Industriestandorte in den USA Houston, Texas

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16-mm-Film 32 10137
VHS 42 01928
15 min
Industriestandorte in den USA
Houston, Texas
Energiezentrum im Sunbelt
Lernziele
„Boom-town“ – Entwicklung als Folge von Erdölgewinnung; Zulieferindustrien und Folgeentwicklungen im Dienstleistungsbereich; städtischer Aufstieg durch Standortverbesserungen (Kanal);
wirtschaftliche Monostruktur als besonderes Gefährdungsmoment; sektoraler Wandel; F&E-intensive Strukturförderung.
Vorkenntnisse
Historische Entwicklung der USA; Entwicklung der Landwirtschaft in den USA; klimatische Bedingungen im Golf von Mexiko
Inhaltsübersicht
1. Einführung: Houston, Texas als Energiezentrum im Sunbelt
2. Aufbau eines Bohrturms im Auftrag der Walter Oil and Gas Corporation 20 km von Houston
entfernt
3. Houston als Headquartercity mit internationaler Anbindung
4. „Rusty“ Walter (Walter Oil and Gas Corporation) zur Erdölförderung (Off-Shore):
Organisation, Aufwand und Kosten
5. Zeichen des Reichtums (Ölbarone) in Houston
6. Historischer Rückblick: Entwicklung der Region vom Agrarland zur Industrieregion;
Bedeutungsgewinn durch Ölfunde und den Bau des Houston Ship Channels
7. Raffinerie und Petrochemie am Houston Ship Channel (Chemical Strip)
8. Boom und Bust in Houston
9. Ökologische Probleme in der Region
10. Ausblick: Notwendigkeit zur Diversifikation
Zusätzliche Informationen
Welche wirtschaftsgeographisch bedeutsamen Einsichten und Erkenntnisse kann man an einem Beispielraum gewinnen, von dem es in einer nicht unzutreffenden Kennzeichnung vor einigen Jahren
hieß: „Texas – Ein Land, in dem die Klischees sich selber übertreffen“ (Geo, 8/1985, S. 12f.)? Aus
diesem Raum noch einmal ein Kerngebiet besonderer Eigenart, die Area Houston-GalvestonBrazoria, heute die viertgrößte Stadtregion der USA mit etwa 3,7 Mio. Einwohnern, herauszugreifen, verstärkt diese Problemstellung noch.
Es gilt, vom Klischee hinwegzukommen, zugleich aber jene besonderen raumwirksamen Wachstums- wie Rezessionsprozesse auch Betrachtern verständlich und bemerkbar zu machen, die in
(west- und mittel-) europäischen Dichte- und Distanzwerten, Zeitabläufen und Entwicklungsperioden zu denken gewohnt sind. Schließlich ist Texas selbst für viele US-Amerikaner ein nur sehr
bedingt in seiner Entwicklung richtig einzuschätzender Teil der USA. Genau dies hat ja zu den
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gängigen Klischees geführt: „In Texas ist alles größer; es gibt nur Wachstum; nichts ist unmöglich
– Gott muss, zumindest in der Selbsteinschätzung der Texaner, ein Texaner sein“.
Dabei weist Texas mit seinen (1990) knapp 17 Mio. Einwohnern auf einer Fläche von rund 692.000
km² eine nahezu identische Bevölkerungsdichte (etwa 25 Ew./km) wie die USA insgesamt auf.
Auch das Pro-Kopf-Einkommen entsprach und entspricht ziemlich genau dem nationalen Mittelwert (1980) (Texas: 9.545 US$ / USA: 9.233 US$). Ist Texas also doch typisch für die USA? (Und
Houston für Texas?) So wie Houston eine Reihe von Entwicklungsmerkmalen aufweist, die für
Texas kennzeichnend sind, so gilt das auch für Texas in Bezug auf den „Sunbelt“. Dennoch sind jeweils große innere Disparitäten nicht zu übersehen.
Anglo-amerikanischer Wirtschaftsgeist in einem Grenzraum des spanisch-sprechenden Nordamerika, so lässt sich die historische wie aktuelle Entwicklungsproblematik von Texas kurzgefaßt
charakterisieren.
Aus beiden Wurzeln stammt die sich wechselseitig verstärkende Dynamik wirtschaftsräumlichen
Wachstums, die in den großen Stadtagglomerationen von (allen voran) Houston (3,2 Mio. Einw.,
1990), Dallas – Fort Worth (seit 1983 getrennt „metropolitan areas“: Dallas 2,5 Mio. Einw., 1990;
Fort Worth Arlington 1,3 Mio. Einw., 1990) und San Antonio (1,3 Mio. Einw., 1990) ihren besonderen Niederschlag findet. Die heutige Staatshauptstadt Austin (0,7 Mio. Einw., 1990) ist davon
weniger stark betroffen.
