Moderation Zweifelsfrei ist der Moderator in Magazin-Sendungen bis heute unverzichtbar: Er stellt den personalen Bezug zwischen Programm und Publikum dar: Durch ihn kommt eine Sendung ins Haus; er ist das erkennbare, wiederkehrende „Menschliche” in einer Sendung voll unterschiedlicher Informationen, wechselnder Bilder und Beiträge. Er tritt mit dem Zuschauer zwar nicht in einen Dialog, aber er wird dennoch wie ein angenehmer Gesprächspartner empfunden oder wie ein ungebetener Gast geschmäht. Der „Verkäufer” des Programms ist er im Fachjargon: Er präsentiert die Arbeit zahlreicher Kollegen, die unerkennbar bleiben; er gibt in der privaten Sphäre des Zuschauers die Visitenkarte für alle jene ab, die mit dieser Sendung zu tun haben. Seine interne Allround-Funktion wird nach außen kaum erkennbar: Er muß souverän über Pannen hinwegmoderieren, eine Filmverwechslung erklären, ein „Loch" überbrücken, Schwächen einzelner Beiträge überspielen, fehlende Facts nachtragen, Übergänge zwischen unterschiedlichsten Themen finden und vor allem sympathisch und glaubwürdig sein. Moderation ist keine „One-man-Show”. Der Moderator muß in der Lage sein, mit Redaktion und Technik kollegial zusammenzuarbeiten. Wer die Moderation als seine eigene „One-man-Show” begreift, wird sehr schnell ins Leere laufen. Der Moderator nimmt an allen Redaktionskonferenzen teil-, er erhält das gesamte Agenturmaterial; aus den Fachredaktionen bekommt er ergänzende Informationen zu den einzelnen Beiträgen; er berät sich - direkt oder telefonisch - mit den zuliefernden Autoren und stimmt mit ihnen seinen Text auf den Filminhalt hin ab. Den Moderationstext verfaßt er selbst und läßt ihn gegenlesen: durch den Fachredakteur, den Schlußredakteur und/oder den Redaktionsleiter. Zur Präsentation des Textes in der Sendung stehen Lesegeräte als technische Hilfsmittel zur Verfügung (Teleprompter). Die andere Präsentationsmöglichkeit: Das Manuskript liegt vor dem Moderator auf dem Tisch; er liest den Text ab, ohne zu stark am Papier zu kleben. (...) Alles dies hilft nichts, wenn es gilt, Havarien zu bewältigen: Streikt der Filmgeber, bricht eine Abspielmaschine zusammen, kommt eine Direkteinspielung aus dem Ausland durch Leitungspannen nicht zustande, sind alle noch so sorgfältigen Vorbereitungen nutzlos. In diesen Sekunden beweist sich die wahre Qualität des Moderators. Er muß möglichst elegant die gegebene Situation meistern, die Panne erklären, in genauer Kenntnis der Ablaufplanung eine halbwegs saubere Sendung ermöglichen. Schweißausbrüche und Break-downs sind erst nach der Sendung erlaubt. Der „ideale” Moderator ist ein Übermensch, der zudem noch die Eigenschaft besitzen muß, daß man es ihm nicht anmerkt, sondern ihn als vertrauten, klugen Freund empfindet. Das bedeutet: Den idealen Moderator gibt es allenfalls annäherungsweise: Er soll entspannt, aber nicht lässig wirken; ruhig, aber nicht langweilig sein; überlegen, aber nicht arrogant; sprachgewandt, aber nicht manieriert; gut gekleidet, aber nicht geckenhaft. Kurz: ein Mensch (ob männlich oder weiblich), den man gern neben sich auf der Wohnzimmercouch wüßte. Wie ein Programm beim Publikum ankommt, steht in direktem Zusammenhang mit der Aufnahme des Moderators. Zuschriften in großer Zahl belegen, daß die Sendung mitsamt ihren in Form und Inhalt sehr unterschiedlichen Beiträgen akzeptiert wird, wenn der Moderator anerkannt ist. Wird er dagegen - aus welchen Gründen auch immer - abgelehnt, haben es auch noch so gute Beiträge schwer, „überzukommen”. aus: Schult/Buchholz: Fernsehjournalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. München 1990 S. 298 - 300
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