwegs ist, kennt das leidige Problem mit den Visitenkarten. Dieser Scanner fotografiert Visitenkarten und speichert sie direkt im Telefonbuch. Die App erkennt 16 verschiedene Sprachen, die Textausrichtung und die Drehung der Karte. Weiters können direkt mit der App digitale Visitenkarten erstellt und ausgetauscht werden. Wenn Personen dann befördert werden, das Unternehmen wechseln etc., werden User automatisch benachrichtigt. Preis: kostenlos. Mehr Infos auf: www.camcard.com EVOline® Charger Qi: die unsichtbare Ladestation Einfaches und kabelloses Laden von Smartphones und anderen Qi-fähigen (induktiv ladefähigen) Geräten mit WPC 1.1 Standard – das ermöglicht die Produktneuheit EVOline® Charger Qi von Schulte. Der Einbau erfolgt unter dem Tisch bzw. der Arbeitsfläche. Das zu ladende Gerät wird einfach darüber abgelegt und lädt sich wie von Zauberhand auf. Das ist Minimalismus pur! Listenpreis: 97,40 Euro exkl. MwSt. Mehr dazu auf: www.evoline.com Bereits über 100 Millionen Menschen nutzen die Visitenkarten-App CamCard Lite. Invoice2go-Nutzer sparen durch die schnellere Abwicklung bis zu 3 Stunden Arbeitszeit pro Woche. Invoice2go: Rechnungen unterwegs verfassen Mit Invoice2go erstellen Sie mit wenigen Klicks geschäftliche Dokumente, Gutschriften, Rechnungen, Angebote und Bestellungen, die Sie per E-Mail im PDF-Format versenden können. Die Informationen werden auf allen Geräten synchronisiert und sind jederzeit abrufbar. Via PayPal-Funktion können Rechnungen sofort bezahlt werden. Die Erfahrung am Markt zeigt, dass Rechnungen im Durchschnitt 7 Tage schneller bezahlt werden. Preis: ab 45 Euro/Jahr. Mehr dazu auf: www.invoice2go.com Mit dem EVOline® Charger Qi ist kein weiteres Zubehör wie Ladekabel etc. nötig. © Schulte Elektrotechnik Gesparte Zeit in Administration und Organisation bedeutet mehr Zeit für das Wesentliche im Berufsalltag: die Entwicklung neuer Ideen, das Pflegen der Geschäftskontakte und der Umgang mit den Kunden. Die folgenden Apps und Tools helfen Ihnen dabei. contact 15 Produktvorstellung Tischsystem skill: Kommunikation in Bewegung Besprechungen, Konferenzen, Präsentationen, Workshops, Seminare – die Bedeutung von Kommunikation in Unternehmen nimmt zu. Das Raumangebot aber wächst meist nicht im gleichen Ausmaß mit. Genau hier setzt das Produktkonzept des neuen Tischsystems skill von Wiesner-Hager an. Die Flächenwirtschaftlichkeit zwingt zu einer größeren Anzahl an multifunktional nutzbaren Räumen, in denen die verschiedenen Spielarten der Kommunikation stattfinden können. Voraussetzung dafür ist ein mobiles Tischsystem, das sich den rasch ändernden Anforderungen spielend anpasst. Und genau dafür wurde der Falttisch skill entwickelt. In wenigen Minuten zur passenden Tischkonfiguration In der mobilen Variante ist skill durch (feststellbare) Rollen fahrbar und ermöglicht so die rasche Umstellung von Konfigurationen. Umgekehrt lassen sich gerade nicht benötigte Tische einfach schwenken und aneinandergereiht platzsparend parken. Variable Tischformate sorgen für eine breite Auswahl an Aufstellungsoptionen – vom Konferenz-„O“ über das Seminar-„U“ bis zum Workshop-„Block“. Bei Bedarf stehen Schnellverketter zur Verfügung, die eine niveaugleiche und sichere Verkettung der Tische (z. B. auf Grund von Bodenunebenheiten) herstellen. Mit dem V-, T- und C-Fuß gibt es neben zahlreichen Plattenoberflächen drei elegante Gestellvarianten. 