Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur 25_dt Das Haus 2016 Guest of Honour: Sebastian Herkner Pressemappe 2 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse Inhalt I 3 Das Haus 2016 4 Editorial Dick Spierenburg www.koelnmesse.de 6 Das Haus - Interiors on Stage Eine Momentaufnahme des innovativen Wohnens Überblick Pure Blog: http://pure.imm-cologne.de 16 Portrait Sebastian Herkner: Der Designer, der die Dinge auf den Kopf stellt 26 Pressemeldung „Das Haus 2016“ Willkommen in „Das Haus“ 2016! 32 Interview mit Sebastian Herkner Ein (fast) unendliches Haus 40 Pressemeldung Pure Pure ist das Format für Designqualität www.sebastianherkner.com 48 Interview Dick Spierenburg Fünf Häuser mit fünf Perspektiven 52 Pressemeldung imm cologne/LivingInteriors 2016 Sehr gute Zwischenbilanz für die imm cologne www.imm-cologne.de www.living-interiors.de 58 Impressum 58 Redaktionshinweis www.imm-cologne.de www.livinginteriors-cologne.de http://pure.imm-cologne.de 4 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Editorial Dick Spierenburg Vor uns liegt der Entwurf zur fünften Ausgabe des Projektes „Das Haus – Interiors on Stage“. Mit dieser Veranstaltung will die imm cologne nicht nur jungen Designern und Architekten eine Bühne geben, deren Arbeit schon jetzt richtungweisend ist; unsere Absicht war es auch von Anfang an, einen Raum zu schaffen, in dem sich die Möglichkeiten des Interior Designs frei entfalten können. Und die Reihe der „Häuser“ gibt uns recht: Wo sonst hätten sich so vielfältige, ganzheitliche Visionen vom Wohnen so beeindruckend realisieren und einem großen Publikum hautnah präsentieren lassen, wenn nicht hier im Herzen einer der größten Einrichtungsmessen? Mit dem Haus von Sebastian Herkner sind wir nun im Begriff, einen Bogen zu schlagen: Ausgehend von dem exotischen, fließenden Raum-Ensemble des britisch-indischen Designerpaares Doshi Levien über das ebenso grüne wie elegante Wohnhaus Lucha Nichettos, das verführerisch feminine Haus Louise Campbells mit seinem skandinavisch-rustikalen Charme bis hin zu der fremd anmutenden, kompakten Architektur voller kleiner Wunder, die uns Neri&Hu aus China präsentierten, kehren wir mit dem fünften Entwurf quasi wieder zurück nach Hause. 1 1 Sebastian Herkner und Dick Spierenburg im Gespräch Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse Doch wer nun ein konventionelleres, vertrauteres Bild erwartet, wird sich enttäuscht sehen. Sebastian Herkner scheint im Gegenteil eine Interpretation des Wohnens zu präsentieren, die sich weiter von der Norm entfernt als alle bisherigen Häuser: Er hat ein rundes, transparentes, offenes Gebilde entworfen, das sich mit seinen beweglichen, textilen Wänden, die schon fast keine Wände mehr sind, von der Messearchitektur denkbar stark abhebt. Welch ein Kontrast auch zu dem wuchtigen architektonischen Gebäude mit dem fast zierlichen Innenleben, das wir auf der letzten imm cologne bestaunen durften. Wie das offen einsehbare Innere des neuen Hauses letztlich aussehen, wie der Designer mit Farben, Mustern und Möbeln ein Haus ohne feste Wände gestalten wird, dürfte wohl eine der spannendsten Überraschungen der bevorstehenden imm cologne werden. Mit Sebastian Herkner möchte ich Sie daher in „Das Haus“ 2016 willkommen heißen! Dick Spierenburg Editorial Dick Spierenburg I 5 Foto: Guido Schiefer; Koelnmesse 6 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Das Haus - Interiors on Stage Eine Momentaufnahme des innovativen Wohnens „Das Haus – Interiors on Stage“ ist die Simulation eines Wohnhauses auf der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne. Die Messe errichtet dafür inmitten der Halle 2.2. (Pure Editions) eine rund 240 m2 große, offene Bühne. Aufbau und Ausstattung erfolgen nach den Plänen eines jedes Jahr neu von der imm cologne nominierten Designers. Als Guest of Honour bestimmt er/ sie sowohl die architektonischen Elemente als auch die Ausstattung von Innenraum und Outdoor-Fläche. Das Projekt thematisiert die gegenwärtigen Einrichtungstrends, aber auch die Publikumssehnsüchte und den gesellschaftlichen Wandel. Schließlich hat jeder eine Idealvorstellung von seiner perfekten Wohnung. Aber wie sieht sie aus? Wie ist die Doppelfunktion der eigenen vier Wände – repräsentatives Wohnen und intime Rückzugsmöglichkeit – individuell zu lösen? Wie sind die Aspekte trendgerechten, zeitlos-klassischen und individuellen Wohnens zu vereinbaren? Und was sagt die Wohnung über den eigenen Charakter aus? „Das Haus – Interiors on Stage“ bietet für solche Fragen die ideale Plattform, denn es bietet einer Designerpersönlichkeit ein Experimentierfeld, um mit den neuesten Produkten ein kreatives Statement für moderne Wohnkultur zu gestalten. Die vom Designer ausgewählten Möbel, Farben, Materialien, Beleuchtungen und Accessoires summieren sich zu einem individuell konfigurierten Interior Design. Der ganzheitlich angelegte Entwurf soll dabei nicht nur zukunftsorientiert, sondern auch praktikabel sein – vor allem jedoch authentisch. „Das Haus – Interiors on Stage“ ist damit sowohl Designerportrait als auch visionärer Entwurf, ein Beispiel dafür, wie man eine eigene Welt erschaffen kann, die zum Ausdruck der Persönlichkeit wird. 2012 eröffnete das indisch-britische Designerteam Nipa Doshi und Jonathan Levien das neue Format und inszenierte einen quasi organisch gewachsenen Raum, der ein kommunikatives Miteinander von Bewohnern und Kulturen ermöglicht. 2013 führte der italienische Produktdesigner Luca Nichetto das Design-Event als elegantes, der Natur sich nach allen Seiten öffnendes Ensemble fort. Louise Campbells Statement zur imm cologne 2014 für die Wohnung als Ort der Ruhe und des Ausgleichs zwischen den widersprüchlichen Bedürfnissen der Geschlechter und den Anforderungen des Alltags wurde zu einem Paradebeispiel für zeitgemäßes Wohnen mit emotionalem Design. Die chinesischen Architekten Lyndon Neri und Rossana Hu (Neri&Hu) luden zur imm cologne 2015 mit ihrer Installation dazu ein, die Rituale des Wohnens zu erforschen und neu zu erfinden. Im „Haus“ von Neri&Hu erscheinen Wohnrituale in Möbel gegossen – Archetypen unserer Wohntraditionen, die nicht ganz konventionell in Szene gesetzt wurden, um genau diese unsere Wohngewohnheiten zu entlarven und zu hinterfragen. Neri&Hu haben einen Parcours gestaltet, der europäische Designtradition voller Respekt aufnimmt, um sie zu feiern und gleichzeitig zu überwinden. Damit haben sie eine ganz neue Perspektive in die Reihe „Das Haus – Interiors on Stage“ gebracht. 1 Nipa Doshi und Jonathan Levien Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse 2 Luca Nichetto Foto: Daniel Banner; Koelnmesse 3 Louise Campbell Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse 4 Lyndon Neri und Rossana Hu Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse Fotos "Das Haus": Constantin Meyer; Koelnmesse (alle) Redaktionshinweis: Umfangreiches Bildmaterial ist auf Anfrage erhältlich. Die Häuser I 7 1 2 3 4 8 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse Pressemeldung_Überblick Die HäuserI I99 imm cologne 2012 Doshi Levien Doshi Levien inszenierten einen quasi organisch gewachsenen Raum, der ein kommunikatives Miteinander von Bewohnern und Kulturen ermöglichen soll. 10 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse Pressemeldung_Überblick Die HäuserI I1111 imm cologne 2013 Luca Nichetto Der Venezianer Luca Nichetto setzte in seinem Entwurf einen Schwerpunkt auf Wohnlösungen, die ein Leben in unmittelbarem Miteinander mit der Pflanzenwelt ermöglichen sollen. 12 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse Pressemeldung_Überblick Die HäuserI I1313 imm cologne 2014 Louise Campbell Geschichten erzählen: „0-100. (Made to measure.)“ hieß die mit Maßstäben und Maßen spielende Inszenierung von Louise Campbell, deren Low-Tech-Haus Gegensätze zu vereinen suchte. 