Tourenführer herunterladen

NORDFRANKREICH
11 HÖHE
PUNKTE
1914-18,
ein globaler Konflikt
RADWANDERFÜHRER
Wie das benachbarte Belgien, das Artois oder die Somme war Französisch-Flandern, zwischen Lille
und Béthune, eine globalisierte Bühne des 1. Weltkriegs. In seinen flachen Landschaften, in denen
das Wasser überall fließt, haben die Kämpfe zwischen 1914 und 1918 nie innegehalten: offene
Zusammenstöße der französischen, britischen und deutschen Kavalerie während des „Wettlaufs
zum Meer“ im Oktober 1914, Offensiven der britischen Armee mit indischen und kanadischen
Kontingenten 1915 bei Aubers, der selbstmörderische Angriff unerfahrener britischer und
australischer Divisionen vor Fromelles im Juli 1916, das massive Vordringen deutscher Truppen im
April 1918, bei dem die portugiesischen und britischen Einheiten überrannt wurden.
Auch wenn die Arbeit der Landwirte die größten Wunden des Konfliktes – mit Ausnahme
einer Vielzahl von deutschen Blockhäusern – ausradiert hat, bleibt die Erinnerung an den
Ersten Weltkrieg in dieser von Hecken gesäumten Landschaft mit Routen, die kurvenreich
den Entwässerungsgräben folgen, erhalten: dank einer Vielzahl von britischen und deutschen
Soldatenfriedhöfen, Gedenkstätten der Portugiesen und großartigen Denkmälern zu Ehren der
gefallenen Soldaten, seien sie Inder, wie in Neuve-Chapelle, oder Briten, wie in Le Touret.
Le Touret Military Cemetery and Memorial
in Richebourg
Der portugiesische
Militärfriedhof in Richebourg
P. M
o
rès
AS Flament
So sorgen Sie für Ih
re Sicherheit und
eine
angenehme Rund
tour:
• Die zu besichtigen
den Erinnerungss
tätten
sind Orte der Besin
nu
den Ort und respek ng. Bitte achten Sie
tieren Sie die örtli
chen
Vorschriften.
• Achten Sie bitte
auf Flora und Faun
a;
hinterlassen Sie ke
inen Abfall.
• Seien Sie vorsich
tig: Di
auch von Fußgänge e Wege werden
rn
motorisierten Fahr , Reitern und
zeugen genutzt (A
utos,
Motorräder, Quad
-Bikes etc.).
• Aus Sicherheitsg
ründen wird dringe
nd
davon abgeraten,
die
des Rundweges zu Blockhäuser entlang
betreten.
2
3
Neuve-Chapelle
Indian Memorial
AS Flament
1
Der Name von Neuve-Chapelle steht neben
denen vieler weiterer Schlachten eingraviert
auf dem beeindruckenden Ehrenmal für
die 4847 im 1. Weltkrieg verschollenen
Soldaten des indischen Korps der britischen
Armee. Das Ehrenmal ist das Werk des
Architekten Sir Herbert Baker und wurde
am 7. Oktober 1927 eingeweiht. Das runde
Bauwerk wird an einer Seite von einer
perforierten Mauer begrenzt, gesäumt von
Skulpturen der Insignien der indischen Armee;
das andere Halbrund umgibt eine Mauer, auf
der die Namen der verschollenen Soldaten
verzeichnet sind. In der Mitte des Mauerkreises
befindet sich eine von zwei Tigern flankierte
Säule, auf deren Spitze eine Lotusblüte, die
Krone des Britischen Weltreiches sowie der
Stern Indiens thront und an deren Fuß die
Namen der Schlachten eingraviert sind. Zu
sehen ist zudem der Schriftzug God is one,
His is the victory in Englisch, Arabisch, Hindi
und Gurmukhi. Jeden November ist die
Gedenkstätte Schauplatz eines wichtigen
Ehrengedenkens.
Anfang Oktober 1914 erreichte der Krieg den
Landstrich zwischen Béthune und Armentières.