16 contact contact 17 Produktvorstellung Office Life skill auch als Konferenztischsystem Für statische Meetingräume wurde das Tischsystem um einen Konferenztisch mit fixem Untergestell erweitert: Optisch leicht, im gleichen eleganten Design wie bei den mobilen Falttischen, lassen sich auch große Plattenformate umsetzen. Sowohl die mobile Variante als auch der fixe Konferenztisch sind für den Einsatz moderner Medientechnik gerüstet: Ein durchdachtes Kabelmanagement mit verdeckter Kabelführung und einfachem Plug-in über Tischniveau sorgt für perfekte Medienintegration. Fazit: Mit skill setzt Wiesner-Hager seine führende Rolle bei der Konzeption von Kommunikationsräumen einmal mehr unter Beweis. skill bietet ein Höchstmaß an Flexibilität, Komfort und zeitgemäßem Design für die moderne Büro- und Objektarchitektur. © GettyImages/Adri Berger Erste Hilfe gegen langweilige Meetings Wer kennt sie nicht, langweilige Meetings, die kein Ende nehmen? Wenn konstruktive Beiträge keine Früchte mehr tragen, ist es Zeit, sich auszuklinken. Erwischen sollte man sich dabei aber nicht lassen, sonst ergeht es einem wie dem britischen Parlamentsmitglied Nigel Mills, der kürzlich in einer Sitzung zur Pensionsreform beim Spielen von „Candy Crush“ fotografiert und durch den medialen Kakao gezogen wurde. Wie das prominente Beispiel zeigt, ist der Spieltrieb dem arbeitenden Volk beileibe nicht abhanden gekommen. Nebst einer Unzahl an Online-Spielen verlocken auch interaktive Realspiele dazu, in Meetings erprobt zu werden. Bekanntes Beispiel: „Bullshit Bingo“ (auch „Meeting-“ bzw. „Buzzword Bingo“ genannt). Vor dem Meeting werden Bingo-Karten mit den am häufigsten zu erwartenden Floskeln erstellt. Wer als Erstes seine Bingo-Karte im Meeting abgehakt hat, gibt ein Zeichen und kassiert die Wetteinsätze. Auch in die Literatur hielt dieses Spiel schon Einzug: Donna Leon lässt ihren Commissario Brunetti samt eingeweihten Kollegen so die wöchentlichen Meetings mit dem Vice-Questore Patta überstehen. Ein weiteres beliebtes Spiel mit dem gewissen Nervenkitzel ist „Don’t move“, bei dem zwei Kollegen in einer bestimmten Haltung erstarren – das Gesicht wird vorsichtshalber ausgeschlossen. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. „Traust dich eh nicht“ geht noch einen Schritt weiter: Vorab mit Punkten definierte Aufga- 18 contact ben – wie bestimmte Redewendungen, plötzliches Aufstehen, Klatschen etc. – werden im Meeting umgesetzt. Wer den größten Mut beweist und die meisten Punkte sammelt, gewinnt (und wird hoffentlich nicht aus dem Meeting geworfen). Wer keinen Geschmack an Spielen findet, kann die Zeit ganz für sich nutzen. Wenn keine lästigen Kollegen, Telefonanrufe oder E-Mails stören, kann die eigene Arbeit vorangebracht werden. Auch so manche Start-up-Idee wurde schon in diesen „denk-freien“ Zonen geboren, bei Kritzeleien auf einem Stück Papier. Wer ein Musikinstrument wie Klavier oder Geige spielt, kann Trockenübungen auf Tisch, Armlehne und Oberschenkel durchführen. Fazit: Etwas Ablenkung in langweilige Meetings zu bringen, ist sichtbar einfach. Bleibt nur die Frage, ob all diese Energie und Kreativität nicht doch in die Verbesserung der Meetings fließen sollten? Denn davon würden alle Beteiligten profitieren. contact 19 Büros aus aller Welt Ab in die Kiste Die Melbourne-Niederlassung des australischen Speditionsunternehmens Royal Wolf arbeitet mit dem Baustein der eigenen Branche. Erst auf den zweiten Blick sieht man dem eleganten Bürohaus die Container-Bauweise an. Insgesamt 14 gebrauchte, ausrangierte Stahlkisten gelangten auf diese Weise zu einem zweiten Leben nach dem Containertod. 20 contact Ziegel- oder Lego-Steinen bauen.