ABS. Logistik express / 08Z037679 M / Markus Jaklitsch, Sky 360, Operngasse 17-21, 1040 Wien LOGISTIK EXPRESS 3/2015 "WER BREMST, VERLIERT" Themenfokus: Industrie 4.0, Transport & Logistik, Management & HR 32. DEUTSCHER LOGISTIK-KONGRESS 28.-30. Oktober 2015 Eine Welt in Bewegung ■ Ist Industrie 4.0 alternativlos? ■ Erfolgreich zu neuen Geschäftsmodellen ■ Herausforderungen für den Mittelstand ■ Cyberrisiken wirkungsvoll begegnen Besuchen Sie den 32. Deutschen Logistik-Kongress auch in den sozialen Medien facebook.com/DLK.Berlin twitter.com/DLK_Berlin Im Plenum sprechen und diskutieren unter anderem: Sigmar Gabriel Vizekanzler, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Berlin Dr. Wolfgang Bernhard Mitglied des Vorstands, Daimler Trucks & Buses, Daimler AG, Stuttgart Rolf Habben Jansen Vorsitzender des Vorstands, Hapag-Lloyd AG, Hamburg Information und Anmeldung unter www.bvl.de/dlk Bundesvereinigung Logistik (BVL) | Schlachte 31 | 28195 Bremen | Tel.: 0421 / 173 84 34 Dr. Thomas Vollmoeller Chief Executive Officer, XING AG, Hamburg INHALT + EDITORIAL + IMPRESSUM MESSEN & EVENTS 04 Bewegung auf dem Programm - BVL Kongress 06 Verkehrs- und Datenströme müssen fließen - TL Messe 09 Air Cargo Europe. In München nichts Neues!? 10 Die neue Intelligenz vernetzter Systeme - Logistiksommer 11 In schwierigen Zeiten richtig einkaufen - Einkaufsforum 12 Was kommt nach „Z“? - Logistik Dialog 15 So werden müde Märkte munter! - Logistik-Tag INTRALOGISTIK 16 Industrie 4.0 - Wake up! 20 Der Handel im Wandel 22 Mit Innovationsmanagement zum Erfolg 24 Bahn frei für fahrerloses Transportsystem Liebe Leserin, lieber Leser! Aktuellen Studien zufolge wächst der Onlinemarkt global jährlich um 20 %. Dennoch werden Medienhäuser bis 2019 85 % ihres Umsatzes aus dem Printgeschäft generieren, weil Onlineumsätze die wegbrechenden (Abo)Fixumsätze und Werbeeinnahmen noch nicht wettmachen. MANAGEMENT & HR 46 Projekt EU-LIVE startet! 48 Mit Active Sourcing die besten Mitarbeiter finden Erfreulich ist die Tatsache, dass erfolgreiche Fachmedien Werbeumsätze halten und vereinzelt leicht steigern konnten. Des Weiteren wurde erhoben, dass Social Media Arbeit auf den ersten Blick Zeit und Ressourcen bindet und keinen sichtlichen Umsatz erwirtschaftet, doch sehr wohl die Marke steigert und Umsätze fördert. Das bestätigt unseren Kurs, Tagesinformationen mehrfach online zu bringen, sowie wegweisende Berichterstattungen über Print & E-Paper, iPad App, soziale Netzwerke zu platzieren, sodass LeserInnen sich fachlich, sachlich, aktuell, ortsunabhängig „just in time“ informieren können - so wie es in unser Zeit Standard sein sollte. JOB & KARRIERE 50 Frauenpower in der Logistik - Romana Steko-Papousek Markus Jaklitsch TRANSPORT & LOGISTIK 26 Preiserhöhung auf der „letzten Meile!" 28 Österreichs Transportwirtschaft lahmt 30 25 dm Dysfunktion 33 Nachhaltige Logistik: Hoffen auf den emissionsfreien Lkw 34 Der Blick auf das Ganze - Franz Schwammenhöfer 36 Kühne + Nagel ist 125. Happy Birthday! 38 ÖBB-Güterverkehr wandelt sich 40 Transportschadenmanagement 42 Wetterinformationen „on the road“ sparen Kosten und Zeit 43 Chinesischer Einfluss: Neue Wege für Ressourcen erschließen TERMINE 54 Messen & Events IMPRESSUM Inhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch Redaktion: Angelika Gabor, Karin Walter, Dirk Ruppik, Peter Baumgartner, Ursula Schmeling, Gernot Fischbach Lektorat: Wolfgang Fink | Layout: Marion Lindert | Fotos: thinkstockphotos.com Zielgruppe Entscheidungsträger: Industrie, Handel, Transport, Einkauf & Logistik Heftpreis: Inland 11,10 Euro DiE Printausgabe wird gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnis Logistik express Fachjournal & Newsportal des Österreichischen Umweltzeichens. Dieses Produkt stammt aus Sky 360, Operngasse 17-21, A-1040 Wien nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen Tel.: +43-676-7035206, [email protected] und ist PEFC zertifiziert. www.pefc.at. Medienfabrik Graz | UW-Nr.812 www.logistik-express.com LOGISTIK express 3|2015 3 MESSEN & EVENTS Bewegung auf dem Programm Eine Woche später als gewohnt - dafür mit hochrangigen Gastrednern, Impulsen für das Business und zahlreichen interaktiven Workshops - geht im Berliner Hotel Interconti wieder der Deutsche Logistik-Kongress an den Start. Das diesjährige Motto „Eine Welt in Bewegung“ zieht sich an den drei Kongresstagen vom 28. bis 30. Oktober 2015 wie ein roter Faden durch das Programm. Teilindikator „Industrie und Handel“ Teilindikator „Logistikdienstleister“ 180 160 140 180 120 100 160 Normalniveau 80 60 140 40 Klima 120 100 20 Normalniveau 2015-Q2 | Logistik-Indikator 80 60 40 Klima 20 Lage Erwartungen 2007-Q2 2008-Q2 2009-Q2 2010-Q2 2011-Q2 2012-Q2 2013-Q2 2014-Q2 2015-Q2 2015-Q2 | Logistik-Indikator RAIMUND KLINKNER Logistik Indikator www.bvl.de/logistikindikator/2-quartal2015#downloads 4 LOGISTIK express 3|2015 W arenströme in Bewegung zu halten: Das ist die Profession eines jeden Logistikers. Stockt es im Getriebe - beispielsweise durch die gestiegene Streikbereitschaft bei Lufthansa, Post und Bahn oder die anhaltende Euro- und Griechenlandkrise - tut das der guten Stimmung in der Branche zurzeit aber auch nicht viel an. „Logistiker aus Industrie, Handel und Dienstleistung zeigen sich von den Turbulenzen der vergangenen Wochen wenig beeindruckt“, kommentiert Prof. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), den aktuellen Logistik-Indikator. Die Sommer-Befragung unter Deutschlands Logistikern zeige, dass die Vorsorge- und Notfallsysteme der Branche offensichtlich funktionieren. Doch in der Branche ist man sich bewusst: Es gibt auch eine Reihe von Themen, die sich auf längere Sicht zum Störfeuer oder gar zum Lage Erwartungen 2007-Q2 2008-Q2 2009-Q2 2010-Q2 2011-Q2 2012-Q2 2013-Q2 2014-Q2 2015-Q2 4 Brandherd entwickeln können. Logistiker sind durch die fortschreitende Digitalisierung zum Beispiel ständig unter Druck gesetzt, technologisch am Ball zu bleiben. Die zunehmende Komplexität der Geschäftsprozesse verschärft das Problem des Fachkräftemangels in den Unternehmen. Darüber hinaus gibt es noch einige ungeklärte Fragen rund um den drin7 gend benötigten Ausbau der Infrastrukturen sowie die Sicherung der IT-Systeme. Für jeden etwas dabei Der Deutsche Logistik-Kongress nimmt sich diesen Themen in diesem Oktober ausführlich an. Diesmal allerdings mit einem etwas anderen Konzept: Sämtliche Aspekte, die die Welt der Logistik in Bewegung halten, werden in Impulsreferate, Anwendungsbeispiele, Handlungsfelder, die derzeit einem besonders starken Wandel unterliegen sowie in die Bereiche Volatilität, Krisen und Risikofaktoren unterteilt. So können die Kongressteilnehmer selbst entscheiden, aus welchem Blickwinkel sie sich zu den aktuellen Erkenntnissen und Geschehnissen aus der Welt der Logistik informieren möchten. Glanz und Glamour wird auf dem diesjährigen Logistik-Kongress durch einige hochrangige Gastredner aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft garantiert. Mit Spannung erwartet wird zum Beispiel der Vortrag des Vizekanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Sigmar Gabriel, der über die wirtschaftspolitischen Herausforderungen der Digitalisierung spricht. Gastredner zum Abschluss des Kongresses am 30. Oktober wird John C. Kornblum sein. Kornblum war jahrelang als Botschafter der Vereinigten Staaten in Berlin im Einsatz. Sein Blick auf die transatlantischen Beziehungen wird sicherlich auch das aktuell diskutierte Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa thematisieren. Die Publizistin Dr. Auma Obama, ältere Halbschwester des amerikanischen Präsidenten Barack Obama, wird Stargast beim Gala-Abend sein. Die Kenianerin ist Initiatorin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Sauti Kuu. Sie verfolgt in dieser Funktion das Ziel, Kindern in Afrika die Möglichkeit eines selbstbestimmt geführten Lebens zu geben. (WAL) Vermerk: Redner auf dem 32. Deutschen Logistik-Kongress sind u. a.: Sigmar Gabriel, Vizekanzler, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Rolf Habben Jansen, Vorsitzender des Vorstands der Hapag Lloyd AG, John C. Kornblum, Ehemaliger USBotschafter in Berlin, Dr. Auma Obama, Initiatorin und Vorstandvorsitzende der Stiftung Sauti Kuu, Starke Stimmen, Dr. Detlef Trefzger, CEO der Kühne + Nagel International AG ... VON ÖSTERREICH IN DIE GANZE WELT... SEIT 35 JAHREN! Der 32. Deutsche Logistik-Kongress findet vom 28. bis 30. Oktober 2015 statt. Index BVL Deutschland www.bvl.de 35 Dh e r h Ja L www.dhl.at/express LOGISTIK express 3|2015 5 MESSEN & EVENTS Verkehrs- und Datenströme müssen fließen Die effiziente Organisation von Warenströmen - auf der Schiene, in der Luft, zu Wasser und auf der Straße - bildet traditionsgemäß den Mittelpunkt der alle zwei Jahre stattfindenden transport logistic, Weltleitmesse für Logistik, Mobilität, IT und Supply Chain Management. Über 2.000 Aussteller präsentierten Anfang Mai auf dem Münchner Messegelände ihre Lösungen, Innovationen und Produkte. „Viele Unternehmen wissen gar nicht, welche Datenschätze sie besitzen“, unterstrich Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin im deutschen Bundesverkehrsministerium in der Eröffnungsdiskussion zur diesjährigen Branchen-Weltleitmesse. Es sei eine der größten Herausforderungen für die Branche, diese Datenschätze zu heben. N iemals zuvor in der Geschichte der Menschheit wurden weltweit so viele Güter transportiert. Niemals zuvor wurden in der europäischen Logistikwirtschaft derart hohe Umsätze erzielt. In der Branche ist man sich allerdings einig: Die Entwicklung ist kein Selbstläufer. Um die für die kommenden Jahre prognostizierten Steigerungen beim Transportaufkommen zu bewältigen und wettbewerbsfähig zu bleiben, ist für Logistiker mehr denn je auch ein geschicktes Management der Datenströme gefragt. transport logistic 2015 Video auf YouTube: www.youtube.com/ watch?v=aadyP8C8DCY 6 LOGISTIK express 3|2015 Datenschätze heben Gerade bei kleineren und mittelgroßen Unternehmen gibt es bei diesem Thema bisweilen aber noch erheblichen Nachholbedarf. Auch Stefan Hentschel, Industry Leader Technology bei der Google Germany GmbH, richtete einen eindringlichen Weckruf an die Branche: Die Kraft der Digitalisierung müsse sich im Mittelstand weiter ausbreiten, damit die Unternehmen im internationalen Vergleich nicht abgehängt werden, betonte der Google-Manager. Es brauche in den Unternehmen Leute, die den Markt lesen können wie ein Trainer ein Fußballspiel. Vor der versammelten Transportlogistik-Elite warb Hentschel dafür, in Unternehmen die neue Position des Chief Digital Officers (CDO) - einer Mischfunktion aus IT, Vertrieb und Marketing - salonfähig zu machen. Auf diese Weise könnten alle digitalen Aktivitäten eines Unternehmens zentral zusammenlaufen. Mehrwert durch Telematiksysteme Anregungen, die IT-Strategie zu überdenken oder die Systeme auf den neuesten Stand zu bringen, boten sich den 55.000 Fachbesuchern in den neun Messehallen einige. Allen voran gab es an den Messeständen zahlreiche Weiterentwicklungen bei den Telematiksystemen zu bestaunen. Eine pfiffige Order-Management-Lösung, die nicht nur die Arbeit von Speditionsdisponenten, sondern auch das Informationsbedürfnis der Auftraggeber unterstützt, präsentierte zum Beispiel das Ulmer Softwareunternehmen Transporeon. Das Sys- tem kombiniert einige nützliche Funktionen des Auftragsmanagements mit umfassenden Telematik- und Telemetrieinformationen. kumentiert Schäden und unterstützt das Fahrpersonal selbstverständlich auch bei der Navigation. Die Lösung setzt sich aus einer internetbasierten Plattform sowie einer mobilen App für Lkw-Fahrer zusammen. Verlader, die an die Plattform angebunden sind, erhalten Echtzeitinformationen über den aktuellen Status der Sendungen sowie den erwarteten Eintreffzeitpunkt von Lkw und Transportaufträgen. Darüber hinaus bietet das System alle gängigen Telematikfunktionen: Es unterstützt bei der Fahrzeugortung und Routenoptimierung, liefert Informationen zu den Lenkzeiten, do- Trailer-Telematik weiter im Kommen Unübersehbar im Trend liegen derzeit auch die Telematiksysteme für die gezogenen LkwEinheiten. Solche Systeme liefern Informationen über den Standort sowie die Verfügbarkeit einzelner Trailer. Außerdem erleichtern sie die Überwachung temperatursensibler Ladegüter. Nachdem die führenden TrailerHersteller Schmitz Cargobull und Krone ihre Zugeinheiten bereits seit geraumer Zeit mit Telematik-Einheiten ausstatten, hat auf der KARIN WALTER weiter > UNSER ANGEBOT: dURchdAchT Als Full-Service-Anbieter für industrielle Logistik kennt LogServ jene Wege und Abkürzungen, die Prozesse und Transporte schnell und wirtschaftlich machen – zu Lande, zu Wasser oder in der Luft. www.logserv.at Kontrakt- und Projektlogistik Zolldienstleistungen Werkstätte Schwer- und Sonderfahrzeuge Grenzenlos. Bahnakademie Rolling Stock Eisenbahn Infrastruktur Werksinterne Logistik Fuhrparkmanagement LOGISTIK express 3|2015 7 MESSEN & EVENTS Verkehrs- und Datenströme müssen fließen weiter > Index Messe München transport logistic www.transport logistic.de Münchner Messe nun auch der bayerische Aufliegerhersteller Kögel sein eigenes, trailerspezifisches Telematiksystem vorgestellt. Das System basiert auf Sensortechnik und ist mit zahlreichen Diagnosefunktionen ausgestattet - beispielsweise lassen sich der Öffnungszustand der Türen, der Reifendruck oder auch der Verschleiß der Bremssysteme überwachen. Insgesamt gesehen ist das Potenzial der auf dem Markt befindlichen TrailerTelematiklösungen nicht zu unterschätzen: Die Logistikprozesse werden optimiert, Schäden an den Zugeinheiten sowie bei den Ladegütern werden minimiert. Unter dem Strich winken den Nutzern dadurch erhebliche Betriebskostensenkungen. Güterwaggons gehen ins Netz Übrigens finden sich auch rund um den Schienengüterverkehr immer mehr Unternehmen, die auf den Zug der Digitalisierung aufspringen. Ein konkretes Beispiel dafür liefert zurzeit der Technologiekonzern Bosch, der mit einem neuen System zur Zustandsüberwachung von Güterzugwaggons nach München kam. Hauptbestandteil der Lösung sind Sensoren, die die exakte Position, Erschütterungen oder die Temperatur im Laderaum erfassen. Diese Daten werden an einen Server übertragen und ausgewertet. „Mit unserem System wird ein Güterzug zum digitalisierten und intelligenten Transportmittel“, sagte Bernhard Bihr, Geschäftsführer der Bosch Engineering GmbH, bei der Präsentation der neuen Telematiklösung für den Schienenverkehr. Redaktion Karin Walter [email protected] 8 LOGISTIK express 3|2015 Das System ist seit Februar dieses Jahres bereits bei der Schweizer Güterbahn SBB Cargo im Probebetrieb. Die gewonnenen Erkenntnisse aus diesem Feldtest gilt es für die BoschIngenieure im Laufe des Jahres zügig weiter zu perfektionieren. Denn schon für Ende 2015 hat der Bosch-Konzern angekündigt, mit diesem System in Serienproduktion zu gehen. Interaktive Services bei der Bahn Auch bei der Deutschen Bahn laufen die Ausbauarbeiten bei den webbasierten und interaktiven Services bereits auf Hochtouren. Das Unternehmen ist zurzeit dabei, die Fahrpläne für den Schienengüterverkehr zu digitalisieren. In Vorbereitung ist unter anderem ein Zeitfenstersystem für Güterzugtransporte, von der sich das Unternehmen erhofft, langfristig mehr Güterzüge auf das Schienennetz zu bringen. Am Stand der DB Netz AG, dem Infrastrukturunternehmen der Deutschen Bahn, gab es darüber hinaus auch eine neu entwickelte, interaktive Ladestellenkarte zu sehen. Die Karte hält Informationen über alle Ladestellen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz bereit und versorgt die Nutzer mit Tipps rund um die Verlademöglichkeiten. Verkehrsbewegungen in Echtzeit Last but not least: Auch der Hamburger Hafen entwickelt sich mit seinem relaunchten und auf der Messe freigeschalteten Webauftritt immer mehr zum Smart-Port. Neu ist zum Beispiel die Gestaltung des interaktiven Hafenplans. Darin werden sämtliche Bewegungen und Liegeplätze aller Schiffe in Echtzeit dokumentiert. Außerdem wird mit Hilfe von Webcams und aktuellen Verkehrsmeldungen über die Straßenverkehrslage im Hafen sowie an den Abfertigungsstellen der Leercontainerdepots informiert. Der vor zwei Jahren initiierte Branchenguide PORTlog wurde ebenfalls in den Webauftritt www.hafen-hamburg.de integriert. Verlader, die schnell und unkompliziert einen passenden Anbieter von Bahn-, Binnenschiffs- und Lkw-Verkehren suchen, können die 800 Unternehmen umfassende Plattform zur Kontaktaufnahme benutzen. (WAL) Air Cargo Europe. In München nichts Neues!? Die weltweit größte Branchenveranstaltung für Luftfracht, die Air Cargo Europe in München, erwies sich für Aussteller, Konferenzteilnehmer und Besucher auch in diesem Jahr als erfolgreiche Networking- und Informationsplattform. Die Themen waren jedoch die gleichen wie in den Vorjahren. D er Nachholbedarf