14 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse Pressemeldung_Überblick Die HäuserI I1515 imm cologne 2015 Neri&Hu Die chinesischen Architekten Lyndon Neri und Rossana Hu (Neri&Hu) luden zur imm cologne 2015 mit ihrer Installation "Memory Lane" dazu ein, die Rituale des Wohnens zu erforschen und neu zu erfinden. 16 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse Portrait Sebastian Herkner I 17 Portrait Sebastian Herkner Der Designer, der die Dinge auf den Kopf stellt 18 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das 18_Das Haus Haus 2013 2016 Foto: Gubi; Design: Sebastian Herkern; Produkt: Collar (2015) Portrait Sebastian Herkner I 19 „Ein Produkt braucht eine Ausstrahlung, eine gewisse Persönlichkeit.“ Sebastian Herkner Er gilt als Vermittler zwischen traditionellem Handwerk und Hightech, zwischen Hedonismus und Purismus. Seine Entwürfe bringen Materialien zum sprechen und verleihen dem modernen Design eine sinnliche, manchmal sogar humorvolle Note. Es sind diese Sinnlichkeit, die Farbigkeit und der nicht immer zweckgebundene Formwille, mit denen Sebastian Herkner dem deutschen Design ein neues Gesicht verleiht. Sein außergewöhnliches Gefühl für das Material und seine originellen, trotz ihrer Schnörkellosigkeit seltsam verführerischen Formlösungen haben dem 34-Jährigen schnell hohes internationales Ansehen eingetragen. Marken wie Moroso, Fontana Arte, Sitzfeldt, Very Wood, Sancal, Böwer, Gubi, Leff Amsterdam, Carl Mertens, Pulpo, La Chance, De Vorm, Verreum (Art Direction), Rosenthal oder Nya Nordiska betrauen ihn mit Entwürfen für Möbel, Leuchten, Tableware, Stoffen, Ausstellungen und Showrooms. Er versteht es, Wertigkeit und Charakter des Materials herauszustellen und dabei Handwerk und moderne Produktionstechnik sinnvoll zu kombinieren. Viele seiner Entwürfe entfalten ihre Qualität erst durch traditionelle Handwerkstechniken – wie etwa der Tisch Bell Table (Classicon), dessen farbiger Glasfuß in Deutschland noch per Hand gefertigt wird. Inspiration findet Herkner auf Reisen und beim Besuch von Produktionshallen. Seine Regale sind voll mit ReiseSouvenirs aus thailändischen Baumärkten, exotischen Basaren und deutschen Flohmärkten. Aus dem Studium von Handwerkstechniken gewinnt er Ideen für seine Entwürfe – wie etwa für den gigantischen mundgeblasenen Lampenschirm seiner Leuchte Oda für Pulpo, der wie ein großer Ballon auf einem fragilen, wahrhaft minimalistischen Metallgestell ruht. 20 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Classicon; Design: Sebastian Herkern; Produkt: Bell Table Pressemeldung_Überblick Portrait Sebastian HerknerI I2121 22 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Herkner arbeitet gerne entgegen der Norm, stellt die Dinge auf den Kopf (wie etwa beim Material-Switch von Glas und Metall beim Bell Table, dessen Glasfuß eine Metallplatte trägt) und tut das Unerwartete. So schafft er mit seinen Produkten ein frappierend schönes Irritationsmoment, an dem man hängenbleibt – nur, um sich in seine Tische, Leuchten, Sessel, Uhren und Vasen zu verlieben, so scheint es. Herkner stammt aus Bad Mergentheim, einer kleinen Stadt im fränkischen Taubertal. Während seines Industriedesign-Studiums an der Hochschule für Gestaltung Offenbach absolvierte er ein Jahrespraktikum bei dem Londoner Mode-Label Stella McCartney. Von den hier gemachten Erfahrungen in Bezug auf die Behandlung von Farbe und Textilien, auf die Arbeit mit anderen Maßstäben und die Fokussierung auf Details, von der mitgebrachten Lust am Improvisieren und an der Veränderung von Materialien profitiert Herkner noch heute – nicht nur bei der Entwicklung von Möbeln, sondern auch bei seinen Interior Designs. So bestehen die Wände seines jüngsten Projekts, der Gestaltung der Wohnrauminstallation „Das Haus“ für die imm cologne 2016, fast zur Gänze aus weichen Materialien – aus transparenten und semi-transparenten, farbigen und perforierten, aus PVC-Folie, Industrietextilien und wertvollen Wohntextilien gefertigten Vorhängen. Schon vor Abschluss seines Studiums 2007 machte Herkner sich 2006 selbstständig und startete schon 2009 mit dem bei Classicon vertriebenen Tisch Bell Table zügig durch. In seinem Studio in einem Offenbacher Hinterhof arbeitet er heute mit einem kleinen, multinationalen Team und lehrt als Gastdozent an der HfG Offenbach. Herkner setzt sich unter anderem für Förderprojekte wie „Basket Case“ ein, für das er 2014 in Simbabwe an einem Workshop zur Förderung des lokalen Handwerks teilnahm. Seit seiner erfolgreichen Teilnahme am [d3] design talents contest bei der imm cologne 2008 und 2010 erhielt er zahlreiche Preise von Magazinen wie Elle Deco und Wallpaper, den red dot design award, den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2011 als bester Newcomer, den German Design Award sowie jüngst – wieder von der imm cologne – den Interior Innovation Award. Weitere Informationen: www.sebastianherkner.com 1 Ala (2015) Foto: La Cividina 2 Unam Rocker (2015) Foto: Very Wood 3 Pipe collection (2015) Foto: Moroso 4 Salute (2014) Foto: La Chance 5 Falda (2014) Foto: Rosenthal Portrait Sebastian Herkner I 23 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Portrait Sebastian Herkner I 25 6 7 8 9 1 Nebra (2015) Foto: Fontana Arte 2 New Containers (2015) Foto: Pulpo 3 Banjooli (2014) Foto: Moroso 4 Mitis Wanduhr (2015) Foto: Rosenthal 5 Neon (2014) Foto: Haymann 6 Keramikfliesen für Bullerjan-Ofen B2 Foto: Kaufmann Keramik 7 Compagno: Bird, fish, beetle (2015) Foto: Bosa 8 Teeservice WAN for Rosenthal (2014) Foto: Rosenthal 9 Förderprojekt Basket Case (2014) Foto: Sebastian Herkner 26 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse Pressemeldung Das Haus 2016 I 27 Das Haus Willkommen in „Das Haus“ 2016! • Guest of Honour Sebastian Herkner entwirft für die internationale Einrichtungsmesse imm cologne eine runde, transparente und nach allen Seiten offene Version von „Das Haus“. • Wände werden in der weichen Architektur von „Das Haus“ 2016 durch bewegliche Vorhänge aus Wohntextilien, PVC und Industrietextilien ersetzt. • Der deutsche Designer sieht in seinem „Haus“ ein Statement für mehr Offenheit und ein freieres Wohnen. Die neue Ausgabe von „Das Haus – Interiors on Stage“ steht nicht nur in hartem Kontrast zu der kompakten Installation durch Neri&Hu auf der letzten imm cologne, sondern auch zu allen Wohnkonventionen. Es ist kreisrund, mehr oder weniger durchscheinend und weist so gut wie keine feste Wand auf. Nichtsdestotrotz verspricht Sebastian Herkners Haus ein sinnliches Erlebnis zu werden – ein Haus, das weich und duftend, farbenfroh und kommunikativ ist und seine Form Chamäleon-artig zu verändern vermag. Ganz entfernt erinnert der Entwurf noch an zeltartige Jurten oder traditionelle Ringarchitekturen im ländlichen China – nur, dass solche überlieferten Formen nicht aus durchsichtigen, farbig-opaken oder perforierten Folien, Industrietextilien und kostbaren Vorhängen bestehen, sondern einen massiveren Schutz gegen Wind und Wetter, Sonne und fremde Blicke bieten sollen. Nicht so „Das Haus“ 2016, das im Januar inmitten der Halle 2.2 der Kölner Messe errichtet und eingerichtet wird. Hier sind im Gegenteil alle eingeladen, zu schauen, einzutreten, zu fühlen, sich mit anderen Menschen auszutauschen, Einblicke und Durchblicke zu gewinnen. Ein Haus, das niemanden aussperrt Von jedem Platz auf den unterschiedlichen Ebenen der runden Wohnstatt können panoramaartige Ausblicke in die umgebende Landschaft geöffnet werden. Stünde „Das Haus“ als Glasbau in einem Park, würden sich Assoziationen an japanische Pavillonarchitektur aufdrängen. Doch in Köln wird sich dem Besucher kein Ausblick auf Hügel, sondern auf die „Platforms“ bieten: eine neu gestaltete, offene Messelandschaft mit Inszenierungen von Möbeln und Wohnaccessoires. 