“ Tatsächlich besteht das neue Melbourne-Headquarter von Royal Wolf aus handelsüblichen Stahlkisten und ausrangierten Übersee-Frachtcontainern. Royal Wolf ist eine Spedition für Transporte über Straße, Schiene und Wasser und befasst sich mit der Vermietung und Verpachtung von unterschiedlich ausgestatteten Containern. „Wir wollten sichtbar machen, wofür diese Branche steht“, erzählt Roberts, der den von Royal Wolf Links am Straßenrand, irgendwo am Stadtrand von Melbourne, da, wo es ausschaut wie in jeder Vorstadt auf der Welt, wenn der Lebensraum der Menschen Platz macht für Tankstellen, Autohäuser und BurgerPappkartons, taucht er plötzlich wie aus dem Nichts auf: Vom Weiten sieht der dunkle, fast schwarze Bürobungalow aus wie ein Werk der Moderne, von Ludwig Mies van der Rohe vielleicht, und ein bisschen erinnert das eckige Konglomerat an ein verkleinertes Zitat der Nationalgalerie in Berlin. „Es ist unglaublich, was man aus diesem Material alles machen kann“, sagt Aaron Roberts. Er ist Projektleiter bei Room 11 Architects und hat das ungewöhnliche Gebilde bis zum letzten Twistlock-Handgriff schlüsselfertig begleitet. „Um ehrlich zu sein, habe ich mich im Entwurfsprozess in meine Kindheit zurückkatapultiert gefühlt. Es ist, als würde man mit großen ausgeschriebenen Architektur-Wettbewerb gewann und sich in ausschweifenden Worten, eine Freude zuzuhören, auf die Theorie der französischen Revolutionsarchitekten, auf die sogenannte Architecture parlante, bezieht. „Und wir wollten das Unternehmen möglichst praxisnah und authentisch präsentieren. Ich denke, das war auch ausschlaggebend dafür, dass sich der Auftraggeber für uns entschieden hat.“ Die zurückhaltende Eleganz des Hauses, so Roberts, sei eine bewusste Entscheidung gewesen. Jeder Australier kenne die blauen Container mit dem gelben Wolfskopf-Logo, und auf der Straße sei dieses knallige Bild, das immer wieder in der Landschaft auftaucht, durchaus legitim. „Doch sobald etwas Mobiles langsamer wird, zum Stillstand gerät und schließlich zur Immobilie mutiert, muss man etwas gediegener, etwas verschwiegener im Auftreten arbeiten. Genau das haben wir gemacht.“ Obwohl die Container schon einige Zigtausende Land- und Seemeilen auf dem Buckel haben, sieht man ihnen ihre Geschichte kaum an. Zehn 20 Fuß und vier 40 Fuß lange, gebrauchte Übersee-Container wurden hier insgesamt verbaut. Um dem mitunter heißen Klima im Süden Australiens vorzubeugen, contact 21 Büros aus aller Welt What’s on your desk? 08 09 Wojciech Czaja 02 Die Eulen-Figuren sind ein Werk meines jüngsten Sohnes Julian. 03 Die Spinnenfigur ist eine Skulptur von Carl Auböck. Ich mag sie sehr. Je nachdem, wie man sie kippt, ist sie ein Symbol für Optimismus oder Pessimismus. 04 Dieses Buch liegt immer auf meinem Tisch: „A Brief History of the Future“ von meiner Frau Oona HorxStrathern. 05 Die goldene Schale stammt von meiner Großmutter. 06 Ohne Post-its geht’s nicht. Tausende von Zitaten aus Tausenden von Büchern wollen immer noch auf altmodische Weise markiert werden! 07 Das ist ein minimalistischer Hocker meines DesignerFreundes Nils Holger Moormann. 08 Ich habe eine Sammelleidenschaft: Roboter! Für einen Zukunftsforscher eine fast schon zwingende Ikonographie. Sie erinnern mich daran, dass die Zukunft auch lustig und naiv sein kann. Der Roboter steht gerade dafür. Insgesamt habe ich 20 Robotermodelle. 09 Das ist ein Schiff aus Papier. Habe ich als Kind gebastelt. 10 Das Sideboard ist auch von Nils Holger Moormann. Feinstes Schichtlaminatholz mit Understatement. Ich bezeichne diesen Stil immer als das „Bauhaus von morgen“. 11 In bin ein Sammler von Trends und Prozessen. Oft arbeite ich an 10 bis 15 Projekten gleichzeitig. Vieles entsteht eben noch auf Papier, oder man liest etwas in einer Zeitung und schneidet es aus. Dasselbe Trend-ThemenArchiv gibt es noch einmal auf meinem Computer, dort ist es viel größer. 12 Der Tisch draußen auf der Terrasse ist mein NachmittagsZeitungslesen-Teetrinken-Schreibtisch. 