frühjahr 2016 Das Magazin der Südwestdeutschen Philharmonie konstanz – gehört gelesen contraste 2 TAKT | frühjahr 2016 Danke! medienpartner VERANSTALTUNGSTECHNIK +49 7531 127 35 00 www.jundc.com partnerorganisationen Farbenmarkt Farbengroßhandel das hotel am bodensee träger und zuschussgeber Die besten Tablets für das größte Lesevergnügen Für Print-Abonnenten Die Region digital erlesen SCHÖNAU REKORD NATUR Konstanz Heimatort feiert Jogi Löw ganz groß Eishockey im Fußballstadion zieht Massen an Wie Bäume die Wissenschaft inspirieren DIENSTAG, 1. JANUAR 2015 NR. 1 | 71. JAHR | K PREIS 1,80 EURO Seite 10 Sport Leben und Wissen U n a b h ä n g i g e T a g e s z e i t u n g i n www.suedkurier.de SCHÖNAU REKORD NATUR Heimatort feiert Jogi Löw ganz groß Eishockey im Fußballstadion zieht Massen an Wie Bäume die Wissenschaft inspirieren Seite 10 Sport Leben und Wissen U n a b h ä n g i g e Kommentar ROS ETTA-MIS S ION Glückwunsch! Konstanz ist eine der bekanntesten und attraktivsten Städte im Land: Das ist das Kernergebnis einer bundesweiten Befragung. Danach landet Konstanz auf Rang drei nach Heidelberg und Freiburg sowie vor Stuttgart. Platz fünf belegt Friedrichshafen. Befragte aus Baden-Württemberg setzten Konstanz sogar auf Rang zwei. Im letzten Drittel landet Villingen-Schwenningen. Das Institut Imakomm hat 4000 Personen über die 20 größten Städte im Südwesten befragt. (rau) VON ALEXANDER MICHEL ................................................ E s ist ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt, eine echte Meisterleistung. Irgendwo in der gigantischen Leere zwischen Mars und Jupiter landet eine Forschungssonde sanft wie ein Hubschrauber auf der Oberfläche eines Kometen, der durch das All saust. Das alles wird von Darmstadt aus quasi blind gesteuert, ist ein europäisches Gemeinschaftswerk und zugleich eine technische Spitzenleistung vom Bodensee. Denn die Stränge für Planung, Entwicklung und Konstruktion der Sonden Rosetta und Philae laufen bei Airbus DS (vormals Astrium) in Friedrichshafen zusammen. Europa zeigt mit dieser zehn Jahre dauernden Bilderbuch-Mission, dass es mit den führenden Raumfahrt-Riesen USA und Russland mehr als nur mithalten kann. Man ist nicht nur Teilnehmer, sondern Schrittmacher. Bei kommenden visionären Vorhaben - etwa einem Flug zum Mars - werden die Europäer wertvolles Wissen und Erfahrung einbringen. Doch jetzt darf erst einmal gefeiert werden. Glückwunsch! BLUMBERG Kommandant erhält Ehrenkreuz in Gold Blumbergs Gesamtkommandant Reinhold Engesser erhielt beim Neujahrsempfang der Stadt das Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands. Das ist die höchste Feuerwehr-Ehrung, sagte Kreisbrandmeister Manfred Bau. Engesser, seit 1995 Gesamtkommandant in Blumberg und seit 2002 stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, habe zahlreiche Verdienste um die Feuerwehr. (blu) F RAU ENQU OTE Ein guter Anfang RADOLFZELL VON BIRGIT HOFMANN Naturschützer loben Landesregierung Der Nabu-Landesvorsitzende Andre Baumann stellte im Rahmen der Radolfzeller Naturschutztage der grün-roten Landesregierung ein gutes Zeugnis aus. Er nannte dabei die Erhöhung der Finanzmittel für den Naturschutz, die Einrichtung des Nationalparks, die neue Agrarpolitik, den Ausbau der Windenergie sowie die Novellierungen der Landesumwelt- und Landesjagdgesetze. (tol) SINGEN Neuer Verein will Hohentwiel fördern Ein neuer Verein aus bürgerlichen Kreisen will sich verstärkt um Singens Hausberg, den Hohentwiel, kümmern. Die Aktiven wollen Berg und Festung besser mit der Kultur und Geschichte der Stadt Singen verzahnen. Der Hohentwiel soll in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher positioniert werden und zum „kulturellen Leuchtturm“ werden. Rückendeckung bekommen die Bürger durch die Orte Singen und Hilzingen, die Mitglied beim neuen Verein werden. (jöb) DAS WETTER 17° 6° Höchstwert heute Nachmittag Tiefstwert in der Nacht auf morgen www.suedkurier.de/wetter Seite 10 BILDER: PSDESIGN1, FOTOLIA/DPA XxBTAGPRy401506z|v%:":.:!:. Was gesunde Ernährung ausmacht Experte gibt Entwarnung bei Diäten-Wahn. Uwe Knop rät im großen Interview zu essen, worauf man Lust hat Konstanz (bea) Keine Woche vergeht, ohne dass eine Frauen- oder Sportzeitschrift eine neue Diät auf den Markt bringt. Steinzeit-Diät, vegan, regional oder mobiles Essen: Alles ist stets neu und der letzte Schrei. Doch wirklichen Sinn machen nur die wenigsten dieser Diäten. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop bürstet gern vermeintliche Ernährungsweisheiten gegen den Strich. Im Gespräch mit unserer Zei- tung ruft er dazu auf, wieder mehr auf seinen eigenen Körper zu hören. „Warten Sie, bis Sie wirklich Hunger haben, und dann essen Sie das, worauf Auch Süßes darf Sie Lust haben und mal sein. B I L D : was Sie gut vertraA RIWA S A B I - FO T O L I A gen“, empfiehlt der Experte. Der Körper wisse selbst, was er brauche. Vegane Ernährung sei zwar moralisch respektabel, wenn jemand keine Tiere essen wolle. Sich damit gesund zu ernähren, sei aber nicht einfach, denn die Gefahr von Mangelerscheinungen sei groß. Auch auf Ernährungsstudien sei nur wenig Verlass. Die meisten hätten methodische Mängel und beruhten auf Thesen, Vermutungen und Spekulationen. Ein Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit sei kaum nachzuweisen. Auch die bekannte Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse zu essen, verursache vielen Menschen Magen- oder Darmbeschwerden. Mehr dazu im Interview auf Themen des Tages. Die elf größten Diät-Irrtümer und ihre Aufklärung finden Sie bei uns im Internet unter: www.suedkurier.de/skplus Friedenspreis für Nobelpreis für kritischen Denker drei Hirnforscher Das heißeste Jahr der Geschichte DIENSTAG, 1. JANUAR NR. 1 | 71. JAHR | K PREIS 1,80 EURO 2015 www.suedkurier.de Frankfurt/Main (dpa) Der amerikanische Informatiker, Musiker und Schriftsteller Jaron Lanier ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichent worden. Der 54-Jährige sei ein Pionier der digitalen Welt und einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller. In der Frankfurter Paulskirche warnte der Preisträger vor der Datensammelwut von Konzernen, Geheimdiensten und Regierungen. Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, sagte in seiner Laudatio, die Kritik Laniers sei nicht kulturpessimistisch, sondern ,,besonders erhellend". Stockholm (dpa) Für die Entdeckung eines Navis im Gehirn erhalten drei Wissenschaftler in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis. Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser bekommt die eine Hälfte, der britischamerikanische Forscher John O’Keefe die andere. Die Preisträger haben grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns gefunden. Genau diese Hirnteile werden bereits in einem frühen Stadium von Alzheimer zerstört. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit fast 880 000 Euro dotiert. „Ich bin immer noch schockiert. Das ist so großartig“, sagte May-Britt Moser. Kommentar und Kultur Hintergrund auf Leben und Wissen Lima/Genf (dpa) Das Jahr 2014 könnte vor allem wegen der starken Aufheizung der Meeresoberflächen das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Rande der UN-Klimakonferenz in Lima mitteilte, lag die durchschnittliche Lufttemperatur über Land und Meeren von Januar bis Oktober um 0,57 Grad Celsius über dem Mittel von 14 Grad der entsprechenden Zeitperiode von 1961 bis 1990. Bestätige sich die Tendenz im November und Dezember, werde 2014 das heißeste Jahr - noch vor 2010, 2005 und 1998. ,,Es gibt keinen Stillstand bei der globalen Erwärmung", warnte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud. iPad Air Ski-Olympiasiegerin Maria HöflRiesch, Diskusstar Robert Harting und die Fußball-Weltmeister von Bundestrainer Joachim Löw sind Deutschlands „Sportler des Jahres“ 2014. Das ergab die Abstimmung von rund 1200 Sportjournalisten am Ende eines ereignisreichen Sportjahres. 700 Festgäste feierten die Siegern bei der Gala in Baden-Baden. Harting gewann die Wahl zum dritten Mal nacheinander. HöflRiesch, die ihre Karriere im März beendet hatte, ist die Nachfolgerin von Speerwerferin Christina Obergföll. (dpa) Ein guter Anfang ................................................ SINGEN Neuer Verein will Hohentwiel fördern DAS WET TER 17° 6° FRAUENQUOTE VON BIRGIT HOFMANN Ein neuer Verein aus bürgerlichen Kreisen will sich verstärkt um Singens Hausberg, den Hohentwiel, kümmern. Die Aktiven wollen Berg und Festung besser mit der Kultur und Geschichte der Stadt Singen verzahnen. Der Hohentwiel soll in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher positioniert werden und zum „kulturellen Leuchtturm“ werden. Rückendeckung bekommen die Bürger durch die Orte Singen und Hilzingen, die Mitglied beim neuen Verein werden. (jöb) Höchstwert heute Nachmittag Tiefstwert in der Nacht auf morgen www.suedkurier.de/wetter Seite 10 BILDER: PSDESIGN1, FOTOLIA/DPA XxBTAGPRy401506z|v%:":.:!:. Wie Bäume die Wissenschaft inspirieren Sport Leben und Wissen Konstanz DIENSTAG, 1. JANUAR NR. 1 | 71. JAHR | K PREIS 1,80 EURO 2015 www.suedkurier.de ................................................ E Blumbergs Gesamtkommandant Reinhold Engesser erhielt beim Neujahrsempfang der Stadt das Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands. Das ist die höchste Feuerwehr-Ehrung, sagte Kreisbrandmeister Manfred Bau. Engesser, seit 1995 Gesamtkommandant in Blumberg und seit 2002 stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, habe zahlreiche Verdienste um die Feuerwehr. (blu) Der Nabu-Landesvorsitzende Andre Baumann stellte im Rahmen der Radolfzeller Naturschutztage der grün-roten Landesregierung ein gutes Zeugnis aus. Er nannte dabei die Erhöhung der Finanzmittel für den Naturschutz, die Einrichtung des Nationalparks, die neue Agrarpolitik, den Ausbau der Windenergie sowie die Novellierungen der Landesumwelt- und Landesjagdgesetze. (tol) NATUR Eishockey im Fußballstadion zieht Massen an Seite 10 VON ALEXANDER MICHEL BLUMBERG RADOLFZELL REKORD Heimatort feiert Jogi Löw ganz groß ROS ETTA-MIS S ION Glückwunsch! s ist ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt, eine echte Meisterleistung. Irgendwo in der gigantischen Leere zwischen Mars und Jupiter landet eine Forschungssonde sanft wie ein Hubschrauber auf der Oberfläche eines Kometen, der durch das All saust. Das alles wird von Darmstadt aus quasi blind gesteuert, ist ein europäisches Gemeinschaftswerk und zugleich eine technische Spitzenleistung vom Bodensee. Denn die Stränge für Planung, Entwicklung und Konstruktion der Sonden Rosetta und Philae laufen bei Airbus DS (vormals Astrium) in Friedrichshafen zusammen. Europa zeigt mit dieser zehn Jahre dauernden Bilderbuch-Mission, dass es mit den führenden Raumfahrt-Riesen USA und Russland mehr als nur mithalten kann. Man ist nicht nur Teilnehmer, sondern Schrittmacher. Bei kommenden visionären Vorhaben - etwa einem Flug zum Mars - werden die Europäer wertvolles Wissen und Erfahrung einbringen. Doch jetzt darf erst einmal gefeiert werden. Glückwunsch! Kommandant erhält Ehrenkreuz in Gold Naturschützer loben Landesregierung Noch mehr Titel SCHÖNAU B a d e n - W ü r t t e m b e r g Kommentar ................................................ Unten rechts i n Konstanz ist eine der bekanntesten und attraktivsten Städte im Land: Das ist das Kernergebnis einer bundesweiten Befragung. Danach landet Konstanz auf Rang drei nach Heidelberg und Freiburg sowie vor Stuttgart. Platz fünf belegt Friedrichshafen. Befragte aus Baden-Württemberg setzten Konstanz sogar auf Rang zwei. Im letzten Drittel landet Villingen-Schwenningen. Das Institut Imakomm hat 4000 Personen über die 20 größten Städte im Südwesten befragt. (rau) E ndlich kommt die Frauenquote. In keinem der zehn umsatzstärksten deutschen Dax-Unternehmen sitzen gleichviele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Wenn Volkswagen und RWE bei 15 Prozent Frauenanteil herumkrebsen, dann lässt das tief blicken, wie es in deutschen Unternehmen wirklich aussieht. Nach Jahren guten Zuredens und einer zaudernden Ex-Familienministerin Schröder, die den Betrieben in dieser Frage zu viel Freiheit ließ, hat sich zu wenig getan. Deshalb ist die Frauenquote in Aufsichtsräten ein guter Anfang, die sich hoffentlich in Vorständen und Führungspositionen der Firmen fortsetzen wird. Wenn hoch qualifizierte Frauen und Männer heute um diese Positionen konkurrieren, ziehen Frauen zu oft den Kürzeren. Die Frauenquote zwingt jetzt zum Umdenken. Wie sehr das die Unternehmen tatsächlich begriffen haben, wird sich dann in ein paar Jahren an der Anzahl von Frauen in Vorständen ablesen lassen. T a g e s z e i t u n g KONSTANZ Top-Noten für die Stadt-Marke 18,99 € monatlich mit Tablet-PC *. Ohne Tablet-PC 8,39 € Konstanz B a d e n - W ü r t t e m b e r g KONSTANZ Top-Noten für die Stadt-Marke ePaper E Was gesunde Ernährung ausmacht Experte gibt Entwarnung bei Diäten-Wahn. Uwe Knop rät im großen Interview zu essen, worauf man Lust hat Konstanz (bea) Keine Woche vergeht, ohne dass eine Frauen- oder Sportzeitschrift eine neue Diät auf den Markt bringt. Steinzeit-Diät, vegan, regional oder mobiles Essen: Alles ist stets neu und der letzte Schrei. Doch wirklichen Sinn machen nur die wenigsten dieser Diäten. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop bürstet gern vermeintliche Ernährungsweisheiten gegen den Strich. Im Gespräch mit unserer Zei- tung ruft er dazu auf, wieder mehr auf seinen eigenen Körper zu hören. „Warten Sie, bis Sie wirklich Hunger haben, und dann essen Sie das, worauf Auch Süßes darf Sie Lust haben und mal sein. B I LD : was Sie gut vertraARI WAS AB I - FOTOLI A gen“, empfiehlt der Experte. Der Körper wisse selbst, was er brauche. Vegane Ernährung sei zwar moralisch respektabel, wenn jemand keine Tiere essen wolle. Sich damit gesund zu ernähren, sei aber nicht einfach, denn die Gefahr von Mangelerscheinungen sei groß. Auch auf Ernährungsstudien sei nur wenig Verlass. Die meisten hätten methodische Mängel und beruhten auf Thesen, Vermutungen und Spekulationen. Ein Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit sei kaum nachzuweisen. Auch die bekannte Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse zu essen, verursache vielen Menschen Magen- oder Darmbeschwerden. Mehr dazu im Interview auf Themen des Tages. Die elf größten Diät-Irrtümer und ihre Aufklärung finden Sie bei uns im Internet unter: www.suedkurier.de/skplus Friedenspreis für Nobelpreis für kritischen Denker drei Hirnforscher Das heißeste Jahr der Geschichte Frankfurt/Main (dpa) Der amerikanische Informatiker, Musiker und Schriftsteller Jaron Lanier ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichent worden. Der 54-Jährige sei ein Pionier der digitalen Welt und einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller. In der Frankfurter Paulskirche warnte der Preisträger vor der Datensammelwut von Konzernen, Geheimdiensten und Regierungen. Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, sagte in seiner Laudatio, die Kritik Laniers sei nicht kulturpessimistisch, sondern ,,besonders erhellend". Stockholm (dpa) Für die Entdeckung eines Navis im Gehirn erhalten drei Wissenschaftler in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis. Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser bekommt die eine Hälfte, der britischamerikanische Forscher John O’Keefe die andere. Die Preisträger haben grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns gefunden. Genau diese Hirnteile werden bereits in einem frühen Stadium von Alzheimer zerstört. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit fast 880 000 Euro dotiert. „Ich bin immer noch schockiert. Das ist so großartig“, sagte May-Britt Moser. Kommentar und Kultur Hintergrund auf Leben und Wissen Lima/Genf (dpa) Das Jahr 2014 könnte vor allem wegen der starken Aufheizung der Meeresoberflächen das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Rande der UN-Klimakonferenz in Lima mitteilte, lag die durchschnittliche Lufttemperatur über Land und Meeren von Januar bis Oktober um 0,57 Grad Celsius über dem Mittel von 14 Grad der entsprechenden Zeitperiode von 1961 bis 1990. Bestätige sich die Tendenz im November und Dezember, werde 2014 das heißeste Jahr - noch vor 2010, 2005 und 1998. ,,Es gibt keinen Stillstand bei der globalen Erwärmung", warnte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud. Air 2 ndlich kommt die Frauenquote. In keinem der zehn umsatzstärksten deutschen Dax-Unternehmen sitzen gleichviele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Wenn Volkswagen und RWE bei 15 Prozent Frauenanteil herumkrebsen, dann lässt das tief blicken, wie es in deutschen Unternehmen wirklich aussieht. Nach Jahren guten Zuredens und einer zaudernden Ex-Familienministerin Schröder, die den Betrieben in dieser Frage zu viel Freiheit ließ, hat sich zu wenig getan. Deshalb ist die Frauenquote in Aufsichtsräten ein guter Anfang, die sich hoffentlich in Vorständen und Führungspositionen der Firmen fortsetzen wird. Wenn hoch qualifizierte Frauen und Männer heute um diese Positionen konkurrieren, ziehen Frauen zu oft den Kürzeren. Die Frauenquote zwingt jetzt zum Umdenken. Wie sehr das die Unternehmen tatsächlich begriffen haben, wird sich dann in ein paar Jahren an der Anzahl von Frauen in Vorständen ablesen lassen. Unten rechts Noch mehr Titel Ski-Olympiasiegerin Maria HöflRiesch, Diskusstar Robert Harting und die Fußball-Weltmeister von Bundestrainer Joachim Löw sind Deutschlands „Sportler des Jahres“ 2014. Das ergab die Abstimmung von rund 1200 Sportjournalisten am Ende eines ereignisreichen Sportjahres. 