Quelle: Pat Doyle/Corbis
TIERSCHUTZ STÄRKEN
TIERLEID VERHINDERN!
Unsere grünen Forderungen
„Tierschutz braucht mehr
als warme Worte.
Tiere haben ein
auf ein
Recht
würdiges Dasein –
frei von Schmerzen, Schäden,
Angst und Leid.
Dafür machen wir uns stark.“
Nicole Maisch MdB
Sprecherin für Verbraucher- und Tierschutzpolitik
MdB
Sprecher für
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TIERSCHUTZ STÄRKEN
Tierschutz ist seit 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert.
Das war ein großer gemeinsamer Erfolg der Tierschutzorganisationen und von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Doch in
der Praxis hat sich seither nicht viel verbessert. Die damalige
schwarz-gelbe Regierung hat das Tierschutzgesetz in der letzten
Legislaturperiode sogar verschlechtert. Wir Grüne im Bundestag
wollen das nicht hinnehmen.
Tiere brauchen für ein gutes Leben mehr als nur warme Worte.
Wir wollen, dass die Bundesregierung die Verantwortung wahrnimmt, die das Grundgesetz ihr übertragen hat: Tiere vor Leid
zu bewahren. Wir wollen Tieren mehr Rechte geben und sie
wirksam schützen. Dafür wollen wir das Tierschutzgesetz überarbeiten und die dafür notwendigen Strukturen schaffen. Anerkannte Tierschutzorganisationen müssen auch auf Bundesebene ein Verbandsklagerecht bekommen, um den Interessen der
Tiere eine Stimme zu geben. Nur so können sie bei Entscheidungen, die dem Tierschutz widersprechen, Klage bei Gericht
einreichen. Außerdem wollen wir eine/n unabhängige/n
Bundes­beauf­trag­te/n für Tierschutz, der/die zu allen Gesetzesvorhaben Stellung nimmt und überwacht, dass die Bundesregierung den Tierschutz in Deutschland durchsetzt. Nicht zuletzt
müssen Bund und Länder dafür sorgen, dass die Situation der
Tierheime verbessert wird.
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ZELLKULTUREN STATT MÄUSELEIDEN –
TIERVERSUCHE ERSETZEN
Tierversuche sind schwerwiegende Eingriffe, die bei Tieren oft
zu Leiden, Angst, bleibenden Schäden und zum Tod führen.
Rund drei Millionen Tiere werden allein in Deutschland jährlich
„verbraucht“ – für medizinische und wissenschaftliche Zwecke,
für die Aus- und Weiterbildung, um Produkte zu prüfen oder für
toxikologische Tests. Und das, obwohl sich nur ein Bruchteil der
Versuchsergebnisse auf den Menschen übertragen lässt.
Obgleich Tierversuche in Bereichen wie der Herstellung von
Kosmetik oder Haushaltsmitteln bereits seit Jahren verboten
sind, werden selbst hier über Umwege oder Rechtslücken Tiere
in Versuchen gequält. Werden Inhaltsstoffe zum Beispiel auch
für medizinische Zwecke getestet, sind Tierversuche weiter
zulässig. Sogar für Schönheitsmittel wie Botox, ein Nervengift,
das in der ästhetischen Chirurgie eingesetzt wird, werden in
Deutschland Jahr für Jahr noch immer Tausende von Mäusen
getötet. Sie erblinden und verenden qualvoll nach drei bis vier
Tagen mit Krämpfen und Lähmungen. Mit dieser Quälerei muss
endlich Schluss sein!
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Wir brauchen eine Strategie, um so schnell wie möglich aus
Tierversuchen auszusteigen. Tierversuche darf es nur dort
geben, wo es keine Alternative gibt, um die Gesundheit von
Menschen, Umwelt und Tieren zu schützen. Die überflüssige
Doppelung von Versuchen und barbarische Haltungsbedingungen für Versuchstiere müssen der Vergangenheit angehören.
Tierversuche an Menschenaffen wollen wir verbieten. Und im
Studium soll niemand gegen sein Gewissen zu Versuchen an
Tieren gezwungen werden.
Die Bundesregierung muss ihre missglückte Umsetzung der EUVorgaben zu Tierversuchen sofort korrigieren. Sie muss vor allem
sicherstellen, dass Behörden Tierversuche vor der Genehmigung
unabhängig prüfen können, entsprechend der Unerlässlichkeit
und ethischen Vertretbarkeit der Versuche.
