NORDFRANKREICH 11 HÖHE PUNKTE 1914-18, ein globaler Konflikt RADWANDERFÜHRER Wie das benachbarte Belgien, das Artois oder die Somme war Französisch-Flandern, zwischen Lille und Béthune, eine globalisierte Bühne des 1. Weltkriegs. In seinen flachen Landschaften, in denen das Wasser überall fließt, haben die Kämpfe zwischen 1914 und 1918 nie innegehalten: offene Zusammenstöße der französischen, britischen und deutschen Kavalerie während des „Wettlaufs zum Meer“ im Oktober 1914, Offensiven der britischen Armee mit indischen und kanadischen Kontingenten 1915 bei Aubers, der selbstmörderische Angriff unerfahrener britischer und australischer Divisionen vor Fromelles im Juli 1916, das massive Vordringen deutscher Truppen im April 1918, bei dem die portugiesischen und britischen Einheiten überrannt wurden. Auch wenn die Arbeit der Landwirte die größten Wunden des Konfliktes – mit Ausnahme einer Vielzahl von deutschen Blockhäusern – ausradiert hat, bleibt die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in dieser von Hecken gesäumten Landschaft mit Routen, die kurvenreich den Entwässerungsgräben folgen, erhalten: dank einer Vielzahl von britischen und deutschen Soldatenfriedhöfen, Gedenkstätten der Portugiesen und großartigen Denkmälern zu Ehren der gefallenen Soldaten, seien sie Inder, wie in Neuve-Chapelle, oder Briten, wie in Le Touret. Le Touret Military Cemetery and Memorial in Richebourg Der portugiesische Militärfriedhof in Richebourg P. M o rès AS Flament So sorgen Sie für Ih re Sicherheit und eine angenehme Rund tour: • Die zu besichtigen den Erinnerungss tätten sind Orte der Besin nu den Ort und respek ng. Bitte achten Sie tieren Sie die örtli chen Vorschriften. • Achten Sie bitte auf Flora und Faun a; hinterlassen Sie ke inen Abfall. • Seien Sie vorsich tig: Di auch von Fußgänge e Wege werden rn motorisierten Fahr , Reitern und zeugen genutzt (A utos, Motorräder, Quad -Bikes etc.). • Aus Sicherheitsg ründen wird dringe nd davon abgeraten, die des Rundweges zu Blockhäuser entlang betreten. 2 3 Neuve-Chapelle Indian Memorial AS Flament 1 Der Name von Neuve-Chapelle steht neben denen vieler weiterer Schlachten eingraviert auf dem beeindruckenden Ehrenmal für die 4847 im 1. Weltkrieg verschollenen Soldaten des indischen Korps der britischen Armee. Das Ehrenmal ist das Werk des Architekten Sir Herbert Baker und wurde am 7. Oktober 1927 eingeweiht. Das runde Bauwerk wird an einer Seite von einer perforierten Mauer begrenzt, gesäumt von Skulpturen der Insignien der indischen Armee; das andere Halbrund umgibt eine Mauer, auf der die Namen der verschollenen Soldaten verzeichnet sind. In der Mitte des Mauerkreises befindet sich eine von zwei Tigern flankierte Säule, auf deren Spitze eine Lotusblüte, die Krone des Britischen Weltreiches sowie der Stern Indiens thront und an deren Fuß die Namen der Schlachten eingraviert sind. Zu sehen ist zudem der Schriftzug God is one, His is the victory in Englisch, Arabisch, Hindi und Gurmukhi. Jeden November ist die Gedenkstätte Schauplatz eines wichtigen Ehrengedenkens. Anfang Oktober 1914 erreichte der Krieg den Landstrich zwischen Béthune und Armentières. Schnell rückte das Dorf Neuve-Chapelle in den Mittelpunkt der Kampfhandlungen. Am 