700 Festgäste feierten die Siegern bei der Gala in Baden-Baden. Harting gewann die Wahl zum dritten Mal nacheinander. HöflRiesch, die ihre Karriere im März beendet hatte, ist die Nachfolgerin von Speerwerferin Christina Obergföll. (dpa) U n a b h ä n g i g e T a g e s z e i t u n g i n REKORD NATUR Konstanz Heimatort feiert Jogi Löw ganz groß Eishockey im Fußballstadion zieht Massen an Wie Bäume die Wissenschaft inspirieren DIENSTAG, 1. JANUAR 2015 NR. 1 | 71. JAHR | K PREIS 1,80 EURO Seite 10 Sport Leben und Wissen Kommentar ROS E TTA-M IS S ION Glückwunsch! Konstanz ist eine der bekanntesten und attraktivsten Städte im Land: Das ist das Kernergebnis einer bundesweiten Befragung. Danach landet Konstanz auf Rang drei nach Heidelberg und Freiburg sowie vor Stuttgart. Platz fünf belegt Friedrichshafen. Befragte aus Baden-Württemberg setzten Konstanz sogar auf Rang zwei. Im letzten Drittel landet Villingen-Schwenningen. Das Institut Imakomm hat 4000 Personen über die 20 größten Städte im Südwesten befragt. (rau) VON ALEXANDER MICHEL s ist ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt, eine echte Meisterleistung. Irgendwo in der gigantischen Leere zwischen Mars und Jupiter landet eine Forschungssonde sanft wie ein Hubschrauber auf der Oberfläche eines Kometen, der durch das All saust. Das alles wird von Darmstadt aus quasi blind gesteuert, ist ein europäisches Gemeinschaftswerk und zugleich eine technische Spitzenleistung vom Bodensee. Denn die Stränge für Planung, Entwicklung und Konstruktion der Sonden Rosetta und Philae laufen bei Airbus DS (vormals Astrium) in Friedrichshafen zusammen. Europa zeigt mit dieser zehn Jahre dauernden Bilderbuch-Mission, dass es mit den führenden Raumfahrt-Riesen USA und Russland mehr als nur mithalten kann. Man ist nicht nur Teilnehmer, sondern Schrittmacher. Bei kommenden visionären Vorhaben - etwa einem Flug zum Mars - werden die Europäer wertvolles Wissen und Erfahrung einbringen. Doch jetzt darf erst einmal gefeiert werden. Glückwunsch! BLUMBERG Kommandant erhält Ehrenkreuz in Gold Blumbergs Gesamtkommandant Reinhold Engesser erhielt beim Neujahrsempfang der Stadt das Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands. Das ist die höchste Feuerwehr-Ehrung, sagte Kreisbrandmeister Manfred Bau. Engesser, seit 1995 Gesamtkommandant in Blumberg und seit 2002 stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, habe zahlreiche Verdienste um die Feuerwehr. (blu) Ein guter Anfang VON BIRGIT HOFMANN U n a b h ä n g i g e T a g e s z e i t u n g i n B a d e n - W ü r t t e m b e r g ................................................ Der Nabu-Landesvorsitzende Andre Baumann stellte im Rahmen der Radolfzeller Naturschutztage der grün-roten Landesregierung ein gutes Zeugnis aus. Er nannte dabei die Erhöhung der Finanzmittel für den Naturschutz, die Einrichtung des Nationalparks, die neue Agrarpolitik, den Ausbau der Windenergie sowie die Novellierungen der Landesumwelt- und Landesjagdgesetze. (tol) SINGEN Neuer Verein will Hohentwiel fördern Ein neuer Verein aus bürgerlichen Kreisen will sich verstärkt um Singens Hausberg, den Hohentwiel, kümmern. Die Aktiven wollen Berg und Festung besser mit der Kultur und Geschichte der Stadt Singen verzahnen. Der Hohentwiel soll in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher positioniert werden und zum „kulturellen Leuchtturm“ werden. Rückendeckung bekommen die Bürger durch die Orte Singen und Hilzingen, die Mitglied beim neuen Verein werden. (jöb) DAS WETTER Höchstwert heute Nachmittag Tiefstwert in der Nacht auf morgen www.suedkurier.de/wetter Seite 10 BILDER: PSDESIGN1, FOTOLIA/DPA XxBTAGPRy401506z|v%:":.:!:. E Was gesunde Ernährung ausmacht Experte gibt Entwarnung bei Diäten-Wahn. Uwe Knop rät im großen Interview zu essen, worauf man Lust hat Konstanz (bea) Keine Woche vergeht, ohne dass eine Frauen- oder Sportzeitschrift eine neue Diät auf den Markt bringt. Steinzeit-Diät, vegan, regional oder mobiles Essen: Alles ist stets neu und der letzte Schrei. Doch wirklichen Sinn machen nur die wenigsten dieser Diäten. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop bürstet gern vermeintliche Ernährungsweisheiten gegen den Strich. Im Gespräch mit unserer Zei- tung ruft er dazu auf, wieder mehr auf seinen eigenen Körper zu hören. „Warten Sie, bis Sie wirklich Hunger haben, und dann essen Sie das, worauf Sie Lust haben und was Sie gut vertragen“, empfiehlt der Experte. Der Körper wisse selbst, was er brauche. Vegane Ernährung sei zwar moralisch respektabel, wenn jemand keine Tiere essen wolle. Sich damit gesund zu ernähren, sei aber nicht einfach, denn die Auch Süßes darf mal sein. B I LD : ARI WA S A B I - FO TO LI A Gefahr von Mangelerscheinungen sei groß. Auch auf Ernährungsstudien sei nur wenig Verlass. Die meisten hätten methodische Mängel und beruhten auf Thesen, Vermutungen und Spekulationen. Ein Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit sei kaum nachzuweisen. Auch die bekannte Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse zu essen, verursache vielen Menschen Magen- oder Darmbeschwerden. Mehr dazu im Interview auf Themen des Tages. Die elf größten Diät-Irrtümer und ihre Aufklärung finden Sie bei uns im Internet unter: www.suedkurier.de/skplus Friedenspreis für Nobelpreis für kritischen Denker drei Hirnforscher Das heißeste Jahr der Geschichte Frankfurt/Main (dpa) Der amerikanische Informatiker, Musiker und Schriftsteller Jaron Lanier ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichent worden. Der 54-Jährige sei ein Pionier der digitalen Welt und einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller. In der Frankfurter Paulskirche warnte der Preisträger vor der Datensammelwut von Konzernen, Geheimdiensten und Regierungen. Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, sagte in seiner Laudatio, die Kritik Laniers sei nicht kulturpessimistisch, sondern ,,besonders erhellend". Stockholm (dpa) Für die Entdeckung eines Navis im Gehirn erhalten drei Wissenschaftler in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis. Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser bekommt die eine Hälfte, der britischamerikanische Forscher John O’Keefe die andere. Die Preisträger haben grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns gefunden. Genau diese Hirnteile werden bereits in einem frühen Stadium von Alzheimer zerstört. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit fast 880 000 Euro dotiert. „Ich bin immer noch schockiert. Das ist so großartig“, sagte May-Britt Moser. Kommentar und Kultur Hintergrund auf Leben und Wissen Lima/Genf (dpa) Das Jahr 2014 könnte vor allem wegen der starken Aufheizung der Meeresoberflächen das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Rande der UN-Klimakonferenz in Lima mitteilte, lag die durchschnittliche Lufttemperatur über Land und Meeren von Januar bis Oktober um 0,57 Grad Celsius über dem Mittel von 14 Grad der entsprechenden Zeitperiode von 1961 bis 1990. Bestätige sich die Tendenz im November und Dezember, werde 2014 das heißeste Jahr - noch vor 2010, 2005 und 1998. ,,Es gibt keinen Stillstand bei der globalen Erwärmung", warnte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud. ndlich kommt die Frauenquote. In keinem der zehn umsatzstärksten deutschen Dax-Unternehmen sitzen gleichviele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Wenn Volkswagen und RWE bei 15 Prozent Frauenanteil herumkrebsen, dann lässt das tief blicken, wie es in deutschen Unternehmen wirklich aussieht. Nach Jahren guten Zuredens und einer zaudernden Ex-Familienministerin Schröder, die den Betrieben in dieser Frage zu viel Freiheit ließ, hat sich zu wenig getan. Deshalb ist die Frauenquote in Aufsichtsräten ein guter Anfang, die sich hoffentlich in Vorständen und Führungspositionen der Firmen fortsetzen wird. Wenn hoch qualifizierte Frauen und Männer heute um diese Positionen konkurrieren, ziehen Frauen zu oft den Kürzeren. Die Frauenquote zwingt jetzt zum Umdenken. Wie sehr das die Unternehmen tatsächlich begriffen haben, wird sich dann in ein paar Jahren an der Anzahl von Frauen in Vorständen ablesen lassen. Unten rechts Noch mehr Titel Ski-Olympiasiegerin Maria HöflRiesch, Diskusstar Robert Harting und die Fußball-Weltmeister von Bundestrainer Joachim Löw sind Deutschlands „Sportler des Jahres“ 2014. Das ergab die Abstimmung von rund 1200 Sportjournalisten am Ende eines ereignisreichen Sportjahres. 700 Festgäste feierten die Siegern bei der Gala in Baden-Baden. Harting gewann die Wahl zum dritten Mal nacheinander. HöflRiesch, die ihre Karriere im März beendet hatte, ist die Nachfolgerin von Speerwerferin Christina Obergföll. (dpa) KONSTANZ Kommentar Top-Noten für die Stadt-Marke RO S E T TA - M IS S IO N Glückwunsch! Konstanz ist eine der bekanntesten und attraktivsten Städte im Land: Das ist das Kernergebnis einer bundesweiten Befragung. Danach landet Konstanz auf Rang drei nach Heidelberg und Freiburg sowie vor Stuttgart. Platz fünf belegt Friedrichshafen. Befragte aus Baden-Württemberg setzten Konstanz sogar auf Rang zwei. Im letzten Drittel landet Villingen-Schwenningen. Das Institut Imakomm hat 4000 Personen über die 20 größten Städte im Südwesten befragt. (rau) VON ALEXANDER MICHEL ................................................ E s ist ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt, eine echte Meisterleistung. Irgendwo in der gigantischen Leere zwischen Mars und Jupiter landet eine Forschungssonde sanft wie ein Hubschrauber auf der Oberfläche eines Kometen, der durch das All saust. Das alles wird von Darmstadt aus quasi blind gesteuert, ist ein europäisches Gemeinschaftswerk und zugleich eine technische Spitzenleistung vom Bodensee. Denn die Stränge für Planung, Entwicklung und Konstruktion der Sonden Rosetta und Philae laufen bei Airbus DS (vormals Astrium) in Friedrichshafen zusammen. Europa zeigt mit dieser zehn Jahre dauernden Bilderbuch-Mission, dass es mit den führenden Raumfahrt-Riesen USA und Russland mehr als nur mithalten kann. Man ist nicht nur Teilnehmer, sondern Schrittmacher. Bei kommenden visionären Vorhaben - etwa einem Flug zum Mars - werden die Europäer wertvolles Wissen und Erfahrung einbringen. Doch jetzt darf erst einmal gefeiert werden. Glückwunsch! BLUMBERG Kommandant erhält Ehrenkreuz in Gold Sony XPERIA Z3 Tablet Compact Blumbergs Gesamtkommandant Reinhold Engesser erhielt beim Neujahrsempfang der Stadt das Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands. Das ist die höchste Feuerwehr-Ehrung, sagte Kreisbrandmeister Manfred Bau. Engesser, seit 1995 Gesamtkommandant in Blumberg und seit 2002 stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, habe zahlreiche Verdienste um die Feuerwehr. (blu) Samsung Galaxy Tab S2 9.7 F RAU E NQ U O T E Ein guter Anfang RADOLFZELL VON BIRGIT HOFMANN ................................................ Naturschützer loben Landesregierung Der Nabu-Landesvorsitzende Andre Baumann stellte im Rahmen der Radolfzeller Naturschutztage der grün-roten Landesregierung ein gutes Zeugnis aus. Er nannte dabei die Erhöhung der Finanzmittel für den Naturschutz, die Einrichtung des Nationalparks, die neue Agrarpolitik, den Ausbau der Windenergie sowie die Novellierungen der Landesumwelt- und Landesjagdgesetze. (tol) SINGEN Neuer Verein will Hohentwiel fördern Ein neuer Verein aus bürgerlichen Kreisen will sich verstärkt um Singens Hausberg, den Hohentwiel, kümmern. Die Aktiven wollen Berg und Festung besser mit der Kultur und Geschichte der Stadt Singen verzahnen. Der Hohentwiel soll in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher positioniert werden und zum „kulturellen Leuchtturm“ werden. Rückendeckung bekommen die Bürger durch die Orte Singen und Hilzingen, die Mitglied beim neuen Verein werden. (jöb) DAS WETTER 17° 6° Höchstwert heute Nachmittag Tiefstwert in der Nacht auf morgen www.suedkurier.de/wetter Seite 10 BILDER: PSDESIGN1, FOTOLIA/DPA XxBTAGPRy401506z|v%:":.:!:. E Was gesunde Ernährung ausmacht Experte gibt Entwarnung bei Diäten-Wahn. Uwe Knop rät im großen Interview zu essen, worauf man Lust hat Konstanz (bea) Keine Woche vergeht, ohne dass eine Frauen- oder Sportzeitschrift eine neue Diät auf den Markt bringt. Steinzeit-Diät, vegan, regional oder mobiles Essen: Alles ist stets neu und der letzte Schrei. Doch wirklichen Sinn machen nur die wenigsten dieser Diäten. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop bürstet gern vermeintliche Ernährungsweisheiten gegen den Strich. Im Gespräch mit unserer Zei- tung ruft er dazu auf, wieder mehr auf seinen eigenen Körper zu hören. „Warten Sie, bis Sie wirklich Hunger haben, und dann essen Sie das, worauf Auch Süßes darf Sie Lust haben und mal sein. BILD: was Sie gut vertraARI WA SA BI - FOTOLIA gen“, empfiehlt der Experte. Der Körper wisse selbst, was er brauche. Vegane Ernährung sei zwar moralisch respektabel, wenn jemand keine Tiere essen wolle. Sich damit gesund zu ernähren, sei aber nicht einfach, denn die Friedenspreis für Nobelpreis für kritischen Denker drei Hirnforscher Frankfurt/Main (dpa) Der amerikanische Informatiker, Musiker und Schriftsteller Jaron Lanier ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichent worden. Der 54-Jährige sei ein Pionier der digitalen Welt und einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller. In der Frankfurter Paulskirche warnte der Preisträger vor der Datensammelwut von Konzernen, Geheimdiensten und Regierungen. Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, sagte in seiner Laudatio, die Kritik Laniers sei nicht kulturpessimistisch, sondern ,,besonders erhellend". Stockholm (dpa) Für die Entdeckung eines Navis im Gehirn erhalten drei Wissenschaftler in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis. Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser bekommt die eine Hälfte, der britischamerikanische Forscher John O’Keefe die andere. Die Preisträger haben grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns gefunden. Genau diese Hirnteile werden bereits in einem frühen Stadium von Alzheimer zerstört. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit fast 880 000 Euro dotiert. „Ich bin immer noch schockiert. Das ist so großartig“, sagte May-Britt Moser. Kommentar und Kultur Hintergrund auf Leben und Wissen Gefahr von Mangelerscheinungen sei groß. Auch auf Ernährungsstudien sei nur wenig Verlass. Die meisten hätten methodische Mängel und beruhten auf Thesen, Vermutungen und Spekulationen. Ein Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit sei kaum nachzuweisen. Auch die bekannte Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse zu essen, verursache vielen Menschen Magen- oder Darmbeschwerden. Mehr dazu im Interview auf Themen des Tages. Die elf größten Diät-Irrtümer und ihre Aufklärung finden Sie bei uns im Internet unter: www.suedkurier.de/skplus Das heißeste Jahr der Geschichte Lima/Genf (dpa) Das Jahr 2014 könnte vor allem wegen der starken Aufheizung der Meeresoberflächen das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Rande der UN-Klimakonferenz in Lima mitteilte, lag die durchschnittliche Lufttemperatur über Land und Meeren von Januar bis Oktober um 0,57 Grad Celsius über dem Mittel von 14 Grad der entsprechenden Zeitperiode von 1961 bis 1990. Bestätige sich die Tendenz im November und Dezember, werde 2014 das heißeste Jahr - noch vor 2010, 2005 und 1998. ,,Es gibt keinen Stillstand bei der globalen Erwärmung", warnte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud. bestellen! www.suedkurier.de FRAUE NQUOTE RADOLFZELL Naturschützer loben Landesregierung 17° 6° SCHÖNAU ................................................ E B a d e n - W ü r t t e m b e r g KONSTANZ Top-Noten für die Stadt-Marke JETZT ndlich kommt die Frauenquote. In keinem der zehn umsatzstärksten deutschen Dax-Unternehmen sitzen gleichviele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Wenn Volkswagen und RWE bei 15 Prozent Frauenanteil herumkrebsen, dann lässt das tief blicken, wie es in deutschen Unternehmen wirklich aussieht. Nach Jahren guten Zuredens und einer zaudernden Ex-Familienministerin Schröder, die den Betrieben in dieser Frage zu viel Freiheit ließ, hat sich zu wenig getan. Deshalb ist die Frauenquote in Aufsichtsräten ein guter Anfang, die sich hoffentlich in Vorständen und Führungspositionen der Firmen fortsetzen wird. Wenn hoch qualifizierte Frauen und Männer heute um diese Positionen konkurrieren, ziehen Frauen zu oft den Kürzeren. Die Frauenquote zwingt jetzt zum Umdenken. Wie sehr das die Unternehmen tatsächlich begriffen haben, wird sich dann in ein paar Jahren an der Anzahl von Frauen in Vorständen ablesen lassen. Unten rechts Noch mehr Titel Ski-Olympiasiegerin Maria HöflRiesch, Diskusstar Robert Harting und die Fußball-Weltmeister von Bundestrainer Joachim Löw sind Deutschlands „Sportler des Jahres“ 2014. Das ergab die Abstimmung von rund 1200 Sportjournalisten am Ende eines ereignisreichen Sportjahres. 700 Festgäste feierten die Siegern bei der Gala in Baden-Baden. Harting gewann die Wahl zum dritten Mal nacheinander. HöflRiesch, die ihre Karriere im März beendet hatte, ist die Nachfolgerin von Speerwerferin Christina Obergföll. (dpa) Alle Informationen und Angebote finden Sie hier: www.suedkurier.de/tablet * Das Paket besteht jeweils aus ePaper, dem gewählten Tablet und SK Plus für den Bezugszeitraum von mindestens 24 Monaten, ggf. zuzüglich einer einmaligen Zuzahlung. Nach Bezahlung der 24. Monatsrate geht das Gerät in Ihr Eigentum über. Die Kosten für das Printabonnement werden zusätzlich erhoben. Neukunden zahlen 34,99 €/Monat. fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 3 In C EDITORIAL Liebes Publikum, nein, die Schreibweise des Titels dieser Ausgabe ist weder ein Anglizismus, noch ein Versehen unsererseits. Zum Zeitpunkt der Drucklegung der Saisonbroschüre 2015 | 2016 hatte das neue Veranstaltungshaus am Seerhein noch keinen Namen und das C war die Anspielung auf das ursprünglich in diesem Gebäude beherbergte Unternehmen. Dabei könnte man dem italienischen Ursprung des Wortes folgend, durchaus ein C verwenden. Die Übersetzung »Gegensatz« passt schließlich auch für ein Konzert in einer Baustelle. Dieser tritt nun leider zutage. Der Umbau läuft zwar insgesamt nach Plan, eine punktgenaue Terminierung aller Gewerke ist aber wohl auch bei diesem Vorhaben schwer. Somit müssen wir leider das für März geplante Konzert im Bodenseeforum Konstanz auf den 19. Mai verlegen. Alle bisher gekauften Tickets behalten ihre Gültigkeit. Eindeutig mit C wird Celesta geschrieben. Das in die Jahre gekommene Instrument unseres Orchesters – im Dezember aufgestellt im Konzilfoyer – hat für manchen Aha-Effekt gesorgt. Wird es in einer Komposition verwendet, tritt es zwar von rouven schöll hörbar in Erscheinung, häufig steht es aber versteckt in den hinteren Reihen der Bühne. So verwundert es nicht, dass es leicht mit dem Glockenspiel verwechselt werden kann. Eine Ersatzbeschaffung dieses oder anderer Instrumente ist meist nicht in dem Budget des Orchesters darstellbar. So hilft uns regelmäßig der Freundeskreis Philharmonie e.V. Die Spendensammlung der letzten eineinhalb Jahre ergab einen Betrag von rund 18.000 Euro. Aufgestockt mit Erlösen aus Mitgliedsbeiträgen können wir die 35.000 Euro teure Celesta nun erwerben. Allen Spenderinnen und Spendern möchten wir an dieser Stelle ganz herzlich danken! Mit den besten Grüßen Rouven Schöll Informationen zu einer Mitgliedschaft im Freundeskreis Philharmonie e.V. unter [email protected]. # software alle Informationen, die benötigt werden, damit ein Computer definierte Aufgaben ausführen kann # grünkohl eignet sich hervorragend zur Zubereitung grüner Smoothies www.edeka-baur.de 4 inhaltsverzeichnis TAKT | frühjahr 2016 Auf einen Blick Konzerte 6 im königreich Philharmonisches Konzert 13 Der pflaumenmusfänger Sitzkissenkonzert 15Abschlusskonzert Sonderkonzert 16 il contrabbasso Inselkonzert 20Konzert Junger meister Sonderkonzert 22Im Gefühl