Schnell rückte das Dorf Neuve-Chapelle in den
Mittelpunkt der Kampfhandlungen. Am 28. Oktober 1914 setzte das britische Militär das indische
Korps in den Kämpfen um das Dorf ein, das aber in deutscher Hand blieb. Am 10. März 1915
unternahm die 1. britische Armee einen erneuten Versuch, das Dorf sowie den Höhenzug von
Aubers einzunehmen, um so einen Durchbruch in Richtung Lille zu schaffen. Der Angriff kam vom
Standpunkt des Ehrenmals aus gesehen auf einer drei Kilometer nach Norden reichenden Linie
zum Stehen. Die Briten mobilisierten 340 Geschütze und zwei Armeekorps mit zirka 40.000 Mann.
4
Kolonialminister Léon Perrier, Marschall
Foch, der britische Staatssekretär für Indien,
Lord Birkenhead, sowie der Maharadscha
von Kapurtala 1927 bei der Einweihung der
Gedenkstätte (ADPdC 4Fi3411)
Nach einem 35-minütigen Trommelfeuer griff das indische Korps die dem heutigen Ehrenmal
gegenüberliegenden Schützengräben an. Das 4. britische Korps attackierte weiter im Norden.
Gegen 10 Uhr war das Dorfzentrum erobert. Verschiedene Widerstandsnester sowie deutsche
Verstärkungstruppen verhinderten jedoch einen Ausbau des anfänglichen Erfolges. Drei Tage
lang reihten sich Angriffe auf Gegenangriffe. Am Ende kostete die Eroberung eines 800 Meter
tiefen Landstreifens das Leben von fast 13.000 Briten und ebenso vielen Deutschen.
Die indischen Truppen
Für den Schutz der
britischen Kolonie Indien
war eine Armee aus
indischen und britischen
Soldaten verantwortlich.
1914 wurden jeweils
zwei Infanterie- und
Kavaleriedivisionen
unter dem Kommando
von General Willcocks
nach Frankreich verlegt,
um dort die britische
Expeditionsarmee zu
verstärken. Diese hatte
während der ersten
Coll. ATB 14-18
Kriegswochen schwere
Verluste erlitten. Die Divisionen„Lahore“ aus Karachi und„Meerut“ aus Bombay wurden nach
Marseille verschifft und von dort in den Norden transportiert. Ab dem 23. Oktober 1914 kamen
sie in Neuve-Chapelle und Ypern zum Einsatz. Im Dezember 1915 wurde die indische Infanterie
nach Mesopotamien verlegt, die Kavalerie 1918 nach Palästina.
Insgesamt fielen fast 6000 indische Soldaten an der Westfront.
Portugiesischer
Militärfriedhof
von Richebourg
Portugiesische Soldaten mit
britischen Helmen 1917 an der
Front zwischen Fauquissart
und Festubert
2
AS. Flament
Der Christus der Schützengräben von Neuve-Chapelle
chen Soldaten eine verstümmelte
Bei ihrer Ankunft an der Front fanden die portugiesis
g von Neuve-Chapelle stammte. In der
Christusfigur, die von einem Bildstock am Ortseingan
Stellung auf. 1958 schenkte Frankreich
ihrer
in
Hoffnung auf göttlichen Beistand stellten sie sie
. Im Kapitelsaal des Klosters von
wurde
angen
Portugal die Figur, die dort im Triumph empf
Neuve-Chapelle seitdem über die
Batalha nördlich von Lissabon wacht der Christus von
1. Weltkriegs, der eine verschollen an der
beiden unbekannten portugiesischen Soldaten des
Flandernfront, der andere in Afrika.
wurden seine in zwei Infanteriedivisionen
aufgeteilten 55.000 Mann im Grabenkampf
sowie der Handhabung von Gasmasken
trainiert. Die britische Armee, von der die
Portugiesen ihre Bewaffnung und Helme
erhielten, setzte sie anschließend in ihren
Frontabschnitten ein. Im April 1917 erreichten
die ersten portugiesischen Einheiten die
Front im Sektor von Neuve-Chapelle, der
IWM
1924 beschloss Portugal die Einrichtung eines
Militärfriedhofes in dem Gebiet, das 1917 von seinen
Truppen gehalten wurde und im Mittelpunkt der deutschen
Offensive vom 9. April 1918 lag. Hier ruhen die Überreste von
1831 an der Westfront getöteten Portugiesen. Jedes Jahr im
April wird ihrer mit einer Zeremonie gedacht.
