Service Reportage Foto: BJ / Waclawek 2015 Alles im Griff Natascha Lingk, Fachkraft für Systemgastronomie in Ausbildung, kommt gut mit dem System klar. Bei Malzers Backstube aus Gelsenkirchen setzt man für die Filialsteuerung auf Backshop von Samuelson. W ir leben bekanntlich in einer Zeit, in der es nichts Beständiges mehr gibt. Obwohl: Zumindest eine Konstante im Bäckerhandwerk kennen wir dann schon. Die Bäckerei Malzers aus Gelsenkirchen ist nämlich bei jedem Qualitätstest, den wir für unsere Stadtporträts in ihrem Einzugsgebiet durchgeführt haben, locker auf dem Siegertreppchen gelandet. Bei den Brötchen sowieso, meist aber auch beim Brot. Zumindest bei der Qualität gilt in der Bäckerei der Familie Scherpel also das Null-Fehler-Prinzip – diese Konstanz ist für Wettbewerber vielleicht schon etwas beängstigend. Jetzt verrät natürlich niemand gern sein Betriebsgeheimnis und entsprechend durfte die Fachpresse bisher nur ganz selten einen Blick hinter die Kulissen werfen. Immerhin konnten wir jetzt einmal den Vorhang ein ganz klein wenig anheben: Der Betrieb aus Gelsenkirchen mit seinen 148 Fachgeschäften war die Pilotbäckerei für die neue Version von Samuelson Backshop. Alle Filialen wurden in diesem Jahr zwischen der 11. und 17. Kalenderwoche umgestellt und so war es spannend, die Erfahrungsberichte der Anwender zu hören, die seitdem intensiv mit dem System arbeiten und auch am Feintuning beteiligt waren. 48 Alt gegen neu. Die Erfahrungen bei Malzers sind auch deshalb besonders interessant, weil die Anwender direkt mit dem „alten” Backshop, das seit 2008 im intensiven Einsatz war, vergleichen können. Marketing-Leiter Oliver Hein, der früher auch den Verkaufs-Innendienst führte, nennt einige der Vorteile, die dem Verkaufsteam bei der neuen Version besonders gefallen: • Deutliche Geschwindigkeitssteigerung: Dauerte es früher zwei Stunden alle 450 Kassen auszulesen, ist dasselbe Thema heute in zehn Minuten erledigt. • Die Kasse kennt den Artikelstamm von mehreren Tagen. Bei Vorbestellungen musste die Verkäuferin früher extra prüfen, ob das Produkt an dem Tag auch auf dem Backzettel stand. • Das System hält auch Höchstbelastungen stand: Im Marktkauf gegenüber der Zentrale der Bäckerei sind am Wochenende bis zu zehn Verkäuferinnen an vier Kassen im Einsatz – ohne Probleme. • Die Oberflächen sind individuell nach den Bedürfnissen der Bäckerei konfigurierbar. Da beispielsweie die Zehner-Tüte oft nachgefragt wird, bekam sie ein großes Feld auf der Startseite des Bedienbildschirms. Back Journal 7/2015 Foto: BJ / Dirk Waclawek 2015 Foto: BJ / Dirk Waclawek 2015 Reportage Service [1] [2] [1] Doppelt gemoppelt hält besser: Aktuelle Angebote werden über große Displays im Hintergrund wie über die kleinen Kassen-Bildschirme gezeigt. Erfahrungswert ist bisher, dass sich die Kunden eher an den Kassendisplays orientieren. [2] Die Anmeldeoberfläche in einer Vorkassenzone von Malzers. Die aktuelle Schicht besteht aus neun Verkäuferinnen, jede hat eine eigene Farbe. Das System ermöglicht das problemlose Wechseln während des Verkaufsvorgangs zwischen den Kassen. • Das System übernimmt die Informationen aus dem Versandsy- Mitarbeiter im Vertriebsinnendienst können die bei den Routineaufgaben eingesparte Zeit nun nutzen, um intensiver am wichstem dispotool, das in der Produktion im Einsatz ist. • In den Filialen hat jede Verkäuferin „ihre” Farbe. Das Wechseln tigen Thema Auswertung zu arbeiten. von einer Kasse auf die andere ist problemlos möglich, wenn der Kunde beispielsweise zu seinen Brötchen auch noch einen Intensive Betreuung. Knapp 150 Filialen auf einheitlich Kaffee bestellt und die Kaffeemaschine am anderen Ende der hohem Stand zu halten, ist bekanntlich keine leichte Aufgabe. Bei Malzers ist man deshalb auch bereit, viel in die Betreuung Theke steht. • Ein Kundenkartensystem steht kurz vor der Einführung. Bei der Filialen zu