Wintersemester 14/15

Ich habe ein Auslandssemester an der UCM in Warrensburg, Missouri gemacht. Ich möchte
jetzt schon erwähnen, dass ich nicht aus Deutschland komme, was an sich keinen
besonders großen Unterschied gemacht hat, außer dass ich einfach anders bin. So habe ich
mich zum Beispiel fast nicht vorbereitet.
1. Vorbereitung:
Missouri war eher eine spontane und späte Entscheidung, und ich habe weder selber
Information gesucht, noch groß was geplant. Die Bewerbungsfrist war recht locker, man hat
viel Zeit und muss nicht besonders viel tun, deswegen war das kein Problem. Was bei mir
gedauert hat, war das Übersetzen vom Impfpass, was aber für die Deutschen irrelevant ist,
später aber mehr dazu. Natürlich war das Visum auch ein Abenteuer, aber das lag erstmal
daran, dass ich das in Deutschland machen musste, ohne Deutschbürgerin zu sein und
daran dass ich leider die ganzen Gebühren durcheinander gebracht hab und am Ende die
eine nicht bezahlt hatte. Das hab ich dann nach dem Interview gemacht und es lief alles.
Was das Gepäck angeht, ich hatte einen einigermaßen kleinen Koffer (vielleicht 65x50x30)
und eine Laptoptasche als Handgepäck – das hat mir völlig gereicht. Übertreibt es nicht, der
Weg ist lang und man bleibt da 4 Monate, so viel braucht man nicht.
2. Unterlagen
Was allgemein die Unterlagen betrifft, was nicht auf dem Hinweise-Zettel steht – man
braucht den Bestätigungsbrief von der Uni, den ich schon hier an der Uni Bremen
abgegeben hatte, damit ich mich vom Semesterticket befreien kann, also haben sie mir
einfach einen neuen gegeben – also nicht stressen, selbst wenn man etwas vergessen hat,
es lässt sich alles machen. Impfpass ist insofern wichtig, dass sie sehen dass diese MMRImpfung zweimal gemacht wurde, weil es meiner Hausärztin nach gefährlich sein könnte, sie
nochmal zu bekommen, ist aber auch kein großes Drama. Tuberkulin-Test wird unabhängig
von den Daten im Impfpass gemacht, wenn man aus einem Land kommt, dass in ihrer Liste
ist, was Deutschland nicht ist.
Geld... das machen alle unterschiedlich. Ich hab mir eine Kreditkarte geholt (Sparkasse) mit
Limit 500 Euro/Monat, womit ich dann Geld abheben durfte (Gebühr da – 3USD pro
Transaktion, Gebühr hier – keine). Es geht auch mit EC-Karte, man muss sie aber
freischalten oder so (einfach bei der Bank anrufen und sagen, dass man auch im Ausland
damit Geld abheben will). Mich haben meine Eltern finanziert und ich kenne mich nicht mit
den Fördermöglichkeiten aus, aber es ist auch alles bezahlbar, wenn man weiß wie.
Behördengänge gab es quasi keine, es ist recht entspannt was die Bürokratie angeht, man
muss eigentlich nichts machen. Es ist nur wichtig, dass man in der O-Woche bei allem
mitmacht. Man muss einmal beim Health Center vorbeischauen und einmal einen
Englischtest machen (wenn man zu gut ist, darf man ein paar Kurse nicht belegen, die nur
für Anfänger sind).
3. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule
Was die Anreise angeht – lieber nicht das was die Uni anbietet. Man kann z.B. bei Facebook
die Gruppen von UCM finden und da fragen, ob jemand bereit wäre, einen von Kansas nach
Warrensburg zu fahren. Leute finden sich immer, weil sie auch Geld dafür kriegen, ihr zahlt
aber nicht so viel wie für den UCM Bus. Bus und Bahn kann man vergessen. Es gibt zwar
eine Zugverbindung, aber sie ist unbequem, selten und nicht für Leute mit Gepäck gedacht.
Die Mensa würde ich nicht empfehlen, sie ist einfach viel zu teuer. Soweit ich weiß, ist es
lecker da, allerdings nicht unbedingt viel Gekochtes, eher Burger und Subs. Ich war aber
selber nie da.
Genauso wie in der Biblothek. Ich kann mir nicht vorstellen, wann man sie brauchen würde.
Die Dozenten geben eine lange Liste, was man alles dabei haben muss, und das muss auch
gekauft werden. Achtung, die Bücher sind sehr sehr teuer. Überlegt euch gut was ihr
braucht und was nicht. Ich hatte kaum welche dabei, aber das klappt nicht immer. Manche
Dozenten wollen einfach, dass man die Literatur in irgendeiner Form gelesen hat und dabei
hat, da hatte ich einfach immer meinen Laptop dabei, weil alles kostenlos online zu finden
war. Man kann auch gucken, wie der Dozent arbeitet und sich überlegen, ob man unbedingt
das Buch braucht, oder es auch so geht (was der/die Dozent/-in niemals sagen würde). Aber
die Bibliothek braucht man praktisch nie.