Im Februar 1917 landete das portugiesische
Expeditionskorps unter General Tamagnini in Brest an,
um die alliierten Truppen zu unterstützen. In einem
Trainingslager in Marthes bei Aire-sur-la-Lys im Pas-de-Calais
Der Kriegseintritt Portugals
Der portugiesische Sektor wurde bis nach
Fauquissart ausgedehnt, seine Befehlsstände
waren in Laventie, La Gorgue, Lestrem
und Saint-Venant. Am 8. April erhielt die 2.
portugiesische Division den Befehl, sich auf
ihre Ablösung am Folgetag vorzubereiten.
Doch im Morgengrauen des 9. April
eröffnete ein fürchterliches Artilleriefeuer
die Frühjahrsoffensive der Deutschen im
Departement Nord mit dem Ziel, die britischen
Linien zu überrennen und den Weg nach
Calais frei zu machen. Das Zielgebiet lag
zwischen Givenchy und Bois-Grenier und
wurde vom portugiesischen Korps sowie
geschwächten britischen Divisionen gehalten.
Der 6. deutschen Armee gelang es, die Front
zu durchbrechen und alle Widerstandsnester
zu eliminieren. Eine große Zahl portugiesischer
Soldaten geriet in Gefangenschaft oder wurde
in die Flucht geschlagen. Nur in Givenchy
gelang es der 55. britischen Division die
Deutschen aufzuhalten.
Grab eines unbekannten
portugiesischen Soldaten
BB
OT
6
1914 entschied sich die junge portugiesische Republik, neutral zu bleiben. Doch die Sorge um
ihre von den deutschen Kolonialtruppen in Südwest- und Ostafrika bedrohten Kolonien in Angola
und Mozambique sowie der Wunsch nach internationaler Anerkennung veranlasste Portugal zum
Kriegseintritt. Nach der Beschlagnahmung deutscher Schiffe in Portugal erfolgte die Kriegserklärung
am 9. März 1916. Noch während des Einsatzes des portugiesischen Expeditionskorps in Neuve-Chapelle
wurde President Bernardino Machado am 7. Dezember 1917 durch einen Staatsstreich von Sidonio Pais
gestürtzt, der gegen eine Beteiligung Portugals am Krieg war. Fernab der Sorgen und Interessen der
neuen Regierung wurde das portugiesische Expeditionskorps in der Folge nach und nach vernachlässigt.
seit den blutigen Schlachten der Jahre 1914
und 1915 relativ ruhig geblieben war. Dort
entdeckten einige portugiesischen Soldaten
eine beschädigte Christusfigur, die sie in der
Hoffnung auf Gottesschutz in ihrer Stellung
aufrichteten.
Deutsches Blockhaus
➜ Das Gebäude ist in Privatbesitz. Bitte nicht betreten.
Ab 1914 hielten die Deutschen den Sektor von
Piètre besetzt. Von einem Ausguck auf einer
hohen Pappel aus observierten sie die britischen
Linien, die in der Nähe der Kirche von Fauquissart
entlangführten. Die Landschaft in diesem Sektor
ist charakteristisch für den Frontabschnitt im
Bas-Pays. Das flache und feuchte, teils sumpfige
und von vielen Wassergräben durchzogene Terrain
ließ nur den Bau von flachen Schützengräben
zu, die mit Brustwehren aus Erdsäcken verstärkt
wurden. Die Deutschen bauten zudem betonierte
Unterstände. Einer davon, halb in die Erde
gegraben, befindet sich nahe des Flüsschens
Les Laies. Eine Treppe führt auf einen Flur, von
dem drei Räume abgehen. Die vorhandenen
technischen Anlagen lassen darauf schließen,
dass der Unterstand über eine Pumpe verfügte,
die das Wasser aus den Gräben in das Flüsschen
beförderte.
