gehört gelesen frühjahr 2016 - Südwestdeutsche Philharmonie

frühjahr 2016
Das Magazin der
Südwestdeutschen Philharmonie
konstanz – gehört gelesen
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SCHÖNAU
REKORD
NATUR
Konstanz
Heimatort
feiert Jogi Löw
ganz groß
Eishockey im
Fußballstadion
zieht Massen an
Wie Bäume die
Wissenschaft
inspirieren
DIENSTAG, 1. JANUAR 2015
NR. 1 | 71. JAHR | K
PREIS 1,80 EURO
Seite 10
Sport
Leben und Wissen
U n a b h ä n g i g e
T a g e s z e i t u n g
i n
www.suedkurier.de
SCHÖNAU
REKORD
NATUR
Heimatort
feiert Jogi Löw
ganz groß
Eishockey im
Fußballstadion
zieht Massen an
Wie Bäume die
Wissenschaft
inspirieren
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Sport
Leben und Wissen
U n a b h ä n g i g e
Kommentar
ROS ETTA-MIS S ION
Glückwunsch!
Konstanz ist eine der bekanntesten und attraktivsten Städte im
Land: Das ist das Kernergebnis
einer bundesweiten Befragung.
Danach landet Konstanz auf Rang
drei nach Heidelberg und Freiburg sowie vor Stuttgart. Platz
fünf belegt Friedrichshafen. Befragte aus Baden-Württemberg
setzten Konstanz sogar auf Rang
zwei. Im letzten Drittel landet
Villingen-Schwenningen. Das
Institut Imakomm hat 4000 Personen über die 20 größten Städte
im Südwesten befragt. (rau)
VON ALEXANDER MICHEL
................................................
E
s ist ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt, eine echte
Meisterleistung. Irgendwo in der gigantischen Leere zwischen Mars und
Jupiter landet eine Forschungssonde
sanft wie ein Hubschrauber auf der
Oberfläche eines Kometen, der durch
das All saust. Das alles wird von Darmstadt aus quasi blind gesteuert, ist ein
europäisches Gemeinschaftswerk und
zugleich eine technische Spitzenleistung vom Bodensee. Denn die Stränge
für Planung, Entwicklung und Konstruktion der Sonden Rosetta und Philae laufen bei Airbus DS (vormals Astrium) in Friedrichshafen zusammen.
Europa zeigt mit dieser zehn Jahre
dauernden Bilderbuch-Mission, dass
es mit den führenden Raumfahrt-Riesen USA und Russland mehr als nur
mithalten kann. Man ist nicht nur Teilnehmer, sondern Schrittmacher. Bei
kommenden visionären Vorhaben - etwa einem Flug zum Mars - werden die
Europäer wertvolles Wissen und Erfahrung einbringen. Doch jetzt darf erst
einmal gefeiert werden. Glückwunsch!
BLUMBERG
Kommandant erhält
Ehrenkreuz in Gold
Blumbergs Gesamtkommandant
Reinhold Engesser erhielt beim
Neujahrsempfang der Stadt das
Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands. Das ist
die höchste Feuerwehr-Ehrung,
sagte Kreisbrandmeister Manfred
Bau. Engesser, seit 1995 Gesamtkommandant in Blumberg und
seit 2002 stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, habe zahlreiche Verdienste um die Feuerwehr. (blu)
F RAU ENQU OTE
Ein guter Anfang
RADOLFZELL
VON BIRGIT HOFMANN
Naturschützer loben
Landesregierung
Der Nabu-Landesvorsitzende
Andre Baumann stellte im Rahmen der Radolfzeller Naturschutztage der grün-roten Landesregierung ein gutes Zeugnis
aus. Er nannte dabei die Erhöhung der Finanzmittel für den
Naturschutz, die Einrichtung des
Nationalparks, die neue Agrarpolitik, den Ausbau der Windenergie sowie die Novellierungen
der Landesumwelt- und Landesjagdgesetze. (tol)
SINGEN
Neuer Verein will
Hohentwiel fördern
Ein neuer Verein aus bürgerlichen
Kreisen will sich verstärkt um
Singens Hausberg, den Hohentwiel, kümmern. Die Aktiven
wollen Berg und Festung besser
mit der Kultur und Geschichte der
Stadt Singen verzahnen. Der
Hohentwiel soll in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher
positioniert werden und zum
„kulturellen Leuchtturm“ werden.
Rückendeckung bekommen die
Bürger durch die Orte Singen und
Hilzingen, die Mitglied beim
neuen Verein werden. (jöb)
DAS WETTER
17°
6°
Höchstwert
heute Nachmittag
Tiefstwert in der
Nacht auf morgen
www.suedkurier.de/wetter Seite 10
BILDER: PSDESIGN1, FOTOLIA/DPA
XxBTAGPRy401506z|v%:":.:!:.
Was gesunde Ernährung ausmacht
Experte gibt Entwarnung bei Diäten-Wahn. Uwe Knop rät im großen Interview zu essen, worauf
man Lust hat
Konstanz (bea) Keine Woche vergeht,
ohne dass eine Frauen- oder Sportzeitschrift eine neue Diät auf den Markt
bringt. Steinzeit-Diät, vegan, regional
oder mobiles Essen: Alles ist stets neu
und der letzte Schrei. Doch wirklichen
Sinn machen nur die wenigsten dieser
Diäten. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop bürstet gern vermeintliche Ernährungsweisheiten gegen den
Strich. Im Gespräch mit unserer Zei-
tung ruft er dazu
auf, wieder mehr
auf seinen eigenen
Körper zu hören.
„Warten Sie, bis Sie
wirklich Hunger haben, und dann essen Sie das, worauf
Auch Süßes darf
Sie Lust haben und
mal sein. B I L D :
was Sie gut vertraA RIWA S A B I - FO T O L I A
gen“, empfiehlt der
Experte. Der Körper
wisse selbst, was er brauche.
Vegane Ernährung sei zwar moralisch
respektabel, wenn jemand keine Tiere
essen wolle. Sich damit gesund zu ernähren, sei aber nicht einfach, denn die
Gefahr von Mangelerscheinungen sei
groß. Auch auf Ernährungsstudien sei
nur wenig Verlass. Die meisten hätten
methodische Mängel und beruhten auf
Thesen, Vermutungen und Spekulationen. Ein Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit sei kaum nachzuweisen. Auch die bekannte Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse
zu essen, verursache vielen Menschen
Magen- oder Darmbeschwerden. Mehr
dazu im Interview auf Themen des Tages.
Die elf größten Diät-Irrtümer und
ihre Aufklärung finden Sie bei
uns im Internet unter:
www.suedkurier.de/skplus
Friedenspreis für Nobelpreis für
kritischen Denker drei Hirnforscher
Das heißeste Jahr
der Geschichte
DIENSTAG, 1. JANUAR
NR. 1 | 71. JAHR | K
PREIS 1,80 EURO
2015
www.suedkurier.de
Frankfurt/Main (dpa) Der amerikanische Informatiker, Musiker und Schriftsteller Jaron Lanier ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
ausgezeichent worden. Der 54-Jährige
sei ein Pionier der digitalen Welt und einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der
Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich
Riethmüller. In der Frankfurter Paulskirche warnte der Preisträger vor der
Datensammelwut von Konzernen, Geheimdiensten und Regierungen. Der
Präsident des EU-Parlaments, Martin
Schulz, sagte in seiner Laudatio, die Kritik Laniers sei nicht kulturpessimistisch, sondern ,,besonders erhellend".
Stockholm (dpa) Für die Entdeckung
eines Navis im Gehirn erhalten drei
Wissenschaftler in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis. Das norwegische
Ehepaar May-Britt und Edvard Moser
bekommt die eine Hälfte, der britischamerikanische Forscher John O’Keefe
die andere. Die Preisträger haben
grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns gefunden. Genau diese Hirnteile werden bereits in einem
frühen Stadium von Alzheimer zerstört.
Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit fast 880 000 Euro dotiert. „Ich
bin immer noch schockiert. Das ist so
großartig“, sagte May-Britt Moser.
Kommentar und Kultur
Hintergrund auf Leben und Wissen
Lima/Genf (dpa) Das Jahr 2014 könnte
vor allem wegen der starken Aufheizung der Meeresoberflächen das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am
Rande der UN-Klimakonferenz in Lima
mitteilte, lag die durchschnittliche
Lufttemperatur über Land und Meeren
von Januar bis Oktober um 0,57 Grad
Celsius über dem Mittel von 14 Grad der
entsprechenden Zeitperiode von 1961
bis 1990. Bestätige sich die Tendenz im
November und Dezember, werde 2014
das heißeste Jahr - noch vor 2010, 2005
und 1998. ,,Es gibt keinen Stillstand bei
der globalen Erwärmung", warnte
WMO-Generalsekretär Michel Jarraud.
iPad Air
Ski-Olympiasiegerin Maria HöflRiesch, Diskusstar Robert Harting und die Fußball-Weltmeister
von Bundestrainer Joachim Löw
sind Deutschlands „Sportler des
Jahres“ 2014. Das ergab die Abstimmung von rund 1200 Sportjournalisten am Ende eines
ereignisreichen Sportjahres. 700
Festgäste feierten die Siegern bei
der Gala in Baden-Baden. Harting gewann die Wahl zum dritten Mal nacheinander. HöflRiesch, die ihre Karriere im März
beendet hatte, ist die Nachfolgerin von Speerwerferin Christina Obergföll. (dpa)
Ein guter Anfang
................................................
SINGEN
Neuer Verein will
Hohentwiel fördern
DAS WET TER
17°
6°
FRAUENQUOTE
VON BIRGIT HOFMANN
Ein neuer Verein aus bürgerlichen
Kreisen will sich verstärkt um
Singens Hausberg, den Hohentwiel, kümmern. Die Aktiven
wollen Berg und Festung besser
mit der Kultur und Geschichte der
Stadt Singen verzahnen. Der
Hohentwiel soll in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher
positioniert werden und zum
„kulturellen Leuchtturm“ werden.
Rückendeckung bekommen die
Bürger durch die Orte Singen und
Hilzingen, die Mitglied beim
neuen Verein werden. (jöb)
Höchstwert
heute Nachmittag
Tiefstwert in der
Nacht auf morgen
www.suedkurier.de/wetter Seite 10
BILDER: PSDESIGN1, FOTOLIA/DPA
XxBTAGPRy401506z|v%:":.:!:.
Wie Bäume die
Wissenschaft
inspirieren
Sport
Leben und Wissen
Konstanz
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PREIS 1,80 EURO
2015
www.suedkurier.de
................................................
E
Blumbergs Gesamtkommandant
Reinhold Engesser erhielt beim
Neujahrsempfang der Stadt das
Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands. Das ist
die höchste Feuerwehr-Ehrung,
sagte Kreisbrandmeister Manfred
Bau. Engesser, seit 1995 Gesamtkommandant in Blumberg und
seit 2002 stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, habe zahlreiche Verdienste um die Feuerwehr. (blu)
Der Nabu-Landesvorsitzende
Andre Baumann stellte im Rahmen der Radolfzeller Naturschutztage der grün-roten Landesregierung ein gutes Zeugnis
aus. Er nannte dabei die Erhöhung der Finanzmittel für den
Naturschutz, die Einrichtung des
Nationalparks, die neue Agrarpolitik, den Ausbau der Windenergie sowie die Novellierungen
der Landesumwelt- und Landesjagdgesetze. (tol)
NATUR
Eishockey im
Fußballstadion
zieht Massen an
Seite 10
VON ALEXANDER MICHEL
BLUMBERG
RADOLFZELL
REKORD
Heimatort
feiert Jogi Löw
ganz groß
ROS ETTA-MIS S ION
Glückwunsch!
s ist ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt, eine echte
Meisterleistung. Irgendwo in der gigantischen Leere zwischen Mars und
Jupiter landet eine Forschungssonde
sanft wie ein Hubschrauber auf der
Oberfläche eines Kometen, der durch
das All saust. Das alles wird von Darmstadt aus quasi blind gesteuert, ist ein
europäisches Gemeinschaftswerk und
zugleich eine technische Spitzenleistung vom Bodensee. Denn die Stränge
für Planung, Entwicklung und Konstruktion der Sonden Rosetta und Philae laufen bei Airbus DS (vormals Astrium) in Friedrichshafen zusammen.
Europa zeigt mit dieser zehn Jahre
dauernden Bilderbuch-Mission, dass
es mit den führenden Raumfahrt-Riesen USA und Russland mehr als nur
mithalten kann. Man ist nicht nur Teilnehmer, sondern Schrittmacher. Bei
kommenden visionären Vorhaben - etwa einem Flug zum Mars - werden die
Europäer wertvolles Wissen und Erfahrung einbringen. Doch jetzt darf erst
einmal gefeiert werden. Glückwunsch!
Kommandant erhält
Ehrenkreuz in Gold
Naturschützer loben
Landesregierung
Noch mehr Titel
SCHÖNAU
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Kommentar
................................................
Unten rechts
i n
Konstanz ist eine der bekanntesten und attraktivsten Städte im
Land: Das ist das Kernergebnis
einer bundesweiten Befragung.
Danach landet Konstanz auf Rang
drei nach Heidelberg und Freiburg sowie vor Stuttgart. Platz
fünf belegt Friedrichshafen. Befragte aus Baden-Württemberg
setzten Konstanz sogar auf Rang
zwei. Im letzten Drittel landet
Villingen-Schwenningen. Das
Institut Imakomm hat 4000 Personen über die 20 größten Städte
im Südwesten befragt. (rau)
E
ndlich kommt die Frauenquote. In
keinem der zehn umsatzstärksten
deutschen Dax-Unternehmen sitzen
gleichviele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Wenn Volkswagen und RWE
bei 15 Prozent Frauenanteil herumkrebsen, dann lässt das tief blicken, wie es in deutschen Unternehmen wirklich aussieht.
Nach Jahren guten Zuredens und einer zaudernden Ex-Familienministerin Schröder, die den Betrieben in dieser Frage zu viel Freiheit ließ, hat sich
zu wenig getan. Deshalb ist die Frauenquote in Aufsichtsräten ein guter Anfang, die sich hoffentlich in Vorständen
und Führungspositionen der Firmen
fortsetzen wird. Wenn hoch qualifizierte Frauen und Männer heute um diese
Positionen konkurrieren, ziehen Frauen zu oft den Kürzeren.
Die Frauenquote zwingt jetzt zum
Umdenken. Wie sehr das die Unternehmen tatsächlich begriffen haben,
wird sich dann in ein paar Jahren an
der Anzahl von Frauen in Vorständen
ablesen lassen.
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KONSTANZ
Top-Noten für
die Stadt-Marke
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Top-Noten für
die Stadt-Marke
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E
Was gesunde Ernährung ausmacht
Experte gibt Entwarnung bei Diäten-Wahn. Uwe Knop rät im großen Interview zu essen, worauf
man Lust hat
Konstanz (bea) Keine Woche vergeht,
ohne dass eine Frauen- oder Sportzeitschrift eine neue Diät auf den Markt
bringt. Steinzeit-Diät, vegan, regional
oder mobiles Essen: Alles ist stets neu
und der letzte Schrei. Doch wirklichen
Sinn machen nur die wenigsten dieser
Diäten. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop bürstet gern vermeintliche Ernährungsweisheiten gegen den
Strich. Im Gespräch mit unserer Zei-
tung ruft er dazu
auf, wieder mehr
auf seinen eigenen
Körper zu hören.
„Warten Sie, bis Sie
wirklich Hunger haben, und dann essen Sie das, worauf
Auch Süßes darf
Sie Lust haben und
mal sein. B I LD :
was Sie gut vertraARI WAS AB I - FOTOLI A
gen“, empfiehlt der
Experte. Der Körper
wisse selbst, was er brauche.
Vegane Ernährung sei zwar moralisch
respektabel, wenn jemand keine Tiere
essen wolle. Sich damit gesund zu ernähren, sei aber nicht einfach, denn die
Gefahr von Mangelerscheinungen sei
groß. Auch auf Ernährungsstudien sei
nur wenig Verlass. Die meisten hätten
methodische Mängel und beruhten auf
Thesen, Vermutungen und Spekulationen. Ein Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit sei kaum nachzuweisen. Auch die bekannte Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse
zu essen, verursache vielen Menschen
Magen- oder Darmbeschwerden. Mehr
dazu im Interview auf Themen des Tages.
Die elf größten Diät-Irrtümer und
ihre Aufklärung finden Sie bei
uns im Internet unter:
www.suedkurier.de/skplus
Friedenspreis für Nobelpreis für
kritischen Denker drei Hirnforscher
Das heißeste Jahr
der Geschichte
Frankfurt/Main (dpa) Der amerikanische Informatiker, Musiker und Schriftsteller Jaron Lanier ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
ausgezeichent worden. Der 54-Jährige
sei ein Pionier der digitalen Welt und einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der
Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich
Riethmüller. In der Frankfurter Paulskirche warnte der Preisträger vor der
Datensammelwut von Konzernen, Geheimdiensten und Regierungen. Der
Präsident des EU-Parlaments, Martin
Schulz, sagte in seiner Laudatio, die Kritik Laniers sei nicht kulturpessimistisch, sondern ,,besonders erhellend".
Stockholm (dpa) Für die Entdeckung
eines Navis im Gehirn erhalten drei
Wissenschaftler in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis. Das norwegische
Ehepaar May-Britt und Edvard Moser
bekommt die eine Hälfte, der britischamerikanische Forscher John O’Keefe
die andere. Die Preisträger haben
grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns gefunden. Genau diese Hirnteile werden bereits in einem
frühen Stadium von Alzheimer zerstört.
Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit fast 880 000 Euro dotiert. „Ich
bin immer noch schockiert. Das ist so
großartig“, sagte May-Britt Moser.
Kommentar und Kultur
Hintergrund auf Leben und Wissen
Lima/Genf (dpa) Das Jahr 2014 könnte
vor allem wegen der starken Aufheizung der Meeresoberflächen das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am
Rande der UN-Klimakonferenz in Lima
mitteilte, lag die durchschnittliche
Lufttemperatur über Land und Meeren
von Januar bis Oktober um 0,57 Grad
Celsius über dem Mittel von 14 Grad der
entsprechenden Zeitperiode von 1961
bis 1990. Bestätige sich die Tendenz im
November und Dezember, werde 2014
das heißeste Jahr - noch vor 2010, 2005
und 1998. ,,Es gibt keinen Stillstand bei
der globalen Erwärmung", warnte
WMO-Generalsekretär Michel Jarraud.
Air 2
ndlich kommt die Frauenquote. In
keinem der zehn umsatzstärksten
deutschen Dax-Unternehmen sitzen
gleichviele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Wenn Volkswagen und RWE
bei 15 Prozent Frauenanteil herumkrebsen, dann lässt das tief blicken, wie es in deutschen Unternehmen wirklich aussieht.
Nach Jahren guten Zuredens und einer zaudernden Ex-Familienministerin Schröder, die den Betrieben in dieser Frage zu viel Freiheit ließ, hat sich
zu wenig getan. Deshalb ist die Frauenquote in Aufsichtsräten ein guter Anfang, die sich hoffentlich in Vorständen
und Führungspositionen der Firmen
fortsetzen wird. Wenn hoch qualifizierte Frauen und Männer heute um diese
Positionen konkurrieren, ziehen Frauen zu oft den Kürzeren.
Die Frauenquote zwingt jetzt zum
Umdenken. Wie sehr das die Unternehmen tatsächlich begriffen haben,
wird sich dann in ein paar Jahren an
der Anzahl von Frauen in Vorständen
ablesen lassen.
Unten rechts
Noch mehr Titel
Ski-Olympiasiegerin Maria HöflRiesch, Diskusstar Robert Harting und die Fußball-Weltmeister
von Bundestrainer Joachim Löw
sind Deutschlands „Sportler des
Jahres“ 2014. Das ergab die Abstimmung von rund 1200 Sportjournalisten am Ende eines
ereignisreichen Sportjahres. 700
Festgäste feierten die Siegern bei
der Gala in Baden-Baden. Harting gewann die Wahl zum dritten Mal nacheinander. HöflRiesch, die ihre Karriere im März
beendet hatte, ist die Nachfolgerin von Speerwerferin Christina Obergföll. (dpa)
U n a b h ä n g i g e
T a g e s z e i t u n g
i n
REKORD
NATUR
Konstanz
Heimatort
feiert Jogi Löw
ganz groß
Eishockey im
Fußballstadion
zieht Massen an
Wie Bäume die
Wissenschaft
inspirieren
DIENSTAG, 1. JANUAR 2015
NR. 1 | 71. JAHR | K
PREIS 1,80 EURO
Seite 10
Sport
Leben und Wissen
Kommentar
ROS E TTA-M IS S ION
Glückwunsch!
Konstanz ist eine der bekanntesten und attraktivsten Städte im
Land: Das ist das Kernergebnis
einer bundesweiten Befragung.
Danach landet Konstanz auf Rang
drei nach Heidelberg und Freiburg sowie vor Stuttgart. Platz
fünf belegt Friedrichshafen. Befragte aus Baden-Württemberg
setzten Konstanz sogar auf Rang
zwei. Im letzten Drittel landet
Villingen-Schwenningen. Das
Institut Imakomm hat 4000 Personen über die 20 größten Städte
im Südwesten befragt. (rau)
VON ALEXANDER MICHEL
s ist ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt, eine echte
Meisterleistung. Irgendwo in der gigantischen Leere zwischen Mars und
Jupiter landet eine Forschungssonde
sanft wie ein Hubschrauber auf der
Oberfläche eines Kometen, der durch
das All saust. Das alles wird von Darmstadt aus quasi blind gesteuert, ist ein
europäisches Gemeinschaftswerk und
zugleich eine technische Spitzenleistung vom Bodensee. Denn die Stränge
für Planung, Entwicklung und Konstruktion der Sonden Rosetta und Philae laufen bei Airbus DS (vormals Astrium) in Friedrichshafen zusammen.