1 Sebastian Herkner Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse Und das ist auch ganz im Sinne des Designers aus Offenbach, der mit seiner Vision vom offenen, freieren Wohnen auch ein Zeichen setzen will: eine Botschaft gegen die Tendenz zur Abschottung. „Die Transparenz von ‚Das Haus‘ ist ein Ausdruck für die Notwendigkeit, sich Veränderungen mit mehr Offenheit zu stellen“, kommentiert er sein Konzept vor dem Hintergrund der Flüchtlingsströme, die Deutschland aktuell vor große gesellschaftspolitische Herausforderungen stellen. Ein Haus mit vielen Vorhängen, aber ohne Gardinen Sebastian Herkner hat eine weiche, fließende Architektur entworfen, die mit Licht und Perspektiven spielt und 1 6 dabei alle Sinne anspricht. Eine bei der angedeuteten Bedachung ausgesparte Mitte, die Innenhof und Garten sein soll, nimmt in seinem Konzept eine wichtige Rolle ein: Sie ist die von Leben erfüllte Begegnungsstätte des Hauses und stellt den Kern der zwiebelartig von innen nach außen aufgebauten Architektur dar. Ein umlaufender schmaler Gang bildet die äußere Schicht, deren Außenseite eine Schmuckfassade aus Vorhängen bildet, eigens angefertigt von dem exklusiven deutschen Textilverlag Nya Nordiska, den Herkner und die koelnmesse als Sponsor für dieses Projekt gewinnen konnten. Das Innere des Hauses wird dominiert von Textilien und Mustern, Leuchten und Licht. Die Möbel, die Sebastian Herkner für das Interior Design ausgesucht hat – teils von ihm selbst, teils von anderen Designern entworfene Lieblingsstücke – stehen dabei frei im Raum wie auf einer Bühne. Schlafzimmer und Bad brechen als einziger etwas intim gehaltener, semitransparenter Raumkubus aus dem Rund heraus. Zahlreiche Prototypen, exklusive Entwürfe und erstmals präsentierte Neuheiten von Herkners Industriepartnern – darunter unter anderem eine Outdoor-Kollektion von Dedon, ein Paravent von Rosenthal, ein Stuhl von Linteloo und Leuchten von Pulpo – werden seine Idee von einem freieren Wohnen behaglich und anschaulich umsetzen. „Mir ist wichtig, dass „Das Haus“ wirklich für jeden offen ist“, erläutert der junge Offenbacher Designer seine Entscheidung für ein rundes und barrierefreies Haus, in dem die Wände durch bewegliche Vorhänge ersetzt werden. „Es gibt keine Grenze, keine Barriere, keine Ecke, an der man sich stoßen oder hinter der man sich verstecken könnte. Das Ergebnis ist ein kompromisslos rundes und 1 Sebastian Herkner und Dick Spierenburg im Gespräch 2 Dick Spierenburg und Sebastian Herkner besprechen Material-Fragen für Das Haus 2016 3 Sebastian Herkner in seinem Offenbacher Studio 4 Sebastian Herkner auf dem Prototypen Pipe für Moroso 5 Modell Das Haus 2016: Dick Spierenburg und Sebastian Herkner 6 Modell Das Haus 2016 Pressemeldung Pressemeldung Das Haus 2016 Pure I 29 1 2 3 4 5 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse 30 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse offenes Haus, in dem die unterschiedlichen Ebenen über einen Rundgang erschlossen werden. Das war der Ansatz: ein (fast) unendliches Haus.“ Sebastian Herkner – das neue Gesicht des deutschen Designs Sebastian Herkners außergewöhnliches Gefühl für das Material und seine originellen, trotz ihrer Schnörkellosigkeit seltsam verführerischen Formlösungen haben dem 34-Jährigen schnell hohes internationales Ansehen eingetragen. Als Viel-Reisender sammelt er Eindrücke, Alltagsgegenstände und Handwerkstechniken. Marken wie Moroso, Fontana Arte, Sitzfeldt, Very Wood, Sancal, Böwer, Gubi, Leff Amsterdam, Carl Mertens, Pulpo, La Chance, De Vorm, Rosenthal oder Nya Nordiska betrauen ihn mit Entwürfen für Möbel, Leuchten, Tableware und Showrooms. Er versteht es, Wertigkeit und Charakter des Materials herauszustellen und dabei Handwerk und Hightech sinnvoll zu kombinieren. Viele seiner Entwürfe, die zunächst vor allem in der Galerie-Szene für Aufmerksamkeit sorgten, entfalten ihre Qualität erst durch traditionelle Handwerkstechniken – wie etwa der Tisch Bell Table (Classicon), dessen farbiger Glasfuß in Deutschland noch per Hand gefertigt wird. Der in Bad Mergentheim geborene und an der HfG Offenbach ausgebildete Designer gründete 2009 sein eigenes Studio in Offenbach. Seinen Sinn für Details schärfte er während eines Jahrespraktikums bei dem Mode-Label Stella McCartney in London. Seit seiner erfolgreichen Teilnahme am [d3] design talents contest bei der imm cologne 2008 und 2010 erhielt er zahlreiche Preise von Magazinen wie Elle Deco und Wallpaper, den red dot design award, den Designpreis Deutschland, den German Design Award sowie jüngst – wieder von der imm cologne – den Interior Innovation Award. Die koelnmesse lädt jedes Jahr einen jungen, erfolgreichen Designer zu einer sehr persönlichen Interpretation des Interior Design-Formats „Das Haus“ ein. „Wir sind mit dem Konzept für Das Haus weit gereist in den letzten Jahren und haben damit ein wirklich internationales Spektrum zeitgenössischer Gestaltung durch aufstrebende, ungewöhnliche Designer und Architekten nach Köln geholt“, kommentiert Dick Spierenburg, Creative Director der imm cologne, selbstbewusst die Erfolgsgeschichte der 2012 eingeführten Experimentierplattform. Der Holländer weiter: „Nach unserem großen Schritt nach China im letzten Jahr konnten wir an einem Talent wie Sebastian Herkner nicht mehr einfach vorbeigehen, nur weil er quasi um die Ecke wohnt. Das Haus von Herkner wird spektakulär, weil es wieder ganz anders sein wird: perspektivenreich, ausgefallen und sehr, sehr sinnlich. Ich verspreche mir davon ein Event, das nicht nur in der Fachwelt, sondern auch an den Publikumstagen Aufmerksamkeit erregt.“ Pressemeldung_Überblick Pressemeldung_ÜberblickI I3131 „Das Haus“ – halb Designerportrait, halb Zukunftsentwurf „Das Haus – Interiors on Stage“ ist die Simulation eines Wohnhauses auf der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne. Die Messe errichtet dafür inmitten der Pure Editions-Halle 2.2 ein um die 200 qm großes, nach Plänen eines jedes Jahr neu nominierten Designers gestaltetes Haus. Die von ihm ausgewählten Möbel, Farben, Materialien, Beleuchtungen und Accessoires summieren sich zu einem individuell konfigurierten Interior Design. Der ganzheitlich angelegte Entwurf soll dabei nicht nur zukunftsorientiert, sondern auch praktikabel sein – vor allem jedoch authentisch. Das Haus – Interiors on Stage ist damit sowohl Designerportrait als auch visionärer Entwurf, ein Beispiel dafür, wie man eine eigene Welt erschaffen kann, die zum Ausdruck der eigenen Persönlichkeit wird. Das Projekt thematisiert dabei nicht nur die gegenwärtigen Einrichtungstrends, sondern auch die Publikumssehnsüchte und den gesellschaftlichen Wandel. 2012 eröffnete das indisch-britische Designerteam Nipa Doshi und Jonathan Levien das neue Format und inszenierte einen quasi organisch gewachsenen Raum, der ein kommunikatives Miteinander von Bewohnern und Kulturen ermöglicht. 2013 führte der italienische Produktdesigner Luca Nichetto das Design-Event als elegantes, der Natur sich nach allen Seiten öffnendes Ensemble fort. 2014 machte die dänische Designerin Louise Campbell Das Haus zu einem Low-Tech-Ruhepol im Messetrubel und zum Modell für die Vereinbarkeit gegensätzlicher menschlicher Naturen und Stile. Zuletzt hinterfragte das chinesische Architektenpaar Rossana Hu und Lyndon Neri tradierte Wohnrituale, indem es mit klassischen wie modernen Möbeln übervoll ausgestattete „Wohnkäfige“ in eine an enge Shanghaier Gassen erinnernde Raumkonstruktion setzte, die den Besucher zum Voyeur machte und zur Reflektion animierte. 