Internet funktioniert wie hier, Zugangsdaten sind dieselben wie für die Uni-E-Mail-Adresse.
Es ist nicht schnell aber auch nicht langsam und es ist überall auf dem Campus. Man kann
sich auch als Gast anmelden, geht auch super, aber man kann manche Seiten nicht öffnen.
Das Campusleben ist so wie man sich das macht, dazu aber mehr bei Unterkunft. Man hat
alles was man braucht, es ist entspannt und schön. Wenn man aber ein großes Abenteuer
will, muss man sich das selber in den Ferien gestalten.
Freizeitangebote gibt es viele. Für mich waren besonders spannend das Kino und die
Kletterwand. Kino – nur zu empfehlen, coole Filme (einer pro Woche, läuft aber mehrmals),
super bequeme Sessel, günstig Popcorn. Die Kletterwand ist auch richtig toll, wird ständig
verändert, man kann sich nie langweilen, große Vielfalt an Schwierigkeiten der Routen, und
die Leute da sind total lustig. An sonsten kann man alles Mögliche an Sport machen, es ist
alles umsonst, man braucht nur immer seinen Studentenausweis und Mitspieler, wenn man
so etwas wie Volleyball spielen will. Fitnessgeräte gibt es auch sehr sehr viele, es gibt auch
große Säle (wie Ballettsäle), die immer wieder frei sind, da habe ich zum Beispiel ab und zu
mit einem Freund getanzt. Wenn man Klavier spielt – es gibt im Musikgebäude zwei riesige
Flure mit ganz vielen Zimmern mit jeweils einem Klavier pro Zimmer, diese kann man auch
jederzeit spielen auch wenn man kein Musikstudent ist. Ein kulturelles Highlight sind die
Football-Spiele. Da muss man immer hin, wirklich, einfach nicht verpassen! Es gibt
zwischendurch immer wieder nette Events, da kann man sich überlegen, ob man hin kann
oder zu viel zu tun hat. Wenn man nicht ständig Hausaufgaben schreiben muss, wird es
nicht langweilig.
Und zur Orientierungswoche – sie ist sehr wichtig, alles davon ist wichtig, vom Anfang bis
zum Ende. Sie ist gut gestaltet, man bekommt sehr viele nützliche Informationen und kann
auch die anderen ausländischen Studenten kennenlernen (was wichtig ist, weil zumindest
wir drei fast nur mit den Ausländern zu tun hatten und kaum amerikanische Freunde hatten).
4. Akademisches Leben
Wie schon gesagt, gibt es ein paar Kurse, die man besuchen kann, wenn man nicht so gute
Englischkentnisse hat, aber an sonsten gibt es kein spezielles Angebot extra für GastStudierende (zumindest nicht dass ich wüsste). Wir wurden als ordentliche Studenten
behandelt, was auch sehr schön war, weil man sich nicht unbedingt als Außenseiter gefühlt
hat. Die ganze Information bekommt man in der O-Woche, wenn man Fragen hat, darf man
gerne zum International Office, wo die Mitarbeiter richtig nett und hilfsbereit sind.
Man muss Kurse für insgesamt mindestens 12CPs belegen, also 4 normale Kurse, kann
aber bis zu 15CPs kostenlos machen. So habe ich zum Beispiel 4 Englischkurse gewählt
und dazu noch den Collegiate Choir für 1CP besucht. Das Angebot ist riesig und die meisten
Sachen sind ohne Beschränkungen. Bei manchen sind bestimmte Kurse, auf die aufgebaut
wird, Voraussetzung, aber das ist an jeder Uni so. Da aber die Kurse deutlich kleiner als
unsere Seminare sind (ca. 15 Studierende pro Seminar), kann man nicht einfach so überall
rein. Im Endeffekt hat man immer mindestens einen - wenn nicht 2 - Kurse, die man einfach
gar nicht will.
In den Seminaren fühlt man sich ein bisschen wie in der Schule – man hat das Fach 3 Mal in
der Woche (daher auch 3CPs), man muss für jede Stunde Hausaufgaben schreiben oder
zumindest etwas lesen, es gibt total häufig Klausuren und kleine Tests zwischendurch und
die „Klassen“ sind klein. Es ist kein unangenehmes Gefühl, vor allem hat man dann die
Sicherheit, dass man nicht einfach so durchfallen kann, weil man die einzige Klausur nicht
geschafft hat, weil es einem nicht gut ging oder so...
Aber Angst vor Durchfallen sollte man sowieso nicht haben. Ich habe die meisten meiner
Kurse mit über 100% bestanden, weil man bei ziemlich jeder Klausur Fragen für extra credit
hat und so ganz viele Bonuspunkte sammeln kann. Es ist recht einfach, man muss sich
schon ein bisschen anstrengen, aber keinesfalls so viel wie in Bremen, da auch die
Portionen, die geprüft werden, deutlich kleiner sind. Anstrengend sind vor allem die
Hausarbeiten (5/10 Seiten, je nach Fach/Dozent), die man doch fast immer parallel zu den
Klausuren und Hausaufgaben (kleine unbenotete Sachen) schreiben muss.
