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Trakehner im Distanzspor t . S P O R T . DER TRAKEHNER 08/2015
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Ausnahmestute Famosa
Erfolgreiche Distanzpferde mit Trakehnerbrand sind nicht allzu häufig anzutreffen. Schon
gar nicht langjährige DOKR Kaderpferde, die erfolgreich bei Deutschen Meisterschaften
und sogar in Internationalen Championaten für Deutschland an den Start gingen. Dies gilt
für FAMOSA v. Kosmonaut ox a.d. Freundin v. Cocktail aus der Zucht der ZG Al Samarraie und
Sauerbeck, Rotenburg a.d. Fulda, die im Jahr 2000 im Gestüt der Familie Al Samarraie das Licht
der Welt erblickte. Sie wurde für den Distanzsport gezogen und hat alle Erwartungen erfüllt.
F
FOTO: PRIVAT
Bronze bei den
Deutschen Jugendmeisterschaften der
Distanzreiter gab es
für Nayla Al Samarraie
und die international
erfolgreiche Famosa
v. Kosmonaut ox.
amosa wuchs in der Stutenherde des Gestüts auf großen extensivierten Weiden der sanften Mittelgebirgslandschaft des
mittleren Fuldatals auf. Das Gestüt umfasst knapp 20 ha, die
Wiesen wurden meist zu 4-5 ha großen Flächen zusammengestellt, die alle unmittelbar in Gestütsnähe liegen. Mit ihrem ersten
Fohlen vom damaligen Gestütshengst Okeano ShA, wurde Famosa
als ZSAA Verbandsprämienstute eingetragen. Ihre Tochter wird
selber heute erfolgreich im Distanzsport eingesetzt. Famosa absolvierte die ZSAA Hengstleistungsprüfung 2007 in Kreuth mit einer
guten Gesamtnote und hat damit auch ihre vielseitigen Fähigkeiten
unter Beweis gestellt. Ihre Mutter Freundin stammte von Cocktail,
einem Sohn des Habicht, der über Burnus auf den Shagya-Araber
Lapis zurückgeht. Lapis ShA, ein Vertreter der Siglavylinie, hat somit
über seinen Sohn, seine Enkel, Urenkel und Ururenkel sehr großen
Einfluss auf die weltweite Trakehnerzucht genommen. Die Großmutter Freundschaft führt über ihren Vater Maharadscha, der über
seinen Vater Famulus die in Trakehnen begründete Hengstlinie des
einflussreichen Fetysz ox wohl am wirkungsvollsten vertrat, hochkarätiges Blut, das auf ihrer Mutterseite wertvolle Ergänzung fand.
Die Mutter der Freundschaft, die St.Pr.St. Freude II, vom damals bei
Dr. Schmidt in Ankum aufgestellten Shagya-Araberhengst Gazal VII,
einem der wichtigsten Importe seiner Zeit aus dem ungarischen
Nationalgestüt Bábolna, zog Gudrun Sauerbeck aus einer ihrer Gestütsgründerstuten, der schwarzbraunen, 173 cm großen Fischerin
von Wilder Jäger a.d. Fischhausen. Gudrun Sauerbeck galt in ihrer
Zeit als Impulsgeberin in der Trakehnerzucht und unterstrich schon
damals das züchterische Anliegen, gezielt arabisches Blut in die
Zucht einzubringen. Nach weiteren züchterischen Erfolgen, Siegen
auf DLG Ausstellungen u. a. der Siegerstute der ersten hessischen
Landesstutenschau, Maritza von Gobelin, sowie der Zucht ihres
Sohnes Matador, zog sich Gudrun Sauerbeck aus der aktiven Zucht
zurück und verpachtete Freundin an ein hessisches Trakehnergestüt. 1996 holte sie die nunmehr fünfzehnjährige Stute zurück nach
Rotenburg a.d.Fulda in das Shagya-Arabergestüt Samarra und gründete mit Ahmed Al Samarraie, dem langjährigen Vorsitzenden des
ZSAA, eine Zuchtgemeinschaft. Nach zwei Fohlen vom gestütseigenen Okeano ShA, v. Balaton - Bajar, wurde Freundin mit Kosmonaut ox bedeckt. Es war eine Anpaarung mit der Vision, ein für den
Einsatz im Distanzsport geeignetes Pferd zu züchten. Famosa wurde
im Jahr 2000 geboren. Das exklusive Leistungsblut des Kosmonaut,
der mehrfach den Leistungsvererber Priboj führt, wurde von Ahmed
und Klaudia Al Samarraie auch für die Shagya-Araberzucht eingesetzt. Die gestütseigenen gekörten und leistungsgeprüften ShagyaAraberhengste PH (PremiumHengst) Olymp ShA und PH Komet
ShA, väterliche Halbbrüder von Famosa, sowie deren zahlreiche
qualitätvolle Nachkommen zeugen von der hohen Vererbungskraft.
