6 Blick aktuell - Koblenz Nr. 34/2015 8. Koblenzer Christopher Street Day unter dem Motto „Bühne frei für Akzeptanz“ gefeiert Kampf um die totale Gleichstellung Erste Prideweek war Plattform für die Koblenzer Community Der ehemalige DSDS-Sieger Daniel Schumacher hat sich im Juli 2014 offiziell als schwul geoutet und war einer der Headliner beim diesjährigen CSD in Koblenz. Fotos: CF Koblenz. Am Fort Konstantin, ausgiebig über ihr Angebot für schen anzusprechen egal ob aber auch am Rathaus von Ko- Jugendliche und junge Erwach- jung, alt, lesbisch oder schwul. blenz wurden in der vergange- sene im Alter von 15 bis 27 Auch der heterosexuelle Bürger nen Woche die Regenbogenfah- Jahren. Beim Freitagstreff ab sollte hier jederzeit die Möglichnen als Symbol der Lesben- 19:30 Uhr werden neben Spie- keit haben, sich zu integrieren. und Schwulenbewegung ge- le- oder Filmabenden auch Be- Arnd Krohmann, aus der Plahisst. Diese bildeten den Auf- ratungsabende durchgeführt. nungsgruppe des CSD Koblenz takt der ersten Prideweek von Jugendliche können dort mit berichtete von durchweg positiKoblenz. Eine ganze Woche gleichaltrigen, die entsprechend ven Resonanzen aus der Kobwurde von Vereinen und Institu- geschult sind, über ihre Proble- lenzer Bevölkerung, die man in tionen, wie Queer-Mittelrhein, me in der Schule, Uni oder Be- sozialen Netzwerken außerhalb einer Gruppe für Schwule, Les- ruf sprechen. der Szene in Bezug auf die Priben, trans- und intersexuelle deweek erhalten hat. Alles andere als nur Party Menschen, dem KarnevalsverSpaß und ernste Forderungen ein Koblenzer NarrenbunT oder An diesem und vielen weiteren der schwulen Jugendgruppe Programmpunkten war zu er- Am Freitag und Samstag lockte Koblenz (SJK) jeden Tag ein kennen, dass es sich bei der eine Bühne mit Showprogramm anderes Programm gestaltet. Prideweek keineswegs um eine zum bekannten Straßenfest auf Vorträge, Diskussionen oder in- Woche voller Partys handelte. den Münzplatz. Viel Musik, Unformative und unterhaltsame Aus Sicht der Organisatoren terhaltung und Spaß und an Veranstaltungen rund um die sollte die Prideweek nämlich in vorderster Front immer noch „queere“ Lebensweise. Mit ei- erster Linie als Plattform für die das Ziel für Akzeptanz in der nem Tag der offenen Tür infor- Koblenzer Community dienen Bevölkerung zu kämpfen. Der mierte die schwule Jugendgrup- und diese in den Vordergrund Christopher Street Day ist nicht pe Koblenz (SJK) zum Beispiel stellen. Ziel war es, alle Men- etwa nur eine Party für Schwule Vereine, Parteien und Institutionen informierten die Besucher an ihren Infoständen. Der ehemalige Supertalent-Kandidat Kevin Anheier (re.) trat gemeinsam mit seinem Lebenspartner Michael Hemmersbach auf. und Lesben, wie so oft fälschlicherweise angenommen wird, sondern eine Demonstration für die Rechte von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten. Bereits zum achten Mal wurde der CSD zur Bühne, beidem es neben schrillen Kostümen und der Party, vor allem um ernste politische