28. Oktober 1914 setzte das britische Militär das indische Korps in den Kämpfen um das Dorf ein, das aber in deutscher Hand blieb. Am 10. März 1915 unternahm die 1. britische Armee einen erneuten Versuch, das Dorf sowie den Höhenzug von Aubers einzunehmen, um so einen Durchbruch in Richtung Lille zu schaffen. Der Angriff kam vom Standpunkt des Ehrenmals aus gesehen auf einer drei Kilometer nach Norden reichenden Linie zum Stehen. Die Briten mobilisierten 340 Geschütze und zwei Armeekorps mit zirka 40.000 Mann. 4 Kolonialminister Léon Perrier, Marschall Foch, der britische Staatssekretär für Indien, Lord Birkenhead, sowie der Maharadscha von Kapurtala 1927 bei der Einweihung der Gedenkstätte (ADPdC 4Fi3411) Nach einem 35-minütigen Trommelfeuer griff das indische Korps die dem heutigen Ehrenmal gegenüberliegenden Schützengräben an. Das 4. britische Korps attackierte weiter im Norden. Gegen 10 Uhr war das Dorfzentrum erobert. Verschiedene Widerstandsnester sowie deutsche Verstärkungstruppen verhinderten jedoch einen Ausbau des anfänglichen Erfolges. Drei Tage lang reihten sich Angriffe auf Gegenangriffe. Am Ende kostete die Eroberung eines 800 Meter tiefen Landstreifens das Leben von fast 13.000 Briten und ebenso vielen Deutschen. Die indischen Truppen Für den Schutz der britischen Kolonie Indien war eine Armee aus indischen und britischen Soldaten verantwortlich. 1914 wurden jeweils zwei Infanterie- und Kavaleriedivisionen unter dem Kommando von General Willcocks nach Frankreich verlegt, um dort die britische Expeditionsarmee zu verstärken. Diese hatte während der ersten Coll. ATB 14-18 Kriegswochen schwere Verluste erlitten. Die Divisionen„Lahore“ aus Karachi und„Meerut“ aus Bombay wurden nach Marseille verschifft und von dort in den Norden transportiert. Ab dem 23. Oktober 1914 kamen sie in Neuve-Chapelle und Ypern zum Einsatz. Im Dezember 1915 wurde die indische Infanterie nach Mesopotamien verlegt, die Kavalerie 1918 nach Palästina. Insgesamt fielen fast 6000 indische Soldaten an der Westfront. Portugiesischer Militärfriedhof von Richebourg Portugiesische Soldaten mit britischen Helmen 1917 an der Front zwischen Fauquissart und Festubert 2 AS. Flament Der Christus der Schützengräben von Neuve-Chapelle chen Soldaten eine verstümmelte Bei ihrer Ankunft an der Front fanden die portugiesis g von Neuve-Chapelle stammte. In der Christusfigur, die von einem Bildstock am Ortseingan Stellung auf. 1958 schenkte Frankreich ihrer in Hoffnung auf göttlichen Beistand stellten sie sie . Im Kapitelsaal des Klosters von wurde angen Portugal die Figur, die dort im Triumph empf Neuve-Chapelle seitdem über die Batalha nördlich von Lissabon wacht der Christus von 1. Weltkriegs, der eine verschollen an der beiden unbekannten portugiesischen Soldaten des Flandernfront, der andere in Afrika. wurden seine in zwei Infanteriedivisionen aufgeteilten 55.000 Mann im Grabenkampf sowie der Handhabung von Gasmasken trainiert. Die britische Armee, von der die Portugiesen ihre Bewaffnung und Helme erhielten, setzte sie anschließend in ihren Frontabschnitten ein. Im April 1917 erreichten die ersten portugiesischen Einheiten die Front im Sektor von Neuve-Chapelle, der IWM 1924 beschloss Portugal