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Es bleibt holprig
Autor: Robert Wagner
Kitzingen, Montag, 11. Januar 2016
„Weg mit den Barrieren“ – so lautet das Motto des VdK für das Jahr 2016. Inklusion und Barrierefreiheit sind laut Hartmut Stiller,
Vorsitzender des Kreisverbands Kitzingen, zentrale Themen des neuen Jahres. Dies hob er beim Ehrenamtsempfang am
vergangenen Samstag hervor. Zeit also, sich die Situation von Gehbehinderten in Kitzingen einmal näher anzusehen. „Meckern
kann jeder, aber es gibt auch viel Positives“, sagt Helmut Bauer, Freier Vertreter im Senioren- und Behindertenbeirat. Er muss es
wissen – denn seit einem Unfall mit 24 sitzt der heute 56-Jährige im Rollstuhl.
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14.01.2016 17:10
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Der Bahnhof
Immer wieder Thema ist der Kitzinger Bahnhof. Für Gehbehinderte ist er ein Graus. „Den Bahnhof kann man total vergessen“, bestätigt Bauer.
„Seit der Bahnreform 1994 interessieren die Bahn nur noch die großen Bahnhöfe.“ Auch der Senioren- und Behindertenbeirat beschäftigt sich
immer wieder mit dem Kitzinger Bahnhof. Der Beiratsvorsitzende Wolfgang Popp (66) bestätigt: „Da wird die Barrierefreiheit mit Füßen
getreten.“ Das Hauptproblem sei, dass kein Geld für notwendige Umbaumaßnahmen da ist. So hat die Deutsche Bahn Barrierefreiheit bis
2015 versprochen. „Passiert ist nichts“, sagte Hartmut Stiller am Samstag. Die Gleise sind weiterhin nur über Treppen erreichbar.
Gehsteige und Pflasterstraßen
Als positives Beispiel hebt Helmut Bauer den Gehweg vom Alten Friedhof zum Bahnhof hervor. Für Rollstuhlfahrer sei das wunderbar
gemacht. Doch gerade beim Thema Straßen und Gehsteige sieht er noch viel Handlungsbedarf. Um vom Pflegeheim St. Elisabeth in die
Marktstraße zu kommen, müssen Senioren über den Schwalbenhof. Gerade bei Nässe oder Glätte hochgefährlich. „Wir hatten hier schon
mehrere Stürze wegen des Pflasters“, bestätigt eine Mitarbeiterin des Pflegeheims.
In der gesamten Innenstadt machten die unebenen Gehwege Probleme. „Da zählt man nach einem Ausflug die Bandscheiben“, sagt Bauer.
Verbesserungen dauern ihre Zeit: „Ein Plan zur Umgestaltung des Königsplatz existiert schon ewig. Ob ich das noch erlebe – ich glaub es
nicht.“
Parkplätze
Positiv hebt Bauer die Parksituation hervor. Hier ist in den letzten Jahren viel passiert. Eine Entwicklung die beweist, dass die
Zusammenarbeit zwischen den Ämtern und Menschen mit Behinderungen durchaus funktioniert. „Wenn etwas gemacht wird, dann machen
sie es richtig“, bestätigt Bauer.
Problembewusstsein
Dass sich die Situation langsam, aber doch stetig verbessert, hat für Bauer mit einem höheren Problembewusstsein zu tun: „Früher wurde
einfach gebaut. Heute wird vorher geschaut. Auch die Architekten haben schon mal gehört, dass es behinderte Menschen gibt.“ „Das Thema
ist den Planern viel bewusster als früher“, bestätigt auch Stadtrat Popp. „Die Umsetzung scheitert aber oft an den vielen Baustellen
gleichzeitig“, fährt er fort. „Wir fordern immer das Optimum – was am Ende rauskommt, hängt am Geld.“
Auch in der Bevölkerung ist die Aufmerksamkeit gestiegen. „Früher mussten Behinderte aus dem Stadtbild verschwinden – heute gibt es da
viel mehr Toleranz“, sagt Bauer. Toleranz und Bewusstsein reichen aber nicht aus, um gute Lösungen zu finden. „Wenn man nicht selbst
betroffen ist, dann hat man kein Auge für die Probleme“, sagt Popp. Auch dazu hat Helmut Bauer ein Beispiel: „Da gibt es neue Wohnungen,
die sind rollstuhlgerecht, alles wunderbar. Nur wenn man dann fragt, wie man da über die Treppen überhaupt reinkommen soll, dann wissen
die Planer keine Antwort.“
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