Europa zeigt mit dieser zehn Jahre
dauernden Bilderbuch-Mission, dass
es mit den führenden Raumfahrt-Riesen USA und Russland mehr als nur
mithalten kann. Man ist nicht nur Teilnehmer, sondern Schrittmacher. Bei
kommenden visionären Vorhaben - etwa einem Flug zum Mars - werden die
Europäer wertvolles Wissen und Erfahrung einbringen. Doch jetzt darf erst
einmal gefeiert werden. Glückwunsch!
BLUMBERG
Kommandant erhält
Ehrenkreuz in Gold
Blumbergs Gesamtkommandant
Reinhold Engesser erhielt beim
Neujahrsempfang der Stadt das
Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands. Das ist
die höchste Feuerwehr-Ehrung,
sagte Kreisbrandmeister Manfred
Bau. Engesser, seit 1995 Gesamtkommandant in Blumberg und
seit 2002 stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, habe zahlreiche Verdienste um die Feuerwehr. (blu)
Ein guter Anfang
VON BIRGIT HOFMANN
U n a b h ä n g i g e
T a g e s z e i t u n g
i n
B a d e n - W ü r t t e m b e r g
................................................
Der Nabu-Landesvorsitzende
Andre Baumann stellte im Rahmen der Radolfzeller Naturschutztage der grün-roten Landesregierung ein gutes Zeugnis
aus. Er nannte dabei die Erhöhung der Finanzmittel für den
Naturschutz, die Einrichtung des
Nationalparks, die neue Agrarpolitik, den Ausbau der Windenergie sowie die Novellierungen
der Landesumwelt- und Landesjagdgesetze. (tol)
SINGEN
Neuer Verein will
Hohentwiel fördern
Ein neuer Verein aus bürgerlichen
Kreisen will sich verstärkt um
Singens Hausberg, den Hohentwiel, kümmern. Die Aktiven
wollen Berg und Festung besser
mit der Kultur und Geschichte der
Stadt Singen verzahnen. Der
Hohentwiel soll in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher
positioniert werden und zum
„kulturellen Leuchtturm“ werden.
Rückendeckung bekommen die
Bürger durch die Orte Singen und
Hilzingen, die Mitglied beim
neuen Verein werden. (jöb)
DAS WETTER
Höchstwert
heute Nachmittag
Tiefstwert in der
Nacht auf morgen
www.suedkurier.de/wetter Seite 10
BILDER: PSDESIGN1, FOTOLIA/DPA
XxBTAGPRy401506z|v%:":.:!:.
E
Was gesunde Ernährung ausmacht
Experte gibt Entwarnung bei Diäten-Wahn. Uwe Knop rät im großen Interview zu essen, worauf
man Lust hat
Konstanz (bea) Keine Woche vergeht,
ohne dass eine Frauen- oder Sportzeitschrift eine neue Diät auf den Markt
bringt. Steinzeit-Diät, vegan, regional
oder mobiles Essen: Alles ist stets neu
und der letzte Schrei. Doch wirklichen
Sinn machen nur die wenigsten dieser
Diäten. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop bürstet gern vermeintliche Ernährungsweisheiten gegen den
Strich. Im Gespräch mit unserer Zei-
tung ruft er dazu
auf, wieder mehr
auf seinen eigenen
Körper zu hören.
„Warten Sie, bis Sie
wirklich Hunger haben, und dann essen Sie das, worauf
Sie Lust haben und
was Sie gut vertragen“, empfiehlt der
Experte. Der Körper
wisse selbst, was er brauche.
Vegane Ernährung sei zwar moralisch
respektabel, wenn jemand keine Tiere
essen wolle. Sich damit gesund zu ernähren, sei aber nicht einfach, denn die
Auch Süßes darf
mal sein. B I LD :
ARI WA S A B I - FO TO LI A
Gefahr von Mangelerscheinungen sei
groß. Auch auf Ernährungsstudien sei
nur wenig Verlass. Die meisten hätten
methodische Mängel und beruhten auf
Thesen, Vermutungen und Spekulationen. Ein Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit sei kaum nachzuweisen. Auch die bekannte Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse
zu essen, verursache vielen Menschen
Magen- oder Darmbeschwerden. Mehr
dazu im Interview auf Themen des Tages.
Die elf größten Diät-Irrtümer und
ihre Aufklärung finden Sie bei
uns im Internet unter:
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Friedenspreis für Nobelpreis für
kritischen Denker drei Hirnforscher
Das heißeste Jahr
der Geschichte
Frankfurt/Main (dpa) Der amerikanische Informatiker, Musiker und Schriftsteller Jaron Lanier ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
ausgezeichent worden. Der 54-Jährige
sei ein Pionier der digitalen Welt und einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der
Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich
Riethmüller. In der Frankfurter Paulskirche warnte der Preisträger vor der
Datensammelwut von Konzernen, Geheimdiensten und Regierungen. Der
Präsident des EU-Parlaments, Martin
Schulz, sagte in seiner Laudatio, die Kritik Laniers sei nicht kulturpessimistisch, sondern ,,besonders erhellend".
Stockholm (dpa) Für die Entdeckung
eines Navis im Gehirn erhalten drei
Wissenschaftler in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis. Das norwegische
Ehepaar May-Britt und Edvard Moser
bekommt die eine Hälfte, der britischamerikanische Forscher John O’Keefe
die andere. Die Preisträger haben
grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns gefunden. Genau diese Hirnteile werden bereits in einem
frühen Stadium von Alzheimer zerstört.
Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit fast 880 000 Euro dotiert. „Ich
bin immer noch schockiert. Das ist so
großartig“, sagte May-Britt Moser.
Kommentar und Kultur
Hintergrund auf Leben und Wissen
Lima/Genf (dpa) Das Jahr 2014 könnte
vor allem wegen der starken Aufheizung der Meeresoberflächen das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am
Rande der UN-Klimakonferenz in Lima
mitteilte, lag die durchschnittliche
Lufttemperatur über Land und Meeren
von Januar bis Oktober um 0,57 Grad
Celsius über dem Mittel von 14 Grad der
entsprechenden Zeitperiode von 1961
bis 1990. Bestätige sich die Tendenz im
November und Dezember, werde 2014
das heißeste Jahr - noch vor 2010, 2005
und 1998. ,,Es gibt keinen Stillstand bei
der globalen Erwärmung", warnte
WMO-Generalsekretär Michel Jarraud.
ndlich kommt die Frauenquote. In
keinem der zehn umsatzstärksten
deutschen Dax-Unternehmen sitzen
gleichviele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Wenn Volkswagen und RWE
bei 15 Prozent Frauenanteil herumkrebsen, dann lässt das tief blicken, wie es in deutschen Unternehmen wirklich aussieht.
Nach Jahren guten Zuredens und einer zaudernden Ex-Familienministerin Schröder, die den Betrieben in dieser Frage zu viel Freiheit ließ, hat sich
zu wenig getan. Deshalb ist die Frauenquote in Aufsichtsräten ein guter Anfang, die sich hoffentlich in Vorständen
und Führungspositionen der Firmen
fortsetzen wird. Wenn hoch qualifizierte Frauen und Männer heute um diese
Positionen konkurrieren, ziehen Frauen zu oft den Kürzeren.
Die Frauenquote zwingt jetzt zum
Umdenken. Wie sehr das die Unternehmen tatsächlich begriffen haben,
wird sich dann in ein paar Jahren an
der Anzahl von Frauen in Vorständen
ablesen lassen.
Unten rechts
Noch mehr Titel
Ski-Olympiasiegerin Maria HöflRiesch, Diskusstar Robert Harting und die Fußball-Weltmeister
von Bundestrainer Joachim Löw
sind Deutschlands „Sportler des
Jahres“ 2014. Das ergab die Abstimmung von rund 1200 Sportjournalisten am Ende eines
ereignisreichen Sportjahres. 700
Festgäste feierten die Siegern bei
der Gala in Baden-Baden. Harting gewann die Wahl zum dritten Mal nacheinander. HöflRiesch, die ihre Karriere im März
beendet hatte, ist die Nachfolgerin von Speerwerferin Christina Obergföll. (dpa)
KONSTANZ
Kommentar
Top-Noten für
die Stadt-Marke
RO S E T TA - M IS S IO N
Glückwunsch!
Konstanz ist eine der bekanntesten und attraktivsten Städte im
Land: Das ist das Kernergebnis
einer bundesweiten Befragung.
Danach landet Konstanz auf Rang
drei nach Heidelberg und Freiburg sowie vor Stuttgart. Platz
fünf belegt Friedrichshafen. Befragte aus Baden-Württemberg
setzten Konstanz sogar auf Rang
zwei. Im letzten Drittel landet
Villingen-Schwenningen. Das
Institut Imakomm hat 4000 Personen über die 20 größten Städte
im Südwesten befragt. (rau)
VON ALEXANDER MICHEL
................................................
E
s ist ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt, eine echte
Meisterleistung. Irgendwo in der gigantischen Leere zwischen Mars und
Jupiter landet eine Forschungssonde
sanft wie ein Hubschrauber auf der
Oberfläche eines Kometen, der durch
das All saust. Das alles wird von Darmstadt aus quasi blind gesteuert, ist ein
europäisches Gemeinschaftswerk und
zugleich eine technische Spitzenleistung vom Bodensee. Denn die Stränge
für Planung, Entwicklung und Konstruktion der Sonden Rosetta und Philae laufen bei Airbus DS (vormals Astrium) in Friedrichshafen zusammen.
Europa zeigt mit dieser zehn Jahre
dauernden Bilderbuch-Mission, dass
es mit den führenden Raumfahrt-Riesen USA und Russland mehr als nur
mithalten kann. Man ist nicht nur Teilnehmer, sondern Schrittmacher. Bei
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Europäer wertvolles Wissen und Erfahrung einbringen. Doch jetzt darf erst
einmal gefeiert werden. Glückwunsch!
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Reinhold Engesser erhielt beim
Neujahrsempfang der Stadt das
Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands. Das ist
die höchste Feuerwehr-Ehrung,
sagte Kreisbrandmeister Manfred
Bau. Engesser, seit 1995 Gesamtkommandant in Blumberg und
seit 2002 stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, habe zahlreiche Verdienste um die Feuerwehr. (blu)
Samsung Galaxy Tab S2 9.7
F RAU E NQ U O T E
Ein guter Anfang
RADOLFZELL
VON BIRGIT HOFMANN
................................................
Naturschützer loben
Landesregierung
Der Nabu-Landesvorsitzende
Andre Baumann stellte im Rahmen der Radolfzeller Naturschutztage der grün-roten Landesregierung ein gutes Zeugnis
aus. Er nannte dabei die Erhöhung der Finanzmittel für den
Naturschutz, die Einrichtung des
Nationalparks, die neue Agrarpolitik, den Ausbau der Windenergie sowie die Novellierungen
der Landesumwelt- und Landesjagdgesetze. (tol)
SINGEN
Neuer Verein will
Hohentwiel fördern
Ein neuer Verein aus bürgerlichen
Kreisen will sich verstärkt um
Singens Hausberg, den Hohentwiel, kümmern. Die Aktiven
wollen Berg und Festung besser
mit der Kultur und Geschichte der
Stadt Singen verzahnen. Der
Hohentwiel soll in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher
positioniert werden und zum
„kulturellen Leuchtturm“ werden.
Rückendeckung bekommen die
Bürger durch die Orte Singen und
Hilzingen, die Mitglied beim
neuen Verein werden. (jöb)
DAS WETTER
17°
6°
Höchstwert
heute Nachmittag
Tiefstwert in der
Nacht auf morgen
www.suedkurier.de/wetter Seite 10
BILDER: PSDESIGN1, FOTOLIA/DPA
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E
Was gesunde Ernährung ausmacht
Experte gibt Entwarnung bei Diäten-Wahn. Uwe Knop rät im großen Interview zu essen, worauf
man Lust hat
Konstanz (bea) Keine Woche vergeht,
ohne dass eine Frauen- oder Sportzeitschrift eine neue Diät auf den Markt
bringt. Steinzeit-Diät, vegan, regional
oder mobiles Essen: Alles ist stets neu
und der letzte Schrei. Doch wirklichen
Sinn machen nur die wenigsten dieser
Diäten. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop bürstet gern vermeintliche Ernährungsweisheiten gegen den
Strich. Im Gespräch mit unserer Zei-
tung ruft er dazu
auf, wieder mehr
auf seinen eigenen
Körper zu hören.
„Warten Sie, bis Sie
wirklich Hunger haben, und dann essen Sie das, worauf
Auch Süßes darf
Sie Lust haben und
mal sein. BILD:
was Sie gut vertraARI WA SA BI - FOTOLIA
gen“, empfiehlt der
Experte. Der Körper
wisse selbst, was er brauche.
Vegane Ernährung sei zwar moralisch
respektabel, wenn jemand keine Tiere
essen wolle. Sich damit gesund zu ernähren, sei aber nicht einfach, denn die
Friedenspreis für Nobelpreis für
kritischen Denker drei Hirnforscher
Frankfurt/Main (dpa) Der amerikanische Informatiker, Musiker und Schriftsteller Jaron Lanier ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
ausgezeichent worden. Der 54-Jährige
sei ein Pionier der digitalen Welt und einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der
Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich
Riethmüller. In der Frankfurter Paulskirche warnte der Preisträger vor der
Datensammelwut von Konzernen, Geheimdiensten und Regierungen. Der
Präsident des EU-Parlaments, Martin
Schulz, sagte in seiner Laudatio, die Kritik Laniers sei nicht kulturpessimistisch, sondern ,,besonders erhellend".
Stockholm (dpa) Für die Entdeckung
eines Navis im Gehirn erhalten drei
Wissenschaftler in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis. Das norwegische
Ehepaar May-Britt und Edvard Moser
bekommt die eine Hälfte, der britischamerikanische Forscher John O’Keefe
die andere. Die Preisträger haben
grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns gefunden. Genau diese Hirnteile werden bereits in einem
frühen Stadium von Alzheimer zerstört.
Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit fast 880 000 Euro dotiert. „Ich
bin immer noch schockiert. Das ist so
großartig“, sagte May-Britt Moser.
Kommentar und Kultur
Hintergrund auf Leben und Wissen
Gefahr von Mangelerscheinungen sei
groß. Auch auf Ernährungsstudien sei
nur wenig Verlass. Die meisten hätten
methodische Mängel und beruhten auf
Thesen, Vermutungen und Spekulationen. Ein Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit sei kaum nachzuweisen. Auch die bekannte Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse
zu essen, verursache vielen Menschen
Magen- oder Darmbeschwerden. Mehr
dazu im Interview auf Themen des Tages.
Die elf größten Diät-Irrtümer und
ihre Aufklärung finden Sie bei
uns im Internet unter:
www.suedkurier.de/skplus
Das heißeste Jahr
der Geschichte
Lima/Genf (dpa) Das Jahr 2014 könnte
vor allem wegen der starken Aufheizung der Meeresoberflächen das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am
Rande der UN-Klimakonferenz in Lima
mitteilte, lag die durchschnittliche
Lufttemperatur über Land und Meeren
von Januar bis Oktober um 0,57 Grad
Celsius über dem Mittel von 14 Grad der
entsprechenden Zeitperiode von 1961
bis 1990. Bestätige sich die Tendenz im
November und Dezember, werde 2014
das heißeste Jahr - noch vor 2010, 2005
und 1998. ,,Es gibt keinen Stillstand bei
der globalen Erwärmung", warnte
WMO-Generalsekretär Michel Jarraud.
bestellen!
www.suedkurier.de
FRAUE NQUOTE
RADOLFZELL
Naturschützer loben
Landesregierung
17°
6°
SCHÖNAU
................................................
E
B a d e n - W ü r t t e m b e r g
KONSTANZ
Top-Noten für
die Stadt-Marke
JETZT
ndlich kommt die Frauenquote. In
keinem der zehn umsatzstärksten
deutschen Dax-Unternehmen sitzen
gleichviele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Wenn Volkswagen und RWE
bei 15 Prozent Frauenanteil herumkrebsen, dann lässt das tief blicken, wie es in deutschen Unternehmen wirklich aussieht.
Nach Jahren guten Zuredens und einer zaudernden Ex-Familienministerin Schröder, die den Betrieben in dieser Frage zu viel Freiheit ließ, hat sich
zu wenig getan. Deshalb ist die Frauenquote in Aufsichtsräten ein guter Anfang, die sich hoffentlich in Vorständen
und Führungspositionen der Firmen
fortsetzen wird. Wenn hoch qualifizierte Frauen und Männer heute um diese
Positionen konkurrieren, ziehen Frauen zu oft den Kürzeren.
Die Frauenquote zwingt jetzt zum
Umdenken. Wie sehr das die Unternehmen tatsächlich begriffen haben,
wird sich dann in ein paar Jahren an
der Anzahl von Frauen in Vorständen
ablesen lassen.
Unten rechts
Noch mehr Titel
Ski-Olympiasiegerin Maria HöflRiesch, Diskusstar Robert Harting und die Fußball-Weltmeister
von Bundestrainer Joachim Löw
sind Deutschlands „Sportler des
Jahres“ 2014. Das ergab die Abstimmung von rund 1200 Sportjournalisten am Ende eines
ereignisreichen Sportjahres. 700
Festgäste feierten die Siegern bei
der Gala in Baden-Baden. Harting gewann die Wahl zum dritten Mal nacheinander. HöflRiesch, die ihre Karriere im März
beendet hatte, ist die Nachfolgerin von Speerwerferin Christina Obergföll. (dpa)
Alle Informationen und Angebote finden Sie hier:
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* Das Paket besteht jeweils aus ePaper, dem gewählten Tablet und SK Plus für den Bezugszeitraum
von mindestens 24 Monaten, ggf. zuzüglich einer einmaligen Zuzahlung. Nach Bezahlung der
24. Monatsrate geht das Gerät in Ihr Eigentum über. Die Kosten für das Printabonnement werden
zusätzlich erhoben. Neukunden zahlen 34,99 €/Monat.
fischmarktzwei
TAKT | frühjahr 2016
3
In C
EDITORIAL
Liebes Publikum,
nein, die Schreibweise des Titels dieser Ausgabe ist weder
ein Anglizismus, noch ein Versehen unsererseits. Zum
Zeitpunkt der Drucklegung der Saisonbroschüre 2015 | 2016
hatte das neue Veranstaltungshaus am Seerhein noch keinen
Namen und das C war die Anspielung auf das ursprünglich
in diesem Gebäude beherbergte Unternehmen. Dabei
könnte man dem italienischen Ursprung des Wortes folgend,
durchaus ein C verwenden. Die Übersetzung »Gegensatz«
passt schließlich auch für ein Konzert in einer Baustelle.
Dieser tritt nun leider zutage. Der Umbau läuft zwar
insgesamt nach Plan, eine punktgenaue Terminierung aller
Gewerke ist aber wohl auch bei diesem Vorhaben schwer.
Somit müssen wir leider das für März geplante Konzert im
Bodenseeforum Konstanz auf den 19. Mai verlegen. Alle
bisher gekauften Tickets behalten ihre Gültigkeit.
Eindeutig mit C wird Celesta geschrieben. Das in die Jahre
gekommene Instrument unseres Orchesters – im Dezember
aufgestellt im Konzilfoyer – hat für manchen Aha-Effekt
gesorgt. Wird es in einer Komposition verwendet, tritt es zwar
von rouven schöll
hörbar in Erscheinung, häufig steht es aber versteckt in den
hinteren Reihen der Bühne. So verwundert es nicht, dass es
leicht mit dem Glockenspiel verwechselt werden kann.
Eine Ersatzbeschaffung dieses oder anderer Instrumente ist
meist nicht in dem Budget des Orchesters darstellbar. So
hilft uns regelmäßig der Freundeskreis Philharmonie e.V. Die
Spendensammlung der letzten eineinhalb Jahre ergab einen
Betrag von rund 18.000 Euro. Aufgestockt mit Erlösen aus
Mitgliedsbeiträgen können wir die 35.000 Euro teure Celesta
nun erwerben. Allen Spenderinnen und Spendern möchten
wir an dieser Stelle ganz herzlich danken!
Mit den besten Grüßen
Rouven Schöll
Informationen zu einer Mitgliedschaft im Freundeskreis
Philharmonie e.V. unter [email protected].