Blick vom Dach des Blockhauses
Die Befestigungen
der Deutschen
3
Nach der Stabilisier
ung der
Front Ende 1914 be
gannen
die Deutschen dam
it, Häuser
zu befestigen und za
hlreiche
Unterstände aus Be
ton für den
Schutz von Mensch
und Material
zu errichten. Danebe
n bauten sie
Gefechtsstände für
die Infanterie,
die Maschinengewe
hrschützen
oder die Artillerie. Mi
t ihrer in
diesem Sektor seit
1915 rein
defensiven Strategie
konnten
die Deutschen alle
Angriffe der
Alliierten abwehren
. 1917 wurden
die Anlagen mit de
m Bau neuer
Unterstände auf de
m Höhenzug
von Aubers vervollstä
ndigt. Sie
waren Teil der Siegf
riedstellung,
wie die Deutschen
ihr befestigtes
Verteidigungssyste
m entlang des
Frontverlaufs bezeich
neten.
Fromelles
Australian
Memorial Park
➜ Der Weg ist in diesem Abschnitt nicht mehr gekennzeichnet,
es wird geraten, den Wegweisern der Commonwealth War
Graves Commission zu folgen.
Nachdem die Schlacht an der Somme ab dem
1. Juli 1916 voll ausgebrochen war, befahl der
britische General Haig einen Ablenkungsangriff
im Frontabschnitt von Fromelles gegenüber dem
Höhenzug von Aubers. Um 18 Uhr des 19. Juli 1916
gingen die unterbesetzte 61. britische Division
und die unerfahrene 5. australische Division zum
Angriff über. Die Operation scheiterte. Alleine die
Australier konnten vorübergehend die vorderste
Linie der Deutschen erobern. Die Verluste waren
erschreckend: 1557 englische und fast ebenso viele
deutsche Soldaten fifielen.
elen. Am Ende ihres ersten
Einsatzes an der Westfront hatten die Australier
5533 Opfer zu beklagen. Der 61.
Division wird mit einer
Gedenktafel am Rathaus von
Laventie gedacht, wo sie
untergebracht war.
JM Ochowiec
E. Roose
8
4
Der Unteroffizier Fraser
Der am 31. Dezember 1876 im
Bundesstaat Victoria geborene
Simon Fraser trat im Juli 1915 in das
57. australische Bataillon ein, das
der britischen Armee eingegliedert
wurde. Als Unteroffizier beteiligte er
sich an der Schlacht von Fromelles.
Am Tag nach der Schlacht entschloss
er sich mit seinen Kameraden,
ohne Genehmigung der britischen
Vorgesetzten die im Niemandsland
zurückgelassenen verletzten Australier
zu bergen. An diesen mutigen
Akt erinnert die von Peter Corlett
entworfene, 1998 im Memorial Parc
aufgestellte Statue. Simon Fraser fiel
fiel
1917 in Bullecourt, seine Überreste
gelten als verschollen.
D1
22
2
sL
ay
es
Flugplatz
Merville-Calonne
Deutscher Soldatenfriedhof
von Laventie
D1
75
5
LAVENTIE
D172
D1
e
D94
5
0
8
7
D169
D4
1
RICHEBOURG
D1
78
D171
ILLIES
D7
D9
MARQUILLIES
47
VIOLAINES
D1
67
5
D14
BEUVRY
D72
La L
oisn
e
D167
11
Denkmäler
von Givenchy
La Bassée Violaines
Bahnhof
CUINCHY
D941
HANTAY
DOUVRIN
SALOMÉ
LENS
ARRAS
CALAIS
A26
d’Ai
re
Cuinchy
Bahnhof
Béthune
Bahnhof
Traversée dangereuse
Can
al
GIVENCHYLÈS-LA-BASSÉE
N 47
BÉTHUNE
Parking
FESTUBERT
66
Office de tourisme
LA BASSÉE
D1
D9
37
D6
41
ESSARS
Point d’information
touristique (RIS)
10
Portugiesischer Militärfriedhof
von Richebourg
71
D1
Aire de camping-cars
!