Philharmonisches Konzert 27peter und der wolf Familienkonzert 32Im wald Philharmonisches Konzert 36Im Rückblick Philharmonisches Konzert 42contraste Sonderkonzert 46Con guitarra Vol. 4 Kammerkonzert 48Auf dem Weg zum Biedermeier II Kammerkonzert Titelthema 5 kontraste Von Intendant Beat Fehlmann 28Ich bin dagegen Kolumne Tobias Bücklein Fischmarktzwei 10 Die Philharmonie in Zahlen 11Jazz Downtown … im Proberaum der Philharmonie 18Kurz berichtet »Phasnachtsfieber« 19Kurz berichtet Masterclass 29Kurz berichtet Mozart-Marathon 31Kurz Berichtet Klassik-Soul-Jazz-Experience am Bodensee 40Blech und Karbon Besuch bei der Nägeli Swiss AG 41Schweizer Schokolade und Eintracht Braunschweig Die Kontrabassistin Anna-Lena Cech 50Kurz berichtet Wasser-Musik Wissen 26ENTDECKE DIE MUSIK Seite für Kinder 41impressum 51PROGRAMMÜBERBLICK Das Europäische KulturForum Mainau e.V. präsentiert die Konzertreihe Jazz unter Palmen Das neue Jazz unter Palmen-Abonnement Sichern Sie sich mit dem neuen JuP-ABO Konzertkarten und sparen Sie dabei: Für 55€ wählen Sie drei Konzertkarten frei aus. Erhältlich über das Mainau-Servicezentrum sowie bei www.reservix.de Weitere Informationen unter www.europaeisches-kulturforum.de ob Manz & 17.06.2016 | Jak Trio | 20 Uhr r Das Clara Vette AK 23€ | VVK 19€/10€ 02.09.2016 Peter Finc | Nicole Johänn tg 10 € | AK | 20 Uhr | VVK en & 19 € / 23 € 15.07.2016 | The Hugge e Swing Ba 20 Uhr | VV nd K 24€ / 10€ | AK 28€ isturbed & | Gently D AK 26€ 16.09.2016 22€/10€ | K V V | 20 Uhr Informationen & Kartenvorverkauf unter: Mainau GmbH | Tel. +49 (0) 7531 303-303 [email protected] | www.mainau.de Online Ticketportal: www.reservix.de Stichwort: „Jazz unter Palmen“ beatbüro Für Konzertbesucher ist ab 17.00 Uhr der Eintritt auf die Insel Mainau sowie die Auffahrt bis zum Pakplatz des Restaurants Schwedenschenke frei. Bereits ab 18 Uhr können Sie Mainauer Kochkunst im Palmenhaus oder im Restaurant Schwedenschenke genießen. Reservierung unter + 49 (0) 7531 303-156 titelthema TAKT | frühjahr 2016 5 Kontraste Für die Wahrnehmung einer Sache oder von Musik sind Unterschiede von zentraler Bedeutung. Wir hören einen Klang, einen Ton, dann einen nächsten und setzen diesen in Beziehung zu dem vergangenen. Auf Grund von Gleichheit, Ähnlichkeit oder Differenz entsteht in unserem Gedächtnis die musikalische Form. Für das Empfinden oder die emotionale Wirkung von Klängen oder Tönen ist der Grad der Unterschiedlichkeit von besonderer Bedeutung. Treffen also sehr kontrastreiche Elemente unmittelbar aufeinander, entsteht eine besondere Spannung, was wir als dramatisches Ereignis wahrnehmen. Ohne wahrnehmbare Unterschiede ist in der Musik also alles nichts. Doch gilt das nur für die Musik? Ich glaube nicht – Unterschiede oder Andersartigkeit bereichern das Leben. Doch mehr noch, Kontraste helfen uns, uns selber erfahren zu können. Wären wir alle gleich, wer wären wir dann? Hätten wir in der Musik nur einen Ton oder einen Klang zur Verfügung, wäre dann der Eindruck vom Vergehen der Zeit und eine emotionale Regung überhaupt denkbar? Mir zumindest fällt die Vorstellung von intendant beat fehlmann schwer. So scheint also genau in der Unterschiedlichkeit ein wesentlicher Reiz zu liegen, wobei das direkte Aufeinandertreffen und der Grad der Differenz dafür verantwortlich sind, wie dramatisch wir eine bestimmte Situation erleben. Nicht immer ist man bereit für das große Drama und als unablässiger Zustand dient eine solche Verfassung schon gar nicht. Ein gutes Werk zeichnet sich für mich deshalb durch die Balance der Elemente aus. Vielleicht könnte man gar soweit gehen und diese Qualität der Abwechslung auf die Voraussetzung für ein gutes Leben übertragen. Wie dem auch sei, zu viel oder zu wenig, ich frage mich jedenfalls oft, in welcher Zeit leben wir eigentlich, wie verrückt klingt denn unsere Gegenwart? Auch wenn ich die abschließende Antwort nicht kenne, so weiß ich gewiss, es ist immer wieder anders und das scheint mir auch gut so. E R Ö F F N UNG FEIERN ! MEERSBURG 29. – 31. JULI 2016 Die aufregende Welt des Weines erleben! Von den Anfängen bis zur Gegenwart, von den Meersburger Reben zur internationalen Weinwelt. Ein schillernder Rundgang durch die Kulturgeschichte des Weines. Ein Museum für alle Sinne. Vineum Bodensee · Vorburggasse 11 · 88709 Meersburg · Di – So, 11 bis 18 Uhr · www.vineum-bodensee.de 6 philharmonisches konzert IM Königreich Hector Berlioz 1803 – 1869 Konzertouvertüre op. 21 »Le corsaire« Edward Elgar 1857 – 1934 Cellokonzert e-Moll op. 85 Adagio Lento, Allegro molto Adagio Allegro * Pa use * Antonín Dvořák 1841 – 1904 Symphonie Nr. 8 G-Dur op. 88 »Die Englische« Allegro con brio Adagio Allegretto grazioso Allegro ma non troppo Pavel Gomziakov Violoncello Naci Özgüç Dirigent TAKT | frühjahr 2016 philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 Mittwoch, 2. März 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo A Donnerstag, 3. März 2016 | 20 Uhr | Milchwerk Radolfzell | Abo Radolfzell Freitag, 4. März 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo B Sonntag, 6. März 2016 | 18 Uhr | Konzil Konstanz | Abo D Einführungsvortrag eine Stunde vor Konzertbeginn | Konzertdauer: ca. 105 min. Karten: Konzil 48 ∙ 38 ∙ 28 ∙ 18 Euro | Milchwerk 24 ∙ 21 ∙ 18 Euro Inklusive kostenlose -Benutzung zu den Konzerten in Konstanz Revolutionäre Romantik le corsaire kontrast reich Obwohl Berlioz mit seinen Kompositionen in Europa Erfolge feierte, wurde sein Werk im Heimatland Frankreich lange verkannt. Als er sich 1844 in einer schweren privaten und gesundheitlichen Krise befand, reiste er zur Erholung nach Nizza. Er wohnte in einem Turm mit herrlichem Ausblick auf das Mittelmeer und begann, eine Ouvertüre zu komponieren, die zunächst den Namen »La Tour de Nice« trug. Später änderte er den Titel in »Le Corsaire« nach einer seiner Lieblingsdichtungen von Lord Byron. Eine einleuchtende Wahl, denn Berlioz »wilde« kontrastreiche Musik passt ideal zu Byrons Versen — abgründige, revolutionäre Romantik von der anderen Seite der musikalischen Welt. Archiv Naci ÖzgüÇ wurde in Ankara geboren und stammt aus einer Musikerfamilie, beide Eltern sind Opernsänger. Erste Klavierstunden erhielt er mit 4 Jahren, er studierte Musik am Staatskonservatorium in Ankara. An der Indiana University School of Music in Bloomington erhielt er 1990 seinen Master of Music im Dirigieren. Es folgten Studien am Mozarteum in Salzburg bei Charles Spencer, später bei Lorin Maazel in Pittsburgh, Jiri Belohlavek in Zlina, Ferdinand Letner in Siena und Bruno Aprea in Rom. Ab 1998 war er Musikalischer Direktor der Indiana University Chamber Opera Company und ab 1990 als Dirigent bei der Staatsoper und Ballett Ankara in verschiedenen Positionen, zum Schluss als Generalmusikdirektor. 2014 wurde er vom Lions Verbund in der Türkei zum »Besten Dirigenten des Jahres« gewählt. Nachdem er von 2007 bis 2009 Generalmusikdirektor an der Staatsoper Ankara war, von 2009 bis 2012 beim Staatlichen Symphonieorchester Istanbul, sowie bei der Staatsoper Istanbul von 2013 bis 2015, kehrte er als Dirigent an die Staatsoper Ankara zurück. 7 8 philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 Beschwörung einer glücklichen Vergangenheit schwelge risch cellokonzert Die Eröffnung von Edward Elgars Cellokonzert erscheint symptomatisch für den resignativen Tonfall, der weite Teile des Werks prägt: Der Solist beginnt mit Akkorden im Fortissimo – der erste über drei Saiten des Instruments, die folgenden sogar über alle vier ausgreifend. Doch diesen mächtigen Akkorden folgt eine einstimmige Melodie, zuerst leidenschaftlich im Ausdruck, dann mit stetig zurückgenommener Intensität und abfallender Tonhöhe. Der noch einmal akzentuierte tiefe Schlusston der Phrase gibt dem Ganzen eine tragische Note. Insgesamt eine stolze, kraftvolle Geste, die aber nach wenigen Takten in sich zusammenfällt. Oft ist es problematisch, den Charakter von Musikstücken auf die jeweilige Lebenssituation des Komponisten zurückzuführen. Doch in diesem Fall geht die Rechnung einmal auf: Der Brite Elgar erreichte den Gipfelpunkt seines Ruhms nach 1900 mit Werken wie den Enigma-Variationen, dem Oratorium The Dream of Gerontius und den Pomp and Circumstance-Märschen. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs versiegte seine Schaffenskraft allmählich. Er hatte ohnehin immer zur Schwermut geneigt, doch nun wurden Nostalgie, Trauer, Verzweiflung für ihn zum beherrschenden Lebensgefühl. Freunde und Weggefährten starben in dieser Zeit, und vor allem erfuhr Elgar den Krieg, trotz des siegreichen Ausgangs für sein Land, als Ende einer Epoche, mit der er sich identifizierte. Das Cellokonzert, fertiggestellt im August 1919, war seine letzte größere Komposition. Als er sie in sein Werkverzeichnis eintrug, notierte er dazu: »Finis. R.I.P.« (Requiescat in pace – Ruhe in Frieden). Pavel Gomziakov Vor diesem Hintergrund betrachtet, wirkt der Beginn des Konzerts wie ein Motto. Die besondere Bedeutung der Stelle zeigt sich im Übrigen auch daran, dass Elgar sie später noch zweimal aufgreift. Zunächst erscheint sie am Übergang vom ersten zum scherzoartigen zweiten Satz. Nun wurde Nostalgie für Elgar zum beherrschenden Lebensgefühl. Im dritten kommt sie nicht vor, und dieser Satz, ein schwelgerisches Adagio, steht auch durch seine Tonart, das harmonisch weit von der Grundtonart e-Moll entfernte B-Dur, etwas abseits von den übrigen Werkteilen. Noch einmal zitiert Elgar das Motto am Ende des Finales. Hier wirkt es wie das Heraufbeschwören einer glücklicheren Vergangenheit. archiv hat als Solist und Kammermusiker bereits in England, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal, Brasilien, Kanada, den USA, Japan und Russland gespielt. Im Juli 2007 spielte er mit der portugiesischen Pianistin Maria Joao Pires beim Escorial Festival (Spanien). Dies führte zu zahlreichen gemeinsamen Auftritten in allen großen Konzertsälen der Welt. Für Deutsche Grammophon nahmen sie gemeinsam eine Chopin-CD auf. Neben seinen aktuellen Konzerten mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, ist er in letzter Zeit mit dem Finnischen Kammerorchester unter Jukka-Pekka Saraste aufgetreten, dem Orchestre National de Toulouse mit Tugan Sokhiev, dem Russischen Nationalorchester, dem Seattle Symphony Orchestra, dem Gulbenkian Orchestra, der Russischen Nationalphilharmonie, beim Festival der Weißen Nächte in St. Petersburg, eingeladen von Valery Gergiev, den Festivals von Povoa de Varzim und Colmar, dem CCB in Lissabon und dem Concertgebouw in Amsterdam. Seine nächste Aufnahme, die Haydn gewidmet ist, wird 2016 bei Onyx erscheinen. 9 philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 In die Irre geführt die englische Antonín Dvořáks Symphonie Nr. 8 wird auch seine »englische« genannt – ein Beiname, der allerdings in fast jeder Beziehung in die Irre führt: Denn das Werk entstand im südböhmischen Vysoká (1889), wurde in Prag uraufgeführt (am 2. Februar 1890), und auch seine Themen sind folkloristisch-böhmisch geprägt. Doch immerhin erschien die Symphonie in London, weil der Komponist sich mit seinem Berliner Hauptverleger Simrock vorübergehend überworfen hatte. Mit seiner Achten plante Dvořák, »ein von den anderen Symphonien verschiedenes Werk zu schreiben, mit individuellen, in neuer Weise ausgearbeiteten Gedanken«. Dazu wählte er zwar die traditionelle vierteilige Satzfolge, füllte ihr Schema aber auf ganz unorthodoxe Weise mit Leben. In allen Sätzen fällt die große Zahl und Buntheit der Ideen auf – kein Wunder, denn Dvořák »klagte« etwa zur gleichen Zeit gegenüber seinem Freund Alois Göbl: »Mir ist der Kopf so voll von Einfällen, wenn nur ein Mensch das alles aufschreiben könnte!« Die Entwicklung dieser Melodien mutet stellenweise fast improvisatorisch an. Zu Beginn des ersten Satzes hört man eine Melodie in Cello, Fagott und Klarinette – vielleicht das Hauptthema? Wohl kaum, denn die Melodie steht in g-Moll, also nicht in der Grundtonart. Oder eine bloße Einleitung? Dagegen spricht wieder, dass das Thema später noch mehrfach auftaucht, gegen Ende mit triumphierenden Trompeten. Ebenso wenig voraussehbar ist der Verlauf des langsamen zweiten Satzes. Er hat manchen Kommentator an eine kleine Tondichtung erinnert; deren Inhalt wäre dann wohl das böhmische Landleben – einschließlich Vogelrufen und Dorfkapelle. Im folgenden Scherzo wandelt Dvořák das Eröffnungsthema des Adagios in einen 3/8-Walzer um. Festliche Trompetenfanfaren kündigen danach das Finale an, das Musikgelehrte vielleicht als Verbindung aus Sonaten- und Variationssatz bezeichnen würden. In Dvořáks Achter sind die Formen von den melodischen Ideen abgeleitet und daher nicht wiederholbar. Foto (c)) Achim Mende archiv 2016 • IMPERIA • LEBENDIGES MITTELALTER •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 600 JAHRE KONSTANZER KONZIL 2014 - 2018 •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 28. & 29.05.16 AUSFLUG INS MITTELALTER - Schauplatz Konzil 15. & 16.07.16 IMPERIAMARIE Der gefallene Engel - Die reine Magd - Oratorium in 2 Teilen 24.06. - 04.08.16 KONZILFESTSPIELE - Der Name der Rose & Konstanz am Meer 30.09. - 03.10.16 EUROPÄISCHE AVANTGARDE UM 1400 - Musikfestival in Kooperation mit SWR2 06.10. - 12.10. 16 ILLUMINATIONEN - Videoinstallationen an Orten des Konzils Alle Veranstaltungen unter: www.konstanzer-konzil.de Konzilstadt Konstanz . Marktstätte 1 . D - 78462 Konstanz . Tel. +49 7531 363-27 0 . www.konstanzer-konzil.de 10 fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 Die Philharmonie in Zahlen Die Statistiken der Südwestdeutschen Philharmonie beleuchten nicht nur betriebswirtschaftliche Fakten wie Einnahmen und Ausgaben. Dies zeigt ein Blick in eine kürzlich erstellte Datenbank, die sich mit dem beschäftigt, was wir tun: Musik machen. Dabei hilft die Auswertung vor allem dem Intendanten – und hoffentlich bald auch dem neuen Chefdirigenten: Wann haben wir was zum letzten Mal gespielt? Die Taktzahl Frühjahr beleuchtet einen 5-Jahres-Zeitraum. Zwischen den Jahren 2010 und 2015 waren rund 52 % der gespielten Werke Kompositionen der Epoche der Romantik. Das ist, angesichts der Bedeutung dieser Zeit für die Orchesterliteratur, erwartbar gewesen. Genauso wie die Top drei der am häufigsten gespielten Komponisten: Mozart, Beethoven und Tschaikowski. Aber hätten Sie gedacht, dass das am häufigsten gespielte Werk Brahms Klavierkonzert Nr. 2 ist, gefolgt von Dvořáks Cellokonzert und der rouven schöll Rosenkavalier-Suite von Richard Strauss? taktzahl frühjahr 71 Anzahl der verschiedenen Komponisten von Béla Bartók bis Richard Wagner, deren Werke in den letzten 5 Jahren gespielt wurden. Die Zahl bezieht sich auf die 182 von der Philharmonie selbst veranstalteten Orchesterkonzerte im Zeitraum 2010 bis 2015. Gespielt wurden dabei 188 verschiedene Werke. fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 7. Mai ab 21 Uhr Jazz Downtown im Proberaum der Philharmonie Am Samstag, den 7. Mai 2016 jazzt es wieder in der Altstadt, wenn der Konstanzer Hospizverein zu Jazz Downtown Konstanz lädt und 24 Bands unterschiedlichster Couleur für den guten Zweck aufspielen. Von Soul-Jazz bis Funk, von Dixie bis Modern Jazz, von Blues bis Swing, von Rock bis Latin reicht das musikalische Spektrum und animiert zum stetigen Ortswechsel. Zum Auftakt sorgen beim traditionellen Eröffnungskonzert um 19.30 Uhr im Münster unter der Leitung von Münsterchordirektor Steffen Schreyer mit dem A-cappella-Ensemble VoiceMix acht junge Sängerinnen zusammen mit der Blockflötenvirtuosin Kristina Schoch für einen beschwingten Start in den Abend. Wenn ab 21 Uhr dann die 24 gastgebenden Lokale den Musikern die Bühne bereiten, öffnet auch der Proberaum der Philharmonie am Fischmarkt seine Pforten. Hier präsentiert die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz mit Petersen/Rüegg/Amereller eines der vielversprechendsten Jazztrios der Schweizer Jazzszene. Inspiriert von mehreren Aufenthalten in der Jazzmetropole New York huldigen die drei jungen Musiker – Max Petersen am Piano, Xaver Rüegg am Bass und Paul Amereller am Schlagzeug – der amerikanischen Jazzgeschichte und Vorbildern wie Bill Evans, Bud Powell, Thelonious Monk oder Lennie Tristano und kredenzen virtuose Jazzstandards und unbekannte JazzKompositionen der 50er- und 60er-Jahre. Bereits zum 19. Mal stellt der Konstanzer Hospizverein den Benefizabend auf die Beine, dessen Erlös direkt in seine Arbeit fließt. Eintrittspreise: Vorverkauf (16 Euro) ab Samstag, 9. April im Konstanzer Bücherschiff, Paradiesstr. 3 und im Hospiz Konstanz e. V., Talgartenstr. 4 (hier nur vormittags). Abendkasse (18 Euro) im Münster von 18.30 bis 19.30 Uhr und in den beteiligten Lokalen ab 19.30 Uhr. Programmheft und weitere Informationen: www.jazz-downtown.de orgelmus i k zur marktzeit Am 1. Samstag im Monat, 30 Minuten Orgelmatinée St. Gebhardskirche | 11.30 – 12 Uhr | Eintritt frei Parallel zum bunten Markttreiben des Wochenmarktes spielen an jedem ersten Samstag im Monat verschiedene Orgelsolisten 30 Minuten lang, jeweils von 11.30 bis 12 Uhr, auf der neuen Orgel. Wer seine Einkäufe auf dem Markt gerne mit einem kleinen Konzert verbinden oder auch einfach nur für eine halbe Stunde dem Alltag entfliehen und schöne Musik hören möchte, ist herzlich eingeladen. Die „Orgelmusik zur Marktzeit“ findet bei freiem Eintritt auf Kollekten-Basis statt. TERMINE 2016: 5. März Emanuel Helg frauenfeld (ch) 2. April Andrea Jäckle hilzingen 7. Mai Stephan Kreutz villmergen (ch) 4. Juni Thomas Pangritz konstanz 2. Juli Aurore Baal basel (ch) 6. August Melanie Jäger-Waldau überlingen 3. September Claus Gunter Biegert konstanz 11 Passionskonzert Der Prozess Texte und Chorwerke zum Karfreitag Klaus Maria Brandauer Rezitator Europäische Vokalsolisten Klagelieder des Propheten Jeremia Werke von Brahms, Tallis, Lotti, Nystedt Steffen Schreyer Dirigent Vorverkauf › BuchKultur Opitz Konstanz › Reservix.de www.muenstermusik-konstanz.com Medienpartner Bild: © Christof Mattes Karfreitag, 25. März – 20:00 Uhr Münster Konstanz eduart-konzert TAKT | frühjahr 2016 13 Sonntag, 13. März 2016 | 11 und 15 Uhr | Restaurant il Boccone Konstanz Karten: Erwachsene 10 ∙ Kinder 5 ∙ Familien 20 Euro eduart sitzkissenkonzert Der Pflaumenmusfänger Ein Sitzkissenkonzert für Kinder ab 4 Jahren Potz Blitz! Am königlichen Hof herrscht heilloses Durcheinander: Fliegende Torten, sausende Puppenwagen, rollende Mülltonnen und dann landet auch noch eine Kanonenkugel mit einem Knall auf dem königlichen Frühstückstisch! »Wer war das?