Erfahrungsbericht Kwantlen Polytechnic University Martin Schauhuber Wer Wien mag, wird Vancouver lieben. Beide Städte landen routinemäßig in sämtlichen LebensqualitätsRankings ganz vorne, und das hat seine Gründe. In Vancouver geht man von Downtown zehn bis 30 Minuten zum Meer oder in einen Park, der deutlich größer ist als die meisten Wiener Bezirke – das gibt es weltweit wohl nicht oft. Der Haken an Kwantlen? Der Campus ist 45 Minuten (Richmond) bis 1 ½ Stunden (Surrey, für JOURStudenten Pflicht) außerhalb von Downtown Vancouver. In diesen Vorstädten kann man zwar auch wohnen, ich persönlich rate aber davon ab – außer man hat es gerne ruhig. Fairerweise: Das für mich Beste am ganzen Auslandssemester hat man so oder so, nämlich die erweiterte Umgebung bzw. ganz British Columbia. Die Natur Westkanadas ist absurd schön, und beim Arbeitspensum in Kwantlen bleibt durchaus Zeit für einige Wochen(end)-Ausflüge. Ich persönlich habe während des Semesters Trips nach Vancouver Island (3 Mal, nur eine zweistündige Fährenfahrt entfernt), Whistler, die Rocky Mountains (dafür mindestens 5 Tage, aber eher mehr einplanen), Portland und Las Vegas geschafft. Das sind Erinnerungen (und Fotos, liebe Instagram-Hipster), die mir immer bleiben werden. Etwas anderes, das mir (hoffentlich) bleiben wird, sind Freunde aus unterschiedlichsten Ländern. Hier muss ich festhalten: Dadurch, dass man in Kwantlen nicht am Campus leben kann, ist die Gemeinschaft der Internationals nicht ganz so eng gestrickt wie ich es beispielsweise bei einem Kollegen in Calgary erlebt habe. Das liegt schlicht daran, dass sich die Leute auf ganz Vancouver und diverse Vorstädte verteilen. Trotzdem entstehen enge Freundschaften, deren Pflichtbesuche den Reiseplan des folgenden Jahres dann auch schnell an- bis überfüllen. Engere Kontakte zu kanadischen StudentInnen sind eher selten, da die Leute nach Ende der Vorlesung verschwinden, als wäre die Polizei hinter ihnen her. Da finden sich via Mitbewohnern schon eher Berührungspunkte mit Einheimischen. Für mich war das Auslandssemester von Anfang bis Ende eine großartige Erfahrung, und das ist keine Nostalgie – ich hatte schon in Kanada den Dauergrinser gepachtet. So schön und lebenswert Vancouver auch ist, hat es eine Schattenseite. Will man in Downtown wohnen, muss man sich zwischen einem winzigen, fensterlosen Zimmer oder einer fast vierstelligen Monatsmiete entscheiden. Auch sonst ist die Stadt nicht sonderlich billig, insbesondere wenn man eine gewisse Lebensqualität aufrechterhalten will. Das große Aber: Es ist es wert. In Sachen Ausbildungsqualität kann ich natürlich nur für Journalismus sprechen. Hier war sie in Ordnung, wenn auch ein bisschen wechselhaft. Wenn das Englisch-Niveau passt, kann man auch als Austauschstudent notenmäßig ganz vorne dabei sein. In Sachen Alltagsleben wäre Vancouver Wien eigentlich ähnlich, als Austauschstudent ist aber trotzdem vieles anders – beispielsweise, weil nur die wenigsten Internationals arbeiten und dementsprechend kollektiv mehr Freizeit haben. Nightlife-Mekka ist Vancouver keines, aber es gibt viele sympathische Bars und ein paar brauchbare Clubs. Kulinarisch hat die Stadt aufgrund der vielen asiatischen Migranten vor allem in diese Richtung viel zu bieten, wer in Richtung Essen mehr Informationen aus meiner Feder sucht, möge Google mit den Schlagworten „biotrendscout Vancouver“ bemühen. Unterm Strich: Ich empfehle jedem, der keinen großen Wert auf das klassisch nordamerikanische Campus-Leben legt, einen halbjährigen Abstecher nach Kwantlen zu wagen. Erfahrungsbericht Kwantlen Polytechnic University Martin Schauhuber Lake Garibaldi vom Black Tusk: Klare Wanderempfehlung! Für eine solche Aussicht lohnt sich die Wohnungssuche (Die Wohnung lag übrigens am Rande der Innenstadt. Ja, das ist Vancouver.). Ja, auch das ist Vancouver.
© Copyright 2024 ExpyDoc