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4
inhaltsverzeichnis
TAKT | frühjahr 2016
Auf einen
Blick
Konzerte
  6 im königreich Philharmonisches Konzert
13 Der pflaumenmusfänger Sitzkissenkonzert
15Abschlusskonzert Sonderkonzert
16 il contrabbasso Inselkonzert
20Konzert Junger meister Sonderkonzert
22Im Gefühl Philharmonisches Konzert
27peter und der wolf Familienkonzert
32Im wald Philharmonisches Konzert
36Im Rückblick Philharmonisches Konzert
42contraste Sonderkonzert
46Con guitarra Vol. 4 Kammerkonzert
48Auf dem Weg zum Biedermeier II Kammerkonzert
Titelthema
 5 kontraste Von Intendant Beat Fehlmann
28Ich bin dagegen Kolumne Tobias Bücklein
Fischmarktzwei
10 Die Philharmonie in Zahlen
11Jazz Downtown … im Proberaum der Philharmonie
18Kurz berichtet »Phasnachtsfieber«
19Kurz berichtet Masterclass
29Kurz berichtet Mozart-Marathon
31Kurz Berichtet Klassik-Soul-Jazz-Experience am Bodensee
40Blech und Karbon Besuch bei der Nägeli Swiss AG
41Schweizer Schokolade und Eintracht Braunschweig
Die Kontrabassistin Anna-Lena Cech
50Kurz berichtet Wasser-Musik
Wissen
26ENTDECKE DIE MUSIK Seite für Kinder
41impressum
51PROGRAMMÜBERBLICK
Das Europäische KulturForum Mainau e.V.
präsentiert die Konzertreihe
Jazz unter Palmen
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Mainau GmbH | Tel. +49 (0) 7531 303-303
[email protected] | www.mainau.de
Online Ticketportal: www.reservix.de
Stichwort: „Jazz unter Palmen“
beatbüro
Für Konzertbesucher ist ab 17.00 Uhr der Eintritt auf die Insel Mainau sowie
die Auffahrt bis zum Pakplatz des Restaurants Schwedenschenke frei. Bereits
ab 18 Uhr können Sie Mainauer Kochkunst im Palmenhaus oder im Restaurant
Schwedenschenke genießen. Reservierung unter + 49 (0) 7531 303-156
titelthema
TAKT | frühjahr 2016
5
Kontraste
Für die Wahrnehmung einer Sache oder von Musik sind
Unterschiede von zentraler Bedeutung. Wir hören einen
Klang, einen Ton, dann einen nächsten und setzen diesen in
Beziehung zu dem vergangenen. Auf Grund von Gleichheit,
Ähnlichkeit oder Differenz entsteht in unserem Gedächtnis
die musikalische Form. Für das Empfinden oder die
emotionale Wirkung von Klängen oder Tönen ist der Grad
der Unterschiedlichkeit von besonderer Bedeutung. Treffen
also sehr kontrastreiche Elemente unmittelbar aufeinander,
entsteht eine besondere Spannung, was wir als dramatisches
Ereignis wahrnehmen. Ohne wahrnehmbare Unterschiede
ist in der Musik also alles nichts. Doch gilt das nur für die
Musik?
Ich glaube nicht – Unterschiede oder Andersartigkeit
bereichern das Leben. Doch mehr noch, Kontraste helfen
uns, uns selber erfahren zu können. Wären wir alle gleich,
wer wären wir dann? Hätten wir in der Musik nur einen Ton
oder einen Klang zur Verfügung, wäre dann der Eindruck
vom Vergehen der Zeit und eine emotionale Regung
überhaupt denkbar? Mir zumindest fällt die Vorstellung
von intendant beat fehlmann
schwer. So scheint also genau in der Unterschiedlichkeit
ein wesentlicher Reiz zu liegen, wobei das direkte
Aufeinandertreffen und der Grad der Differenz dafür
verantwortlich sind, wie dramatisch wir eine bestimmte
Situation erleben. Nicht immer ist man bereit für das große
Drama und als unablässiger Zustand dient eine solche
Verfassung schon gar nicht. Ein gutes Werk zeichnet sich
für mich deshalb durch die Balance der Elemente aus.
Vielleicht könnte man gar soweit gehen und diese Qualität
der Abwechslung auf die Voraussetzung für ein gutes Leben
übertragen. Wie dem auch sei, zu viel oder zu wenig, ich
frage mich jedenfalls oft, in welcher Zeit leben wir eigentlich,
wie verrückt klingt denn unsere Gegenwart?
Auch wenn ich die abschließende Antwort nicht kenne, so
weiß ich gewiss, es ist immer wieder anders und das scheint
mir auch gut so.
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6
philharmonisches konzert
IM
Königreich
Hector Berlioz 1803 – 1869
Konzertouvertüre op. 21 »Le corsaire«
Edward Elgar 1857 – 1934
Cellokonzert e-Moll op. 85
Adagio
Lento, Allegro molto
Adagio
Allegro
* Pa use *
Antonín Dvořák 1841 – 1904
Symphonie Nr. 8 G-Dur op. 88 »Die Englische«
Allegro con brio
Adagio
Allegretto grazioso
Allegro ma non troppo
Pavel Gomziakov Violoncello
Naci Özgüç Dirigent
TAKT | frühjahr 2016
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
Mittwoch, 2. März 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo A
Donnerstag, 3. März 2016 | 20 Uhr | Milchwerk Radolfzell | Abo Radolfzell
Freitag, 4. März 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo B
Sonntag, 6. März 2016 | 18 Uhr | Konzil Konstanz | Abo D
Einführungsvortrag eine Stunde vor Konzertbeginn | Konzertdauer: ca. 105 min.
Karten: Konzil 48 ∙ 38 ∙ 28 ∙ 18 Euro | Milchwerk 24 ∙ 21 ∙ 18 Euro
Inklusive kostenlose
-Benutzung zu den Konzerten in Konstanz
Revolutionäre Romantik
le corsaire
kontrast­
reich
Obwohl Berlioz mit seinen Kompositionen in Europa Erfolge
feierte, wurde sein Werk im Heimatland Frankreich lange
verkannt. Als er sich 1844 in einer schweren privaten und
gesundheitlichen Krise befand, reiste er zur Erholung nach
Nizza. Er wohnte in einem Turm mit herrlichem Ausblick auf
das Mittelmeer und begann, eine Ouvertüre zu komponieren,
die zunächst den Namen »La Tour de Nice« trug. Später
änderte er den Titel in »Le Corsaire« nach einer seiner
Lieblingsdichtungen von Lord Byron. Eine einleuchtende
Wahl, denn Berlioz »wilde« kontrastreiche Musik passt ideal
zu Byrons Versen — abgründige, revolutionäre Romantik von
der anderen Seite der musikalischen Welt.
Archiv
Naci ÖzgüÇ wurde in Ankara geboren und stammt aus einer Musikerfamilie, beide Eltern sind Opernsänger.
Erste Klavierstunden erhielt er mit 4 Jahren, er studierte Musik am Staatskonservatorium in Ankara. An der Indiana
University School of Music in Bloomington erhielt er 1990 seinen Master of Music im Dirigieren. Es folgten Studien
am Mozarteum in Salzburg bei Charles Spencer, später bei Lorin Maazel in Pittsburgh, Jiri Belohlavek in Zlina,
Ferdinand Letner in Siena und Bruno Aprea in Rom.
Ab 1998 war er Musikalischer Direktor der Indiana University Chamber Opera Company und ab 1990 als Dirigent
bei der Staatsoper und Ballett Ankara in verschiedenen Positionen, zum Schluss als Generalmusikdirektor. 2014
wurde er vom Lions Verbund in der Türkei zum »Besten Dirigenten des Jahres« gewählt.
Nachdem er von 2007 bis 2009 Generalmusikdirektor an der Staatsoper Ankara war, von 2009 bis 2012 beim
Staatlichen Symphonieorchester Istanbul, sowie bei der Staatsoper Istanbul von 2013 bis 2015, kehrte er als
Dirigent an die Staatsoper Ankara zurück.
7
8
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
Beschwörung einer
glücklichen Vergangenheit
schwel­ge­
risch
cellokonzert
Die Eröffnung von Edward Elgars Cellokonzert erscheint
symptomatisch für den resignativen Tonfall, der weite
Teile des Werks prägt: Der Solist beginnt mit Akkorden im
Fortissimo – der erste über drei Saiten des Instruments,
die folgenden sogar über alle vier ausgreifend. Doch diesen
mächtigen Akkorden folgt eine einstimmige Melodie,
zuerst leidenschaftlich im Ausdruck, dann mit stetig
zurückgenommener Intensität und abfallender Tonhöhe.
Der noch einmal akzentuierte tiefe Schlusston der Phrase
gibt dem Ganzen eine tragische Note. Insgesamt eine stolze,
kraftvolle Geste, die aber nach wenigen Takten in sich
zusammenfällt.
Oft ist es problematisch, den Charakter von Musikstücken
auf die jeweilige Lebenssituation des Komponisten
zurückzuführen. Doch in diesem Fall geht die Rechnung
einmal auf: Der Brite Elgar erreichte den Gipfelpunkt seines
Ruhms nach 1900 mit Werken wie den Enigma-Variationen,
dem Oratorium The Dream of Gerontius und den Pomp
and Circumstance-Märschen. Gegen Ende des Ersten
Weltkriegs versiegte seine Schaffenskraft allmählich. Er hatte
ohnehin immer zur Schwermut geneigt, doch nun wurden
Nostalgie, Trauer, Verzweiflung für ihn zum beherrschenden
Lebensgefühl. Freunde und Weggefährten starben in
dieser Zeit, und vor allem erfuhr Elgar den Krieg, trotz des
siegreichen Ausgangs für sein Land, als Ende einer Epoche,
mit der er sich identifizierte. Das Cellokonzert, fertiggestellt
im August 1919, war seine letzte größere Komposition. Als er
sie in sein Werkverzeichnis eintrug, notierte er dazu: »Finis.
R.I.P.« (Requiescat in pace – Ruhe in Frieden).
Pavel Gomziakov
Vor diesem Hintergrund betrachtet,
wirkt der Beginn des Konzerts wie
ein Motto. Die besondere Bedeutung
der Stelle zeigt sich im Übrigen auch
daran, dass Elgar sie später noch
zweimal aufgreift. Zunächst erscheint
sie am Übergang vom ersten zum
scherzoartigen zweiten Satz.
Nun wurde Nostalgie für
Elgar zum beherrschenden
Lebensgefühl.
Im dritten kommt sie nicht vor, und
dieser Satz, ein schwelgerisches
Adagio, steht auch durch seine
Tonart, das harmonisch weit von
der Grundtonart e-Moll entfernte
B-Dur, etwas abseits von den übrigen
Werkteilen. Noch einmal zitiert Elgar
das Motto am Ende des Finales. Hier
wirkt es wie das Heraufbeschwören
einer glücklicheren Vergangenheit.
archiv
hat als Solist und Kammermusiker bereits in England, Frankreich,
Italien, den Niederlanden, Portugal, Brasilien, Kanada, den USA, Japan und Russland gespielt.
Im Juli 2007 spielte er mit der portugiesischen Pianistin Maria Joao Pires beim Escorial Festival
(Spanien). Dies führte zu zahlreichen gemeinsamen Auftritten in allen großen Konzertsälen der
Welt. Für Deutsche Grammophon nahmen sie gemeinsam eine Chopin-CD auf.
Neben seinen aktuellen Konzerten mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, ist er in
letzter Zeit mit dem Finnischen Kammerorchester unter Jukka-Pekka Saraste aufgetreten, dem
Orchestre National de Toulouse mit Tugan Sokhiev, dem Russischen Nationalorchester, dem
Seattle Symphony Orchestra, dem Gulbenkian Orchestra, der Russischen Nationalphilharmonie,
beim Festival der Weißen Nächte in St. Petersburg, eingeladen von Valery Gergiev, den Festivals
von Povoa de Varzim und Colmar, dem CCB in Lissabon und dem Concertgebouw in Amsterdam.
Seine nächste Aufnahme, die Haydn gewidmet ist, wird 2016 bei Onyx erscheinen.
9
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
In die Irre geführt
die englische
Antonín Dvořáks Symphonie Nr. 8 wird auch seine
»englische« genannt – ein Beiname, der allerdings in fast
jeder Beziehung in die Irre führt: Denn das Werk entstand im
südböhmischen Vysoká (1889), wurde in Prag uraufgeführt
(am 2. Februar 1890), und auch seine Themen sind
folkloristisch-böhmisch geprägt. Doch immerhin erschien die
Symphonie in London, weil der Komponist sich mit seinem
Berliner Hauptverleger Simrock vorübergehend überworfen
hatte.
Mit seiner Achten plante Dvořák, »ein von den anderen
Symphonien verschiedenes Werk zu schreiben, mit
individuellen, in neuer Weise ausgearbeiteten Gedanken«.
Dazu wählte er zwar die traditionelle vierteilige Satzfolge,
füllte ihr Schema aber auf ganz unorthodoxe Weise mit
Leben. In allen Sätzen fällt die große Zahl und Buntheit der
Ideen auf – kein Wunder, denn Dvořák »klagte« etwa zur
gleichen Zeit gegenüber seinem Freund Alois Göbl: »Mir ist
der Kopf so voll von Einfällen, wenn nur ein Mensch das alles
aufschreiben könnte!« Die Entwicklung dieser Melodien
mutet stellenweise fast improvisatorisch an.
Zu Beginn des ersten Satzes hört man eine Melodie in Cello,
Fagott und Klarinette – vielleicht das Hauptthema? Wohl
kaum, denn die Melodie steht in g-Moll, also nicht in der
Grundtonart. Oder eine bloße Einleitung? Dagegen spricht
wieder, dass das Thema später noch mehrfach auftaucht,
gegen Ende mit triumphierenden Trompeten. Ebenso wenig
voraussehbar ist der Verlauf des langsamen zweiten Satzes.
Er hat manchen Kommentator an eine kleine Tondichtung
erinnert; deren Inhalt wäre dann wohl das böhmische
Landleben – einschließlich Vogelrufen und Dorfkapelle. Im
folgenden Scherzo wandelt Dvořák das Eröffnungsthema des
Adagios in einen 3/8-Walzer um. Festliche Trompetenfanfaren
kündigen danach das Finale an, das Musikgelehrte vielleicht
als Verbindung aus Sonaten- und Variationssatz bezeichnen
würden. In Dvořáks Achter sind die Formen von den
melodischen Ideen abgeleitet und daher nicht wiederholbar.
Foto (c)) Achim Mende
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10
fischmarktzwei
TAKT | frühjahr 2016
Die Philharmonie in Zahlen
Die Statistiken der Südwestdeutschen Philharmonie
beleuchten nicht nur betriebswirtschaftliche Fakten wie
Einnahmen und Ausgaben. Dies zeigt ein Blick in eine
kürzlich erstellte Datenbank, die sich mit dem beschäftigt,
was wir tun: Musik machen. Dabei hilft die Auswertung vor
allem dem Intendanten – und hoffentlich bald auch dem
neuen Chefdirigenten: Wann haben wir was zum letzten Mal
gespielt?
Die Taktzahl Frühjahr beleuchtet einen 5-Jahres-Zeitraum.
Zwischen den Jahren 2010 und 2015 waren rund 52 % der
gespielten Werke Kompositionen der Epoche der Romantik.
Das ist, angesichts der Bedeutung dieser Zeit für die
Orchesterliteratur, erwartbar gewesen. Genauso wie die Top
drei der am häufigsten gespielten Komponisten: Mozart,
Beethoven und Tschaikowski. Aber hätten Sie gedacht, dass
das am häufigsten gespielte Werk Brahms Klavierkonzert
Nr. 2 ist, gefolgt von Dvořáks Cellokonzert und der
rouven schöll
Rosenkavalier-Suite von Richard Strauss?
taktzahl frühjahr
71
Anzahl der verschiedenen Komponisten
von Béla Bartók bis Richard Wagner, deren Werke in den
letzten 5 Jahren gespielt wurden. Die Zahl bezieht sich
auf die 182 von der Philharmonie selbst veranstalteten
Orchesterkonzerte im Zeitraum 2010 bis 2015.
Gespielt wurden dabei 188 verschiedene Werke.
fischmarktzwei
TAKT | frühjahr 2016
7. Mai
ab 21 Uhr
Jazz Downtown
im Proberaum der Philharmonie
Am Samstag, den 7. Mai 2016 jazzt es wieder in der Altstadt,
wenn der Konstanzer Hospizverein zu Jazz Downtown
Konstanz lädt und 24 Bands unterschiedlichster Couleur für
den guten Zweck aufspielen. Von Soul-Jazz bis Funk, von
Dixie bis Modern Jazz, von Blues bis Swing, von Rock bis
Latin reicht das musikalische Spektrum und animiert zum
stetigen Ortswechsel. Zum Auftakt sorgen beim traditionellen
Eröffnungskonzert um 19.30 Uhr im Münster unter der
Leitung von Münsterchordirektor Steffen Schreyer mit dem
A-cappella-Ensemble VoiceMix acht junge Sängerinnen
zusammen mit der Blockflötenvirtuosin Kristina Schoch für
einen beschwingten Start in den Abend.
Wenn ab 21 Uhr dann die 24 gastgebenden Lokale den
Musikern die Bühne bereiten, öffnet auch der Proberaum
der Philharmonie am Fischmarkt seine Pforten. Hier
präsentiert die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz mit
Petersen/Rüegg/Amereller eines der vielversprechendsten
Jazztrios der Schweizer Jazzszene. Inspiriert von mehreren
Aufenthalten in der Jazzmetropole New York huldigen
die drei jungen Musiker – Max Petersen am Piano, Xaver
Rüegg am Bass und Paul Amereller am Schlagzeug – der
amerikanischen Jazzgeschichte und Vorbildern wie Bill
Evans, Bud Powell, Thelonious Monk oder Lennie Tristano
und kredenzen virtuose Jazzstandards und unbekannte JazzKompositionen der 50er- und 60er-Jahre.
Bereits zum 19. Mal stellt der Konstanzer Hospizverein den
Benefizabend auf die Beine, dessen Erlös direkt in seine
Arbeit fließt.
Eintrittspreise:
Vorverkauf (16 Euro) ab Samstag, 9. April im Konstanzer
Bücherschiff, Paradiesstr. 3 und im Hospiz Konstanz e. V.,
Talgartenstr. 4 (hier nur vormittags).
Abendkasse (18 Euro) im Münster von 18.30 bis 19.30 Uhr
und in den beteiligten Lokalen ab 19.30 Uhr.
Programmheft und weitere Informationen:
www.jazz-downtown.de
orgelmus
i
k
zur marktzeit
Am 1. Samstag im Monat, 30 Minuten Orgelmatinée
St. Gebhardskirche | 11.30 – 12 Uhr | Eintritt frei
Parallel zum bunten Markttreiben des Wochenmarktes spielen an jedem ersten
Samstag im Monat verschiedene Orgelsolisten 30 Minuten lang, jeweils von
11.30 bis 12 Uhr, auf der neuen Orgel. Wer seine Einkäufe auf dem Markt gerne
mit einem kleinen Konzert verbinden oder auch einfach nur für eine halbe Stunde
dem Alltag entfliehen und schöne Musik hören möchte, ist herzlich eingeladen.
Die „Orgelmusik zur Marktzeit“ findet bei freiem Eintritt auf Kollekten-Basis statt.
TERMINE 2016:
  5. März
Emanuel Helg frauenfeld (ch)
  2. April
Andrea Jäckle hilzingen
  7. Mai
Stephan Kreutz villmergen (ch)
  4. Juni
Thomas Pangritz konstanz
  2. Juli
Aurore Baal basel (ch)
  6. August
Melanie Jäger-Waldau überlingen
  3. September Claus Gunter Biegert konstanz
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Passionskonzert
Der Prozess
Texte und Chorwerke zum Karfreitag
Klaus Maria Brandauer
Rezitator
Europäische Vokalsolisten
Klagelieder des Propheten Jeremia
Werke von Brahms, Tallis, Lotti, Nystedt
Steffen Schreyer
Dirigent
Vorverkauf
› BuchKultur Opitz
Konstanz
› Reservix.de
www.muenstermusik-konstanz.com
Medienpartner
Bild: © Christof Mattes
Karfreitag, 25. März – 20:00 Uhr
Münster Konstanz
eduart-konzert
TAKT | frühjahr 2016
13
Sonntag, 13. März 2016 | 11 und 15 Uhr | Restaurant il Boccone Konstanz
Karten: Erwachsene 10 ∙ Kinder 5 ∙ Familien 20 Euro
eduart
sitzkissenkonzert
Der Pflaumenmusfänger
Ein Sitzkissenkonzert für Kinder ab 4 Jahren
Potz Blitz! Am königlichen Hof herrscht
heilloses Durcheinander: Fliegende Torten,
sausende Puppenwagen, rollende Mülltonnen
und dann landet auch noch eine Kanonenkugel
mit einem Knall auf dem königlichen
Frühstückstisch!
»Wer war das?«, schreit der König, der eben
noch gemütlich sein Brötchen daumendick mit
Pflaumenmus bestrich. Die Suche nach dem
Auslöser des ganzen Chaos beginnt …
Eine lustige Geschichte von Wolfram Eicke mit
Illustrationen von Susanne Smajic umrahmt von Musik
des Ensemble Il Cigno.
Ensemble Il Cigno
Csaba-Zsolt Dimén VILOA DA GAMBA | Ulrike vom Hagen VIOLA D’ARCO und BLOCKFLÖTE
Peter Achtzehnter VIOLA DA BRACCIO, LIRA DA BRACCIO und GESANG
Susanne Smajić ERZÄHLERIN | Anna Hertz REGIE
Susanne Smajić wurde 1972 in München geboren. Die Druckgraphikerin und
Illustratorin begann ihr Studium der Buchgestaltung 1993 zuerst an der Burg
Giebichen­stein in Halle/Saale und schloss es 1999 an der FH für Graphik-Design mit
dem Schwerpunkt Druckgraphik/Illustration bei Prof. Rolf Escher in Münster ab.
Seit 2001 illustriert und schreibt sie für verschiedene Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz Kinderbücher und erschafft Graphiken und Künstlerbücher.
Ihre Arbeiten werden seit vielen Jahren in zahlreichen Ausstellungen im In- und
Ausland gezeigt.
Dieses Sitzkissenkonzert ist Teil der Jubiläumsausstellung der Künstlerin, die auch
unsere Haus- und Hofzeichnerin der Kinderkonzerte ist. Die umfangreiche Ausstellung
zum Werk von Susanne Smajic, die im Frühjahr 2016 zehn Jahre in Konstanz lebt und
arbeitet, können Sie mit Ihrer Familie im Richentalsaal im Kulturzentrum am Münster
bis zum 31. März 2016 besuchen.
Ensemble Il Cigno, gegründet im
Jahre 2009, setzt sich aus Musikern der Südwestdeutschen Philharmonie und externen
Musikern zusammen. Der Schwerpunkt der
Programme liegt auf Musik der Renaissance
zwischen 1450 und 1600. Ein wichtiger Punkt
in der Arbeit des Ensembles ist die Forschung
in historischen Quellen, den Notentexten
sowie aufführungspraktische Fragen in
Bezug auf historische Zusammenhänge.
