Lokhalle bringt 24 Millionen Euro

GÖTTINGEN
12
„Verpiss dich
aus
Göttingen“
Göttingen. Nach zwei bei der
Polizei angezeigten Angriffen
durch Unbekannte hat der
Vorsitzende der Hochschulgruppe der Alternative für
Deutschland, Lars S., jetzt eine
weitere Straftat angezeigt. Er
sei am Donnerstagabend von
vier schwarz gekleideten Vermummten bedroht worden,
heißt es in der Schilderung
von S..
Die Polizei bestätigt den
Eingang einer entsprechenden
Strafanzeige. Der Vorfall soll
sich vor dem kulturwissenschaftlichen Insitut der Universität ereignet haben. S. gab
zu Protokoll, er sei mit den
Worten „verpiss dich aus Göttingen“ bedroht und aufgefordert worden, seine politische
Arbeit einzustellen. Andernfalls, so hätten die Täter angekündigt, sollen alle drei Wochen weitere Angriffe auf ihn
folgen. Zeugen für den geschilderten und am Freitagmorgen von S. gleich in einem
„offenen Brief “ an verschiedene Medien angeprangerten
Vorfall gebe es nicht, teilt die
Polizei auf Anfrage mit.
ck
Handweberei
in der Innenstadt
Göttingen. Die Handweberei
Rosenwinkel hat in der Winterzeit einen Laden in der Innenstadt eröffnet. In diesem
Jahr ist dieser bis Ende Januar in der Johannisstrasse 28
zu finden, teilt Silvia Hesse
von der Handweberei Rosenwinkel mit.
afu
Lokhalle bringt 24 Millionen Euro
Steigende Wertschöpfung für die Region Göttingen / Für Ausbau zu Kongresshalle fehlen Hotels
Von Ulrich SchUbert
Göttingen. 15 Millionen Euro
Wertschöpfung hat die Göttinger
Lokhalle im vergangenen Jahr
mit ihren Konzerten, Messen
und anderen Veranstaltungen in
die Region gebracht – 2,3 Millionen Euro mehr als 2008. Überregional habe der Effekt sogar bei
24 Millionen Euro gelegen. „Das
ist schon eine Nummer, ein stolzer Erfolg“, sagt Michael Karutz
von der CIMA Beratung und
Management GmbH.
Vor etwa 80 Gästen aus den
Bereichen Wirtschaft, Kultur
und Politik hat der Experte für
Handels- und Wirtschaftsanalysen die von ihm erhobenen
„wirtschaftlichen Effekte“ der
Lokhalle für „die Stadt und die
Region“ zusammengefasst. Dabei stand für Karutz außer Frage,
dass die Lokhalle neben den
Wissenschaftseinrichtungen, der
Mess- und Feingerätetechnik
und einigen anderen Segmenten
inzwischen zu den wichtigen
Standortfaktoren der Stadt gehöre.
Um die Wertschöpfung, zu
der unter anderem die zufließende Kaufkraft gehört, zu errechnen, habe die CIMA viele
Faktoren analysiert. Das reiche
von Investitionen und Erlösen
über direkte und indirekte Arbeitsplätze bei Zulieferern bis
hin zu Einnahmeeffekten durch
Veranstaltungen in der Gastronomie und Kulturszene. Dabei
zeige sich, dass vor allem die
Gastronomiebranche inklusive
Hotels, das Baugewerbe inklusive Messebau und die außen liegenden Anbieter in den Bereichen Kunst, Kultur und Unterhaltung von den 83 großen Ver-
Die TV-Sendung „Wetten. dass..?“ hat die Göttinger Lokhalle bundesweit als Veranstaltungsort bekannt gemacht und ihr Geschäft angekurbelt.
anstaltungen in der Lokhalle
profitiert haben (2008 waren es
68 Veranstaltungen). 23 900
Übernachtungen seien zum Beispiel 2014 auf das Konto der Lokhalle gegangen, so Karutz. Die
Bringer seien dabei nicht große
Konzerte oder die großen Sportevents, sondern Firmenveranstaltungen wie Tagungen und
Messen.