die Einrichtung eines Militärfriedhofes in dem Gebiet, das 1917 von seinen Truppen gehalten wurde und im Mittelpunkt der deutschen Offensive vom 9. April 1918 lag. Hier ruhen die Überreste von 1831 an der Westfront getöteten Portugiesen. Jedes Jahr im April wird ihrer mit einer Zeremonie gedacht. Im Februar 1917 landete das portugiesische Expeditionskorps unter General Tamagnini in Brest an, um die alliierten Truppen zu unterstützen. In einem Trainingslager in Marthes bei Aire-sur-la-Lys im Pas-de-Calais Der Kriegseintritt Portugals Der portugiesische Sektor wurde bis nach Fauquissart ausgedehnt, seine Befehlsstände waren in Laventie, La Gorgue, Lestrem und Saint-Venant. Am 8. April erhielt die 2. portugiesische Division den Befehl, sich auf ihre Ablösung am Folgetag vorzubereiten. Doch im Morgengrauen des 9. April eröffnete ein fürchterliches Artilleriefeuer die Frühjahrsoffensive der Deutschen im Departement Nord mit dem Ziel, die britischen Linien zu überrennen und den Weg nach Calais frei zu machen. Das Zielgebiet lag zwischen Givenchy und Bois-Grenier und wurde vom portugiesischen Korps sowie geschwächten britischen Divisionen gehalten. Der 6. deutschen Armee gelang es, die Front zu durchbrechen und alle Widerstandsnester zu eliminieren. Eine große Zahl portugiesischer Soldaten geriet in Gefangenschaft oder wurde in die Flucht geschlagen. Nur in Givenchy gelang es der 55. britischen Division die Deutschen aufzuhalten. Grab eines unbekannten portugiesischen Soldaten BB OT 6 1914 entschied sich die junge portugiesische Republik, neutral zu bleiben. Doch die Sorge um ihre von den deutschen Kolonialtruppen in Südwest- und Ostafrika bedrohten Kolonien in Angola und Mozambique sowie der Wunsch nach internationaler Anerkennung veranlasste Portugal zum Kriegseintritt. Nach der Beschlagnahmung deutscher Schiffe in Portugal erfolgte die Kriegserklärung am 9. März 1916. Noch während des Einsatzes des portugiesischen Expeditionskorps in Neuve-Chapelle wurde President Bernardino Machado am 7. Dezember 1917 durch einen Staatsstreich von Sidonio Pais gestürtzt, der gegen eine Beteiligung Portugals am Krieg war. Fernab der Sorgen und Interessen der neuen Regierung wurde das portugiesische Expeditionskorps in der Folge nach und nach vernachlässigt. seit den blutigen Schlachten der Jahre 1914 und 1915 relativ ruhig geblieben war. Dort entdeckten einige portugiesischen Soldaten eine beschädigte Christusfigur, die sie in der Hoffnung auf Gottesschutz in ihrer Stellung aufrichteten. Deutsches Blockhaus ➜ Das Gebäude ist in Privatbesitz. Bitte nicht betreten. Ab 1914 hielten die Deutschen den Sektor von Piètre besetzt. Von einem Ausguck auf einer hohen Pappel aus observierten sie die britischen Linien, die in der Nähe der Kirche von Fauquissart entlangführten. Die Landschaft in diesem Sektor ist charakteristisch für den Frontabschnitt im Bas-Pays. Das flache und feuchte, teils sumpfige und von vielen Wassergräben durchzogene Terrain ließ nur den Bau von flachen Schützengräben zu, die mit Brustwehren aus Erdsäcken verstärkt wurden. Die Deutschen bauten zudem betonierte Unterstände. Einer davon, halb in die Erde gegraben, befindet sich nahe des Flüsschens Les Laies. Eine Treppe führt