www.lvz.de Telefon: 0341 2181-0 • Abo: 0800 2181-020 • Tickets: 0800 2181-050 122. Jahrgang, Nr. 22 • Mittwoch, 27. 1. 2016 • 1,50 Euro ERSTER HÄRTETEST FÜRS TRAUMPAAR JOHN TRAVOLTA (61) IM INTERVIEW Die Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot wollen eine EM-Medaille SEITE 25 Der Hollywood-Schauspieler spricht über den Fluch der Prominenz AUS ALLER WELT Vorzeitig aus der Haft: ExManager der Stadt auf freiem Fuß LEIPZIG. Der ehemalige Geschäftsführer der Leipziger Kommunalen Wasserwerke, Klaus Heininger (55), ist vorfristig aus der Haft entlassen worden. „Der Rest seiner Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt“, erklärte Judith Janik vom Brandenburgischen Oberlandesgericht auf Anfrage der Leipziger Volkszeitung. Der Ende 2013 wegen Bilanzfälschung, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren und fünf Monaten verurteilte Manager konnte die Haftanstalt in Brandenburg bereits am 21. Januar verlassen. Er musste damit nur knapp die Hälfte der Zeit hinter Gittern absitzen. Heininger hatte im Alleingang für die Wasserwerke hochspekulative Finanzgeschäfte abgeschlossen und dafür Schmierzahlungen in Millionenhöhe erhalten. Im Zuge der internationalen Finanzkrise platzen diese sogenannten CDO-Verträge. Unter anderem nahm die internationale Großbank UBS das städtische Unternehmen daraufhin in Haftung. Das Schweizer Institut verlangt mittlerweile 400 Millionen Euro. Vor einem Londoner Gericht ist darüber noch immer ein Rechtsstreit anhängig. Seite 15 130 Milliarden Euro: Von der Leyen will Bundeswehr sanieren Großreinemachen in der BERLIN. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will 130 Milliarden Euro in die Ausrüstung der Bundeswehr stecken und fordert dafür eine weitere Aufstockung des Wehretats. Die in den nächsten 15 Jahren geplanten Investitionen entsprechen fast einer Verdoppelung der bisher vorgesehenen Mittel. „Diese Verwaltung des Mangels, die muss beendet werden“, hieß es gestern aus dem Verteidigungsressort. Von der Leyen reagiert mit ihren Plänen auf massive Kritik an der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr aufgrund mangelhafter Ausrüstung. Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels sprach bei der Vorstellung seines Jahresberichts von „planmäßiger Mangelwirtschaft“ und „existenziellen Ausrüstungslücken“. Leitartikel und Seite 2 Thomaskirche Vorsichtig setzt Orgelbauer Tino Herrig (47) eine der 5600 gereinigten Pfeifen der Sauer-Orgel in der Leipziger Thomaskirche wieder ein. Bis Ende April soll die 1889 erbaute Königin der Instrumente wieder in altem Glanz erstrahlen und erklingen. Scannen Sie das Bild für noch mehr Fotos der Arbeiten. LEITARTIKEL VON ULRIKE DEMMER Seite 18 Foto: André Kempner LVZ, 27.01.2016 Studie: Leipzig ist die attraktivste Stadt im Osten HEUTE IN DER LVZ LEIPZIG Linken-Stadtrat droht Ausschluss aus Fraktion LEIPZIG. Nach beleidigenden Äußerungen über Kanzlerin Angela Merkel (CDU) droht dem Leipziger Stadtrat Alexej Danckwardt (Linke) der Fraktionsausschluss. Auf Facebook hatte er sie einen arroganten Kotzbrocken“ genannt. Seite 16 SACHSEN Schauspielstar Wolfgang Stumph wird 70 Jahre alt DRESDEN. Wolfgang Stumph zählt zu den beliebtesten deutschen Schauspielern – am Sonntag feiert der Wahl-Dresdner seinen 70. Geburtstag. Obwohl er nicht mehr jedes Rollenangebot annimmt, ist „Stumpi“ weiter in TV und Kino präsent. Seite 5 BLICKPUNKT Dschungelcamp bringt RTL konstant gute TV-Quoten KÖLN. Die zehnte Staffel des RTL-Dschungelcamps bringt dem Privatsender weiter gute Quoten. Die Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ (täglich 22.15 Uhr) hatte zuletzt im Schnitt etwa sieben. Millionen Zuschauer. Seite 3 FINANZEN DAX 9822,75 (+ 0,89 %) TecDAX 1688,01 (– 0,03 %) EUR/USD 1,0837 (+ 0,20 %) WETTER MI DO FR 12° 9° 10° 1° 9° 6° Messestadt zieht immer mehr junge Leute und Familien an VON REINHARD ZWEIGLER UND BASTIAN FISCHER BERLIN/LEIPZIG. Leipzig hat sich in Ostdeutschland zur attraktivsten Stadt für Zuzügler aus den neuen und alten Bundesländern gemausert. So das Ergebnis der neuesten Studie des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung (BIBE). In allen sechs berücksichtigten Bevölkerungsgruppen konnte die Messestadt ein deutliches Plus erzielen. Die absolute Spitzengruppe bilden junge Menschen, vornehmlich Studierende und Auszubildende. Zwischen 2008 und 2013 zog es 30 788 sogenannte Bildungswanderer an die Pleiße. Ein stark verbesserter Arbeitsmarkt in und um Leipzig sorgt zudem dafür, dass viele nach Ausbildungsende in der Stadt bleiben. Selbst eine Familiengründung sorgt nicht mehr zwangsweise für eine Abwanderung in die Randgebiete, ergab die Studie. Auch die Zahl derjenigen, die wegen der Arbeit nach Leipzig ziehen, nahm deutlich zu. Innerhalb der untersuchten sechs Jahre verlagerten 9051 Menschen aus diesem Grund ihren Wohnsitz nach Sachsen. Besonders bemerkenswert: Mit im Schnitt 54 jungen Berufswanderern je 1000 Einwohner lässt Leipzig sämtliche andere Großstädte in den neuen Ländern, etwa Chemnitz, Dresden, Potsdam und auch Berlin, deutlich hinter sich. In Magdeburg, Halle oder Jena liegt die Nettozuwanderung von jungen Arbeitskräften dagegen immer noch im Minus. Auch bei Familien erfreut sich Leipzig stärkerer Beliebtheit. Knapp 1132 konnten von 2008 bis 2013 als Neubürger DAS SYMBOL zeigt an: Hier gibt es LVZ-Extras. Bitte mit Smartphone oder Tablet-PC die kostenlose App MAGICPAPER herunterladen. Tauchen Bilder mit dem Handy-Symbol in der Zeitung auf, dann scannen Sie die Fotos und schon starten Videos oder Bildergalerien. Das funktioniert auch mit den oben stehenden Wettersymbolen. Scannen Sie die Symbole und sehen Sie das aktuelle Regenradar für Mitteldeutschland. Fragen? Bitte mailen: [email protected] 30004 4 194318 401508 Zuwanderung in Ostdeutschland Saldo aus Zu- und Fortzügen in den ostdeutschen Flächenländern 2014 + 8 486 MecklenburgVorpommern + 18 014 Brandenburg + 4 337 + 23 402 SachsenAnhalt + 4 721 Sachsen Thüringen Quelle: Statistische Landesämter / Grafik: dpa sowie attraktiven Wohnungen Früchte. „Wir haben im Osten nicht die Klodeckel vergoldet, sondern sinnvoll aufgebaut”, sagte Gleicke. Nach der Deindustrialisierung zu Beginn der neunziger Jahre finde inzwischen eine Reindustrialisierung statt. Allerdings seien die Unternehmen noch zu „kleinteilig”. Leipzig mit seiner Wissenschafts- und Forschungslandschaft sowie vielfältigen Verbindungen in die Wirtschaft sei vor diesem Hintergrund ein „wichtiger Anker” für die gesamte Region Mitteldeutschland, befand Gleicke. Sie sprach sich gegenüber der Leipziger Volkszeitung zugleich für eine weitere zielgerichtete Förderung in den neuen Ländern nach dem Auslaufen des Solidarpaktes II im Jahr 2019 aus. Seit rund drei Jahren etwa hat sich der Abwanderungstrend aus den neuen Ländern im Saldo umgekehrt, sagte BIBEChef Reiner Klingholz. Allerdings profitierten von der Zuwanderung nur etwa 15 Prozent der Städte und Gemeinden im Osten, vor allem die Großstädte, deren Speckgürtel sowie große Mittelstädte zwischen 50 000 und 100 000 Einwohnern. Durch ihre Rolle als lokale Versorgungszentren, mit kurzen Wegen etwa zu Ärzten, Apotheken, Geschäften und kulturellen Einrichtungen seien sie entscheidend für die Lebensqualität in der gesamten Region. Gerade dies mache sie für die steigende Zahl der Ruheständler aus dem Umland attraktiv, hieß es. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Orte in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die durch ihre Nähe zum Meer oder ihren Status als Ex-Luftkurorte punkten können. Kommentar Seite 4 Parteichefs der Koalition treffen sich zu Asyl-Gipfel BERLIN. Der massive Streit zwischen CDU und CSU über die Flüchtlingspolitik gefährdet laut der SPD den Fortbestand der großen Koalition. Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Thomas Oppermann, kritisierte gestern besonders einen offiziellen Beschwerdebrief des CSU-regierten Bayerns an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Das ist die Ankündigung des Koalitionsbruchs. In einer Koalition schreibt man keine Drohbriefe, sondern löst Probleme“, sagte er. In dem schon länger angekündigten Brief, den das bayerische Kabinett gestern beschloss, fordert das Bundesland eine wirksame Sicherung der deutschen Grenze und eine Obergrenze von 200 000 Flüchtlingen pro Jahr. Wenn die Bundesregierung nicht handelt, will Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vor dem Verfassungsgericht klagen. Der frühere Verfassungsrichter Udo di Fabio war in einem Gutachten für den Freistaat Bayern zu dem Schluss gekommen, dass die derzeitige Einwanderungspraxis nicht im Einklang mit dem Grundgesetz stehe. Für Oppermann ist dies ein „unerträglicher Vorgang“. Zudem blockiere der CSU-Vorsitzende Seehofer eine Lösung im Streit über weitere Verschärfungen im Asylrecht. Zeit zur Aussprache haben die Parteichefs Merkel, Seehofer und Sigmar Gabriel (SPD) aber heute: Die drei kommen vor einem Bund-Länder-Spitzentreffen zur Flüchtlingspolitik im Kanzleramt zusammen. Umstritten ist hier vor allem, ob eine Aussetzung des Familiennachzugs auch für Flüchtlinge aus Syrien gelten soll, wie es vor allem die CSU fordert. Seite 2 Potsdam und seine Garnisonkirche Das komplette Wetter auf Seite 24 Die aktuelle Wetterlage: Bitte Grafik scannen und Regenradar starten. LVZ MULTIMEDIAL begrüßt werden – flankiert von 312 Zugezogenen unter 18 Jahren. Ebenfalls deutlich gewachsen ist laut Studie die Zahl der Einwohner aus der Gruppe der sogenannten Empty-Nest-Wanderer – Eltern, deren Kinder bereits aus dem Haus sind – mit 1325 Zugezogenen und die der Ruhestandswanderer über 65 Jahren (1367). Die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Länder, Wirtschaftsstaatssekretärin Iris Gleicke (SPD), meinte, die enormen Aufbauleistungen der vergangenen 25 Jahre trügen vor allem in Leipzig mit neuen Arbeitsplätzen, einem vielfältigen kulturellen und sozialen Umfeld CSU bereitet Klage gegen Merkel vor Brandenburgs Hauptstadt plant umstrittenen Wiederaufbau / Arbeiten sollen 2020 beendet sein VON YVONNE JENNERJAHN D er Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche ist umstritten. Seit Jahren schon wird in Brandenburgs Landeshauptstadt um die Pläne gerungen. Nun kommt in den geplanten Bürgerdialog offenbar Bewegung. Statt des im Dezember 2015 vorgeschlagenen Bürgergutachtens von mehreren zufällig ausgewählten Einwohnern der Stadt seien nun Diskussionsrunden über das umstrittene Bauvorhaben und weitere städtebauliche Fragen geplant, teilte Potsdams Stadtverwaltung gestern nach einem Treffen mit verschiedenen Beteiligten mit. Dabei solle unter der Einbeziehung von Experten, den Fraktionen der Stadt- verordnetenversammlung und weiteren Interessengruppen eine „möglichst breite Öffentlichkeit erreicht, umfassend und fair informiert werden“, hieß es. „Wir müssen den Fokus erweitern“, erklärte der frühere märkische Verfassungsrichter Matthias Dombert, Vorsitzender der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau. Es gebe großen Diskussionsbedarf über die Entwicklung der Potsdamer Mitte, der über das Areal am historischen Standort der Garnisonkirche hinausgehe. Die Garnisonkirche wurde im April 1945 bei einem alliierten Luftangriff weitgehend zerstört und 1968 abgerissen. Gegner des Wiederaufbaus argumentieren unter anderem mit der Militärgeschichte der Barockkirche. Der Bau war Ein Modell der Potsdamer Garnisonkirche – der Kirchenbau war 1945 weitgehend zerstört und 1968 schließlich abgerissen worden. Foto: dpa Schauplatz des sogenannten „Tags von Potsdam“. Am 21. März 1933 reichten sich Adolf Hitler als neuer Reichskanzler und Reichspräsident Paul von Hindenburg vor der Kirche bei einem symbolischen Akt die Hände – die Inszenierung sollte die Verbindung Hitlers mit dem preußischen Erbe darstellen. Befürworter stellen vor allem die städtebauliche Bedeutung in den Mittelpunkt. 