5. Unterkunft
Hier kommen wir zum unangenehmen Punkt. Also mein Ratschlag wäre: auf gar keinen Fall
ein Standardzimmer in den Wohnheimen akzeptieren, einfach nicht machen! Man sollte sich
für die Apartments bewerben, wenn man sie nicht kriegt – raus aus dem Wohnheim. Die
Apartments sind nämlich wirklich toll. Die Preise, die auf der Seite stehen, sind pro
Apartment und nicht pro Person, was auch die besten davon deutlich günstiger als die
Doppelzimmer macht. Ich hab am Anfang in einem Doppelzimmer gewoht, meine
Mitbewohnerin und ich durften jedoch Ende September umziehen und haben dann eine
riesige 2-Zimmer-Wohnung bekommen. Da hatten wir ein Zimmer pro Person mit einem
riesigen Doppelbett, ein Bad pro Person (meins sogar mit Badewanne) und eine große
Küche und haben Geld zurückbekommen, weil das wohl günstiger ist als das Zimmer, wo
man sich zu zweit reinquetschen muss, ein Bad mit noch 2 anderen Studenten teilen muss
und nicht mal einen Kühlschrank hat. Es lohnt sich wirklich gar nicht. Wenn die Chancen
schlecht stehen, oder spätestens in der O-Woche, wenn euch gesagt wird, was ihr bekommt,
einfach zu Campus Evolution gehen, da gibt es genug Räume. Der Preis ist mit den
Apartments vergleichbar, an sich sind die Wohnungen da sogar besser als die in den
Wohnheimen aber man ist bisschen weiter weg von der Uni und muss 15-20 Minuten zu
Fuß gehen. Man kann sich selbst überlegen was man lieber hätte. Campus Evolution hat
auch einen Pool und einen Whirlpool. Die Wohnung an sich ist besser eingerichtet, man hat
da echt alles was man braucht, inklusive Bettwäsche (die Decken vermisst man in den
Wohnheimen schon), Geschirr, Waschmachine und Trockner (für die man sonst zahlen
muss).
Wichtig ist, dass man eine Küche hat, damit man sich nicht ausschließlich von Burgers
ernähren muss. Vor allem Vegetarier würden ohne Küche gar nicht klar kommen. Übrigens
fürs Einkaufen – es gibt Walmart und es gibt Aldi. Walmart hat alles, wirklich alles was man
sich vorstellen kann, für Lebensmittel ist Aldi aber besser.
6. Öffentliche Verkehrsmittel + Studentenjobs
Kann man quasi vergessen. Am besten einen Freund/eine Freundin finden, von dem/der
man rumkutschiert wird. Fürs Einkaufen kann man ruhig den Night Ryder nehmen, für alles
Andere braucht man Freunde mit Autos.
Genauso kann man nicht auf einen Studentenjob hoffen. Man würde das sowieso zeitlich
nicht gut hinkriegen, aber selbst wenn, bekommt man nichts. Das heißt nicht, das ihr das
nicht versuchen sollt, rechnet aber nicht damit.
7. Nach der Rückkehr
Anerkennung ist gar kein Problem, solang es mit Englisch zu tun hat, wird es anerkannt.
Wenn man das 5te Semester da verbringt, kriegt man für 2,5 der Kurse 15CPs, die
restlichen 1,5 Kurse kann man schön für den Master aufbewahren, und sie sich dann
anerkennen lassen.
8. Fazit
Die Zeit in Missouri war sehr schön. Der große Nachteil ist, dass man so weit weg ist –
Flugtickets sind teuer und man kann nicht die Familie oder die Freunde einfach so besuchen.
Das ist aber nicht so schlimm, da man nur 4 Monate da ist und das geht (auch
beziehungstechnisch ist das unproblematisch, nur unangenehm). Ich kann nichtwirklich
behaupten, dass mir der Aufenthalt was persönlich gebracht hat. Das Land und die
Menschen sind anders, aber doch irgendwie ähnlich. Man hat eine schöne und
einigermaßen entspannte Zeit und am Ende fast garantiert 15CPs mal 1,0. Ich wollte mir
mal Amerika anschauen. Ich habe nicht viel gesehen, ich will auch nochmal zurück, aber
allgemein bin ich sehr froh, dass ich diese Gelegenheit hatte. Ich war aber auch sehr sehr
froh an Weihnachten wieder zu hause zu sein. Akademisch gesehen, wird die Aussprache
auf jeden Fall besser, wenn man 4 Monate nur von Englisch umgeben ist, man liest auch ein
paar Bücher, die man nicht kannte, die aber da in jedem Haus zu finden sind, man sammelt
Erfahrung, aber man lernt nicht viel, zumindest ich nicht.