WICRES
2
10
LE
LIL
LORGIES
2
D166
HERLIES
1
Neuve-Chapelle Indian Memorial
71
D1
Le Touret Military Cemetery and Memorial
Gare SNCF
Deutsches Blockhaus
7
D1
Startpunkt
Richebourg Kriegerdenkmal
14-18
un conflit mondial
3
1
D1
NEUVECHAPELLE
N4
7
D1
72
0
Startpunkt:
Wohnmobilstellplatz Champs
de mémoire du Bas-Pays in
Richebourg
9
LA COUTURE
FROMELLES
8
aw
Dauer: 3,5 Stunden
41
St. Vaast Post Military Cemetery
Portugiesisches Denkmal von La Couture
LOCON
D1
AUBERS
D1
6
69
D1
VIEILLECHAPELLE
Länge: 41 km
71
6
66
La L
191418,
EIN GLOBALER
KONFLIKT
LE MAISNIL
Fromelles Australian Memorial Park
D1
D168
D178
Rue-du-Bacquerot No.1
Military Cemetery
Ri v
4
D172
LESTREM
75
D1
de
LA GORGUE
ÈRES
ENT I E
ARMNKERQU
DU
D23C
FLEURBAIX
ière
D122
45
D1
66
D9
63
D1
BILLYBERCLAU
Deutscher
Soldatenfriedhof
von Laventie
5
Der Separatfrieden mit Russland ermöglichte es den Deutschen, im Frühjahr 1918 eine
Großoffensive einzuleiten mit dem Ziel, die Front zu durchbrechen und einen Sieg zu erzwingen.
Die in diesem Rahmen ab dem 9. April 1918 zwischen Givenchy und Bois-Grenier durchgeführte
Operation Georgette löste die Vierte Flandernschlacht aus. Dabei gelang es der 6. deutschen
Armee, dank heftigen Artilleriefeuers, dem Einsatz von Giftgas und besonders erfahrenen
Sturmtruppen die alliierten Linien zu durchstoßen. Die 40. britische Division wurde aus Fleurbaix
vertrieben, die 2. portugiesische Division aus Laventie. Am Abend des 9. April überschritten die
Deutschen den Fluss Lys (dt. Leie) bei Bac-Saint-Maur. Am Folgetag wurden die Angriffziele in
Richtung des Département Nord ausgedehnt und die Städte Armentières, Merville und Bailleul
besetzt. Ende April kam die Operation am Rande des Waldgebiets von Nieppe zum Stehen. Das
deutsche Heer richtete nun mehrere Soldatenfriedhöfe ein, vor allem in Laventie und Saillysur-la-Lys. Dort wurden die Gefallenen der Kämpfe des April sowie der Sommermonate 1918
beerdigt. Nach dem Ende des Krieges wurden die vielen kleinen verstreuten Grabstätten der
Deutschen auf dem Soldatenfriedhof von Laventie zusammengeführt. Er umfasst 1978 Gräber.
Einige der Grabkreuze tragen bis zu vier Namen von Gefallenen. Die Gedenkstätte wird vom
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge unterhalten.
Coll. ATB 14-18
Rue-du-Bacquerot
n°1 Military Cemetery
6
Die Zugänge zu den Laufgräben, die zu den vordersten Linien der Briten führten, befanden sich
etwa einen Kilometer vom Schlachtfeld von Neuve-Chapelle entfernt in der Nähe der rue du
Bacquerot. In einem Bauernhof war ein Feldlazarett für die Erstversorgung der Verletzten aus
den Schützengräben untergebracht. Transportfähige
Verwundete wurden zu den Casualty Clearing Stations
nach Estaires oder Merville weitergeleitet. All jene, die
ihren Verwundungen im Feldlazarett erlagen, wurden
auf einem Friedhof nebenan bestattet. Die 1914 und
1915 gefallenen indischen Soldaten wurden in einem
gesonderten Bereich des Friedhofs begraben.
Zeichnungen
sich ausruhender
indischer Soldaten
von Paul Sarrut
(ADPdC 3Fi608)
Deutsche Truppen im April
oder Mai 1918 in Laventie
Indische Vielfalt
Die indische Armee war kulturell und religiös höchst
heterogen, was sich auch auf den Grabsteinen ihrer
Soldaten widerspiegelt. Jeder Stein gibt die jeweilige Religion des Bestatteten an
und trägt eine Inschrift in einer der gängigen Sprachen, also Hindi, Urdu oder Gurmukhi.