auf einen Flur, von dem drei Räume abgehen. Die vorhandenen technischen Anlagen lassen darauf schließen, dass der Unterstand über eine Pumpe verfügte, die das Wasser aus den Gräben in das Flüsschen beförderte. Blick vom Dach des Blockhauses Die Befestigungen der Deutschen 3 Nach der Stabilisier ung der Front Ende 1914 be gannen die Deutschen dam it, Häuser zu befestigen und za hlreiche Unterstände aus Be ton für den Schutz von Mensch und Material zu errichten. Danebe n bauten sie Gefechtsstände für die Infanterie, die Maschinengewe hrschützen oder die Artillerie. Mi t ihrer in diesem Sektor seit 1915 rein defensiven Strategie konnten die Deutschen alle Angriffe der Alliierten abwehren . 1917 wurden die Anlagen mit de m Bau neuer Unterstände auf de m Höhenzug von Aubers vervollstä ndigt. Sie waren Teil der Siegf riedstellung, wie die Deutschen ihr befestigtes Verteidigungssyste m entlang des Frontverlaufs bezeich neten. Fromelles Australian Memorial Park ➜ Der Weg ist in diesem Abschnitt nicht mehr gekennzeichnet, es wird geraten, den Wegweisern der Commonwealth War Graves Commission zu folgen. Nachdem die Schlacht an der Somme ab dem 1. Juli 1916 voll ausgebrochen war, befahl der britische General Haig einen Ablenkungsangriff im Frontabschnitt von Fromelles gegenüber dem Höhenzug von Aubers. Um 18 Uhr des 19. Juli 1916 gingen die unterbesetzte 61. britische Division und die unerfahrene 5. australische Division zum Angriff über. Die Operation scheiterte. Alleine die Australier konnten vorübergehend die vorderste Linie der Deutschen erobern. Die Verluste waren erschreckend: 1557 englische und fast ebenso viele deutsche Soldaten fifielen. elen. Am Ende ihres ersten Einsatzes an der Westfront hatten die Australier 5533 Opfer zu beklagen. Der 61. Division wird mit einer Gedenktafel am Rathaus von Laventie gedacht, wo sie untergebracht war. JM Ochowiec E. Roose 8 4 Der Unteroffizier Fraser Der am 31. Dezember 1876 im Bundesstaat Victoria geborene Simon Fraser trat im Juli 1915 in das 57. australische Bataillon ein, das der britischen Armee eingegliedert wurde. Als Unteroffizier beteiligte er sich an der Schlacht von Fromelles. Am Tag nach der Schlacht entschloss er sich mit seinen Kameraden, ohne Genehmigung der britischen Vorgesetzten die im Niemandsland zurückgelassenen verletzten Australier zu bergen. An diesen mutigen Akt erinnert die von Peter Corlett entworfene, 1998 im Memorial Parc aufgestellte Statue. Simon Fraser fiel fiel 1917 in Bullecourt, seine Überreste gelten als verschollen. D1 22 2 sL ay es Flugplatz Merville-Calonne Deutscher Soldatenfriedhof von Laventie D1 75 5 LAVENTIE D172 D1 e D94 5 0 8 7 D169 D4 1 RICHEBOURG D1 78 D171 ILLIES D7 D9 MARQUILLIES 47 VIOLAINES D1 67 5 D14 BEUVRY D72 La L oisn e D167 11 Denkmäler von Givenchy La Bassée Violaines Bahnhof CUINCHY D941 HANTAY DOUVRIN SALOMÉ LENS ARRAS CALAIS A26 d’Ai re Cuinchy Bahnhof Béthune Bahnhof Traversée dangereuse Can al GIVENCHYLÈS-LA-BASSÉE N 47 BÉTHUNE Parking FESTUBERT 66 Office de tourisme LA BASSÉE D1 D9 37 D6 41 ESSARS Point d’information touristique (RIS) 10 Portugiesischer Militärfriedhof von Richebourg 71 D1 Aire de camping-cars ! WICRES 2 10 LE LIL LORGIES 2 D166 HERLIES 1 Neuve-Chapelle