Der Ensemblename bezieht sich auf »Il piu’
dolce cigno d’Italia«, das heißt »der süßeste
Schwan Italiens«.
LUTHERKIRCHE KONSTANZ | KARFREITRAG, 25. MÄRZ 2016 | 17 UHR
Johann Sebastian Bach
JOHANNES PASSION
Mechthild Bach | Sopran
Philipp Nicklaus | Tenor
Kai Florian Bischoff | Bass, Arien
Bach-Collegium Konstanz
mit historischen Instrumenten
Mechthild Seitz | Alt
Tobias Scharfenberger | Bass, Jesusworte
Bach-Chor Konstanz
Claus Gunter Biegert | Leitung
BuchKultur
Opitz - St.45,
Stephansplatz
45 | Konstanz
Vorverkauf:
BuchKultur Opitz,
St. Stefansplatz
78462 Konstanz,
KARTENVORVERKAUF:
Tourist-Information Konstanz - Bahnhofplatz | Konstanz
Tourist-Information Konstanz, Bahnhofplatz, 78462 Konstanz,
www.reservix.de
Internet: www.reservix.de
Weitere Informationen finden Sie unter: www.kultur-forum-lutherkirche.de
sonderkonzert
TAKT | frühjahr 2016
Freitag, 18. März 2016 | 20 Uhr | Gemeindezentrum Bottighofen (CH)
Karten: Kreuzlingen Tourismus | Telefon: 0041 71 672 38 40
Abschlusskonzert
Dirigierworkshop der Zürcher Hochschule der Künste
Peter I. Tschaikowski 1840 – 1893
Romeo und Julia
Peter I. Tschaikowski
Rokoko-Variationen
Chiara Enderle Violoncello
Studierende im Fach Orchesterleitung
der Zürcher Hochschule der Künste
Johannes Schlaefli Leitung
* Pa use *
Johannes Brahms 1833 – 1897
Symphonie Nr. 3 F-Dur op. 90
in zusammenarbeit mit der
Gesellschaft für Musik und Literatur Kreuzlingen
DER ORIENT
wird Sie Verzaubern.
*
Mögliche Route:
Dubai – Khasab/Oman – Abu Dhabi – Manama/Bahrain – Dubai
ORIENT
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November 2015 bis März 2016
7 Nächte
Unser Preis p. P. ab
inkl. Flug ab 1.295,- €**
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Neugasse 9 • 78462 Konstanz • Tel.: 07531 908710
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* Im Reisepreis enthalten sind ganztägig in den meisten Bars und Restaurants ein vielfältiges kulinarisches
Angebot und Markengetränke in Premium-Qualität, sowie Zutritt zum Bereich SPA & Sport, Kinderbetreuung,
Entertainment und Trinkgelder. I ** Flex-Preis (limitiertes Kontingent) p. P. bei 2er-Belegung einer Innenkabine
ab/bis Dubai. Bei inkludierter Flugleistung: Flug nach Verfügbarkeit mit allen Abgaben und Zuschlägen, auch
zur Luftverkehrssteuer, Transfers und „Zug zum Flug“. Dieser ist für die DB innerhalb Deutschlands ohne
Aufpreis erhältlich.
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inselkonzert
TAKT | frühjahr 2016
Il Contrabbasso –
Passione Amorosa
Gioachino Rossini 1972 – 1863
Giovanni Bottesini
für Violoncello und Kontrabass
für Violoncello, Kontrabass und Streicherensemble
Duetto
Rossini Fantasia
Allegro
Andante molto
Allegro
Allegro non troppo
Andante
Allegro moderato
Bogdan-Michael und Alexander Kisch
Bogdan-Michael Kisch und Philipp Stubenrauch
Gioachino Rossini
Giovanni Bottesini
für zwei Violinen, Violoncello und Kontrabass
für Violine, Kontrabass und Streicherensemble
Sonata III C-Dur
Allegro
Andante
Moderato
Grand Duo Concertante
Allegro maestoso
Alexander-Serban und Alexander Kisch
Giovanni Bottesini 1821 – 1889
Passione Amorosa
Konzert für zwei Kontrabässe und Streicherensemble
Allegro vivo
Andante
Allegretto
Alexander Kisch und Philipp Stubenrauch
* Pa use *
Alexander Kisch und Philipp Stubenrauch KONTRABASS
Alexander-Serban Kisch VIOLINE | Bogdan-Michael Kisch VIOLONCELLO
Kyoko Tanino, Andrejs Golikovs VIOLiNE | Peter Achtzehnter VIOLA | Ilya Ryabokon VIOLONCELLO
Csaba-Zsolt Dimén KONTRABASS
inselkonzert
TAKT | frühjahr 2016
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Sonntag, 20. März 2016 | 11.15 Uhr | Festsaal Inselhotel
Karten: 18 Euro · ermäßigt: 14 Euro
Genießen Sie nach dem Konzert das Inselbuffett
Kombikarte Konzert und Essen: 48 Euro | Kinder à la carte
Veranstaltungsbüro Inselhotel, Telefon: 07531 125-466
Lässt das Herz höher schlagen
Wie zahllose andere italienische Musiker reiste auch
Gioachino Rossini nach London, um am Reichtum der
dortigen Finanzwelt zu partizipieren. Tatsächlich riss man
sich um den prominenten Gast und bestellte Kompositionen
bei ihm. Ein Auftragswerk ist auch das Duo für Cello und
Kontrabass, das der Bankier David Salomons für stolze 50
Pfund von Rossini erbat und sich gleich als Solist am Cello
in Stellung brachte. Sein Duettpartner war der seinerzeit
berühmte Virtuose Domenico Dragonetti, ein Freund
Rossinis. Man darf annehmen, dass er die anspruchsvollen
Passagen, die Rossini in seinem neuen Werk forderte, mit
Leichtigkeit meistern konnte. Doch auch Salomons muss
ein hervorragender Musiker gewesen sein, denn auch an
ihn werden in allen drei Sätzen des Werkes hohe Ansprüche
gestellt. Daneben bezaubert das Duo durch den Esprit der
Opera buffa, die Rossini auf unnachahmliche Weise in den
Konzertraum seines Auftraggebers zu tragen wusste.
Voll kapriziöser
Virtuosität.
Bei den Streichersonaten hingegen handelt es sich um
Frühwerke Rossinis, die er bereits 1804 im Alter von 12
Jahren schrieb. Ursprünglich waren diese insgesamt
sechs Sonaten für die ungewöhnliche Besetzung mit zwei
Violinen, Cello und Kontrabass konzipiert. Dies entsprach
aber den instrumentalen Gegebenheiten im Hause von
Rossinis Gönner A. Triossi, der selbst Kontrabass spielte.
Der Komponist hat die Sonaten später für Streichorchester
umgearbeitet, aber auch Adaptionen für Bläserensembles
geschaffen. Hier wie dort fordern die gewitzten
Abweichungen von der schulmäßigen Sonatensatzform
zum vergnüglichen Zuhören heraus: So werden die klar
unterscheidbaren Themen der Einleitungsabschnitte
von längeren Schlussgruppen-Passagen voll kapriziöser
Virtuosität abgeschlossen. Anschließend folgen
überraschend – anstelle der erwarteten Durchführung –
weitere neue Themeneinfälle. Ein Beweis übrigens, dass
»die« Sonatenhauptsatzform wirklich nur im Lehrbuch steht
und von den Komponisten immer wieder verändert wurde.
Was die spieltechnischen Möglichkeiten angeht, hatten
sich schon in der Barockzeit, etwa in den Bachschen
Kantaten oder auch in den Brandenburgischen Konzerten,
eine Fülle neuer Aufgaben für den Kontrabass mit
kammermusikalischer Transparenz gefunden. Auch die
solistischen Qualitäten der Kontrabassisten kamen nicht
zu kurz. Joseph Haydn in Österreich, Giovanni Bottesini in
Italien und etliche andere Komponisten schrieben eine Reihe
von Solokonzerten für das Instrument, in denen der Spieler
durch hochvirtuoses Spiel glänzen konnte.
Bottesini wurde nicht nur als Komponist, sondern auch
als Dirigent hochgeschätzt. Ruhm erwarb er sich aber
vor allem als Spieler seines eigenen Instruments. Neben
der Entwicklung einer neuen Spieltechnik hat er auch die
Ausdrucksmöglichkeiten des Kontrabasses wesentlich
erweitert. Drei Beispiele hierfür stehen auf dem Programm.
Das Gran Duo concertante stellt ungewöhnlicherweise nicht
nur die Violine in Dialog mit dem Kontrabass, sondern der
Komponist ließ auch seine Erfahrungen als Dirigent der
großen Opern seiner Zeit einfließen, nämlich solche aus der
Epoche des frühen Verdi und der Franzosen um Gounod und
Berlioz. So ist auch Bottesinis Bekanntschaft mit dem großen
Zeitgenossen Rossini zu erklären, dem er in der Rossini
Fantasia seine Referenz erweist. Schließlich warten die zwei
Sätze des Konzerts für zwei Kontrabässe Gran Duo Passione
Amorosa, hier in der Besetzung mit Kammerorchester, mit
allem auf, was des Kontrabassisten und des Hörers Herz
höher schlagen lässt.
Karin Martensen
bezaubernd
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fischmarktzwei
TAKT | frühjahr 2016
kurz berichtet
Die Philharmonie im »Phasnachtsfieber«
Haydn und Handball, Bach und Brasilien, Karneval in Rio und Konschtanzer Fasnacht
– all das mixte das Allround-Talent Tobias Bücklein mit den Musikern der »Filharmonie« zu einem bunten »Sammelsurium närrischer Leitkultur für Sinnfonieorchester«
zusammen und brachte damit am 1. und 2. Februar den komplett gefüllten Konzilsaal
zum Kochen. Unterstützt von den Gästen Bé Ignacio, Barbara Mauch, Peter Schickele
und Steffen Schreyer lieferten Tobias Bücklein und die Philharmoniker mit Witz,
(MK)
Bühnenpräsenz und Spielkunst eine herausragende Fasnachts-Show!
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Farbenmarkt
Farbengroßhandel
fischmarktzwei
TAKT | frühjahr 2016
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kurz berichtet
Masterclass mit Kolja Blacher am Ellenrieder-Gymnasium
Am 18. Dezember 2015 besuchte Kolja Blacher den zweistündigen Musikkurs und einige Schüler des Musik-Neigungskurses der Oberstufe des Ellenrieder-Gymnasiums. Da die meisten von uns den Namen Kolja Blacher zuvor nicht gekannt hatten, hatten wir uns bereits in den vorausgegangenen Wochen
in Form von Referaten intensiv auf die Begegnung mit diesem
berühmten deutschen Violinisten und Dirigenten vorbereitet.
Herr Blacher brachte seine Geige mit, eine Tritton-Stradivari
(Baujahr 1730), auf der er uns einige beeindruckende Passagen aus den Stücken vorspielte, die wir noch am selben Abend
in einem Konzert der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz unter Blachers Leitung hören würden. Der Hauptbestandteil der Begegnung war jedoch eine Fragerunde, bei der wir
einiges über Blachers Zeit als Konzertmeister bei den Berliner
Philharmonikern, seine Jugend, persönliche Musikvorlieben
und seinen Weg zum Geiger erfuhren. Besonders interessant
war seine Beschreibung des gleichzeitigen Spielens und Dirigierens, dem sogenannten »Play-Lead«. Darüber hinaus ergab
sich eine spannende Diskussion, wie man klassische Konzerte
für Jugendliche attraktiver gestalten könnte.
Das Konzert am Abend war ein eindrückliches Erlebnis. Es hat
uns allen gut gefallen und wir schafften es sogar noch, ein
Autogramm von Herrn Blacher zu ergattern.
Unser Dank geht an Kolja Blacher und die Südwestdeutsche
Philharmonie Konstanz, die uns diese einmalige Gelegenheit
Sonja Reischle u. Jana von der Heiden
ermöglicht haben. 20
sonderkonzert
TAKT | frühjahr 2016
Konzert
Junger Meister
Alexander Glasunow 1865 – 1936
Violinkonzert a-Moll op. 82
Moderato
Andante sostenuto
Allegro
Sophie Wang Violine
Erich Korngold 1897 – 1957
Violinkonzert D-Dur op. 35
Moderato nobile
Andante
Allegro assai vivace
Shion Minami Violine
* Pa use *
Peter I. Tschaikowski 1840 – 1893
Violinkonzert D-Dur op. 35
Allegro moderato
Andante
Allegro vivacissimo
Valeriy Sokolov Violine
Charles Olivieri-Munroe Dirigent
sonderkonzert
TAKT | frühjahr 2016
21
Samstag, 2. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz
Karten: 32 ∙ 24 ∙ 18 ∙ 14 Euro
Weiteres Konzert: Sonntag, 3. April 2016 | 19.30 | Festspielhaus Bregenz (A)
Sophie Wang wurde 1999 in Taiwan geboren
und erhielt im Alter von fünf Jahren ihren ersten Geigenunterricht. 2008 begann sie ihr Studium an der
Hochschule für Musik Freiburg bei Prof. Rainer
Kussmaul. 2012 wechselte sie zu Prof. Igor Ozim ans
Mozarteum Salzburg. Aktuell studiert die junge
Geigerin bei Prof. Boris Kuschnir an der Universität
für Musik und Darstellende Kunst Graz.
Sophie Wang gewann mehrfach erste Preise auf nationaler und internationaler Ebene.
Seit ihrem gefeierten Orchester-Debüt 2010 im Festspielhaus BadenBaden, spielt Sophie Wang regelmäßig mit namhaften Orchestern
und konzertiert mit bekannten Dirigenten.
Auch in den Medien Presse, Fernsehen und Rundfunk findet sie viel
Beachtung. So wurde sie 2014 für die Film-Dokumentation »Taiwan,
Insel der 1000 Geigen« (unter anderem mit Sir Simon Rattle) von Arte
TV ebenso interviewt wie von der Süddeutschen Zeitung.
Zurzeit spielt Sophie Wang auf der Violine von Gaspare Lorenzini
(1760) mit einem Bogen von Eugene Sartory. Beide sind im Besitz der
CHIMEI-Foundation und werden ihr zur Verfügung gestellt.
Valeriy Sokolov wurde 1986 in der
Ukraine geboren und spielt seit seinem fünften
Lebensjahr Violine. Er hatte seinen ersten Auftritt
mit 11 Jahren. 1999 erhielt er ein Stipendium für die
Yehudi-Menuhin-Schule in England, und besuchte
Meisterklassen von Mstislaw Rostropowitsch, Zvi
Zeitlin und Dora Schwarzberg. Er arbeitet regelmäßig mit den besten Orchestern der Welt und großen Dirigenten,
spielte auf zahlreichen großen europäischen Festivals und in großen
Konzertsälen. 2005 gewann er den ersten Preis beim Internationalen
Violin-Wettbewerb George Enescu in Bukarest, Rumänien.
Er hat zahlreiche CDs aufgenommen, unter anderem 2010 Violinkonzerte von Bartok und Tschaikowski mit dem Tonhalle Orchester Zürich,
dirigiert von David Zinman. Seine erste Konzert-DVD war das Sibelius
Violinkonzert unter Vladimir Ashkenazy mit dem Europäischen Kammerorchester, und der von Bruno Monsaingeon produzierte Film über
ihn mit dem Titel »Der Geiger der Seele« wurde hochgelobt und
bereits mehrfach auf ARTE TV gezeigt.
Shion Minami gehört zu den gefeiertsten
jungen Geigerinnen ihrer Generation. Im Oktober
2015 wurde sie zweite Preisträgerin beim Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerb Hannover.
Erste internationale Aufmerksamkeit wurde ihr
zuteil 2005 nach ihrem Zweiten Preis beim Internationalen Wettbewerb Long-Thibaud und dem Preis
der SACEM Frankreich für das beste Rezital. Daneben ist sie Preisträgerin zahlreicher weiterer Wettbewerbe in Japan und in Europa.
Als Solistin trat sie bisher auf mit Orchestern wie dem Orchestre
National de Radio France, dem Orchestre National de Lille, dem
Orchester des Teatro di San Carlo in Neapel, dem Sinfonieorchester
Bilbao und der NDR Radiophilharmonie Hannover sowie mit zahlreichen japanischen Orchestern. Außerdem spielte sie mit Kammerorchestern wie dem La Scala Kammerorchester, den I Solisti Filarmonici
Italiani und dem Franz Liszt Kammerorchester. Im März 2008 erschien
ihr Debüt-Album als erste Künstlerin des neuen Labels »Universal
Music Japan«, 2010 ihre zweite CD »Bloom«. Shion Minami spielt
eine Geige von Antonio Stradivari (1727), die ihr von der Suntory
Foundation for Arts zur Verfügung gestellt wurde.
Charles Olivieri-Munroe wurde 1969
in Malta geboren und wuchs in Toronto auf, wo er
am Royal Conservatory of Music Klavier studierte.
Stipendien ermöglichten ihm ein Dirigierstudium in
Brno. 1997 wurde ihm der Förderpreis des »Canada
Council for the Arts« zuerkannt. 2000 gewann er
den internationalen Dirigenten-Wettbewerb beim
Festival Prager Frühling. Von der internationalen Presse wird OlivieriMunroe vor allem wegen seiner innovativen Programme gelobt.
Charles Olivieri-Munroe war zudem erster Dirigent des Colorado
Crested Butte Festivals in den USA (2008) und Chefdirigent des slowakischen Radiosinfonieorchesters in Bratislava (2001 bis 2004). Er
wurde zum Musikdirektor der Warschauer Kammeroper ernannt, wo
er eine neue Produktion von Strawinskys Rakes Progress zur Aufführung brachte. Von 1997 bis 2013 war Olivieri-Munroe Chefdirigent der
Nordböhmischen Philharmonie in Teplice, wo er in der Folgezeit zum
Ehrendirigenten ernannt wurde.
Charles Olivieri-Munroe ist seit 2011 Chefdirigent der Philharmonie
Südwestfalen.
22
philharmonisches konzert
Gefühl
IM
Jean Sibelius 1865 – 1957
Karelia-Suite op. 11
Intermezzo
Ballade
Marsch
Robert Schumann 1810 – 1856
Klavierkonzert a-Moll op. 54
Allegro affettuoso
Andantino grazioso
Allegro vivace
* Pa use *
Peter I. Tschaikowski 1840 – 1893
Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 »Pathétique«
Allegro non troppo
Allegro con grazia
Allegro molto vivace
Adagio lamentoso
Lauma Skride Klavier
Douglas Bostock Dirigent
TAKT | frühjahr 2016
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
23
Mittwoch, 6. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo A
Freitag, 8. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo C
Einführungsvortrag eine Stunde vor Konzertbeginn | Konzertdauer: ca. 120 min.
Karten: Konzil 48 ∙ 38 ∙ 28 ∙ 18 Euro | Inklusive kostenlose
-Benutzung zu den Konzerten
Weiteres Konzert am Samstag, 9. April 2016 | 20 Uhr | Stadthalle Singen
Vom schlechtesten
Komponisten der Welt
elegisch
karelia-suite
Der Finne Jean Sibelius ist bis heute ein umstrittener
Komponist. Sein Ruhm verbreitete sich vorwiegend in den
skandinavischen und angelsächsischen Ländern. Dagegen
war seine Aufnahme in Deutschland lange Zeit durch das
vernichtende Urteil des Philosophen Theodor W. Adorno
geprägt, und in Frankreich gipfelte die Ablehnung in einem
Pamphlet, das der Dirigent und Musiktheoretiker René
Leibowitz anlässlich Sibelius 90. Geburtstag veröffentlichte.
Es trug den Titel »Sibelius – der schlechteste Komponist
der Welt.« Kritikpunkte waren die formale Ungebundenheit
der Stücke und das Fehlen entwickelter Themen – von der
Tradition Haydns, Mozarts und Beethovens ausgehend,
empfanden viele Sibelius Orchesterwerke als unlogisch,
zusammenhangslos.
Doch vielleicht störte Leibowitz und Adorno unterschwellig ja
noch etwas anderes: Sibelius wurde von seinen Landsleuten
als Nationalkomponist wahrgenommen. Und nicht nur von
ihnen: In Deutschland galt der Finne zwischen 1933 und 1945
als »hervorragender Exponent der nordischen Tonkunst«, und
seine Werke standen bevorzugt auf den Programmen. Gegen
die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten konnte sich
Sibelius allerdings nicht wehren, und sie hat auch nichts mit
der politischen Situation zur Entstehungszeit seiner frühen,
betont finnischen Kompositionen zu tun. Ende des 19. Jahr­
hunderts, als er Werke wie die Karelia-Suite schrieb, war
seine Heimat nur eine kleine Provinz des riesigen russischen
Reiches. Alle Unabhängigkeitsbestrebungen wurden von Zar
Nikolaus II. rigoros unterdrückt. Gegen die Fremdherrschaft
wandten sich vor allem Intellektuelle, und mit ihren
Protestaktionen steht die Karelia-Suite in Zusammenhang.
Am 13. November 1893 feierten Studenten im karelischen
Viipuri/Wyborg (seit dem Zweiten Weltkrieg russisch)
ein Fest. Dabei stellten sie die Geschichte Kareliens in
einer Reihe von »lebenden Bildern« dar; Sibelius wurde
beauftragt, die Musik beizusteuern. Auf seine Ouvertüre
folgten damals acht szenisch-musikalische Tableaus. Drei
davon bearbeitete der Komponist im folgenden Jahr für den
Konzertgebrauch: So wurde aus einer Episode des dritten
Tableaus das marschartige Intermezzo der Suite. Die Ballade
ist fast identisch mit dem vierten Tableau, in dem König Karl
Knutsson dem elegischen Gesang eines Barden lauscht;
diesen vertritt in der Konzertversion das Englischhorn. Der
Hauptteil des fünften Tableaus entspricht dem Schlussstück
der Karelia-Suite, dem mitreißenden »Alla marcia«.
archiv
Douglas Bostock ist seit 2001 Chefdirigent des Argovia Philharmonic, das er zu einem der angesehensten
Orchester der Schweiz geführt hat. Weitere Stationen seiner Laufbahn sind: Karlsbader Symphonieorchester (Chef­
dirigent); Tschechische Kammerphilharmonie (Ständiger Gastdirigent); Münchner Symphoniker (Erster Gastdirigent);
Tokyo Kosei Wind Orchestra (Chefdirigent); Schlossoper Hallwyl (Musikalischer Leiter).