Familienerfolge
Famosa wurde nach der erfolgreichen Stutenleistungsprüfung für
den Distanzsport trainiert. Nach einigen erfolgreichen nationalen
Ritten startete Joana Al Samarraie mit ihr in die internationale Karriere. Joana war bereits als Vierzehnjährige Mitglied der deutschen
Jugend-Equipe und hat sich über erfolgreiche nationale und internationale Distanzritte mit ihrer früheren Erfolgstute Tamunis ShA
schon 2003 für die Jugendweltmeisterschaften in Pratoni del Vivaro
qualifiziert und erfolgreich teilgenommen. Es folgten die Titel der
Deutschen Jugendvizemeisterin 2003, Deutsche Jugendmeisterin
2004 und die Teilnahme an der Jugend WM in Bahrain 2005, sowie
die Bronzemedaille der DJM in 2006. Ihr Sieg im Nationenpreis,
dem CEIOJYR in 2006, bescherte dem deutschen Jugendteam die
Goldmedaille vor den amtierenden Weltmeistern aus Italien und
der Schweiz. Mit dieser reiterlichen Erfahrung konnte sie Famosa
schnell auch international an die Spitze im Jugendsport führen
und so gab es wieder zahlreiche gute Platzierungen auf internationalen Wettkämpfen z.B. in Deutschland oder in Ungarn. Sie
10 DER TRAKEHNER 08/2015 . S P O R T . Trakehner im Distanzspor t
links | Distanzreiten
ist Teamarbeit. Moira
und Nayla Al Samarraie mit Zarah ShA
und Famosa, in der
der Mitte die Eltern
der Reiterinnen und
Züchter der Stuten,
Klaudia und Ahmed
Al Samarraie.
FOTO: PRIVAT
rechts | Gute
Nerven erwünscht!
Joana Al Samarraie
und Famosa 2010
in Babolna.
FOTO: MIRKA NILKENS
mit Famosa ihren ersten CEIJYR über 90km, im Testritt zur diesjährigen Deutschen (Jugend)Meisterschaft und wurde sie eine Sekunde
hinter ihrer 16jährigen Schwester Moira auf Zarah ShA drittplatziert.
Dann folgte die unmittelbare Qualifikation für die Teilnahme an der
DJM in Form eines nationalen 100km Rittes. Auf der Sauerlanddistanz errang das Quartett Anfang Mai 2015 einen gemeinsamen Sieg
und Nayla erhielt für Famosa den begehrten Tierarztpreis „Best Condition“. Am 20. Juni war es dann soweit, Moira nahm mit Zarah ShA
und Nayla mit Famosa an den Deutschen Jugendmeisterschaften
teil, die auch gleichzeitig als CEIJYR**120 km ausgetragen wurden.
Vierzehn Starterinnen gingen in Illertissen an den Start. In
einem hochspannenden Wettkampf, den sich von Anfang an fünf
Reiterinnen lieferten, gingen nach 100 km absolvierter Reitstrecke
5 Minuten nach der bis dahin Führenden und eine Minute nach der
bis dahin zweiten Reiterin, Moira mit Zarah ShA und dann Nayla mit
Famosa aus der letzten Pause, auf die letzten 20 km. Da die Pferde
topfit waren, erhielten die Reiterinnen grünes Licht für eine schnelle
Zielrunde. Nach wenigen Minuten hatten sie auf die zweite Reiterin
aufgeschlossen und die drei nahmen die Verfolgung auf. Kurz vor
dem Ziel überholten sie die bis dahin Führende und lieferten sich
ein packendes „Kopf an Kopf Finish“. Im Renngalopp ging es über
die Ziellinie, Moira Al Samarraie wurde mit Zarah ShA um Kopflänge
Deutsche Jugendmeisterin, Nayla und Famosa errangen mit einer
Pferdelänge Abstand den dritten Platz und damit die Bronzemedaille. Die letzte Runde galoppierten die Verfolger mit ca.27 km/h
und erreichen so eine Reitzeit von 6 Stunden 41 bis 43 sec, was
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19.8 km/h entspricht. Die
schnellsten Deutschen Jugendmeisterschaften aller Zeiten und als
Krönung erhielt Famosa am nächsten Tag wieder den Best Condition, dem Preis für das fitteste Pferd am Tag nach dem Ritt, mit der
besten Rittperformance.