bei der Digitalisierung von Arbeitsprozessen und der Kommunikation zwischen Partnern in der Transportkette ist in der Luftfrachtbranche eklatant. Anlässlich der Air Cargo Europe Conference würden sich Referenten und Teilnehmer erneut mit Themen befassen, die in anderen Industriezweigen bereits vor einer Dekade abgehandelt wurden, mahnte Marcus Fromm, Geschäftsführer Fracht und Logistik bei Accenture. Fortschritte bei der Digitalisierung vollziehen sich in der Luftfracht im Schneckentempo. Der digitale Luftfrachtbrief dümpelt immer noch bei einer Marktdurchdringung von 25 % vor sich hin, bestätigte Guillaume Drucy, verantwortlich für E-Business im Luftfrachtbereich beim Luftverkehrsverband Iata. Bisher haben die Luftfrachtgesellschaften von der globalen E-Commerce-Revolution kaum profitiert. Der steigende Online-Handel hat vor allem die großen Expressdienstleister wie Fedex, UPS, DHL usw. beflügelt und zu mehr Umsatz und Gewinn verholfen. Luftfrachtdienstleister in der Kombination Airline - Spediteur haben die Zeitspanne, die es braucht, um eine Sendung interkontinental von A nach B zu befördern, in den letzten Jahren kaum verkürzt. Zwar hat sich die Iata eine Reduzierung um 24 Stunden auf die Fahnen geschrieben, doch die weiterhin steigenden Sicherheitsanforderungen rund um die Welt könnten diese Bemühungen torpedieren. Der Fokus auf die Digitalisierung von Papierdokumenten hat zudem von der viel wichtigeren Aufgabe einer Verschlankung der Luftfrachtprozesse und ihrer Anpassung an die neue, digitale Welt abgelenkt. Zahlreiche Airlines arbeiten immer noch mit veralteten Cargo- Management- und Kommunikationssystemen. Aus Angst vor hohen Investitionskosten können sie ihre Kosteneffizienz nicht steigern. Viele haben in den letzten Jahren nur Modernisierungen auf Behördendruck durchgezogen, weil immer mehr Zollbehörden aus Sicherheitsgründen Sendungsinformationen vor der Landung und digital verlangen. Es bleibt zu hoffen, dass der Wake-up Call von Steve Hill, Principal Industry Consultant bei CHAMP Cargosystems, und Anderen nicht ungehört verhallt und vielleicht doch einige Fluggesellschaften zu etwas mehr Tempo bei der Digitalisierung inspiriert. Nicht zuletzt könnte auch der Wettbewerb Erfolge bringen. „Wenn wir uns nicht bewegen, tut das die Konkurrenz oder tun es Branchenfremde“, konstatierte Alexis von Hoensbroech, seit Anfang 2015 im Vorstand von Lufthansa Cargo. URSULA SCHMELING Die nächste Ausgabe findet in zwei Jahren, vom 9. – 12. Mai 2017, statt. Unter Druck ist die Luftfrachtbranche auch durch die Seeschifffahrt, die Transporte erheblich günstiger anbietet und kontinuierlich Marktanteile gewinnt. Preis-Leistung und Servicequalität wurden daher neben der Digitalisierung dominante Messethemen. Erstmals unterstützte die International Air Cargo Association (TIACA) die Air Cargo Europe Konferenz als Partner und organisierte eine Diskussionsrunde zum Thema „Daten und Sicherheit: Was kommt als Nächstes?“. ACAS und PACTL ante portas wollte Doug Brittin, Generalsekretär der TIACA, in der von ihm moderierten Diskussion aufzeigen, wie gespeicherte Daten der Luftfrachtbranche so aufbereitet werden können, dass sie zur Sicherheit beitragen. Die Gespräche zeigten, dass weder Verlader, Spediteure noch Fluggesellschaften ihre IT rechtzeitig für die Anforderungen adaptiert haben werden. (US) Redaktion Ursula Schmeling uschmeling@ ufs-marcom.ch LOGISTIK express 3|2015 9 MESSEN & EVENTS Die neue Intelligenz vernetzter Systeme Unter dem Motto „Die neue Intelligenz vernetzter Systeme“ lädt der Logistik Club zum 13. Internationalen Leobener Logistik Sommer. Die zweitägige Veranstaltung im Audimax der Montanuniversität Leoben steht ganz im Zeichen neuer technologischer Entwicklungen in Industrie und Logistik. F ALBERT OBERHOFER LEOBEN LOGISTIKSOMMER 2015 17. bis 18. September Redaktion Sabine Lukas [email protected] Index Logistiksommer 2015 www.logistik-sommer.at 10 LOGISTIK express 3|2015 ür em. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Oberhofer, Präsident des Logistik Club, gehen die Entwicklungen in Industrie und Logistik Hand in Hand: „Hat man früher Prozesse automatisiert, um einheitlich und in großen Mengen produzieren zu können und Güter und Waren auf Lager gelegt, so geht es heute in Richtung digitalisierte Produktion und Losgröße 1. Produktions- und Logistikabläufe werden dabei zunehmend von den individuellen Bedarfen des Menschen beeinflusst. Damit die digitale Lieferkette funktioniert, müssen neben dem Management von Warenströmen auch Informationsflüsse und Dienste durch die Integration aller Beteiligten in die Wertschöpfungskette sichergestellt sein.“ Moderne Technologien und vernetzte Systeme bieten neue Lösungsansätze für Produktion und Logistik. In einer Smart Factory, der intelligenten Fabrik der Zukunft, kommunizieren Maschinen und Produkte miteinander. Cyber-Physical Systems steuern und optimieren Produktionsprozesse weitgehend autonom. Kleiner werdende Bestellmengen, Produktvielfalt und hohe Lieferfrequenzen sind dabei komplexe Herausforderungen, die es im Supply Chain Management zu bewältigen gilt. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft informieren im Rahmen der Tagung über die Flexibilisierung vernetzter Systeme und Smart Services. Logistikrelevante Innovationen stellt Univ.-Prof. Dr. Helmut Zsifkovits, Lehrstuhl für Industrielogistik der Montanuniversität Leoben, vor. Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems fokussiert in seiner Keynote die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die Wirtschaftspolitik. Smart Services Neue Technologien revolutionieren das Dienstleistungsangebot und ermöglichen neue Ser- vices. Die Referenten dieses Themenschwerpunkts sind unter anderem Dr. Peter Perstel, MA, ACstyria Autocluster, Peter Stelzer und Kajetan Bergles von der Knapp AG. DI Jens Poggenburg, AVL List GmbH, informiert unter dem Titel „Smart Network – Smart Services“ über den Styrian Service Cluster. Flexibilisierung in Produktion und Logistik Wie durch die Vernetzung von Produktionsund Lagerprozessen, dem Einsatz von Software und Technologie die innerbetriebliche Logistik flexibler gestaltet werden kann, erklären Mag. Georg Prinz und Mag. Jochen Wolfinger, MBA von Engel Austria. Integrierte Warenflusssteuerung vom Vorlieferanten bis zu Maschinenbelegung in einem System: MMag. Wolfgang Minarik, ARBOR Management Consulting, präsentiert anhand eines Best Practice-Beispiels effizientes Demand Chain Management in der Industrie. Der zweite Kongresstag startet mit einem Vortrag über „Cyber-Physical Systems: A Phenomenological Approach to Data Analytics in Large Dynamic Systems“ von Prof. Paul O´Leary, Montanuniversität Leoben. Darüber hinaus werden noch hochkarätige Referenten von weltweit agierenden Industrieunternehmen wie beispielsweise Infineon, Böhler Edelstahl, AT&S und Siemens erwartet. Networking, Dinner und Kabarett Auch heuer werden wieder rund 20 Aussteller den Kongress begleiten. Das Programm lässt ausreichend Zeit und Raum für Gespräche unter Branchenkollegen. Beste Gelegenheit zum Netzwerken bietet sich auch beim Get-together und im Rahmen der Abendveranstaltung. Der Logistik Club lädt Teilnehmer, Referenten, Aussteller, Partner zu einem exklusiven Abendessen ins schöne Ambiente des Falkensteiner Hotel & Asia Spa Leoben. Für Stimmung garantiert Kabarettist Mike Supancic. (SL) In schwierigen Zeiten richtig einkaufen Am 8. und 9. Oktober 2015 entführt das alljährliche Österreichische Einkaufsforum im Wiener Haus der Industrie das Who-is-Who der Szene in die faszinierende Welt des Einkaufs der Zukunft. Die Auswirkungen von Industrie 4.0 und TTIP – ob es kommt oder nicht – gilt es, zu prognostizieren und das Unternehmen darauf vorzubereiten. D as globale Umfeld ändert sich rasant. Waren es früher gelegentlich lokale Umweltkatastrophen, die beispielsweise Einkäufer seltener Rohstoffe vor Probleme stellten, sind es heute ganz andere Themen, die für Brisanz sorgen. „Die Entwicklung und die Zeichen der Zeit stehen auf Einkauf 4.0, dieser hat bereits begonnen“, sagt einer, der es wissen muss: Dkfm. Heinz Pechek, geschäftsführender Vorstand des BMÖ-Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich und Leiter der BMÖ-Akademie. Denn Industrie 4.0 verlangt nach Einkauf 4.0 – ein weiterer Paradigmenwechsel steht an. „Die Vernetzung aller Dinge, von Menschen und Maschinen, auch vertraglich entsprechend abzubilden, wird eine weitere Herausforderung darstellen. Es kommt zu Änderungen im Beständemanagement, bei der Disposition, im Ersatzteilmanagement – quasi jeder Bereich im Unternehmen ist betroffen“, so Pechek. Dabei werden auch operative Arbeitsplätze wegfallen – und „intelligentere“ Arbeitsplätze geschaffen. Darum ist auch die ständige Ausund Weiterbildung, wie sie auch in der BMÖAkademie angeboten wird, so wichtig. Doch sind auch die Einkäufer bedroht? Nicht, wenn Pechek Recht behält: „Supply Chains werden noch agiler, flexible und adaptiver als dies Hau L. Lee bereits vor rund 10 Jahren formuliert hat. Lieferantenmanagement gewinnt eine gänzlich neue Dimension, der Einkäufer 4.0 wird vom Kommunikator zwischen Kundenwunsch und Beschaffungsmarkt, zum Dirigenten im Internet der Dinge und Manager der Big Data Ökonomie. Die Einkäufer müssen wichtige Promotoren bleiben und diese Entwicklung maßgeblich mit beeinflussen.“ Blick voraus Neben Industrie 4.0 gibt es natürlich auch andere Themen und vor allem Sprecher, die einen Besuch des Forums lohnend machen. So wird beispielsweise Dipl.-Ing. Dr. Franz Fischler, Präsident Europäisches Forum Alpbach, EUKommissar 1995-2004, dem Publikum die künftige Entwicklung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen den USA, China und Europa näherbringen sowie deren Auswirkungen auf österreichische Unternehmen. HEINZ PECHEK Weitere Keynote-Speaker: Prof. Dr. Claus W. Gerberich, Gerberich Consulting AG, Dipl.Ing. Dr. Sabine Herlitschka, MBA, Chief Executive Officer, Infineon Technologies Austria AG, Dr. Ulrich Piepel, Leiter Konzerneinkauf, RWE AG, Dipl.-Ing. Marco Schlimpert, Vice President Global Purchasing, Lenzing AG, Prof. Dr. Ing. Andreas R. Voegele, Geschäftsführender Gesellschafter, ConMoto Consulting Group GmbH und Eva Wimmers, Senior Vice President Group Procurement, Deutsche Telekom AG. Und am Abend des 8. Oktober 2015 findet die Verleihung des renommierten Austrian Supply Excellence & Industrie 4.0 Awards statt – Einreichungen für innovative und exzellente Projekte entlang der Wertschöpfungskette unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, CSR und Krisenbewältigung sowie für Konzepte zur Industrie 4.0 sind noch bis 31. August 2015 möglich, erfolgreiche Unternehmen sollten sich diese Chance nicht entgehen lassen. (AG) ÖSTERREICHISCHES EINKAUFSFORUM 8. bis 9. Oktober 2015 Redaktion Angelika Gabor a.gabor@logistik -express.at Index BMÖ Österreich www.bmoe.at LOGISTIK express 3|2015 11 MESSEN & EVENTS Was kommt nach „Z“? „Mensch. Wandel. Horizonte. - Mit Logistik auf die Überholspur." So lautete der diesjährige Logistik Dialog der Bundesvereinigung Logistik. Ende April wollte der BVL bei seiner traditionellen Veranstaltung den Menschen in den Mittelpunkt revolutionärer Entwicklungen stellen. Zwei Minister - Rudolf Hundstorfer und Sebastian Kurz – hatten die Ehre, ihren Beitrag zum Thementag persönlich abzuliefern. markt auswirken könnte und ist zum Schluss gekommen, dass der Arbeitsplatzverlust noch deutlich höher sein könnte als in den USA. Mehr als die Hälfte der untersuchten Arbeitsplätze (30,9 Mio.) sind bedroht. Was so viel heißt, dass jeder Zweite durch die Digitalisierung ersetzt werden kann. Davon sind nicht nur Hilfskräfte betroffen, sondern überproportional auch Handwerksberufe. Durchaus also Menschen, die etwas gelernt haben. Dass diese Arbeitsplätze nicht von heute auf morgen, sondern schleichend verloren gehen, mag für die Betroffenen vielleicht ein schwacher Trost sein. W PETER BAUMGARTNER Redaktion Peter Baumgartner a.baumgartner@ logistik-express.at 12 LOGISTIK express 3|2015 enn dieser Tage in Japan das erste Hotel eröffnet wird, wo Gäste nicht mehr von Menschen, sondern von Robotern empfangen werden, wird allen klar, der Wandel in der Arbeitswelt rückt näher und näher. Die am Logistik Dialog geforderte Leerformel von Minister Hundstorfer, dass die Menschen mehr Ausbildung brauchen, um in diesem Wandel am Arbeitsmarkt Beschäftigung zu finden, klingt mit dem Blick auf den Horizont schon sehr verstaubt. Man könnte auch den Eindruck gewinnen, es ist Realitätsverweigerung, die der oberste Schirmherr der Arbeitsmarktpolitik da betreibt. Galt in der Wirtschaft bisher die übereinstimmende Meinung, dass ohne gut qualifiziertes Personal gar nichts läuft, so muss man jetzt erkennen, dieses Grundverständnis wankt gewaltig. Die Wirtschaft funktioniert heute und noch mehr in Zukunft, weil sie (auch) ohne Personal auskommt. Basierend auf einer USStudie hat ING-Diba untersucht, wie sich die Automatisierung auf den deutschen Arbeits- Für die Arbeitsmarktpolitik ist der Handlungsbedarf akut. Und der Logistik Dialog hat es auch ganz klar formuliert: in Zukunft muss das Know-how der Mitarbeiter smart sein. „Smart Working“ lautet die Diagnose, die BVL-Präsident Roman Stiftner auf dem neuen Arbeitsmarkt als Herausforderung ortet. Diese Anforderungen werden aber nicht jene „Ausgebildeten“ erfüllen, die Herrn Hundstorfer folgen und von der Volksschule bis zur Oberstufe brav den gleichen Stoff lernen wie zu Zeiten von Maria Theresia. Die Frage ist, ob die Komponente Mensch mit all seinen Unzulänglichkeiten, Bedürfnissen und Schwächen überhaupt in das neue System der Arbeitswelt passt, oder ob es vielleicht nicht gescheiter wäre, gleich überall autonome Maschinen hinzustellen. Dann könnten wir auch auf das teure, „kopflastige“ Bildungssystem verzichten und stattdessen bewusstseinslose Avatare in die Produktion integrieren. Aktuell schickt sich die „Generation-Z“ an, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen und Verantwortung zu übernehmen. Als erste Generation, die praktisch schon von virtuellen Paaren gezeugt und mit einer Computerflasche groß gezogen wurde, wäre sie eigentlich perfekt für die künftige Entwicklung der digitalen Ar- ^ Minister Rudolf Hundstorfer: "Pflichtschulabgänger haben keinerlei Ausbildung." beitswelt in einer Industrie 4.0 geeignet. Aber im Zeitalter der „Generation-Z“ werken praktisch noch drei Generationen nebeneinander her, behindern sich gegenseitig, und es ist ein Wunder, dass sie sich nicht gegenseitig umbringen. Obwohl, "survival of the fittest", das Dschungelgesetz ist in den Betrieben längst angekommen. Christian Scholz von der Uni Saarland erkannte in der aktuell lebenden „Generation-Z“ Menschen, die noch weniger als die „GenerationY“ davor Interesse an Teamfähigkeit zeigt. Vielmehr, so Prof. Scholz weiter, ist die heutige Generation ausschließlich auf sich selber konzentriert und von der Loyalität zum Arbeitgeber hält sie noch weniger als von einer bestimmten Turnschuhmarke. Sie ist die leibgewordene „Digital-Nativ-Generation“ – wie geschaffen für die Industrie 4.0. Nur, diese Generation kann ihre Fähigkeiten noch nicht voll ausspielen. Eben weil vorhergehende Ge- Arbeitsmarktpolitik – nerationen mit ihren überholten Wertvorstellungen im Wege stehen und weil die Arbeitsdie Kuh ist schon hin, welt und die Gesellschaft der Entwicklung bevor das Kalb genoch hinterher laufen. Diese Generation wird boren wurde und Quo also, wie bereits andere Generationen vorher, vadis Generation-? an der Arbeitsmarktpolitik scheitern. Da kann sie Ausbildung und Purpose haben so viel sie will. Aber was kommt nach der „GenerationZ“? Wird die nächste Generation, wie immer man sie nennen wird, auch genug Bildung und Purpose haben und wird sie genug emotionale Intelligenz aufbringen können, „smart“ zu arbeiten? Wenn es notwendig ist, eigene Überzeugungen über Bord werfen und machen, was der Kunde will? Wird die nächste Generation ganz ohne soziale Kompetenz aufwachsen und trotzdem Verantwortung übernehmen? Viele Fragen, auf die auch die hochkarätige Diskussionsrunde des BVL keine Antworten geliefert hat. Dennoch war es gut und wichtig, den Menschen einmal in den Mittelpunkt einer Logistikrunde zu stellen. weiter > LOGISTIK express 3|2015 13 MESSEN & EVENTS Was kommt nach „Z"? Unterschiedliche Definition gibt es auch zu Begriffen wie „ungelernt“ oder „Qualifikation“. Minister Hundstorfer meint, Pflichtschulabgänger haben „keinerlei Ausbildung“ und reiht sie taxfrei jenen Arbeitslosen zu, die „keinerlei Qualifikation“ haben. Dann kann man das teure Schulsystem doch wohl gleich abschaffen und die „Taferlklassler“ direkt auf die HTL schicken, wo sie die fünf gefragtesten Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt eingetrichtert bekommen. Besser ist dann nur noch, wer schon mit allen notwendigen Kenntnissen