Indian Memorial 71 D1 Le Touret Military Cemetery and Memorial Gare SNCF Deutsches Blockhaus 7 D1 Startpunkt Richebourg Kriegerdenkmal 14-18 un conflit mondial 3 1 D1 NEUVECHAPELLE N4 7 D1 72 0 Startpunkt: Wohnmobilstellplatz Champs de mémoire du Bas-Pays in Richebourg 9 LA COUTURE FROMELLES 8 aw Dauer: 3,5 Stunden 41 St. Vaast Post Military Cemetery Portugiesisches Denkmal von La Couture LOCON D1 AUBERS D1 6 69 D1 VIEILLECHAPELLE Länge: 41 km 71 6 66 La L 191418, EIN GLOBALER KONFLIKT LE MAISNIL Fromelles Australian Memorial Park D1 D168 D178 Rue-du-Bacquerot No.1 Military Cemetery Ri v 4 D172 LESTREM 75 D1 de LA GORGUE ÈRES ENT I E ARMNKERQU DU D23C FLEURBAIX ière D122 45 D1 66 D9 63 D1 BILLYBERCLAU Deutscher Soldatenfriedhof von Laventie 5 Der Separatfrieden mit Russland ermöglichte es den Deutschen, im Frühjahr 1918 eine Großoffensive einzuleiten mit dem Ziel, die Front zu durchbrechen und einen Sieg zu erzwingen. Die in diesem Rahmen ab dem 9. April 1918 zwischen Givenchy und Bois-Grenier durchgeführte Operation Georgette löste die Vierte Flandernschlacht aus. Dabei gelang es der 6. deutschen Armee, dank heftigen Artilleriefeuers, dem Einsatz von Giftgas und besonders erfahrenen Sturmtruppen die alliierten Linien zu durchstoßen. Die 40. britische Division wurde aus Fleurbaix vertrieben, die 2. portugiesische Division aus Laventie. Am Abend des 9. April überschritten die Deutschen den Fluss Lys (dt. Leie) bei Bac-Saint-Maur. Am Folgetag wurden die Angriffziele in Richtung des Département Nord ausgedehnt und die Städte Armentières, Merville und Bailleul besetzt. Ende April kam die Operation am Rande des Waldgebiets von Nieppe zum Stehen. Das deutsche Heer richtete nun mehrere Soldatenfriedhöfe ein, vor allem in Laventie und Saillysur-la-Lys. Dort wurden die Gefallenen der Kämpfe des April sowie der Sommermonate 1918 beerdigt. Nach dem Ende des Krieges wurden die vielen kleinen verstreuten Grabstätten der Deutschen auf dem Soldatenfriedhof von Laventie zusammengeführt. Er umfasst 1978 Gräber. Einige der Grabkreuze tragen bis zu vier Namen von Gefallenen. Die Gedenkstätte wird vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge unterhalten. Coll. ATB 14-18 Rue-du-Bacquerot n°1 Military Cemetery 6 Die Zugänge zu den Laufgräben, die zu den vordersten Linien der Briten führten, befanden sich etwa einen Kilometer vom Schlachtfeld von Neuve-Chapelle entfernt in der Nähe der rue du Bacquerot. In einem Bauernhof war ein Feldlazarett für die Erstversorgung der Verletzten aus den Schützengräben untergebracht. Transportfähige Verwundete wurden zu den Casualty Clearing Stations nach Estaires oder Merville weitergeleitet. All jene, die ihren Verwundungen im Feldlazarett erlagen, wurden auf einem Friedhof nebenan bestattet. Die 1914 und 1915 gefallenen indischen Soldaten wurden in einem gesonderten Bereich des Friedhofs begraben. Zeichnungen sich ausruhender indischer Soldaten von Paul Sarrut (ADPdC 3Fi608) Deutsche Truppen im April oder Mai 1918 in Laventie Indische Vielfalt Die indische Armee war kulturell und religiös höchst heterogen, was sich auch auf den Grabsteinen ihrer Soldaten widerspiegelt. Jeder Stein gibt die jeweilige Religion des Bestatteten an und trägt eine Inschrift in einer der gängigen Sprachen, also Hindi, Urdu oder Gurmukhi. Paul Sarrut, ein der Division Lahore als Übersetzer zugeordneter Franzose, hat die Soldaten vom anderen Ende der Welt beobachtet und portraitiert. Seine Skizzen zeigen Sikh-Kämpfer mit Turbanen und langen Bärten, Hindus oder Moslems mit orientalischen Hauben. Andere Soldaten, wie die Gurkhas aus Nepal, tragen europäische Kleidung – eine Diversität, auf die sich die britischen Offiziere einstellen mussten. 