Ein Produkt gezielter Anpaarung, gepaart mit guter Aufzucht,
Haltung und Training, schonendem Aufbau – und nun läuft Famosa
schon ihre siebte Saison auf hohen Niveau zur Freude ihrer Besitzerin Gudrun Sauerbeck und Familie Al Samarraie.
FOTO: PRIVAT
qualifizierten sich für die Junioren WM 2009 in Babolna, Ungarn,
der letzten Möglichkeit für Joana zur Teilnahme an einer JuniorenWM, sie wurde nominiert aber leider verletzte sich Famosa auf der
letzten Sichtung des Teams während des Rennbahntrainings und
so konnten sie nicht teilnehmen. Danach wechselte Joana in das
Lager der Senioren und wurde mit Famosa als jüngste Reiterin in
das Championatskader des DOKR berufen, die EM 2011 in Florac
in den Cevennen in Frankreich im Blick. Da Florac als einer der
schwierigsten und anspruchvollsten Strecken Europas gilt –Start bei
500 m über NN, Rundkurs bis 1600 m über NN auf den Mont Aigual
und dann wieder zurück - ritt Joanas Mutter Famosa auf dem in
2010 durchgeführten Testritt. Klaudia Al Samarraie, die Deutsche
Meisterin über 160 km von 2007, ist die Trainerin im Team. Für die
Vorbereitungen zur EM 2011 absolvierte Famosa dann unter Joana
Al Samarraie bravourös die Sichtungsritte, z.B. den 160km Ritt in
Sommant (FRA). Gemeinsam mit Famosas Halbbruder, dem gekörten und dreifach geprüften Olymp ShA vom Kosmonaut ox, wurden
sie nach der letzten Sichtung auf der Rennbahn in Gotha, wo sie in
drei Stunden 60 km galoppierten, in die deutsche Equipe berufen.
Olymp konnte dann den EM-Ritt in Florac im September 2011
erfolgreich absolvieren, Joana und Famosa mussten leider wegen
einer Hufsohlenprellung nach 125 km aufhören. Es folgte im Jahr
2012 nach verschiedenen kleineren Ritten als Saisonabschluss der
schwere Zweitagesritt über 2x 90 km in Montquc in Südfrankreich,
den Famosa unter Joanas Mutter Klaudia gemeinsam mit Joana auf
der Shagya-Araberstute Zarah bezwang. In über 35 Jahren nahmen
an diesem herausfordernden Ritt nur wenige deutsche Reiter teil.
Durch ein Auslandssemester in Australien und Neuseeland und
ihrem Masterstudium zeitlich eingeschränkt, übergab Joana ihre
Stute ihrer Mutter, die Famosa auf Platz acht der DM 2013 über
163 km ritt. 2014 übernahm die jüngste Tochter der Familie, die
12jährige Nayla, Famosa. Sie absolvierte eine gelungene Saison und
erlangte mit mehreren erfolgreichen Ritten ihre Startberechtigung
für internationale Wettkämpfe. Gekrönt wurde die Saison 2014 für
die beiden mit dem Titel der Hessischen Jugendmeisterin. In der
laufenden Saison 2015 folgten dann die nächsten Erfolge. Nayla ritt
Junge Talente . S P O R T . DER TRAKEHNER 08/2015
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links | Gemeinsam
in die schwere Klasse:
Linda Wieiß und
ihr Sambatänzer v.
Münchhausen.
Linda Weiß und Sambatänzer
Ein junge Reiterin und ein Trakehner Halblbüter entwickeln sich zu
„Schleifengaranten“ in der Nachwuchsdressurszene: Linda Weiß und ihr Sambatänzer.