Paul Sarrut, ein der Division Lahore als Übersetzer zugeordneter Franzose, hat die Soldaten
vom anderen Ende der Welt beobachtet und portraitiert. Seine Skizzen zeigen Sikh-Kämpfer
mit Turbanen und langen Bärten, Hindus oder Moslems mit orientalischen Hauben. Andere
Soldaten, wie die Gurkhas aus Nepal, tragen europäische Kleidung – eine Diversität, auf die
sich die britischen Offiziere einstellen mussten.
12
St. Vaast Post
Military Cemetery
7
Richebourg
Kriegerdenkmal
Portrait eines Zivilisten,
Paul Queste
Viele der Soldaten, die seit der Schlacht am Wildschweinkopf am 30. Juni 1916 hier ruhen,
gehörten zum Royal Sussex Regiment. Der Name der Schlacht bezieht sich auf einen
deutschen Vorposten in der Nähe der rue du Bois und des indischen Ehrenmals, der 1915 im
Zuge der Schlacht von Festubert errichtet worden war. Die Operation des 30. Juni 1916 war als
Ablenkung von der Sommeschlacht gedacht, die am Folgetag starten sollte. Die 39. Division
sollte die vorderen Linien der Deutschen erobern. Nach einigen Stunden mussten sich die
Sturmtruppen jedoch wieder zurückziehen. Die Verluste waren groß: mehr als 1000 Mann
fielen. Die meisten Verwundeten wurden in dem Bauernhof neben dem Friedhof notversorgt.
Gedenken an die Schlacht
am Wildschweinkopf 2014
8
OTBB
Die Kirche
von Richebourg 1915
IWM
Coll. ATB 14-18
14
1914 gab es hier zwei unterschiedliche
Gemeinden: durch Richebourg l’Avoué verlief
die Front, Richebourg Saint Vaast lag im Rücken
der alliierten Stellungen. In den Ansiedlungen
hinter der Front, wie zum Beispiel Bout de
Ville, lebten weiterhin Menschen inmitten von
Soldaten und wurden oft Opfer der Gräuel des
Krieges. Nach dem Waffenstillstand versuchten
die Bewohner gemeinsam, ihre Dörfer in der
verwüsteten Landschaft wiederaufzubauen.
Ein Ehrenmal, das den Leichnam eines
Frontsoldaten zeigt, erinnert an 97 Bewohner
von Richebourg, die im Krieg getötet wurden.
An der Außenmauer der Kirche wurde als
Zeugnis der Zerstörung außerdem eine durch
einen Granatsplitter verstümmelte Christusfigur
angebracht.
Das Totenmahl in Richebourg erinnert
auch an 49 während des Krieges
getötete Zivilisten. Einer davon
war Paul Queste, geboren am 3.
Juli 1864 und verheiratet mit Marie
Delannoy. Als der Krieg ausbrach, war
er Schuhmacher in der rue du Bout
de Ville. Seine Frau führte ein kleines
Ladenlokal. 1917 wurde Queste durch
einen Granateneinschlag in seinem
Haus schwer verletzt. Man brachte
ihn nach Merville, wo er seinen
Verletzungen erlag. Sein Grab befindet
sich auf dem Gemeindefriedhof
von Richebourg.
9
Portugiesisches
Denkmal
von La Couture
1917 und 1918 legten die Alliierten zwischen
La Couture und den Dörfern im Hinterland der
Front eine Verteidigungslinie mit befestigten
Stellungen und Unterständen an. Diese wurde
während der Vierten Flandernschlacht am
9. April 1918 von portugiesischen Soldaten
unter Oberst Bento Roma verteidigt. Aus diesem
Grund ließ die portugiesische Regierung hier ein
Denkmal errichten, das am 10. November 1928
eingeweiht wurde. Es handelt sich um das Werk
des portugiesischen Künstlers Teixeira Lopes
und zeigt eine Frau, als Sinnbild des Vaterlandes,
die den Säbel des Helden der portugiesischen
Unabhängigkeit, Nuiv’Alwarez, in der Hand hält.