02 11 03 06 04 05 10 07 © Klaus Vyhnalek What’s on your desk, Matthias Horx? © Ben Hosking wurden die Container mit einer zusätzlichen Innenfassade und einer dazwischenliegenden, 15 Zentimeter starken Wärmedämmung aufgewertet. Für die nötige Akustik in den Innenräumen sorgen der weiche, wohlig anmutende Korkboden sowie die gekantete Oberfläche der Stahlhaut an Wand und Decke. Von der Weite des Meeres ist in diesen umgebauten Transportbehältnissen wahrlich nichts zu sehen, von der Hektik der Landstraße allerdings genauso wenig. Während sich das Royal-Wolf-Office von der Außenwelt weitestgehend abschottet, öffnet es sich nach innen zu ein paar kleineren und größeren Atrien mit Grün in Form von Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Die Stahlwände der Container wurden an dieser Stelle durch raumhohe Vollverglasungen und Schiebetüren ersetzt. Von industriellem Provisorium nicht die geringste Spur. Die 14 Arbeitsplätze, die das Büro derzeit hat, erstrahlen in einer weiß reduzierten Ich arbeite nur auf Apple. Das ist die Computermarke der Kreativen. 12 01 Ästhetik, die einer Galerie für zeitgenössische Kunst um nichts nachsteht, Innenhofterrasse für Mittagspause inklusive. „Man kann einen Container nicht eins zu eins vom Frachter hieven, aufs Grundstück platzieren und gleich ein paar Schreibtische hineinstellen“, erklärt der Architekt. „Doch auch wenn man die nachträgliche Wärmedämmung, die akustischen Maßnahmen, den Einbau von Fenstern und die Oberflächen-Veredelung im Innenraum mitberücksichtigt, ist so ein Bauwerk dennoch um einiges schneller und kostengünstiger errichtet als ein vergleichbares Projekt in herkömmlicher Bauweise.“ 900.000 Australische Dollar, rund 650.000 Euro, hat der Bau gekostet. „Und wo gibt es schon ein architektonisches Projekt, bei dem man die einzelnen Bausteine mit Twistlocks verbindet. Ritsch, ratsch, das hat schon was!“ Vor allem aber geht es Aaron Roberts um die oft missbrauchten Begriffe Nachhaltigkeit und Recycling. „So ein Haus aus neuen, ungebrauchten Containern zu errichten, wäre ökologischer Wahnsinn, denn bis der Rohstoff Stahl in diese Form gebracht ist, hat man bereits enorme Mengen Grauenergie verbraucht. In diesem Fall aber greifen wir auf Elemente zurück, die sonst auf dem Schrottplatz oder Container-Friedhof landen würden.“ Solange die Menschheit Güter über die Weltmeere schickt, solange es auf dieser Welt Container und Speditionsunternehmen gibt, so Roberts, solange sei auch Container-Architektur ein wertvoller Beitrag zur Ressourceneinsparung und zum Umweltschutz. 01 Der Zukunftsforscher Matthias Horx wohnt am Stadtrand von Wien. Gemeinsam mit seiner Frau, Oona Horx-Strathern, und seinen zwei Söhnen hat er sich in einem selbst geplanten Wohn-Office-Konglomerat in einem großen Garten mit Blick auf Wien niedergelassen. Ein bisschen, meint er, erinnern ihn die ebenerdigen Bungalow-Boxen, in denen er wohnt und arbeitet, an die Case-Study-Houses aus den Sechzigern, irgendwo in der kalifornischen Wüste. Eine der Boxen ist mit dem Begriff „work“ beschriftet. Hier sitzt er, mit Blick nach Norden, und arbeitet an Texten, Studien, Büchern, Vorträgen und diversen Consulting-Aufträgen. „Zu Hause arbeiten zu können ist schon sehr bequem, aber eine gewisse Distanz muss sein, sonst funktioniert die Work-Life-Balance nicht“, sagt Horx. „Daher haben wir den Wohn- und Arbeitsbereich so getrennt, dass man ein paar Schritte durchs Freie gehen muss, dass man Treppen steigen muss, dass man die Wiese spürt und die Tomaten riecht. An manchen Tagen gehen wir 30-mal auf und ab. Das hält uns fit!