12 St. Vaast Post Military Cemetery 7 Richebourg Kriegerdenkmal Portrait eines Zivilisten, Paul Queste Viele der Soldaten, die seit der Schlacht am Wildschweinkopf am 30. Juni 1916 hier ruhen, gehörten zum Royal Sussex Regiment. Der Name der Schlacht bezieht sich auf einen deutschen Vorposten in der Nähe der rue du Bois und des indischen Ehrenmals, der 1915 im Zuge der Schlacht von Festubert errichtet worden war. Die Operation des 30. Juni 1916 war als Ablenkung von der Sommeschlacht gedacht, die am Folgetag starten sollte. Die 39. Division sollte die vorderen Linien der Deutschen erobern. Nach einigen Stunden mussten sich die Sturmtruppen jedoch wieder zurückziehen. Die Verluste waren groß: mehr als 1000 Mann fielen. Die meisten Verwundeten wurden in dem Bauernhof neben dem Friedhof notversorgt. Gedenken an die Schlacht am Wildschweinkopf 2014 8 OTBB Die Kirche von Richebourg 1915 IWM Coll. ATB 14-18 14 1914 gab es hier zwei unterschiedliche Gemeinden: durch Richebourg l’Avoué verlief die Front, Richebourg Saint Vaast lag im Rücken der alliierten Stellungen. In den Ansiedlungen hinter der Front, wie zum Beispiel Bout de Ville, lebten weiterhin Menschen inmitten von Soldaten und wurden oft Opfer der Gräuel des Krieges. Nach dem Waffenstillstand versuchten die Bewohner gemeinsam, ihre Dörfer in der verwüsteten Landschaft wiederaufzubauen. Ein Ehrenmal, das den Leichnam eines Frontsoldaten zeigt, erinnert an 97 Bewohner von Richebourg, die im Krieg getötet wurden. An der Außenmauer der Kirche wurde als Zeugnis der Zerstörung außerdem eine durch einen Granatsplitter verstümmelte Christusfigur angebracht. Das Totenmahl in Richebourg erinnert auch an 49 während des Krieges getötete Zivilisten. Einer davon war Paul Queste, geboren am 3. Juli 1864 und verheiratet mit Marie Delannoy. Als der Krieg ausbrach, war er Schuhmacher in der rue du Bout de Ville. Seine Frau führte ein kleines Ladenlokal. 1917 wurde Queste durch einen Granateneinschlag in seinem Haus schwer verletzt. Man brachte ihn nach Merville, wo er seinen Verletzungen erlag. Sein Grab befindet sich auf dem Gemeindefriedhof von Richebourg. 9 Portugiesisches Denkmal von La Couture 1917 und 1918 legten die Alliierten zwischen La Couture und den Dörfern im Hinterland der Front eine Verteidigungslinie mit befestigten Stellungen und Unterständen an. Diese wurde während der Vierten Flandernschlacht am 9. April 1918 von portugiesischen Soldaten unter Oberst Bento Roma verteidigt. Aus diesem Grund ließ die portugiesische Regierung hier ein Denkmal errichten, das am 10. November 1928 eingeweiht wurde. Es handelt sich um das Werk des portugiesischen Künstlers Teixeira Lopes und zeigt eine Frau, als Sinnbild des Vaterlandes, die den Säbel des Helden der