Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie Konfidenzintervalle … ein paar kleine Refresher-Aufgaben... Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie In einer Placebo-kontrollierten Klinischen Studie wird jeweils 1.500 Patienten ein Wirkstoff respektive ein Placebo zur Impfung gegen Varicellen verabreicht. Nach aktiver Impfung zeigt sich eine einjährige Erkrankungsrate von 1 %, unter Placebo von 5 %. a) Welches 99%-Konfidenzintervall ergibt sich für Erkrankungsrisiko unter aktiver Impfung laut dieser Studie? das b) Um wieviel Prozent ist das Risiko einer Erkrankung unter Impfung absolut respektive relativ gegenüber Placebo gesenkt? c) Ist der Impfstoff zum Niveau 1% signifikant wirksam gegenüber Placebo? d) Enthält das 99%-Konfidenzintervall des Relativen Risikos den Wert „1“? Enthält das 95%-Intervall den Wert „1“? Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie Grundideen der Fallzahlplanung … zwischen schwarzer Magie und Biometrie... Hunting for significance… (I) oft unbedachte Eigenschaft von Signifikanzaussagen: Fallzahl-Abhängigkeit !!! Komplikationsraten 10% versus 20% bei wachsender Fallzahl n n = 30 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( –9% ; 29% ) –9% 10% 29% ( X ) Hunting for significance… (IV) Komplikationsraten 10% versus 20% bei wachsender Fallzahl n n = 30 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( –0.09 ; 0.29 ) n = 60 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( –0.06 ; 0.26 ) n = 90 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( –0.01 ; 0.21 ) n = 120 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( 0.01 ; 0.19 ) 10% ( ( ( ( X X X X ) ) ) ) Hunting for significance… (V) Komplikationsraten 10% versus 20% bei wachsender Fallzahl n n = 30 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( –0.09 ; 0.29 ) p = 0.286 n = 60 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( –0.06 ; 0.26 ) p = 0.215 n = 90 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( –0.01 ; 0.21 ) p = 0.061 n = 120 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( 0.01 ; 0.19 ) p = 0.030 n = 150 Zähne pro Gruppe: 95%-KI = ( 0.02 ; 0.18 ) p = 0.014 Rumgedreht: Fallzahlplanung Fakt: je größer die Fallzahl, desto schmaler das Intervall Idee: Intervallbreite vorgeben, daraus Fallzahl bestimmen also: Fallzahlplanung abhängig von Vorinformation!!! KI 0.95 hW (1 − hW ) + hK (1 − hK ) = (hW − hK ) ± 1.96 ∗ n Fallzahlplanung (II) Unterschied: hW = 20 % hK = 10 % maximal ± 5 % Intervallbreite: 10 % 0% ( X ± 5% ) (Stift-gestützt) (konservativ) Fallzahlplanung (III) Unterschied: hW = 20 % hK = 15 % maximal ± 5 % Intervallbreite: 0% 5% ( X ± 5% ) (Stift-gestützt) (konservativ) Fallzahlplanung (IV) Unterschied: Intervallbreite: hW = 20 % hK = 15 % maximal ± 2,5 % 0% 5% ( X ) ±2,5% (Stift-gestützt) (konservativ) Fallzahlplanung (VII) Intervallbreite Zähne pro Gruppe ± 2.5 % 1276 ±5% 319 ± 7.5 % 142 ± 10 % 80 realistische Empfehlung: drop out-Rate: Nettofallzahl: 142 Zähne pro Gruppe 10% 160 Zähne pro Gruppe Fallzahlplanung (VIII) Intervallbreite Zähne pro Gruppe δ = 20% - 5% // δ = 20% - 10% ± 