An ihrer Seite streckt ein portugiesischer Soldat
Gevatter Tod vor der Ruine einer gotischen
Kathedrale nieder.
OTBB
Der Wiederaufbau der Kirche Saint Pierre
Die Kirche von La Couture blieb bis 1917 verschont, 1918
wurde sie jedoch komplett zerstörte. Nach den Plänen
der Architekten Maurice Mulard und René Sarrut
wurde sie 1930-32 im neugotischen Stil aus
Sand- und Feldstein und fast identisch wie ihre
Vorgängerin wiederaufgebaut. In einer ihrer
Kapellen befindet sich ein Denkmal für die
militärischen und zivilen Opfer der Gemeinde.
Das darüber befindliche Kirchenfenster zeigt
den Auszug der Hebräer aus Ägypten sowie
die Flucht der Einwohner des Ortes während
der deutschen Offensive 1918.
MV S
CA
16
Fenster mit dem Auszug aus Ägypten
Gemeinde La Couture
Le Touret Military
Cemetery
and Memorial
10
Mehr als 13.000 britische Soldaten, die 1914 und 1915 an der Front zwischen Givenchy und
Neuve-Chapelle gefallen sind, gelten als verschollen. Ihnen ist die nach Plänen des Architekten
Truelove gebaute und am 22. März 1930 eingeweihte Gedenkstätte Le Touret gewidmet.
Eine überdachte Säulengalerie führt zu einem Innenhof mit den eingravierten Namen der
Schlachten. Die erste Schlacht bei La Bassée vom 10. Oktober bis 2. November 1914 stoppte
den Durchbruch der Deutschen zum Meer und markierte den Beginn des Stellungskrieges.
Bei den übrigen Schlachten handelte es sich um wichtige lokale Offensiven mit dem Ziel, die
Front zu durchbrechen oder von den Operationen der Franzosen 1915 im Artois abzulenken.
Die Kämpfe in Neuve-Chapelle, Givenchy, Aubers, Festubert oder Cuinchy kosteten vielen
Soldaten das Leben. Ab Oktober 1914 bis März 1915 war das Dorf Neuve-Chapelle Schauplatz
(Fortsetzung auf der Folgeseite)
Foto eines deutschen Soldaten
von Leichnamen britischer Soldaten
im Todesstreifen, September 1915
Coll. ATB 14-18
Le Touret Military Cemetery and Memorial
(Fortsetzung)
blutiger Auseinandersetzungen. Im Dezember 1914
und im Juni 1915 lieferten sich Briten und Deutsche in
Givenchy schreckliche Attacken und Gegenattacken.
Cuinchy erlebte im Februar 1915 heftige Angriffe. Am
9. Mai lancierten die Briten in zwei Frontabschnitten
die Schlacht von Aubers. Im südlichen Teil entlang
der rue du bois in Richebourg erlitten die Soldaten
des 2. Regiments Munster, dessen Geistlicher am
Abend zuvor ein letztes Abendmahl abgehalten
hatte, schwere Verluste. Die Kämpfe im Norden
konzentrieren sich auf den Sektor zwischen Fromelles
und Fleurbaix. Zwischen dem 15. und 25. Mai
1915 eroberten britische und kanadische Truppen
während der Schlacht von Festubert unter großen
Verlusten einen Teil des Frontabschnittes. Die Jahre
1916 und 1917 blieben in diesem Sektor dagegen
verhältnismäßig ruhig.
OTBB
Die Kanadier in der Schlacht von Festubert
1914 meldeten sich sehr viele Kanadier freiwillig
zum Krieg. Die Regierung entschloss sich
daher, ein Expeditionskorps in Divisionsstärke
auszurüsten, bestehend aus drei Brigaden und
zwölf Infanterieregimentern. Erstmals kamen
sie bei Ypern zum Einsatz. In der Schlacht von
Festubert wurde die kanadische Division ab dem
18. Mai 1915 eingesetzt. Die 3. Brigade attackierte
eine kleine Obstwiese gegenüber von Festubert,
die 2. Brigade kämpfte weiter südlich. Die Gefechte
forderten das Leben von mehr als 2000 Mann.