32 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Lutz Sternstein; Sebastian Herkner Interview mit Sebastian Herkner I 33 Interview mit Sebastian Herkner Ein (fast) unendliches Haus Er gilt als Vermittler zwischen traditionellem Handwerk und Design, als Vertreter einer neuen Generation. Mit ausgefallenen Formen, klassischen Materialien und collagierter Farbigkeit verleiht Sebastian Herkner dem deutschen Design auch international ein neues Gesicht und weicht das technisch geprägte Image deutscher Produktkultur auf, das im Ausland immer noch reflexhaft mit Dieter Rams in Verbindung gebracht wird. Im Gespräch bekennt er sich zur Sinnlichkeit als wichtiges Designkriterium und fordert Offenheit nicht nur gegenüber fremden Kulturen, sondern vor allem gegenüber den Menschen – ein Anliegen, dem er aktuell mit seinem neuesten Projekt, der Wohnraum-Installation „Das Haus – Interiors on Stage“ auf der imm cologne 2016 eine runde, sinnliche Form geben will. Herr Herkner, warum ist Ihre Version von „Das Haus“ rund? Sebastian Herkner: Mir ist wichtig, dass „Das Haus“ wirklich für jeden offen ist. Es gibt keine Grenze, keine Barriere, keine Ecke, an der man sich stoßen oder hinter der man sich verstecken könnte. Ich wollte ein Haus mit unterschiedlichen Levels, in das Rollstuhlfahrer ohne weiteres rein- und überall hinkommen, ohne Hemmschwellen wie diese freundlich gemeinten Schilder: „Bitte läuten Sie, wenn Sie Hilfe benötigen.“ Das Ergebnis ist ein kompromisslos rundes und offenes Haus, in dem die unterschiedlichen Ebenen über einen Rundgang erschlossen werden. Das war der Ansatz: ein (fast) unendliches Haus. Und, ganz pragmatisch gesehen, wollten wir natürlich auch etwas komplett anderes machen als die bisherigen Häuser. Würden Sie dort einziehen wollen? Herkner (lacht): Also, die Größe ist ja schon mal ganz gut! Nein, im Ernst, „Das Haus“ ist natürlich sehr konzeptionell. Ich wollte es auch gar nicht 100%ig realistisch machen. Aber vorstellen könnte ich es mir auf jeden Fall. Was an dem hier vorgestellten Konzept des runden Wohnens hätte Ihrer Meinung nach Chancen auf Realisierung? In der Praxis ist das runde Wohnen natürlich ziemlich unpraktisch. Unsere Einrichtungsgegenstände sind ja alle im rechten Winkel gedacht. Wenn der Europäer und speziell der Deutsche an seine Schrankwand oder an seine Eckbank denkt, wird ja viel zu viel Fläche nicht effektiv genutzt! Aber das ist vielleicht genau der Punkt: Hier geht es nicht um Effizienz, sondern ganz abstrakt um Möglichkeiten des Wohnens. Unsere Version von „Das Haus“ spielt eine Möglichkeit des freieren Wohnens durch. Die Möbel stehen frei, und es gibt nur ein paar feste Wände, wo man ein Bild an die Wand schlagen kann. Warum haben Sie sich so weit vom klassischen Bild eines Hauses entfernt? Mit meinen Produkten gehe ich oft diesen Weg. Ich mache etwas, das der Norm und dem Trend entgegen läuft. Wie etwa beim Bell Table, bei dem wir die gängige Materialverwendung für Gestell und Glasplatte auf den Kopf gestellt haben: Glas unten, Metall oben. Normalerweise ist es umgekehrt: unten das Metallgestell und darauf die 34 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Glasplatte. Oder nehmen Sie den Sessel Pipe, den wir für Moroso entworfen haben: In den letzten Jahren wurden die Metallgestelle bei den meisten Produkten immer dünner, ganz extrem zum Beispiel bei Konstantin Grcics Sessel Traffic von Magis, dessen Gestell nur noch aus ganz dünnen Metallstäbchen besteht. Da habe ich einfach das Gegenteil gemacht und 8 cm starke Rohre genommen. Ist es die Lust am Widerspruch, der Sie antreibt? Am Widerspruch und an der Irritation. Pipe ist anders, und er hat zudem noch etwas Cartoon-Artiges. Was anders ist, weckt Interesse. Interesse erzeugt Kommunikation. Und darum geht es ja auch in „Das Haus“ – um Kommunikation, um Offenheit, um Gastfreundschaft. Ihr Entwurf zeigt ja nicht unbedingt klassisches Interior Design, sondern provoziert ja geradezu Fragen wie: Wozu das? Wir haben „Das Haus“ bewusst abstrakt gehalten. Ich wollte für dieses imm cologne-Projekt keine Wohnung wie aus einem Einrichtungsmagazin, in der alles bis zum Briefbeschwerer durchgestylt ist. Es sollte freier und reduzierter sein – weniger ein Hochglanzbild als eine Botschaft gegen die Tendenz zur Abschottung und den allgemeinen politischen Rechtsruck, mit der viele Menschen in Europa auf die Flüchtlingsströme reagieren. Denken Sie an Lampedusa, an das Griechenland-Bashing, an die Flüchtlinge aus Syrien. Die Transparenz von „Das Haus“ ist ein Ausdruck für die Notwendigkeit, sich Veränderungen mit mehr Offenheit zu stellen. Wie viel Offenheit brauchen oder vertragen wir denn? Natürlich braucht jeder Mensch zuhause Privatsphäre, etwas, das in meinem Entwurf nur rudimentär vorhanden ist. „Das Haus“ auf der imm cologne hat noch nicht einmal eine Tür – die Besucher sollen es so selbstverständlich betreten, wie es früher auf dem Land üblich war. Bei meinen Großeltern haben die Nachbarn einfach geklopft und waren drin. Jetzt hat man fünf Schlösser und Kameras, und in Frankfurt und Berlin gibt es die ersten Gated Communities nach amerikanischem Vorbild. In den Stadtzentren erleben wir zunehmend das Paradox, dass sich die neuen Bewohner in ihren teuer renovierten Apartments über den Lärm genau jener Nachtszene beschweren, derentwegen die Hipster-Viertel vor der Gentrifizierung so attraktiv waren. Es ist wichtig, darüber nachzudenken, in welche Richtung sich unsere Wohnkultur bewegt. So ein Diskurs entspinnt sich natürlich nicht automatisch, wenn die Besucher durch „Das Haus“ gehen – aber es ist ein Anlass, darüber zu reden. Und mit welchen Mitteln arbeiten Sie, um ihnen das Konzept von Transparenz und Kommunikation zu vermitteln? Wir wollen so viele Sinne ansprechen, wie es die Messebau-Situation zulässt. „Das Haus“ wird sehr textil, fast ohne starre Wände – weich, transparent oder opak. Deshalb haben wir uns für mehrere Schichten unterschiedlich transparenter, beweglicher Vorhänge entschieden, die über ein Schienensystem auch mal in mehreren Lagen übereinander geschoben werden können. Ich könnte mir auch einen Vorhang vorstellen, der mit der Sonne wandert. Dadurch ergeben sich immer wieder neue Blickwinkel, Transparenzen und Intransparenzen, die wir steuern können. Dadurch erhält „Das Haus“ etwas Mobiles, ZeltArtiges. Von außen betrachtet erinnert das Prinzip tatsächlich ein wenig an eine Jurte; aber wie wird die innere Struktur von „Das Haus“ aussehen? Hinter dem Eingang kann man sich entscheiden, ob man in Richtung Küche und Essbereich oder in Richtung Wohnzimmer geht. Im hinteren Bereich bricht das Schlafzimmer mit dem Bad als einzige intim gehaltene Box etwas aus dem Rund heraus. In der Mitte werden der Wohnbereich und die große, offene Küche durch ein Atrium mit Garten verbunden, das als Zentrum zum Verweilen einlädt. In der Küche werden wir während der Messe mit Freunden kochen und essen – da geht es um Kräuter, ums Riechen, ums Reden und Schmecken. Es soll eine echte Begegnungsstätte werden, in der wir Gastfreundschaft zelebrieren. Dabei werden die optischen Eindrücke durch die Farben und die Lichteffekte noch durch einen Klangteppich und durch das Rauschen der Vorhänge ergänzt. Es wird ein sehr sinnliches Haus. Man trifft sich in der Mitte. Das Gestaltungselement eines zentralen Raums – mit oder ohne Garten – scheint sich in allen „Häusern“ zu wiederholen. Ist das ein langandauernder Trend oder eine heimliche Sehnsucht? Ich denke, das Thema Innenhof und Garten ist ein altes Ideal, das heute wieder eine hohe Relevanz bekommt, und es hat sowohl etwas mit Rückzug als auch mit Kommunikation zu tun. Bei den jüngeren Großstädtern gibt es einen Trend, sich in einem Schrebergarten zusammenzutun, und die gut situierten Berliner bauen sich eine Scheune in der Uckermark zum Wochenendrefugium um. Sie alle wollen der Stadt eine Zeit lang entfliehen, es ist ein Rückzug, die zeitgemäße Variante des Cocoonings. Beim Gardening wollen die Menschen ‚runterkommen‘ oder ‚entschleunigen‘. Bei Möbeln beziehungsweise beim Wohnen spielt dieses Motiv auch eine wichtige Rolle. Stimmt der Eindruck, dass Ihre Entwürfe manchmal weniger von einer Form als von einem Material ausgehen? Ja, sie sind