Der tierversuchsfreien Forschung gehört die Zukunft. Wir wollen,
dass Alternativmethoden stärker gefördert, anerkannt und
angewandt werden als bisher. Denn sie sind nicht nur mit
weniger Tierleid verbunden, sondern in vielen Fällen auch
wesentlich zuverlässiger als Versuche an Tieren.
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Sie erblinden und verenden qualvoll
nach drei bis vier Tagen mit Krämpfen und Lähmungen. Damit muss
endlich Schluss sein!
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Quelle: Corbis
TIERSCHUTZ STATT TIERFABRIKEN
Alle Tiere haben das Recht auf ausreichend Platz, Licht, Auslauf
und Beschäftigung. Nur eine artgerechte Tierhaltung ist
zukunftsfähig.
Tierfabriken dürfen nicht länger über staatliche Investitionsbeihilfen gefördert oder im Baurecht privilegiert werden. Wir wollen Schluss machen mit der Praxis, Tiere an Haltungssysteme
anzupassen und diesen dafür Körperteile zu amputieren. Kühe
haben Hörner, Hühner spitze Schnäbel und Schweine Ringelschwänzchen – und die sollen sie auch behalten. Die grünen
Ministerinnen und Minister der jeweiligen Bundesländer gehen
bereits vorbildlich voran, wohingegen die Bundesregierung
weiter blockt.
Tierquälerei schmeckt nicht. Dass den Bürgerinnen und Bürgern
der Tierschutz wichtig ist, zeigt der enorm gestiegene Absatz
von Eiern aus alternativen Haltungsformen, seit diese gekennzeichnet sind. Wir wollen die Tierhaltungs- und Herkunftskennzeichnung auf alle tierischen Lebensmittel ausweiten –
und täuschende Werbung abschaffen, die Landidylle vorgaukelt,
wo Massentierhaltung drinsteckt. Mehr dazu lesen Sie in unserem Flyer TIERSCHUTZ STATT TIERFABRIKEN (Nr. 18/20).
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WEDER RAMSCH NOCH ACCESSOIRE
Modetrends können für Tiere zur Qual werden. Ein Beispiel ist
der Mops: Durch die Zucht ist der Kopf häufig so verkürzt, dass
die Tiere unter Atemnot leiden. Eigentlich sind Qualzuchten in
Deutschland verboten. Doch die Bestimmungen sind so
schwammig, dass sie in der Praxis oft nicht greifen. Auch der
Verkauf von Hundewelpen aus dem Kofferraum und von unseriösen Züchtern ist ein enormes Problem. Die Bundesregierung
muss gegen den illegalen Handel konsequenter vorgehen.
Heimtiere sollen gekennzeichnet und registriert und die Kontrollen verbessert werden. Menschen, die Hunde bei unseriös wirkenden Händlern oder Internetversteigerungen kaufen, müssen
wissen, dass sie damit Tierquälerei unterstützen.
Damit sich Mensch und Tier zuhause wohlfühlen, möchten wir,
dass die Fachkunde der Züchter und Halter verbessert wird –
insbesondere bei Exoten und gefährlichen Tierarten. Wir wollen
damit sicherstellen, dass die Tiere artgemäß gehalten werden.
Wir wollen aber auch Risiken verhindern, die sich durch die
Unerfahrenheit der Halter ergeben können. Das Züchten und
Handeln von Tieren exotischer Arten wollen wir von einer
behördlichen Erlaubnis abhängig machen. Gewerbliche Tierbörsen für exotische Tiere und der Import von Wildtieren in die EU
müssen grundsätzlich untersagt werden.
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MANEGE FREI – VON TIGER & CO.
Kein Tiger springt freiwillig durch einen brennenden Reifen,
kein Bär fährt von sich aus Motorrad. Für die betroffenen Tiere
ist das Zirkusleben alles andere als ein Vergnügen. Manege und
Käfig sind kein artgerechter Lebensraum für Wildtiere. Außerdem werden immer wieder grausame Dressurmethoden und
inakzeptable Haltungsbedingungen aufgedeckt. Wildtiere stellen hohe Anforderungen an ihre Unterbringung und Beschäftigung, an den Bewegungsraum und den Transport. Fahrende
Unternehmen können das in der Regel nicht gewährleisten. Bei
Tieren wie Walen oder Delfinen gilt das auch für Zoos beziehungsweise Delfinarien.