Hinter dem Erfolg der Halle
unter dem Dach der Göttinger
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung
(GWG) stehe auch das „hervorragende“ Lokhallen-Team. Nicht
ohne Grund sei es erst kürzlich
mit dem „Location Award 2015“
ausgezeichnet worden.
Karutz hat auch analysiert, was
fehlt, damit die Erfolgsgeschichte
der Lokhalle anhält und noch
mehr Veranstalter kommen: vor
allem mehr Hotels in der Stadt.
„Allein aus diesem Grund ziehen
Anzeige
in jedem Jahr vier bis fünf große
Veranstaltungen an uns vorbei“,
bestätigte die Lokhallen-Managerin Nicole Klammer.
Aber auch mehr und flexiblere
Tagungsräume und mehr Lagerfläche würden der Halle als Veranstaltungsort gut tun, sagte Karutz. Alles Forderungen, die
während einer Podiumsrunde
auch GWG-Geschäftsführerin
Ursula Haufe und der Hotelier
Olaf Feuerstein bestätigten. Zu-
BB
gleich lobten Feuerstein und der
Sportveranstaltungsorganisator
Lutz Renneberg die große Flexibilität der Lokhalle, um auch
schwierige
Veranstaltungen
möglich zu machen. Einig waren
sich alle, dass keine Messe, sondern eine TV-Veranstaltung die
Lokhalle bundesweit als Veranstaltungsort geöffnet habe: die
Ausstrahlung von „Wetten,
dass..?“ 2001 mit Thomas Gottschalk.
Aus dem Amtsgericht
Mit drei Promille drei Stunden
durch den Freistaat Preußen
DIE BESONDERE WEIHNACHTSAKTION BIS ZUM 31.12.2015
GUTSCHEIN x 2
WIR VERDOPPELN DEN WERT IHRES GUTSCHEINS!
Kaufen Sie SICH oder IHREN LIEBSTEN
einen Aktionsgutschein in folgenden
Abstufungen:
ROT
aus 50 €
wird 100 €*
SILBER
aus 100 €
wird 200 €*
GOLD
aus 150 €
wird 300 €*
Die Gutscheine können verschenkt oder
auch sofort selbst genutzt werden!
* Der eingezahlte Betrag kann zeitlich unbegrenzt für unser gesamtes Warensortiment eingesetzt werden. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Der
verdoppelte Gutscheinwert ist bis zum 31.01.2016 gültig und kann beim Kauf einer kompletten Brille eingesetzt werden. Ausgenommen Aktionsangebote.
Der goldene Gutschein gilt ab einem Brillen-Auftragswert von 400 Euro. Pro Brillenkauf kann nur ein verdoppelter Gutschein angerechnet werden.
Groner Str. 20 | Tel. (05 51) 50 84 60 | 37073 Göttingen
www.bajohr-micheletti.de
65597101_001815
SONNABEND, 28. NOVEMBER 2015
Von Jürgen gückel
▶ Es ist wieder Karneval. An
seine letzte Fastnacht wurde
jetzt ein 30 Jahre alter Mann
aus dem Raum Potsdam
schmerzlich erinnert: Das
Amtsgericht verurteilte ihn
wegen Straßenverkehrsgefährdung zu 3200 Euro und nimmt
ihm für weitere zehn Monate
den Führerschein weg. Er hat
nach einer Fastnachtsfeier mit
drei Promille einen Unfall gebaut.
Leere Bierflaschen
und ein redseliger Fahrer
Die Göttinger Autobahnpolizei erinnert sich an den Maschinenbauingenier lebhaft.