investieren. Neben den beiden Verkaufsleitern Samuelson gefiel Hein hier insbesondere das geschlossene System ohne Transaktionskosten. • Instore Marketing ist über die Kassendisplays und größere BildProfischirme in den Filialen problemlos möglich. Qualität von Händlerinfo: www.casio-b2b.com/ecr/de/haendler • Schließlich ging es noch um das Thema Zukunftssicherheit. CASIO: oder (040) 528 65 416 Hein: „Unsere Handelspartner testen zurzeit intensiv den Heimlieferservice und wir beschäftigen uns auch damit. Eine Bestellung per App ist heute vielleicht noch Zukunftsmusik, in CAS_BackAnz_rot_93x15mm_2015.indd 1 12.03.15 fünf Jahren wahrscheinlich nicht mehr.” • Das System berücksichtig bei Kombiangeboten auch, wenn beispielsweise Cappuccino statt Kaffee gewählt wird. Die Mehrwertsteuer wird korrekt berechnet. • Die Kundeninformation mit Allergendeklaration funktioniert bestens. Bäckerei-Kassen Auf den Leib geschneidert. Die Liste erfasst natürlich nur einen kleinen Teil der Fähigkeiten des Samuelson-Systems und andere Bäckereien werden Möglichkeiten nutzen, auf die man bei Malzers nicht so viel Wert legt. Dazu gehört beispielsweise, dass sich mit Backshop auch zentral Vorschläge für Zusatzverkäufe steuern lassen. Oder die Möglichkeit, dass sich bei Tischbedienung bis zu 300 Tische verwalten lassen – mit allen Funktionen einer Gastrokasse. Eingebaut sind auch Funktionen für Umlagerungen und Abschreibungen innerhalb des Filialnetzes. Gerade in der Umsetzung befindet sich bei Malzers noch die Implementierung des Snackbaukastens. Wichtig ist der Unternehmensführung schließlich noch die schnelle Reaktion, wenn eine Kasse dann doch einmal ausfallen sollte. Jeder Servicetechniker der Bäckerei hat eine Ersatzkasse in seinem Fahrzeug. Im Fall des Falles wird die defekte Kasse einfach ausgetauscht und die Kasse wird online binnen weniger Minuten auf den aktuellen Stand gebracht. Grundsätzlich ermöglichte das Backshop-System eine deutliche Zeiteinsparung im Bestellwesen in der Zentrale. Die 14:05 Schneller als das Knödelwasser kocht. Die KBW Knödelbrot-Würfelmaschine. MW-Schickart Bäckereimaschinenbau GmbH & Co. KG | Tel 0 81 91 - 9 85 45 01 | www.mw-schickart.de Back Journal 7/2015 49 Service Reportage werden die Filialen durch Bezirksverkaufsleiter betreut, die rein mit dem Controlling und der Einarbeitung der neuen Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Zahl der Bezirksverkaufsleiter soll hier nicht gedruckt stehen, so von uns nur die Einschätzung: Mal- In Kürze Foto: BJ / Dirk Waclawek 2015 Malzers Backstube GmbH & Co. KG Ulrichstraße 10 45891 Gelsenkirchen Tel.: +49 209 970740 Internet: www.malzers.de Geschäftsführung: Hans-Joachim Scherpel Gegründet: 1901 Anzahl der Fachgeschäfte: 148 Mitarbeiter:2.200 davon Azubis: 80 Radius des Filialnetzes: 50 km Preise ausgesuchter Produkte Roggenmischbrot (1 kg): 2,95 Euro Körnerbrot (750g): 3,10 Euro Goldbrötchen (Schnittbrötchen): 0,30 Euro Körnerbrötchen: Stück Blechkuchen: Goldbrötchen Käse Goldbrötchen Thunfisch: Frühstück ab: Tasse Kaffee (normale Größe): Cappuccino (normale Größe): 0,64 Euro 1,50 Euro 1,60 Euro 2,15 Euro 2,40 Euro 1,80 Euro zers betreut seine Filialen viel intensiver als die meisten Wettbewerber und der Erfolg gibt dem Konzept offensichtlich Recht. Dazu gibt es noch in jedem Fachgeschäft eine Filialleitung, gegebenenfalls unterstützt durch Schichtleitungen. Die Filialleitungen sind über ein Prämiensystem am Erfolg beteiligt. Schließlich kümmert man sich intensiv um die zurzeit 80 Auszubildenden, für die ein eigenes Karrieresystem entwickelt wurde. Die Bäckerei möchte die Zahl der Auszubildenden noch einmal erhöhen. Bewährt hat sich übrigens, dass neben den Fachverkäuferinnen auch Fachkräfte für Systemgastronomie ausgebildet werden. Letztere werden nach Abschluss der Lehre oft zur Leitung der größeren Filialen mit hohem Snackanteil eingesetzt. Weitere