OTM_1215_Alfa Renntag

REPORT ALFA RENNTAG
ALFISTI-RENNFAMILIE
Oldtimerrennen in Frankfurt? Nicht ganz,
aber fast: Wir waren bei der Premiere des
Alfa Renntags an der Klassikstadt vor Ort
Bertone-GT von Stefan Götzelmann mit Kampfspuren
und tschechoslowakischer Rennvergangenheit
Einen Blick wert: Spannende Ein- und Aussichten
boten sich beim Renntag allenthalben
Rostiger Star des Tages: Rennservice-Transporter von
Alfa Hähn, hier mit Gerd Schüler und Bernd Quaas
Raritätenparade:
Vorne der Lancia
Loraymo. Mehr
zu dem außergewöhnlichen Einzelstück finden Sie in
unserer JanuarAusgabe
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OLDTIMER MARKT 12/2015
N
ein, wir sind nicht an einer
Rennstrecke, zumindest an
keiner permanenten. Wir
sind mitten in der Bankenmetropole Frankfurt. Trotzdem toben
sich nur ein paar Handbreit von rund
2500 begeisterten Zuschauern klassische Boliden italienischer Provenienz auf dem Asphalt aus. Oldtimer in
Aktion zeigen – nicht nur statisch –,
das war schon von Anfang an eine
Vorstellung von Klassikstadt-Geschäftsführer Marco Wimmer. Mitte
September war es in Gestalt des 1. Alfa Romeo Renntags endlich soweit.
Mit Hilfe von Alfa Deutschland, des
Alfaclub e.V. und des ADAC gelang es
im Vorfeld zur nahe gelegenen IAA
interessante Klassiker in voller Dynamik zu präsentieren.
Dazu kamen dann auch rund fünfzig Renn- und Sportwagen zusammen, die in Demoläufen zu je sechs
bis acht Wagen an den Start gingen.
Damit jeder der Besucher auch wirklich jedes Auto auf der Strecke sehen
konnte, wurde jeder Lauf zweimal abgehalten.
Schon am frühen Morgen trafen die
ersten Fahrer alter Vorkriegsboliden
wie Bugatti T35 oder Alvis auf eigener Achse ein, während eine ganze
Flotte von Alfasud, Giulia GTA und
GTAm im Konvoi auf Hängern die
Klassikstadt erreichten. Alleine die Alfaclub-Rennfamilie Köppen und das
Team Stefan Götzelmann steuerten
ein gutes Dutzend ehemaliger Renner
aus dem Sudpokal bei. Wagen wie Fiat 1100 MM, Lancia Aprilia Barchetta
oder der Ex-Fangio-Lancia-D25 sorgten für echte Mille-Miglia-Atmosphäre, während Lancia Stratos oder Delta
Integrale einen Hauch Rallye und die
raren Alfa Romeo TZ 2 oder Bizzarini
P578 Corsa den Duft der großen
Rundstrecke versprühten. Es war eine
ausgewogene Mischung und die historischen Gebäude sowie die Stroh-
ballen ließen eine Brücke zu den alten
Straßenrennen in Italien schlagen.
Logisch, dass aus Sicherheitsgründen auf der kurzen Strecke mit Strohballen und Schikane nurmehr Demonstrationsläufe gefahren wurden,
dennoch griffen einige Fahrer sehr
beherzt ins Lenkrad, was das Publikum entlang der gut einsehbaren
Strecke applaudierend goutierte. Im
Fahrerlager ergab sich derweil durch
die eng vernetzte Alfa- und Oldtimerszene ein sehr familiärer Charakter
mit vielen Benzingesprächen und
spannenden historischen Renngeschichten.
Eines der automobilen Highlights
des Tages war allerdings weder piekfein restauriert, noch hatte es irgendwelche Rennerfolge vorzuweisen: Der
originale Alfa Romeo F12 Rennservice-Transporter der Mannheimer Alfa-Legende Helmut Hähn. Nach der
Auflösung des Hähn-Nachlasses wurde der F12 von seinem 30-jährigen
Standplatz unter offenem Himmel befreit und offenbarte in seiner rostigen
Pracht einen Blick in die Vergangenheit. Im Laderaum lagerten sogar
noch originale Reifen- und Felgen der
letzten Sudpokal-Rennen nebst einer
alten angebrochenen Schachtel Roth
Händle ohne Filter. Kein Wunder, dass
die ehemaligen Hähn-Werksfahrer
Gerd Schüler und Bernd Quaas sich
gerne neben dem angefaulten Transporter ablichten ließen und die eine
oder andere Anekdote erzählten.
Denn nicht zuletzt sorgten die vielen bekannten Gesichter bei der erstmaligen Ausgabe des Renntages für
eine sensationelle Stimmung. Die Premiere darf als absolut gelungen gelten, eine Fortsetzung im nächsten
Jahr ist fest geplant.
TEXT Ralf Abramzik
FOTOS Ralf Abramzik, KUNI
[email protected]
Eigentlich auf der Rennstrecke zuhause, fühlt sich aber auch
auf dem Rundkurs in der Klassikstadt pudelwohl: Alfa Romeo TZ 2
Balgten sich wie
früher: Einige Autos aus
dem Sudpokal trafen an
der Klassikstadt wieder
aufeinander
Vorsichtig zwischen den Strohballen
hindurch: Alfa Romeo 6C 1750
Keine Alfa, aber italienisches Kulturgut:
Lancia D25 (vorne) und Fiat 1100 Mille Miglia
Weil’s so schön ist: das hinreißende Duo
Bizzarrini P538 Corsa und Alfa Romeo TZ 2
Gleich ein ganzes Rudel Alfa Romeo
GTA und GTAm drehte auf dem Gelände seine Runden
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