2013 wurde eine bis 2019 geltende Baugenehmigung für einen neuen Kirchturm erteilt. Die Bauarbeiten müssen deshalb nach Angaben der Fördergesellschaft spätestens 2018 beginnen und 2020 beendet sein. Derzeit fehlen noch rund 17 Millionen Euro für den knapp 38 Millionen Euro teuren Wiederaufbau. Die Bundeswehr als BonsaiArmee D eutsche Soldaten fliegen mit Tornados am Himmel über Syrien, klären dort auf und betanken Kampfflugzeuge. Sie patrouillieren mit Kriegsschiffen im Mittelmeer, beraten in Afghanistan und nehmen an Manövern der Nato im Baltikum teil. Rund 20 000 Soldaten sind in Auslandseinsätzen oder in multinationalen Kampftruppen gebunden. Die Zahl steigt. Ständig kommen neue Aufgaben hinzu. Doch die Bundeswehr hat die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Es fehlt Personal. Es fehlt Ausrüstung. Es fehlt Geld. Der Wehrbeauftragte fordert nun eine Wende. Das ist richtig. Glücklicherweise fordert er keine Reform. Denn Reformen hat die Bundeswehr schon viele hinter sich. Zu viele. Die bisher letzte Reform, begonnen im Jahr 2011, sollte die Bundeswehr grundsätzlich modernisieren. Der damalige CSU-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg wollte die Soldaten konsequent auf Auslandseinsätze vorbereiten. Das offizielle Ziel: Eine professionellere, schlagkräftigere, modernere Bundeswehr. Doch seitdem hat sich die Kluft zwischen den Aufgaben der Bundeswehr und ihren militärischen Fähigkeiten eher vergrößert als verkleinert. Denn den Reformern der vergangenen Jahrzehnte ging es vor allem um die Frage: Wo kann die Truppe sparen? So ist die Bundeswehr zu einer Bonsai-Armee ohne militärische Durchschlagskraft geschrumpft. 177 000 Soldaten hat die Bundeswehr heute. Offiziell sollten es 185 000 sein. In manchen Funktionen arbeitet ein Soldat für drei. Von sechs Panzerbataillonen verfügen nur vier über Panzer. Es fehlt an Grundausstattung: Schutzwesten, Nachtsichtgeräte, Munition. „Verwaltung des Mangels“ heißt das im Verteidigungsministerium. Die Bundeswehr ist chronisch unterfinanziert. Der Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt liegt derzeit bei 1,2 Prozent. Die Nato-Partner drängen Berlin seit Jahren zu höheren Militärausgaben. Vereinbart sind zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes. 130 Milliarden Euro will CDU-Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen nun in den kommenden 15 Jahren allein in die Ausrüstung investieren. Damit würde die Bundeswehr nicht auf-, sondern endlich vernünftig ausgerüstet. Angesichts der verschärften Sicherheitslage, der Bedrohung durch den Islamischen Staat, der Krise in der Ukraine, der Einsätze in Libyen und Mali muss der Verteidigungshaushalt erhöht werden. Nur so kann die Bundeswehr den gestiegenen Anforderungen gerecht werden. Und nur so kann Deutschland am Ende auch seiner Verantwortung gegenüber den Bündnispartnern gerecht werden. Denn ohne internationale Kooperation wird die Bundeswehr künftig nicht mehr auskommen. Nicht nur in der Flüchtlingshilfe und in der Finanzpolitik, auch in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik müssen die Europäer besser zusammenarbeiten. ➦ [email protected]
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