Ausbildungsberufe bei Malzers sind Bäckereifachverkäuferin / -verkäufer, Industriekaufmann / -frau, Bäcker / Bäckerin sowie Fachkraft für Lebensmitteltechnik. Für ihr Karrieresystem wurde Malzers mit dem „Ausbildungs-Ass” ausgezeichnet. Filialsteuerung. Vielleicht noch einige Worte zum Thema Filialsteuerung bei Malzers. Die Fachgeschäfte sind in verschiedene Cluster eingeteilt, berücksichtigt wird dabei nicht nur die Größe, sondern auch die Käuferstruktur – ob es sich also beispielsweise um eine besonders snacklastige Filiale handelt oder nicht. Für die 2,00 Euro Kassenlösung: Backshop von Samuelson in der neuen Version auf rund 450 Kassen. [5] Foto: Samuelson [4] Foto: Samuelson [3] Foto: Samuelson Foto: Samuelson Vertrautes Bild: Backshop orientiert sich am Vorbild von Windows 8 [6] [3-6] Samuelson Backshop gehörte zu den ersten Systemen, die auf eine Touch-Oberfläche setzten. Anfangs belächelt, ist das Konzept inzwischen zum Standard geworden und reduziert die Einarbeitungszeit. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besitzen inzwischen ein Tablet oder Smartphone und können instinktiv mit der Oberfläche umgehen. Wie die Oberfläche aussehen soll, kann jeder Bäcker individuell für sich festlegen, auch die Größe der Kacheln ist veränderbar und Bilder erleichtern den Verkaufsmitarbeitern noch einmal die Arbeit. Das System beherrscht natürlich die Produktinfo mit Ausdruck für den Kunden genauso wie einen Snackbaukasten für die Verknüpfung von Brötchen, Belag und Garnituren. Die Screenshots sind Beispiele von Samuelson und entsprechen nicht der individuellen Oberfläche von Malzers. 50 Back Journal 7/2015 Erfolg in der Vorkasse. Ihre Beziehung zum Handel beschreiben viele Bäcker heute ja als spannungsgeladen, Vorkassenstandorte gelten für diese Kollegen eher als notwendiges Übel. Bei Malzers lässt Hein aber auf diese Vertriebsform nichts kommen, die Vorkasse sei eine bewährte Vertriebsschiene, die weiter gepflegt werde. Die Frage, ob diese Strategie richtig ist, kann man sicher kontrovers diskutieren. Unstrittig ist, dass Malzers die Konkurrenz in Form der Aufbackstationen gut in Schach halten kann – nicht nur wegen der Qualität der Produkte, sondern auch wegen der Qualität des Verkaufs. Dirk Waclawek [7] Foto: BJ / Dirk Waclawek 2015 verschiedenen Filialtypen werden die Sortimente unterschiedlich zusammengestellt und natürlich sind auch die Retourenkorridore auf die Leistungsfähigkeit der Geschäfte zugeschnitten. Eine Retourenquote, die für eine Großfiliale am Ende des Tages noch eine perfekte Präsentation bedeutet, würde an einem kleineren Standort schließlich schon für Schwächen sorgen. Die Grobplanung für die Belieferung der Filialen liefert das System nach den Vorgaben der Verkaufsleitung zunächst als Vorschlag an jede Filiale. Die Filialleitungen haben diese Planungen aber zu bestätigen, beziehungsweise sind gehalten, Änderungen zu machen. Im Büro des Verkaufsinnendienstes findet sich auf einem großen Monitor ein Leitstand mit Informationen zu allen Fachgeschäften. Hier ist zu sehen, welche Filialleiterin die Bestellung gerade in Arbeit hat, welche sie schon abgeschlossen hat und welche eventuell eine Erinnerung benötigt. Es ist verständlich, warum die Schnelligkeit des Datenverkehrs bei der Steuerung so vieler Filialen eine entscheidende Rolle spielt. Hat es Fehlplanungen gegeben, sollen die nach einem Tag und nicht erst nach einer Woche abgestellt werden. Foto:: BJ / Dirk Waclawek 2015 Reportage Service [8] [7] Der beeindruckende Leitstand im Verkaufs-Innendienst. Rot sind die Filialen markiert, bei denen die Filialleiterin noch nicht die Bestellung für den morgigen Tag bestätigt hat. [8] Belastungsprobe: Im Marktkauf direkt gegenüber der Produktion sind vier Samuelson-Systeme im Einsatz. Zu Stoßzeiten greifen zehn Verkäuferinnen darauf zu.
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