Sein Temperament, unverkennbarer Stil und Kommunikationstalent machen ihn zum gern gesehenen Gastdirigenten
bei führenden Orchestern in Europa, Amerika und Asien. Dazu zählen die BBC Orchester, Royal Philharmonic, London
Philharmonic, Prager Symphoniker, Tschechisches Radio-Symphonieorchester, die Orchester in München, Stuttgart,
Jena, Erfurt, Århus, Odense – Washington, Chicago, Colorado, Calgary und Mexiko – New Japan Philharmonic, die
Orchester in Kyoto, Osaka und Kanazawa, um nur einige zu nennen.
24
philharmonisches konzert
Phantasie
klavierkonzert
1840 war ein turbulentes Jahr für den 30-jährigen Schumann,
er schrieb 130 Lieder, erlangte den Ehren-Doktor der
Philosophischen Fakultät zu Jena, brachte Friedrich Wieck
in einem Verleumdungsprozess eine 12-tägige Haftstrafe
ein, setzte gegen denselben gerichtlich die Eheerlaubnis
durch, heiratete Clara und konnte bald ins eheliche Tagebuch
eintragen: »Ereignisse nur wenige, Glück die Fülle«. Er
beginnt mit dem Wagnis großer Formen für den Konzertsaal.
Bereits im Februar 1841 ist die »Frühlingssymphonie« fertig,
im April die »Sinfonietta«, dann als »Ouvertüre, Scherzo und
Finale« bezeichnet, er arbeitet an einer zweiten Symphonie,
später als »Vierte« gezählt – und, nach vorausgehenden
Einfällen und Skizzen, gedieh in einer Mai-Woche die
»Klavierphantasie mit Orchester« von der Ausarbeitung bis
zur Partitur. Diese »Phantasie« wird zum ersten Satz des
einzigen Schumannschen Klavierkonzerts, das in seiner
endgültigen, dreisätzigen Fassung vier Jahre später vollendet
und am 4. Dezember 1845 im Dresdner Hotel de Saxe von
Clara uraufgeführt wurde. Ein Stimmensatz wurde ein Jahr
danach gedruckt, die Partitur des heute wohl meistgespielten
Romantiker-Klavierkonzerts erschien erst 1862. Da lag
Schumann schon seit sechs Jahren auf dem Bonner Friedhof.
Ereignisse nur wenige,
Glück die Fülle.
TAKT | frühjahr 2016
brillant
Schumanns in Text- und Notenwerken
inszenierte Dreifach-Selbstmaskerade
lässt sich im Phantasie-Kopfsatz
des Klavierkonzerts enthüllen: Die
Besonderheit dieser Schumannschen
Komposition gründet einerseits in der
Verbindung von Phantasie und Form,
andererseits in der neuen, dialogischen
Klang-Kommunikation zwischen Solo und
Orchester. So wird der Hauptgedanke des
ersten Satzes schon als Klangbegegnung
vorgestellt (Holzbläser, dann Solo eine
Oktave höher), dann aber zu einem
lyrisch-leidenschaftlichen Duo verwandelt.
Dieser Satz ist in Form und Vielfalt
kammermusikalisches Konzertieren, nicht
mehr Repräsentations-Brillanz, schon gar
nicht Donner- und Doria-Virtuosität. Darum
war das Konzert mäßig erfolgreich, in
Wien durchgefallen, in Prag bejubelt. Der
langsame Satz ist ein zartes Intermezzo,
schlicht wie die »Kinderszenen« mit
freundlich aufsteigendem A-B-C-D-Thema
und vielen Träumereien. Das Finale
steigert den spielerischen Aufwand
mit thematischem Dur-Glück und
vertracktem Humor in jener Partie, wo der
Dreivierteltakt zum Zweiviertelrhythmus
sich verkleidet. Aus dieser metrischen
Maskerade geht es zum Schluss in die
volle Dur-Seligkeit – und endlich heißt es
»sempre brillante«.
Archiv
Lauma Skride wurde 1982 in Riga als jüngste von drei Schwestern einer lettischen Musikerfamilie geboren und
spielt seit sie fünf war Klavier. Sie war Schülerin von Anita Paze an der Musikhochschule Emil Darzins in Riga und
studierte in der Klasse von Prof. Volker Banfield an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. In internationalen
Wettbewerben, an denen sie seit ihrem elften Lebensjahr teilnahm, wurde sie mehrfach ausgezeichnet (unter anderen
Maria Canals in Spanien und Cleveland International Piano Competition USA).
Sie begeistert sowohl als Solistin wie als Kammermusikerin gleichermaßen auf den wichtigsten nationalen und internationalen Podien, wo sie regelmäßig zudem mit ihrer Schwester, der Geigerin Baiba Skride auftritt.
Zu den Dirigentinnen und Dirigenten, mit denen Lauma Skride arbeitet, gehören Andris Nelsons, Kristjan Järvi, Anu
Tali, Muhai Tang, John Storgards, Pedro Halffter, Yan Pascal Tortelier und Cornelius Meister. Unter ihren Kammer­
musikpartnern sind Daniel Müller-Schott, Sol Gabetta und Julian Steckel, sowie Jörg Widmann, Christian Tetzlaff und
das Armida Quartett.
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
Kein Licht am Ende des Tunnels
pathétique
Tschaikowskis Pathétique ist Abgesang und zugleich letzter
beglückender Höhenflug eines am Leben verzweifelten
Komponisten. Die Todestonart h-Moll, der melancholische
Tonfall, der verlöschende Schlusssatz – einiges legt nahe,
dass Tschaikowski hier bewusst einen Schlusspunkt setzte
und dabei endlich einmal ganz er selbst sein wollte.
Wie kaum ein anderes Werk Tschaikowskis besitzt die
6. Symphonie ausgesprochenen Bekenntnischarakter, denn
der programmatische Inhalt, der Einsatz der Klangmittel
und der formale Ablauf orientieren sich hier nicht in erster
Linie an tradierten Normen, sondern am individuellen
Ausdrucksbedürfnis des Komponisten. Wie den beiden
vorangegangenen Symphonien, so liegt auch der Sechsten
ein inneres Programm zugrunde, das vom Komponisten
allerdings nicht in Worte gefasst wurde, sondern »für alle
ein Rätsel bleiben wird«. Den Beinamen »Pathétique« soll
Tschaikowski auf Vorschlag seines Bruders erst nach der
Uraufführung im Oktober 1893 in die Partitur übernommen
haben.
Starke Kontraste erzeugen
ein ständiges Wechselbad
der Emotionen.
melan­
cholisch
Dass die Sechste die Linie ihrer
Vorgängerinnen innerhalb des
Themenkreises »Schicksal –
Resignation – Tod« fortführt,
ist dennoch offenkundig.
Fallende Sekundvorhalte, der
alte musikalische Topos der
Seufzermotivik, durchdringen als
allgegenwärtiges Motiv fast die
gesamte Melodik des Werks und
prägen seine Grundstimmung;
im dritten Satz erinnert zudem
eine triolische Figur mehrfach an
Beethovens »Schicksalsmotiv«, und
der Posaunenchoral gegen Ende
des Finales spielt möglicherweise
auf Bachs »Weinen, Klagen, Sorgen,
Zagen« an. Starke Kontraste zwischen
den Sätzen und Satzteilen erzeugen
ein ständiges Wechselbad der
Gefühle, und die Instrumentation, die
sogar Tschaikowskis Kritiker ehrlich
bewunderten, sorgt für zusätzliche
klangliche Dramatisierung.
Auch der formale Ablauf der Symphonie
bleibt von ihrem »pathetischen«
Charakter nicht unbeeinflusst.
Den auffälligsten Bruch mit der
Tradition stellt der Klagegesang des
Finales dar, der in abgrundtiefer
Trostlosigkeit versinkt. »Pathetisch«
ist das Werk daher keineswegs
nach vordergründigem Verständnis
– nämlich als kraftvoll nach außen
gekehrte, überzogene Flut von
Emotionen –, sondern vielmehr im
Sinne einer jenseits allen schönen
Scheins liegenden emotionalen Tiefe.
Ein Licht am Ende des Tunnels war in
diesem Fall nicht vorgesehen.
Kerstin Klaholz
25
26
wissen
TAKT | frühjahr 2016
Entdecke die
Ein musikalisches
Märchen
Im Jahr 1936 schrieb der russische Komponist Sergej Prokofjew
das berühmte musikalische Märchen Peter und der Wolf, um
Kinder mit den Instrumenten eines Symphonieorchesters
vertraut zu machen. Er dachte sich eine spannende Geschichte
aus, die geht so: Der Junge Peter wohnt mit seinem
Großvater am Rande eines Waldes. Eines Morgens geht Peter
verbotenerweise hinaus auf die große Wiese und lässt dabei die
Gartentür offen – und schon nimmt die Geschichte ihren Lauf:
Die Ente watschelt gemütlich hinterher und trifft auf den frechen,
kleinen Vogel.
Ente und Vogel zanken, währenddessen schleicht die Katze
heran, und dann tritt auch noch der große graue Wolf aus dem
Wald hervor und frisst die Ente! Mithilfe des kleinen Vogels und
einer List kann der mutige Peter den Wolf schließlich einfangen
und gemeinsam mit den Jägern in den Zoo bringen.
Passend zur Geschichte von Peter und der Wolf komponierte
Sergej Prokofjew Musik für ein ganzes Orchester: Jeder Person
und jedem Tier der Erzählung ordnete er ein klanglich passendes
Instrument zu, so dass sie leicht von jedermann herausgehört
werden können. Auf diese Weise entstand ein »musikalisches
Märchen«. Die Instrumente erklingen wie folgt: Peter (Violine,
Streicher), Großvater (Fagott), Vogel (Querflöte), Ente (Oboe),
Katze (Klarinette), Wolf (Hörner), Jäger (Pauken).
Auf dem Bild unten siehst Du die wichtigsten Personen
der Geschichte. Kannst Du Peters Großvater noch in den
Bilderrahmen malen? Schreibe die Namen zu den Instrumenten
und verbinde sie mit der passenden Figur.
k
u
i
s
M
wissen
TAKT | frühjahr 2016
2
27
5
1
4
3
eduART ist die Partitur heruntergefallen
und alle Noten sind durcheinandergepurzelt.
Weißt Du welche Notenschnipsel für welche Person in der Geschichte stehen?
Auf unserer Homepage www.philharmonie-konstanz.de/education/hoerbeispiele
kannst Du dir anhören wie Peter, der freche, kleine Vogel oder der böse Wolf klingen,
dann erhörst Du sicherlich auch das spielende Instrument.
Spielst Du ein Instrument? Dann kannst du ja selbst einmal probieren die Noten zu spielen …
6
Sonntag, 17. April 2016 | 11 Uhr | Konzil Konstanz
Karten: Erwachsene 12 ∙ Kinder 6 ∙ Familien 25 Euro
eduart-familienkonzert
Peter und der Wolf
Mittwoch, 13. April 2016
Sommertalschule Meersburg
Ein musikalisches Märchen für Kinder ab 6 Jahren mit Musik von Sergej Prokofjew
Donnerstag, 14. April 2016
Graf Burchard Halle Frickingen
Im ersten Teil unseres Familienkonzertes stellt Marko Simsa auf humorvolle
Weise mit dem Dirigenten Erke Duit die musikalischen Motive von Peter,
dem Großvater und allen anderen Figuren der Geschichte vor und erklärt
die Besonderheiten eines Orchesters. Anschließend hören wir gemeinsam
das bekannte symphonische Märchen.
Freitag, 15. April 2016
Grundschule Allmannsdorf
Marko Simsa macht seit Jahren erfolgreich Konzert-
und Theaterprogramme für Kinder und die ganze Familie.
Unter dem Motto »Klassik für Kinder« bringt er klassische
Musik zum Mitmachen auf die Bühne. Seine Programme
zeigte er unter anderem bei den Salzburger Festspielen
und im Wiener Musikverein, in der Philharmonie Essen, im
Mozarteum Salzburg und im Leipziger Gewandhaus. Seit
1999 schreibt er sehr erfolgreich musikalische Bilderbücher
für Kinder, die bisher in 12 Sprachen übersetzt wurden.
on Tour
Erke Duit wurde in Bremen geboren und ist
Komponist, Dirigent und Klavierbegleiter. Er studierte
in Wien und Los Angeles Musik und gründete 1990 sein
Orchester, die Camerata Wien, das er seit damals leitet.
Neben Gastdirigaten bei verschiedenen internationalen
Orchestern wurden seine Kompositionen in Wien und
beim steirischen Herbst uraufgeführt. Des Weiteren
unterrichtet Erke Duit »Musikalische Interpretation und
Rollengestaltung« an der KONSuni Wien.
LÖSUNGEN: Marko Simsa ERZÄHLER | Erke Duit DIRIGENT
eduART
1 PETER / VIOLINE 2 GROSSVATER / FAGOTT 3 VOGEL / QUERFLÖTE 4 ENTE / OBOE 5 KATZE / KLARINETTE 6 WOLF / HÖRNER
28
titelthema
TAKT | frühjahr 2016
KOLUMNE
von tobias bücklein
Ich bin dagegen!
Wir leben in einer Zeit deutlicher Meinungsäußerungen.
Kein Wunder, befinden wir uns doch im LandtagsWahlkampf von Baden-Württemberg und im Vorwahlkampf
für die Bundestagswahl 2017. Und dann wird Ende des
Jahres in den USA auch noch die mächtigste Position der
westlichen Welt neu besetzt. Also wird gestritten und
attackiert, dass es scheppert. Als ob das Getöse auf der
Welt nicht groß genug wäre.
Jahrzehntelang suchten alle ihr Heil in der »Mitte«. Jetzt
scheint die Geduld mit den Gemäßigten abzunehmen.
Klare Ansagen sind beliebt. Während auf der Welt die Pole
schmelzen, ohne dass es jemanden interessiert, haben
Pole bei der (so genannten) Meinungsbildung offenbar
Hochkonjunktur. Die Sehnsucht nach den Tschillers nimmt
zu. (Nahm TATORT-Vor-Vorgänger Schimanski noch die
Fäuste, muss es heute schon die Panzerfaust sein.)
Früher war man gegen Stuttgart 21 oder gegen G8. Heute
ist man gleich gegen Europa und den Euro. Oder will
allen Muslimen die Einreise verweigern. Obergrenzen für
Asylsuchende, Mauern gegen Mexikaner, Schießbefehl
gegen Flüchtlinge. Fehlt nur noch jemand, der Kettensägen
gegen Straßenmusiker fordert, die in Fußgängerzonen die
Toccata von Bach runterdudeln.
Künftig gibt es Geräuschemissionen nur noch auf Rezept:
Zweimal täglich ein Schrei zum Abbau von Aggressionen.
Morgens in begründeten Fällen vier Takte Techno bis die
Herzrhythmus-Störungen vorbei sind. Und meinetwegen
einmal im Leben den Hochzeitsmarsch in der Kirche – aber
bitte Türen zu.
Natürlich ist das absurd. Wer will denn schon gleich Musik im
Allgemeinen verteufeln, nur weil ihm in ein paar Musikstilen
einige Stücke nicht gefallen. Das wäre ja, wie wenn man
Griechen grundsätzlich für faul halten würde. Oder alle
Nordafrikaner für frauenverachtend. Oder denken, dass
Muslime immer latent auch Dschihadisten sind. Nur weil
Beethoven mal »Für Elise« geschrieben hat, ist die Wiener
Klassik ja noch lange kein volkstümlicher Schlager.
Ja, es ist anstrengend, differenziert zu bleiben. Und niemand
kann das besser verstehen, als die Freunde der Musik.
Wir brauchen die Zwischentöne. Also hören Sie nicht
auf diejenigen, die glauben, die Welt bestünde nur aus
Fortissimo und Pianissimo, es gäbe nur Adagio oder Presto.
Wer regelmäßig ein diminuendo oder accelerando erlebt hat,
weiß, dass das nicht so ist …
Ich meine … wenn ich es mir so recht überlege … Man
könnte doch auch bei der Musik mal viel radikaler sein.
Was da alles geduldet wird: Schlager, Country, Dixieland,
Electro, Minimalmusic, Hip-Hop, Barock, Wagner,
Schönberg und Stockhausen. Eine erschreckende Vielfalt
von Klangereignissen behauptet von sich, Musik zu sein!
Aus offenen Fenstern, Kirchenportalen, Autoradios,
Restaurant-Lautsprechern und Panflöten quellen täglich
Kaskaden von Schallwellen und bahnen sich ungefragt
den Weg an mein Ohr. Ja, da würde ich gerne mal eine
Obergrenze einführen! Oder am besten: Gleich alles
ABSCHAFFEN. ZWANG zur Stille. Das Ohr ist VOLL!
Tobias Bücklein ist Musiker, Moderator und produziert seit
vielen Jahren Shows für Unternehmen, die Bühne und das
Fernsehen. In seiner Portraitshow-Reihe inselDENKER erleben
Sie ihn in nächster Zeit am:
  3. März (Gäste: Michael Groß / Andreas Hoppe)
25. Juni (Gäste: Margot Käßmann / Ralph Caspers).
Tickets unter www.inseldenker.de.
fischmarktzwei
TAKT | frühjahr 2016
29
kurz berichtet
Mozart-Marathon im Inselhotel
Drei Mozartabende in Folge begeisterten im Januar die Besucher und bewiesen einmal mehr das Gespür der Philharmonie
für erfolgreiche Formate.
Der Auftaktabend kombinierte Mozarts Serenade Nr. 10 B-Dur,
dirigiert von Stefan Schilli mit Auszügen aus seinen Briefen,
unterhaltsamst gelesen von Theaterintendant Christoph Nix.
Das Publikum im voll besetzten Saal applaudierte begeistert
dieser Kombination aus Klang und Wort.
Zwei Symphonien und zwei Klavierkonzerte, exzellent dirigiert
von Philipp von Steinaecker und mit dem herausragenden See
Siang Wong als Solist am Klavier, fesselten das Publikum am
zweiten, insgesamt dreistündigen Abend. Das Konzert samt
Pause mit 2-Gänge-Menü, als auch einem unterhaltsamen
Vortrag von Intendant Fehlmann zum Genie Mozarts, ergaben
ein »Kunst-Event mit geselliger, zugleich fesselnder Besonderheit« (SÜDKURIER).
»Die Entführung aus dem Serail« in einer Bearbeitung rundete die erfolgreiche Mini-Reihe am dritten Abend ab. Die
fünf Solisten des Miroir Quintetts gestalteten gemeinsam mit
(MK)
Schauspieler Hans Helmut Straub den Abend. Entfliehen Sie dem Alltag nicht, entschweben Sie ihm!
Vom Säntisgipfel reicht der Blick über sechs Länder. Genauso grenzenlos wie die Aussicht sind auch die Möglichkeiten,
die Säntis und Schwägalp bieten. Hier erwarten Sie bei jedem Wetter echte Erlebnisse fernab dem Alltag.
Der Säntis auf einen Blick
■ 2502 m ü. M.
■ Panorama-Rundsicht über 6 Länder
■ Zwei Panorama-Restaurants
■ Grosse Aussichtsterrassen
■ Mineralien-Ausstellung «Gwönderfitzig»
■ Appenzeller Wesenswege mit «Appenzeller Streichmusik,
Witz und Volksweisheiten»
Täglich Preishits auf dem Säntis
Säntis-Zmorge: Frühstücksbuffet inkl. Berg- und Talfahrt
Erwachsene ab 16 J. CHF 55.00 EUR 50.00; Kinder ab 13 J., Halbtax / GA CHF 47.00 EUR 42.75; Kinder ab 6 J. CHF 37.00 EUR 33.65
Säntis-Zmittag: Suppe, Appenzeller Kalbsgeschnetzeltes an
Champignon-Rahmsauce, mit Mostbröckli und Apfelstücken, Spätzli
und Gemüse inkl. Berg- und Talfahrt
Erwachsene ab 16 J. CHF 60.00 EUR 54.55; Kinder ab 6 J.,
Halbtax / GA CHF 52.00 EUR 47.30
Preis- und Kursänderungen vorbehalten.
Aktuelle Veranstaltungen
■ Unsere Vollmondfahrten. Zum Heulen schön! Abendfahrt
mit Buffet und Musik an jedem Vollmondabend. Bergfahrten von
18 Uhr bis 19.30 Uhr. Termine auf www.saentisbahn.ch
■ JazzNight auf dem Säntis mit Boogie Connection am 16. April 2016
■ KlassikNight auf dem Säntis mit dem Theaterstück
«Und wenn Sie gingen» aufgeführt durch das Theater Konstanz
am 12., 13., und 14. Mai 2016
Säntis-Schwebebahn, Hotel, Gastronomie, Events, CH-9107 Schwägalp, T +41 71 365 65 65, [email protected], www.saentisbahn.ch
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einzigartigen Augenblicke in Konstanz – mit unserer vielseitigen Stromversorgung.