Dabei sind einige historische Abschnitte zur Erklärung notwendigerweise heranzuziehen: Erst vor
etwa 150 Jahren (1845/1848) kam Texas in die Vereinigten Staaten. Die USA hatten 1803 den östlichen Nachbarstaat des heutigen Texas, Louisiana, erworben und Landansprüche („claims“) bis
zum Rio Grande angemeldet. In dieses noch zum spanischen Territorium gehörende Gebiet wanderten von Osten („going West“) zahlreiche Siedler ein. Erst als Mexiko 1921 seine Unabhängigkeit
von Spanien erreicht hatte und diesen Kolonisten über Landvermittler („empresarios“) die Ansiedlung legal ermöglichte, bildete sich ein zusammenhängendes, überwiegend englisch sprachiges
Siedlungsgebiet in der Golfküstenebene („Gulf Coastal Plains“) um Brazoria-Galveston. Wegen
ständiger Auseinandersetzungen über Sklaverei, Sprache, Religion und Verwaltungsstrukturen
trennt sich 1836 die „Republik Texas“ von Mexiko, um sich 1845 in einer Abstimmung für den
Beitritt zu den USA zu entscheiden. Dies führte 1845-1848 zum Krieg zwischen den USA und
Mexiko, an dessen Ende die heutige, vom Rio Grande gebildete Grenze zwischen dem US-Staat
Texas und Mexiko endgültig festgelegt wurde.
Bis 1959, dem Jahr der Aufnahme Alaskas als 49. Staat der USA (als Territorium 1867 von Russland erworben), war Texas der flächengrößte Staat der USA. Nicht zuletzt der „einzige Stern“ in der
Landesflagge („Lone star state“) symbolisiert bis heute ein bewusst hohes Maß von Unabhängigkeit
und Eigenständigkeit des Staates Texas innerhalb der USA.
Unter General Sam Houston erstritt (s.o.) die Republik Texas 1836 ihre Unabhängigkeit von Mexiko. Im gleichen Jahr wurde die nach ihm benannte heutige Stadt Houston gegründet. Kurzzeitig war
Houston zweimal (zwischen 1836 und 1845) sogar Hauptstadt der Republik Texas. Vor allem als
Eisenbahnknotenpunkt, aber auch als Hafenstandtort, wuchs Houston in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts vergleichsweise rasch; im Jahr 1900 erreichte die Stadt eine Einwohnerzahl von
45.000.
Bis zu diesem Zeitpunkt war aber das unmittelbar an der Küste gelegene, etwa 70 km entfernte
Galveston als Baumwollexport- und Einwanderungshafen ungleich bedeutender als Houston. Ein
verheerender Hurrikan verwüstete jedoch im Jahr 1900 diese Stadt.
Mit der zu Beginn des Jahres 1901 einsetzenden Erdölförderung (erstmals bei Beaumont, rund 100
km nordöstlich von Houston) begann die eigentliche wirtschaftliche und städtische Entwicklung
von Houston. Der schon 1914 fertiggestellte „Houston Ship Channel“, auch für größere Erdöl© FWU Institut für Film und Bild
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tanker, steigerte die Bedeutung von Houston als Erdölraffinerie- und Industriestandort nachhaltig.
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen verdeutlicht dies ganz eindeutig:
Stadt Houston
Jahr
1900
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
1000 Einw.
45
79
138
292
385
596
938
1233
1594
1725 (P)
Nachdem selbst die Weltwirtschaftskrise zu Beginn der dreißiger Jahre dank umfangreicher neuer
Erdölfunde in Texas günstiger gemeistert werden konnte als in den übrigen USA, bedeutete der
Aufstieg der USA zur wirtschaftlichen und politischen Weltmacht einen außerordentlichen Bedeutungszuwachs für Texas und die „Tanker town“ Houston im besonderen, waren sie doch im
Besitz des „strategischen Gutes Nr. 2: Erdöl“. Investitionen in die Prospektion, die Gewinnung und
die Verarbeitung von Erdöl erschienen als und waren über mehrere Jahrzehnte hinweg eine „todsichere Anlage“.
Die Ansiedlung von Zulieferindustrien, insbesondere in den Bereichen Bohrgeräte, Erdölfördereinrichtung, Tank- und Leitungsbau sowie die Entwicklung von entsprechenden Dienstleistungsunternehmen in den Bereichen Wartung, Handel, Banken und Verkehr machten vor allem Houston zum
Weltzentrum der Erdölwirtschaft mit metropoler Stadtentwicklung. In „texanischer Bescheidenheit“
bezeichnet sich die Stadt selbst deshalb auch gern als „wichtigste Stadt im zentralen Sunbelt“.