2.5 % 1276 // 1537 ±5% 319 // 385 ± 7.5 % 142 // 171 ± 10 % 80 // 97 realistische Empfehlung: drop out-Rate: Nettofallzahl: 385 Zähne pro Gruppe 10% 424 Zähne pro Gruppe Fallzahlplanung (IX) Faustregel 1: Je geringer der nachzuweisende klinisch relevante Unterschied gefordert wird, desto höher die Fallzahl der Studie! Faustregel 2: Je geringer die einzuhaltende Intervallbreite, desto höher die Fallzahl der Studie! Fallzahlplanung (X) Faustregel 1: Je geringer der nachzuweisende klinisch relevante Unterschied gefordert wird, desto höher die Fallzahl der Studie! Faustregel 2: Je geringer die einzuhaltende Intervallbreite, desto höher die Fallzahl der Studie! Faustregel 3: Je geringer der einzuhaltende α-Fehler gefordert wird (also je höher das Konfidenzniveau), desto höher die Fallzahl der Studie! KI 0.95 hW (1 − hW ) + hK (1 − hK ) = (hW − hK ) ± 1.96 ∗ n Zusammenfsg: Fallzahlplanung Vorgehen entlang Konfidenzintervallen: 1. genaues Festlegen eines (!) primären Endpunkts (wenn möglich binär mit Interpretation „Erfolg ?“ [ja / nein]) 2. Vorgabe des klinisch relevanten Unterschieds δ in dessen Auftrittshäufigkeiten 3. Vorgabe der maximal tolerablen Breite ± B und des Konfidenzniveaus (1–α) zum Konfidenzintervall dieses Unterschied in den Auftrittshäufigkeiten 4. Fallzahlvariation entlang Eingabewerten B und δ 5. Fallzahlempfehlung inclusive 10% – 20% drop outs höhere Fallzahl bei kleinerem Unterschied δ kleinerer Breite B Beispiel: Fallzahlplanung Fragestellung: konventionelle versus minimal-invasive Hüft-Totalendoprothetik primärer Endpunkt: „WOMAC-Index 2 Wochen nach OP > 50 % [ja / nein]“ Planungsannahme: Erfolgsrate konventionell minimal-invasiv Signifikanzniveau Konfidenzniveau 1% 99 % 40 % 55 % Beispiel: Fallzahlplanung Unterschied: hM = 55 % hK = 40 % maximal ± 12.5 % Intervallbreite: 0% ( 15 % X ± 12.5% ) (minimal-invasiv) (konservativ) besser ± 10 % Beispiel: Fallzahlplanung Planungsannahme: Erfolgsrate konventionell minimal-invasiv Signifikanzniveau Konfidenzniveau 40 % 55 % 1% 99 % Fallzahl pro Studien-Arm: zu erwartende drop out rate: n = 324 10 % (auszuwerten) zu rekrutierende Fallzahl: 2 x 324 x 1.10 = 2 x 357 = 714 Eingriffe Beispiel II: Fallzahlplanung Planungsannahme: Erfolgsrate konventionell 40 % minimal-invasiv A 55 % minimal-invasiv B 50 % Ziel: paarweise Vergleiche „A / B versus konventionell“ Beispiel II: Fallzahlplanung Planungsannahme: Erfolgsrate konventionell 40 % minimal-invasiv A 55 % minimal-invasiv B 50 % Ziel: paarweise Vergleiche „A / B versus konventionell“ Signifikanzniveau Konfidenzniveau also: 1%/2 = 0.5 % = 99.5 % Fallzahl für Vergleich „A versus konventionell“ wird höher durch Hinzunahme des Studienarmes !!! Beispiel II: Fallzahlplanung Planungsannahme: Erfolgsrate konventionell 40 % minimal-invasiv A 55 % minimal-invasiv B 50 % Ziel: paarweise Vergleiche „A / B versus konventionell“ Signifikanzniveau Konfidenzniveau Fallzahl: 1%/2 = 0.5 % = 99.5 % A versus konventionell B versus konventionell Patientenzahl: 2 x 632 x 1.10 + 2 x 389 2 x 632 +10% +10% 389 x 1.10 = 1819
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