«, schreit der König, der eben noch gemütlich sein Brötchen daumendick mit Pflaumenmus bestrich. Die Suche nach dem Auslöser des ganzen Chaos beginnt … Eine lustige Geschichte von Wolfram Eicke mit Illustrationen von Susanne Smajic umrahmt von Musik des Ensemble Il Cigno. Ensemble Il Cigno Csaba-Zsolt Dimén VILOA DA GAMBA | Ulrike vom Hagen VIOLA D’ARCO und BLOCKFLÖTE Peter Achtzehnter VIOLA DA BRACCIO, LIRA DA BRACCIO und GESANG Susanne Smajić ERZÄHLERIN | Anna Hertz REGIE Susanne Smajić wurde 1972 in München geboren. Die Druckgraphikerin und Illustratorin begann ihr Studium der Buchgestaltung 1993 zuerst an der Burg Giebichenstein in Halle/Saale und schloss es 1999 an der FH für Graphik-Design mit dem Schwerpunkt Druckgraphik/Illustration bei Prof. Rolf Escher in Münster ab. Seit 2001 illustriert und schreibt sie für verschiedene Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz Kinderbücher und erschafft Graphiken und Künstlerbücher. Ihre Arbeiten werden seit vielen Jahren in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Dieses Sitzkissenkonzert ist Teil der Jubiläumsausstellung der Künstlerin, die auch unsere Haus- und Hofzeichnerin der Kinderkonzerte ist. Die umfangreiche Ausstellung zum Werk von Susanne Smajic, die im Frühjahr 2016 zehn Jahre in Konstanz lebt und arbeitet, können Sie mit Ihrer Familie im Richentalsaal im Kulturzentrum am Münster bis zum 31. März 2016 besuchen. Ensemble Il Cigno, gegründet im Jahre 2009, setzt sich aus Musikern der Südwestdeutschen Philharmonie und externen Musikern zusammen. Der Schwerpunkt der Programme liegt auf Musik der Renaissance zwischen 1450 und 1600. Ein wichtiger Punkt in der Arbeit des Ensembles ist die Forschung in historischen Quellen, den Notentexten sowie aufführungspraktische Fragen in Bezug auf historische Zusammenhänge. Der Ensemblename bezieht sich auf »Il piu’ dolce cigno d’Italia«, das heißt »der süßeste Schwan Italiens«. LUTHERKIRCHE KONSTANZ | KARFREITRAG, 25. MÄRZ 2016 | 17 UHR Johann Sebastian Bach JOHANNES PASSION Mechthild Bach | Sopran Philipp Nicklaus | Tenor Kai Florian Bischoff | Bass, Arien Bach-Collegium Konstanz mit historischen Instrumenten Mechthild Seitz | Alt Tobias Scharfenberger | Bass, Jesusworte Bach-Chor Konstanz Claus Gunter Biegert | Leitung BuchKultur Opitz - St.45, Stephansplatz 45 | Konstanz Vorverkauf: BuchKultur Opitz, St. Stefansplatz 78462 Konstanz, KARTENVORVERKAUF: Tourist-Information Konstanz - Bahnhofplatz | Konstanz Tourist-Information Konstanz, Bahnhofplatz, 78462 Konstanz, www.reservix.de Internet: www.reservix.de Weitere Informationen finden Sie unter: www.kultur-forum-lutherkirche.de sonderkonzert TAKT | frühjahr 2016 Freitag, 18. März 2016 | 20 Uhr | Gemeindezentrum Bottighofen (CH) Karten: Kreuzlingen Tourismus | Telefon: 0041 71 672 38 40 Abschlusskonzert Dirigierworkshop der Zürcher Hochschule der Künste Peter I. Tschaikowski 1840 – 1893 Romeo und Julia Peter I. Tschaikowski Rokoko-Variationen Chiara Enderle Violoncello Studierende im Fach Orchesterleitung der Zürcher Hochschule der Künste Johannes Schlaefli Leitung * Pa use * Johannes Brahms 1833 – 1897 Symphonie Nr. 3 F-Dur op. 90 in zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Musik und Literatur Kreuzlingen DER ORIENT wird Sie Verzaubern. * Mögliche Route: Dubai – Khasab/Oman – Abu Dhabi – Manama/Bahrain – Dubai ORIENT Mein Schiff 2 November 2015 bis März 2016 7 Nächte Unser Preis p. P. ab inkl. Flug ab 1.295,- €** 795,- €** Reiseland Reisebüro GmbH Neugasse 9 • 78462 Konstanz • Tel.: 07531 908710 E-Mail: [email protected] • www.reiseland-reisebuero-konstanz.de Reiseland Reisebüro GmbH • Osterbekstr. 90a • 22083 Hamburg TUI Cruises GmbH • Anckelmannsplatz 1 • 20537 Hamburg * Im Reisepreis enthalten sind ganztägig in den meisten Bars und Restaurants ein vielfältiges kulinarisches Angebot und Markengetränke in Premium-Qualität, sowie Zutritt zum Bereich SPA & Sport, Kinderbetreuung, Entertainment und Trinkgelder. I ** Flex-Preis (limitiertes Kontingent) p. P. bei 2er-Belegung einer Innenkabine ab/bis Dubai. Bei inkludierter Flugleistung: Flug nach Verfügbarkeit mit allen Abgaben und Zuschlägen, auch zur Luftverkehrssteuer, Transfers und „Zug zum Flug“. Dieser ist für die DB innerhalb Deutschlands ohne Aufpreis erhältlich. 15 16 inselkonzert TAKT | frühjahr 2016 Il Contrabbasso – Passione Amorosa Gioachino Rossini 1972 – 1863 Giovanni Bottesini für Violoncello und Kontrabass für Violoncello, Kontrabass und Streicherensemble Duetto Rossini Fantasia Allegro Andante molto Allegro Allegro non troppo Andante Allegro moderato Bogdan-Michael und Alexander Kisch Bogdan-Michael Kisch und Philipp Stubenrauch Gioachino Rossini Giovanni Bottesini für zwei Violinen, Violoncello und Kontrabass für Violine, Kontrabass und Streicherensemble Sonata III C-Dur Allegro Andante Moderato Grand Duo Concertante Allegro maestoso Alexander-Serban und Alexander Kisch Giovanni Bottesini 1821 – 1889 Passione Amorosa Konzert für zwei Kontrabässe und Streicherensemble Allegro vivo Andante Allegretto Alexander Kisch und Philipp Stubenrauch * Pa use * Alexander Kisch und Philipp Stubenrauch KONTRABASS Alexander-Serban Kisch VIOLINE | Bogdan-Michael Kisch VIOLONCELLO Kyoko Tanino, Andrejs Golikovs VIOLiNE | Peter Achtzehnter VIOLA | Ilya Ryabokon VIOLONCELLO Csaba-Zsolt Dimén KONTRABASS inselkonzert TAKT | frühjahr 2016 17 Sonntag, 20. März 2016 | 11.15 Uhr | Festsaal Inselhotel Karten: 18 Euro · ermäßigt: 14 Euro Genießen Sie nach dem Konzert das Inselbuffett Kombikarte Konzert und Essen: 48 Euro | Kinder à la carte Veranstaltungsbüro Inselhotel, Telefon: 07531 125-466 Lässt das Herz höher schlagen Wie zahllose andere italienische Musiker reiste auch Gioachino Rossini nach London, um am Reichtum der dortigen Finanzwelt zu partizipieren. Tatsächlich riss man sich um den prominenten Gast und bestellte Kompositionen bei ihm. Ein Auftragswerk ist auch das Duo für Cello und Kontrabass, das der Bankier David Salomons für stolze 50 Pfund von Rossini erbat und sich gleich als Solist am Cello in Stellung brachte. Sein Duettpartner war der seinerzeit berühmte Virtuose Domenico Dragonetti, ein Freund Rossinis. Man darf annehmen, dass er die anspruchsvollen Passagen, die Rossini in seinem neuen Werk forderte, mit Leichtigkeit meistern konnte. Doch auch Salomons muss ein hervorragender Musiker gewesen sein, denn auch an ihn werden in allen drei Sätzen des Werkes hohe Ansprüche gestellt. Daneben bezaubert das Duo durch den Esprit der Opera buffa, die Rossini auf unnachahmliche Weise in den Konzertraum seines Auftraggebers zu tragen wusste. Voll kapriziöser Virtuosität. Bei den Streichersonaten hingegen handelt es sich um Frühwerke Rossinis, die er bereits 1804 im Alter von 12 Jahren schrieb. Ursprünglich waren diese insgesamt sechs Sonaten für die ungewöhnliche Besetzung mit zwei Violinen, Cello und Kontrabass konzipiert. Dies entsprach aber den instrumentalen Gegebenheiten im Hause von Rossinis Gönner A. Triossi, der selbst Kontrabass spielte. Der Komponist hat die Sonaten später für Streichorchester umgearbeitet, aber auch Adaptionen für Bläserensembles geschaffen. Hier wie dort fordern die gewitzten Abweichungen von der schulmäßigen Sonatensatzform zum vergnüglichen Zuhören heraus: So werden die klar unterscheidbaren Themen der Einleitungsabschnitte von längeren Schlussgruppen-Passagen voll kapriziöser Virtuosität abgeschlossen. Anschließend folgen überraschend – anstelle der erwarteten Durchführung – weitere neue Themeneinfälle. Ein Beweis übrigens, dass »die« Sonatenhauptsatzform wirklich nur im Lehrbuch steht und von den Komponisten immer wieder verändert wurde. Was die spieltechnischen Möglichkeiten angeht, hatten sich schon in der Barockzeit, etwa in den Bachschen Kantaten oder auch in den Brandenburgischen Konzerten, eine Fülle neuer Aufgaben für den Kontrabass mit kammermusikalischer Transparenz gefunden. Auch die solistischen Qualitäten der Kontrabassisten kamen nicht zu kurz. Joseph Haydn in Österreich, Giovanni Bottesini in Italien und etliche andere Komponisten schrieben eine Reihe von Solokonzerten für das Instrument, in denen der Spieler durch hochvirtuoses Spiel glänzen konnte. Bottesini wurde nicht nur als Komponist, sondern auch als Dirigent hochgeschätzt. Ruhm erwarb er sich aber vor allem als Spieler seines eigenen Instruments. Neben der Entwicklung einer neuen Spieltechnik hat er auch die Ausdrucksmöglichkeiten des Kontrabasses wesentlich erweitert. Drei Beispiele hierfür stehen auf dem Programm. Das Gran Duo concertante stellt ungewöhnlicherweise nicht nur die Violine in Dialog mit dem Kontrabass, sondern der Komponist ließ auch seine Erfahrungen als Dirigent der großen Opern seiner Zeit einfließen, nämlich solche aus der Epoche des frühen Verdi und der Franzosen um Gounod und Berlioz. So ist auch Bottesinis Bekanntschaft mit dem großen Zeitgenossen Rossini zu erklären, dem er in der Rossini Fantasia seine Referenz erweist. Schließlich warten die zwei Sätze des Konzerts für zwei Kontrabässe Gran Duo Passione Amorosa, hier in der Besetzung mit Kammerorchester, mit allem auf, was des Kontrabassisten und des Hörers Herz höher schlagen lässt. Karin Martensen bezaubernd 18 fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 kurz berichtet Die Philharmonie im »Phasnachtsfieber« Haydn und Handball, Bach und Brasilien, Karneval in Rio und Konschtanzer Fasnacht – all das mixte das Allround-Talent Tobias Bücklein mit den Musikern der »Filharmonie« zu einem bunten »Sammelsurium närrischer Leitkultur für Sinnfonieorchester« zusammen und brachte damit am 1. und 2. Februar den komplett gefüllten Konzilsaal zum Kochen. Unterstützt von den Gästen Bé Ignacio, Barbara Mauch, Peter Schickele und Steffen Schreyer lieferten Tobias Bücklein und die Philharmoniker mit Witz, (MK) Bühnenpräsenz und Spielkunst eine herausragende Fasnachts-Show! T K R A M EN onstan 8467 K sse 8 / 7 z-Stra B R A F ONSTANZ Carl-Ben IN K nn.de adma r g . w w z/w Farbenmarkt Farbengroßhandel fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 19 kurz berichtet Masterclass mit Kolja Blacher am Ellenrieder-Gymnasium Am 18. Dezember 2015 besuchte Kolja Blacher den zweistündigen Musikkurs und einige Schüler des Musik-Neigungskurses der Oberstufe des Ellenrieder-Gymnasiums. Da die meisten von uns den Namen Kolja Blacher zuvor nicht gekannt hatten, hatten wir uns bereits in den vorausgegangenen Wochen in Form von Referaten intensiv auf die Begegnung mit diesem berühmten deutschen Violinisten und Dirigenten vorbereitet. Herr Blacher brachte seine Geige mit, eine Tritton-Stradivari (Baujahr 1730), auf der er uns einige beeindruckende Passagen aus den Stücken vorspielte, die wir noch am selben Abend in einem Konzert der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz unter Blachers Leitung hören würden. Der Hauptbestandteil der Begegnung war jedoch eine Fragerunde, bei der wir einiges über Blachers Zeit als Konzertmeister bei den Berliner Philharmonikern, seine Jugend, persönliche Musikvorlieben und seinen Weg zum Geiger erfuhren. Besonders interessant war seine Beschreibung des gleichzeitigen Spielens und Dirigierens, dem sogenannten »Play-Lead«. Darüber hinaus ergab sich eine spannende Diskussion, wie man klassische Konzerte für Jugendliche attraktiver gestalten könnte. Das Konzert am Abend war ein eindrückliches Erlebnis. Es hat uns allen gut gefallen und wir schafften es sogar noch, ein Autogramm von Herrn Blacher zu ergattern. Unser Dank geht an Kolja Blacher und die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz, die uns diese einmalige Gelegenheit Sonja Reischle u. Jana von der Heiden ermöglicht haben. 20 sonderkonzert TAKT | frühjahr 2016 Konzert Junger Meister Alexander Glasunow 1865 – 1936 Violinkonzert a-Moll op. 82 Moderato Andante sostenuto Allegro Sophie Wang Violine Erich Korngold 1897 – 1957 Violinkonzert D-Dur op. 35 Moderato nobile Andante Allegro assai vivace Shion Minami Violine * Pa use * Peter I. Tschaikowski 1840 – 1893 Violinkonzert D-Dur op. 35 Allegro moderato Andante Allegro vivacissimo Valeriy Sokolov Violine Charles Olivieri-Munroe Dirigent sonderkonzert TAKT | frühjahr 2016 21 Samstag, 2. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz Karten: 32 ∙ 24 ∙ 18 ∙ 14 Euro Weiteres Konzert: Sonntag, 3. April 2016 | 19.30 | Festspielhaus Bregenz (A) Sophie Wang wurde 1999 in Taiwan geboren und erhielt im Alter von fünf Jahren ihren ersten Geigenunterricht. 2008 begann sie ihr Studium an der Hochschule für Musik Freiburg bei Prof. Rainer Kussmaul. 2012 wechselte sie zu Prof. Igor Ozim ans Mozarteum Salzburg. Aktuell studiert die junge Geigerin bei Prof. Boris Kuschnir an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz. Sophie Wang gewann mehrfach erste Preise auf nationaler und internationaler Ebene. Seit ihrem gefeierten Orchester-Debüt 2010 im Festspielhaus BadenBaden, spielt Sophie Wang regelmäßig mit namhaften Orchestern und konzertiert mit bekannten Dirigenten. Auch in den Medien Presse, Fernsehen und Rundfunk findet sie viel Beachtung. So wurde sie 2014 für die Film-Dokumentation »Taiwan, Insel der 1000 Geigen« (unter anderem mit Sir Simon Rattle) von Arte TV ebenso interviewt wie von der Süddeutschen Zeitung. Zurzeit spielt Sophie Wang auf der Violine von Gaspare Lorenzini (1760) mit einem Bogen von Eugene Sartory. Beide sind im Besitz der CHIMEI-Foundation und werden ihr zur Verfügung gestellt. Valeriy Sokolov wurde 1986 in der Ukraine geboren und spielt seit seinem fünften Lebensjahr Violine. Er hatte seinen ersten Auftritt mit 11 Jahren. 1999 erhielt er ein Stipendium für die Yehudi-Menuhin-Schule in England, und besuchte Meisterklassen von Mstislaw Rostropowitsch, Zvi Zeitlin und Dora Schwarzberg. Er arbeitet regelmäßig mit den besten Orchestern der Welt und großen Dirigenten, spielte auf zahlreichen großen europäischen Festivals und in großen Konzertsälen. 2005 gewann er den ersten Preis beim Internationalen Violin-Wettbewerb George Enescu in Bukarest, Rumänien. Er hat zahlreiche CDs aufgenommen, unter anderem 2010 Violinkonzerte von Bartok und Tschaikowski mit dem Tonhalle Orchester Zürich, dirigiert von David Zinman. Seine erste Konzert-DVD war das Sibelius Violinkonzert unter Vladimir Ashkenazy mit dem Europäischen Kammerorchester, und der von Bruno Monsaingeon produzierte Film über ihn mit dem Titel »Der Geiger der Seele« wurde hochgelobt und bereits mehrfach auf ARTE TV gezeigt. Shion Minami gehört zu den gefeiertsten jungen Geigerinnen ihrer Generation. Im Oktober 2015 wurde sie zweite Preisträgerin beim Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerb Hannover. Erste internationale Aufmerksamkeit wurde ihr zuteil 2005 nach ihrem Zweiten Preis beim Internationalen Wettbewerb Long-Thibaud und dem Preis der SACEM Frankreich für das beste Rezital. Daneben ist sie Preisträgerin zahlreicher weiterer Wettbewerbe in Japan und in Europa. Als Solistin trat sie bisher auf mit Orchestern wie dem Orchestre National de Radio France, dem Orchestre National de Lille, dem Orchester des Teatro di San Carlo in Neapel, dem Sinfonieorchester Bilbao und der NDR Radiophilharmonie Hannover sowie mit zahlreichen japanischen Orchestern. Außerdem spielte sie mit Kammerorchestern wie dem La Scala Kammerorchester, den I Solisti Filarmonici Italiani und dem Franz Liszt Kammerorchester. Im März 2008 erschien ihr Debüt-Album als erste Künstlerin des neuen Labels »Universal Music Japan«, 2010 ihre zweite CD »Bloom«. Shion Minami spielt eine Geige von Antonio Stradivari (1727), die ihr von der Suntory Foundation for Arts zur Verfügung gestellt wurde. Charles Olivieri-Munroe wurde 1969 in Malta geboren und wuchs in Toronto auf, wo er am Royal Conservatory of Music Klavier studierte. Stipendien ermöglichten ihm ein Dirigierstudium in Brno. 1997 wurde ihm der Förderpreis des »Canada Council for the Arts« zuerkannt. 2000 gewann er den internationalen Dirigenten-Wettbewerb beim Festival Prager Frühling. Von der internationalen Presse wird OlivieriMunroe vor allem wegen seiner innovativen Programme gelobt. Charles Olivieri-Munroe war zudem erster Dirigent des Colorado Crested Butte Festivals in den USA (2008) und Chefdirigent des slowakischen Radiosinfonieorchesters in Bratislava (2001 bis 2004). Er wurde zum Musikdirektor der Warschauer Kammeroper ernannt, wo er eine neue Produktion von Strawinskys Rakes Progress zur Aufführung brachte. Von 1997 bis 2013 war Olivieri-Munroe Chefdirigent der Nordböhmischen Philharmonie in Teplice, wo er in der Folgezeit zum Ehrendirigenten ernannt wurde. Charles Olivieri-Munroe ist seit 2011 Chefdirigent der Philharmonie Südwestfalen. 22 philharmonisches konzert Gefühl IM Jean Sibelius 1865 – 1957 Karelia-Suite op. 11 Intermezzo Ballade Marsch Robert Schumann 1810 – 1856 Klavierkonzert a-Moll op. 54 Allegro affettuoso Andantino grazioso Allegro vivace * Pa use * Peter I. Tschaikowski 1840 – 1893 Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 »Pathétique« Allegro non troppo Allegro con grazia Allegro molto vivace Adagio lamentoso Lauma Skride Klavier Douglas Bostock Dirigent TAKT | frühjahr 2016 philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 23 Mittwoch, 6. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo A Freitag, 8. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo C Einführungsvortrag eine Stunde vor Konzertbeginn | Konzertdauer: ca. 120 min. Karten: Konzil 48 ∙ 38 ∙ 28 ∙ 18 Euro | Inklusive kostenlose -Benutzung zu den Konzerten Weiteres Konzert am Samstag, 9. April 2016 | 20 Uhr | Stadthalle Singen Vom schlechtesten Komponisten der Welt elegisch karelia-suite Der Finne Jean Sibelius ist bis heute ein umstrittener Komponist. Sein Ruhm verbreitete sich vorwiegend in den skandinavischen und angelsächsischen Ländern. Dagegen war seine Aufnahme in Deutschland lange Zeit durch das vernichtende Urteil des Philosophen Theodor W. Adorno geprägt, und in Frankreich gipfelte die Ablehnung in einem Pamphlet, das der Dirigent und Musiktheoretiker René Leibowitz anlässlich Sibelius 90. Geburtstag veröffentlichte. Es trug den Titel »Sibelius – der schlechteste Komponist der Welt.