portugiesischen Unabhängigkeit, Nuiv’Alwarez, in der Hand hält. An ihrer Seite streckt ein portugiesischer Soldat Gevatter Tod vor der Ruine einer gotischen Kathedrale nieder. OTBB Der Wiederaufbau der Kirche Saint Pierre Die Kirche von La Couture blieb bis 1917 verschont, 1918 wurde sie jedoch komplett zerstörte. Nach den Plänen der Architekten Maurice Mulard und René Sarrut wurde sie 1930-32 im neugotischen Stil aus Sand- und Feldstein und fast identisch wie ihre Vorgängerin wiederaufgebaut. In einer ihrer Kapellen befindet sich ein Denkmal für die militärischen und zivilen Opfer der Gemeinde. Das darüber befindliche Kirchenfenster zeigt den Auszug der Hebräer aus Ägypten sowie die Flucht der Einwohner des Ortes während der deutschen Offensive 1918. MV S CA 16 Fenster mit dem Auszug aus Ägypten Gemeinde La Couture Le Touret Military Cemetery and Memorial 10 Mehr als 13.000 britische Soldaten, die 1914 und 1915 an der Front zwischen Givenchy und Neuve-Chapelle gefallen sind, gelten als verschollen. Ihnen ist die nach Plänen des Architekten Truelove gebaute und am 22. März 1930 eingeweihte Gedenkstätte Le Touret gewidmet. Eine überdachte Säulengalerie führt zu einem Innenhof mit den eingravierten Namen der Schlachten. Die erste Schlacht bei La Bassée vom 10. Oktober bis 2. November 1914 stoppte den Durchbruch der Deutschen zum Meer und markierte den Beginn des Stellungskrieges. Bei den übrigen Schlachten handelte es sich um wichtige lokale Offensiven mit dem Ziel, die Front zu durchbrechen oder von den Operationen der Franzosen 1915 im Artois abzulenken. Die Kämpfe in Neuve-Chapelle, Givenchy, Aubers, Festubert oder Cuinchy kosteten vielen Soldaten das Leben. Ab Oktober 1914 bis März 1915 war das Dorf Neuve-Chapelle Schauplatz (Fortsetzung auf der Folgeseite) Foto eines deutschen Soldaten von Leichnamen britischer Soldaten im Todesstreifen, September 1915 Coll. ATB 14-18 Le Touret Military Cemetery and Memorial (Fortsetzung) blutiger Auseinandersetzungen. Im Dezember 1914 und im Juni 1915 lieferten sich Briten und Deutsche in Givenchy schreckliche Attacken und Gegenattacken. Cuinchy erlebte im Februar 1915 heftige Angriffe. Am 9. Mai lancierten die Briten in zwei Frontabschnitten die Schlacht von Aubers. Im südlichen Teil entlang der rue du bois in Richebourg erlitten die Soldaten des 2. Regiments Munster, dessen Geistlicher am Abend zuvor ein letztes Abendmahl abgehalten hatte, schwere Verluste. Die Kämpfe im Norden konzentrieren sich auf den Sektor zwischen Fromelles und Fleurbaix. Zwischen dem 15. und 25. Mai 1915 eroberten britische und kanadische Truppen während der Schlacht von Festubert unter großen Verlusten einen Teil des Frontabschnittes. Die Jahre 1916 und 1917 blieben in diesem Sektor dagegen verhältnismäßig ruhig. OTBB Die Kanadier in der Schlacht von Festubert 1914 meldeten sich sehr viele Kanadier freiwillig zum Krieg. Die Regierung entschloss sich daher, ein Expeditionskorps in Divisionsstärke auszurüsten, bestehend aus drei Brigaden und zwölf Infanterieregimentern. Erstmals kamen sie bei Ypern zum Einsatz. In der Schlacht von Festubert wurde die kanadische Division ab dem 18. Mai 1915 eingesetzt. Die 3. Brigade attackierte eine kleine Obstwiese gegenüber von Festubert, die 2. Brigade kämpfte weiter südlich. Die Gefechte forderten das Leben von mehr als 2000 Mann. Dieses Denkmal wurde zu Ehren des 15. und des 48. Bataillons der Highlander aus Toronto auf der ehemaligen Obstwiese errichtet. 