Forderungen ging. Totale Gleichstellung gefordert In einer Diskussionsrunde mit Vertretern verschiedener Parteien, wie Markus Pingel (Lesben und Schwule in der Union, LSU), Patrick Zwiernik von der Stadtratsfraktion (Bündnis90 Grüne), David Langner von der SPD Koblenz, David Hennchen (Kreisvorsitzender FDP Koblenz), Marieluise Salm (Piratenpartei KV Koblenz), Marion Paul (Bezirksgeschäftsführerin ver.di), Mirko Welsch (Bundessprecher Homosexuelle in der AfD), Oliver Antpöhler (Koblenzer Queer Zentrum) und Mode- Ein aktuelles Video zum CSD in Koblenz finden Sie im Internet unter www.blick-aktuell.tv rator Frank Ackermann wurde über Themen wie die "Ehe für alle" oder ein Queer-Beauftragter für Koblenz diskutiert. Unter den Podiumsteilnehmern war auch Wolfgang Wermter, Mitglied der Präventionskampagne „Ich weiß was ich tu“, der seine Forderung ganz klar auf den Punkt brachte: „Wir Schwulen sind nichts Besonderes und brauchen keine besondere Ehe. Wir möchten gerne die Institution Ehe in Deutschland für uns beanspruchen. Ich bin jetzt 40 Fabian Elster und Karsten Schmitt fordern die "Ehe für alle". 7 Blick aktuell - Koblenz Nr. 34/2015 Für Serdar Sevim (re.) von der schwulen Jugendgruppe Koblenz (SJK) war es der erste Besuch bei einem Christopher Street Day. Bühne frei für Akzeptanz Etwa 50 Helfer haben an diesem Wochenende vor und hinter den Kulissen zum Gelingen des Koblenzer CSD beigetragen. Das Motto „Bühne frei für Akzeptanz“ sollte noch mal verdeutlichen, dass man nicht nur toleriert, sondern akzeptiert werden möchte. Schwule können im Jahr 2015 in Koblenz relativ gut leben. Dennoch hat heute noch längst nicht jedes Unternehmen entsprechende Diversity-Programme oder Mitarbeiternetzwerke für Schwule oder Lesben. Je weiter man in die Provinz kommt, desto intensiver muss man sich Gedanken darüber machen, ob und wann ein Outing bei den Kollegen angebracht ist. Ein Rückblick in die Historie zeigt, dass Homosexuelle noch vor 30 bis 40 Jahren befürchten mussten, ins Gefängnis zu kommen. Um an dem Punkt zu stehen, wo wir heute sind, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder gekämpft und demonstriert, was viel zu oft gerade von der jüngeren Generation vergessen wird. (v.l.n.r.) Wolfgang Wermter (Kampagne IWWIT) begründet seine Forderung nach einer "Ehe für alle" im Beisein der anderen Podiumsteilnehmer Mirko Welsch (AfD), David Langner (SPD, Marieluise Salm (Piraten), Marion Paul (ver.di) und Moderator Frank Ackermann. Fulminanter Abschluss des CSD Abseits der politischen Botschaft lud der CSD mit verschiedenen Acts dennoch zum Feiern ein. Michael Hemmersbach und Kevin Anheier, bekannt aus der RTL-Sendung „Das Supertalent“, hatten die Aufgabe das Publikum vor der Diskussionsrunde richtig auf Betriebstemperatur zu bringen. Mit Rosenblond trat unter anderem die Rosenstolz-Coverband schlechthin auf dem Koblenzer Münzplatz auf. Der Heimvorteil für den Koblenzer NarrenbunT, der mit einem „Best of“ ihres Bühnenprogramms das Publikum in null Komma nix