« Kritikpunkte waren die formale Ungebundenheit der Stücke und das Fehlen entwickelter Themen – von der Tradition Haydns, Mozarts und Beethovens ausgehend, empfanden viele Sibelius Orchesterwerke als unlogisch, zusammenhangslos. Doch vielleicht störte Leibowitz und Adorno unterschwellig ja noch etwas anderes: Sibelius wurde von seinen Landsleuten als Nationalkomponist wahrgenommen. Und nicht nur von ihnen: In Deutschland galt der Finne zwischen 1933 und 1945 als »hervorragender Exponent der nordischen Tonkunst«, und seine Werke standen bevorzugt auf den Programmen. Gegen die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten konnte sich Sibelius allerdings nicht wehren, und sie hat auch nichts mit der politischen Situation zur Entstehungszeit seiner frühen, betont finnischen Kompositionen zu tun. Ende des 19. Jahr hunderts, als er Werke wie die Karelia-Suite schrieb, war seine Heimat nur eine kleine Provinz des riesigen russischen Reiches. Alle Unabhängigkeitsbestrebungen wurden von Zar Nikolaus II. rigoros unterdrückt. Gegen die Fremdherrschaft wandten sich vor allem Intellektuelle, und mit ihren Protestaktionen steht die Karelia-Suite in Zusammenhang. Am 13. November 1893 feierten Studenten im karelischen Viipuri/Wyborg (seit dem Zweiten Weltkrieg russisch) ein Fest. Dabei stellten sie die Geschichte Kareliens in einer Reihe von »lebenden Bildern« dar; Sibelius wurde beauftragt, die Musik beizusteuern. Auf seine Ouvertüre folgten damals acht szenisch-musikalische Tableaus. Drei davon bearbeitete der Komponist im folgenden Jahr für den Konzertgebrauch: So wurde aus einer Episode des dritten Tableaus das marschartige Intermezzo der Suite. Die Ballade ist fast identisch mit dem vierten Tableau, in dem König Karl Knutsson dem elegischen Gesang eines Barden lauscht; diesen vertritt in der Konzertversion das Englischhorn. Der Hauptteil des fünften Tableaus entspricht dem Schlussstück der Karelia-Suite, dem mitreißenden »Alla marcia«. archiv Douglas Bostock ist seit 2001 Chefdirigent des Argovia Philharmonic, das er zu einem der angesehensten Orchester der Schweiz geführt hat. Weitere Stationen seiner Laufbahn sind: Karlsbader Symphonieorchester (Chef dirigent); Tschechische Kammerphilharmonie (Ständiger Gastdirigent); Münchner Symphoniker (Erster Gastdirigent); Tokyo Kosei Wind Orchestra (Chefdirigent); Schlossoper Hallwyl (Musikalischer Leiter). Sein Temperament, unverkennbarer Stil und Kommunikationstalent machen ihn zum gern gesehenen Gastdirigenten bei führenden Orchestern in Europa, Amerika und Asien. Dazu zählen die BBC Orchester, Royal Philharmonic, London Philharmonic, Prager Symphoniker, Tschechisches Radio-Symphonieorchester, die Orchester in München, Stuttgart, Jena, Erfurt, Århus, Odense – Washington, Chicago, Colorado, Calgary und Mexiko – New Japan Philharmonic, die Orchester in Kyoto, Osaka und Kanazawa, um nur einige zu nennen. 24 philharmonisches konzert Phantasie klavierkonzert 1840 war ein turbulentes Jahr für den 30-jährigen Schumann, er schrieb 130 Lieder, erlangte den Ehren-Doktor der Philosophischen Fakultät zu Jena, brachte Friedrich Wieck in einem Verleumdungsprozess eine 12-tägige Haftstrafe ein, setzte gegen denselben gerichtlich die Eheerlaubnis durch, heiratete Clara und konnte bald ins eheliche Tagebuch eintragen: »Ereignisse nur wenige, Glück die Fülle«. Er beginnt mit dem Wagnis großer Formen für den Konzertsaal. Bereits im Februar 1841 ist die »Frühlingssymphonie« fertig, im April die »Sinfonietta«, dann als »Ouvertüre, Scherzo und Finale« bezeichnet, er arbeitet an einer zweiten Symphonie, später als »Vierte« gezählt – und, nach vorausgehenden Einfällen und Skizzen, gedieh in einer Mai-Woche die »Klavierphantasie mit Orchester« von der Ausarbeitung bis zur Partitur. Diese »Phantasie« wird zum ersten Satz des einzigen Schumannschen Klavierkonzerts, das in seiner endgültigen, dreisätzigen Fassung vier Jahre später vollendet und am 4. Dezember 1845 im Dresdner Hotel de Saxe von Clara uraufgeführt wurde. Ein Stimmensatz wurde ein Jahr danach gedruckt, die Partitur des heute wohl meistgespielten Romantiker-Klavierkonzerts erschien erst 1862. Da lag Schumann schon seit sechs Jahren auf dem Bonner Friedhof. Ereignisse nur wenige, Glück die Fülle. TAKT | frühjahr 2016 brillant Schumanns in Text- und Notenwerken inszenierte Dreifach-Selbstmaskerade lässt sich im Phantasie-Kopfsatz des Klavierkonzerts enthüllen: Die Besonderheit dieser Schumannschen Komposition gründet einerseits in der Verbindung von Phantasie und Form, andererseits in der neuen, dialogischen Klang-Kommunikation zwischen Solo und Orchester. So wird der Hauptgedanke des ersten Satzes schon als Klangbegegnung vorgestellt (Holzbläser, dann Solo eine Oktave höher), dann aber zu einem lyrisch-leidenschaftlichen Duo verwandelt. Dieser Satz ist in Form und Vielfalt kammermusikalisches Konzertieren, nicht mehr Repräsentations-Brillanz, schon gar nicht Donner- und Doria-Virtuosität. Darum war das Konzert mäßig erfolgreich, in Wien durchgefallen, in Prag bejubelt. Der langsame Satz ist ein zartes Intermezzo, schlicht wie die »Kinderszenen« mit freundlich aufsteigendem A-B-C-D-Thema und vielen Träumereien. Das Finale steigert den spielerischen Aufwand mit thematischem Dur-Glück und vertracktem Humor in jener Partie, wo der Dreivierteltakt zum Zweiviertelrhythmus sich verkleidet. Aus dieser metrischen Maskerade geht es zum Schluss in die volle Dur-Seligkeit – und endlich heißt es »sempre brillante«. Archiv Lauma Skride wurde 1982 in Riga als jüngste von drei Schwestern einer lettischen Musikerfamilie geboren und spielt seit sie fünf war Klavier. Sie war Schülerin von Anita Paze an der Musikhochschule Emil Darzins in Riga und studierte in der Klasse von Prof. Volker Banfield an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. In internationalen Wettbewerben, an denen sie seit ihrem elften Lebensjahr teilnahm, wurde sie mehrfach ausgezeichnet (unter anderen Maria Canals in Spanien und Cleveland International Piano Competition USA). Sie begeistert sowohl als Solistin wie als Kammermusikerin gleichermaßen auf den wichtigsten nationalen und internationalen Podien, wo sie regelmäßig zudem mit ihrer Schwester, der Geigerin Baiba Skride auftritt. Zu den Dirigentinnen und Dirigenten, mit denen Lauma Skride arbeitet, gehören Andris Nelsons, Kristjan Järvi, Anu Tali, Muhai Tang, John Storgards, Pedro Halffter, Yan Pascal Tortelier und Cornelius Meister. Unter ihren Kammer musikpartnern sind Daniel Müller-Schott, Sol Gabetta und Julian Steckel, sowie Jörg Widmann, Christian Tetzlaff und das Armida Quartett. philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 Kein Licht am Ende des Tunnels pathétique Tschaikowskis Pathétique ist Abgesang und zugleich letzter beglückender Höhenflug eines am Leben verzweifelten Komponisten. Die Todestonart h-Moll, der melancholische Tonfall, der verlöschende Schlusssatz – einiges legt nahe, dass Tschaikowski hier bewusst einen Schlusspunkt setzte und dabei endlich einmal ganz er selbst sein wollte. Wie kaum ein anderes Werk Tschaikowskis besitzt die 6. Symphonie ausgesprochenen Bekenntnischarakter, denn der programmatische Inhalt, der Einsatz der Klangmittel und der formale Ablauf orientieren sich hier nicht in erster Linie an tradierten Normen, sondern am individuellen Ausdrucksbedürfnis des Komponisten. Wie den beiden vorangegangenen Symphonien, so liegt auch der Sechsten ein inneres Programm zugrunde, das vom Komponisten allerdings nicht in Worte gefasst wurde, sondern »für alle ein Rätsel bleiben wird«. Den Beinamen »Pathétique« soll Tschaikowski auf Vorschlag seines Bruders erst nach der Uraufführung im Oktober 1893 in die Partitur übernommen haben. Starke Kontraste erzeugen ein ständiges Wechselbad der Emotionen. melan cholisch Dass die Sechste die Linie ihrer Vorgängerinnen innerhalb des Themenkreises »Schicksal – Resignation – Tod« fortführt, ist dennoch offenkundig. Fallende Sekundvorhalte, der alte musikalische Topos der Seufzermotivik, durchdringen als allgegenwärtiges Motiv fast die gesamte Melodik des Werks und prägen seine Grundstimmung; im dritten Satz erinnert zudem eine triolische Figur mehrfach an Beethovens »Schicksalsmotiv«, und der Posaunenchoral gegen Ende des Finales spielt möglicherweise auf Bachs »Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen« an. Starke Kontraste zwischen den Sätzen und Satzteilen erzeugen ein ständiges Wechselbad der Gefühle, und die Instrumentation, die sogar Tschaikowskis Kritiker ehrlich bewunderten, sorgt für zusätzliche klangliche Dramatisierung. Auch der formale Ablauf der Symphonie bleibt von ihrem »pathetischen« Charakter nicht unbeeinflusst. Den auffälligsten Bruch mit der Tradition stellt der Klagegesang des Finales dar, der in abgrundtiefer Trostlosigkeit versinkt. »Pathetisch« ist das Werk daher keineswegs nach vordergründigem Verständnis – nämlich als kraftvoll nach außen gekehrte, überzogene Flut von Emotionen –, sondern vielmehr im Sinne einer jenseits allen schönen Scheins liegenden emotionalen Tiefe. Ein Licht am Ende des Tunnels war in diesem Fall nicht vorgesehen. Kerstin Klaholz 25 26 wissen TAKT | frühjahr 2016 Entdecke die Ein musikalisches Märchen Im Jahr 1936 schrieb der russische Komponist Sergej Prokofjew das berühmte musikalische Märchen Peter und der Wolf, um Kinder mit den Instrumenten eines Symphonieorchesters vertraut zu machen. Er dachte sich eine spannende Geschichte aus, die geht so: Der Junge Peter wohnt mit seinem Großvater am Rande eines Waldes. Eines Morgens geht Peter verbotenerweise hinaus auf die große Wiese und lässt dabei die Gartentür offen – und schon nimmt die Geschichte ihren Lauf: Die Ente watschelt gemütlich hinterher und trifft auf den frechen, kleinen Vogel. Ente und Vogel zanken, währenddessen schleicht die Katze heran, und dann tritt auch noch der große graue Wolf aus dem Wald hervor und frisst die Ente! Mithilfe des kleinen Vogels und einer List kann der mutige Peter den Wolf schließlich einfangen und gemeinsam mit den Jägern in den Zoo bringen. Passend zur Geschichte von Peter und der Wolf komponierte Sergej Prokofjew Musik für ein ganzes Orchester: Jeder Person und jedem Tier der Erzählung ordnete er ein klanglich passendes Instrument zu, so dass sie leicht von jedermann herausgehört werden können. Auf diese Weise entstand ein »musikalisches Märchen«. Die Instrumente erklingen wie folgt: Peter (Violine, Streicher), Großvater (Fagott), Vogel (Querflöte), Ente (Oboe), Katze (Klarinette), Wolf (Hörner), Jäger (Pauken). Auf dem Bild unten siehst Du die wichtigsten Personen der Geschichte. Kannst Du Peters Großvater noch in den Bilderrahmen malen? Schreibe die Namen zu den Instrumenten und verbinde sie mit der passenden Figur. k u i s M wissen TAKT | frühjahr 2016 2 27 5 1 4 3 eduART ist die Partitur heruntergefallen und alle Noten sind durcheinandergepurzelt. Weißt Du welche Notenschnipsel für welche Person in der Geschichte stehen? Auf unserer Homepage www.philharmonie-konstanz.de/education/hoerbeispiele kannst Du dir anhören wie Peter, der freche, kleine Vogel oder der böse Wolf klingen, dann erhörst Du sicherlich auch das spielende Instrument. Spielst Du ein Instrument? Dann kannst du ja selbst einmal probieren die Noten zu spielen … 6 Sonntag, 17. April 2016 | 11 Uhr | Konzil Konstanz Karten: Erwachsene 12 ∙ Kinder 6 ∙ Familien 25 Euro eduart-familienkonzert Peter und der Wolf Mittwoch, 13. April 2016 Sommertalschule Meersburg Ein musikalisches Märchen für Kinder ab 6 Jahren mit Musik von Sergej Prokofjew Donnerstag, 14. April 2016 Graf Burchard Halle Frickingen Im ersten Teil unseres Familienkonzertes stellt Marko Simsa auf humorvolle Weise mit dem Dirigenten Erke Duit die musikalischen Motive von Peter, dem Großvater und allen anderen Figuren der Geschichte vor und erklärt die Besonderheiten eines Orchesters. Anschließend hören wir gemeinsam das bekannte symphonische Märchen. Freitag, 15. April 2016 Grundschule Allmannsdorf Marko Simsa macht seit Jahren erfolgreich Konzert- und Theaterprogramme für Kinder und die ganze Familie. Unter dem Motto »Klassik für Kinder« bringt er klassische Musik zum Mitmachen auf die Bühne. Seine Programme zeigte er unter anderem bei den Salzburger Festspielen und im Wiener Musikverein, in der Philharmonie Essen, im Mozarteum Salzburg und im Leipziger Gewandhaus. Seit 1999 schreibt er sehr erfolgreich musikalische Bilderbücher für Kinder, die bisher in 12 Sprachen übersetzt wurden. on Tour Erke Duit wurde in Bremen geboren und ist Komponist, Dirigent und Klavierbegleiter. Er studierte in Wien und Los Angeles Musik und gründete 1990 sein Orchester, die Camerata Wien, das er seit damals leitet. Neben Gastdirigaten bei verschiedenen internationalen Orchestern wurden seine Kompositionen in Wien und beim steirischen Herbst uraufgeführt. Des Weiteren unterrichtet Erke Duit »Musikalische Interpretation und Rollengestaltung« an der KONSuni Wien. LÖSUNGEN: Marko Simsa ERZÄHLER | Erke Duit DIRIGENT eduART 1 PETER / VIOLINE 2 GROSSVATER / FAGOTT 3 VOGEL / QUERFLÖTE 4 ENTE / OBOE 5 KATZE / KLARINETTE 6 WOLF / HÖRNER 28 titelthema TAKT | frühjahr 2016 KOLUMNE von tobias bücklein Ich bin dagegen! Wir leben in einer Zeit deutlicher Meinungsäußerungen. Kein Wunder, befinden wir uns doch im LandtagsWahlkampf von Baden-Württemberg und im Vorwahlkampf für die Bundestagswahl 2017. Und dann wird Ende des Jahres in den USA auch noch die mächtigste Position der westlichen Welt neu besetzt. Also wird gestritten und attackiert, dass es scheppert. Als ob das Getöse auf der Welt nicht groß genug wäre. Jahrzehntelang suchten alle ihr Heil in der »Mitte«. Jetzt scheint die Geduld mit den Gemäßigten abzunehmen. Klare Ansagen sind beliebt. Während auf der Welt die Pole schmelzen, ohne dass es jemanden interessiert, haben Pole bei der (so genannten) Meinungsbildung offenbar Hochkonjunktur. Die Sehnsucht nach den Tschillers nimmt zu. (Nahm TATORT-Vor-Vorgänger Schimanski noch die Fäuste, muss es heute schon die Panzerfaust sein.) Früher war man gegen Stuttgart 21 oder gegen G8. Heute ist man gleich gegen Europa und den Euro. Oder will allen Muslimen die Einreise verweigern. Obergrenzen für Asylsuchende, Mauern gegen Mexikaner, Schießbefehl gegen Flüchtlinge. Fehlt nur noch jemand, der Kettensägen gegen Straßenmusiker fordert, die in Fußgängerzonen die Toccata von Bach runterdudeln. Künftig gibt es Geräuschemissionen nur noch auf Rezept: Zweimal täglich ein Schrei zum Abbau von Aggressionen. Morgens in begründeten Fällen vier Takte Techno bis die Herzrhythmus-Störungen vorbei sind. Und meinetwegen einmal im Leben den Hochzeitsmarsch in der Kirche – aber bitte Türen zu. Natürlich ist das absurd. Wer will denn schon gleich Musik im Allgemeinen verteufeln, nur weil ihm in ein paar Musikstilen einige Stücke nicht gefallen. Das wäre ja, wie wenn man Griechen grundsätzlich für faul halten würde. Oder alle Nordafrikaner für frauenverachtend. Oder denken, dass Muslime immer latent auch Dschihadisten sind. Nur weil Beethoven mal »Für Elise« geschrieben hat, ist die Wiener Klassik ja noch lange kein volkstümlicher Schlager. Ja, es ist anstrengend, differenziert zu bleiben. Und niemand kann das besser verstehen, als die Freunde der Musik. Wir brauchen die Zwischentöne. Also hören Sie nicht auf diejenigen, die glauben, die Welt bestünde nur aus Fortissimo und Pianissimo, es gäbe nur Adagio oder Presto. Wer regelmäßig ein diminuendo oder accelerando erlebt hat, weiß, dass das nicht so ist … Ich meine … wenn ich es mir so recht überlege … Man könnte doch auch bei der Musik mal viel radikaler sein. Was da alles geduldet wird: Schlager, Country, Dixieland, Electro, Minimalmusic, Hip-Hop, Barock, Wagner, Schönberg und Stockhausen. Eine erschreckende Vielfalt von Klangereignissen behauptet von sich, Musik zu sein! Aus offenen Fenstern, Kirchenportalen, Autoradios, Restaurant-Lautsprechern und Panflöten quellen täglich Kaskaden von Schallwellen und bahnen sich ungefragt den Weg an mein Ohr. Ja, da würde ich gerne mal eine Obergrenze einführen! Oder am besten: Gleich alles ABSCHAFFEN. ZWANG zur Stille. Das Ohr ist VOLL! Tobias Bücklein ist Musiker, Moderator und produziert seit vielen Jahren Shows für Unternehmen, die Bühne und das Fernsehen. In seiner Portraitshow-Reihe inselDENKER erleben Sie ihn in nächster Zeit am: 3. März (Gäste: Michael Groß / Andreas Hoppe) 25. Juni (Gäste: Margot Käßmann / Ralph Caspers). Tickets unter www.inseldenker.de. fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 29 kurz berichtet Mozart-Marathon im Inselhotel Drei Mozartabende in Folge begeisterten im Januar die Besucher und bewiesen einmal mehr das Gespür der Philharmonie für erfolgreiche Formate. Der Auftaktabend kombinierte Mozarts Serenade Nr. 10 B-Dur, dirigiert von Stefan Schilli mit Auszügen aus seinen Briefen, unterhaltsamst gelesen von Theaterintendant Christoph Nix. Das Publikum im voll besetzten Saal applaudierte begeistert dieser Kombination aus Klang und Wort. Zwei Symphonien und zwei Klavierkonzerte, exzellent dirigiert von Philipp von Steinaecker und mit dem herausragenden See Siang Wong als Solist am Klavier, fesselten das Publikum am zweiten, insgesamt dreistündigen Abend. Das Konzert samt Pause mit 2-Gänge-Menü, als auch einem unterhaltsamen Vortrag von Intendant Fehlmann zum Genie Mozarts, ergaben ein »Kunst-Event mit geselliger, zugleich fesselnder Besonderheit« (SÜDKURIER). »Die Entführung aus dem Serail« in einer Bearbeitung rundete die erfolgreiche Mini-Reihe am dritten Abend ab. Die fünf Solisten des Miroir Quintetts gestalteten gemeinsam mit (MK) Schauspieler Hans Helmut Straub den Abend. Entfliehen Sie dem Alltag nicht, entschweben Sie ihm! Vom Säntisgipfel reicht der Blick über sechs Länder. Genauso grenzenlos wie die Aussicht sind auch die Möglichkeiten, die Säntis und Schwägalp bieten. Hier erwarten Sie bei jedem Wetter echte Erlebnisse fernab dem Alltag. Der Säntis auf einen Blick ■ 2502 m ü. M. ■ Panorama-Rundsicht über 6 Länder ■ Zwei Panorama-Restaurants ■ Grosse Aussichtsterrassen ■ Mineralien-Ausstellung «Gwönderfitzig» ■ Appenzeller Wesenswege mit «Appenzeller Streichmusik, Witz und Volksweisheiten» Täglich Preishits auf dem Säntis Säntis-Zmorge: Frühstücksbuffet inkl. Berg- und Talfahrt Erwachsene ab 16 J. CHF 55.00 EUR 50.00; Kinder ab 13 J., Halbtax / GA CHF 47.00 EUR 42.75; Kinder ab 6 J. CHF 37.00 EUR 33.65 Säntis-Zmittag: Suppe, Appenzeller Kalbsgeschnetzeltes an Champignon-Rahmsauce, mit Mostbröckli und Apfelstücken, Spätzli und Gemüse inkl. Berg- und Talfahrt Erwachsene ab 16 J. CHF 60.00 EUR 54.55; Kinder ab 6 J., Halbtax / GA CHF 52.00 EUR 47.30 Preis- und Kursänderungen vorbehalten. Aktuelle Veranstaltungen ■ Unsere Vollmondfahrten. Zum Heulen schön! Abendfahrt mit Buffet und Musik an jedem Vollmondabend. Bergfahrten von 18 Uhr bis 19.30 Uhr. Termine auf www.saentisbahn.ch ■ JazzNight auf dem Säntis mit Boogie Connection am 16. April 2016 ■ KlassikNight auf dem Säntis mit dem Theaterstück «Und wenn Sie gingen» aufgeführt durch das Theater Konstanz am 12., 13., und 14. Mai 2016 Säntis-Schwebebahn, Hotel, Gastronomie, Events, CH-9107 Schwägalp, T +41 71 365 65 65, [email protected], www.saentisbahn.ch 157_031608_Anzeige_Takt_Magazin.indd 1 08.02.16 11:19 KONSTANZ ERHELLT MOMENTE. Licht kann so vieles. Es zeigt uns den Weg, wenn es dunkel ist. Es sorgt für die richtige Stimmung und weckt angenehme Gefühle. Es ist warm. Manchmal sogar ein echter Romantiker. Das richtige Licht macht den Moment. Wir erhellen die einzigartigen Augenblicke in Konstanz – mit unserer vielseitigen Stromversorgung. Mehr Konstanz im Leben. Ihre Stadtwerke. fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 31 kurz berichtet Klassik-Soul-Jazz-Experience Wenn ein klassisches Orchester auf bekannte Musiker der urbanen Kultur trifft und die eigentlich als unvereinbar geltenden Stile der E- und U-Musik verschmelzen, dann verspricht dies stets einen ganz besonderen Erlebniswert. Solch ein ungewöhnliches Zusammentreffen bahnt sich nun in Kreuzlingen in der Bodensee-Arena an: Hier werden am 30. April 2016 der Jazzmusiker Lutz Häfner, Rapstar Max Herre, Soulsängerin Joy Denalane und Peter Fox gemeinsam mit der Südwestdeutschen Philharmonie unter der Leitung von Christoph Rehli musizieren. Damit werden sich in der Bodensee-Arena gleich drei Echo-Preisträger mit vielen weiteren Weltklasse-Musikern die Bühne teilen. Der Kartenvorverkauf läuft, Karten gibt es unter www. (koko) koko.de oder unter Telefon 07531 90 88-44 Konstanzer MusikFestival 20. bis 28. Juli 2016 Inselhotel Konstanz Zum 100. Geburtsjahr "Hommage a Yehudi Menuhin" Mit dem Sohn von Yehudi Menuhin: Jeremy Menuhin, Klavier Mittwoch, 20. Juli – 19:30 Uhr Orchesterkonzert Festivalorchester J.S. Bach Doppelkonzert BWV 1043 für zwei Violinen M. Arnold Doppelkonzert op. 77 für zwei Violinen A. Vivaldi Die vier Jahreszeiten Mittwoch, 27. Juli – 19:30 Uhr Orchesterkonzert Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz W.A. Mozart Sinfonia concertante KV 364 W.A. Mozart Klavierkonzert Es-Dur KV 271 P. Vogel „Charming humor in shaky times“ J. Brahms Doppelkonzert a-moll op. 102 für Violine und Violoncello Donnerstag 21. Juli – 19:30 Uhr Jazzkonzert Peter Vogel und Ensemble Donnerstag 28. Juli – 19:30 Uhr Kammermusikabend Werke von Mozart, Schubert, Enesco, Brahms Künstlerische Leitung: Valeriy Sokolov, Peter Vogel www.konstanzer-musikfestival.de Kartenvorverkauf: auch www.reservix.de Solisten: Valeriy Sokolov, Violine · Jeremy Menuhin, Klavier Gary Hoffman, Violoncello · Yulia Deyneka, Viola Nikita Boriso-Glebsky, Violine Christian Maurer, Saxophon · Peter Vogel, Klavier Gerd Boelicke, Bass · Wolfi Rainer, Schlagzeug 32 philharmonisches konzert IM Wald Carl Maria von Weber 1786 – 1826 Ouvertüre zu Der Freischütz op. 77 Robert Schumann 1810 – 1856 Konzertstück für vier Hörner F-Dur op. 86 Lebhaft Langsam Sehr lebhaft * Pa use * Ludwig van Beethoven 1770 – 1827 Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Poco sostenuto Allegretto Tempo di Minuetto Allegro vivace German Hornsound Christoph Eß | Sebastian Schorr | Stephan Schottstädt | Timo Steininger Eckehard Stier Dirigent TAKT | frühjahr 2016 philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 Mittwoch, 20. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo A Freitag, 22. April 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo B Einführungsvortrag eine Stunde vor Konzertbeginn | Konzertdauer: ca. 105 min. Karten: 48 ∙ 38 ∙ 28 ∙ 18 Euro | Inklusive kostenlose -Benutzung zu den Konzerten Weitere Konzerte: Donnerstag, 21. April 2016 | 20 Uhr | Forum am Schlosspark Ludwigsburg Sonntag, 24. April 2016 | 19 Uhr | Graf-Burchard-Halle Frickingen Der deutsche Wald freischütz-ouvertüre Carl Maria von Weber wurde schon sehr früh mit der Bühne und ihren Gegebenheiten und Anforderungen vertraut. Sein Musikschaffen war zwar sehr vielseitig, doch sein Schwerpunkt liegt bei der Oper. Während seine ersten Versuche auf diesem Gebiet nicht sehr erfolgreich waren, errang er sich Achtung mit der 1811 entstandenen Oper Abu Hassan und der Schauspielmusik »Preziosa«. Ein durchschlagender Erfolg jedoch war ihm erst mit 35 Jahren (1821) mit der Uraufführung des »Freischütz« in Berlin beschieden. Mit dem Freischütz schuf Weber die von den Romantikern ersehnte deutsche Volksoper. Webers Ouvertüren sind nicht bloße instrumentale Einleitungen, sondern sie enthalten »die ganze Oper in nuce«, wie Weber sich ausdrückte, das heißt sie stellen den geistigen und dramatischen Gehalt der nachfolgenden Oper dar. Das Themenmaterial wird dabei fast ausschließlich der Oper entnommen und im Sinne einer symphonischen Dichtung gestaltet. Der Kern der Handlung des Freischütz besteht im Kampf zwischen Himmel und Hölle, im Sieg des Guten über das Böse, dargestellt im Naturmilieu des deutschen Waldes. Die für die Oper charakteristischen Grundzüge, die Waldstimmung und die Symbolisierung dämonischer und göttlicher Mächte, werden in der Ouvertüre evident. dämonisch Die Ouvertüre beginnt mit einer Adagioeinleitung, in der die Hörner mit ihrem Thema die Stimmung des Waldes auszudrücken scheinen. Im nachfolgenden Allegro, das stürmisch bewegt ist, wird die Nachtseite des Lebens, die Welt Samiels, des schwarzen Jägers, dargestellt. Auf einen strahlenden Hornakkord folgt eine Melodie der Klarinette, des Instruments, das Weber besonders geschätzt hat, und diese mündet in das liebliche zweite Thema. In der Durchführung herrschen die dunklen Mächte wieder vor, bis ein C-DurAkkord den Sieg des Guten verkündet. Die Ouvertüre endet schließlich im Jubel des zweiten Themas, das wie ein Schlusshymnus erklingt. Archiv Eckehard Stier ist im sächsischen Dresden geboren und aufgewachsen. Vom Kruzianer und erstem Preisträger des Rudolph-Mauersberger-Stipendiums führte sein Weg zum Generalmusikdirektor eines deutschen Dreispartenhauses und Music Director des Auckland Philharmonia Orchestra in Neuseeland. Zahlreiche Konzertverpflichtungen führten ihn bisher auf vier Kontinente zu Spitzenorchestern wie dem London Symphony Orchestra, dem London Philharmonic, dem Tokyo Philharmonic Orchestra, dem Melbourne Symphony Orchestra und der Dresdner Philharmonie. Eckehard Stier hat ein breites Repertoire von mehr als 80 Bühnenwerken dirigiert und sich einen Namen als Operndirigent erarbeitet. Besonders seine Interpretationen mit Werken von Richard Strauss und Richard Wagner wurden von Presse und Publikum hoch gelobt. Seine Offenheit und sein alles andere als konservativer Umgang mit Musik führt ihn immer wieder zu inspirierenden fremden Kulturen und vielfältigen Crossover-Projekten als Dirigent wie auch als Pianist. 33 34 philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 Ventiltechnik konzertstück Hinsichtlich der Zahl vollendeter Kompositionen war 1849 Robert Schumanns fruchtbarstes Jahr. Robert Schumann schrieb in diesem Jahr, vor dem Hintergrund der revolutionären Ereignisse in Dresden, auch einige Märsche. In diesem Zusammenhang beschäftigte er sich mit der technischen Entwicklung der Blechblasinstrumente. Eine davon war die Diskussion um die Nutzung der Ventiltechnik für Trompeten und Hörner. Die dadurch unzweifelhaft verbesserte Spieltechnik stieß in jenen Jahren keineswegs auf ungeteilte Zustimmung. Schumann dagegen sah diese für den Instrumentenbau folgenreiche Entwicklung als Chance für die Ausweitung der Einsatzmöglichkeiten an. Im Februar 1849 unternahm er deshalb den kühnen Versuch, gleich vier Ventilhörner als eine Art neuartigen Concertinos mit dem Orchestertutti wetteifern zu lassen. Das Konzertstück F-Dur op. 86, das der Komponist innerhalb 20 Tagen vollendete, stellt in seiner fordernden Spieltechnik und der wegweisenden Berücksichtigung der verschiedenen Klangmöglichkeiten alles in den Schatten, was das 19. Jahrhundert sonst noch für das Ventilhorn zu bieten hatte. Bei seiner Uraufführung am 25. Februar 1850 in einem Benefizkonzert des Gewandhausorchesters und des Gewandhaushornquartetts erregte das Werk zwar überregionales Aufsehen, fand jedoch auf Grund der immensen Schwierigkeiten, vor allem der ersten Hornpartie, bis heute keine entsprechende Verbreitung. prachtvoll Die Anlage der einsätzigen Komposition folgt der überlieferten dreiteiligen Konzertform, innerhalb derer zwei bewegte »Sätze« einen ruhigen Mittelteil umschließen. Nach zwei Tuttiakkorden beginnt das Hornquartett sofort mit dem frisch und lebensfroh erscheinenden Hauptthema, das vom Orchester aufgegriffen und fortgeführt wird. Das leidenschaftliche Drängen dieser Passage findet seinen Gegenpart in einer lyrisch-elegischen Partie, die wiederum von den Hörnern vorgestellt wird. Melancholie beherrscht die im »Volkston« gehaltene Romanze. Attacca schließt das Finale an, in dem der Komponist alle Konventionen der Satzgestaltung aufgibt. Anstelle eines Durchführungsteils erscheint nach der fröhlichen Eröffnung ein eigenständiger, ruhiger Zwischensatz, bevor die für Schumann gewaltig wirkende Steigerung in eine tänzerisch geprägte, virtuose Coda mündet, die das Werk schwungvoll und heiter beschließt. Archiv german hornsound sind vier außergewöhnliche Musiker, Preisträger internationaler Wettbewerbe, Hornisten in Berlin, Reutlingen, Hannover und Bamberg. Das Repertoire des Ensembles beinhaltet sämtliche Epochen der Musikgeschichte, Originalwerke sowie Arrangements. Durch eigene Arrangements jedoch bietet german hornsound programmatisch weit mehr als das gängige Hornquartett-Repertoire. german hornsound ist regelmäßiger Gast bei Festivals wie Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Rheingau-Musikfestival, Festival Mitte Europa, Oberstdorfer Musiksommer, Mosel-Festival. In Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Herbert Rosendorfer entwickelte german hornsound ein viel beachtetes Projekt um Wagner und Verdi Siegfried und Violetta. Aktuelle Projekte verbinden german hornsound mit dem Ensemble Amarcord und Malte Arkona (Hänsel und Gretel). Ihre aktuelle CD: die Konzerte für vier Hörner von Schumann Madsen und Leopold Mozart mit den Bamberger Symphonikern. philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 Siegesmusik oder irre Orgie? 35 tänzerisch symphonie nr. 7 Anders als viele seiner früheren Kompositionen hatte Ludwig van Beethovens siebte Symphonie von Beginn an Erfolg. Dazu trugen vermutlich auch aktuelle politische Ereignisse bei: Nur zwei Monate vor der Uraufführung (am 8. Dezember 1813) hatte die Völkerschlacht zu Leipzig den Untergang Napoleons eingeleitet, und daher interpretierten viele das Werk im Sinne der freudigen Sieges- und Freiheitsstimmung. Sie prägt bereits den Eröffnungssatz, dessen Vivace-Hauptteil ganz durch einen Tanz im hüpfenden 6/8-Takt bestimmt wird. Weitere außermusikalische Deutungen finden sich noch bis ins 20. Jahrhundert in der Beethoven-Literatur: Die Vermutungen reichen vom »antiken Rebenfest« bis zur Hochzeitsfeier. Zwar kann nichts davon belegt werden, doch lebensbejahend und heiter wird man die Musik auf jeden Fall nennen dürfen. Einen wirkungsvollen Kontrast zum Vivace bildet das Allegretto, das in der Siebten den langsamen Satz ersetzt: Zuerst stellt ein trauriger Bläserakkord die vorangegangene Siegesstimmung in Frage. Über einem hartnäckig wieder holten Rhythmus entfaltet sich dann immer mächtiger und bedrohlicher ein Klagegesang. Die zeitgenössischen Hörer mussten ihn zweifellos als einen Trauermarsch für die Gefallenen der Schlacht verstehen. Der Satz war einer zeitgenössischen Kritik zufolge »ein Lieblingsstück aller Kenner und Nichtkenner, das auch den in der Tonkunst gar nicht Unterrichteten innig anspricht, durch seine Naivität und einen gewissen geheimen Zauber alles unwiderstehlich hinreißt, und dessen Wiederholung bisher noch bei jeder Aufführung mit Enthusiasmus erzwungen worden ist«. Mitreißende Rhythmen prägen auch das folgende Scherzo, das zweimal von einem gesanglicheren Trio unterbrochen wird. Die späteren Charakterisierungen als »Orgie des Rhythmus« (Romain Rolland) oder »Apotheose des Tanzes« (Richard Wagner) verdankt Beethovens Siebte aber vor allem ihrem Finale. Nach zwei Akkordschlägen bricht ein wahrer Sturm rhythmischer Energie und rasender Bewegung los. Archiv Bank. Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir begeistern – seit 1862. Unsere Mitarbeiter sind es, die Sie begeistern. Durch ihre tägliche Leistung, ihre Kompetenz, ihre Art, Verantwortung zu tragen. Weil unsere Mitarbeiter ein Teil unserer und Ihrer neuen Volksbank Konstanz sind. www.vobakn.de 36 philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 IM Rückblick Carl Nielsen 1865 – 1931 An imaginary trip to the Faroe Islands Britta Byström *1977 Trompetenkonzert Nr. 2 »Screen Memories« * Pa use * Jean Sibelius 1865 – 1957 Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 43 Allegretto Tempo andante ma rubato Vivacissimo Allegro moderato Tine Thing Helseth Trompete Alexander Prior Dirigent in kooperation mit dem Internationalen Bodenseefestival. philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 37 Mittwoch, 11. Mai 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo A Freitag, 13. Mai 2016 | 20 Uhr | Konzil Konstanz | Abo C Einführungsvortrag eine Stunde vor Konzertbeginn | Konzertdauer: ca. 105 min. Karten: 48 ∙ 38 ∙ 28 ∙ 18 Euro | Inklusive kostenlose -Benutzung zu den Konzerten Die weite finnische Landschaft An Imaginary Trip to the Faroe Islands Was Jean Sibelius für Finnland war, das war Carl Nielsen für Dänemark: ein Kristallisationspunkt nationalen Gefühls mit internationaler Ausstrahlung. Dass dies so kommen würde, war Nielsen aber nicht in die Wiege gelegt. Er war das siebte von zwölf Kindern eines Malers und Anstreichers, der jedoch auch Geige spielte und mit Tanzkapellen über die Dörfer zog. Vom Vater lernte der junge Carl die Grundzüge des Violinspiels. Vierzehnjährig trat der Sohn in die Odenser Militärkapelle ein und konnte später mit Hilfe eines Stipendiums Violine und Komposition am Konservatorium in Kopenhagen studieren. 1888 hatte er seinen ersten Erfolg als Komponist mit der Kleinen Suite für Streicher op. 1. Bis 1905 spielte er Geige im Hoforchester und übernahm dann dessen Leitung. Seine weitere Karriere führte ihn 1915 bis 1927 als Dirigent zur Kopenhagener Musikvereinigung und als Kompositionslehrer ans dortige Konservatorium. In seinen späten Werken (ab ca. 1924) wurde Nielsens Tonsprache immer moderner. Diese extensive, kraftvolle Harmonik ist es denn auch, die Nielsen von Sibelius unterscheidet. Während dessen introvertierte, eher grüblerische Kunst die Weite der finnischen Landschaft zu spiegeln scheint, war Nielsen ein extrovertierter, vitaler Musiker. Seine Harmonik stößt im Spätwerk an die Grenzen der Tonalität oder überschreitet sie gar; simple melodische Bildungen macht er zu Ausgangspunkten komplizierter polyphoner und rhythmischer Umformungen. Beispielhaft ist dies auch in dem nur scheinbar spätromantischen Tonwerk En Fantasirejse til Foerøerne (Eine Fantasiereise auf die Färöer-Inseln) zu erleben. Das 1927 entstandene Stück beginnt klanglich vollkommen unkompliziert und entfaltet einen geradezu schwelgerischromantischen Ton. Im weiteren Fortgang erweist sich jedoch, dass lediglich das Ausgangsmaterial unkompliziert ist. Was mit diesem geschieht, ist außerordentlich komplex. Die traditionellen Formschemata werden zugunsten einer permanenten Durchführungstechnik aufgelöst, die das thematische Material ständig verändert, abwandelt, miteinander kombiniert. In Bezug auf harmonische Praktiken wie Polytonalität und Ausweichen in entfernteste Tonarten sowie auf komplizierte Polyphonie steht das Werk der fünften Symphonie nicht nach. Wie diese irritierte es dann auch die ersten Hörer. Karin Martensen Alexander Prior ist 1992 in London geboren und ist eine Naturbegabung, der bereits als 18-jähriger die Uraufführung seiner 6. Symphonie dirigierte und dessen Ballett »Mowgli« seit Jahren in Moskau gespielt wird. Als jüngster Student seit Sergej Prokofjew schloss er mit 17 Jahren seine Dirigierausbildung in St. Petersburg mit Auszeichnung ab. Erste Opernerfahrungen sammelte er als Assistent in Seattle, mit Bizets Carmen in Kopenhagen, mit Verdis La Traviata an der Oper Leipzig sowie im Frühjahr 2014 mit Bohuslav Martinůs Mirandolina am Cuvillé-Theater in München. Er dirigierte das Edmonton Symphony Orchestra, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und die Düsseldorfer Symphoniker. Im Herbst 2014 übernahm er die musikalische Gesamtleitung des WDR-Musikwettbewerbs in Köln. Auch als Komponist ist er intensiv tätig. Seine 4. Symphonie »Gogol« für Gesangssolisten, Chor und Orchester entstand 2009 als Auftragswerk der Kulturbehörde St. Petersburg. 2010 wurde das Orchesterwerk Horizons unter seiner Leitung vom Royal Philharmonic Orchestra in London uraufgeführt, 2011 das vom Hong Kong City Chamber Orchestra gespielte Tripel-Konzert That which must remain unspoken. 38 philharmonisches konzert TAKT | frühjahr 2016 Vom selben Zweig des Baumes Screen Memories Die schwedische Komponistin Britta Byström gilt als eines der herausragendsten Talente ihrer Generation. Die 1977 in Sundsvall Geborene hat bereits Opern, Choralwerke und Kammermusik in ihrem Portfolio. Doch am allerliebsten beschäftigt sie sich mit Orchestermusik. Daher hat sie bereits eine große Menge Originalwerke für Orchester und Solokonzerte geschrieben, und zwar etwa für so herausragende Solisten wie die Trompeterin Tine Thing Helseth und die Geigerin Ellen Nisbeth. Byströms Orchesterwerke wurden von einer Reihe prominenter nordischer Orchester aufgeführt, darunter das Royal Philharmonic in Stockholm, das Swedish Radio Orchestra, das Norwegian Radio Orchestra KORK und andere. Ganz grundsätzlich versteht Byström ihre Musik als eine »vom selben Zweig des Baumes, der auch die Klassik hervor gebracht hat. Doch heute verfügen wir über eine wesentlich breitere Klangpalette als damals, wir haben die Grenzen erweitert.« Ihre Herangehensweise an jegliche Komposition ist poetischer Natur und wird von Impressionen bestimmt. In diesem Sinne und mit Blick auf Byströms Talent für Instrumentation und Klangfarbe kann man ihre Musik vielleicht als »impressionistisch« beschreiben. poetisch Es verwundert daher nicht, dass die Werktitel Byströms oftmals Verweise auf Werke der Literatur oder des Films aufweisen. Dies gilt etwa für Invisible Cities (2013) oder für Picnic at Hanging Rock (2010). Andere Kompositionen sind als Verneigung vor großen Kollegen zu verstehen: Der Vogel der Nacht (2010) etwa verweist auf Gustav Mahler, die Abschieds-Variationen (2005) sind als Referenz an Joseph Haydn aufzufassen. Dennoch stellen diese Werktitel nicht bloße Programme für die Kompositionen dar, sondern sollen den poetischen Rahmen für das Stück quasi heraufbeschwören. All dies gilt auch für das 2012 entstandene zweite Trompetenkonzert, das den sprechenden Untertitel »Screen Memories« trägt. In dem rund 25-minütigen Werk reichen die akustischen Déjà-vu denn auch ganz bewusst von Beethoven bis hin zu einem Song des britischen Folkmusikers Donovan. Screen Memories erlebte seine Uraufführung im schwedischen Sundsvall. Mitauftraggeber war das Kölner Gürzenich-Orchester, das mit der Premieren-Solistin Tine Thing Helseth in Anwesenheit der Komponistin auch die dortige deutsche Erstaufführung bestritt. Karin Martensen Tine Thing Helseth »Diese Trompeterin spielt in einer eigenen Liga!