zu einem großen Teil von Materialien oder Farben inspiriert, und manche Kunden fragen inzwischen schon gezielt nach einer Farbe oder einer Materialkombination. Jedes Material hat seine typischen Farbeigenschaften. Daher ist es für mich auch so wichtig, dass – wie bei dem Bell Table – wirklich Glas und massives Messing verarbeitet wird. Es braucht eine Echtheit. Produkte altern Interview Pressemeldung_Überblick mit Sebastian HerknerI I35 35 Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse genauso wie der Nutzer und sollten eine materialentsprechende Patina entwickeln. Wie wichtig ist Ihnen die Qualitätsfrage? Qualität ist die Voraussetzung dafür, dass ein Produkt gut altern kann und mit der Zeit so etwas wie ein Kompagnon wird, ein Begleiter – und nicht nur so ein Trendding, das nach zwei, drei Jahren bedeutungslos ist. Die wenigsten Leute haben eine Vorstellung davon, wie aufwändig ein Produkt in der Herstellung ist. Ein schönes Beispiel dafür ist meine Vase Falda von Rosenthal, für die 14 Arbeitsschritte nötig sind – so etwas bekommt nur eine Manufaktur hin, die ein großes Know-how besitzt. Es ist wahnsinnig spannend und inspirierend für einen Designer, hinter die Kulissen zu gucken. Hier kann ich neue Ideen oder neue Ansätze für eine Ausarbeitung oder die Umsetzung eines Entwurfs finden. Schon etliche meiner Produkte sind entstanden, weil ich sehr an klassischen Handwerkstechniken interessiert bin, an Manufakturen, an Produktionen mit echten Materialien wie Metall, Porzellan, Glas. Gerät man da als Designer nicht schnell in eine Schublade? Unser Ziel ist ein gutes Qualitätsprodukt mit einem guten Design, das aber nicht premiumteuer ist. Man braucht eine gute Balance, auch für sich selbst. Deswegen habe ich auch letztes Jahr in Afrika ein soziales Projekt gemacht, das war sicherlich die beste Erfahrung. Das war aber auch ein Kontrastprogramm: Erst eine Woche Mailand, um dann direkt nach dem Design-Zirkus in den Busch nach Simbabwe zu kommen und Körbe zu flechten, ohne Strom und ohne Wasser. Aber mit einer Ehrlichkeit, mit einem Glück von den Leuten, mit einer Gastfreundschaft, mit einer Offenheit, wie ich sie bei uns kaum kenne. Wie lief das ab? Wir haben über 2 Wochen unter einfachsten Verhältnissen ein Projekt mit den Menschen dort entwickelt. Zurzeit versuchen wir einen Vertrieb für diese Körbe aufzubauen. Wir saßen zusammen auf dem Boden haben mit Händen und Füßen kommuniziert, die Jüngeren konnten etwas Englisch. Sie haben sich gefreut, einen Workshop mit je- Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse mandem aus einer anderen Kultur zu machen, der offen ist. Das war ein ganz anderes Miteinander, und sicherlich auch ein ganz anderes Tempo. Sie haben zusammen gesungen, getanzt. Es ging ums Teilen, es ging um Freude, ich hab keinen einzigen Streit mitbekommen. Deswegen habe ich auch sofort die Idee gehabt, über „Das Haus“ etwas von dieser Gastfreundschaft, von dieser Offenheit mitteilen zu können. Etwas zusammen zu machen, zusammen zu kochen oder zu teilen ist ein sehr wichtiges Element von „Das Haus“. Diese Erfahrung war sehr prägend für mich und hat mich in meinen Entscheidungen viel gelassener gemacht, auch meinem Beruf gegenüber. Ich steigere mich nicht mehr so schnell in etwas hinein, wenn sich zum Beispiel etwas verzögert. In den Industrienationen wird das Glück viel mehr in materiellen Dingen gesucht, die ein Begehren auslösen. Sehen Sie da einen Zusammenhang zu unserer Produktkultur? Zum einen liegt ein Grund sicherlich darin, dass alles uniform und weniger individuell wird. Ein Smartphone hat fast jeder, und so versuchen alle, sich über den Bildhintergrund oder die Schutzhülle zu individualisieren. Aber trotzdem sind die alle gleich. Als nächstes kommt dann die iWatch. Dadurch bewegen und kommunizieren die Leute dann anders und sitzen nur noch tippend in der Bahn. Hier und da versuchen sie, sich durch so etwas wie eine gut gearbeitete Ledertasche abzusetzen. Bei Möbeln ist das nicht anders. Die Menschen wollen zur Abwechslung etwas Handgemachtes, Ehrliches, und dann darf beim Bell Table auch schon mal eine Luftblase drin sein. Das ist dann ein Zeichen dafür, dass da wirklich ein Mensch dahintersteckt, das ist kein Massenprodukt. Und wenn man auf der imm cologne in die Halle 3.2 geht, sieht man deutlich, dass viele Hersteller wieder mit echten Materialien wie Holz, Glas, Keramik arbeiten. Die Zeit der transparenten, schnell verkratzten Kunststoffstühle jedenfalls scheint zum Glück vorbei zu sein. Wie geht das zusammen: Messe und digitales Zeitalter? Messen sind für mich wahnsinnig wichtig. Meine erste Möbelmesse war die Kölner Messe. Schon zu Beginn meines Interview mit Sebastian Herkner I 37 38 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse Interview mit Sebastian Herkner I 39 Studiums sind wir mit unserem Professor im Zug nach Köln gefahren, haben uns am Südeingang getroffen und sind gemeinsam über die Messe gelaufen. Seitdem war ich immer in Köln, habe auch zweimal beim Pure Talents Contest ausgestellt – damals hieß der noch D3 - und meine Kontakte immer auf Messen gemacht, ob jetzt in Köln oder auf der Ambiente oder anderen Messen. Messen sind für Designer, besonders, wenn sie jung sind, die beste Möglichkeit, mit Firmen in Kontakt zu kommen und ihre Produkte zu platzieren, etwa bei einer Jungdesignerplattform wie dem Pure Talents Contest oder Ähnlichem. Hier bekommen sie Kontakt zu Firmen, zur Presse, bekommen direktes Feedback und sehen, wie ihr Produkt ankommt. Digitale Medien sind aber doch auch deshalb so beliebt, weil sie ein schnelles Feedback erlauben? Die Kommunikation über Facebook, Instagram und die eigenen Blogs ist natürlich sehr wichtig. Jedoch wird meines Erachtens bereits vor der Messe zu viel über Neuheiten kommuniziert. Das Schöne an einer Messe ist doch, etwas Neues zu entdecken. Und so kennt man viele der Produkte bereits im Vorfeld. Oft macht man sich von einem Produkt ein Bild und findet es spannend, oder aber auch nicht so imposant und im Detail unperfekt. Und dann entdeckt man es wieder auf der Messe und es erfüllt nicht die Erwartungen. Oder man wird im Gegenteil auch mal ganz positiv überrascht. Was ist „Das Haus“ für Sie? „Das Haus“ ist natürlich eine große Ehre. Aber es ist auch eine Möglichkeit für mich, ein großes Statement abzugeben. Und ganz nebenbei noch Interior-Kompetenz zu zeigen. Ich finde Farbe wahnsinnig wichtig, Material und das Gefühl. Bei mir sind Farbe und Material schon beim ersten Entwurf mit dabei – auch beim „Haus“. Wir haben nach interessanten, nach besonderen Stoffen gesucht, die dem „Haus“ eine einzigartige haptische Qualität geben. Das ist ja auch beim Design wichtig: die Sinne. Ich werde oft nach deutschem Design gefragt. International denken die meisten dann sofort an Bauhaus und Dieter Rams. Ich selbst sehe mich weniger in dieser Tradition. Meine Entwürfe sind eher farbig, collagiert. Bei mir ist das Sinnliche wichtig, dass ein Produkt eine Story hat und eine Schönheit. Schönheit und Sinnlichkeit – das sind Worte, die man heute in Interviews nicht mehr so häufig hört, oder? Ein Produkt braucht eine Ausstrahlung, eine gewisse Persönlichkeit. Sicherlich kann man sagen, dass der Bell Table dekorativ ist, obwohl es für einen Designer eigentlich verpönt ist, dieses Wort zu benutzen. Aber warum wird er in so vielen Projekten eingesetzt? Weil er ein schöner Tisch ist. Und „Das Haus“ soll ein sinnliches Haus werden. Weitere Informationen: www.sebastianherkner.com 40 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse Pressemeldung Pure I 41 Pure Pure ist das Format für Designqualität • Internationale Einrichtungsmesse imm cologne bietet soliden Mix aus gut strukturierter Designlandschaft und klassischem Ordergeschäft. • Die Design-Segmente von Pure zeigen 2016 eine gestraffte Struktur. • Das junge Design von Pure Talents rückt mit neuem Standort in Halle 4.1 näher an die Mitte des Geschehens. Das Design-Segment der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne hat sich in diesem Jahr wieder als Magnet für ein vielseitig interessiertes Publikum erwiesen. So fand Farbexperte Prof. Axel Venn die imm cologne dieses Jahr besonders „positiv, kreativ und überraschend farbig. Es ist die lebendigste und bei weitem die progressivste Messe (…), eine Messe des Einrichtens, des Gestaltens. Die Macher der imm geben professionellen wie auch nicht professionellen Besuchern Rezepturen für die nahe Zukunft mit.