“ Arbeiten, meint er, sei für ihn die tägliche Auseinandersetzung mit der Welt. Dazu gehört auch das regelmäßige Abschalten. Horx: „Kreative arbeiten ja überall – unterwegs, beim Joggen, im Café, im Studio, wo auch immer. Ich selbst gehe im Sommer alle zwei Stunden für eine halbe Stunde in den Garten und denke beim Rasenmähen oder Unkrautjähen weiter. Oder ich versuche, eine Weile gar nicht zu denken, um mein Hirn wieder auf null zu bringen.“ Wojciech Czaja 22 contact contact 23 Showroom Showroom Showroom Einen Großteil des Büroalltags verbringt der Mensch im Sitzen. Um dies so angenehm und ansprechend wie möglich zu gestalten, haben wir den nooi Kufenstuhl und den paro_24/7 neu eingeführt. Zudem erweitern wir unser Sortiment für die Mittelzone mit dem Programm element : dem neuen Ruhepol im Open Space. Reduziert und klar: der nooi Kufenstuhl Der kompakte Kufen-Stapelstuhl wurde speziell für kommunikative Mehrzweckräume, für Seminare, Workshops oder Vorträge entwickelt. Das schlichte, reduzierte Kufengestell bietet eine einfache Gestellverkettung, die ohne zusätzliches Element auskommt. paro_24/7 + 150 kg In Callcentern, Leitwarten oder im Mehrschichtbetrieb sind Arbeitsplätze 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche besetzt. Drehstühle im Dauereinsatz werden überdurchschnittlich stark beansprucht. Mit paro_24/7 hat Wiesner-Hager einen Drehstuhl speziell für den Einsatz rund um die Uhr entwickelt. Durch eine Auswahl an besonders strapazierfähigen Stoffen und seine robuste Mechanik ist der Stuhl überdies bis zu 150 kg belastbar. element: Ruhepol in Mittelzonen Wohnzimmer, Marktplatz oder Lounge? Das modulare Polstermöbelprogramm element wurde speziell für Mittelzonen in Open-Space-Büros entwickelt. Die Rückenelemente lassen sich einzeln – und unterschiedlich kombiniert – vertikal aufeinanderstecken. Die Höhe des Polstermöbels bestimmt den Grad der visuellen und akustischen Abschirmung. Räumlich lässt sich element vom Einzelsofa bis zu großen Konfigurationen gruppieren. Damit eignet sich das Polstermöbel besonders für neue Formen der Kommunikation, als Rückzugsort oder als temporärer Arbeitsplatz für das Arbeiten zwischendurch. Kooperation mminterier Design: Boris Klimek 24 contact contact 25 Design Draht + Markus Moser = WireART Objekte aus Draht von Markus Moser Markus Moser, 1970 in Linz geboren, hat ein ganz spezielles Faible für Draht. Er fertigt grazile, auf das Wesentliche reduzierte Drahtobjekte im Maßstab 1:1 an und schafft so eine Welt zwischen Illusion und Wirklichkeit. Damit lässt er im Kopf des Betrachters fantasievolle Geschichten entstehen. Auch längst ausgemusterte Stühle von Wiesner-Hager sind für ihn Modell gestanden. „Mich fasziniert, dass die Arbeiten auf den ersten Blick wie Zeichnungen erscheinen“, so Moser. Doch auf den zweiten Blick entwickeln die Drahtskulpturen eine große räumliche Wirkung. Nach seiner Schlosserlehre zog es den Oberösterreicher nach Wien, wo er an einer HTL für Maschinenbau die Matura nachholte. Doch zeigte sich bald, dass er kein richtiger Schreibtischmensch ist, und so ging᾿s im Lauf der Jahre wieder „back to the roots“. 2007 erfüllte er sich schließlich den lang gehegten Traum einer kleinen Metallwerkstatt, die anfänglich für hobbymäßige Schlosserarbeiten gedacht war. Was sich daraus entwickelte? Ein Kunstatelier, in dem mit Draht gemalte Objekte entstehen, die inzwischen unter „WireART“ bekannt geworden sind. Hier eine alte Vespa, da Stühle, halb aus Holz, halb aus Draht, dort ein Bett, an der Wand lebensgroße Drahtbilder, die den Künstler selbst zeigen. Dazwischen eine Gitarre in einer Mülltonne, die das endgültige Ende seiner kläglichen Versuche, ein Musikinstrument zu erlernen, symbolisiert. Moser verleiht seinen Gedanken und Ideen mit einem Medium Ausdruck, das spezieller kaum sein könnte. Seit 2010 ist