« Wer die norwegische Virtuosin Tine Thing Helseth in einem Konzert oder auf einer ihrer CD-Einspielungen hört, wird diesem Urteil eines Kritikers ohne Einschränkungen zustimmen. Die 1987 in Oslo geborene Musikerin gilt heute als eine der führenden Trompeten solistinnen ihrer Generation. Bereits kurz nach Abschluss ihres Studiums am Osloer Musikinstitut erhielt Tine Thing Helseth erste wichtige Auszeichnungen. Mit dem 2. Preis beim »Eurovision Young Musician Contest« begann im Jahr 2006 ihre internationale Karriere. Sie erhielt 2007 den norwegischen Grammy Award als »Newcomer of the Year« und den Luitpoldpreis des Festivals Kissinger Sommer, 2009 gewann sie die Borletti-Buitoni Trust Fellowship und 2013 den ECHO Klassik als beste Nachwuchskünstlerin. 2007 spielte sie bei der Gala zur Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo und gründete ihr erstes eigenes Ensemble, das »tenThing Brassensemble«. 2010 hob die vielseitige Musikerin ein weiteres eigenes Projekt aus der Taufe: das Jazz-Tango Fusion-Ensemble »Tine Thing Helseth Quintet«, kurz TTHQ. Die sympathische Skandinavierin ist als Artist in Residence Gast des Bodenseefestivals 2016. TAKT | frühjahr 2016 Mythen und Sagen philharmonisches konzert festlich Symphonie Nr. 2 Jean Sibelius, Finnlands bedeutendster Symphoniker wurde in seiner musikalischen Entwicklung von der deutschen romantischen und spätromantischen Musik beeinflusst, fand aber bald zu einem eigenständigen Kompositionsstil, der seine Wurzeln in der finnischen Volksmusik und in den nationalen Mythen und Sagen hat. Doch wie selbständig er dabei verfuhr, zeigt seine folgende Erklärung: »Es herrscht die irrige Ansicht, dass meine Themen oft Volksmelodien seien. Aber bis jetzt habe ich nie ein Thema verarbeitet, das nicht meine eigene Erfindung gewesen wäre.« Besonders charakteristisch für Sibelius Tonsprache sind eigenwillige Harmoniefolgen und Rhythmen, eine leittonfremde herbe Melodik mit folkloristischem Kolorit, relativ freier formaler Aufbau in der Art großer Phantasien und schroffe Gegensätzlichkeit in den Stimmungen, die vom Zarten, Schwermütigen bis zum Düster-Pathetischen reichen. Obgleich Sibelius eine ganze Reihe bedeutender Tongedichte hinterlassen hat, haben seine sieben Symphonien doch kein Programm, sind also keine symphonischen Dichtungen im Sinne der neudeutschen Schule. Sibelius sagt: »Meine Symphonien sind Musik, erdacht und ausgearbeitet als Ausdruck der Musik, ohne irgendwelche literarische Grundlage. Eine Symphonie soll zuerst und zuletzt Musik sein. Natürlich kommt es vor, dass ein seelisches Bild unfreiwillig bei einem musikalischen Satz, den ich geschrieben habe, haften geblieben ist; aber meine Symphonien sind bei ihrer Entstehung immer rein musikalisch gewesen.« Sibelius knüpft mit seinen Symphonien also an die Tradition der Klassik bzw. Bruckners und Brahms an. »Es sind ja meine Symphonien Glaubensbekenntnisse«, meint er an anderem Ort. Die zweite Symphonie mit ihrer »wild-schönen« Musik entstand 1901/1902, teils in Rapallo an der italienischen Riviera. Die Symphonie hatte solchen Erfolg, dass das Konzert dreimal wiederholt werden musste. Ein finnischer Komponist äußerte sich folgendermaßen darüber: »In ihr liegt – wenigstens für uns – etwas Schamanenhaftes, sie versetzt in Ekstase wie die Zaubertrommel.« Sibelius scheint mit ihr den finnischen Nerv getroffen zu haben. Souverän beherrscht er das Metier der Orchestertechnik, wobei er sich formal auf dem Boden der klassischen Tradition bewegt. Die Symphonie wurde bald auch im Ausland aufgeführt und überall blieb ihr trotz mancher Kritikerschelte der Erfolg treu. Der erste Satz ist in der Sonatensatzform gehalten. Die Exposition besteht aus drei Themen und einem Motiv, weicht also von der klassischen Zweizahl der Themen ab. Während das erste Thema graziös-beschwingt klingt, bringt das zweite Thema mit seinen Triolen Unruhe in die Idylle. Das dritte Thema ist kurz und prägnant und eröffnet auch die kontrapunktisch gearbeitete Durchführung. Der zweite Satz besteht aus zwei Teilen, die wieder untergliedert sind. Das Wesen des Themas ist düster, herb und schwermütig. Dem erregten, stürmischen Scherzo mit seiner als Trio gegenübergestellten Oboenmelodie folgt unmittelbar das Finale, dessen kraftvollem ersten Thema ein schwermütiges Seitenthema zugeordnet wird. Eine breit angelegte Coda schließt den Sonatensatz großartig und festlich ab. Erika Günther 39 40 fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 Blech und Karbon Nägeli Swiss AG Die Firma Nägeli Swiss AG in Güttingen am Bodensee feiert dieses Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Der Betrieb wird auch heute noch von der Familie geführt, mittlerweile in zweiter und dritter Generation. Was ursprünglich als reine Metallwarenfabrik begann, ist heute wesentlich mehr. Denn vor rund 30 Jahren ist die Verarbeitung von Faserverbundwerkstoffen wie Karbon dazugekommen. Seit einiger Zeit werden in diesem Bereich Roboterarme hergestellt, die nicht nur besonders leicht, sondern auch außerordentlich stabil sind. Der Vorteil dieses Materials liegt in der hohen Steifigkeit und den guten Dämpfungseigenschaften. Dies ermöglicht für Roboter große Präzision und hohe Beschleunigungen bei gleichzeitiger Energieeinsparung durch das geringe Gewicht. Auch KarbonFahrräder mit Elektroantrieb werden seit einigen Jahren erfolgreich hergestellt. Ich bin aber nicht nach Güttingen gefahren um ein Elektrofahrrad zu kaufen, sondern um eine ganz neue Entwicklungslinie zu bestaunen. Es handelt sich dabei um Musikinstrumente aus Karbon. Bisher gebaut wurden Teile für Trompete, Posaune und Saxofon, welche unter dem Markennamen »daCarbo« vertrieben werden. Auch hier bestechen die Instrumente durch ihre hohe Steifigkeit. Da die Instrumentenwand während dem Spielen nicht mitschwingt und daher die Blasenergie nicht reduziert wird, sind die Instrumente mit deutlich geringerem Kraftaufwand zu spielen. Dadurch ermüdet der Spieler weniger schnell; zudem kann der Ton auch im Pianissimo immer noch mit hoher Präzision angespielt werden. Der Vorteil liegt aber auch darin, dass Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen die Stimmhaltigkeit kaum beeinflussen. Außerordentlich stabil. Der Erfolg und vor allem die Neugier der Familie Nägeli sind damit aber noch längst nicht erschöpft. Dies liegt bestimmt daran, dass Vater und Sohn sehr musikbegeistert sind. Der Vater ist seit vielen Jahren ein treuer Abonnent der Südwestdeutschen Philharmonie, und der Sohn spielt unter anderem sehr engagiert Violine. So erstaunt es nicht, dass gleichzeitig an einem Hackbrett, einem Akkordeon und ganz neu auch an einem perfekten Rohr für Fagott geforscht wird. Der Vorteil des Materials kommt auch hier deutlich zum tragen. So kann man die Rohre mit einer unglaublichen Präzision und einer längeren Lebensdauer herstellen. Noch sind nicht alle Hindernisse überwunden, aber der Erfolg erscheint in Griffnähe. Der Vorteil von Faserverbund Herstellung von Karbon-Trompeten bei Nägeli Swiss AG daCarbo-Trompete, Modell »Vario« gegenüber Holz ist die Tatsache, dass die Fasern sehr präzise gelegt werden können, was zu einer reproduzierbaren Qualität führt. Man kann wirklich gespannt sein, wie die Zukunft aussehen wird, denn Fagottisten verbringen bekanntlich einen großen Teil ihrer Zeit damit, ein gutes Rohr zu fertigen und dieses dann zu pflegen. Ich habe bei meinem Besuch aber nicht nur neue Produkte kennengelernt, sondern auch beobachten können, wie dieses besondere Material für die Akkordeonherstellung verarbeitet wird. Grundsätzlich wird mit Harz imprägniertes Karbon fast wie ein Textil auf eine Form gelegt. Schicht für Schicht wird aufgetragen und teilweise SchaumkernSchichten dazwischen gelegt, wie bei einem Sandwich. Ist die richtige Dicke erreicht, wird alles unter Vakuum im Ofen bei rund 100 Grad verbunden. Eine Technik, die vorwiegend mit Handarbeit verbunden ist, was man den fertigen Teilen aber nicht ansehen kann. Eine faszinierende und innovative Technik zugleich, welche in Güttingen seit vielen Jahren erfolgreich angewandt und weiterentwickelt wird. Ich danke für den spannenden Einblick und wünsche viel Erfolg für die Zukunft. Beat Fehlmann Weitere Infos: www.naegeli.ch | www.dacarbo.ch fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 KURZ v ORGESTELLT 41 Die Kontrabassistin Anna-Lena Cech Schweizer Schokolade und Eintracht Braunschweig Woher kommen Sie und seit wann sind Sie bei der Südwestdeutschen Philharmonie beschäftigt? Geboren und aufgewachsen bin ich in Braunschweig, für mein Studium bin ich dann nach Salzburg gezogen, die letzten zwei Jahre habe ich in Leipzig gelebt. Bei der Südwestdeutschen Philharmonie bin ich seit Mitte Februar beschäftigt. Welches Instrument spielen Sie – ist es Ihre große Liebe? Ich spiele Kontrabass. Große Liebe? Naja, anfangs war die Entscheidung für unsere »Beziehung« eher pragmatisch, weil ich mit dem Kontrabass schnell im Schulorchester mitspielen konnte. Heute würde ich auf keinen Fall tauschen wollen! Was schätzen Sie an Konstanz? Auf diese Frage kann ich sicher in ein paar Monaten eine detailliertere Antwort geben. Aber ich freue mich auf jeden Fall auf die wunderschöne Landschaft und den leichten Zugang zu Schweizer Schokolade. Haben Sie ein »heimliches« Hobby? Heimlich ist es jetzt zwar nicht mehr, aber ich bin großer Fan von Eintracht Braunschweig und versuche so oft wie möglich bei den Spielen im Fußballstadion zu sein. Der Klassiker: Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Sophia von Rafik Schami. … das muss auch sein: Ihr Lieblingskomponist ist …? Auch wenn ich jetzt gerne eine interessante, ausgefallene Antwort geben würde, letztendlich ist und bleibt es bei mir Mozart. Ganz besonders seine Opern. Warum? Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht und fasziniert von dieser Musik. Selbst in den Stücken, die eher als Gebrauchsmusik komponiert wurden, finden sich immer wieder diese kleinen genialen Einfälle und Wendungen. Die bucklige Wendelgard erfüllt Ihnen einen Wunsch – welcher soll es sein? Schwere Entscheidung. Ganz aktuell vielleicht eine bezahlbare 2-Zimmerwohnung. Gerne mit Balkon und Badewanne. Auch wenn das vielleicht etwas zu anspruchsvoll ist, wünschen darf man sich ja erstmal alles. Das Gespräch führte Lena Jaeger Das Magazin der Südwestdeutschen Philharmonie konstanz impressum Herausgeber Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz, Fischmarkt 2, 78462 Konstanz | ausgabe Februar 2016 Redaktion Beat Fehlmann (BF), Rouven Schöll (RS), Lena Jaeger (LJ), Martina Kraus (MK), Gesine Mayer-Herrbold | illustrationen Susanne Smajić (13,26,27) Fotos Reinhard Albers, Chris Danneffel, Oliver Hanser, Ilja Mess, Archiv gestaltung albers | mediendesign | Druck Druckerei Konstanz GmbH | auflage 61.000 Exemplare Bild- und Tonaufnahmen der Konzerte durch jede Art elektronischer Geräte sind nur in Absprache und mit Genehmigung der Südwestdeutschen Philharmonie gestattet. Zuwiderhandlungen sind nach dem Leistungsschutz- und Urheberrechtsgesetz (UrhG) strafbar. Wir bitten Mobiltelefone im Konzertsaal auszuschalten sowie während des Konzertes auf Essen und Trinken zu verzichten. 42 sonderkonzert TAKT | frühjahr 2016 Contraste Baustellenkonzert im Bodenseeforum Konstanz Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791 Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 Bearbeitung Helmut Eisel Allegro Adagio Rondeau: Allegro Arvo Pärt *1953 Orient & Occident für Streichorchester Benjamin Yusupov *1962 ng änderu m m a r og EIS: und Pr g n u HINW b e i en. Versch Gründ n e h c chnis 16! aus te Mai 20 . 9 1 m rt a Konze er Neues keit od g i t l ü ihre G erden. n w e n t l e a b beh ege Karten urückg z n e n kön Nola für Flöte, Streichorchester und Elektronik Helmut Eisel Klarinette Matthias Ziegler flöte Ernst von Marschall Dirigent in zusammenarbeit mit dem Jazz Club Konstanz sonderkonzert TAKT | frühjahr 2016 43 Donnerstag, 19. Mai 2016 | 20 Uhr | Bodenseeforum Konstanz Karten: 35 ∙ ermäßigt 25 Euro | Konzertdauer: ca. 75 min. kreativ Perspektivwechsel Mozart-Klarinettenkonzert in Bearbeitung von Helmut Eisel »Ich mache keine Musik. Die Musik ist bereits da, in jedem Augenblick. Zuerst höre ich sie in meinem Inneren, dann übertrage ich sie auf meine Klarinette, um sie mit meinen Zuhörern zu teilen, sie in der lebendigen Begegnung mit einem Gegenüber erst entstehen zu lassen.« So beschreibt der Klarinettist Helmut Eisel seinen musikalischen Hintergrund, vor dem der Begriff »Klezmer« – weit über rein Stilistisches hinaus – zur Lebenseinstellung wird. Denn die Wortwurzeln Kli-Zemer beschreiben den Musiker als »Kanal«, der Musik weitergibt, um dem Zuhörer ihre Schönheit zu vermitteln. Für Helmut Eisel ist es wesentlich, die in Mozarts Musik so vielschichtig angelegte Kommunikation der Instrumente zum Leben zu erwecken und mit dem Komponisten und seinem Werk in Dialog zu treten. Dem Beginn des Klarinettenkonzerts hat er eine überwiegend aus Originalzitaten bestehende Introduktion vorangestellt, die das Thema über einer Doina des Orchesters allmählich sich den Raum erobern lässt. Im Übergang zum Adagio entsteht durch eine weitere Improvisation eine fließende Überblendung, und auch das Finale wird dialogisch in Form eines Motiv-Diskurses mit dem Orchester eingeleitet, bevor sich die Klarinette auf die musikantische Lebensfreude des Allegros einlässt. Am Schluss steht kadenzierend ein weiterer Ausflug in Richtung Klezmer, ehe das Konzert mit einer Verbeugung und einem Augenzwinkern vor dem Meister ausklingt. Darüber hinaus hält Eisel sich passagenweise eng an das verehrte Original, nutzt es aber immer wieder auch als Ausgangspunkt für Improvisationen, die der Inspiration des Moments entspringen und so in jeder Aufführung neu und anders klingen. Mozart selbst hat nachweislich das »Phantasieren« geliebt. Tradierte Formen so souverän zu beherrschen, dass das Vertraute durch überraschende Ideen Einmaligkeit gewinnen kann, machte für ihn die Freiheit des Künstlers und wahre Kreativität aus. In langen Gesprächen mit dem Klarinettisten Anton Stadler hat er sich zudem intensiv mit den technischen und klanglichen Möglichkeiten der Klarinette, einem seinerzeit noch jungen Instrument, auseinandergesetzt. In seinen reifen Werken weist er ihr ausgesprochen charakteristische Rollen zu. Das Klarinettenkonzert bildet die Krönung dieser besonderen Beziehung zwischen Komponist und Instrument. Kerstin Klaholz Helmut Eisel ist ursprünglich Diplommathematiker und Unternehmensberater und widmet sich, angeregt durch seine Freundschaft zu Giora Feidman, seit 1993 ausschließlich der Musik. Seither konzertiert er in unterschiedlichen Formationen mit großem Erfolg in ganz Europa und in Israel und realisiert zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen. Darüber hinaus gibt er Workshops für Laien und Profis in den Bereichen Improvisation, Klezmer und Kommunikation. Regelmäßig wirkt er an der Seite von Giora Feidman als Dozent bei den Sommerworkshops »Klezmer & the Clarinet in the Galilee« in Safed (Israel) mit. Klezmer, Klassik und Jazz – musikalische Welten, die nichts verbindet? Von wegen! Helmut Eisel hat vielfach bewiesen, wie leicht sich Vorbehalte beiderseits musizierend widerlegen lassen und wie viel Spaß es Musikern und Publikum macht, stilistisch den Blick über den Tellerrand zu wagen. 44 sonderkonzert TAKT | frühjahr 2016 Unwiderstehliche Spiritualität Orient & Occident Die 1960er-Jahre waren im Schaffen des estnischen Komponisten Arvo Pärt von der komplexen Intellektualität des seriellen Stils dominiert. Doch ein wachsendes Interesse an der Musik Bachs und die Hinwendung zu Collagetechniken begannen allmählich, die Zwölftonprinzipien zu untergraben, und seit dem Credo (1968) – von offizieller Seite aufgrund seiner unverstellt religiösen Haltung verdammt – verschrieb sich Pärt dem Studium schlichter Liedmelodien und den Stilmerkmalen der Alten Musik. Er reduzierte die musikalischen Mittel auf ein Minimum – und die Wirkung wuchs auf ein Maximum. So entstand ein neuer Stil, der alles allzu Facettenreiche, das den Geist verwirren oder ablenken könnte, eliminiert. Die Suche nach Einheit und Einfachheit wurde Pärt zum zentralen Bedürfnis. Er schreibt: »Ich habe entdeckt, dass es genügt, wenn eine einzige Note einfach nur schön gespielt wird. Diese eine Note, oder ein Moment der Stille, das verschafft mir Wohlbefinden. Ich arbeite mit sehr wenig – mit einer Stimme, mit zwei Stimmen. Ich gestalte mit den einfachsten Mitteln – mit dem Dreiklang, mit einer einzigen spezifischen Tonart.« Kontraste sind unvermeidbar und Momente der Spannung. Auch das 2000 uraufgeführte »Orient & Occident« ist von einer unwiderstehlichen Spiritualität durchzogen, die keiner spezifischen Religion verpflichtet ist. Den Kern der Komposition bilden lineare, oft einstimmige Bewegungen. Daraus entstehen Schichtungen und Verkettungen klanglicher Hemisphären und damit durchaus auch Kontraste und Widersprüche, wie sie im Gegenund Miteinander von Orient und Occident unvermeidbar sind. So kombiniert Pärt etwa abendländische mit orientalischen Skalen und den für sie charakteristischen Eineinhalbtonschritten, die den weit ausschwingenden Melodiebögen ein eigenes Geheimnis verleihen. Doch Reibung eskaliert nicht, wird vielmehr auf dem Level von Spannung und Faszination gehalten, um sich am Ende in ein quasi befriedetes Unisono aufzulösen. Die Aussage ist schlicht, doch bewegend: Kontraste sind unvermeidbar und Momente der Spannung entfalten ihren Reiz. Der Sog, den Pärt durch die extreme Differenzierung des Klangs und durch ein feines Spiel der Nuancen erreicht, packt den Hörer im Innersten. Und das Verständnis ist ein grenzüberschreitendes: die (Wieder-) Entdeckung elementarer gemeinsamer Hörerfahrungen. Kerstin Klaholz Ernst von Marschall stammt aus dem Schwarzwald und steht seit Beginn der Spielzeit 2007/2008 im Engagement der Tonhalle Düsseldorf. Er dirigierte unter anderem Produktionen und Konzerte mit den Düsseldorfer Symphonikern, dem Symphonieorchester des WDR, der Philharmonie Südwestfalen, sowie im Rahmen des Deutschen Dirigentenforums das Sinfonieorchester des MDR. Als Operndirigent leitete er beim Festival »Hamburger Begegnungen« die Uraufführung von Mein lieber blauer Reiter von Reinhard David Flender, er dirigierte die Produktion Jud Süß von Oskar Gottlieb Blarr in Düsseldorf, Köln, Münster, Wuppertal und Essen, und zuletzt die Uraufführung der Oper Neue Menschen von Peter Michael Braun in Wuppertal, Düsseldorf und Solingen. 2002 wurde er in Berlin mit dem »Europäischen Kulturpreis für junge Dirigenten« ausgezeichnet. sonderkonzert TAKT | frühjahr 2016 45 Rhythmische Muster nola Der außergewöhnliche und eigenständige Musiker und Komponist Benjamin Yusupov wurde 1962 in Tadschikistan (nördlich von Afghanistan) geboren. Er studierte Klavier, Komposition und Dirigieren bei Roman Ledeniov und Dmitri Kitajenko am Moskauer Konservatorium und bei Pierre Boulez. 1988 wurde er Chefdirigent des Dushanbe Philharmonic Orchestra in der Hauptstadt seines Heimatlandes, und im selben Jahr erhielt er den Preis der russischen Komponistenvereinigung. 