Einer der interessantesten
Kunden. Der 30-jährige Doktorand wurde am 18. Januar
um 5 Uhr morgens in Höhe
Bovenden neben seinem
schrottreifen BMW angetroffen. Das Auto war an der Beton-Mittelschutzmauer zerschellt. Im BMW leere Bierflaschen. Auf der Wache in Mengershausen wurde der Fahrer
redselig. Den Polizisten, die er
für „einen Wachdienst in Uniform“ hielt, erklärte er, dass sie
gar keine Rechte hätten. Er
schwadronierte von seinen
Vorträgen als Professor, drohte
den Beamten, er sei Ringer,
und ließ sich über die neuen
Bundesländer als „polnisch
besetzte Zone“ aus. Letzteres
wäre zu verstehen gewesen,
wenn man gewusst hätte, dass
der Mann eine Nähe zum wiederauferstandenen Freistaat
Preußen hat. Dessen „Bürger“
glauben, Preußen sei völkerrechtlich nie untergegangen.
Durch eben dieses Preußen,
das von Potsdam bis zum mutmaßlichen Ziel Dortmund
reicht, war er nach Überzeugung des Gerichts in jener
Nacht mit seinem Auto und
mindestens drei Promille gefahren. Nach drei Stunden endete die Tour bei Bovenden
am Beton.
Wie das passieren konnte,
weiß er nicht. Er wisse auch
gar nicht, ob er gefahren sei.
Er habe einen Filmriss. Da
könne nur ein anderer, der
sich verdrückt hat, das Auto
gefahren sein, erklärt der Verteidiger.
Wie er zu den amtlich festgestellten 3,09 Promille Mindestalkoholgehalt zur Unfallzeit gekommen ist, erklärt der
Angeklagte so: Am Vortag sei
er im Nachbardorf seit dem
frühen Morgen beim „Fastnachten“ gewesen. Man habe
beim „Zempern“, dem sorbischen Zehnt-Abholen, in jedem Haus einen „kleinen Feigling“ oder andere Schnäpse getrunken. Dazu Bier. Vor Beginn des Kindertanzes gegen
16 Uhr setzte die Erinnerung
aus. Wie er nach Bovenden gekommen sei, wisse er nicht.
Seine Arbeitsstelle ist in Dortmund.
13-stündiger Filmriss
nicht glaubwürdig
Angeklagt ist nicht nur die
Trunkenheitsfahrt. Über die
Beleidigungen gegen Polizis-
ten („Wichser“, „Fettklops“)
hörten diese noch hinweg.
Dass sie aber mit vier Mann
unter Zwang die Blutprobe
durchsetzen mussten und dabei Nervendrucktechnik nötig
war, gilt als Widerstand. Die
Ärztin, die zwei Proben nahm,
um Nachtrunk nach dem Unfall rechnerisch ausschließen
zu können, bescheinigte dem
Mann Stimmungsschwankungen, aber durchaus Orientierung. Das wort „Aorteninsuffizienz“ habe er fehlerfrei ausgesprochen. Für den Rechtsmediziner eines der Zeichen,
dass die Orientierung nicht
aufgehoben war. Aus den Blutwerten (2,55 und 2,49 Promille) errechnete er, dass es zur
Unfallzeit mehr als drei Promille gewesen sein müssen und das nach drei Stunden Autofahrt durch den Freistaat
Preußen. Das sei „hochgefährlich“ gewesen, urteilt Amtsrichter Ehsan Kangarani. Er
glaubt nicht an den Filmriss
über 13 Stunden. Der Rechtsmediziner hält allenfalls kurzfristige Erinnerungslücken für
glaubhaft. Vergeblich verlangt
der Verteidiger einen Feispruch, weil „niemand meinen
Mandanten am Steuer gesehen“ habe. Das hält der Richter
für „hanebüchen“. Und dass
der 30-Jährige damals gerade
erst zu Führerscheinentzug
wegen einer anderen Alkoholfahrt verurteilt worden war aber noch nicht rechtskräftig -,
komme erschwerend hinzu.
Deshalb ging das Gericht mit
80 Tagessätzen zu je 40 Euro
noch über den Antrag des
Staatsanwaltes hinaus.