und Fähigkeiten zur Welt kommt. Roboter eben. ^ BVL Führungsteam Die Veranstaltung des BVL hat jedenfalls eines ganz klar gezeigt: Es gibt noch unterschiedliche Auffassungen von grundlegenden Begriffen wie zum Beispiel niedrig qualifiziert, ungelernt, Ausbildung oder Flexibilität. Wird zum Beispiel über das Thema Industrie 4.0 diskutiert, spricht man praktisch automatisch über die Flexibilisierung der Arbeitswelt. Dabei hat das eine mit dem anderen gar nichts zu tun. ÖSTERREICHISCHER LOGISTIK DIALOG 14. bis 15. April 2016 Die Revolution von Industrie 4.0 bedeutet ja Individualisierung. Wachstum über den Weg der Individualisierung von Produktion ist das übergeordnete Ziel von 4.0. Folglich müsste gleichzeitig auch von einer Individualisierung der Arbeitswelt und individuellen Beschäftigungsmöglichkeiten gesprochen werden. Das also, was die „Generation-Z“ jetzt gerne machen würde. Geht aber nicht, weil der Job noch immer um 8 Uhr beginnen, um 16 Uhr enden muss, Pausen und Hierarchien einzuhalten sind und nur der Chef alles wissen darf. Deshalb ist die Kuh schon hin, bevor das Kalb geboren ist. mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer Index BVL Österreich www.bvl.at 14 LOGISTIK express 3|2015 Die Wirtschaft braucht Maschinenbauer, Elektrotechniker und Wirtschaftsingenieure. Prof. Sihn (Fraunhofer) wünscht sich Studiengänge, wo ein Student alle drei Qualifikationen und obendrein auch noch Sensorik und Informatik studieren kann. Das heißt nichts anderes, qualifiziert für die Zukunft ist nur jemand, der fünf Arbeitsfelder abdecken kann – aber trotzdem individuell bleibt. „Generalisten“ nennt Staatssekretär Harald Mahrer solche Menschen, und die sollen am 1. Mai natürlich nicht mehr mit Fahnen durch die Straße ziehen. Wo Innovationszyklen immer kürzer werden und cyber-physische Systeme Platz greifen, wird heute Erlerntes schon morgen zum Schnee von gestern. War bis jetzt für eine Leistung neben einer fundierten Ausbildung auch ein gerüttelt Maß an Bewusstsein erforderlich, so genügt es in Zukunft völlig, Bereitschaft für permanentes Weiterbilden zu zeigen. Damit ist aber nicht nur das schon frühzeitig geforderte „lebenslange Lernen“ gemeint. Vielmehr ist auch ein „lebenslanges Verändern“ notwendig. Trotzdem bleibt der Jobverlust künftig ein lebenslanger Begleiter. Das ist die schlechte Nachricht. Ein praktisches Beispiel ist das neue Logistik Terminal Maasvlakte 2 in Rotterdam. Eben erst eröffnet, wirbt der Betreiber Maersk mit 40 Prozent mehr Effizienz und freut sich gleichzeitig, dass statt 800 nur noch 400 Mitarbeiter benötigt werden. Mit einem Schlag hat der Logistikkonzern an diesem Standort durch die Technologisierung 50 Prozent Personal eingespart. Qualifiziertes Personal, Herr Minister Hundstorfer, keine „Pfosten“! Was hat der Teilnehmer an der BVL Veranstaltung also am Horizont gesehen? Allein der Wechsel vom Konsumenten zum Prosumenten (Stichwort 3D-Drucker) als eine der Folgen des cyberindustriellen Zeitalters ist geeignet, die gewohnte Arbeitswelt auf den Kopf zu stellen. Aus dem „Konsummenschen“ wird der „Unternehmermensch“. Und genau darin dürfte wohl auch eine der neuen Chancen liegen, die eine Industrie 4.0 für die nächste „Generation-?“ zu bieten hat. Das ist die gute Nachricht. (PB) So werden müde Märkte munter! Der Österreichische Logistik-Tag 2015 ist vorbei. Was bleibt, sind die Eindrücke und Ideen, die die über 800 Teilnehmer mit in ihre Unternehmen tragen konnten. Schwerpunkte waren unter anderem Industrie 4.0 und E-Commerce-Logistik, doch auch andere Themen konnten das Publikum durchaus in ihren Bann ziehen. E igentlich begann die Veranstaltung ja schon am 24. Juni, denn da fand zum zweiten Mal das „Futurelab“ statt. Gut 500 Menschen lauschten gespannt, als es darum ging, den Bogen von der Vision zur möglichen Zukunft zu spannen. Die hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Der Sprecher der ersten Keynote war immerhin aus Atlanta angereist: Prof. Benoit Montreuil sprach über „Physical Internet – Efficient Sustainable Logistics“. Logistiklösungen sollen sich am WWW orientieren, das Ziel ist eine weitaus effizientere und gleichzeitig nachhaltige Transportwirtschaft durch einheitliche Ladungsträger und Zusammenarbeit bei Lagerung und Transport. Oberste Maxime: eine Minimierung der Transportkilometer. Zwischen dem Vortrag und den zwei Mal vier Parallelsequenzen konnte man sich als Kontrast in der Fachausstellung ein Bild von der Gegenwart machen. Im Rahmen der Abendgala im Forum der Raiffeisenlandesbank OÖ AG wurden dann auch die Preisträger des Österreichischen Logistikpreises 2015 geehrt: Die Pfeiffer Handelsgruppe und die Post AG wurden für das Projekt „Österreichweite Lebensmittelzustellung durch Mehrwegboxen“ als innovativste Logistiklösung ausgezeichnet. „Hier wird frische und gekühlte Ware in gekühlten Mehrwertboxen versendet, die die Post wie ein Paket flächendeckend zustellt. Ein Konzept, das sich auch für andere Dienstleister eignet, täglich vor die Haustüre zu liefern“, erklärt Mag. Oliver Mayr, Netzwerkmanager des veranstaltenden Vereins Netzwerk Logistik Österreich. Preisträger in der Kategorie „Neuausrichtung der Supply Chain“ ist Zellstoff Pöls mit ihrer Business Unit Starkraft. „Bei diesem Unternehmen steht die größte und modernste Kraftpapiermaschine Europas. Anders als üblich, wird hier jedoch die Kapazität der Maschine vermarktet, nicht das Papier“, ist Mayr begeistert. Preisträger 2015 * Pfeiffer Handelsgruppe & PostAG * Zellstoff Pöls Business Unit Starkraft Voller Erfolg Auffällig am 25. Juni war vor allem die gute Stimmung unter den Teilnehmern und auch den Vortragenden. Mayr: „Alle waren positiv motiviert, etwas mitzunehmen. Und das ist wohl das beste Feedback, das man bekommen kann.“ Auf alle Vorträge und Parallelsequenzen einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. Darum lieber nur ein paar Highlights verraten, die Lust darauf machen, nächstes Jahr selbst die Veranstaltung zu besuchen: Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Österreich eine wichtige Logistikdrehscheibe für Seehafenverkehre werden könnte? Immer größere Schiffe und die Konzentration auf wenige Häfen bedingen die Verlagerung der Güter ins Hinterland. Mit seiner Lage im Herzen Europas könnte Österreich dabei eine Schlüsselrolle übernehmen – „Vorausgesetzt, wir erledigen unsere Hausaufgaben, beispielsweise bei den Infrastrukturinvestitionen“, merkt Mayr an. Eines ist dem Logistiknetzwerker dabei besonders wichtig: „Wir werden nie Themen ins Programm nehmen, wo die Technologie den Menschen zur Gänze ersetzt. Es geht darum, zu unterstützen. " (AT) ÖSTERREICHISCHER LOGISTIK-TAG 2016 7. bis 8. Juni Index VNL Österreich www.vnl.at LOGISTIK express 3|2015 15 INTRALOGISTIK Industrie 4.0 - Wake up! Mögliche Potenziale für kleine und mittelständische Unternehmen, zweiter Teil. die bekannten Ansprüche einer kundenindividuellen Produktion „On Demand“ nicht erfüllt werden. Die im Rahmen von Industrie 4.0 viel diskutierten Strategien und Modelle wie beispielweise smarte Objekte, Internet der Dinge und Dienste sowie Cyber-Physische Systeme (CPS) zeigen neue Wege auf, wie Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben und auf internationalen Märkten bestehen können. Die nächste Generation von Produktionsanlagen wird geprägt sein von intelligenten wandlungsfähigen offenen Maschinen, die erst durch Software-APPs in weiten Bereichen in ihrer Anwendung konfigurierbar sind und autonom und kooperativ mit anderen Maschinen agieren. Autor Heinz Willems Geschäftsführender Gesellschafter nexXlog GmbH 16 LOGISTIK express 3|2015 D Durch eine weitreichende Vernetzung der Maschinen und anderer Produktionskomponenten, wie beispielsweise Multi-AgentSysteme, in cyber-physischen Systemen wird eine flexible autonome Automatisierung von Produktionsvorgängen erreicht. Kundenaufträge können parallel und individuell bearbeitet werden. Die vernetzten Produktionskomponenten definieren autonom, welcher Kundenauftrag bearbeitet oder welcher Fertigungsschritt als nächster auszuführen ist. Mobile smarte im CPS eingebundene Transportsysteme führen autark und im Verbund den Transport der zu produzierenden Güter aus. Industrielle Fertigung Mit den heute auf Massenproduktion ausgerichteten starren Fertigungsanlagen können Jede am Produktionsprozess beteiligte Komponente ist durch beständige Kommunikation mit anderen Produktionskomponenten über den aktuellen Anlagenzustand informiert. Anstehende Entscheidungen und Reaktionen der Produktionskomponenten werden hierdurch auf Basis der aktuellen Anlagenrealität und der aktuellen Parameter getroffen. Spezielle Software-Agents überwachen die komplexen Produktionsvorgänge und visualisieren und signalisieren gegebenenfalls mögliche Störungen im Produktionsprozess. ie zukünftige Produktion wird auf wachsende individuelle Kundenansprüche sowie stärker werdende Absatzschwankungen auf nationalen und internationalen Märkten reagieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie wird im höchsten Maß flexibel, anpassungsfähig und reaktionsfähig sein müssen, um den komplexen Anforderungen der Kunden und Märkte nachzukommen. Einhergehend mit der Assimilation der Produktion werden sich auch Produkte ändern. Der Weg führt weg von Massenprodukten hin zu individuellen von Kundenwünschen geformten Produkten. Neue Geschäftsfelder Nicht nur stärker werdender internationaler und nationaler Konkurrenzdruck sowie kundenindividuelle Fertigung werden die Zukunft der Produktionsbetriebe formen, sondern in einem ebenso starken Maß werden die steigenden Energiepreise sowie die knapper werdenden Rohstoffe diese beeinflussen. Nur wer zukünftig effizienter Energie und Rohstoffe nutzt, besser und flexibler produziert, kann künftig auf dem Weltmarkt bestehen. Wir befinden uns auf dem Weg zur vierten industriellen Revolution. Es findet gegenwärtig ein Paradigmenwechsel in der Produktionstechnologie sowie in der Informations- und Kommunikationstechnologie statt. Die zentrale starre Steuerung von Produktionsund Förderanlagen wird durch dezentrale autonom agierende und kooperierende Systeme bzw. Dienste ersetzt. Mit Everything as a Service (XaaS) wird eine neue zukünftige IT-Architektur definiert, die die künftige Umsetzung von Industrie 4.0 definiert. Für Hersteller und Ausrüster von Industrie- und Fabrikanlagen, die sich den neuen Paradigmen der Zukunft stellen, bietet die konsequente Umsetzung der Strategien aus Industrie 4.0 den Schlüssel zum Erfolg. Die Planung, Konstruktion und Herstellung von zukunftsweisenden offenen smarten ProduktionsMaschinen und Produktionsanlagen bietet vor allem für Maschinen- und Anlagenbauer weiter > LOGISTIK express 3|2015 17 INTRALOGISTIK Industrie 4.0 - Wake up! Mit einer integrierten Kamera und im Zusammenspiel mit seiner Cloud zählt der iBin die Teile die in ihm liegen weiter > aus dem KMU Bereich reichlich innovatives Potential für neue Geschäftsfelder in den Bereichen Mechanik, Mechatronik, Robotik und Sensorik sowie im Softwareengineering. Gerade im Bereich der Logistik/Intra-Logistik muss eine Assimilation hin zur dezentralen autonomen Bearbeitung von logistischen Anforderungen erfolgen. Zukünftige Systeme Zukünftig dezentrale Systeme enthalten Ladeeinheiten, wie smarte Behälter und Paletten die Informationen über die in bzw. auf ihnen gelagerten Artikel speichern. Diese gespeicherten Informationen können jederzeit abgefragt werden. Komplette Regalsysteme speichern Daten über jede Ladeeinheit, die in ihren Fächern lagert. Sehen Sie hierzu auch nachstehendes Beispiel eines „smarten Behälters“. Vor dem Hintergrund smarter Lagertechnik werden sich auch moderne Warehouse-Management-Systeme anpassen müssen, beispielweise werden Bestände nicht mehr über eine Datenbank ermittelt, sondern diese in Echtzeit von der Lagertechnik erfragt. Die 18 LOGISTIK express 3|2015 Konzeption von Materialflusssystemen erfolgt bis in die Gegenwart hinein noch unter dem Aspekt einer zentralen Materialflusssteuerung. Zukünftige Materialflusssysteme werden flexibel auf wechselnde Anforderungen und Schwankungen reagieren müssen. Dies wird mit einer starren Fördertechnik, inflexibler Technik und einer zentralen Steuerung nicht möglich sein. Neue Strategien, die mit einem dezentralen Layout die wechselnden Anforderungen erfüllen, werden entworfen und umgesetzt werden müssen. Autonome fahrerlose Transportsysteme seien hier nur als ein Beispiel eines komplexen Transportsystems in einem dezentralen Layout für ein Materialflusssystem genannt. Nachstehend ein kleines Beispiel, wie ein Wareneingang in einem Lager der Zukunft erfolgen könnte. Ein LKW liefert Paletten an einem Wareneingangstor an. Eine Kommunikationseinheit im LKW verbindet sich mit einer Kommunikationseinheit im Lager, beispielweise über WLAN. Der LKW ist danach eine weitere (smarte) Einheit im cyber-physischen System des Lagers. Alle (smarten) Komponenten im Lager haben nach der Kopplung Kenntnis über die Ankunft des LKW sowie Anzahl und Inhalt der auf dem LKW befindlichen Paletten. Das dezentrale Materialflusssystem (MFS) des Lagers erkennt unmittelbar nach dem Andocken des LKW den Transportbedarf. Die zum MFS gehörenden Transportmittel handeln autark den bestmöglichen Transporteur unter Berücksichtigung diverser Parameter für die zu transportierenden Paletten aus. Dies kann ein fahrerloses Transportsystem (FTS) oder auch ein manuell bedienter Stapler sein, der die Information für den Transport über ein Funkdisplay erhält. Das WMS führt automatisch für die angelieferte Ware einen Bestellabgleich versus WEAvise durch. Weiterhin vergibt es für die zu transportierenden Paletten Lagerplätze unter Berücksichtigung der realen Lagerauslastung. Das ausgewählte Transportmittel transportiert die Palette vom LKW auf das vom WMS vorgegebene Ziel und überprüft dabei weitere Parameter wie beispielsweise das Gewicht und die Abmaße. Mit der Ankunft der Palette am vorgesehenen Ziel ist die Palette im Lager verfügbar. Eine der größten Herausforderungen aus Industrie 4.0 ergibt sich meines Erachtens für den Bereich des Softwareengineerings. Hier ist mit dem Paradigma Everything as a Service (XaaS) eine komplexe Änderung in der bisherigen Vorgehensweise in der Softwareentwicklung definiert. Die Änderungen beginnen in der Kommunikationsebene und reichen bis zur Anwendungsschicht in Form von APPS. Die Entwicklung von superschnellen cyber-physischen Systemen, Bilderkennungssystemen, die in Sekundenbruchteilen Objekte erkennen oder komplexe selbstlernende Kommunikations-Algorithmen für kooperierende Objekte sind nur einige Beispiele, die vom Softwareengineering gelöst werden müssen. Qualifiziertes Personal Die konsequente Umsetzung der Strategien aus Industrie 4.0 wird nicht ohne Auswirkungen auf die Qualifizierung des Personals bleiben. Der globale Wettbewerbsdruck erfordert in fast allen Bereichen der Industrie und Logistik respektive der Intra-Logistik eine neue Personalpolitik. Aber nicht nur die Auswirkungen der sich für die Zukunft abzeichnenden Assimilation der industriellen Fertigung bedingen eine sich verändernde Personalpolitik, auch der demografische Wandel sowie der bereits akute Fachkräftemangel zwingen zu einem Umdenken. HEINZ WILLEMS Fachkräfte und Mangel Im Hinblick auf den bereits immer akuter werdenden Fachkräftemangel stellt die Ausbildung des Personals bis hin zu hochqualifizierten Spezialisten eine weitere große Herausforderung für die Unternehmen da. In Konsequenz bedeutet dies für die Unternehmen, dass beispielsweise Anreize geschaffen werden, um ältere qualifizierte Mitarbeiter länger im Arbeitsleben zu halten, Arbeit und Arbeitsumgebung den Bedürfnissen der Mitarbeiter angepasst werden oder auch flexible Beteiligungsmodelle am Unternehmen geschaffen werden. Mensch und Roboter Ein Forschungsschwerpunkt wird die Erforschung von Verhaltensmodellen für eine Fertigung sein, in der Menschen und Maschinen eng zusammenarbeiten. Die Entwicklung von Robotern für ein gemeinsames Arbeiten in einem hybriden System bestehend aus Mensch und autonom kooperierendem Roboter wird eine der Hauptaufgaben der Ingenieure, Elektroniker und Softwareentwickler sein. Gebraucht werden Roboter, die auf Blickkontakt, Gestik und Verhaltensweisen, Berührung sowie Sprache des mitarbeitenden Menschen reagieren. Der Roboter der Zukunft wird permanent mit dem Menschen interagieren und ihn verstehen lernen müssen. Aber auch die Kommunikation und Kooperation der Roboter untereinander im Umfeld des hybriden Systems wird einer der Entwicklungsschwerpunkte sein. (HW) Index nexXlog GmbH www.nexXlog.de LOGISTIK express 3|2015 19 INTRALOGISTIK Der Handel im Wandel Betrachtet man die Trends in der globalen Wirtschaft, so lassen sich zwei in gewisser Weise gegensätzliche Strömungen erkennen. Die Nase vorne hat dabei derzeit aber jedenfalls der E-Commerce, der traditionelle