A
lles begann mit einem Shetlandpony namens Rusty. Mit dem
erfüllte sich die Mutter von Linda Weiß den Traum, einmal ein
eigenes Pony zu besitzen - und das ohne irgendwelche Vorerfahrungen oder Reitkenntnisse. Nun war dieses Pony ein Glücksgriff
und Linda Weiß lernte auf ihm reiten und bestritt sogar ihre ersten
Reiterwettbewerbe mit Rusty. Es folgten weitere Ponys und Linda
Weiß konnte die nicht immer einfachen Vierbeiner in der Dressur bis
zur Klasse L erfolgreich vorstellen. Im Jahr 2011 machte man sich auf
die Suche nach einem passenden Umsteigerpferd. Bei einem dieser
Termine schaute der eigentlich gar nicht auf dem Plan stehende
SAMBATÄNZER v. Münchhausen – Zinaad xx (Z: Beate Hecker) aus
dem Boxenfenster und erregte gleich die Aufmerksamkeit von Linda
Weiß, inklusive Kribbeln im Bauch. Obwohl der gekörte Braune
nicht ganz in das gesetzte Budget passte, erhielt Linda Weiß von
ihrer Mutter die Zustimmung für einen Proberitt mit dem eigentlich
guten Argument: „Nicht, dass Du Dir immer die Frage stellen musst,
ob das Dein Traumpferd gewesen wäre.“ Nun hatte der inzwischen
gelegte Sambatänzer in seiner bewegten Vergangenheit schon
einiges gelernt und Linda Weiß stand schon nach der ersten Runde
ein großes Lächeln im Gesicht. Sofort war klar: Doch das Traumpferd! Und auch weil Linda Weiß mit ihren Ponys immer so hart für
ihre Erfolge gearbeitet hatte, willigte Familie Weiß ein und hat so
maßgeblichen Anteil an dem weiteren Weg ihrer Tochter. Die fand
schnell mit Sambatänzer zusammen und bereits im ersten gemeinsamen Jahr konnte man Schleifen in L- und M-Dressuren gewinnen. Seitdem geht es kontinuierlich bergauf und ein Turnierbesuch
ohne Teilnahme an der Ehrenrunde ist aufgrund der konstanten
Leistungen eine sehr seltene Ausnahme. Gemeinsam erlernte man
das Programm für die schwere Klasse und konnte bereits in 2013 die
ersten Erfolge auf diesem Niveau feiern. In diesem Jahr ging es noch
weitere Schritte nach vorn und einer der ersten Saisonhöhepunkte
war der Start beim internationalen Jugend-Dressurfestival in Nussloch. Gegen große Konkurrenz gewannen Linda und ihr Halbblüter
den Prix St. Georg mit über 70%, natürlich ein ganz besonderer
„Gänsehaut-Moment“ für die Reiterin, der ihr noch dazu eine bis
dato eher ungewohnte Aufmerksamkeit von offizieller Trainer-Seite
bescherte. Getoppt wurde dieser Moment schon vier Wochen später
– durch den Vizetitel bei den Rheinischen Meisterschaften der Jungen Reiter. Diese Erfolge gründen auch auf ein großes Maß an Disziplin, denn auch Studium, Familie und Freunde sollen ja nicht zu kurz
kommen. Allerdings genießt Linda Weiß die Turnier-Wochenenden
auch und findet die Winterpause „grundsätzlich eher zu lang“ und
so leistungsbereit ist auch Sambatänzer. Privat ist er vor allem ein
freundliches Pferd. Er teilt sich seine Box übrigens mit Rusty, der ist
natürlich längst im „geschätzten Alter“ angelangt, bringt aber immer noch den Kleinsten das Reiten bei. Und das zur großen Freude
des Wallachs - er freut sich stets über Kinder-Besuch und lässt sich
gern mit Möhren und Streicheleinheiten verwöhnen. „Auf Sambatänzer kann ich mich immer verlassen, er ist sehr menschenbezogen
- einfach ein durch und durch positiv eingestelltes Pferd“, freut sich
Linda Weiß über ihren Trakehner. Dü
tretschicht.de
www.
Ridcon GmbH | Lankenreuth 7 | 95473 Creußen | Tel +49-(0)9270-91539-30