er Mitglied der Künstlergilde Wels und im Kunstforum Salzkammergut. Dass er auf den Werkstoff Draht eher zufällig gestoßen ist, erzählt er im Interview. Sie sind Inhaber einer Softwarefirma und gleichzeitig Drahtkünstler. Ein Widerspruch in sich? Moser: Kein Widerspruch, sondern jeder Part ein Ausgleich zum anderen. Ich bin ein sehr haptischer Mensch und arbeite gerne mit meinen Händen. Softwareentwicklung geschieht aber zum Großteil im Kopf und was dabei herauskommt, ist Dienstleistung, also wieder nichts direkt Greifbares. Bei der Drahtkunst ist es anders. Ich kann meinen Gedanken und Ideen im wahrsten Sinn des Wortes Form geben. Form im Sinne eines Kunstwerks. Um ehrlich zu sein, nach 25 Jahren im Softwaregeschäft fühlte ich eine gewisse Unzufriedenheit bzw. Unausgeglichenheit in mir. Mit der Drahtkunst schaffe ich Balance, einen Ausgleich zur Kopfarbeit. Mittlerweile nimmt der künstlerische Bereich in meinem Leben eine sehr bedeutende Rolle ein, rückt der beruflichen immer näher. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Objekte mit Draht „nachzuformen“? Moser: Das war kompletter Zufall! In meiner Metallwerkstatt habe ich anfänglich oft an Schlosserarbeiten, wie z. B. Gartenmöbeln oder Geländer, getüftelt. Die dafür benötigten Materialien wurden mit Bindedraht zusammengebunden angeliefert, den ich in der Werkstatt sammelte. Irgendwann fing ich an, mit diesen 26 contact Drahtresten zu spielen, dabei entstand die Idee, aus dem Draht reale Objekte nachzuformen. Was ist die Quelle Ihrer Inspiration? Moser: Der Alltag. Die Drahtkunst ließ mich allmählich einen „Tick“ entwickeln: Ich zerlege in meinem Kopf alles, was mir unterkommt, in Linien und habe immer ein Skizzenheft dabei, um besondere Impressionen sofort festzuhalten. Wenn mir eine Idee nicht mehr aus dem Kopf geht, dann wird sie in die Tat umgesetzt. Im Moment beschäftige ich mich vermehrt mit natürlichen Formen, sprich mit Dingen, die in der Natur vorkommen. Jetzt arbeite ich beispielsweise daran, den Blütenstand samt Schirmflieger der „Pusteblume“ (Löwenzahn) als Drahtobjekt darzustellen. Sie haben auch ein Drahtkunstobjekt aus WiesnerHager-Stühlen gefertigt. Wie kam es dazu? Moser: Bei der Entsorgung von Atelierabfällen im Altstoffsammelzentrum sind mir im Altholzcontainer vier sehr schöne und intakte Stühle aufgefallen. Stühle, deren Form ich seit meiner Kindheit aus diversen Veranstaltungsräumen kenne. Ich habe mir diese Stühle „geangelt“ und in mein Atelier verfrachtet. Irgendwann ist mir die modulare, zerlegbare Bauweise der Stühle aufgefallen und so kam die Idee, ein Original mit einer Drahtillusion zu kombinieren. Daraufhin begann ich mit der Verwandlung der Stühle von Holz zu Draht in mehreren Schritten. Wo stellen Sie Ihre Werke aus? Moser: Im 1. Stock über meinem Atelier in Scharnstein (Oberösterreich) habe ich einen Schauraum eingerichtet, der sehr guten Zuspruch findet. Außerdem stelle ich meine Werke auch immer wieder temporär zur Schau, wie z. B. in Galerien, auf Kunstmessen oder in Museen. Beispielsweise hatte ich vergangenes Jahr eine Einzelausstellung in der Galleria Jangva in Helsinki (Finnland). Das Drahtkunstobjekt mit den WiesnerHager-Stühlen kann im Moment im Wiesner-Hager Showroom in Altheim besichtigt werden. Aktuelle Infos gibt's immer auf www.wireart.at contact 27 nooi Der Reihenstuhl mit dem genial einfachen Verkettungssystem. Mehr auf: wiesner-hager.com Kein zusätzliches Verbinden, kein kniffliges Ineinanderhaken – einfach nur die angrenzenden Stuhlbeine übereinanderstapeln und fertig! Für rascheren Auf- und Abbau der Stuhlreihen. nooi gierig geworden? Mehr auf: wiesner-hager.com
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