Prozesse im Handel und der dazugehörigen Supply Chain teilweise gehörig durcheinander wirbelt. Logistik express hat sich zu diesem Thema mit Manfred Preiß, Vertriebsleiter bei der SSI Schäfer Peem GmbH, unterhalten. L MANFRED PREISS Info SSI Schaefer www.ssi-schaefer.ct aut Österreichischem Handelsverband betrug der Anteil Online- und Versandhandel am gesamten Einzelhandel im Jahr 2013 11 Prozent, das entspricht rund 6,9 Milliarden Euro (2010: 9,7 Prozent/5,3 Mrd. Euro). Spitzenreiter war dabei die Warengruppe Textil & Schuhe mit 1,9 Milliarden, gefolgt von Multimedia, Hi-Fi, Elektrogeräte mit 1,5 Milliarden. In Deutschland und der Schweiz sehen die Verhältnisse ähnlich aus, gesamt betrug der Umsatz der Online- und klassischen Versandhändler der DACH-Region im Jahr 2013 60 Milliarden Euro. Ein beachtlicher Kuchen, von dem natürlich fast jeder naschen möchte. In manchen Ländern wie England geht es sogar schon so weit, dass 20 Prozent der online vertriebenen Lebensmittel Frischwaren sind, die binnen einer Stunde zugestellt werden. „Immer beliebter werden sogenannte Packstationen, wo der Kunde online bestellt und die Waren dann im gewünschten Shop abholt“, weiß Preiß. Doch dafür müssen die Rahmenbedingungen innerhalb der Unternehmen angepasst werden. „Sobald ein Händler sich für die Einführung von E-Commerce entscheidet, muss er seine Prozesse dementsprechend anpassen. In den meisten Fällen erhöht sich durch einen Onlineshop auch die Artikelanzahl signifikant“, spricht Preiß aus Erfahrung. Für die Auslieferung werden gerne Dienstleister beauftragt. „Aufgrund der befristeten Verträge mit den Dienstleistern automatisieren diese eher ungern, da eine Vorhersage über die Auslastung und auch Auslegung der Anlagen schwierig ist. Daher sind besonders flexible Anlagen mit Erweiterungsmöglichkeiten nötig, die Technik muss Schwankungen ausgleichen“, erklärt er. Technische Höchstleistung Zeit ist Geld – dieser Spruch trifft auf den On- 20 LOGISTIK express 3|2015 linehandel absolut zu: „Die schnelle Auslieferung ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. Erfolgt die Zustellung nicht am nächsten Tag, verdoppelt sich die Rücklaufquote auf 30 Prozent“, so Preiß. Bei rund 40 Prozent der Auslieferungen in einem Kommissionierlager entspricht eine Zeile nur einem Stück. Trotz der kleinen Losgrößen muss die Lieferzuverlässigkeit gewährleistet sein – bei möglichst geringen internen Prozesskosten. „Das Problem liegt dabei aber gar nicht in der Kommissionierung, sondern bei Verpackung und Versand“, verrät er. „Sieht man sich das Beispiel Tchibo an, so gibt es jede Woche neue Artikel, die aber mehrere Wochen lang zurückgeschickt werden können. Hier ist eine besonders schnelle Rückführung von Retouren in den Kreislauf nötig, damit sie noch verkauft werden können.“ Die Lösung von SSI Schäfer dazu: Hängefördertechnik. Die Retourwaren werden nach der Überprüfung ihrer Unversehrtheit nicht eingelagert, sondern einzeln in Hängefördertaschen im dynamischen Puffer gegeben und bei Aufträgen vorrangig neu versendet. Nach Ende der Aktionen wird dann entschieden, ob die Ware wieder eingelagert wird. Von klein bis groß Da ein Lager selten dem anderen gleicht, bietet SSI Schäfer für Mittelständler und Großunternehmen unterschiedliche Lösungen für die Lagerung und Kommissionierung von Einzelartikeln und Kartonware. „Die realisierten Anlagen reichen von etwa 800.000 Euro bis 120 Millionen Euro. Von unseren etwa 1.500 Installationen weltweit waren rund 120 ausschließlich für E-Commerce“, berichtet Preiß. Beliebt bei Multi-Channel-Anbietern ist beispielsweise die vollautomatische 3D-MATRIX Solution®, die eine sehr hohe Leistung bei hoher Raumdichte bietet und alle Anforde- rungen an die geforderte Sequenzierung und Skalierbarkeit abdeckt. Bei der EinzelstückKommissionierung hat man die Wahl zwischen unterschiedlichen Regalbediengeräten, Shuttle- und Fördertechniksystemen, Kommissionierplätzen, Regalen und Behältern. „Von manuell bis vollautomatisch, pick by voice oder pick by light, egal, wie die Lösung im Endeffekt aussieht, den Anfang macht bei jedem Auftrag eine umfassende Prozessanalyse beim Kunden“, erklärt Preiß. Hierbei werden auch etwaige unnötige Prozesse identifiziert und eliminiert. Nach der Datenanalyse, einer Vorausplanung für die nächsten Jahre und einer vom Kunden bestätigten Grobplanung folgt der detaillierte Aufbau von Anfang bis Ende inklusive IT. „Mit WAMAS® und SAP EWM haben wir leistungsstarke IT-Systeme für eine durchgängig prozessgeführte Steuerung automatisierter Kommissionier- und Warehousing-Prozesse. Weltweit beschäftigen wir 800 Software-Mitarbeiter“, so Preiß. Fulfilment Factory Die Fulfilment Factory basiert auf dem SSI Translog Carrier System und bietet einen neuen Ansatz für die Split Case Auftragskommissionierung, wobei sie sich die Vorteile des Batch Pickings zunutze macht. So können verschiedene Vertriebs- und Distributionskanäle ebenso problemlos nebeneinander effizient bearbeitet werden wie unterschiedliche Marken oder gar Produktpaletten – auch bei sehr kleinen Aufträgen. „Der bereits erwähnte dynamische Puffer liegt zwischen Verpackung und Einspeisung, er dient vor allem dem vollautomatischen Retourenhandling sowie zur Ein- und Auslagerung von einzelnen Teilen“, beschreibt Preiß das System. Hier kommt die Hängefördertechnik mit RFID-fähigen Carrier zum Einsatz, wodurch hohe Durchsätze ermöglicht werden. Statt ganzer Behälter, Kartons oder gar Paletten betrifft das Handling jeden Artikel einzeln. Alle Artikel kommen einzeln in eigene Beutel, die Fulfilment Factory kann diese somit genau nach Anforderung befördern, puffern und in der richtigen Reihenfolge zur Verfügung stellen. Gegentrend? Interessanterweise kann man eine Entwicklung beobachten, die wie ein Gegentrend zum E-Commerce wirkt. „Gut etablierte Online-Händler wie beispielsweise Zalando gründen plötzlich Shops und Niederlassungen. Denn das Einkaufserlebnis am Monitor ist auf Dauer wohl doch nicht das, was die Kunden wünschen“, meint Preiß. Auch wenn sich online oft Schnäppchen ergattern lassen, am Ende sind wir ja doch nur Menschen, und das Gefühl eines echten Einkaufsbummels kann wohl kein Onlineshop jemals ersetzen. (AG) Redaktion Angelika Gabor [email protected] LOGISTIK express 3|2015 21 INTRALOGISTIK Mit Innovationsmanagement zum Erfolg Stillstand ist Rückschritt. Für eine Vielzahl an Unternehmen ist die Entwicklung neuer Produkte, Prozesse oder Geschäftsmodelle ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor. Ohne gezieltes Management bleiben möglicherweise erfolgversprechende Ideen auf der Strecke. Mit den richtigen Methoden jedoch hat jeder die Chance, zu einem Vorreiter auf seinem Gebiet zu werden. Redaktion Angelika Gabor [email protected] B eim Fraunhofer Kaminabend zum Thema „Herausforderung Innovationsmanagement“ wurde aufgezeigt, wie die Kreativität im Unternehmen eingefangen und durch den Einsatz verschiedener Methoden effektiver und effizienter in tatsächliche Prozesse und Entwicklungen umgewandelt werden kann. Die Basis dafür waren die Ergebnisse der aktuellen Fraunhofer Austria-Studie zum Technologie- und Innovationsmanagement (TIM), bei der 64 unterschiedliche österreichische Unternehmen befragt wurden. Das Ziel: Hindernisse und Erfolgsfaktoren im Innovationsprozess zu identifizieren. Wie die Statistik Austria zeigt, sind nur 27 Prozent aller österreichischen Unternehmen Innovatoren. Dabei entsteht die Mehrheit der Produkt- sowie der Prozessinnovationen in Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitern, die wenigsten Neuheiten gab es bei den Großunternehmen ab 250 Mitarbeitern. Obwohl bei einem Querschnitt über sämtliche Branchen der Anteil der Innovationen am Unternehmensumsatz bei unter 10 Prozent liegt, beträgt er bei Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen rund 45 Prozent. Je nach Branche ist also eine Investition in Neuheiten unabdingbar. Unterschieden wird zwischen effektivitätssteigernden Produktinnovationen sowie effizienzsteigernden Prozessinnovationen. Die meisten der 64 Studienteilnehmer streben nach einer Qualitätsverbesserung ihrer Produkte, gefolgt von der Erhöhung des Marktanteils. Im Vergleich dazu steht der Wunsch nach der Steigerung der Produktionskapazität an letzter Stelle. „Jene Unternehmen, in denen 22 LOGISTIK express 3|2015 das Technologie- und Innovationsmanagement organisatorisch gut eingegliedert ist, haben deutlich mehr Erfolg beim Erhalt von Forschungsfördergeldern und beim Einhalten des Zeitplans bei Entwicklungsprojekten wie solche, bei denen das nicht der Fall ist“; erklärte DI Henrik Gommel, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Fraunhofer Austria. Besonders groß ist die Diskrepanz hinsichtlich der Verfügbarkeit ausreichender Ressourcen für die Entwicklung neuer Ideen. Aus den Studienergebnissen geht auch hervor, dass regelmäßige Abstimmungen zwischen den Ergebnissen des TIMs mit den übergeordneten Unternehmenszielen die Zeit bis zur Marktreife der Neuentwicklungen deutlich verkürzt. Als Best Practice Beispiel nannte Gommel neben Fuji Electric auch Hilti, deren Leitspruch „We passionately create enthusiastic customers and build a better future!“ durch integriertes Innovationsmanagement Leben eingehaucht wird. Ein Ziel, viele Methoden Viele Wege führen nach Rom, viele Methoden führen zu besseren Ideen, Planung und Optimierung. Die Hitliste führt dabei das Brainstorming an, das in nahezu 100 Prozent der teilnehmenden Unternehmen zum Einsatz kommt. Mit knapp 70 Prozent an zweiter Stelle rangiert das Benchmarking, gefolgt von Trendanalysen und Kreativitätstechniken. Schlusslichter: Delphi Studie, Relevanz-/Strukturbaumanalyse, Bibliometrie und Bionik. Witziges Detail: während ein Unternehmen nur eine einzige Methode zur Ideengenerierung anwendet, kommen in einem anderen gleich 19 verschiedene Methoden zum Einsatz. Und auch hier zeigt sich, mehr ist besser: „Je mehr unterschiedliche Methoden ein Unternehmen anwendet, desto höher sind Effizienz und Effektivität des TIM“, führt Gommel aus. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, auch externe Experten zu Rate zu ziehen. Doch egal, welche Methode zum Einsatz kommt: klare Prozesse, Aufgabenverteilung und eine Überwachung der Umsetzung sind das A und O. management softwareseitig im Unternehmen abbilden kann. Titel: „Nachhaltig und wirksam innovieren – Kollaborativ und softwareseitig vom Umfeldscanning zur Roadmap“. Danach folgte das, was den Kaminabend so besonders macht: Fachsimpeln und Plaudern in kompetenter Runde, auch ganz ohne Kamin. (AG) Info Fraunhofer www.fraunhofer.at Hindernisse Es gibt unterschiedliche Faktoren, die eine Innovation verhindern können. Allen voran steht dabei der Zeitmangel, mit Respektabstand gefolgt von der unsicheren Nachfrage nach innovativen Produkten oder Dienstleistungen. Weitere Hinderungsgründe: Mangel an Marktinformationen, unzureichende Vermarktung neuer Ideen und übermäßig wahrgenommene wirtschaftliche Risiken. Interessanterweise rangiert der Grund „mangelndes Budget“ am vorletzten Platz der häufigsten Hindernisse. Fest steht, dass solche Hindernisse überwindbar sind, wenn der Wille dazu besteht. Es ist erwiesen, dass die Unternehmen dadurch nur profitieren können. Cross-Industry-Innovation und Software Neben der Studienpräsentation gab es im Rahmen des Kaminabends auch einen Vortrag von Prof. Dr. Thomas Abele von der FOM Hochschule für Ökonomie & Management (Stuttgart) zum Thema „Neugeschäftsgenerierung mittels Cross-Industry-Innovation (CII)“ über die Wichtigkeit der branchenübergreifenden Innovation zur Umsatzsteigerung. Ein Beispiel: Running Sushi-Lokale, die sich an Gepäckförderbändern von Flughäfen anlehnen. Abele: „Man unterscheidet zwischen zwei unterschiedlichen Aufgabenstellungen, die sich durch den Outside-In-Prozess oder den InsideOut-Prozess lösen lassen. Beim ersten nutzt man Inspirationen aus anderen Branchen zur Weiterentwicklung, bei der zweiten erschließt man mit vorhandenen Lösungen neue ProduktMarkt-Felder. Anschließend erklärte Prof. Dr. Michael Durst von der ITONICS GmbH, wie man ein modernes Technologie- und Innovations- industry solutions Kinderleicht ans Ziel. making complexity simple Sicher, flexibel und einfach. KNAPP bietet mit seinen Open Shuttles das ideale Konzept für die Abwicklung komplexer Transportaufträge innerhalb Ihres Lagers. Die Integration der Open Shuttles in Ihr System ist kinderleicht. KNAPP AG 8075 Hart bei Graz | Austria [email protected] www.knapp.com Sicherheit wird dabei groß geschrieben: Die einzigartige Navigationstechnologie reagiert sofort auf Menschen und andere Hindernisse. Selbstständig plant das Open Shuttle immer seine sichersten und schnellsten Routen. LOGISTIK express 3|2015 23 INTRALOGISTIK Bahn frei für fahrerloses Transportsystem Die steigenden Marktanforderungen im Multichannel-Bereich veranlassten den technischen Großhändler Grene Dänemark zur Umgestaltung und Modernisierung seines Logistikzentrums in Skjern. Drei KNAPP Open Shuttles sorgen für die schnelle und flexible Abwicklung unterschiedlicher Transportaufgaben und ergänzen so die stationäre Fördertechnik. D er Landtechnik-Großhändler Grene Dänemark, der zur Kramp-Gruppe gehört, beliefert über das Zentrallager Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland unter anderem mit Ersatzteilen für landwirtschaftliche Maschinen. Die verschiedenen Vertriebskanäle stellen unterschiedliche Anforderungen an die Logistik, denen die bestehende Technik nicht mehr genügte. ANGELIKA GABOR 24 LOGISTIK express 3|2015 Durch das Retrofit der bestehenden Anlage trägt Grene diesen Anforderungen Rechnung: Insgesamt stehen 14.500 Palettenplätze und 2.500 Regalplätze im manuellen Lagerbereich zur Verfügung. Neu: das OSR Shuttle System mit circa 12.000 Stellplätzen, die rund 130.000 Plätze des vorhandenen MiniloadSystems wurden in die neue Gesamtanlage integriert. OSR Shuttle Das Herzstück der Anlage bildet ein zweigassiges OSR Shuttle, ein ergonomisches Ware-zurPerson-Kommissioniersystem mit zwei „Pick-itEasy“-Arbeitsplätzen. Immerhin sind bei Grene Dänemark 70 Mitarbeiter in Vollzeit in der Logistik beschäftigt. Die Open Shuttles sind für die komplexen Transporttätigkeiten zuständig. „Wir brauchten ein flexibles und gleichzeitig platzsparendes System, daher haben wir uns für die Open Shuttles entschieden. Und wir haben es nicht bereut, aus heutiger Sicht würden wir wieder die gleiche Lösung wählen, denn wir sind noch immer sehr zufrieden. Die Open Shuttles sind eine große Hilfe für uns“, erzählt Lagerchef Dennis Pallesen. Frei und doch verbunden Um die weiten Transportdistanzen zu überwinden und trotzdem die Wege für Personal, ^ Bahn frei für das fahrerlose Stapler und andere Transportfahrzeuge frei benutzbar zu lassen, stellen die flexiblen Open Shuttles die ideale Lösung dar. Die drei eingesetzten fahrerlosen Transportfahrzeuge versorgen täglich 10 Stunden lang die Arbeitsplätze mit Nachschub, transportieren fertige Teile zur Einlagerung ins OSR Shuttle oder übernehmen andere Aufgaben im Lager. Dabei folgen sie dem Prinzip der Schwarmintelligenz: der Schwarm ist genau dort, wo die Arbeit anfällt, und erledigt die Aufgaben selbständig. Pallesen: „Mit den Open Shuttles können Transportprozesse schnell und flexibel gestaltet werden. Dadurch wird viel Zeit gespart und wir können effizienter arbeiten. Auch die Lagermitarbeiter sehen die Zusammenarbeit mit den Open Shuttles überaus positiv.