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TAKT | frühjahr 2016
31
kurz berichtet
Klassik-Soul-Jazz-Experience
Wenn ein klassisches Orchester auf bekannte Musiker
der urbanen Kultur trifft und die eigentlich als unvereinbar geltenden Stile der E- und U-Musik verschmelzen, dann verspricht dies stets einen ganz besonderen Erlebniswert. Solch ein ungewöhnliches Zusammentreffen bahnt sich nun in Kreuzlingen in der
Bodensee-Arena an: Hier werden am 30. April 2016
der Jazzmusiker Lutz Häfner, Rapstar Max Herre, Soulsängerin Joy Denalane und Peter Fox gemeinsam mit
der Südwestdeutschen Philharmonie unter der Leitung von Christoph Rehli musizieren. Damit werden
sich in der Bodensee-Arena gleich drei Echo-Preisträger mit vielen weiteren Weltklasse-Musikern die
Bühne teilen.
Der Kartenvorverkauf läuft, Karten gibt es unter www.
(koko)
koko.de oder unter Telefon 07531 90 88-44
Konstanzer MusikFestival
20. bis 28. Juli 2016 Inselhotel Konstanz
Zum 100. Geburtsjahr "Hommage a Yehudi Menuhin"
Mit dem Sohn von Yehudi Menuhin: Jeremy Menuhin, Klavier
Mittwoch, 20. Juli – 19:30 Uhr
Orchesterkonzert
Festivalorchester
J.S. Bach Doppelkonzert BWV 1043
für zwei Violinen
M. Arnold Doppelkonzert op. 77
für zwei Violinen
A. Vivaldi Die vier Jahreszeiten
Mittwoch, 27. Juli – 19:30 Uhr
Orchesterkonzert
Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz
W.A. Mozart Sinfonia concertante KV 364
W.A. Mozart Klavierkonzert Es-Dur KV 271
P. Vogel „Charming humor in shaky times“
J. Brahms Doppelkonzert a-moll op. 102
für Violine und Violoncello
Donnerstag 21. Juli – 19:30 Uhr
Jazzkonzert
Peter Vogel und Ensemble
Donnerstag 28. Juli – 19:30 Uhr
Kammermusikabend
Werke von Mozart, Schubert,
Enesco, Brahms
Künstlerische Leitung:
Valeriy Sokolov,
Peter Vogel
www.konstanzer-musikfestival.de
Kartenvorverkauf: auch www.reservix.de
Solisten:
Valeriy Sokolov, Violine · Jeremy Menuhin, Klavier
Gary Hoffman, Violoncello · Yulia Deyneka, Viola
Nikita Boriso-Glebsky, Violine
Christian Maurer, Saxophon · Peter Vogel, Klavier
Gerd Boelicke, Bass · Wolfi Rainer, Schlagzeug
32
philharmonisches konzert
IM
Wald
Carl Maria von Weber 1786 – 1826
Ouvertüre zu Der Freischütz op. 77
Robert Schumann 1810 – 1856
Konzertstück für vier Hörner F-Dur op. 86
Lebhaft
Langsam
Sehr lebhaft
* Pa use *
Ludwig van Beethoven 1770 – 1827
Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Poco sostenuto
Allegretto
Tempo di Minuetto
Allegro vivace
German Hornsound
Christoph Eß | Sebastian Schorr | Stephan Schottstädt | Timo Steininger
Eckehard Stier Dirigent
TAKT | frühjahr 2016
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
Mittwoch, 20. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo A
Freitag, 22. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo B
Einführungsvortrag eine Stunde vor Konzertbeginn | Konzertdauer: ca. 105 min.
Karten: 48 ∙ 38 ∙ 28 ∙ 18 Euro | Inklusive kostenlose
-Benutzung zu den Konzerten
Weitere Konzerte: Donnerstag, 21. April 2016 | 20 Uhr | Forum am Schlosspark Ludwigsburg
Sonntag, 24. April 2016 | 19 Uhr | Graf-Burchard-Halle Frickingen
Der deutsche Wald
freischütz-ouvertüre
Carl Maria von Weber wurde schon sehr früh mit der Bühne
und ihren Gegebenheiten und Anforderungen vertraut.
Sein Musikschaffen war zwar sehr vielseitig, doch sein
Schwerpunkt liegt bei der Oper. Während seine ersten
Versuche auf diesem Gebiet nicht sehr erfolgreich waren,
errang er sich Achtung mit der 1811 entstandenen Oper
Abu Hassan und der Schauspielmusik »Preziosa«. Ein
durchschlagender Erfolg jedoch war ihm erst mit 35 Jahren
(1821) mit der Uraufführung des »Freischütz« in Berlin
beschieden. Mit dem Freischütz schuf Weber die von den
Romantikern ersehnte deutsche Volksoper.
Webers Ouvertüren sind nicht bloße instrumentale
Einleitungen, sondern sie enthalten »die ganze Oper in
nuce«, wie Weber sich ausdrückte, das heißt sie stellen den
geistigen und dramatischen Gehalt der nachfolgenden Oper
dar. Das Themenmaterial wird dabei fast ausschließlich
der Oper entnommen und im Sinne einer symphonischen
Dichtung gestaltet. Der Kern der Handlung des Freischütz
besteht im Kampf zwischen Himmel und Hölle, im Sieg
des Guten über das Böse, dargestellt im Naturmilieu des
deutschen Waldes. Die für die Oper charakteristischen
Grundzüge, die Waldstimmung und die Symbolisierung
dämonischer und göttlicher Mächte, werden in der
Ouvertüre evident.
dämonisch
Die Ouvertüre beginnt mit einer
Adagioeinleitung, in der die Hörner
mit ihrem Thema die Stimmung des
Waldes auszudrücken scheinen. Im
nachfolgenden Allegro, das stürmisch
bewegt ist, wird die Nachtseite
des Lebens, die Welt Samiels, des
schwarzen Jägers, dargestellt. Auf
einen strahlenden Hornakkord folgt
eine Melodie der Klarinette, des
Instruments, das Weber besonders
geschätzt hat, und diese mündet in
das liebliche zweite Thema. In der
Durchführung herrschen die dunklen
Mächte wieder vor, bis ein C-DurAkkord den Sieg des Guten verkündet.
Die Ouvertüre endet schließlich im
Jubel des zweiten Themas, das wie ein
Schlusshymnus erklingt.
Archiv
Eckehard Stier ist im sächsischen Dresden geboren und aufgewachsen. Vom Kruzianer und erstem
Preisträger des Rudolph-Mauersberger-Stipendiums führte sein Weg zum Generalmusikdirektor eines
deutschen Dreispartenhauses und Music Director des Auckland Philharmonia Orchestra in Neuseeland.
Zahlreiche Konzertverpflichtungen führten ihn bisher auf vier Kontinente zu Spitzenorchestern wie dem
London Symphony Orchestra, dem London Philharmonic, dem Tokyo Philharmonic Orchestra, dem Melbourne
Symphony Orchestra und der Dresdner Philharmonie.
Eckehard Stier hat ein breites Repertoire von mehr als 80 Bühnenwerken dirigiert und sich einen Namen als
Operndirigent erarbeitet. Besonders seine Interpretationen mit Werken von Richard Strauss und Richard
Wagner wurden von Presse und Publikum hoch gelobt.
Seine Offenheit und sein alles andere als konservativer Umgang mit Musik führt ihn immer wieder zu
inspirierenden fremden Kulturen und vielfältigen Crossover-Projekten als Dirigent wie auch als Pianist.
33
34
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
Ventiltechnik
konzertstück
Hinsichtlich der Zahl vollendeter Kompositionen war
1849 Robert Schumanns fruchtbarstes Jahr. Robert
Schumann schrieb in diesem Jahr, vor dem Hintergrund der
revolutionären Ereignisse in Dresden, auch einige Märsche.
In diesem Zusammenhang beschäftigte er sich mit der
technischen Entwicklung der Blechblasinstrumente. Eine
davon war die Diskussion um die Nutzung der Ventiltechnik
für Trompeten und Hörner. Die dadurch unzweifelhaft
verbesserte Spieltechnik stieß in jenen Jahren keineswegs
auf ungeteilte Zustimmung. Schumann dagegen sah
diese für den Instrumentenbau folgenreiche Entwicklung
als Chance für die Ausweitung der Einsatzmöglichkeiten
an. Im Februar 1849 unternahm er deshalb den kühnen
Versuch, gleich vier Ventilhörner als eine Art neuartigen
Concertinos mit dem Orchestertutti wetteifern zu lassen.
Das Konzertstück F-Dur op. 86, das der Komponist
innerhalb 20 Tagen vollendete, stellt in seiner fordernden
Spieltechnik und der wegweisenden Berücksichtigung der
verschiedenen Klangmöglichkeiten alles in den Schatten,
was das 19. Jahrhundert sonst noch für das Ventilhorn
zu bieten hatte. Bei seiner Uraufführung am 25. Februar
1850 in einem Benefizkonzert des Gewandhausorchesters
und des Gewandhaushornquartetts erregte das Werk
zwar überregionales Aufsehen, fand jedoch auf Grund der
immensen Schwierigkeiten, vor allem der ersten Hornpartie,
bis heute keine entsprechende Verbreitung.
prachtvoll
Die Anlage der einsätzigen
Komposition folgt der überlieferten
dreiteiligen Konzertform, innerhalb
derer zwei bewegte »Sätze« einen
ruhigen Mittelteil umschließen.
Nach zwei Tuttiakkorden beginnt
das Hornquartett sofort mit dem
frisch und lebensfroh erscheinenden
Hauptthema, das vom Orchester
aufgegriffen und fortgeführt wird.
Das leidenschaftliche Drängen dieser
Passage findet seinen Gegenpart in
einer lyrisch-elegischen Partie, die
wiederum von den Hörnern vorgestellt
wird. Melancholie beherrscht die
im »Volkston« gehaltene Romanze.
Attacca schließt das Finale an, in dem
der Komponist alle Konventionen
der Satzgestaltung aufgibt. Anstelle
eines Durchführungsteils erscheint
nach der fröhlichen Eröffnung ein
eigenständiger, ruhiger Zwischensatz,
bevor die für Schumann gewaltig
wirkende Steigerung in eine tänzerisch
geprägte, virtuose Coda mündet,
die das Werk schwungvoll und heiter
beschließt.
Archiv
german hornsound
sind vier außergewöhnliche Musiker, Preisträger
internationaler Wettbewerbe, Hornisten in Berlin, Reutlingen, Hannover und Bamberg.
Das Repertoire des Ensembles beinhaltet sämtliche Epochen der Musikgeschichte,
Originalwerke sowie Arrangements. Durch eigene Arrangements jedoch bietet german
hornsound programmatisch weit mehr als das gängige Hornquartett-Repertoire.
german hornsound ist regelmäßiger Gast bei Festivals wie Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Rheingau-Musikfestival, Festival Mitte Europa, Oberstdorfer Musiksommer, Mosel-Festival.
In Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Herbert Rosendorfer entwickelte german
hornsound ein viel beachtetes Projekt um Wagner und Verdi Siegfried und Violetta.
Aktuelle Projekte verbinden german hornsound mit dem Ensemble Amarcord und
Malte Arkona (Hänsel und Gretel).
Ihre aktuelle CD: die Konzerte für vier Hörner von Schumann Madsen und Leopold
Mozart mit den Bamberger Symphonikern.
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
Siegesmusik oder irre Orgie?
35
tänzerisch
symphonie nr. 7
Anders als viele seiner früheren Kompositionen hatte
Ludwig van Beethovens siebte Symphonie von Beginn an
Erfolg. Dazu trugen vermutlich auch aktuelle politische
Ereignisse bei: Nur zwei Monate vor der Uraufführung (am
8. Dezember 1813) hatte die Völkerschlacht zu Leipzig den
Untergang Napoleons eingeleitet, und daher interpretierten
viele das Werk im Sinne der freudigen Sieges- und
Freiheitsstimmung. Sie prägt bereits den Eröffnungssatz,
dessen Vivace-Hauptteil ganz durch einen Tanz im hüpfenden
6/8-Takt bestimmt wird. Weitere außermusikalische
Deutungen finden sich noch bis ins 20. Jahrhundert in der
Beethoven-Literatur: Die Vermutungen reichen vom »antiken
Rebenfest« bis zur Hochzeitsfeier. Zwar kann nichts davon
belegt werden, doch lebensbejahend und heiter wird man die
Musik auf jeden Fall nennen dürfen.
Einen wirkungsvollen Kontrast zum Vivace bildet das
Allegretto, das in der Siebten den langsamen Satz ersetzt:
Zuerst stellt ein trauriger Bläserakkord die vorangegangene
Siegesstimmung in Frage. Über einem hartnäckig wieder­
holten Rhythmus entfaltet sich dann immer mächtiger
und bedrohlicher ein Klagegesang. Die zeitgenössischen
Hörer mussten ihn zweifellos als einen Trauermarsch für
die Gefallenen der Schlacht verstehen. Der Satz war einer
zeitgenössischen Kritik zufolge »ein Lieblingsstück aller
Kenner und Nichtkenner, das auch den in der Tonkunst gar
nicht Unterrichteten innig anspricht, durch seine Naivität
und einen gewissen geheimen Zauber alles unwiderstehlich
hinreißt, und dessen Wiederholung bisher noch bei jeder
Aufführung mit Enthusiasmus erzwungen worden ist«.
Mitreißende Rhythmen prägen auch das folgende Scherzo,
das zweimal von einem gesanglicheren Trio unterbrochen
wird. Die späteren Charakterisierungen als »Orgie des
Rhythmus« (Romain Rolland) oder »Apotheose des Tanzes«
(Richard Wagner) verdankt Beethovens Siebte aber vor allem
ihrem Finale. Nach zwei Akkordschlägen bricht ein wahrer
Sturm rhythmischer Energie und rasender Bewegung los.
Archiv
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Wir begeistern – seit 1862.
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36
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
IM
Rückblick
Carl Nielsen 1865 – 1931
An imaginary trip to the Faroe Islands
Britta Byström *1977
Trompetenkonzert Nr. 2 »Screen Memories«
* Pa use *
Jean Sibelius 1865 – 1957
Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 43
Allegretto
Tempo andante ma rubato
Vivacissimo
Allegro moderato
Tine Thing Helseth Trompete
Alexander Prior Dirigent
in kooperation mit dem
Internationalen Bodenseefestival.
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
37
Mittwoch, 11. Mai 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo A
Freitag, 13. Mai 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo C
Einführungsvortrag eine Stunde vor Konzertbeginn | Konzertdauer: ca. 105 min.
Karten: 48 ∙ 38 ∙ 28 ∙ 18 Euro | Inklusive kostenlose
-Benutzung zu den Konzerten
Die weite finnische Landschaft
An Imaginary Trip to the Faroe Islands
Was Jean Sibelius für Finnland war, das war Carl Nielsen
für Dänemark: ein Kristallisationspunkt nationalen Gefühls
mit internationaler Ausstrahlung. Dass dies so kommen
würde, war Nielsen aber nicht in die Wiege gelegt. Er war
das siebte von zwölf Kindern eines Malers und Anstreichers,
der jedoch auch Geige spielte und mit Tanzkapellen über die
Dörfer zog. Vom Vater lernte der junge Carl die Grundzüge
des Violinspiels. Vierzehnjährig trat der Sohn in die
Odenser Militärkapelle ein und konnte später mit Hilfe eines
Stipendiums Violine und Komposition am Konservatorium
in Kopenhagen studieren. 1888 hatte er seinen ersten Erfolg
als Komponist mit der Kleinen Suite für Streicher op. 1. Bis
1905 spielte er Geige im Hoforchester und übernahm dann
dessen Leitung. Seine weitere Karriere führte ihn 1915 bis
1927 als Dirigent zur Kopenhagener Musikvereinigung und
als Kompositionslehrer ans dortige Konservatorium.
In seinen späten Werken (ab ca. 1924) wurde Nielsens
Tonsprache immer moderner. Diese extensive, kraftvolle
Harmonik ist es denn auch, die Nielsen von Sibelius
unterscheidet. Während dessen introvertierte, eher
grüblerische Kunst die Weite der finnischen Landschaft zu
spiegeln scheint, war Nielsen ein extrovertierter, vitaler
Musiker. Seine Harmonik stößt im Spätwerk an die Grenzen
der Tonalität oder überschreitet sie gar; simple melodische
Bildungen macht er zu Ausgangspunkten komplizierter
polyphoner und rhythmischer Umformungen.
Beispielhaft ist dies auch in dem nur scheinbar
spätromantischen Tonwerk En Fantasirejse til Foerøerne
(Eine Fantasiereise auf die Färöer-Inseln) zu erleben. Das
1927 entstandene Stück beginnt klanglich vollkommen
unkompliziert und entfaltet einen geradezu schwelgerischromantischen Ton. Im weiteren Fortgang erweist sich jedoch,
dass lediglich das Ausgangsmaterial unkompliziert ist.
Was mit diesem geschieht, ist außerordentlich komplex.
Die traditionellen Formschemata werden zugunsten einer
permanenten Durchführungstechnik aufgelöst, die das
thematische Material ständig verändert, abwandelt,
miteinander kombiniert. In Bezug auf harmonische Praktiken
wie Polytonalität und Ausweichen in entfernteste Tonarten
sowie auf komplizierte Polyphonie steht das Werk der fünften
Symphonie nicht nach. Wie diese irritierte es dann auch die
ersten Hörer.
Karin Martensen
Alexander Prior
ist 1992 in London geboren und ist eine Naturbegabung, der bereits als 18-jähriger die
Uraufführung seiner 6. Symphonie dirigierte und dessen Ballett »Mowgli« seit Jahren in Moskau gespielt wird. Als
jüngster Student seit Sergej Prokofjew schloss er mit 17 Jahren seine Dirigierausbildung in St. Petersburg mit Auszeichnung ab.
Erste Opernerfahrungen sammelte er als Assistent in Seattle, mit Bizets Carmen in Kopenhagen, mit Verdis La Traviata
an der Oper Leipzig sowie im Frühjahr 2014 mit Bohuslav Martinůs Mirandolina am Cuvillé-Theater in München. Er dirigierte das Edmonton Symphony Orchestra, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und die Düsseldorfer Symphoniker. Im Herbst 2014 übernahm er die musikalische Gesamtleitung des WDR-Musikwettbewerbs in Köln.
Auch als Komponist ist er intensiv tätig. Seine 4. Symphonie »Gogol« für Gesangssolisten, Chor und Orchester
entstand 2009 als Auftragswerk der Kulturbehörde St. Petersburg. 2010 wurde das Orchesterwerk Horizons unter
seiner Leitung vom Royal Philharmonic Orchestra in London uraufgeführt, 2011 das vom Hong Kong City Chamber
Orchestra gespielte Tripel-Konzert That which must remain unspoken.
38
philharmonisches konzert
TAKT | frühjahr 2016
Vom selben Zweig des Baumes
Screen Memories
Die schwedische Komponistin Britta Byström gilt als
eines der herausragendsten Talente ihrer Generation.
Die 1977 in Sundsvall Geborene hat bereits Opern,
Choralwerke und Kammermusik in ihrem Portfolio. Doch
am allerliebsten beschäftigt sie sich mit Orchestermusik.
Daher hat sie bereits eine große Menge Originalwerke für
Orchester und Solokonzerte geschrieben, und zwar etwa
für so herausragende Solisten wie die Trompeterin Tine
Thing Helseth und die Geigerin Ellen Nisbeth. Byströms
Orchesterwerke wurden von einer Reihe prominenter
nordischer Orchester aufgeführt, darunter das Royal
Philharmonic in Stockholm, das Swedish Radio Orchestra,
das Norwegian Radio Orchestra KORK und andere.
Ganz grundsätzlich versteht Byström ihre Musik als eine
»vom selben Zweig des Baumes, der auch die Klassik
hervor gebracht hat. Doch heute verfügen wir über eine
wesentlich breitere Klangpalette als damals, wir haben die
Grenzen erweitert.« Ihre Herangehensweise an jegliche
Komposition ist poetischer Natur und wird von Impressionen
bestimmt. In diesem Sinne und mit Blick auf Byströms Talent
für Instrumentation und Klangfarbe kann man ihre Musik
vielleicht als »impressionistisch« beschreiben.
poetisch
Es verwundert daher nicht, dass die
Werktitel Byströms oftmals Verweise
auf Werke der Literatur oder des Films
aufweisen. Dies gilt etwa für Invisible
Cities (2013) oder für Picnic at Hanging
Rock (2010). Andere Kompositionen
sind als Verneigung vor großen
Kollegen zu verstehen: Der Vogel der
Nacht (2010) etwa verweist auf Gustav
Mahler, die Abschieds-Variationen
(2005) sind als Referenz an Joseph
Haydn aufzufassen. Dennoch stellen
diese Werktitel nicht bloße Programme
für die Kompositionen dar, sondern
sollen den poetischen Rahmen für das
Stück quasi heraufbeschwören.
All dies gilt auch für das 2012
entstandene zweite Trompetenkonzert,
das den sprechenden Untertitel
»Screen Memories« trägt. In dem
rund 25-minütigen Werk reichen
die akustischen Déjà-vu denn auch
ganz bewusst von Beethoven bis
hin zu einem Song des britischen
Folkmusikers Donovan. Screen
Memories erlebte seine Uraufführung
im schwedischen Sundsvall.
Mitauftraggeber war das Kölner
Gürzenich-Orchester, das mit der
Premieren-Solistin Tine Thing Helseth
in Anwesenheit der Komponistin auch
die dortige deutsche Erstaufführung
bestritt.