“ „Nicht nur als die traditionelle Ordermesse gewinnen wir mit der imm cologne jedes Jahr international an Bedeutung. Vielmehr definieren wir uns darüber hinaus als Plattform, die neben Informationen über die Produktentwicklungen auch die Trends im Interior Design und in der Gestaltung des gesamten Wohnumfelds zeigt“, so Arne Petersen, Geschäftsbereichsleiter Messemanagement bei der Koelnmesse. Themen, Trends und Geschäft gehen in Köln Hand in Hand. Das sehen die Aussteller genauso: „Die imm cologne zählt zu den führenden Möbelmessen weltweit. Zum Jahresbeginn ist sie der zentrale Treffpunkt für unsere Fachhandelspartner, für Architekten, Innenarchitekten und Designinteressierte“ urteilt etwa Markus Benz, Gesellschafter und Vorstand der Walter Knoll AG & Co. KG, und auch die internationale Ausstellerszene ist von der guten Stimmung in Köln angetan: „Insgesamt sind wir mit der Messe sehr zufrieden“, meint etwa Peter Erlandsson, CEO von String Furniture, und freut sich über das große Interesse des fotografierenden Besucherstroms. „Wir haben das Gefühl, dass die Halle 3.2 genau das richtige Publikum anzieht und dass ihr Ansehen über die letzten zwei oder drei Jahre sogar noch gewachsen ist.“ 1 Pure Editions - Platforms, Halle 2.2 Aussteller: Pulpo Gestraffte Struktur mit drei Pure-Segmenten Die imm cologne hat diese Entwicklung seit einigen Jahren durch das Angebot neuer Formate für designorientierte Aussteller und die Entwicklung neuer DesignEvents befördert. „Um in der vielfältigen Welt des Designs, die in den letzten Jahren auf der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne immer mehr Platz gegriffen hat, mehr Übersichtlichkeit zu schaffen, wird sich Pure im nächsten Jahr mit leicht gestraffter Struktur präsentieren“ verkündet Arne Petersen. „So wollen wir den von Besuchern und Ausstellern geliebten Mix aus strukturierter Designlandschaft und klassischem Ordergeschäft weiter entwickeln.“ 1 6 Die von den Organisatoren angebotenen Ausstellerformate werden dabei weitgehend beibehalten, um großen Designmarken genauso wie kleinen Designlabels, klassischen Möbelsortimentern wie verwandten Produktbereichen weiterhin attraktiven Raum zu bieten. Doch wer in Zukunft die großen Markenauftritte, die exemplarischen Präsentationen der Szene-Labels oder aber das junge Design sucht, wird künftig leichter zu seinem Ziel gelangen. Denn die Grundstruktur von Pure konzentriert sich nunmehr auf nur noch drei Hauptsegmente: Pure, Pure Editions und Pure Talents. Pure – mehr Raum für den großen Markenauftritt (Hallen 10.1 und 11) Im Bereich von Pure präsentieren die großen Designmarken ihre ganzheitlichen Wohnphilosophien in gewohnt großzügiger Geste. Die klassische Messearchitektur bietet ihnen genügend Spielraum, um ihre Kollektionen atmosphärisch zu inszenieren und auf der Messe einen kompletten Einrichtungsstil darzustellen. Bereits in der diesjährigen Veranstaltung wurde die flächenmäßige Erweiterung von Pure in die Halle 10.1 eingeleitet, um dem wachsenden Raumbedarf von Pure zu entsprechen. Das spezifische Hallen-Layout in 10.1 wurde bei der Erstauflage dieses erweiterten Pure-Bereichs gut aufgenommen. Und damit bündeln sich bei Pure künftig in den Hallen 10.1 und 11 auf mehreren Ebenen und in guter Nachbarschaft gleichgesinnter Unternehmen richtungweisende Innovationen, außergewöhnliche Inszenierungen und internationaler Lifestyle. Pure Editions – nur das Beste von den Design-Editeuren (Hallen 2.2 und 3.2) Pure Editions ist das dynamische, auf den Punkt komprimierte Format für Herausgeber visionärer Möbel- und Einrichtungskonzepte. Auf kompaktem Raum von 50150 qm zeigen sie auf individuell gestalteten Ständen 1 Pure Editions; Halle 2.2 Aussteller: BuzziSpace 2 Pure; Halle 11.3 Aussteller: Ligne Roset 3 Pure Editions; Halle 3.2 Aussteller: String 4 Pure Talents; Halle 4.1 5 Pure Talents Contest; Halle 4.1 6 Pure; Halle 11.3 Aussteller: Walter Knoll Pressemeldung Pure I 43 1 2 3 4 5 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse 44 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Pressemeldung Pure I 45 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse; Pure Editions; Halle 3.2; Aussteller: Vitra 1 2 3 4 5 Pressemeldung Pure I 47 ausgesuchte Objekte und Inszenierungen, die exemplarisch für eine Designidee und eine Markenphilosophie stehen. Das Publikum erwartet eine inspirierende, junge Sortimentsvielfalt, repräsentiert durch trendsichere PremiumMarken. Die koordinierte offene Messearchitektur schafft dabei eine besonders kreative, vibrierende Atmosphäre. Wie eine große Galerie schafft Pure Editions einen bühnenartigen Rahmen für die Produktkonzepte und Interior Designs der internationalen Ausstellerszene: ein Schauplatz für Designinszenierungen, die Zeichen setzen. in Halle 4.1 einziehen. Hier zeigen Labs, Schulen, Netzwerke und der Pure Talents Contest Designkonzepte für die Möbel und das Lebensumfeld von Morgen, für kreative und nachhaltige Produkte und Wohnformen. Die Plattform für junges Design bündelt die Aktivitäten der imm cologne zur Förderung internationaler Nachwuchsdesigner. Langjähriger Anziehungspunkt ist dabei die Präsentation der Gewinner des internationalen Nachwuchswettbewerbs der imm cologne, dessen Umbenennung von D3 Contest in Pure Talents Contest seine Zugehörigkeit zum Pure Bereich unterstreicht. 2013 eingeführt, wird Pure Editions nun mehr Raum zur Entwicklung gegeben: Auf der imm cologne 2016 wird sich dieses Segment über das gesamte obere Stockwerk der Hallen 2 und 3 ziehen. Das vormals in Halle 2.2 angesiedelte Pure Village wird als eigenes Segment mit allen seinen Inhalten in Pure Editions aufgehen. Für Überraschungen werden auch wieder die jungen unabhängigen Designer und Designstudios sorgen, die mit Startups eine eigene Plattform für ihre Produkte in Halle 2.2 erhalten. Über Designtrends berichtet und diskutiert wird im Vortragsforum The Stage (Halle 2.2). Die Sonderschauen Featured Editions – rund ein Dutzend ausgewählte, von Designern oder Architekten für die Aussteller entworfene Installationen – und „Das Haus – Interiors on Stage“ sind die Highlights von Pure Editions und unterstreichen den galerieartigen Charakter dieser Halle. Gute Basis und schöne Aussichten für 2016 Die Segment-Struktur aus Pure, Pure Editions und Pure Talents repräsentiert die Vielfalt des Möbeldesigns genauso wie die unterschiedlichen Konzepte des Wohnens. Die imm cologne bildet damit die Trends im Interior Design ab und bietet großen Playern wie kleinen Labels, richtungweisenden Premium-Marken wie jungen Protagonisten der Designszene ein Zuhause. „Wir sind mit dem aktuellem Anmeldestand mehr als zufrieden und freuen uns auf ganz neue, internationale Aussteller, die auf unserer Wunschliste für den Pure-Bereich standen“, so Creative Director Dick Spierenburg. „Wir sind begeistert von der Tatsache, dass die imm cologne selbst nach wie vor spürbar stetigen Aufwind erfährt“ resümiert Thorsten Muck, Geschäftsführer bei Thonet. „Außerdem ist das direkte und ungeschminkte Feedback der Endverbraucher an den Wochenendtagen für uns sehr bedeutsam. Wir freuen uns jetzt schon auf den Januar 2016!