1990 emigrierte er nach Israel. Yusupovs Werke wurden an zahlreichen Festivals in der ehemaligen Sowjetunion, am Rostrum in Paris sowie in Israel aufgeführt. 1993 gewann er den Klone-Preis der Israeli League of Composers. Im Mai 1994 wurde sein Stück Gabriel vom Israel Philharmonic Orchestra aufgeführt. Auf Anregung von Matthias Ziegler verfasste er das Stück Nola für verschiedene Bass- und Kontrabassflöten. Dazu schrieb der Komponist: »In diesem Stück habe ich versucht, das enorme klangliche Potential der verschiedenen Flöten und des Streichorchesters einzufangen. Das Wort ›Nola‹ stammt aus der persischen Sprache (welche in Tadschikistan gesprochen wird) und bedeutet so viel wie feine melismatische Motive und Klangfarbennuancen. Die Komposition verwendet Melodien aus Tadschikistan mit hochvirtuos ihren ganz typischen Entwicklungen und verbindet diese mit den Strukturen der europäischen Orchestertradition sowie mit den vielseitigen Klangmöglichkeiten der Flöten. Das Konzert besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil entwickelt sich sehr langsam in verschiedenen Episoden und mit großer Klangintensität. Der zweite Teil ist ein virtuoser Tanz, welcher mit einem sehr starken rhythmischen Muster beginnt. Auf diesem Muster entwickelt sich ein hochvirtuoses Spiel zwischen Orchester und Flöte.« Durch gezielten Einsatz von Mikrofonen und den Flöten werden Geräusche hörbar gemacht, welche normalerweise nur in unmittelbarer Nähe des Instrumentes zu hören sind. Das Instrument wird gleichsam durch ein Vergrößerungsglas betrachtet. Dabei kommen Klänge zum Vorschein, die in einer Passage an Posaunensätze oder an einen a-capella-Chor und in der nächsten an Sinustöne elektronischer Musik erinnern. Diese neue Klangebene – in der Bassflöte steckt ein ganzes Orchester – eröffnet ganz neue improvisatorische und kompositorische Möglichkeiten. Archiv Matthias Ziegler ist einer der vielseitigsten und innovativsten Flötisten seiner Generation. Sein Engagement gilt gleichermaßen der »traditionellen« Flötenliteratur wie auch der zeitgenössischen komponierten und improvisierten Musik. Entsprechend vielfältig ist seine Konzerttätigkeit: Solo-Auftritte mit seinen selber entwickelten Spezialinstrumenten. Matthias Ziegler ist Professor für Querflöte und Improvisation an der Zürcher Hochschule der Künste und Initiant der Projektreihe Palladio Musik & Raum. Von 2003 bis 2008 war er künstlerischer Leiter des Festivals Flims Klang. Auf der Suche nach neuen Klängen hat er das expressive Potential der herkömmlichen Flöte und der elektroakustisch verstärkten Kontrabassflöte enorm erweitert. 46 kammerkonzert TAKT | frühjahr 2016 Con Guitarra Vol. 4 – Adieux de l’hôtesse arabe Maurice Ravel 1875 – 1937 Pièce en forme de Habanera Chanson espagnole Claude Debussy 1862 – 1918 Arabesque Nr. 1 Manuel de Falla 1876 – 1946 Enrique Granados 1867 – 1916 Andaluza Danza del Molinero Siete canciones populares españolas Georges Bizet 1828 – 1875 Ouvre ton coeur Luigi Boccherini 1743 – 1805 Adieux de l’hôtesse arabe aus Quintett G 448 aus sérénade espagnole Fandango Luigi Boccherini 1743 – 1805 La musica notturna delle strade di Madrid * Pa use * Tillmann Reinbeck GITARRE Kyoko Tanino, Nadine Uhl VIOLINE | Irene Oesterlee VIOLA | Iliya Andrianov VIOLONCELLO Dessi Kepenerova KASTAGNETTEN kammerkonzert TAKT | frühjahr 2016 47 Sonntag, 22. Mai 2016 | 17 Uhr | Maurischer Saal, Hotel Halm Konstanz Karten: 18 Euro · ermäßigt 14 Euro Vom Reiz der Fremde In der klassischen Kammermusik ist die Gitarre ein gern gesehener Gast, steht sie doch für dezent exotische Farben, schmissige Rhythmen und erotisch aufgeheizten Klangzauber. Tatsächlich stammt die Konzertliteratur, die die gängigen Orchesterinstrumente mit der Gitarre kombiniert, fast überwiegend aus dem Mittelmeerraum, wo der Brückenschlag zwischen Tanz, Folklore und klassischen Formen viel selbstverständlicher funktioniert als vor dem oft allzu ernsten Kunstanspruch Mitteleuropas. Mit einem Streicherensemble verschmilzt die Gitarre dabei besonders homogen, denn feinsinnige Dialoge und filigranes Fingerspiel bestimmen das Geschehen, wenn Saiteninstrumente sich untereinander und auf Augenhöhe begegnen. Maurice Ravel, geboren im Südwesten Frankreichs nahe der spanischen Grenze, liebte die Charakteristika verschiedener Nationalstile. Er zog sie seinen Kompositionen über wie Kostüme – um ihnen Unverwechselbarkeit zu verleihen und um sie Geschichten erzählen zu lassen. Die Habanera, die auch ihn faszinierte, stammt ursprünglich aus Kuba; spätestens seit ihrem prominenten Auftritt in Bizets Carmen war sie jedoch auch in Europa in aller Ohren. Dass man ihm vorwarf, in seiner Oper ein »Postkarten-Spanien« abzubilden, hat Bizet sehr getroffen, doch rückblickend verwundert es kaum, dass das seinerzeit noch unendlich ferne Land hinter den Pyrenäen den Künstlern zur Schablone eigener Träume wurde. Vergleichbar schwappten auch Einflüsse aus der arabischen Musik – komplexe Rhythmen, farbenreiche Tonarten und pikante Klangfarben – über das Mittelmeer, um Teil jener prickelnden musikalischen Melange zu werden, die vor allem in Frankreich populär war. Tillmann Reinbeck filigran In Spanien selbst forderte der Musiktheoretiker und Komponist Felipe Pedrell in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bewusste Erneuerung der spanischen Musik aus dem Geist der Folklore. Zu seinen Schülern zählten Enrique Granados und Manuel de Falla, die an der Herausbildung eines unverwechselbaren Nationalstils wesentlich mitwirkten. So sammelten und archivierten sie Lieder und Tänze, um sie mit dem Anspruch der Kunstmusik, aber aus der Seele des Volkes heraus zu bearbeiten. Und auch wenn beide vom Klavier herkamen: Die Übertragung auf die Gitarre scheint in vielen ihrer Werke bereits angelegt. Luigi Boccherini fällt hier als Mozart-Zeitgenosse und als gebürtiger Italiener zwar aus dem Rahmen, doch für das Ansehen der Gitarre in der Kammermusik hat er Wegweisendes geleistet. Tatsächlich hat er selbst über 40 Jahre in Spanien gelebt, wo zahlreiche Kammermusikwerke im Auftrag adliger Gönner entstanden. Ab 1770 wirkte »Don Luis« als Komponist und Kammervirtuose zeitweilig sogar am spanischen Königshof. Boccherinis 12 Quintette für Gitarre und Streichquartett entstanden allerdings erst gegen Ende seines Lebens als Bearbeitungen eigener Werke in ursprünglich anderer Besetzung. Spanische Tänze und Originalmelodien klingen hier und da durch; garantiert unverkennbar aber ist das Lokalkolorit im Fandango-Quintett, dessen Finale Boccherini zusätzlich mit Kastagnettenklängen würzt. Das Resultat ist jede Menge rhythmischer Pfeffer, der unwiderstehlich auch auf das restliche Ensemble überschwappt. begann im Alter von acht Jahren mit dem Gitarrenspiel. Er studierte bei Luis Martin Diego und Raman Michael Hampel an der staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen, sowie bei Jose Tomás in Alicante (Spanien). 2003 schloss er sein Konzert examen bei Olaf van Gonnissen an der Musikhochschule in Hamburg mit Auszeichnung ab. 1997 erhielt er den ersten Preis beim Internationalen Gitarrenwettbewerb in Zarautz/San Sebastian (Spanien). Tillmann Reinbeck ist Mitglied des Aleph Gitarrenquartetts, mit dem er regelmäßig zu Gast bei internationalen Festivals ist. Der SWR produzierte 2012 eine Portrait CD des Quartetts, die beim renommierten Label NEOS erschienen ist. Seit 2005 ist Tillmann Reinbeck als Dozent für Gitarre an den staatlichen Hochschulen für Musik in Stuttgart und Trossingen tätig, wo er jeweils eine eigene Gitarrenklasse unterrichtet. Kerstin Klaholz 48 kammerkonzert Auf dem Weg zum Biedermeier II Johann Michael Haydn 1737 – 1806 FLÖTENQUARTETT D-DUR oP. 117 Allegro Rondo presto assai Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791 FLÖTENQUARTETT D-DUR KV 285 Allegro Adagio Rondeau Allegretto * Pa use * Ferdinand Ries 1784 – 1838 FLÖTENQUARTETT WOO 35 NR. 1 D-MOLL Allegro Adagio con moto Scherzo Vivace Finale Allegro molto Julia Stocker TRAVERSFLÖTE Johannes Grütter BAROCKVIOLINE Irene Oesterlee BAROCKVIOLA Ulrike vom Hagen BAROCKVIOLONCELLO TAKT | frühjahr 2016 kammerkonzert TAKT | frühjahr 2016 49 Sonntag, 29. Mai 2016 | 17 Uhr | Maurischer Saal, Hotel Halm Konstanz Karten: 18 Euro · ermäßigt 14 Euro tänzerisch Geschmack und Können Als sein großer Bruder Joseph um 1745 in den Stimmbruch kam, bot sich dem damals achtjährigen Johann Michael Haydn die große Chance: Er durfte anstelle seines Bruders als Chorknabe im Kapellhaus in Wien singen. 1763 trat er als »Concert-Meister« in den Dienst des Fürsterzbischofs von Salzburg. Stilistisch schlug er in seinem 43-jährigen dortigen Wirken die Brücke von der Frühklassik zum musikalischen Biedermeier. Als Komponist widmete sich Haydn einerseits der Instrumentalmusik, und zwar mit Symphonien, KammerKonzerten und Serenaden. In letztere baute er geschickt solistische Passagen ein, um allen Virtuosen der Hofkapelle Gelegenheit zu geben, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Andererseits begründete er seinen Ruhm durch die Kirchenmusik, vor allem seine Messen, die im 18. und frühen 19. Jh. eine geradezu phantastische Verbreitung erfuhren. Ferner ist er mit seinem kammermusikalischen Schaffen bekannt geworden, das hier beispielhaft in Gestalt seines Flötenquartetts D-Dur op. 117 erklingt. Johann Michael Haydn wurde von den Zeitgenossen zunächst als gleichberechtigt neben Joseph Haydn gesehen. Erst der steile Aufstieg des älteren Bruders zum bedeutendsten Instrumentalkomponisten der Zeit rückte Johann Michael Haydn in den Schatten, aus dem ihn die musikalische Entdeckerfreude der letzten Jahre zunehmend herausholt. 1782 war Johann Michael Haydn Nachfolger Wolfgang Amadeus Mozarts als Organist an der Dreifaltigkeitskirche geworden, als letzterer nach Wien ging. Bereits im Dezember 1777 war das Flötenquartett D-Dur KV 285 entstanden. Wichtiger als kommerzielle Einträglichkeit waren ihm die Verwirklichung von kompositorisch schlüssigen Konzeptionen. Auftraggeber war der Amateurflötist Ferdinand Dejean, den Mozart anlässlich einer Reise nach Mannheim kennengelernt hatte. Hier erhoffte sich Mozart eine feste Anstellung und als Eintrittskarte sollte das Flötenkonzert dienen. Kammermusik mit einem Blasinstrument und Streichern wurde seit den 1760er-Jahren immer stärker nachgefragt, so dass man mit Werken, die Geschmack und Können des jeweiligen Interpreten trafen, eine Menge Geld und Renommee verdienen konnte. Allerdings erwies sich, dass Dejeans Fähigkeiten am Instrument nicht wirklich überragend waren, so dass Mozart schnell die Lust an der Komposition verlor und das Werk nur mit »langen Zähnen« fertig stellte. Zugeständnisse an Konventionen und/oder Fertigkeiten wollte er nicht machen. Wichtiger als kommerzielle Einträglichkeit waren ihm die Verwirklichung von kompositorisch schlüssigen Konzeptionen. Im D-Dur-Quartett verlieh Mozart dem Quatuor concertant seine klassische Ausprägung. Auf einen Kopfsatz in Sonatenform mit den virtuosen Passagen einer Aria di Bravura folgt eine wunderbare Moll-Kantilene zu serenadenhafter Begleitung und ein tänzerisches Rondeau. Ende 1802 siedelte Ferdinand Ries von München nach Wien über, um dort Schüler von Ludwig van Beethoven zu werden. Im April 1813 reiste Ries nach London und konnte sich dort mit Hilfe von Johann Peter Salomon, der schon Joseph Haydn in die britische Hauptstadt geholt hatte, als Klavierlehrer etablieren. 1815 wurde Ries Mitglied der Philharmonic Society und im selben Jahr zu einem ihrer Direktoren gewählt. Auch nach Wien zu Beethoven hielt er Kontakt; er diente seinem ehemaligen Lehrer als Vermittler gegenüber Londoner Verlegern und der Philharmonic Society, in deren Auftrag er 1817 bei Beethoven die 9. Symphonie bestellte und diesen nach London einlud. In dieser Zeit entstanden die sechs Quartette für Flöte, Violine, Viola und Violoncello op. 145, mit der Ries den Bogen von der späten Klassik zur Romantik schlägt. Karin Martensen 50 fischmarktzwei TAKT | frühjahr 2016 kurz berichtet Wasser-Musik Falls sich die Musiker der Philharmonie je gefragt haben sollten, wie es ist, in den Tropen zu konzertieren – an zwei Abenden konnten sie eine Ahnung davon bekommen. Den zum Teil ahnungslosen Besuchern der Bodenseetherme bot sich ein ungewöhnliches Bild: Barfüßig, mit hochgekrempelten Hosenbeinen gaben Musiker der Philharmonie am 5. Dezember 2015 Musik von Vivaldi, Höpli und Piazzolla zum Besten. Am 19. Dezember hörten die Besucher ein Duo mit Schlagzeug und Fagott. Wieder einmal überraschte die Philharmonie an ungewöhnlichem Ort mit gewohnt herausragender Musik. (MK) OPERNFESTSPIELZEIT Verona 4 Tage: 26.-29.7.2016 (A) im 8.-11.8.2016 (B) 4****-hotel 22.-25.8.2016 (A) 3 Tage: 12.-14.7.2016 (A) im 3***-hotel 17.-19.8.2016 (B) – Mi. Turandot / Do. Aida – Di. Aida / Mi. Troubadour – Di. Carmen / Mi. Aida – Mi. Carmen Preise inkl. – Do. Aida Vorverkaufsgebühren Kartenkategorien und Preise pro Vorstellung: Auf der größten Opernbühne der Welt, im besterhaltenen Amphitheater der Antike, finden alljährlich grandiose Opern-Aufführungen statt. Bis zu 2000 Mitwirkende, gewaltige Chöre und erstklassige Besetzungen machen die Arena di Verona zum einmaligen Erlebnis! 1. Tag ____________________________________________________________________________ Anreise mit Zwischenaufenthalt in Brixen oder Bozen (je nach Verkehrslage). In Ihrem Hotel werden Sie zum Abendessen empfangen. 2. Tag _______________________________________________________________________________ Vormittags Stadtführung in Verona. Abends Möglichkeit zum Besuch der Opernfestspiele (Karte nach Wahl, s. Kartenpreise). 3. Tag (Nur bei 4-Tagesreise) ___________________________________________________________ Ausflug nach Sirmione, die „Perle des Gardasees“. Abends Gelegenheit zu einer weiteren Vorstellung in der Arena di Verona (Karte nach Wahl, s. Kartenpreise). Letzter Tag _________________________________________________________________________ Rückreise. Abf.-Route (A): Radolfzell P - Überlingen - Meersburg - Friedrichshafen - Lindau P - Hohenems P Abf.-Route (B): Freiburg - Titisee - Donaueschingen P - Radolfzell P - Konstanz - Egnach St. Margrethen - Hohenems P T O U R I S T I K KÖGEL TOURISTIK GMBH & CO.KG Herrenlandstraße 66 · 78315 Radolfzell Telefon 07732-80050 · www.koegel-touristik.de * Gradinata (unnummerierte Steinstufenplätze) * Poltroncine laterale (seitlich nummerierte Sitzschalenplätze) * Poltroncine numerata (nummerierte Sitzschalenplätze) * Poltrone (nummerierte Stühle, Parkett seitlich und hinten) * Poltronissime (nummerierte Stühle, Parkett seitlich und in der Mitte hinten) * Poltronissime gold (nummerierte Stühle in den ersten 20 Reihen der zentralen Blöcke) IM PreIS enThALTen: v Fahrt & alle Transfers im bequemen KÖGEL Fernreisebus mit WC, Klimaanlage, etc. v 2x ÜF im 3***-Hotel (Landeskategorie, 3-Tagesreise) bzw. 3x ÜF im 4****-Hotel (Landeskategorie, 4-Tagesreise) im Raum Verona WIRKLICH NUR 3 Tage p.P. 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April 2016 | 20 Uhr Stadthalle Singen Freitag, 11. März 2016 | 20 Uhr Bürgersaal Rheinfelden Samstag, 12. März 2016 | 20 Uhr Augustiner-Klosterkirche Oberndorf Sonntag, 13. März 2016 | 11 Uhr Kursaal Überlingen Weber: Ouvertüre zu Oberon Mozart: Klarinettenkonzert Dvořák: Symphonie Nr. 9 »Aus der Neuen Welt« Georg Mais dirigent karten: www.sw-mozartgesellschaft.de Sibelius: Karelia-Suite Schumann: Klavierkonzert Tschaikowski: Symphonie Nr. 6 »Pathétique« Lauma Skride Klavier Douglas Bostock Dirigent Im Königreich Sonntag, 13. März 2016 | 11 und 15 Uhr Restaurant il Boccone Konstanz eduART-Sitzkissenkonzert Der Pflaumenmusfänger Musiker des Ensembles Il Cigno Susanne Smajić Erzählerin Anna Hertz Regie Freitag, 18. März 2016 | 20 Uhr Zentrumbühne Bottighofen (CH) Abschlusskonzert Dirigierworkshop der Zürcher Hochschule der Künste Tschaikowski: Romeo und Julia Tschaikowski: Rokkoko-Variationen Brahms: Symphonie Nr. 3 Chiara Enderle Violoncello Studierende im Fach Orchesterleitung der Züricher Hochschule der Künste Johannes Schlaefli Leitung karten: Telefon 0041 71 672 38 40 Sonntag, 20. März 2016 | 11.15 Uhr Festsaal Inselhotel Konstanz Inselkonzert Il Contrabbasso – Passione Amorosa Philipp Stubenrauch Kontrabass Alexander Kisch Kontrabass Alexander-Serban Kisch Violine Bogdan-Michael Kisch Violoncello sowie ein Ensemble der Südwestdeutschen Philharmonie Samstag, 30. April 2016 | 20 Uhr Bodensee Arena, Kreuzlingen (CH) Classic – Soul – Jazz Experience Lutz Häfner & Friends Peter Fox Lutz Häfner Max Herre Joy Denalane karten: www.koko.de Konzert Junger Meister Charles Olivieri-Munroe Dirigent karten Bregenz: www.konzertverein.com Mai 2016 Mittwoch, 11. Mai 2016 | 20 Uhr Abo A Freitag, 13. Mai 2016 | 20 Uhr Abo C Konzil Konstanz Im gefühl Im Rückblick Nielsen: An Imaginary Trip to the Faroe Islands Byström: Trompetenkonzert Nr. 2 »Screen Memories« Sibelius: Symphonie Nr. 2 Tine Thing Helseth Trompete Alexander Prior Dirigent Sonntag, 17. April 2016 | 11 Uhr Konzil Konstanz eduART-Familienkonzert Donnerstag, 19. Mai 2016 | 20 Uhr Bodenseefourm Konstanz Peter und der Wolf Contraste Marko Simsa Erzähler Erke Duit Dirigent Mozart: Klarinettenkonzert (Bearbeitung: Helmut Eisel) Pärt: Orient & Occident Yusupov: Nola Helmut Eisel Klarinette Matthias Ziegler flöte Mittwoch, 20. April 2016 | 9.30 Uhr Konzil Konstanz Öffentliche Generalprobe Weber: Ouvertüre zu Der Freischütz Schumann: Konzertstück für vier Hörner Beethoven: Symphonie Nr. 7 German Hornsound Sebastian Stier Dirigent karten: 5 Euro – erhältlich an der Tageskasse ab 9 Uhr Sonntag, 22. Mai 2016 | 17 Uhr Maurischer Saal, Hotel Halm Konstanz Kammerkonzert Con Guitarra Vol. 4 Tillmann Reinbeck Gitarre Kyoko Tanino Violine Nadine Uhl Violine Irene Oesterlee Viola Ilija Andrianov Violoncello Dessi Kepenerova Percussion Mittwoch, 20. April 2016 | 20 Uhr Abo A Konzil Konstanz Donnerstag, 21. April 2016 | 20 Uhr Forum am Schlosspark Ludwigsburg Freitag, 22. April 2016 | 20 Uhr Abo B Konzil Konstanz Sonntag, 24. April 2016 | 19 Uhr Graf-Burchard-Halle Frickingen Im Wald Sonntag, 29. Mai 2016 | 17 Uhr Maurischer Saal, Hotel Halm Konstanz Kammerkonzert Auf dem Weg zum Biedermeier II Weber: Ouvertüre zu Der Freischütz Schumann: Konzertstück für vier Hörner Beethoven: Symphonie Nr. 7 German Hornsound Sebastian Stier Dirigent karten Ludwigsburg: www.forum.ludwigsburg.de Julia Stocker Traversflöte Johannes Grütter Barockvioline Irene Oesterlee Barockviola Ulrike vom Hagen BarockVioloncello karten und vorverkauf: 07531 900-150 | Theaterkasse Tourist-Information | Philharmonie | Ortsteilverwaltungen PRINT @ HOME Konzertkarten bequem von zu Hause bestellen: philharmonie-konstanz.de VIER JAHRESZEITEN: FRÜHLING Neugasse 27 | 78462 Konstanz
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