Dieses Denkmal wurde zu Ehren des 15. und des
48. Bataillons der Highlander aus Toronto auf der
ehemaligen Obstwiese errichtet.
18
Denkmäler
von Givenchy
11
Australische Minengräber
1918 in einem Schacht
bei Hulluch
Das Denkmal für die 55. Division
West Lancashire wurde am
15. Mai 1921 in Anwesenheit
des Bürgermeisters
von Liverpool und
von Marschall Joffre
IWM
eingeweiht. Die Rose
symbolisiert die
Grafschaft Lancashire. Das von Veteranen gestiftete Denkmal soll vor allem
an den Widerstand der Division in Givenchy während der deutschen
Offensive am 9. April 1918 erinnern. Während des gesamten Krieges war
das Dorf Schauplatz schrecklicher Gefechte. Im Dezember konnten
es die Deutschen einige Stunden lang erobern, bevor sie wieder
se
E. Roo
von den Briten vertrieben wurden. 1915 und 1916 wütete hier
der Minenkrieg. Das Denkmal, das 2010 neben dem
anderen Denkmal errichtet wurde, erinnert an die
größtenteils britischen Minengräber, die in diesem
Frontabschnitt starben.
Denkmal für die 55. Division
West Lancashire
Konzeption des Rundweges und Bildrecherche: Bertrand LECOMTE (Association L’Alloeu Terre de Batailles 1914-1918, Édouard ROOSE
(Regionales Fremdenverkehrsamt von Nord-Pas de Calais – CRT Nord-Pas de Calais), Tourismusbüro der Region Béthune-Bruay - Einleitung:
Yves LE MANER (Regionalrat Nord-Pas de Calais) – Übersetzung: blankgold.
Konzeption und Gestaltung: les Paoïstes – Umsetzung: Nord Compo - Kartografie: Géoreflet - Druck: Nord Imprim.
Kanadische Gedenktafel
an der Kreuzung rue de Lille
und Rue du Taillis in Festubert (E. Roose)
Fotonachweis: Titel: AS. FLAMENT ; innenseiten: Tourismusbüro der Region Béthune-Bruay (OTBB), AS FLAMENT, P. MORÈS, J.M OCHOWIEC,
E. ROOSE, Gemeinde La Couture - Nachweise der Archivdokumente: Archives Départementales du Pas-de-Calais (AD PDC), Sammlung
der Association„L’Alloeu Terre de Batailles 14-18“ (Coll. A.T.B 14-18), Imperial War Museum (IWM).
©Copyright: CRT Nord-Pas de Calais - 2014. Jegliche auch nur teilweise Reproduktion ist verboten, wenn nicht das schriftliche
Einverständnis des Regionalen Fremdenverkehrsamtes von Nord-Pas de Calais (CRT Nord-Pas de Calais) vorliegt. Gesetzlich
vorgeschriebene Hinterlegung von Pflichtexemplaren: 2. Halbjahr 2014.
Weitere Informationen :
TOURISMUSBÜRO
DER REGION BÉTHUNEBRUAY
Tel.: + 33 (0)3 21 52 50 00
www.tourisme-bethune-bruay.fr
Setzen Sie Ihren Besuch auf den
„Wegen der Erinnerung im Nordfrankreich“ fort:
www.wegedererinnerung-nordfrankreich.com
Hier können Sie ein Grab auf den deutschen Friedhöfen lokalisieren:
www.volksbund.de
Hier können Sie ein Grab auf den Friedhöfen
des Commonwealth lokalisieren:
www.cwgc.org
Hier können Sie ein Grab auf den portugiesischen Friedhöfen finden:
+33 (0)3 21 26 23 69
Das Tourismusbüro der Region Béthune-Bruay ist von Montag bis Samstag
von 9.30 bis 12.30 Uhr (außer Dienstagvormittag) sowie 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Weitere Öffnungszeiten: im Juli und August sonntags und an Feiertagen sowie
an Sonntagen mit besonderen Veranstaltungen von 10 bis 12.30 sowie von 14 bis 18 Uhr