“ Pure Talents – junges Design in Halle 4.1 Das dritte Segment von Pure rückt räumlich näher an den Ort des Geschehens: Pure Talents ist das Forum der imm cologne für junges, experimentelles Design und wird 2016 6 1 Pure Editions - Platforms, Halle 2.2 Aussteller: Lina 2 Pure Editions - Startups, Halle 2.2 3 Pure Editions - Platforms, Halle 2.2 Aussteller: Kenneth Cobonpue 4 Pure Editions; Featured Editions Design: Läufer+Keichel;Schneiderschram 5 Pure Editions, Halle 2.2 The Stage (Vortragsforum) 6 Pure Editions, Halle 2.2 Pure Club (Catering) 48 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das 18_Das Haus Haus 2013 2016 Foto: Guido Schiefer; Koelnmesse Interview Dick Spierenburg I 49 Interview Dick Spierenburg Fünf Häuser mit fünf Perspektiven Zum Prinzip des Design-Events der imm cologne „Das Haus – Interios on Stage“ gehört es, dass jedes Jahr ein neuer Designer eingeladen wird, diese internationale Plattform für Interior Design zu bespielen. Für 2016 haben die Kölner Sebastian Herkner gewinnen können. Sebastian Herkner ist der neue deutsche Name in der internationalen Designszene. Der Creative Director der imm cologne, Dick Spierenburg, erläutert im Interview die Hintergründe für diese Auswahl und kann einen Vergleich ziehen zwischen fünf Editionen „Das Haus“, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Herr Spierenburg, auf der imm cologne 2016 wird unter Ihrer Regie nun bereits die fünfte Edition von „Das Haus“ realisiert. Was haben Sie aus diesem Projekt über das Wohnen gelernt? Wenn man sich alle bisherigen Interpretationen von „Das Haus“ ansieht, fällt auf, dass jeder Kreative wieder völlig neue Lösungen und alternative Raumaufteilungen gefunden hat. Und doch sind alle diese Konzepte in den meisten heutigen Wohnungen nur schwer umsetzbar, und zwar wegen der vielen festen Wände und Anschlüsse. Damit plädieren die Designer für freiere, individuellere Planungsmöglichkeiten. Bei den drei europäischen Designteams, die wir hier bisher gesehen haben, waren Wände kein großes Thema, weil sie ziemlich offene Wohnformen geplant haben, meist rund um einen zentralen Innenhof herum. Auch Sebastian Herkners Konzeption folgt diesem Ansatz. Nur Neri & Hu aus China haben die unterschiedlichen Zonen im Haus durch Wände definiert. Für mich war es schön zu sehen, dass die von uns bewusst möglichst offen gehaltene Planungsfreiheit zu visionären Alternativen geführt hat, die gleichzeitig auch machbar gezeigt worden sind. Haben Sie eigentlich ein Lieblingshaus? Was waren aus Ihrer Sicht die Highlights? Die vier Häuser der vergangenen Jahre haben alle einen komplett eigenen Charakter gezeigt. Damit sind sie alle gleich wichtig für die Bedeutung des Projektes. Neben den weit auseinander liegenden Gestaltungskonzepten sind mir einige faszinierende Fundstücke besonders in Erinnerung geblieben: das Ladenfenster bei Doshi Levien (2012), durch das hausgemachte Produkte auf der Straße verkauft werden; die grün bepflanzte Jalousien-Fassade von Luca Nichettos Haus (2013); und die Küchen-Werkstatt und das riesige Gästebett von Louise Campbell (2014). Da die Architektur meine persönliche Leidenstaft ist, wird es keinen überraschen, dass ich gerade das Haus von Neri & Hu super spannend fand: Diese Burg mit der kräftigen, stimmigen Fassade, die sehr konzeptionelle Gestaltung und die bühnenhafte, fast theatralische Einrichtung haben mich sehr beeindruckt. 50 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Gibt es eigentlich eine konkrete Aufgabe für den Kreativen, oder hat er bei der Gestaltung vollkommen freie Hand? Die Aufgabe lässt den Kreativen sehr viel Freiheit. Beherrschendes Motiv ist, dass alle Aspekte des Wohnens im Gesamtentwurf aufgenommen sind, damit die Besucher es interpretieren und vergleichen können. Ebenso wichtig ist es, dass es eine Verbindung von außen und innen gibt. Bis jetzt haben alle Designer diese Breite und Tiefe geschätzt und auch von sich aus gesucht. Wie wählen Sie die Designer oder Architekten aus? Und ist die Nominierung auch ein Zeichen für die Branche? Für eine Nominierung zum Designer von „Das Haus“ ist es essentiell, wenn ein interessantes, breites und aktuelles Portfolio vorliegt. Für die Designer ist es sowohl eine Chance, eine Herausforderung und eine Ehre, und natürlich ist es für die Branche ein Signal. Denn die Nominierung ist sowohl ein Statement als auch eine Prognose: Dieser hoch-talentierte Designer hat bereits Bedeutung, und sie wird noch wachsen! Für die Veranstaltung ist es wichtig, dass jede Edition von „Das Haus“ wieder neu überraschen kann, dass sie einen Kontrast zur Vorgänger-Version bildet und damit Profis und Endverbraucher aufs Neue zu inspirieren vermag. Wir suchen Persönlichkeiten, die einen unterschiedlichen Blick auf das Thema Wohnen zeigen. Die Designer der ersten drei Editionen kamen aus London, Italien und Skandinavien, aus Regionen also, die derzeit einen starken Beitrag zur kreativen Entwicklung der Einrichtungswelt leisten. Dann haben wir über die Grenzen Europas geblickt und schließlich die beiden Architekten aus China ausgewählt. Für die fünfte Ausgabe schien es uns richtig, dass sich mit Sebastian Herkner auch einmal ein Talent aus Deutschland beweisen kann. Warum er? Was schätzen Sie an Sebastian Herkner? In dem Kreis von international erfolgreichen, „upcoming” deutschen Designern ist Sebastian Herkner uns schon früher aufgefallen. Als einer der Teilnehmer des Nachwuchswettbewerbs der imm cologne Pure Talents Contest in den Jahren 2008 und 2010, der damals noch D3 Award hieß, hat er sich weiterentwickelt und mit vielen renommierten Firmen eine sehr breite Produktpalette realisiert. Er hat uns sowohl mit seinen Entwürfen für Möbel, Accessoires und Leuchten als auch mit seinen Ausstellungskonzepten überzeugt. Besonders sein Interesse an der Materialität und an lokalen, traditionellen Produktionsweisen spricht uns an. Wir freuen uns auf seine sicherlich sehr originelle Vision für das immer aktuelle und attraktive Thema Wohnen. Nun wird „Das Haus“ 2016 ja rund! Sie sind ja auch für die Gestaltung der Halle verantwortlich – ist die runde Form denn wirklich messetauglich? Runde Messestände sind ja eher eine Seltenheit… Wichtig für „Das Haus“ wie auch für die Halle ist doch vor allem der Kontrast zwischen den beiden: ein Beispiel von visionärem, ganzheitlichem Design in Form eines kompletten Hauses zentral in der neuen, reduzierten Architektur des Pure Editions-Formats „Platforms“ mit den dort präsenten hochkarätigen Marken! Das geht mit einem runden Pavillon wahrscheinlich sogar noch besser als mit einem rechteckigen. Neuartig und spannend ist es unbedingt! Könnten Sie sich vorstellen, dass „Das Haus“ auch mal an einem anderen Standort aufgebaut wird? Ich habe schon seit einiger Zeit den Traum, dass „Das Haus“ auch auf anderen Kontinenten aufgebaut und gezeigt wird. Eigentlich ist es doch schade, wenn die Ergebnisse von so viel Kreativität und dem Einsatz von Energie und erheblichen Mitteln nur ein einziges Mal, nur eine kurze Woche lang auf einer Veranstaltung gezeigt werden. Deshalb wird nach Partnern für „Das Haus“ gesucht, um es international noch einmal präsentieren zu können – etwa in den USA. Vielleicht erreichen wir das ja sogar schon mit dem Haus von Sebastian Herkner. Das wäre ein neuer Meilenstein! Pressemeldung_Überblick Interview Dick SpierenburgI I5151 Foto: Lutz Sternstein; Koelnmesse 52 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse, Pure, Halle 11.2; Aussteller: MDF Pressemeldung imm cologne/LivingInteriors 2016 I 53 imm cologne 2016: Sehr gute Zwischenbilanz für die imm cologne • 80 Prozent der Fläche belegt • Internationaler Business-Treffpunkt der Branche • Mit dem Event LivingInteriors zur ganzheitlichen Einrichtungskompetenz Köln, September 2015. Für einen schwungvollen Start ins Möbeljahr 2016 wird im Januar kommenden Jahres wieder die Leitmesse der Branche – die imm cologne sorgen. Mit geplant rund 1.200 Unternehmen aus 50 Ländern präsentiert