Dabei umfasst dieser Raum nicht weniger als acht Staaten: Colorado, Kansas, Missouri, Oklahoma,
Arkansas, New Mexico, Texas und Lousiana.
Dass sich in den achtziger Jahren, verstärkt in den Jahren 1985 bis 1990, eine krisenhafte Situation
für die Wirtschaft von Texas, die Erdölwirtschaft insbesondere und ganz speziell für das Energiezentrum Houston ergeben würde, war zwar wegen der weltwirtschaftlichen Interdependenzen, der
doch erheblichen industriellen Monostruktur und der sich daraus ergebenden – auch negativen –
„Synergie-Effekte“ theoretisch vorstellbar. Praktisch kam dennoch die Entwicklung, vor allem in
ihrem tiefgreifenden und länger anhaltenden Umfang, für Texas überraschend. Sie hatte in den
gesamten USA, insbesondere im Kreditgeschäft der Banken und Sparkassen erhebliche Auswirkungen, wie zahlreiche Insolvenzen von zum Teil sehr großen Geldinstituten beweisen.
Dennoch wäre Texas nicht „the lone star“ – state, wenn man nicht mit wiederum herausragendem
Elan an deinem wirtschaftlichen Wiederaufstieg in größerer Unabhängigkeit vom Erdöl arbeiten
würde. Schon vor dem Niedergang der letzten Jahre, der entgegen der meistgestellten Eigendiagnose einer konjunkturellen Krise wohl doch eine strukturell darstellt, waren in mehreren Regionen
von Texas bedeutende Ansätze zur wirtschaftliche Diversifizierung eingeleitet worden.
Forschungs- und entwicklungsintensive Produktionsbereiche, hochwertige universitäre Ausbildungsstätten, vorzügliche Ausbauten im Bereich von Tagungs- und Kongressstätten bzw. von Großflughäfen als „ecoomic gat-ways“ sind hier unbedingt zu nennen, die man außerhalb möglicherweise nicht so rasch wahrgenommen hat, weil sie nicht so ganz in das „Steak- und Ölimage“ von
Texas passen. Zusammen mit dem ungebrochenen Bevölkerungswachstum und der demzufolge
wachsenden Eigenbedeutung als Markt wird Texas eine wirtschaftliche Erholung, allerdings mit
teilweise doch anderen „Schlüsselbereichen“, erreichen können. Houston wird jedoch an diesem
Wachstum nicht in einem „selbstverständlich größeren Umfang“ als der übrige Staat teilhaben.
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Zwei umfangreiche Wirtschaftszonen, Dallas – Arlington – Ft. Worth und auch San Antonio –
Austin, sind im Bereich der nicht-erdölorientierten Wirtschaft relativ schon ein ganzes Stück weiter
als Houston. Dennoch: 1836 mit dem Ziel, das „commercial emporium of Texas“ (der wichtigste
Handelsplatz von Texas) zu werden, gegründet, wird Houston diese heute erreichte Position mit
aller Energie – nicht nur mit Erdöl – verteidigen.
Literatur
Federal Reserve Bank of Boston (Ed.): New England Economic Indicators (mit USAVergleichsdaten), monatlich, Boston, MA
Gruner u. Jahr (Hrsg.): Geo-SPEZIAL: Texas, Hamburg 8, 1985
Houston Economic Development Council (ED.): Houston. American Growth For Europe On
The Move. Houston, Tx. 1985
National Geographic Society (Ed.): National Geographic Magazine Close-up: USA:
Arkansas, Oklahoma, Louisiana, Texas. (Kartenbeilage) Washington, D.C., 10, 1974
Dies. National Geographic Magazine, The Making of America (Xl): Texas. (Kartenbeilage)
Washington, D.C. 3, 1986
Simons, K.: New England Banks and The Texas Experience. New England Econ. Review, H.5, S.
55-62, Boston 1990
Westermann-Verlag (Hrsg.): Geographische Rundschau. Sonderheft USA. Braunschweig 4/1983
Weitere Medien
32 10042/42 01785 New York. 16-mm-Film/VHS, 17 min, f
32 10041/42 01884 Industrieller Wandel in Neuengland. Textilproduktion und High Tech im
Großraum Boston. 16-mm-Film/VHS 16 min, f
32 10138/42 01929 Chicago. Wirtschaftsmetropole im Wandel. 16-mm-Film/VHS 15 min, f
Produktion
Axel Engstfeld Filmproduktion, Köln, im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 1991
Buch und Regie
Gabriele Jakobi
Kamera
Volker Tittel
Schnitt
Brigitte Schroeder
Ton
Michael Loeken
Grafik
Mediendesign Norbert A. Moucha
Begleitkarte
Prof. Dr. Helmut Breuer
Pädagogische Referentin im FWU
Karin Beier
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