Karin Martensen
Tine Thing Helseth »Diese Trompeterin spielt in einer eigenen Liga!« Wer die norwegische Virtuosin Tine
Thing Helseth in einem Konzert oder auf einer ihrer CD-Einspielungen hört, wird diesem Urteil eines Kritikers ohne
­Einschränkungen zustimmen. Die 1987 in Oslo geborene Musikerin gilt heute als eine der führenden Trompeten­
solistinnen ihrer Generation. Bereits kurz nach Abschluss ihres Studiums am Osloer Musikinstitut erhielt Tine Thing
Helseth erste wichtige Auszeichnungen. Mit dem 2. Preis beim »Eurovision Young Musician Contest« begann im Jahr
2006 ihre internationale Karriere. Sie erhielt 2007 den norwegischen Grammy Award als »Newcomer of the Year« und
den Luitpoldpreis des Festivals Kissinger Sommer, 2009 gewann sie die Borletti-Buitoni Trust Fellowship und 2013 den
ECHO Klassik als beste Nachwuchskünstlerin.
2007 spielte sie bei der Gala zur Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo und gründete ihr erstes eigenes
Ensemble, das »tenThing Brassensemble«. 2010 hob die vielseitige Musikerin ein weiteres eigenes Projekt aus der
Taufe: das Jazz-Tango Fusion-Ensemble »Tine Thing Helseth Quintet«, kurz TTHQ.
Die sympathische Skandinavierin ist als Artist in Residence Gast des Bodenseefestivals 2016.
TAKT | frühjahr 2016
Mythen und Sagen
philharmonisches konzert
festlich
Symphonie Nr. 2
Jean Sibelius, Finnlands bedeutendster Symphoniker wurde
in seiner musikalischen Entwicklung von der deutschen
romantischen und spätromantischen Musik beeinflusst,
fand aber bald zu einem eigenständigen Kompositionsstil,
der seine Wurzeln in der finnischen Volksmusik und in den
nationalen Mythen und Sagen hat. Doch wie selbständig er
dabei verfuhr, zeigt seine folgende Erklärung: »Es herrscht
die irrige Ansicht, dass meine Themen oft Volksmelodien
seien. Aber bis jetzt habe ich nie ein Thema verarbeitet, das
nicht meine eigene Erfindung gewesen wäre.« Besonders
charakteristisch für Sibelius Tonsprache sind eigenwillige
Harmoniefolgen und Rhythmen, eine leittonfremde
herbe Melodik mit folkloristischem Kolorit, relativ freier
formaler Aufbau in der Art großer Phantasien und schroffe
Gegensätzlichkeit in den Stimmungen, die vom Zarten,
Schwermütigen bis zum Düster-Pathetischen reichen.
Obgleich Sibelius eine ganze Reihe bedeutender Tongedichte
hinterlassen hat, haben seine sieben Symphonien
doch kein Programm, sind also keine symphonischen
Dichtungen im Sinne der neudeutschen Schule. Sibelius
sagt: »Meine Symphonien sind Musik, erdacht und
ausgearbeitet als Ausdruck der Musik, ohne irgendwelche
literarische Grundlage. Eine Symphonie soll zuerst und
zuletzt Musik sein. Natürlich kommt es vor, dass ein
seelisches Bild unfreiwillig bei einem musikalischen
Satz, den ich geschrieben habe, haften geblieben ist;
aber meine Symphonien sind bei ihrer Entstehung immer
rein musikalisch gewesen.« Sibelius knüpft mit seinen
Symphonien also an die Tradition der Klassik bzw.
Bruckners und Brahms an. »Es sind ja meine Symphonien
Glaubensbekenntnisse«, meint er an anderem Ort.
Die zweite Symphonie mit ihrer
»wild-schönen« Musik entstand
1901/1902, teils in Rapallo an der
italienischen Riviera. Die Symphonie
hatte solchen Erfolg, dass das Konzert
dreimal wiederholt werden musste.
Ein finnischer Komponist äußerte
sich folgendermaßen darüber: »In ihr
liegt – wenigstens für uns – etwas
Schamanenhaftes, sie versetzt in
Ekstase wie die Zaubertrommel.«
Sibelius scheint mit ihr den
finnischen Nerv getroffen zu haben.
Souverän beherrscht er das Metier
der Orchestertechnik, wobei er sich
formal auf dem Boden der klassischen
Tradition bewegt. Die Symphonie
wurde bald auch im Ausland aufgeführt
und überall blieb ihr trotz mancher
Kritikerschelte der Erfolg treu.
Der erste Satz ist in der
Sonatensatzform gehalten. Die
Exposition besteht aus drei Themen
und einem Motiv, weicht also von der
klassischen Zweizahl der Themen
ab. Während das erste Thema
graziös-beschwingt klingt, bringt
das zweite Thema mit seinen Triolen
Unruhe in die Idylle. Das dritte
Thema ist kurz und prägnant und
eröffnet auch die kontrapunktisch
gearbeitete Durchführung. Der
zweite Satz besteht aus zwei Teilen,
die wieder untergliedert sind. Das
Wesen des Themas ist düster, herb
und schwermütig. Dem erregten,
stürmischen Scherzo mit seiner als Trio
gegenübergestellten Oboenmelodie
folgt unmittelbar das Finale,
dessen kraftvollem ersten Thema
ein schwermütiges Seitenthema
zugeordnet wird. Eine breit angelegte
Coda schließt den Sonatensatz
großartig und festlich ab.
Erika Günther
39
40
fischmarktzwei
TAKT | frühjahr 2016
Blech und Karbon
Nägeli Swiss AG
Die Firma Nägeli Swiss AG in Güttingen am Bodensee
feiert dieses Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Der Betrieb
wird auch heute noch von der Familie geführt, mittlerweile
in zweiter und dritter Generation. Was ursprünglich als
reine Metallwarenfabrik begann, ist heute wesentlich
mehr. Denn vor rund 30 Jahren ist die Verarbeitung von
Faserverbundwerkstoffen wie Karbon dazugekommen.
Seit einiger Zeit werden in diesem Bereich Roboterarme
hergestellt, die nicht nur besonders leicht, sondern
auch außerordentlich stabil sind. Der Vorteil dieses
Materials liegt in der hohen Steifigkeit und den guten
Dämpfungseigenschaften. Dies ermöglicht für Roboter große
Präzision und hohe Beschleunigungen bei gleichzeitiger
Energieeinsparung durch das geringe Gewicht. Auch KarbonFahrräder mit Elektroantrieb werden seit einigen Jahren
erfolgreich hergestellt.
Ich bin aber nicht nach Güttingen gefahren um ein
Elektrofahrrad zu kaufen, sondern um eine ganz neue
Entwicklungslinie zu bestaunen. Es handelt sich dabei um
Musikinstrumente aus Karbon. Bisher gebaut wurden Teile
für Trompete, Posaune und Saxofon, welche unter dem
Markennamen »daCarbo« vertrieben werden. Auch hier
bestechen die Instrumente durch ihre hohe Steifigkeit.
Da die Instrumentenwand während dem Spielen nicht
mitschwingt und daher die Blasenergie nicht reduziert wird,
sind die Instrumente mit deutlich geringerem Kraftaufwand
zu spielen. Dadurch ermüdet der Spieler weniger schnell;
zudem kann der Ton auch im Pianissimo immer noch mit
hoher Präzision angespielt werden. Der Vorteil liegt aber
auch darin, dass Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen
die Stimmhaltigkeit kaum beeinflussen.
Außerordentlich stabil.
Der Erfolg und vor allem die Neugier der Familie Nägeli
sind damit aber noch längst nicht erschöpft. Dies liegt
bestimmt daran, dass Vater und Sohn sehr musikbegeistert
sind. Der Vater ist seit vielen Jahren ein treuer Abonnent
der Südwestdeutschen Philharmonie, und der Sohn spielt
unter anderem sehr engagiert Violine. So erstaunt es nicht,
dass gleichzeitig an einem Hackbrett, einem Akkordeon und
ganz neu auch an einem perfekten Rohr für Fagott geforscht
wird. Der Vorteil des Materials kommt auch hier deutlich
zum tragen. So kann man die Rohre mit einer unglaublichen
Präzision und einer längeren Lebensdauer herstellen.
Noch sind nicht alle Hindernisse überwunden, aber der
Erfolg erscheint in Griffnähe. Der Vorteil von Faserverbund
Herstellung von Karbon-Trompeten bei Nägeli Swiss AG
daCarbo-Trompete, Modell »Vario«
gegenüber Holz ist die Tatsache, dass die Fasern sehr präzise
gelegt werden können, was zu einer reproduzierbaren
Qualität führt. Man kann wirklich gespannt sein, wie
die Zukunft aussehen wird, denn Fagottisten verbringen
bekanntlich einen großen Teil ihrer Zeit damit, ein gutes Rohr
zu fertigen und dieses dann zu pflegen.
Ich habe bei meinem Besuch aber nicht nur neue Produkte
kennengelernt, sondern auch beobachten können, wie
dieses besondere Material für die Akkordeonherstellung
verarbeitet wird. Grundsätzlich wird mit Harz imprägniertes
Karbon fast wie ein Textil auf eine Form gelegt. Schicht
für Schicht wird aufgetragen und teilweise SchaumkernSchichten dazwischen gelegt, wie bei einem Sandwich. Ist
die richtige Dicke erreicht, wird alles unter Vakuum im Ofen
bei rund 100 Grad verbunden. Eine Technik, die vorwiegend
mit Handarbeit verbunden ist, was man den fertigen Teilen
aber nicht ansehen kann. Eine faszinierende und innovative
Technik zugleich, welche in Güttingen seit vielen Jahren
erfolgreich angewandt und weiterentwickelt wird. Ich danke
für den spannenden Einblick und wünsche viel Erfolg für die
Zukunft.
Beat Fehlmann
Weitere Infos:
www.naegeli.ch | www.dacarbo.ch
fischmarktzwei
TAKT | frühjahr 2016
KURZ
v
ORGESTELLT
41
Die Kontrabassistin Anna-Lena Cech
Schweizer Schokolade
und Eintracht Braunschweig
Woher kommen Sie und seit wann sind Sie bei der
Südwestdeutschen Philharmonie beschäftigt?
Geboren und aufgewachsen bin ich in Braunschweig,
für mein Studium bin ich dann nach Salzburg gezogen,
die letzten zwei Jahre habe ich in Leipzig gelebt. Bei der
Südwestdeutschen Philharmonie bin ich seit Mitte Februar
beschäftigt.
Welches Instrument spielen Sie – ist es Ihre große Liebe?
Ich spiele Kontrabass. Große Liebe? Naja, anfangs war die
Entscheidung für unsere »Beziehung« eher pragmatisch,
weil ich mit dem Kontrabass schnell im Schulorchester
mitspielen konnte. Heute würde ich auf keinen Fall
tauschen wollen!
Was schätzen Sie an Konstanz?
Auf diese Frage kann ich sicher in ein paar Monaten eine
detailliertere Antwort geben. Aber ich freue mich auf jeden
Fall auf die wunderschöne Landschaft und den leichten
Zugang zu Schweizer Schokolade.
Haben Sie ein »heimliches« Hobby?
Heimlich ist es jetzt zwar nicht mehr, aber ich bin großer
Fan von Eintracht Braunschweig und versuche so oft wie
möglich bei den Spielen im Fußballstadion zu sein.
Der Klassiker: Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Sophia von Rafik Schami.
… das muss auch sein: Ihr Lieblingskomponist ist …?
Auch wenn ich jetzt gerne eine interessante,
ausgefallene Antwort geben würde, letztendlich ist und
bleibt es bei mir Mozart. Ganz besonders seine Opern.
Warum?
Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht und fasziniert
von dieser Musik. Selbst in den Stücken, die eher als
Gebrauchsmusik komponiert wurden, finden sich immer
wieder diese kleinen genialen Einfälle und Wendungen.
Die bucklige Wendelgard erfüllt Ihnen einen Wunsch –
welcher soll es sein?
Schwere Entscheidung. Ganz aktuell vielleicht eine
bezahlbare 2-Zimmerwohnung. Gerne mit Balkon
und Badewanne. Auch wenn das vielleicht etwas zu
anspruchsvoll ist, wünschen darf man sich ja erstmal
alles.
Das Gespräch führte Lena Jaeger
Das Magazin der Südwestdeutschen Philharmonie konstanz
impressum
Herausgeber Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz, Fischmarkt 2, 78462 Konstanz | ausgabe Februar 2016
Redaktion Beat Fehlmann (BF), Rouven Schöll (RS), Lena Jaeger (LJ), Martina Kraus (MK), Gesine Mayer-Herrbold | illustrationen Susanne Smajić (13,26,27)
Fotos Reinhard Albers, Chris Danneffel, Oliver Hanser, Ilja Mess, Archiv
gestaltung albers | mediendesign | Druck Druckerei Konstanz GmbH | auflage 61.000 Exemplare
Bild- und Tonaufnahmen der Konzerte durch jede Art elektronischer Geräte sind nur in Absprache und mit Genehmigung der Südwestdeutschen Philharmonie gestattet.
Zuwiderhandlungen sind nach dem Leistungsschutz- und Urheberrechtsgesetz (UrhG) strafbar.
Wir bitten Mobiltelefone im Konzertsaal auszuschalten sowie während des Konzertes auf Essen und Trinken zu verzichten.
42
sonderkonzert
TAKT | frühjahr 2016
Contraste
Baustellenkonzert im Bodenseeforum Konstanz
Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791
Klarinettenkonzert A-Dur KV 622
Bearbeitung Helmut Eisel
Allegro
Adagio
Rondeau: Allegro
Arvo Pärt *1953
Orient & Occident
für Streichorchester
Benjamin Yusupov *1962
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für Flöte, Streichorchester und Elektronik
Helmut Eisel Klarinette
Matthias Ziegler flöte
Ernst von Marschall Dirigent
in zusammenarbeit mit dem
Jazz Club Konstanz
sonderkonzert
TAKT | frühjahr 2016
43
Donnerstag, 19. Mai 2016 | 20 Uhr | Bodenseeforum Konstanz
Karten: 35 ∙ ermäßigt 25 Euro | Konzertdauer: ca. 75 min.
kreativ
Perspektivwechsel
Mozart-Klarinettenkonzert in Bearbeitung von Helmut Eisel
»Ich mache keine Musik. Die Musik ist bereits da, in jedem
Augenblick. Zuerst höre ich sie in meinem Inneren, dann
übertrage ich sie auf meine Klarinette, um sie mit meinen
Zuhörern zu teilen, sie in der lebendigen Begegnung mit
einem Gegenüber erst entstehen zu lassen.« So beschreibt
der Klarinettist Helmut Eisel seinen musikalischen
Hintergrund, vor dem der Begriff »Klezmer« – weit über rein
Stilistisches hinaus – zur Lebenseinstellung wird. Denn die
Wortwurzeln Kli-Zemer beschreiben den Musiker als »Kanal«,
der Musik weitergibt, um dem Zuhörer ihre Schönheit zu
vermitteln.
Für Helmut Eisel ist es wesentlich, die in Mozarts Musik so
vielschichtig angelegte Kommunikation der Instrumente zum
Leben zu erwecken und mit dem Komponisten und seinem
Werk in Dialog zu treten. Dem Beginn des Klarinettenkonzerts
hat er eine überwiegend aus Originalzitaten bestehende
Introduktion vorangestellt, die das Thema über einer Doina
des Orchesters allmählich sich den Raum erobern lässt.
Im Übergang zum Adagio entsteht durch eine weitere
Improvisation eine fließende Überblendung, und auch das
Finale wird dialogisch in Form eines Motiv-Diskurses mit
dem Orchester eingeleitet, bevor sich die Klarinette auf
die musikantische Lebensfreude des Allegros einlässt. Am
Schluss steht kadenzierend ein weiterer Ausflug in Richtung
Klezmer, ehe das Konzert mit einer Verbeugung und einem
Augenzwinkern vor dem Meister ausklingt.
Darüber hinaus hält Eisel sich
passagenweise eng an das verehrte
Original, nutzt es aber immer
wieder auch als Ausgangspunkt für
Improvisationen, die der Inspiration
des Moments entspringen und so
in jeder Aufführung neu und anders
klingen. Mozart selbst hat nachweislich
das »Phantasieren« geliebt.
Tradierte Formen so souverän zu
beherrschen, dass das Vertraute durch
überraschende Ideen Einmaligkeit
gewinnen kann, machte für ihn die
Freiheit des Künstlers und wahre
Kreativität aus. In langen Gesprächen
mit dem Klarinettisten Anton Stadler
hat er sich zudem intensiv mit
den technischen und klanglichen
Möglichkeiten der Klarinette, einem
seinerzeit noch jungen Instrument,
auseinandergesetzt. In seinen reifen
Werken weist er ihr ausgesprochen
charakteristische Rollen zu. Das
Klarinettenkonzert bildet die Krönung
dieser besonderen Beziehung zwischen
Komponist und Instrument.
Kerstin Klaholz
Helmut Eisel
ist ursprünglich Diplommathematiker und Unternehmensberater und
widmet sich, angeregt durch seine Freundschaft zu Giora Feidman, seit 1993 ausschließlich
der Musik. Seither konzertiert er in unterschiedlichen Formationen mit großem Erfolg in ganz
Europa und in Israel und realisiert zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen.
­Darüber hinaus gibt er Workshops für Laien und Profis in den Bereichen Improvisation,
Klezmer und Kommunikation. Regelmäßig wirkt er an der Seite von Giora Feidman als Dozent
bei den Sommerworkshops »Klezmer & the Clarinet in the Galilee« in Safed (Israel) mit.
Klezmer, Klassik und Jazz – musikalische Welten, die nichts verbindet? Von wegen! Helmut
Eisel hat vielfach bewiesen, wie leicht sich Vorbehalte beiderseits musizierend widerlegen
lassen und wie viel Spaß es Musikern und Publikum macht, stilistisch den Blick über den
Tellerrand zu wagen.
44
sonderkonzert
TAKT | frühjahr 2016
Unwiderstehliche Spiritualität
Orient & Occident
Die 1960er-Jahre waren im Schaffen des estnischen
Komponisten Arvo Pärt von der komplexen Intellektualität
des seriellen Stils dominiert. Doch ein wachsendes Interesse
an der Musik Bachs und die Hinwendung zu Collagetechniken
begannen allmählich, die Zwölftonprinzipien zu untergraben,
und seit dem Credo (1968) – von offizieller Seite aufgrund
seiner unverstellt religiösen Haltung verdammt – verschrieb
sich Pärt dem Studium schlichter Liedmelodien und
den Stilmerkmalen der Alten Musik. Er reduzierte die
musikalischen Mittel auf ein Minimum – und die Wirkung
wuchs auf ein Maximum.
So entstand ein neuer Stil, der alles allzu Facettenreiche, das
den Geist verwirren oder ablenken könnte, eliminiert. Die
Suche nach Einheit und Einfachheit wurde Pärt zum zentralen
Bedürfnis. Er schreibt: »Ich habe entdeckt, dass es genügt,
wenn eine einzige Note einfach nur schön gespielt wird.
Diese eine Note, oder ein Moment der Stille, das verschafft
mir Wohlbefinden. Ich arbeite mit sehr wenig – mit einer
Stimme, mit zwei Stimmen. Ich gestalte mit den einfachsten
Mitteln – mit dem Dreiklang, mit einer einzigen spezifischen
Tonart.«
Kontraste sind
unvermeidbar und Momente
der Spannung.
Auch das 2000 uraufgeführte
»Orient & Occident« ist von einer
unwiderstehlichen Spiritualität
durchzogen, die keiner spezifischen
Religion verpflichtet ist. Den Kern
der Komposition bilden lineare,
oft einstimmige Bewegungen.
Daraus entstehen Schichtungen und
Verkettungen klanglicher Hemisphären
und damit durchaus auch Kontraste
und Widersprüche, wie sie im Gegenund Miteinander von Orient und
Occident unvermeidbar sind. So
kombiniert Pärt etwa abendländische
mit orientalischen Skalen und
den für sie charakteristischen
Eineinhalbtonschritten, die den weit
ausschwingenden Melodiebögen
ein eigenes Geheimnis verleihen.
Doch Reibung eskaliert nicht, wird
vielmehr auf dem Level von Spannung
und Faszination gehalten, um sich
am Ende in ein quasi befriedetes
Unisono aufzulösen. Die Aussage
ist schlicht, doch bewegend:
Kontraste sind unvermeidbar und
Momente der Spannung entfalten
ihren Reiz. Der Sog, den Pärt durch
die extreme Differenzierung des
Klangs und durch ein feines Spiel der
Nuancen erreicht, packt den Hörer im
Innersten. Und das Verständnis ist ein
grenzüberschreitendes: die (Wieder-)
Entdeckung elementarer gemeinsamer
Hörerfahrungen.
Kerstin Klaholz
Ernst von Marschall stammt aus dem Schwarzwald und steht seit Beginn der
Spielzeit 2007/2008 im Engagement der Tonhalle Düsseldorf.
Er dirigierte unter anderem Produktionen und Konzerte mit den Düsseldorfer Symphonikern,
dem Symphonieorchester des WDR, der Philharmonie Südwestfalen, sowie im Rahmen des
Deutschen Dirigentenforums das Sinfonieorchester des MDR.
Als Operndirigent leitete er beim Festival »Hamburger Begegnungen« die Uraufführung von
Mein lieber blauer Reiter von Reinhard David Flender, er dirigierte die Produktion Jud Süß von
Oskar Gottlieb Blarr in Düsseldorf, Köln, Münster, Wuppertal und Essen, und zuletzt die Uraufführung der Oper Neue Menschen von Peter Michael Braun in Wuppertal, Düsseldorf und
Solingen. 2002 wurde er in Berlin mit dem »Europäischen Kulturpreis für junge Dirigenten«
ausgezeichnet.
sonderkonzert
TAKT | frühjahr 2016
45
Rhythmische Muster
nola
Der außergewöhnliche und eigenständige Musiker und
Komponist Benjamin Yusupov wurde 1962 in Tadschikistan
(nördlich von Afghanistan) geboren. Er studierte Klavier,
Komposition und Dirigieren bei Roman Ledeniov und
Dmitri Kitajenko am Moskauer Konservatorium und bei
Pierre Boulez. 1988 wurde er Chefdirigent des Dushanbe
Philharmonic Orchestra in der Hauptstadt seines
Heimatlandes, und im selben Jahr erhielt er den Preis der
russischen Komponistenvereinigung. 1990 emigrierte er nach
Israel. Yusupovs Werke wurden an zahlreichen Festivals in
der ehemaligen Sowjetunion, am Rostrum in Paris sowie in
Israel aufgeführt. 1993 gewann er den Klone-Preis der Israeli
League of Composers. Im Mai 1994 wurde sein Stück Gabriel
vom Israel Philharmonic Orchestra aufgeführt.