“ Route und finden bei Bedarf auch Ausweichstrecken, wenn sie ein Hindernis orten – völlig ohne optische oder physische Hilfsmittel. Das garantiert eine sichere und flexible Interaktion zwischen den Open Shuttles, Personen und anderen Transportfahrzeugen. Dank benutzerfreundlicher, intuitiver Benutzeroberfläche kann Grene Dänemark selbstständig und einfach Shuttles aktivieren oder deaktivieren, Layoutänderungen vornehmen, Wege ändern, Lagerbereiche sperren und vieles mehr. Schnell und sicher Trotz ihrer Geschwindigkeit zeichnen sich die Open Shuttles vor allem durch ihr intelligentes und sicheres Fahrverhalten aus. Die innovative Konturenerkennung erlaubt die Wahrnehmung sowohl statischer als auch beweglicher Hindernisse – die Open Shuttles können intuitiv darauf reagieren. Doch damit nicht genug: sie planen selbstständig die schnellste Den aktuellen Bedarf von Grene Dänemark deckt das adaptierte Logistikzentrum mit Leichtigkeit. Und in Zukunft? „Momentan haben wir alle Kapazitäten, die wir brauchen, aber ich denke, in den nächsten ein bis zwei Jahren werden noch kleinere Ergänzungen kommen“, vermutet Pallesen. Und wer weiß, vielleicht saust ja bald ein viertes fahrerloses Shuttle durch die Lagerhalle. (AG) Transportsystem Index KNAPP AG www.knapp.com LOGISTIK express 3|2015 25 TRANSPORT & LOGISTIK Preiserhöhung auf der „letzten Meile!" Wie der Internet-Versandhandel die Paketpreise in die Höhe treibt – und was Unternehmen dagegen tun können. Von Frank Welge, Partner und Spezialist für Supply Chain Management bei der INVERTO AG. D er Internethandel lässt die Kosten der Paketzusteller steigen. Erste Dienstleister erhöhen deshalb jetzt die Preise. Unternehmen, die viel Paketfracht verschicken, können der Preiserhöhung entgegen wirken – mit fünf Einkaufsstrategien, die die Kosten für Paketsendungen niedrig halten. FRANK WELGE Der Onlinehandel wächst zusehends und beschert Paketdienstleistern immer höhere Umsätze: Die Zahl der zuzustellenden Pakete steigt derzeit um vier Prozent jährlich. Dazu kommt, dass viele Onlinehändler nach immer neuen Zusatzdienstleistungen verlangen: Außer kostenfreien Retouren fragen die Händler inzwischen auch das Zustellen von Waren am Tag der Bestellung nach oder sogar, wie im Falle des US-Konzerns Amazon, das Liefern von Paketen direkt in den PKW-Kofferraum des Kunden und nicht nur bis zur Haustür. Die „letzte Meile“ wird immer teurer Doch der Siegeszug von Internethandel und Paketversand hat für die Zusteller nicht nur Vorteile – er treibt auch die Kosten. Denn die sogenannte „letzte Meile“ ist äußerst teuer. Schon jetzt entfallen etwa fünfzig Prozent der gesamten Zustellkosten auf die Zustellstrecke zwischen Paketzentrum und Empfänger. Jeder neue Zusatzdienst erhöht diesen Wert. Index INVERTO AG www.inverto.com 26 LOGISTIK express 3|2015 Bisher haben die Dienstleister diese Teuerung kaum oder gar nicht an Händler weitergegeben. Stattdessen nahmen sie Gewinnrückgänge in Kauf, um ihre Marktanteile zu schützen. Der Wettbewerb im Paketgeschäft ist hart, und die Markteintritte von Start-Ups wie „tiramizoo“, „Shippies“ oder der zum Lufthansa-Konzern gehörenden „Liferey“ haben ihn zuletzt noch verschärft. Doch das ändert sich derzeit. Denn erste Dienstleister versuchen, sich aus dem Preiskampf zurückzuziehen. Der Zusteller Hermes etwa verteuerte seine Leistungen kürzlich um durchschnittlich 2,4 Prozent – über alle Leistungsbereiche hinweg. Sollte dieses Beispiel Schule machen, dürften Paktversand und Zustelldienste wie Pick-Up, Express- und Inselzu-stellungen, definierte Regellaufzeiten oder die Verarbeitung von Nachname- oder Postidentaufträgen künftig teurer werden. Frühzeitig handeln, Kostensteigerungen vermeiden Für die versendenden Unternehmen bedeutet das: Sie müssen auf jeden Fall mit höheren Versandkosten rechnen, ganz unabhängig davon, ob sie Zusatzdienste á la Amazon anbieten oder nicht. Unternehmen, die sehr viele Pakete versenden, sollten deshalb frühzeitig handeln und Vorkehrungen treffen. Die größten Einsparreserven können Einkaufsverantwortliche in der Regel durch die nachfolgenden Strategien erreichen: Neuausschreibung, Nachverhandlung Die Wettbewerbsintensivierung per Neuausschreibung ist nach wie vor der beste Weg, um günstigere Verträge mit Versendern zu erreichen. Denn selbst wenn ein Verfahren nicht per se zu niedrigeren Preisen führt, kann es doch wichtige Informationen und Ideen bringen, mit denen sich besser strukturierte und deshalb günstigere Dienstleisterverträge abschließen lassen. Wer nicht neu ausschreiben will, sollte wenigstens bestehende Verträge überprüfen. Häufig können über die Veränderung des Leistungsspektrums (also etwa durch den Verzicht auf selten benötigte Mehrwertdienste) Preisnachlässe erreicht werden. Sollte ein Dienstleister eine Nachverhandlung für Preiserhöhungen nutzen wollen, sollten die zukünftigen Einkäufer diesem mit einem Hinweis auf die Über 1.000 Typen Diesel- und Mautpreise begegnen. Die liegen derzeit nämlich unter denen von vor zwei Jahren. Entscheidend sowohl für die Neuausschreibung als auch für Nachverhandlungen ist: Eine genaue Kenntnis der bisherigen Sendungsstruktur und ein valider Forecast über den zu verhandelnden Zeitraum sind Pflicht! Wirklich gut verhandeln kann nur, wer genau weiß, wie viele Sendungen im Jahr wann verschickt werden sollen, welche Gewichtsklassen die Sendungen haben und welche Mehrwertdienste zu erbringen sind. Andere Zustelloptionen bewerben Unternehmen können weit mehr tun, als nur mit Paketdienstleistern zu verhandeln. Sie können beispielsweise ihre eigenen Kunden davon überzeugen, andere Zustelloptionen als die Lieferung an die Haustür zu wählen. Viele Paketdienstleister gewähren hohe Rabatte auf Pakete, die nicht an einen einzelnen Empfänger geliefert werden müssen, sondern an eine Paketstation, einen Paketshop oder an einen ähnlichen „Drop-off Point“. Diese Art der Zustellung erlaubt den Dienstleistern Sammellieferungen von mehr als einem Paket abzusetzen, was die Kosten pro Paket erheblich reduziert. Einkäufer, die mit Paketdienstleistern verhandeln, sollten die zuständigen Geschäftsbereiche (meist Marketing und Vertrieb) frühzeitig auf diese Tatsache aufmerksam machen und so den Start entsprechender Projekte anregen. Verpackungsgrößen optimieren Die Optimierung von Verpackungsgrößen erschließt in der Regel zusätzliche Einsparreserven. Denn viele Unternehmen verschicken nach wie vor viel teure „Luft“. Einkäufer können auf zweierlei Weise dazu beitragen, dass diese Verschwendung begrenzt wird: Sie können die Führungskräfte der zuständigen Fachbereiche auf das Thema ansprechen und den Start von Optimierungs-Projekten anregen. Und sie können diese Projekte unterstützen, indem sie gezielt spezielles Verpackungsmaterial beschaffen – beispielsweise kleinere, bisher nicht verfügbare Kartongrößen. Kleinere Verpackungsgrößen und höhere Füllstände sparen übrigens nicht nur Versandkosten, sondern senken häufig zusätzlich die Schadens- und Rücksendungsquoten. Sendungen selbst vorsortieren Schließlich können Unternehmen auch die eigene Versandvorbereitung derart umstellen, dass dem Paketdienstleister im Versandvorlauf weniger Aufwand entsteht. Wer die eigenen Sendungen vor der Abholung durch den Dienstleister selbst nach Postleitzahl- oder Zielregionen vorsortiert, kann so Nachlässe von bis zu 8 Prozent auf den Paketpreis erreichen. Zudem kann eine eigene Vorsortierung die Zustellung zum Empfänger beschleunigen, da einzelne Sendungen nicht mehr im Versandzentrum des Dienstleisters sortiert und umgeschlagen werden müssen, sondern sofort in den Hauptlauf gegeben werden können. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Sendungen des selbst sortierenden Unternehmens ein gewisses Volumen erreichen und die Fahrzeuge des Dienstleisters für den Hauptlauf im ausreichenden Maße auslasten. Fazit Der Internethandel setzt Paketdienstleister schon seit längerem unter zunehmenden Preisdruck. Seit einiger Zeit beginnen einzelne Dienstleister deshalb, ihre Preise anzuheben. Unternehmen und ihre Einkäufer können dieser Entwicklung entgegenwirken: Wer Dienstleistungsverträge neu ausschreibt oder nachverhandelt und die unternehmensinternen Versandabläufe optimiert, sollte ausreichend Einsparreserven heben können, um die Preiserhöhungen auszugleichen. (FW) Vom Sichtlagerkasten für die Lagerung von Kleinteilen bis zur neuen Generation Schwerlastbehälter für schwere Lasten und großvolumige Komponenten – in jedem Farbton lieferbar. Mehr Highlights der Lagerwelt: www.bito.at 2015_Anzeige_BITO_AT_70x297.indd 1 04.05.2015 12 LOGISTIK express 3|2015 27 TRANSPORT & LOGISTIK Österreichs Transportwirtschaft lahmt Es werden hierzulande zwar mehr Güter gefördert, doch die Transportwirtschaft profitiert davon nur eingeschränkt. D GÜNTER WOLF Index Bank Austria www.bankaustria.at 28 LOGISTIK express 3|2015 er Güterverkehr auf den österreichischen Straßen kam im vergangenen Jahr mit einem kräftigen Zuwachs der Transportleistung von sechs Prozent wieder ordentlich in Schwung. Doch davon profitierte die Transportwirtschaft wenig und erzielte nur einen Leistungszuwachs von rund einem Prozent. Das ist der nüchterne Befund der aktuellen Brancheanalyse der Bank Austria. „Das Transportgewerbe hat mit einem Umsatzplus von einem Prozent das Minus aus 2013 nicht ausgeglichen“, erklärt Bank Austria-Wirtschaftsexperte Günter Wolf. Das Umsatzvolumen der Transportwirtschaft lag im Vorjahr bei über 19 Milliarden Euro. für die Frächter und Spediteure weiter volatil, so die Einschätzung von Wolf. Er rechnet damit, dass das wirtschaftliche Umfeld für die Logistik-Branche sich grundsätzlich festigen wird, doch nennenswerte Nachfrageimpulse könne man nicht erwarten. Zumal Österreichs Gesamtwirtschaft in diesem Jahr wohl nur rund ein Prozent wachsen dürfte. Faktum ist: Von 2007 bis 2013 ist die Transportleistung im Straßengüterverkehr um 35 Prozent gesunken, wobei die Anteilsverluste auf das Konto des großen Wettbewerbsdrucks gehen. Ausländische Transportunternehmen, besonders aus Südosteuropa, machen den heimischen Transporteuren das Leben ordentlich schwer. Stimmungsmäßig ging es im ersten Quartal dieses Jahres zwar leicht nach oben, in Summe aber bleibt die Marktentwicklung Auffallend für Wolf ist, dass Transportunternehmen aus den neuen EU-Ländern die höchsten Anteilsgewinne im grenzüberschrei- tenden Straßengütertransport nach und aus Österreich erzielten. Deren Marktanteil hat sich von 30 Prozent im Jahr 2007 auf knapp 60 Prozent im Jahr 2013 verdoppelt. Weitere 13 Prozent der Transportleistung in dem Segment entfielen auf Lkw, die in Deutschland registriert waren. Der Konkurrenzdruck im Straßengütertransport steigt durch die Kabotage, das sind Transportleistungen innerhalb eines Landes durch ausländische Unternehmen, mit Beund Entladung im Inland. Kabotage-Verkehre machen zwar nur fünf Prozent der gesamten Transportleistung in Österreich aus, allerdings hat sich der Anteil nach der Marktöffnung für Transportunternehmen aus allen EU-Ländern bis Mitte 2010 verdoppelt, trotz weiterhin enger Beschränkungen für Kabotagefahrten. In Österreich sind vor allem Transportunternehmen aus Ungarn, Tschechien, Slowenien, der Slowakei und Deutschland unterwegs. Die Transportunternehmen aus Südosteuropa profitieren zum Teil von einer wesentlich günstigeren Kostenstruktur und schüren auf jeden Fall den Preis- und Ertragsdruck im Straßengütertransport. Österreich als Logistikstandort droht im internationalen Vergleich immer mehr Schatten. In einem Ranking der Weltbank rangierte Österreich 2007 noch auf Platz fünf unter den begehrten Standorten weltweit, im Jahr 2014 rutschte Österreich in diesem Ranking auf Rang 22 ab. Deutschland liegt bei diesem Ranking auf Platz eins. Für Wolf ist das ein Alarmsignal: „Die hervorragende Position des Logistikstandortes Deutschland basiert auf der guten Einschätzung aller Schlüsselbereiche, die für die internationale Standortbeurteilung herangezogen werden.“ Erste Plätze belegt der Standort Deutschland in der Beurteilung der Logistikinfrastruktur und in der Qualität der Sendungsverfolgung. „Im Vergleich dazu wurden für den Logistikmarkt Österreich alle Indikatoren etwas schlechter eingeschätzt, mit den relativ größten Abständen in den Bewertungen der Transportinfrastrukturausstattung, der Effizienz der Grenzabfertigungen und der Qualität der Logistikdienstleistungsanbieter“, so Wolf gegenüber LOGISTIK express. Nach Deutschland rangieren die Niederlande auf Platz zwei und Belgien auf Platz drei. (LE) Redaktion [email protected] Nutzen Sie unsere unbegrenzten Möglichkeiten für Ihre USA Sendungen! uns e i S n e r e i Kontakt 690 0 +43 590 [email protected] • www.kuehne-nagel.at USA_190_67_3mm.indd 1 23.06.2015 09:59:14 LOGISTIK express 3|2015 29 TRANSPORT & LOGISTIK 25 dm Dysfunktion Der flächendeckend geforderte Ausbau einer Wasserstraßeninfrastruktur entlang der Donau soll einer Abladetiefe für Binnenschiffe von mindestens 25 dm entsprechen. Grafik: Daniel Saarbourg D PETER BAUMGARTNER ie ständig geäußerte Kritik lautet, weil die Wasserstraße Donau nicht genug ausgebaut ist, können die Schiffe nicht genug laden, sind deshalb unwirtschaftlich, unverlässlich und daher für die verladende Wirtschaft keine echte Alternative zur Bahn oder zum LKW. Der allein entscheidende Faktor für die Binnenschifffahrt und die Wirtschaft ist also, um wettbewerbsfähig transportieren zu können, möglichst viele Ladetonnen pro Schiff. Eine klare Ansage, aber es ist eben nicht der allein selig machende Weg hin zu einer effektiven Binnenschifffahrt. Die Transportmenge hängt nämlich nicht allein von der Abladetiefe ab. Es gibt auch noch einige andere Wege. Wege allerdings, deren Kosten vom Steuerzahler, im Gegensatz zu den Kosten für Wasserbaumaßnahmen, nicht getragen werden. Und es sieht so aus, als wäre das der einzige Grund, warum man sich so auf den Wasserstraßenausbau versteift. Trotz diverser Fördermaßnahmen bleibt die Hauptlast der Investitionen nämlich bei der Binnenschifffahrt hängen, und diese Kosten können nur über die von der verladenden Wirtschaft zu zahlenden Frachttarife erwirtschaftet werden. Aber die verladende 30 LOGISTIK express 3|2015 Wirtschaft ist zwar dann, wenn es öffentlich wirkungsvoll ist, gerne einmal „green“ und pro Binnenschifffahrt, in Wahrheit handelt sie aber nach dem Motto „Geiz ist geil“ und der Schiffstransport muss nur billiger sein als jedes andere Transportmittel, dann wird er gerne auch in Anspruch genommen. Diese Rechnung funktioniert nur leider nicht, wie die tägliche Praxis zeigt. Nicht mit einer Abladetiefe von 20 dm, nicht mit einer Abladetiefe von 25 dm und auch nicht 30 dm. Erst wenn die Binnenschifffahrt für die verladende Wirtschaft nicht mehr als Tarifregulator fungiert und erst wenn die Binnenschifffahrt selber merkt, dass man kniend nur in der Kirche weiterkommt, werden sich Frachttarife wirtschaftlich darstellen lassen. Dann kann sich die Binnenschifffahrt auch Investitionen wieder aus der eigenen Tasche leisten, und die Binnenschifffahrt und die verladende Wirtschaft müssen nicht mehr darauf warten, bis ein Finanzminister endlich Geld für die Wasserstraße locker macht. Plötzlich gibt es dann schneller wirksame Möglichkeiten, selbst mit einem geringeren Tiefgang sogar mehr Transportmenge zu befördern und vielleicht sogar noch mit schnelleren Fahrzeiten. Wenn Politiker und Politikerinnen über Wasserstraßentransport reden, dann meinen sie den Transport von Wasser, aber nicht den Transport über Wasser. Sie diskutieren nicht über Binnenschiffslogistik oder nachhaltiges Transportmanagement, sie unterhalten sich über Themenfelder wie Wasserbauindustrie, Energiewirtschaft und Hochwasserschutz. Eben über Bereiche, wo die Wählerschaft angesiedelt ist. Bestenfalls profitiert die Binnenschifffahrt, sozusagen als Nebeneffekt, auch durch und von Hochwasserschutzmaßnahmen. Schade nur, dass zunehmend auch die Wirtschaft und die Industrie sich dieser sinnentleerten Diskussion um den Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur anschließen und Alternativen völlig ausklammern. Vor dem Hintergrund, dass sich die Wasserstraßeninfrastruktur, wenn überhaupt, nur langsam verbessert, sollte sich die Binnenschifffahrt endlich Gedanken darüber machen, wie man Schiffe bauen und sie sinnvoll betreiben kann, damit die logistischen Herausforderungen der Zukunft ohne blutige Nasen bewältigt werden können. Eigentlich könnte sich die Binnenschifffahrt zurücklehnen und müsste nur darauf warten, bis auf der Straße und Schiene gar nichts mehr läuft. Lange kann es ja nicht mehr dauern. Aber den Zeitpunkt würde die Binnenschifffahrt wahrscheinlich selber nicht erleben. Natürlich ist eine gut ausgebaute und moderne Wasserstraßeninfrastruktur für die Binnenschiffslogistik wichtig. Vor allem auf Relationen, wo es darum geht, mit anderen Verkehrsträgern in Konkurrenz treten zu müssen. Immerhin haben sich die europäischen Länder – auch Österreich – schon 1996 per Gesetz zu einem einheitlichen Ausbau der Wasserstraßen verpflichtet. Aber wer heute noch glaubt, kurzfristig Wasserstraßen bauen zu können, die einer sechsspurigen Autobahn gleichen, ist naiv. Die Binnenschifffahrt hat sofort abrufbares Potential und muss nicht darauf warten, dass ein Wasserprinz für sie irgendwann in ferner Zukunft ein Märchenschloss baut. Das heißt nicht, dass damit der Diskurs einiger Ökoträumer übernommen werden soll. Aber es ist extrem schwer nachvollziehbar, wenn eine europäische Binnenschifffahrt mit der potentesten Wirtschaft der Welt im Hintergrund auf einer 3.000 Kilometer langen Wasserstraße 20 Jahre lang wartet, bis endlich 60 Kilometer davon ausgebaut werden, um dann festzustellen, die Warterei war leider umsonst. So geschehen in Bayern, wo letztlich alle Hoffnungen und viele Euromillionen für Projektierungen im Donaustrom versunken sind. Das ist eine kaum zu unterbietende Wirtschaftsstrategie, die so nur noch als Stoff für alle Kabarettisten des Landes taugt. Wenn Politiker und Politikerinnen über Wasserstrassentransport reden, dann meinen sie den Transport von Wasser, aber nicht den Transport über Wasser. IHR ERFOLG MIT INTELLIGENTEN LÖSUNGEN Güterumschlag • Lager-Logistik • Auto-Logistik WienCont/Containerterminal • Zoll/Transport • Immobilien Marina Wien/Personenschifffahrt