Wir fordern, die Haltungsvorschriften für Zirkusse, Zoos und
Tierschauen am wissenschaftlichen Erkenntnisstand von Biologie, Tiermedizin und Ethik auszurichten und eine Positivliste für
die Tiere aufzustellen, die im Zirkus artgerecht gehalten werden
können. Wildtiere in Zirkussen lehnen wir entschieden ab.
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Quelle: Fred Dott / freelens
TIERSCHUTZ IM ALLTAG –
WAS KANN ICH TUN?
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BEIM EINKAUFEN:
Weniger Fleisch und mehr Bioprodukte auf dem Teller nützen
der Gesundheit von Mensch und Tier. Hier geben Label wie das
Bio-Siegel oder das Tierschutz-Label Hilfe. Auch bei Kleidung ist
es besser, genau hinzusehen, um nicht ungewollt beispielsweise Bommelmützen mit Echtpelz zu kaufen.
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IN STADT UND NATUR:
Immer mehr Wildtiere leben in unseren Städten. Deshalb müssen wir ihre Lebensräume erhalten, zum Beispiel bei der
Gebäudesanierung durch Bruthilfen für Vögel oder den Erhalt
von Schlafplätzen für Fledermäuse.
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IM URLAUB UND IM AUSLAND
Der Kauf von ausgestopften Tieren oder Schmuck aus tierischen
Materialien wie Korallen und Elfenbein ist meist illegal und
gefährdet die betroffenen Arten. Unterhaltungsangebote, die
mit Tierquälerei verbunden sind wie Stier- und Hahnenkämpfe,
Delfinshows, Tanzbärenauftritte oder Rodeos, sollte man konsequent meiden.
»
BEI HEIMTIEREN:
Die meisten Tierheime sind voll von Tieren, die von ihren vorherigen BesitzerInnen abgegeben wurden und dringend ein
neues Zuhause suchen. Für alle, die sich ein Tier nach Hause
holen möchten, sollten Tierheime daher die erste Anlaufstelle
sein. Auf jeden Fall sollte man sich im Vorfeld ausreichend informieren, welche Ansprüche und Bedürfnisse die Tiere haben,
und ob man zu Hause genügend Platz und Zeit hat, um diese zu
erfüllen.
Wer mehr tun will, kann Tierschutzvereine, Tierheime und Gnadenhöfe unterstützen oder bei ihnen aktiv mitarbeiten.
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„Nur artgerechte Tierhaltung
ist zukunftsfähig.“
Friedrich Ostendorff MdB
Sprecher für Agrarpolitik
Mehr zur artgerechten Tierhaltung in der
Landwirtschaft lesen Sie in unserem Flyer
18/20 Tierschutz statt Tierfabriken.
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Quelle: picture alliance
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18/23
NOCH FRAGEN?
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Nicole Maisch MdB
Sprecherin für Verbraucher- und Tierschutzpolitik
Friedrich Ostendorff MdB, Sprecher für Agrarpolitik
Arbeitskreis 2: Umwelt, Energie, Landwirtschaf & Verkehr
TEL 030/227 56789, FAX 030/227 56552, [email protected]
ZUM WEITERLESEN:
Guten Appetit! (Flyer Ernährung 18/27)
Tierschutz statt Tierfabriken (Flyer 18/20)
» gruene-bundestag.de » Themen A-Z » Tierschutz
BUNDESTAGSDRUCKSACHEN:
18/2616 Tierschutz ernst nehmen – Tierleid verhindern
18/2189 Tierversuche für faltenfreie Haut durch Botox
18/2690 Haltung von Wildtieren im Zirkus
17/9783 Tierschutzgesetz-Neuregelungsgesetz
Diese Veröffentlichung informiert über unsere parlamentarische Arbeit im Deutschen
Bundestag. Sie darf im Wahlkampf nicht als Wahlwerbung verwendet werden.
IMPRESSUM:
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Gestaltung: Stefan Kaminski
Stand: Feb.2016, 2. unv. Aufl., Schutzgebühr: 0,05 €