Auf Anregung von Matthias Ziegler verfasste er das Stück
Nola für verschiedene Bass- und Kontrabassflöten. Dazu
schrieb der Komponist: »In diesem Stück habe ich versucht,
das enorme klangliche Potential der verschiedenen Flöten
und des Streichorchesters einzufangen.
Das Wort ›Nola‹ stammt aus der persischen Sprache (welche
in Tadschikistan gesprochen wird) und bedeutet so viel wie
feine melismatische Motive und Klangfarbennuancen. Die
Komposition verwendet Melodien aus Tadschikistan mit
hochvirtuos
ihren ganz typischen Entwicklungen
und verbindet diese mit den Strukturen
der europäischen Orchestertradition
sowie mit den vielseitigen
Klangmöglichkeiten der Flöten. Das
Konzert besteht aus zwei Teilen. Der
erste Teil entwickelt sich sehr langsam
in verschiedenen Episoden und mit
großer Klangintensität. Der zweite
Teil ist ein virtuoser Tanz, welcher
mit einem sehr starken rhythmischen
Muster beginnt. Auf diesem Muster
entwickelt sich ein hochvirtuoses Spiel
zwischen Orchester und Flöte.«
Durch gezielten Einsatz von Mikrofonen
und den Flöten werden Geräusche
hörbar gemacht, welche normalerweise
nur in unmittelbarer Nähe des
Instrumentes zu hören sind. Das
Instrument wird gleichsam durch ein
Vergrößerungsglas betrachtet. Dabei
kommen Klänge zum Vorschein, die in
einer Passage an Posaunensätze oder
an einen a-capella-Chor und in der
nächsten an Sinustöne elektronischer
Musik erinnern. Diese neue Klangebene
– in der Bassflöte steckt ein ganzes
Orchester – eröffnet ganz neue
improvisatorische und kompositorische
Möglichkeiten.
Archiv
Matthias Ziegler
ist einer der vielseitigsten und innovativsten Flötisten seiner
Generation. Sein Engagement gilt gleichermaßen der »traditionellen« Flötenliteratur wie auch
der zeitgenössischen komponierten und improvisierten Musik. Entsprechend vielfältig ist
seine Konzerttätigkeit: Solo-Auftritte mit seinen selber entwickelten Spezialinstrumenten.
Matthias Ziegler ist Professor für Querflöte und Improvisation an der Zürcher Hochschule der
Künste und Initiant der Projektreihe Palladio Musik & Raum. Von 2003 bis 2008 war er künstlerischer Leiter des Festivals Flims Klang.
Auf der Suche nach neuen Klängen hat er das expressive Potential der herkömmlichen Flöte
und der elektroakustisch verstärkten Kontrabassflöte enorm erweitert.
46
kammerkonzert
TAKT | frühjahr 2016
Con Guitarra Vol. 4 –
Adieux de l’hôtesse arabe
Maurice Ravel 1875 – 1937
Pièce en forme de Habanera
Chanson espagnole
Claude Debussy 1862 – 1918
Arabesque Nr. 1
Manuel de Falla 1876 – 1946
Enrique Granados 1867 – 1916
Andaluza
Danza del Molinero
Siete canciones
populares españolas
Georges Bizet 1828 – 1875
Ouvre ton coeur
Luigi Boccherini 1743 – 1805
Adieux de l’hôtesse arabe
aus Quintett G 448
aus sérénade espagnole
Fandango
Luigi Boccherini 1743 – 1805
La musica notturna
delle strade di Madrid
* Pa use *
Tillmann Reinbeck GITARRE
Kyoko Tanino, Nadine Uhl VIOLINE | Irene Oesterlee VIOLA | Iliya Andrianov VIOLONCELLO
Dessi Kepenerova KASTAGNETTEN
kammerkonzert
TAKT | frühjahr 2016
47
Sonntag, 22. Mai 2016 | 17 Uhr | Maurischer Saal, Hotel Halm Konstanz
Karten: 18 Euro · ermäßigt 14 Euro
Vom Reiz der Fremde
In der klassischen Kammermusik ist die Gitarre ein gern
gesehener Gast, steht sie doch für dezent exotische
Farben, schmissige Rhythmen und erotisch aufgeheizten
Klangzauber.
Tatsächlich stammt die Konzertliteratur, die die gängigen
Orchesterinstrumente mit der Gitarre kombiniert,
fast überwiegend aus dem Mittelmeerraum, wo der
Brückenschlag zwischen Tanz, Folklore und klassischen
Formen viel selbstverständlicher funktioniert als vor dem
oft allzu ernsten Kunstanspruch Mitteleuropas. Mit einem
Streicherensemble verschmilzt die Gitarre dabei besonders
homogen, denn feinsinnige Dialoge und filigranes Fingerspiel
bestimmen das Geschehen, wenn Saiteninstrumente sich
untereinander und auf Augenhöhe begegnen.
Maurice Ravel, geboren im Südwesten Frankreichs nahe der
spanischen Grenze, liebte die Charakteristika verschiedener
Nationalstile. Er zog sie seinen Kompositionen über wie
Kostüme – um ihnen Unverwechselbarkeit zu verleihen
und um sie Geschichten erzählen zu lassen. Die Habanera,
die auch ihn faszinierte, stammt ursprünglich aus Kuba;
spätestens seit ihrem prominenten Auftritt in Bizets Carmen
war sie jedoch auch in Europa in aller Ohren. Dass man ihm
vorwarf, in seiner Oper ein »Postkarten-Spanien« abzubilden,
hat Bizet sehr getroffen, doch rückblickend verwundert
es kaum, dass das seinerzeit noch unendlich ferne Land
hinter den Pyrenäen den Künstlern zur Schablone eigener
Träume wurde. Vergleichbar schwappten auch Einflüsse aus
der arabischen Musik – komplexe Rhythmen, farbenreiche
Tonarten und pikante Klangfarben – über das Mittelmeer,
um Teil jener prickelnden musikalischen Melange zu werden,
die vor allem in Frankreich populär war.
Tillmann Reinbeck
filigran
In Spanien selbst forderte der Musiktheoretiker und
Komponist Felipe Pedrell in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts eine bewusste Erneuerung der spanischen
Musik aus dem Geist der Folklore. Zu seinen Schülern
zählten Enrique Granados und Manuel de Falla, die an der
Herausbildung eines unverwechselbaren Nationalstils
wesentlich mitwirkten. So sammelten und archivierten sie
Lieder und Tänze, um sie mit dem Anspruch der Kunstmusik,
aber aus der Seele des Volkes heraus zu bearbeiten. Und
auch wenn beide vom Klavier herkamen: Die Übertragung auf
die Gitarre scheint in vielen ihrer Werke bereits angelegt.
Luigi Boccherini fällt hier als Mozart-Zeitgenosse und
als gebürtiger Italiener zwar aus dem Rahmen, doch
für das Ansehen der Gitarre in der Kammermusik hat er
Wegweisendes geleistet. Tatsächlich hat er selbst über 40
Jahre in Spanien gelebt, wo zahlreiche Kammermusikwerke
im Auftrag adliger Gönner entstanden. Ab 1770 wirkte
»Don Luis« als Komponist und Kammervirtuose zeitweilig
sogar am spanischen Königshof. Boccherinis 12 Quintette
für Gitarre und Streichquartett entstanden allerdings erst
gegen Ende seines Lebens als Bearbeitungen eigener Werke
in ursprünglich anderer Besetzung. Spanische Tänze und
Originalmelodien klingen hier und da durch; garantiert
unverkennbar aber ist das Lokalkolorit im Fandango-Quintett,
dessen Finale Boccherini zusätzlich mit Kastagnettenklängen
würzt. Das Resultat ist jede Menge rhythmischer Pfeffer,
der unwiderstehlich auch auf das restliche Ensemble
überschwappt.
begann im Alter von acht Jahren mit dem Gitarrenspiel. Er
studierte bei Luis Martin Diego und Raman Michael Hampel an der staatlichen Hochschule für
Musik in Trossingen, sowie bei Jose Tomás in Alicante (Spanien). 2003 schloss er sein Konzert­
examen bei Olaf van Gonnissen an der Musikhochschule in Hamburg mit Auszeichnung ab.
1997 erhielt er den ersten Preis beim Internationalen Gitarrenwettbewerb in Zarautz/San
Sebastian (Spanien). Tillmann Reinbeck ist Mitglied des Aleph Gitarrenquartetts, mit dem er
regelmäßig zu Gast bei internationalen Festivals ist. Der SWR produzierte 2012 eine Portrait
CD des Quartetts, die beim renommierten Label NEOS erschienen ist. Seit 2005 ist Tillmann
Reinbeck als Dozent für Gitarre an den staatlichen Hochschulen für Musik in Stuttgart und
Trossingen tätig, wo er jeweils eine eigene Gitarrenklasse unterrichtet.
Kerstin Klaholz
48
kammerkonzert
Auf dem Weg
zum Biedermeier II
Johann Michael Haydn 1737 – 1806
FLÖTENQUARTETT D-DUR oP. 117
Allegro
Rondo presto assai
Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791
FLÖTENQUARTETT D-DUR KV 285
Allegro
Adagio
Rondeau Allegretto
* Pa use *
Ferdinand Ries 1784 – 1838
FLÖTENQUARTETT WOO 35 NR. 1 D-MOLL
Allegro
Adagio con moto
Scherzo Vivace
Finale Allegro molto
Julia Stocker TRAVERSFLÖTE
Johannes Grütter BAROCKVIOLINE
Irene Oesterlee BAROCKVIOLA
Ulrike vom Hagen BAROCKVIOLONCELLO
TAKT | frühjahr 2016
kammerkonzert
TAKT | frühjahr 2016
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Sonntag, 29. Mai 2016 | 17 Uhr | Maurischer Saal, Hotel Halm Konstanz
Karten: 18 Euro · ermäßigt 14 Euro
tänzerisch
Geschmack und Können
Als sein großer Bruder Joseph um 1745 in den Stimmbruch
kam, bot sich dem damals achtjährigen Johann Michael
Haydn die große Chance: Er durfte anstelle seines Bruders
als Chorknabe im Kapellhaus in Wien singen. 1763 trat er als
»Concert-Meister« in den Dienst des Fürsterzbischofs von
Salzburg. Stilistisch schlug er in seinem 43-jährigen dortigen
Wirken die Brücke von der Frühklassik zum musikalischen
Biedermeier. Als Komponist widmete sich Haydn einerseits
der Instrumentalmusik, und zwar mit Symphonien, KammerKonzerten und Serenaden. In letztere baute er geschickt
solistische Passagen ein, um allen Virtuosen der Hofkapelle
Gelegenheit zu geben, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu
stellen. Andererseits begründete er seinen Ruhm durch
die Kirchenmusik, vor allem seine Messen, die im 18. und
frühen 19. Jh. eine geradezu phantastische Verbreitung
erfuhren. Ferner ist er mit seinem kammermusikalischen
Schaffen bekannt geworden, das hier beispielhaft in Gestalt
seines Flötenquartetts D-Dur op. 117 erklingt. Johann
Michael Haydn wurde von den Zeitgenossen zunächst als
gleichberechtigt neben Joseph Haydn gesehen. Erst der
steile Aufstieg des älteren Bruders zum bedeutendsten
Instrumentalkomponisten der Zeit rückte Johann Michael
Haydn in den Schatten, aus dem ihn die musikalische
Entdeckerfreude der letzten Jahre zunehmend herausholt.
1782 war Johann Michael Haydn Nachfolger Wolfgang Amadeus Mozarts als Organist an der Dreifaltigkeitskirche geworden, als letzterer nach Wien ging. Bereits im Dezember 1777
war das Flötenquartett D-Dur KV 285 entstanden.
Wichtiger als kommerzielle
Einträglichkeit waren ihm
die Verwirklichung von
kompositorisch schlüssigen
Konzeptionen.
Auftraggeber war der Amateurflötist Ferdinand Dejean, den
Mozart anlässlich einer Reise nach Mannheim kennengelernt
hatte. Hier erhoffte sich Mozart eine feste Anstellung und als
Eintrittskarte sollte das Flötenkonzert dienen. Kammermusik
mit einem Blasinstrument und Streichern wurde seit den
1760er-Jahren immer stärker nachgefragt, so dass man mit
Werken, die Geschmack und Können des jeweiligen Interpreten trafen, eine Menge Geld und Renommee verdienen
konnte. Allerdings erwies sich, dass Dejeans Fähigkeiten am
Instrument nicht wirklich überragend waren, so dass Mozart
schnell die Lust an der Komposition verlor und das Werk nur
mit »langen Zähnen« fertig stellte. Zugeständnisse an
­Konventionen und/oder Fertigkeiten wollte er nicht machen.
Wichtiger als kommerzielle Einträglichkeit waren ihm die Verwirklichung von kompositorisch schlüssigen Konzeptionen.
Im D-Dur-Quartett verlieh Mozart dem Quatuor concertant
seine klassische Ausprägung. Auf einen Kopfsatz in Sonatenform mit den virtuosen Passagen einer Aria di Bravura folgt
eine wunderbare Moll-Kantilene zu serenadenhafter Begleitung und ein tänzerisches Rondeau.
Ende 1802 siedelte Ferdinand Ries von München nach Wien
über, um dort Schüler von Ludwig van Beethoven zu werden.
Im April 1813 reiste Ries nach London und konnte sich dort
mit Hilfe von Johann Peter Salomon, der schon Joseph Haydn
in die britische Hauptstadt geholt hatte, als Klavierlehrer
etablieren. 1815 wurde Ries Mitglied der Philharmonic
Society und im selben Jahr zu einem ihrer Direktoren
gewählt. Auch nach Wien zu Beethoven hielt er Kontakt; er
diente seinem ehemaligen Lehrer als Vermittler gegenüber
Londoner Verlegern und der Philharmonic Society, in deren
Auftrag er 1817 bei Beethoven die 9. Symphonie bestellte
und diesen nach London einlud. In dieser Zeit entstanden
die sechs Quartette für Flöte, Violine, Viola und Violoncello
op. 145, mit der Ries den Bogen von der späten Klassik zur
Romantik schlägt.
Karin Martensen
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fischmarktzwei
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kurz berichtet
Wasser-Musik
Falls sich die Musiker der Philharmonie
je gefragt haben sollten, wie es ist, in den
Tropen zu konzertieren – an zwei Abenden
konnten sie eine Ahnung davon bekommen.
Den zum Teil ahnungslosen Besuchern der
Bodenseetherme bot sich ein ungewöhnliches Bild: Barfüßig, mit hochgekrempelten Hosenbeinen gaben Musiker der Philharmonie am 5. Dezember 2015 Musik von
Vivaldi, Höpli und Piazzolla zum Besten. Am
19. Dezember hörten die Besucher ein Duo
mit Schlagzeug und Fagott. Wieder einmal
überraschte die Philharmonie an ungewöhnlichem Ort mit gewohnt herausragender Musik.
(MK)
OPERNFESTSPIELZEIT
Verona
4 Tage: 26.-29.7.2016 (A)
im
8.-11.8.2016 (B)
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TAKT | frühjahr 2016
märz
april · mai
2016
programmÜberblick
März 2016
April 2016
Mittwoch, 2. März 2016 | 20 Uhr Abo A
Konzil Konstanz
Donnerstag, 3. März 2016 | 20 Uhr Abo Radolfzell
Milchwerk Radolfzell
Freitag, 4. März 2016 | 20 Uhr Abo B
Sonntag, 6. März 2016 | 18 Uhr Abo D
Konzil Konstanz
Samstag, 2. April 2016 | 20 Uhr
Konzil Konstanz
Sonntag, 3. April 2016 | 19.30 Uhr
Festspielhaus Bregenz (A)
Berlioz: »Le corsaire«
Elgar: Cellokonzert
Dvořák: Symphonie Nr. 8 »Die Englische«
Pavel Gomziakov Violoncello
Naci Özgüç Dirigent
Mittwoch, 6. April 2016 | 20 Uhr Abo A
Freitag, 8. April 2016 | 20 Uhr Abo C
Konzil Konstanz
Samstag, 9. April 2016 | 20 Uhr
Stadthalle Singen
Freitag, 11. März 2016 | 20 Uhr
Bürgersaal Rheinfelden
Samstag, 12. März 2016 | 20 Uhr
Augustiner-Klosterkirche Oberndorf
Sonntag, 13. März 2016 | 11 Uhr
Kursaal Überlingen
Weber: Ouvertüre zu Oberon
Mozart: Klarinettenkonzert
Dvořák: Symphonie Nr. 9 »Aus der Neuen Welt«
Georg Mais dirigent
karten: www.sw-mozartgesellschaft.de
Sibelius: Karelia-Suite
Schumann: Klavierkonzert
Tschaikowski: Symphonie Nr. 6 »Pathétique«
Lauma Skride Klavier
Douglas Bostock Dirigent
Im Königreich
Sonntag, 13. März 2016 | 11 und 15 Uhr
Restaurant il Boccone Konstanz
eduART-Sitzkissenkonzert
Der Pflaumenmusfänger
Musiker des Ensembles Il Cigno
Susanne Smajić Erzählerin
Anna Hertz Regie
Freitag, 18. März 2016 | 20 Uhr
Zentrumbühne Bottighofen (CH)
Abschlusskonzert
Dirigierworkshop der
Zürcher Hochschule der Künste
Tschaikowski: Romeo und Julia
Tschaikowski: Rokkoko-Variationen
Brahms: Symphonie Nr. 3
Chiara Enderle Violoncello
Studierende im Fach Orchesterleitung der Züricher
Hochschule der Künste
Johannes Schlaefli Leitung
karten: Telefon 0041 71 672 38 40
Sonntag, 20. März 2016 | 11.15 Uhr
Festsaal Inselhotel Konstanz
Inselkonzert
Il Contrabbasso – Passione Amorosa
Philipp Stubenrauch Kontrabass
Alexander Kisch Kontrabass
Alexander-Serban Kisch Violine
Bogdan-Michael Kisch Violoncello
sowie ein Ensemble der
Südwestdeutschen Philharmonie
Samstag, 30. April 2016 | 20 Uhr
Bodensee Arena, Kreuzlingen (CH)
Classic – Soul – Jazz Experience
Lutz Häfner & Friends
Peter Fox
Lutz Häfner
Max Herre
Joy Denalane
karten: www.koko.de
Konzert Junger Meister
Charles Olivieri-Munroe Dirigent
karten Bregenz: www.konzertverein.com
Mai 2016
Mittwoch, 11. Mai 2016 | 20 Uhr Abo A
Freitag, 13. Mai 2016 | 20 Uhr Abo C
Konzil Konstanz
Im gefühl
Im Rückblick
Nielsen: An Imaginary Trip to the Faroe Islands
Byström: Trompetenkonzert Nr. 2 »Screen Memories«
Sibelius: Symphonie Nr. 2
Tine Thing Helseth Trompete
Alexander Prior Dirigent
Sonntag, 17. April 2016 | 11 Uhr
Konzil Konstanz
eduART-Familienkonzert
Donnerstag, 19. Mai 2016 | 20 Uhr
Bodenseefourm Konstanz
Peter und der Wolf
Contraste
Marko Simsa Erzähler
Erke Duit Dirigent
Mozart: Klarinettenkonzert
(Bearbeitung: Helmut Eisel)
Pärt: Orient & Occident
Yusupov: Nola
Helmut Eisel Klarinette
Matthias Ziegler flöte
Mittwoch, 20. April 2016 | 9.30 Uhr
Konzil Konstanz
Öffentliche Generalprobe
Weber: Ouvertüre zu Der Freischütz
Schumann: Konzertstück für vier Hörner
Beethoven: Symphonie Nr. 7
German Hornsound
Sebastian Stier Dirigent
karten: 5 Euro –
erhältlich an der Tageskasse ab 9 Uhr
Sonntag, 22. Mai 2016 | 17 Uhr
Maurischer Saal, Hotel Halm Konstanz
Kammerkonzert
Con Guitarra Vol. 4
Tillmann Reinbeck Gitarre
Kyoko Tanino Violine
Nadine Uhl Violine
Irene Oesterlee Viola
Ilija Andrianov Violoncello
Dessi Kepenerova Percussion
Mittwoch, 20. April 2016 | 20 Uhr Abo A
Konzil Konstanz
Donnerstag, 21. April 2016 | 20 Uhr
Forum am Schlosspark Ludwigsburg
Freitag, 22. April 2016 | 20 Uhr Abo B
Konzil Konstanz
Sonntag, 24. April 2016 | 19 Uhr
Graf-Burchard-Halle Frickingen
Im Wald
Sonntag, 29. Mai 2016 | 17 Uhr
Maurischer Saal, Hotel Halm Konstanz
Kammerkonzert
Auf dem Weg zum Biedermeier II
Weber: Ouvertüre zu Der Freischütz
Schumann: Konzertstück für vier Hörner
Beethoven: Symphonie Nr. 7
German Hornsound
Sebastian Stier Dirigent
karten Ludwigsburg: www.forum.ludwigsburg.de
Julia Stocker Traversflöte
Johannes Grütter Barockvioline
Irene Oesterlee Barockviola
Ulrike vom Hagen BarockVioloncello
karten und vorverkauf: 07531 900-150 | Theaterkasse
Tourist-Information | Philharmonie | Ortsteilverwaltungen
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