sich das Messeduo aus imm cologne und LivingInteriors auch 2016 als eine breit aufgestellte, vielseitige Produktschau. Schon jetzt sind rund 80 Prozent der verfügbaren Fläche fest gebucht, zwei Drittel der Aussteller kommen dabei aus dem Ausland. Die stärksten Auslandsbeteiligungen kommen aus Europa sowie der asiatischen Region. Ebenso international wie die Aussteller werden auch wieder die Besucher sein: Der Anteil der Messegäste aus dem Ausland liegt bei der imm cologne im Durchschnitt immer bei deutlich über 40 Prozent (bezogen auf die Fachbesuchertage). Vor allem bei Besuchern aus Asien, Nordamerika und Europa registrierte die Messe in den letzten Jahren ein deutliches Plus. Dies ist umso wichtiger, da sich z.B. für die deutsche Möbelindustrie auf dem amerikanischen Markt in den vergangenen Monaten gute Exportchancen eröffnet haben. Für 2016 rechnet die Koelnmesse zur imm mit mehr als 120.000 Besuchern aus aller Welt. In Köln finden die Aussteller alle relevanten Zielgruppen an einem Ort und die perfekte Möglichkeit, ihre Ideen und Innovationen der ganzen Welt auf einen Schlag zu präsentieren. Der Messeplatz ist damit der Treffpunkt für die globale Einrichtungsbranche und für viele Aussteller das Tor nach Asien und Nordamerika. Ihren Anspruch als internationale Business-Drehscheibe unterstreicht die Messe nicht zuletzt damit, dass 93 Prozent der Aussteller mit der Erreichung ihrer Messeziele zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind „Der Business Aspekt ist für uns von zentraler Bedeutung. In Köln konzentrieren sich die Top-Entscheider zum Start ins Geschäftsjahr! Hier treffen wir alle wichtigen Einkäufer aus dem deutschen Möbelhandel. Es kommen Verbände, wir verhandeln mit Inhabern und Geschäftsführern, mit den Großen der Branche genauso wie mit Mittelständlern,“ wie Peter Schönhofen, einer der beiden Kare-Gründer und Geschäftsführer in einem Interview mit dem Möbelmarkt betonte. Nachweislich bauen die Aussteller über die Kölner Einrichtungsmesse ihre Netzwerke aus und erschließen so neue Märkte. Auch wenn die internationalen Geschäftskontakte an erster Stelle aus dem europäischen Raum kommen, bietet eine Leitmesse wie die imm cologne die Chancen, Geschäfte mit Einkäufern aus Asien, Osteuropa, dem Mittleren Osten sowie Nordamerika zu machen. „Wir zeigen Wege auf, damit das Thema Export nicht nur Theorie bleibt. Export bedeutet ja nicht immer gleich Amerika oder Asien. Export ist auch Frankreich, Großbritannien oder die Niederlande. Etwa 63 Prozent unserer Fachbesucher kommen aus der EU“, erklärt Arne Petersen, Geschäftsbereichsleiter Messemanagement der Koelnmesse. „Der Januartermin ist perfekt, um als Aussteller gezielt die Neuheiten und Bestseller für die Herbstkollektionen zu platzieren“, so der Geschäftsbereichsleiter weiter. Wie in jedem zweiten Jahr sorgt das Zusammenspiel aus LivingInteriors und imm cologne für noch mehr Attraktivität, ganz neue Zielgruppen und jede Menge Mehrwert für die Aussteller. Das Ergebnis: Eine einzigartige 360-Grad-Leistungsschau, die einen perfekten und vor allem umfassenden Überblick über das Thema Einrichten bietet. In Köln werden aus Möbelwelten Wohnwelten: Die LivingInteriors erweckt die aktuellsten Innovationen und Konzepte aus den Bereichen Bad- und Raumgestaltung ganzheitlich zum Leben. Dabei bildet 2016 die Trend Avenue den Mittelpunkt. Entlang dieser zentralen Innovationsstraße erleben die Besucher an zahlreichen Ständen und in spannenden Sonderschauen die Trends und Konzepte von morgen – nicht zuletzt im Forum mit seinem inspirierenden Event-Programm. 54 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 25_Das Haus 2016 1 2 3 4 5 Pressemeldung imm cologne/LivingInteriors 2016 I 55 6 Koelnmesse – No. 1 in Furniture: Die Koelnmesse ist der internationale Top-Messeveranstalter für die Themen Einrichten, Wohnen und Leben. Am Messeplatz Köln zählen die Leitmesse imm cologne sowie die Messeformate LivingKitchen, ORGATEC, spoga+gafa, interzum und Kind + Jugend zu etablierten Branchentreffpunkten von Weltrang. Diese Messen bilden umfassend die Segmente Polster- und Kastenmöbel, Küchen, Büromöbel, Outdoor-Living sowie die Innovationen der Möbelzulieferindustrie ab. Das Portfolio hat die Koelnmesse in den vergangenen Jahren gezielt um internationale Messen in den wichtigsten Boom-Märkten der Welt ergänzt. Dazu zählen die Rooms Moscow/Moscow International Furniture Show, die China International Kitchen and Bathroom Expo (CIKB) in Shanghai und in Singapur die furniPRO Asia. Anmerkung für die Redaktion: Fotomaterial der imm cologne 2015 finden Sie in unserer Bilddatenbank im Internet unter www.imm-cologne. de im Bereich „Presse“. Presseinformationen finden Sie unter www.imm-cologne.de/presseinformation imm cologne bei Facebook: https://www.facebook.com/imm-cologne 7 8 1 Pure, Halle 11.1., 11.2, 11.3 Aussteller: Cor 2 Comfort, Halle 6, 10.2 Aussteller: Schillig 3 Hallenplan imm cologne 2016/LivingInteriors 2016 Aktueller Stand: 5.2015 4 Global Lifestyles, Halle 2.1, 3.1 5 Smart, Halle 7, 8 6 Sleep, Halle 5.1, 9 Aussteller: Dormiente 7 Prime, Halle 5.2, 10.1 8 LivingInteriors 4.2 Alle Fotos: Koelnmesse Foto: Constantin Meyer; Koelnmesse, Pure, Halle 11.1; Aussteller: Team by Wellis, Wellis Möbelfabrik AG Pressemeldung imm cologne/LivingInteriors 2016 I 57 imm cologne 2016: Wohnen.Einrichten.Leben. Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur The imm cologne‘s content service for design and interior lifestyle Impressum imm cologne 2016 18. - 24.01.2016 Ihr Kontakt bei Rückfragen: Konzeption: far.consulting Die Agentur für Content-Entwicklung und -Umsetzung Dillenburger Str. 83, 51105 Köln Telefon + 49-2 21-620 18 02 Telefax + 49-2 21-962 45 39 [email protected] www.far.consulting Manuela Bruder Telefon + 49 221 821-3168 Telefax + 49 221 821-3544 E-Mail [email protected] Redaktion: Frank A. Reinhardt Claudia Wanninger Lars Mörs Markus Majerus Telefon + 49 221 821-2627 Telefax + 49 221 821-3417 E-Mail [email protected] Grafik: Karsten Jipp, Berlin www.imm-cologne.de www.livinginteriors-cologne.de www.livingkitchen-cologne.de http://pure.imm-cologne.de Koelnmesse GmbH Messeplatz 1 50679 Köln Postfach 21 07 60 50532 Köln Deutschland Telefon + 49 221 821-0 Telefax + 49 221 821-2574 [email protected] www.koelnmesse.de Geschäftsführung: Gerald Böse (Vorsitzender) Katharina C. Hamma Herbert Marner Vorsitzender des Aufsichtsrates: Oberbürgermeister Jürgen Roters Sitz der Gesellschaft und Gerichtsstand: Köln Amtsgericht Köln, HRB 952 Foto Titel: Lutz Sternstein, Frankfurt Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt die der Redaktion dar. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt und ausschließlich für die Pressearbeit nutzbar. Journalisten können alle Artikel und Fotos kostenfrei gegen entsprechende Zusendung von zwei Belegexemplaren verwenden. Die Nennung der Autoren ist nicht zwingend notwendig. Die Bildrechte liegen gemäß Kennzeichnung bei den Autoren und der Koelnmesse. Wir danken für die freundliche Bereitstellung der Bilder durch die Fotografen und die Hersteller und bitten um entsprechende Nennung. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Köln. Bei Abdruck Belegexemplar erbeten. Auch zur imm cologne 2016 haben wir für das Projekt „Das Haus” einen kompetenten Ansprechpartner für die Presse. Für sämtliche (Bild)Anfragen, InterviewWünsche bitte ich Sie, sich direkt an unsere Agentur zu wenden: Claudia Wanninger E-Mail: [email protected] Impressum I 59 Foto: Koelnmesse imm cologne 2016 18. - 24.01.2016 www.imm-cologne.de www.livinginteriors-cologne.de www.livingkitchen-cologne.de http://pure.imm-cologne.de Koelnmesse GmbH Messeplatz 1 50679 Köln Postfach 21 07 60 50532 Köln Deutschland Telefon +49 221 821-0 Telefax +49 221 821-2574 [email protected] www.koelnmesse.de
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