18 Denkmäler von Givenchy 11 Australische Minengräber 1918 in einem Schacht bei Hulluch Das Denkmal für die 55. Division West Lancashire wurde am 15. Mai 1921 in Anwesenheit des Bürgermeisters von Liverpool und von Marschall Joffre IWM eingeweiht. Die Rose symbolisiert die Grafschaft Lancashire. Das von Veteranen gestiftete Denkmal soll vor allem an den Widerstand der Division in Givenchy während der deutschen Offensive am 9. April 1918 erinnern. Während des gesamten Krieges war das Dorf Schauplatz schrecklicher Gefechte. Im Dezember konnten es die Deutschen einige Stunden lang erobern, bevor sie wieder se E. Roo von den Briten vertrieben wurden. 1915 und 1916 wütete hier der Minenkrieg. Das Denkmal, das 2010 neben dem anderen Denkmal errichtet wurde, erinnert an die größtenteils britischen Minengräber, die in diesem Frontabschnitt starben. Denkmal für die 55. Division West Lancashire Konzeption des Rundweges und Bildrecherche: Bertrand LECOMTE (Association L’Alloeu Terre de Batailles 1914-1918, Édouard ROOSE (Regionales Fremdenverkehrsamt von Nord-Pas de Calais – CRT Nord-Pas de Calais), Tourismusbüro der Region Béthune-Bruay - Einleitung: Yves LE MANER (Regionalrat Nord-Pas de Calais) – Übersetzung: blankgold. Konzeption und Gestaltung: les Paoïstes – Umsetzung: Nord Compo - Kartografie: Géoreflet - Druck: Nord Imprim. Kanadische Gedenktafel an der Kreuzung rue de Lille und Rue du Taillis in Festubert (E. Roose) Fotonachweis: Titel: AS. FLAMENT ; innenseiten: Tourismusbüro der Region Béthune-Bruay (OTBB), AS FLAMENT, P. MORÈS, J.M OCHOWIEC, E. ROOSE, Gemeinde La Couture - Nachweise der Archivdokumente: Archives Départementales du Pas-de-Calais (AD PDC), Sammlung der Association„L’Alloeu Terre de Batailles 14-18“ (Coll. A.T.B 14-18), Imperial War Museum (IWM). ©Copyright: CRT Nord-Pas de Calais - 2014. Jegliche auch nur teilweise Reproduktion ist verboten, wenn nicht das schriftliche Einverständnis des Regionalen Fremdenverkehrsamtes von Nord-Pas de Calais (CRT Nord-Pas de Calais) vorliegt. Gesetzlich vorgeschriebene Hinterlegung von Pflichtexemplaren: 2. Halbjahr 2014. Weitere Informationen : TOURISMUSBÜRO DER REGION BÉTHUNEBRUAY Tel.: + 33 (0)3 21 52 50 00 www.tourisme-bethune-bruay.fr Setzen Sie Ihren Besuch auf den „Wegen der Erinnerung im Nordfrankreich“ fort: www.wegedererinnerung-nordfrankreich.com Hier können Sie ein Grab auf den deutschen Friedhöfen lokalisieren: www.volksbund.de Hier können Sie ein Grab auf den Friedhöfen des Commonwealth lokalisieren: www.cwgc.org Hier können Sie ein Grab auf den portugiesischen Friedhöfen finden: +33 (0)3 21 26 23 69 Das Tourismusbüro der Region Béthune-Bruay ist von Montag bis Samstag von 9.30 bis 12.30 Uhr (außer Dienstagvormittag) sowie 14 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten: im Juli und August sonntags und an Feiertagen sowie an Sonntagen mit besonderen Veranstaltungen von 10 bis 12.30 sowie von 14 bis 18 Uhr
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