LOGISTIK IM FLUSS www.hafenwien.com LogistikExpress_144,8x67_Leistungen_RZ.indd 1 23.06.15 09:09 LOGISTIK express 3|2015 31 TRANSPORT & LOGISTIK 25 dm Dysfunktion weil „Länge läuft“, könnte das Schiff auch mittelfristig über raschere Umläufe mit weniger Treibstoff mehr transportieren. Schiffsverlängerungen sind übrigens im Rheinstromgebiet schon seit über 20 Jahren fast ständige Praxis und manche Schiffswerften haben sich sogar darauf spezialisiert. Auf der Elbe gelten angepasste Schiffe mittlerweile sogar als „intelligent und nachhaltig“ und sind deshalb förderwürdig. Der Wechsel vom Unternehmer zum Fördernehmer ist ein Katzensprung, wenn zum Beispiel einzig 25 dm Abladetiefe als Viagra für eine verlässliche Binnenschifffahrt dienen soll. Redaktion Peter Baumgartner p.baumgartner@ logistik-express.at 32 LOGISTIK express 3|2015 Eine schnelle Lösung ist zum Beispiel die Schiffsverlängerung und/oder -Verbreiterung. Eine Maßnahme, die binnen weniger Wochen möglich ist. Normalerweise geht man davon aus, dass jeder Binnenschiffer bestrebt ist, sein Schiff an die maximal zulässigen Abmessungen für den zu befahrenden Wasserstraßenbereich anzupassen. Das ist auf der Donau nicht der Fall. Zwar wurde wissenschaftlich bereits nachgewiesen, dass bei einer Schiffsverlängerung die Wirtschaftlichkeit nicht immer in dem Maße steigt, wie der Zugewinn an Tragfähigkeit. Jedoch geht es bei dieser Betrachtung vordergründig um die Frage, ob ein Binnenschiff überhaupt wirtschaftlich fahren kann, wenn seine Abmessungen optimiert werden. Diese Frage wurde schon x-fach mit ja beantwortet. Wenn die Wirtschaft davon ausgeht, dass ein Binnenschiff erst mit mindestens 25 dm Tiefgang auf der Donau wirtschaftlich fahren kann und ein Binnenschiff mit 22 dm nicht, dann handelt es sich faktisch um eine Tonnage Differenz von rund 300 Tonnen (abhängig vom Schiffstyp). Diese Differenz lässt sich durch eine Schiffsverlängerung leicht ausgleichen - ohne dass sich dadurch der Tiefgang des Schiffes erhöht. Die Forderung der verladenden Wirtschaft wäre also erfüllt und Wenn die verladende Wirtschaft im Einzugsbereich der Donau bei ihrer Realitätsverweigerung bleibt und weiterhin auf „Geiz ist geil“ setzt, wird man sich vielleicht über ähnliche regulierende Maßnahmen wie bei den Energiezertifikaten Gedanken machen müssen. Denn auch die verladende Wirtschaft kann sich ihrer Klimaverantwortung nicht einfach entziehen, sondern muss ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Transportlogistik leisten. Schließlich hat der „Justamentstandpunkt“ am Beispiel der bayrischen Donau gezeigt, wohin die Reise führt: Der parallel zur Wasserstraße verlaufende Straßengüterverkehr steht kurz vor dem Erliegen. Möglich wird dieses Szenario überhaupt nur deshalb, weil die Verkehrspolitik regelmäßig vor der Frächterlobby in die Knie geht und der Kunde letztlich die „Krot“ fressen muss. In jedem Fall trägt die Melkkuh der Nation über Subventionen und exzessive Infrastrukturkosten die ökonomische Verantwortung der vermeintlichen Privatwirtschaft. Der Wechsel vom Unternehmer zum Fördernehmer ist ein Katzensprung, wenn zum Beispiel einzig 25 dm Abladetiefe als Viagra für eine verlässliche Binnenschifffahrt dienen soll. Nochmals, es geht nicht darum, unsinnigen grünen Forderungen das Wort zu reden. Gut ausgebaute Wasserstraßen sind eine unverzichtbare Zielsetzung für die Binnenschiffslogistik. Vielmehr geht es darum, dass die Wirtschaft zwar bei jeder Gelegenheit mehr Flexibilität fordert, selber aber oft nicht willens ist, auf Situationen rasch und flexibel zu reagieren. (PB) Nachhaltige Logistik: Hoffen auf den emissionsfreien Lkw Im österreichischen Council für nachhaltige Logistik spürt man aktuelle Entwicklungen in der Welt der Elektro-Nutzfahrzeuge auf. N icht weniger als 14 namhafte heimische Unternehmen aus Logistik, Handel und Industrie wollen ihre Logistik nachhaltiger gestalten und haben im Vorjahr das Council für nachhaltige Logistik ins Leben gerufen. Ein Team von fünf Personen rund um den Wissenschaftler Werner Müller an der Universität für Bodenkultur in Wien spürt derzeit neueste Entwicklungen im Bereich von Elektro-Nutzfahrzeugen auf. Dieses Council ist eigenen Angaben zufolge eine europaweit einzigartige Initiative, die vom Spediteur Max Schachinger, Geschäftsführer der gleichnamigen österreichischen Spedition in Linz, initiiert worden ist. Müller und sein Expertenteam sehen sich um, was sich bei den Herstellern von Nutzfahrzeugen in Sachen Innovation bei der Entwicklung von Elektro-Lkw unterschiedlicher Kategorien tut und welche Elektro-Lkw es auf dem Markt gibt, die alltagstauglich schon einsetzbar sind. Das Kernthema beim Lkw der Zukunft ist die Energieeffizienz, ist Müller überzeugt. Die meisten Nutzfahrzeughersteller investieren viel Geld in die Entwicklung energiesparender, emissionsarmer bzw. emissionsfreier Fahrzeuge. „Wir im Council sehen uns als Vermittler zwischen der Nutzfahrzeugindustrie und unseren Unternehmen“, betont Müller. Das Team des Councils informiert die teilnehmenden Firmen über die neuesten Entwicklungen, Innovationen und Technologien im Bereich der nachhaltigen Logistik. Aufbereitet werden Informationen mit ökologischen, sozialen, politischen, juristischen und ökonomischen Bezügen zur nachhaltigen Logistik. Natürlich interessant für die Branche ist auch: Welche Fördermöglichkeiten gibt es aktuell bei der Beschaffung von emissionsarmen bzw. emissionsfreien Nutzfahrzeugen und wie können diese am besten angezapft werden. Müller glaubt, dass gerade die Transportwirtschaft für den Einsatz von Elektro-Nutzfahrzeugen prädestiniert sei. Derzeit ist die Beschaffung von Elektro-Nutzfahrzeugen in erster Linie für die City-Logistik interessant. Emissionsarme Lkw werden dann betriebswirtschaftlich interessant, wenn sie flächendeckend einsetzbar sind. Doch davon ist man noch entfernt. Allerdings: In der Schweiz hat das Unternehmen E-Force One AG einen Elektro-Lkw entwickelt. Mit dem sogenannten E-Force-Lkw gibt es einen alltagsfähigen, leisen und total emissionsfreien Elektro-Lkw, der mit einer Leistung von 480 PS 18 Tonnen Fracht auf einer Entfernung von bis zu 350 Kilometer transportiert. Ein Knackpunkt bei den Elektro-Lkw ist der Akku, also die aufladbare Batterie. Zwar werden die Akkus technisch immer besser und beginnen die Preise zu sinken, doch „über die Preise müssen wir mit den Herstellern noch reden“, so Müller. Ein Lkw-Akku kostet eine Tonne Nutzlast. Das politisch auszugleichen, indem es gesetzlich möglich ist, eine Tonne mehr zu laden, hält Müller für sehr wichtig. Das Gesamtgewicht um eine Tonne zu erhöhen, kostet nichts und würde viel bringen. Council für nachhaltige Logistik Geboren wurde die Idee zur Gründung des Councils für nachhaltige Logistik von Max Schachinger, Österreichs Logistik-Manager des Jahres 2012 und Verfechter einer grünen Logistik in Kombination mit ökonomischen und sozialen Interessen. Finanziert wird das Council von den Unternehmen: S. Spitz (Produktion), Rewe International, Spar Österreich, C+C Pfeiffer, Hofer, dm drogerie markt und Metro (Handel) sowie von den Logistikern Schachinger Logistik Holding, cargo-partner, DPD, Gebrüder Weiss, Lagermax, Österreichische Post und Quehenberger Logistics. Bis Herbst 2016 ist das Council finanziert, ob es danach weiter bestehen wird, ist noch offen. (LE) WERNER MÜLLER Wir im Council sehen uns als Vermittler zwischen der Nutzfahrzeugindustrie und unseren Unternehmen Index Council für nachhaltige Logistik (CNL) www.boku.ac.at LOGISTIK express 3|2015 33 TRANSPORT & LOGISTIK Der Blick auf das Ganze Franz Schwammenhöfer agiert im Verkehrsministerium als Logistik-Beauftragter und koordiniert zwischen den Bedürfnissen der Logistikbranche und den behördlichen Stellen. Schwammenhöfer: Das Verkehrsministerium hat Ende des vergangenen Jahres drei Sofortmaßnahmen angekündigt und umgesetzt. Die erste Maßnahme: Die Maut für Euro-6-Lkw wurde Anfang Jänner 2015 um rund vier Prozent gesenkt, das entspricht einer Entlastung von rund 25 Millionen Euro in diesem Jahr. Damit wird auf der einen Seite die heimische Güterverkehrsbranche spürbar entlastet, andererseits wird der Einsatz der umweltfreundlichsten Fahrzeuge gezielt unterstützt. Im Vergleich zu den fortschrittlichen Euro-5-Lkw ist der Schadstoffausstoß bei Euro-6-Fahrzeugen noch einmal deutlich reduziert. ^ Blickpunkt: Franz Schwammenhöfer LOGISTIK express: Herr Schwammenhöfer, Sie sind der neue Logistik-Beauftragte im Verkehrsministerium und somit zentraler Ansprechpartner für die österreichische Transportwirtschaft. Was sollen Sie in dieser Funktion als Mittler zwischen Behörde und Wirtschaft bewirken? Schwammenhöfer: Mit der Besetzung des Logistik-Beauftragten wurde eine langfristige und zentrale Forderung der Branche nach einer direkten Ansprechstelle im Ministerium umgesetzt. Der Logistik-Beauftragte agiert als Mitarbeiter des Ministeriums als neutraler Ansprechpartner und Anlaufstelle für die Gesamtthematik „Güterverkehrslogistik“ gegenüber Externen. Dadurch wird garantiert, dass die vorgetragenen Anliegen sowie die im neu eingerichteten Arbeitsausschuss Logistik diskutierten Themen gleichwertig berücksichtigt werden und eine Behandlung erfahren. Index Verkehrsministerium www.bmvit.gv.at 34 LOGISTIK express 3|2015 LOGISTIK express: Aus dem Gesamtverkehrsplan des Verkehrsministeriums wurden 119 vorrangige Maßnahmen zur Stärkung des Logistik-Standortes Österreich herausgefiltert. Welche werden schon in absehbarer Zeit umgesetzt? Die zweite Maßnahme: Die Preis für die Fahrerkarte für das digitale Kontrollgerät, die alle fünf Jahre erneuert werden muss, wurde im Februar 2015 um etwa 35 Prozent gesenkt. Die dritte Maßnahme: Neuauflage und attraktivere Gestaltung des Programms zur Förderung von Anschlussbahnen. Anschlussbahnen sorgen für rund zwei Drittel des Bahngüterverkehrs in Österreich. Sie sind ein wesentliches Instrument für die Verlagerung auf die umweltfreundliche Schiene. Mit den neuen Förderrichtlinien sind jetzt auch Investitionen in die Erhaltung von Anschlussbahnen förderbar. LOGISTIK express: Der Lkw wird oft als Feindbild wahrgenommen. Wie kann dieses Feindbild abgebaut werden? Schwammenhöfer: Wir definieren uns als Gesamtverkehrsministerium und legen unseren Fokus auf eine verkehrsträgerübergreifende Betrachtung, was sich auch in der Organisation niederschlägt. Österreich hat einen sehr hohen Modal-Split (33 %) im Schienengüterverkehr, aber selbstverständlich nimmt die Straße als Verkehrsträger ebenfalls eine wichtige Rolle ein. Das Imageproblem der Güterverkehrslogistik ist aber keinesfalls auf Österreich beschränkt, damit kämpfen viele europäische Staaten. Das Feindbild Lkw abzubauen wird sicher einige Zeit dauern. Denn auch die Grundstimmung in Österreich zu diesem Thema ist in vielen Fällen nicht so, dass die Wichtigkeit und der Beitrag von Logistik zum Bruttoinlandsprodukt erkannt und unterstützt wird. Es wird also in erster Linie darum gehen, das Thema Logistik verkehrsträgerübergreifend besser zu verkaufen, es der Gesellschaft näherzubringen. Eine positive Grundstimmung ist letztendlich auch für den Wirtschaftsstandort Österreich von Wichtigkeit. „Was kostet uns die Umsetzung – und zwar allen Beteiligten, die vom Gestaltungsprozess betroffen sind“ schließt unmittelbar die nächste an: Was kostet uns das im Betrieb, welche finanziellen Auswirkungen hat die Maßnahme nach ihrer Umsetzung? Das Triple-A ist wichtig für eine Erstreihung der Maßnahmen. Manche Maßnahmen sind sehr konkret und können zügig abgearbeitet werden, da sie nicht weiter konkretisiert werden müssen. Andere wieder sind nur auf der Metaebene beschrieben und sind noch zu detaillieren und zu konkretisieren, da brauchen wir etwas Zeit. LOGISTIK express: Die Verkehrswirtschaft argumentiert, dass viele der 119 Maßnahmen rasch und wenig kostenintensiv umgesetzt werden könnten. Sehen Sie das auch so? Zur Person Franz Schwammenhöfer: Der gebürtige Tiroler Franz Schwammenhöfer leitet seit 2005 die Abteilung Gesamtverkehr im österreichischen Verkehrsministerium und agiert seit Anfang April dieses Jahres als Logistik-Beauftragter des Minis- Schwammenhöfer: Bei mehr als 30 der aufgelisteten Maßnahmen spricht man von sogenannten Triple-A-Maßnahmen. Das bedeutet, dass sie erstens einigermaßen rasch umsetzbar sind. Wenn es sich beispielweise um Änderungen von EU-Richtlinien handelt, ist ein viel längerer Zeithorizont einzuplanen. An die Frage teriums und ist damit zentraler Ansprechpartner zwischen der österreichischen Logistik-und Transportwirtschaft einerseits und den behördlichen Stellen im Ministerium sowie als Kontaktpersonen zu anderen behördlichen Stellen in Österreich. Er wirkte bei der Erarbeitung der Grundlagen für den Redaktion [email protected] „Gesamtverkehrsplan Österreich“ mit. (LE) DHL EURONET IHRE KOMPLETTLADUNG IN MEISTERHAND. Sie sind auf der Suche nach einer individuellen Netzwerklösung für Ihre Komplettladung? Wir bieten Ihnen ganzheitliche und individuelle Lösungskonzepte nach Ihre Bedürfnissen und für Ihre speziellen Anforderungen. Buchen Sie ganz einfach per Telefon +43 (0) 31359020, E-Mail an [email protected] oder online unter www.dhl-freight.at DHL Freight LOGISTIK express 3|2015 35 TRANSPORT & LOGISTIK Kühne + Nagel ist 125. Happy Birthday! Wenn das kein Grund zu feiern ist: 125 Jahre Kühne + Nagel sowie 45 Jahre Kühne + Nagel Österreich. Anlässlich des Jubiläums hat Kühne + Nagel zwei 40-Fuß-Container mit jeweils vier Multi-Media-Stationen im Inneren auf Weltreise geschickt, im Juni machte einer davon in Wien halt. Hinter dem Familienunternehmen liegt eine bewegte Geschichte, aber auch in der Zukunft warten spannende Entwicklungen. A ANGELIKA GABOR Redaktion Angelika Gabor [email protected] 36 LOGISTIK express 3|2015 ls August Kühne und Friedrich Nagel sich im Jahre 1890 in Bremen zur Gründung eines Speditionsgeschäfts zusammentaten, haben sie vermutlich nicht geahnt, dass ihr Unternehmen eines Tages ein internationaler Konzern mit über 63.000 Mitarbeitern und 1.000 Standorten sein würde. Wurden zunächst Rohmaterialien wie Getreide, Holz und Zucker transportiert, zählt Kühne + Nagel heute zu einem der weltweit führenden Logistikdienstleister mit Schwerpunkten auf See- und Luftfracht, Kontraktlogistik und Landverkehren, insbesondere integrierten Logistiklösungen. tok und umfasst 21 Länder“, erklärte Bob Mihok, Präsident der Kühne + Nagel Eastern Europe AG, im Rahmen der Pressekonferenz. Dies umfasst 90 Büros, rund 5.700 Mitarbeiter und 50 Läger, in Österreich verwaltet K+N etwa 60.000 m2 gedeckte Lagerfläche, überwiegend für Aufträge mit Value Added Services. Von einst bis jetzt Was klein begann, ist heute riesengroß. Alfred Kühne übernahm das Unternehmen in der 2. Generation und prägte die Organisation über sechs Jahrzehnte hinweg, leitete die Internationalisierung ein. Als Anfang der 60er-Jahre Klaus-Michael Kühne das Ruder übernahm, verwirklichte er seine Vision des weltumspannenden Logistiknetzwerkes. Neben der traditionellen See- und Luftfracht etablierte sich die Kontraktlogistik zum dritten, maßgeblichen Standbein. IT-basierte, branchenspezifische Logistiklösungen sind heute ein Aushängeschild des Konzerns. In Österreich begann das Geschäft 1970 mit Stückguttransporten, bereits 1971 folgte das erste Lager am Wiener Südbahnhof, 1978 folgte die Übersiedelung in den Hafen. Heute gibt es österreichweit 12 Geschäftsstellen für alle wesentlichen Speditions- und Logistikbereiche. Trotz der wirtschaftlichen Situation und der Krisen in der Ukraine und in Griechenland glaubt Mihok an ein Wachstum und eine Bedeutungszunahme der Region: „Es gibt eine wachsende Mittelschicht, auch wenn das BIP derzeit vor allem in den südlichen Ländern schrumpft. Aber wir werden unsere Expansion fortsetzen.“ Als Grund dafür nennt er auch Firmen, die den Bau von Fabriken in osteuropäischen Ländern vorantreiben, um von ansässigen billigen Fachkräften und dem Absatzmarkt gleichermaßen zu profitieren. „Dies betrifft vor allem FMCG-Unternehmen und Einzelhändler aus Korea, China, den USA und sogar Deutschland“, meint der Logistikexperte. Geschäftsführer der Kühne + Nagel Österreich GesmbH ist Franz Braunsberger. „Bei Seefracht sind wir die Nummer eins in Österreich, bei Luftfracht in den Top 3“, erzählt er stolz. Dabei kommt auch die Ökologie nicht zu kurz, denn „Wir sind der einzige Spediteur mit eigenen Containerzügen, 16 davon fahren pro Woche hier zu den Nordhäfen.