in ihren Bann zog machte sich überwiegend in Freudentränen und Lachfältchen bei den CSD-Besuchern bemerkbar. Zum Finale standen letztendlich die Headliner auf der Bühne, um die Stimmung auf den absoluten Höhepunkt zu bringen. Mit dem ehemaligen DSDS-Sieger Daniel Schumacher trat ein selbst bekennender schwuler Künstler auf, der besonders bei den jüngeren Fans die Herzen höher klopfen ließ. Musik der Neuen Deutschen Welle gab es von Markus mit Titeln wie „Ich will Spaß“ oder „Kleine Taschenlampe brenn“, die vom Publikum lauthals mitgesungen wurden. Der CSD-Förderverein war nun zum zweiten Mal in Folge Veranstalter des Christopher Street Day in Koblenz, der mit Infoständen und einem breit gefächerten Bühnenprogramm viele Menschen auf unterschiedliche Art und Weise angesprochen und für mehr Akzeptanz und sexuelle Vielfalt in Koblenz geworben hat. J=`c=J Dörthe Dutt (4.v.l.) und ihre Kollegen vom Koblenzer NarrenbunT zeigten ein „Best of“ aus ihrem Bühnenprogramm. BIO-Teppichwäsche Fachgerechte Teppichhandwäsche nach alter persischer Tradition August Jahre in der Schwulenbewegung tätig und ich habe langsam die Schnauze voll von irgendwelchen Versprechungen.“ Ebenfalls für Diskussionsstoff sorgte die schon seit Langem anstehende Forderung nach einem Queer-Beauftragten für die Stadt Koblenz. Aufgrund der finanziellen Haushaltslage sei ein solcher Posten aktuell nicht realisierbar hieß es seitens SPD und CDU. Inzwischen hatte die Grüne Stadtratsfraktion den Antrag bereits zweimal ohne Erfolg in den Stadtrat eingebracht und in Hinblick auf die finanzielle Situation der Stadt sogar darauf hingewiesen, dass man den Posten mit Ehrenamtlichen besetzen wolle. Lediglich Portokosten mit einem Betrag von etwa 50 Euro pro Jahr würden nach der Hochrechnung laut Patrick Zwiernik von den Grünen anfallen. „Die Politik auf Kreisoder Bundesebene macht immer wieder Versprechungen, die später jedoch nicht eingehalten werden. Die Reaktion der Menschen fällt dementsprechend aus“, so Arnd Krohmann von der Planungsgruppe des CSD. 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Aktionswoche 8JSHBSBOUJFSFOEFO&SIBMUEFS0SJHJOBMGBSCFO %JF #*08jTDIF XJSLU FJOFS TDIOFMMFO8JFEFSWFSTDINVU[VOH FOUHFHFO 8JSSFJOJHFO*ISFO5FQQJDIOVSNJUEFS)BOEVOUFS7FSXFOEVOHWPOSFJOFN 3FHFOXBTTFS VOE TQF[JFMMFO 8BTDINJUUFMO EBEVSDI FSSFJDIFO XJS FJOF "VGGSJTDIVOHEFS'BSCF 25. August ,PNQMFUU4BOJFSVOHBVTFJHFOFS)BOE3FTUBVSBUJPOVOE3FQBSBUVS e vom 18. bis Aktionswoch "MMF "VFSOPSNBMFS5FQQJDIXjTDIFCJFUFOXJS*IOFO 5FQQJDIFXFSEFO 8jTDIFHFHFO.PUUFO 4QF[JBMTDIPOXjTDIFGS"OUJLVOE4FJEF 'MFDLFOTQF[JBMCF LPTUFOMPTBCHFIPMU IBOEMVOH(FSVDITFOUGFSOVOH /BDIGjSCFO&OUGjSCFO 4QF[JBMCFIBOEMVOHOBDI8BTTFS VOEXJFEFS[V*IOFO OBDI)BVTF VOE#SBOETDIjEFONJU3DLGFUUVOHEFS8PMMFVOE(FSVDITFOUGFSOVOH 4DIFSFO4QBOOFO GS/FVLVOEFO HFCSBDIU 'SBOTFOVOE,BOUFOSFQBSBUVS BMMFTVN*ISFO5FQQJDI 3BCBUU Orient-Teppich Haus GRY "MMFFTUSBFÁ/FVXJFE&OHFSTÁ5FMÁ.PCJM eGGOVOHT[FJUFO.P'S6IS4B6ISÁXXXPSJFOUUFQQJDIIBVTEF
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