“ Nebenbei war das Unternehmen das erste zertifizierte cargo2000 Mitglied, die gesamte SC ist TAPA zertifiziert. Wien als Osteuropazentrale Der Konzern gliedert sich in 7 Regionen, wobei Österreich zur Region Eastern Europe zählt. „Unser Gebiet erstreckt sich von Estland bis Griechenland, vom Bodensee bis Wladiwos- Innovation und Tradition Stefan Paul ist Leiter des Geschäftsbereichs Landverkehre und Mitglied der Geschäftsleitung der Kühne + Nagel International AG und kennt den Konzern seit vielen Jahren. „Trotz Karl Gernandt, Chairman of Kuehne + Nagel International AG Klaus-Michael Kuehne, majority shareholder and Honorary Chairman of Kuehne + Nagel International AG Detlef Trefzger, Kuehne + Nagel Group CEO and responsible for Contract Logistics of Kuehne + Nagel International AG der Größe ist K+N nach wie vor ein Familienunternehmen und dementsprechend nah am Kunden und den Mitarbeitern. Wir versuchen, traditionell mit innovativ zu kombinieren und Markttrends nicht nur zu folgen, sondern ihnen vorzugreifen. Man muss den Kunden zuhören, wenn man wissen will, wie die Supply Chain von morgen aussieht.“ Ein Beispiel dafür sei KN FreightNet, die 1. Online-Plattform für Luftfracht mit sofort abrufbaren Preisen, Buchungsmöglichkeit, Statusinformationen und mehr. Der Pilotversuch zu FreightNet overland startet im August in Deutschland, allerdings vorerst nur für Europa. Ab Anfang 2016 soll FreightNet für LCL-Seefracht folgen. Auch Paul sieht Potenziale in Osteuropa: „Ich sehe Wachstumschancen in Rumänien und Bulgarien. Wir investieren auch antizyklisch in unser Netzwerk in Russland, da hier die Verteilnotwendigkeit gegeben ist“, verrät er. Obwohl Österreich als Hochpreisland gilt, bleibt Wien als Brückenkopf zu Osteuropa die Zen- trale der Region. Da der Standort allerdings zu klein wurde, erfolgte kürzlich der Spatenstich für eine neue Cross-Docking-Anlage in Hagenbrunn. Zukunftsmusik Obwohl die politischen Rahmenbedingungen in Österreich zu großer Unzufriedenheit innerhalb der Branche führten, gibt es auch Lichtblicke. „Der Logistikbeauftragte ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir brauchen eine Politik, die auf Wachstum setzt – da sollten wir uns Deutschland als Vorbild nehmen. Jahrelang wurden wir nun als Verursacher von Verkehr und Abgasen verdammt, aber langsam bemerke ich ein Umdenken“, so Braunsberger. Ein besonderes Anliegen ist ihm, dass die Arbeit in Österreich billiger wird – die geplante Senkung der Lohnnebenkosten, wie sie manche Politiker anpeilen, dürfte ihm da durchaus gefallen – man wird sehen, was nach den Wahlen im Oktober davon übrig bleibt. (AG) Es sind konkrete Stärken wie Unternehmergeist, Innovationskraft, Effizienz, Lernfähigkeit und eine von allen Mitarbeitern gelebte besondere Firmenkultur, die Kühne + Nagel nachhaltigen Erfolg bescheren. Index Kuehne + Nagel www.kuehne-nagel. com LOGISTIK express 3|2015 37 TRANSPORT & LOGISTIK ÖBB-Güterverkehr wandelt sich Einzelne Güterwagen kostenintensiv durchs Land zu fahren lohnt sich nicht mehr. Mit neuen Produktionsmethoden und neuen Standard-Waggons geht die Fahrt in Richtung Zukunft. sich der heutige Wettbewerb nicht gewinnen, ist Bamberger überzeugt und er gibt offen zu: „Wir haben Marktanteile verloren, weil Einzelmärkte weggebrochen sind an Mitbewerber auf Schiene und Straße“. D ie Österreichischen Bundesbahnen waren im vergangenen Jahr im Güterverkehr wirtschaftlich gut unterwegs. Mit 110 Mio. transportierten Gütertonnen wurde ein Umsatz von 2,3 Mrd. Euro eingefahren und unterm Strich ein EBIT von 104 Mio. Euro erzielt. Um 36 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Reinhard Bamberger, Mitglied im Vorstand der Rail Cargo Group (RCG), dem Güterkonzern der ÖBB, spricht von der „profitabelsten Güterbahn in Europa“, zu der sich RCG gemausert habe. Erklärt wird der Wandel vom noch vor einigen Jahren schwer defizitären Güterverkehr zurück in die schwarzen Zahlen mit einem generellen Wandel von der einstigen Monopolbahn zu einer Systembahn. Starre Gütertarife und schwerfällige Produktionsprozesse waren gestern, mit den Produktionsmethoden von gestern lässt 38 LOGISTIK express 3|2015 Der Wandel der ÖBB von der Monopolbahn zum Konzern modernen Zuschnitts wird deutlich sichtbar an neuen Produktionsme-thoden, Aufbau neuer Unternehmensstrukturen und nicht zuletzt mit der in immer mehr Ländern sichtbaren eigenen Traktion, sprich Führen der Züge beispielsweise von Deutschland nach Rumänien unter eigener Produktionshoheit. Den Wandel begründet Bamberger mit dem Folgen einer neuen Logistik. Diese neue Logistik besteht beispielsweise in grenzüberschreitenden Shuttle-Zügen mit hohem Qualitätsanspruch. In der Praxis heißt das: Aus vielen Einzelwaggons ganze Züge bilden und Übernahme des Auslastungsrisikos auf diesen Zügen durch die RCG. Den Verladern können die ÖBB heute genau sagen, wann die Waggons abgeholt, wie lange sie transportierten und zu welchem Zeitpunkt sie beim Empfänger eintreffen werden. Bamberger: „Den Transportlauf in eigener Hand zu haben, gibt die Möglichkeit, bei allfälligen Ungereimtheiten sofort eingreifen und nachsteuern zu können.“ Auf diese Weise macht sich die Bahn beim Kunden „unentbehrlich“, und so können Kundenwünsche rasch und professionell erfüllt werden. Beispiele sind die von RCG kreierten Ganzzugsysteme etwa zwischen Italien und Polen mit der Option, Güterfracht in Richtung Weißrussland und GUS-Staaten weiterzuleiten, weil in Polen ein Link zwischen europäischer Normalspur- und russischer Breitspurbahn besteht. Von diesem Bündelungseffekt verspricht sich Bamberger viel. Einzelne Waggons von unterschiedlichen Absendern zu einem Gesamtzug zusammenzuspannen und auf lange Reisen zu schicken wie beispielsweise von Süditalien, Rumänien oder Belgien nach Österreich und retour kommt kostenseitig günstiger als frühere Produktionsformate. Für die Italien-Polen-Züge nutzt RCG neuerdings den Güterhafen Marghera bei Venedig als zentrale Drehscheibe. Standardisierten Güterwaggons gehört die Zukunft Nicht nur bei der Produktion der Züge geht RCG neue innovative Wege, auch bei der Entwicklung zeitgemäßer Güterwagen werden völlig neue Wege beschritten. „Wir wollen mit unseren Güterwagen einen neuen Industriestandard in Europa setzen“, gibt sich Bamberger selbstbewusst und erklärt gleich, was damit konkret gemeint ist. Gemeinsam mit der steirischen Innofreight Gruppe und Voestalpine wurde ein neuarti- ger Containertyp für den Schüttguttransport entwickelt, der schon erfolgreich in ganz Europa im Einsatz sind. Und dazu auch gleich ein neuer Güterwaggon für den Containertransport. Das Neue dabei: Container und Waggon werden technisch voneinander getrennt. Das ist ein völliger neuer Ansatz und heißt in der Praxis InnoWaggon, der von Innofreight entwickelt worden ist. Umschlag und Handling der Container sind bei diesem Wagen denkbar simpel, Wirtschaftlichkeit und Nutzen aber sehr groß. Bei der Kombination der neuen Container mit dem neuen Standard-Waggon lassen sich bis zu vier Tonnen mehr Nutzlast herausholen. Bis Anfang 2016 wird RCG 330 dieser InnoWaggons in den eigenen Waggon-Werken in Ungarn bauen und dafür mehr als 34 Mio. Euro in die Beschaffung investieren. Insgesamt haben die ÖBB im Güterverkehr derzeit rund 27.000 Waggons laufen. (LE) REINHARD BAMBERGER Index ÖBB-Holding AG www.oebb.at LOGISTIK express 3|2015 39 TRANSPORT & LOGISTIK Transportschadenmanagement Schadenereignisse kosten Zeit, Geld und Nerven. Nicht selten werden gute Kundenbeziehungen dadurch beeinträchtigt. Risk-Management unterstützt bei der Prävention, das interne Schadenmanagement hilft bei der Bewältigung der Anforderungen nach Schadeneintritt und in weiterer Folge zur Prävention. N GERNOT FISCHBACH eben Kosten und Zeitaufwand für die Bearbeitung und Abwicklung, Ermittlung von Ursachen und Einleitung von Schadenminderungsmaßnahmen leidet auch das Image der beteiligten Unternehmen – Lieferant und Transporteur. Neben Folgewirkungen für den Empfänger haben Transportschäden auch Einfluss auf die Zusammenarbeit zwischen Kunden und Auftraggeber. Nicht selten wird von mehreren Seiten Schadenersatz gefordert, zusätzliche Kosten entstehen, die bei der ursprünglichen Auftragsannahme wohl nicht einkalkuliert wurden. Abweisung ohne Übernahme – bei äußerlich erkennbarer Beschädigung der Verpackung oder des Transportgutes sind ein wichtiger Aspekt für die weitere Bearbeitung. Wird die erkennbar beschädigte Ware ohne Vermerk der Beschädigung übernommen, gilt es später zu beweisen, dass die Ware beschädigt war und nicht erst nach der Übernahme beschädigt wurde. Transporteure haften im Regelfall nur in der Zeit, solange sie das Gut im Gewahrsam haben. Diese beginnt also bei der Übernahme des Gutes beim Absender und endet mit der (dokumentierten) Übergabe an den Empfänger. Die Aufarbeitung von Transportschäden ist stets eine individuelle Angelegenheit. Nur selten ähneln sich Schadenereignisse und Schadenursachen, gerade darum ist ein entsprechendes Schadenmanagement im Unternehmen hilfreich. Die Aufarbeitung ist auch wichtig für eine Ursachenermittlung und dient durchaus der Vermeidung eines erneuten Auftretens von weiteren, ähnlichen Schadenereignissen. Dadurch wird auch das interne Risk-Management unterstützt, der Kunde erkennt professionelle Arbeit nicht nur im täglichen operativen Geschehen, sondern auch in der Abwicklung im Schadenfall. Vorbehalte auf Lieferscheinen oder CMR Frachtbriefen sollen immer definiert und so ausführlich wie möglich sein. Ein solches Szenario ist auch bei innerbetrieblichen Transporten oder einer Transportkette innerhalb von großen Unternehmen zu empfehlen. Oft ist der zusätzliche Abschluss einer Transportversicherung ein wichtiger Bestandteil des Transports und sollte individuell mit dem Transporteur/Versicherer besprochen werden. Je wertvoller das zu transportierende Gut, desto schneller werden im Schadenfall auch Haftungsgrenzen des Transporteurs erreicht! Redaktion Gernot Fischbach [email protected] 40 LOGISTIK express 3|2015 Transportschadenmanagement Die Abwicklung von eingetretenen TransportSchäden beginnt bereits bei der „richtigen“ Übernahme der Güter durch einen Empfänger in der Transportkette. Die Übernahmedokumentation – oder gegebenenfalls die Die Bestandsaufnahme – beispielsweise durch einen Havariekommissar oder Transportsachverständigen – ist empfehlenswert, um eine neutrale Stelle zu involvieren. Die Sammlung relevanter Dokumente, Fotografien und Korrespondenzen folgt später. Durch Zusammenhang dieser Tätigkeiten kann so ein Bild des Hergangs – und möglicherweise bereits der Ursache – entstehen. Jede Schadenabwicklung ist möglichst genau zu dokumentieren, um auch später alle wichtigen Informationen rasch verfügbar zu haben. Ware versichert!? Unabdinglich ist der Vermerk eines entdeckten Schadens/Beschädigung im Zuge der Übernahme der Güter. Werden bei einer äußerlich erkennbaren Beschädigung keine Vorbehalte oder Dokumentation bei der Übernahme festgehalten, kann dies die spätere Bearbeitung und Schadenermittlung durch Schadenbearbeiter, Sachverständige oder Versicherer erschweren oder wird diese gar abgelehnt – die Ware wurde ja ‚in Ordnung’ übernommen! Spediteure und Frachtführer sollten beachten, dass ein erfolgter Vorbehalt auch innerhalb der Transportkette die spätere Lokalisierung des Schadenortes und der Schadenursache erleichtert oder erst ermöglicht. So bestätigt bereits der Frachtführer/Spediteur, die Ware beschädigt erhalten zu haben, was durchaus hilfreich sein kann, ihn von späterer Haftung zu befreien. Er beweist damit, Güter bereits beschädigt von seinem Lieferanten oder Partner erhalten zu haben! Erfolgt eine Übernahme mit äußerlich erkennbarer Beschädigung ohne Vermerk der Beschädigung, werden vorherige Spediteure und Frachtführer oft sogar freigezeichnet! Bei Schäden, die äußerlich nicht erkennbar sind, sollte umgehend nach dem Erkennen des Schadens eine schriftliche Mitteilung an den Transporteur (Haftbarhaltung) gesendet werden, um den Schaden anzuzeigen. Gesetzliche Reklamations- und Verjährungsfristen richten sich nach Verkehrsträger und Übereinkommen. Generell hat ein Schaden vom Geschädigten nachgewiesen zu werden. Die Haftungshöhe orientiert sich zumeist am Rohgewicht (Bruttogewicht des beschädigten/ verlorenen Gutes), höchstens jedoch gilt der Wert des Gutes. Viele Verkehrsträger, viele verschiedene Haftungshöchstgrenzen, viele verschiedene Fristen für Reklamation und Verjährung! Das beste interne Schadenmanagement kann nur durch eines übertroffen werden: präventive Maßnahmen zu setzen und so zu arbeiten, dass Transportschäden möglichst vermieden werden. Ein guter Partner ist auch daran zu erkennen, wie er mit eingetretenem Schaden umgeht! (GF) Je wertvoller das zu transportierende Gut, desto schneller werden im Schadenfall auch Haftungsgrenzen des Transporteurs erreicht! Index SVZL Consulting e. U. www.svzl.eu LOGISTIK express 3|2015 41 TRANSPORT & LOGISTIK Wetterinformationen „on the road“ sparen Kosten und Zeit Eine detailliert geplante Transportroute, die erfahrensten Fahrer, das sicherste Fahrzeug – all diese Transportkomponenten können eines nicht verhindern: Wetterbedingte Transportverzögerungen. M LUKAS GANT WETTER COCKPIT Anmeldung zum kostenlosen Test unter: info@ ubimet.com Info UBIMET www.ubimet.com 42 LOGISTIK express 3|2015 onetäre Verluste durch Verzögerungen im Transport können enorm sein. Wenn die Stunde Transportzeit auf der Straße für eine Tonne Fracht mit 5 Euro bewertet wird, bedeutet ein dreistündiger Verkehrsstau für einen 40-Tonner schnell einen Verlust von 600 Euro (Studie von De Jong et al./ Niederlande; 2004). Auslöser für Staus oder Unfälle sind nicht selten Starkregen oder Schneefall, Hagel oder Stürme. Im Onlineportal „Wetter Cockpit“ von UBIMET können sich Logistiker jetzt Wetterdaten und Unwetterwarnungen für individuell vordefinierte Strecken anzeigen lassen. Noch effizientere Routenplanung durch Wetterinformationen von UBIMET Das Wetter Cockpit liefert detaillierte Wetterprognosen 24 Stunden, drei und sieben Tage im Vorhinein sowie frühzeitige Unwetterwarnungen – jetzt auch für Straßennetze. „Exakte Wetterinformationen für Autobahnen in Österreich und Deutschland sind jetzt im Wetter Cockpit verfügbar“, erklärt Lukas Gant, CCO bei UBIMET. Kommt es zu einem Unwetter, werden die vordefinierten Strecken und Streckenpunkte auf der Karte in der jeweiligen Warnstufe (gelb bis violett) eingefärbt. Auf einen Blick ist ersichtlich, wann welche Strecke befahren werden kann oder ob es am Start, an verschiedenen Zwischenpunkten oder dem Endpunkt zu Unwettern kommt. Die ÖBB nutzen Informationen dieser Art von UBIMET für ihr Streckennetz bereits seit Jahren. Textprognosen für ein besseres Wetterverständnis Für jedes Bundesland in Österreich erstellen Meteorologen auch eigene Textvorhersagen, Informationen für Deutschland sind in Vorbereitung. „So muss die Wetterlage nicht über Meteogramme, Tabellen oder Satellitenbilder selbst interpretiert werden“, erklärt Gant. Trans- portwege können in Abstimmung mit dem Wetter geplant werden. Bei extremen Wetterereignissen kann die Ausrüstung der Fahrer optimiert und zum Beispiel Schneeketten, auch wenn keine Schneekettenpflicht besteht, mitgeführt werden. Transporte können auf andere Wegstrecken umgeleitet, alternative Transportmittel gewählt oder auch vorab verschoben werden: „Mit den Streckeninformationen schaffen wir einen Mehrwert für Logistiker – und zwar eine wesentliche Kostenersparnis“, so Gant. Individuelle Wetterberichte – lokal und global Neben der Wetterinformationen für Strecken bietet das Wetter Cockpit auch punktgenaue Prognosen für frei wählbare Orte: „Unsere Kunden können frei wählen, für welche Orte sie Informationen über welche Wetterparameter erhalten möchten“, so Gant und meint weiter: „Für einen Betrieb in Südspanien ist der Parameter Schnee sicher nicht so interessant wie für ein Transportunternehmen in Österreich.“ Wie das Wetter Cockpit mit dem neu integrierten Streckenwetter das letzte stark variable Glied in der Lieferkette überwindet, können Interessenten jetzt kostenlos testen. Anmeldung zum kostenlosen Test unter: [email protected] Das Wetter Cockpit von UBIMET bietet jetzt auch eine Übersicht der wichtigsten Straßennetze, inklusive Wetterinformationen und Unwetterwarnungen zu zahlreichen Punkten auf der Strecke an. So können Wetterereignisse in die Planung miteinkalkuliert werden. Dies spart nicht nur Zeit, sondern auch Kosten. (AS) Chinesischer Einfluss: Neue Wege für Ressourcen erschließen China verstärkt seinen Einfluss im Indischen Ozean im Rahmen seines Energiesicherheitsplans. Häfen wie Hambantota in Sri Lanka und Kyaukphyu in Myanmar einschließlich der Wirtschaftsentwicklungszonen stehen vor dem Aufblühen. D as Land der Mitte investiert in eine Reihe von Überseehäfen im Rahmen der sogenannten Perlenkettenstrategie im Indischen Ozean. Teil der Strategie ist die Schaffung von Transportwegen für wichtige Rohstoffe im Rahmen des Energiesicherheitsplans und neuen Umschlagshäfen sowie Militärbasen zum Schutz dieser Einrichtungen. Die strategischen Stützpunkte und Einrichtungen sind wie Perlen einer Perlenkette entlang der wichtigen Seefahrtswege aufgereiht. Die Seewege verbinden wichtige Energieressourcen im Mittleren Osten und Afrika. „Die Perlenkette ist mehr als eine marine Strategie oder Militärstrategie. Sie ist auch weitgehender als eine regionale Strategie. Sie ist eine Manifestierung der chinesischen Ambitionen, einen starken Machtstatus zu erhalten und eine selbstbestimmte, friedvolle und erfolgreiche Zukunft zu sichern. Diese komplexe strategische Situation beeinflusst die Richtung der chinesischen Beziehungen mit den Vereinigten Staaten und die Beziehungen mit Nachbarn in der gesamten Region“, erklärte der US-amerikanische Luftwaffen-Oberstleutnant Christopher J. Pehrson in seiner Studie mit dem Namen „String of Pearls: Meeting the challenge of China´s rising power across the Asian littoral“ von 2006. Der indische Ozean gilt global gesehen als Hauptverbindungsseeweg für den Energietransport. Zu den bedeutenden Hafenprojekten mit chinesischer Beteiligung bzw. kompletter chinesischer Finanzierung gehören Hambantota in Sri Lanka, Kyaukphyu und Dawai in Myanmar, Chittagong in Bangladesch, Gwadar in Pakistan und Lamu in Kenia. Der bekannte amerikanische Journalist Robert D. Kaplan und ehemalige leitende geopolitische Analyst beim US-amerikanischen Informationsdienst Stratfor hält die Sri Lanka- und Myanmar-Projekte für relativ kurzfristig nutzbare Einrichtungen, während das Pakistan-Projekt in Gwadar aufgrund der politischen Konflikte mit Afghanistan eher langfristiger Natur ist. Die Häfen in Bangladesch und Kenia sieht er als kurz- bis mittelfristig nutzbar. Häfen Hambantota und Colombo in Sri Lanka Viele Küstenbereiche Sri Lankas einschließlich der Eisenbahn und Häfen lagen nach dem Tsunami von 2004 in Schutt und Asche. Rund 35.000 Menschen verloren ihr Leben. Die Einwohner glaubten an einen nur langsamen Wiederaufbau. Doch dann zeigte China Interesse an Investitionen im Land. In Hambantota im Süden sollen z. B. ein Containerhafen der Spitzenklasse und eine Hafenstadt entstehen. Teil davon sind auch eine Ölraffinerie und ein neuer Flughafen. Die Baukosten sollen bei einer Milliarde US-Dollar (890 Millionen Euro) liegen. Davon wird die chinesische Regierung laut Sri Lanka Ports Authority 85 Prozent tragen. Die erste Phase des Projekts wurde 2011 beendet. Das gesamte Hafenprojekt wird innerhalb von zehn Jahren fertiggestellt und am Ende 20 Millionen TEU Kapazität bereitstellen. Hambantota wird dann als bedeutender Transhipment-Hub für China fungieren, der Rohöl und Rohstoffe via Hambantota nach Myanmar und Nordwestchina bzw. via die Melakkastraße nach China befördern wird. Im August 2013 wurde gemäß der Hafenverwaltung des Landes das Colombo International Container Terminal (CTCT) in Betrieb genommen. Die China Merchant Holdings besitzt 85 Prozent des Terminals. Das geplante Colombo Port City-Projekt, das auf 233 Hektar Land entstehen sollte, wurde im März durch die neue Regierung unter Maithripala Sirisena aufgeschoben, berichtet Reuters. Ende Mai wurde beschlossen, die Wiederaufnahme des Projekts durch ein öffentliches Gremium aus DIRK RUPPIK Der indische Ozean gilt global gesehen HauptverbindungsEnergietransport. Zu den bedeutenden Hafenproals seeweg für den jekten mit chinesischer Beteiligung. weiter > LOGISTIK express 3|2015 43 TRANSPORT & LOGISTIK Chinesischer Einfluss im Indischen Ozean hochrangigen Beamten und Politikern prüfen zu lassen. Die China Harbor Engineering Co & Sinohydro Corporation beabsichtigt auf teilweise neu gewonnenem Land eine komplette Stadt im Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar (1,25 Milliarden Euro) mit Geschäftsviertel, Apartmentblocks, Einkaufs- und Sportzentren sowie einer Formel 1-Rennbahn zu bauen. Das Projekt soll bei Wiederaufnahme bis 2025 13 Milliarden US-Dollar (11,6 Milliarden Euro) an Investitionen anziehen und 83.000 Arbeitsplätze kreieren. Bilder zum Hafen in Gwadar. Copyright: Gwadar Port Authority Häfen Kyaukphyu und Dawai in Myanmar Der Bau des Ölterminals in Kyaukphyu in der Rakhine-Provinz auf der Maday-Insel in Nordmyanmar wurde Ende 2014 abgeschlossen. Im Januar 2015 lief laut Forbes der erste Öltanker mit einer Kapazität von 300.000 Tonnen ein. Eine 2.400 km lange Erdöl-Pipeline mit einer Kapazität von 400.000 Barrel pro Tag verbindet den Hafen mit Kunming im südchinesischen Yunan. Durch die Pipeline kann die Distanz, die das Öl aus dem Mittleren Osten und Afrika normalerweise auf dem Seeweg durch die Straße von Melakka zurücklegen muss, um 700 Seemeilen (rund 1.300 km) bzw. die Transitzeit um 30 Prozent verkürzt werden. Die Umgehung der Straße von Melakka ist der chinesischen Regierung besonders wichtig, da dadurch die Abhängigkeit von nur einem Seeweg vermindert werden kann. Die Straße von Melakka könnte im Konfliktfall leicht blockiert werden. Zudem wird sie immer wieder von modernen Seepiraten heimgesucht. Auf Maday soll auch ein Tiefseehafen mit zunächst fünf Liegeplätzen (zwei für Stückgut, einer für Schüttgut, zwei für Container) entstehen. Der Hafen soll zudem als Transithafen für Güter auf dem Weg nach Rangun, Kalkutta und Chittagong dienen. In der benachbarten Hafenstadt Kyaukphyu soll eine rund 570 Hektar große Sonderwirtschaftszone entstehen, die China, Indien und Südostasien miteinander wirtschaftlich verknüpft. Die Dominanz der Häfen an der Straße von Melakka wie z. B. Singapur soll damit gebrochen werden und Myanmar mit seiner strategischen Lage zwischen Indien und China als wichtiger Umschlagplatz etabliert werden. „Es wird zu einem internation- 44 LOGISTIK express 3|2015 alen Drehkreuz vom Osten in den Westen werden", sagt Myint Thein, stellvertretender Arbeitsminister Myanmars laut der deutschen Ausgabe des Wall Street Journals. In Dawei in der Tanintharyi Region im Südosten von Myanmar wird ein weiterer Tiefseehafen mit zugehöriger Sonderwirtschaftszone im Wert von über 8,6 Milliarden US-Dollar (8,1 Milliarden Euro) gebaut (Logistik express berichtete in Ausgabe 2/2015). Der Hafen wird am Ende der Entwicklung 55 Liegeplätze für Frachtschiffe, die Container, gemischte Fracht, Flüssigschüttgut, Flüssigerdgas, Kohle sowie Eisenerz transportieren, besitzen. Die Boxenkapazität wird bei 3,2 Millionen TEU und die Handlingskapazität bei 200 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr liegen. Der Hafen ist ebenfalls für die chinesische Regierung von Interesse, damit Ressourcen wie Öl unter Umgehung der Melakkastraße nach Südchina gelangen können. Hafen Chittagong in Bangladesch Das Land der Mitte will sich sowohl am Ausbau des Hafens Chittagong als auch am Bau eines Tiefseehafens im Wert von acht Milliarden Euro (7,1 Milliarden Euro) auf den Sonadia Inseln südlich von Chittagong in Bangladesch beteiligen. Durch die Beteiligung würde China einen direkten Zugang zur Bucht von Bengalen haben, was der indischen Regierung sehr zuwider läuft. Sie müsste ihre gesamte militärische Strategie überarbeiten. Ein großer Streitpunkt ist, dass Bangladesch China die volle Freiheit zur Gestaltung und Nutzung des Hafens im Gegenzug für eine 99-prozentige Finanzierung einräumen will. Für die Volksrepublik würde sich ein dritter Zugang über Chittagong nach China via Landweg – neben Gwadar und Kyaukphyu – ergeben (s. Bild). 2006 führte die japanische Beraterfirma Pacific Consultant International (PCI) eine Machbarkeitsstudie für den Bau des Tiefwasserhafens durch. Allerdings wurden dabei Liegeplätze für Kohle, Öl und Erdgas nicht berücksichtigt. Daher ist die Durchführung einer neuen Machbarkeitsstudie wahrscheinlich. Bislang soll der geplante Hafen laut dem Centre for Asian Strategic Studies-India (CASS- India) 58 Liegeplätze mit einer gesamten Kailänge von 11 km besitzen. Die erste Phase soll schon 2016 in Betrieb gehen, während die vollständige Entwicklung 2055 abgeschlossen sein soll. Zudem müssten Eisenbahnverbindungen zum neuen Hafen gebaut werden. Die öffentliche Begründung seitens der Regierung von Bangladesch für den Bau des Hafens auf Sonadia ist das enorme Wachstum des Frachtvolumens im Hafen von Chittagong von zwölf Prozent jährlich. Hafen Gwadar in Pakistan Der pakistanische Hafen Gwadar ist einer der Hauptfokuspunkte in der Perlenkettenstrategie zur strategischen Sicherung der Energieversorgungswege Chinas. Zwar hatte die Volksrepublik nicht direkt bei der Vergabe der Entwicklungsrechte mitgeboten, doch plant Peking den Bau von fünf Öl- und Gas-Pipelines von zentralasiatischen Republiken nach Gwadar. Das Land der Mitte will den pakistanischen Hafen in der Nachbarschaft Indiens in ein Transitterminal für iranische und afrikanische Rohölimporte entwickeln. Der Eigentümer des Hafens ist die staatliche Gwadar Port Authority. Von 2007 bis 2012 wurde er durch die Singapurer PSA International betrieben. Am 18. Februar 2013 erhielt China einen Vertrag über 40 Jahre zum Ausbau und Betrieb des Hafens. Der offizielle Betreiber ist nun die staatliche China Overseas Port Holding Company (COPHC). Gwadar wird in zwei Phasen ausgebaut. Phase 1 lief von 2002 bis 2006. Für 248 Millionen US-Dollar (220 Millionen Euro) entstanden drei Vielzweckliegeplätze für Schiffe bis zu 30.000 Leergewicht, ein 4,5 km langer Kanal und zugehörige Hafeninfrastruktur. Seit 2007 bis heute werden vier Containerliegeplätze, jeweils ein Schüttgut-, RoRo- sowie Getreideterminal und ein Ölterminal für Tanker bis zu 200.000 Tonnen Leergewicht gebaut. Die Tiefe des Kanals wird auf 14,5 m vergrößert. Die zweite Phase wird rund 830 Millionen Euro kosten. Gwadar liegt nahe dem Persischen Golf, durch den 40 Prozent der globalen Ölversorgung transportiert werden. China deckt seinen Ölbedarf zu 50 Prozent mit Öl aus dem Nahen Osten. Dieses wird bisher über den 10.000 km langen Seeweg von Dubai via Schanghai nach Urumqi befördert. Eine Pipeline von Gwadar bis Urumqi soll künftig den Transportweg auf 3.600 km verkürzen. Das Land der Mitte will ebenso einen Wirtschaftskorridor von Gwadar bis ins nordwestchinesische Xinjiang entwickeln. China investiert in eine Reihe von Überseehäfen im Rahmen der sogenannten Perlenkettenstrategie im Indischen Ozean. Hafen Lamu in Kenia Im März 2015 begann der Bau des neuen Megahafens Lamu als Teil des Lamu PortSouth Sudan-Ethiopia Transport (LAPSSET)-Korridors (Logistik express berichtete in Ausgabe 2/2015). Bis 2030 werden u. a. neue Straßenund Eisenbahnverbindungen sowie eine Pipeline für Öl aus dem Südsudan gebaut. Die Rohöl-Pipeline soll gemäß der afrikanischen Ecobank Research ab 2017 Ölexporte nach Asien ermöglichen. Laut Al-Jazeera werden 32 Liegeplätze, drei internationale Flughäfen und eine Bahnlinie mit 1.500 km Länge bis 2030 gebaut werden. Teil der Strategie ist die Schaffung von Trans- Der Bau der ersten drei Liegeplätze im Wert von 449 Millionen US-Dollar (422 Millionen Euro) wurde durch ein durch das Bauunternehmen China Communications Construction Company Ltd. geführtes Konsortium im März 2015 begonnen. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich gemäß American Journal of Transportation auf 25,5 Milliarden US-Dollar (rund 24 Milliarden Euro). Chinas Interesse liegt beim Öl aus dem Südsudan und Uganda. Ein Zusatzeffekt ist der bessere Marktzugang nach Ostafrika. (DR) portwegen für wichtige Rohstoffe im Rahmen des Energiesicherheitsplans und neuen Umschlagshäfen sowie Militärbasen zum Schutz dieser Einrichtungen Redaktion Dirk Ruppik [email protected] LOGISTIK express 3|2015 45 MANAGEMENT Projekt EU-LIVE startet! Europäische Spitzenforscher und -hersteller entwickeln smarte Leichtfahrzeuge für die Stadt. viduelle Mobilitätslösungen zum öffentlichen Verkehr und den „sanften“ Mobilitätsformen Gehen und Radfahren. Neue Konzepte wie z.B. Carsharing und -pooling werden in der urbanen Mobilität künftig eine verstärkte Rolle einnehmen. Auch dafür braucht es neuartige Fahrzeuge, die für diese Systeme ausgelegt sind und optimal in die Infrastruktur integriert werden können. Das Projekt EU-LIVE verfügt über ein Gesamtbudget von 6.7 Mio. EUR, wird vom Grazer VIRTUAL VEHICLE Forschungszentrum koordiniert und Know-how 12 Partnern aus sechs Ländern, bündelt das von Index Projekt EU-Live www.eu-live.eu 46 LOGISTIK express 3|2015 E in europäisches Konsortium aus führenden Fahrzeugherstellern, Zulieferern und Forschungseinrichtungen entwickelt eine umfassende Lösung für die nächste Generation elektrifizierter, kosten- und energieeffizienter Leichtfahrzeuge. Bislang einzigartig am gemeinsamen Projekt EU-LIVE (Efficient Urban LIght VEhicles) ist der modulare Entwicklungsansatz, der eine Fülle unterschiedlicher elektrifizierter Antriebe und Karosserieaufbauten mit unterschiedlichen Designs kostengünstig und einfach realisierbar machen soll. Die Bevölkerungszahl in Städten wächst weltweit kontinuierlich: Lebten im Jahr 1950 noch rund 750 Millionen Menschen in Städten, so waren es im Jahr 2014 bereits knapp 4 Milliarden. Diese Entwicklung nimmt weiter rasch zu, und heute leben 73 % der europäischen Gesamtbevölkerung in urbanen Ballungsräumen. Daraus resultieren Verkehrsüberlastungen sowie erhöhte Lärm- und Schadstoffemissionen. Der Bedarf nach individueller Mobilität bleibt aber auch in Städten weiterhin hoch. Sogenannte L-Klasse-Fahrzeuge (motorisierte leichte Fahrzeuge mit 2, 3 oder 4 Rädern) auf modularer Basis bilden komplementäre, indi- Das Problem: Die Entwicklung und Herstellung von L-Klasse-Fahrzeugen ist relativ aufwendig und teuer – denn im Vergleich zu herkömmlichen PKW sind hier nur um einen Faktor 10 bis 100 geringere Stückzahlen am Markt realisierbar. Damit ist eine kostengünstige, ressourcensparende Entwicklung und Produktion in großer Serie bislang nahezu unmöglich. Die EU-LIVE Forschungs- und Entwicklungspartner arbeiten an einer umfassenden europäischen Lösung für die nächste Generation elektrifizierter, kosten- und energieeffizienter, leichter Fahrzeuge für die Stadt. Im Zentrum steht dabei die - für Leichtfahrzeuge erstmalig - durchgängige Modularität von vollund teilelektrifizierten Antriebssträngen inkl. Radnabenmotoren, aber auch von Karosserieaufbauten für unterschiedliche Einsatzzwecke und Nutzer. Die modulare Konzeption und Fertigung ermöglicht eine deutliche Kostensenkung, die diese Fahrzeuge für den Endkonsumenten wesentlich attraktiver machen wird. Einzigartig: Die „EU-LIVE Modular Platform“ Das Gesamtziel des Projektes liegt in der Entwicklung und Anwendung eines systematischen, anwenderzentrierten, europäischen Ansatzes zur effizienten Konzeption, Entwicklung und Herstellung einer breiten Palette von Fahrzeugen der Klasse L, der unter dem Begriff „EU-LIVE Modular-Platform“ zusammengefasst wird. Diese modulare Plattform umfasst eine Vielfalt von Antriebssträngen, Karosserieformen und Bauteilen innerhalb dieser Fahrzeugklasse sowie die integrierte Co-Simulation des Gesamtsystems inkl. Verwendung standardisierter Schnittstellen aus dem Automobil-Bereich. Die offene Konzeption vereinfacht die Wiederverwendbarkeit und Flexibilität sowie den wechselweisen Austausch unterschiedlichster Fahrzeugkomponenten und Systeme für den elektrifizierten Antrieb einer Vielzahl von L-Klasse-Fahrzeugen. Ob sehr marktnahe Designs oder radikal neue Fahrzeugkonzepte – die modulare EU-LIVE Plattform bildet die solide Grundlage für leise, saubere, energieeffiziente und sichere Individualmobilität im innerstädtischen Bereich. Das Projekt im Überblick Das Projekt EU-LIVE verfügt über ein Gesamtbudget von 6.7 Mio. EUR, wird vom Grazer VIRTUAL VEHICLE Forschungszentrum koordiniert und bündelt das Know-how von 12 Partnern aus sechs Ländern, darunter zwei große europäische Fahrzeughersteller (PSA Peugeot Citroën, Peugeot Scooters) sowie zahlreiche prominente Zulieferer und renommierte Forschungseinrichtungen. sichere, komfortable, individuelle und leistbare Lösungen zur Verfügung. Im Projekt EU-LIVE zeichnet Continental für das Design und die Entwicklung von Hybrid- und Elektroantrieb, die Auslegung der kompletten E/E-Architektur und die Validierung und Optimierung des realen Antriebsstrangs verantwortlich. Am Ende des für drei Jahre anberaumten Forschungsprojektes sollen prototypische Demonstratoren für ein vollwertiges Plug-inHybrid-Dreirad, ein rein elektrisches Motorrad sowie das - in einem „Open Innovation“-Wettbewerb ermittelte – Konzept eines vierrädrigen Fahrzeuges präsentiert werden. SAMSUNG SDI ist der unternehmerischen Vision umweltfreundlicher und sauberer Energielösungen verpflichtet und will den künftigen Weg zu CO2-armen Fahrzeugen gemeinsam mit anderen gehen. Samsung SDI ist der weltweit führende Anbieter von fortschrittlichen Energielösungen mit ausgewiesener Kompetenz in der Massenproduktion von hochwertigen Lithium-Ionen-Batterien. Führende Projektpartner Peugeot-Scooters (PSCO) ist seit 113 Jahren ein europäischer Key Player im Bereich urbane Mobilität und hält damit den Titel als weltweit ältester Hersteller von motorisierten Zweiradfahrzeugen. Mit aktuell über 20 Modellen von 50 bis 500 cm³ Hubraum bietet Peugeot eine der umfangreichsten Modellpaletten für Roller und Mopeds am Markt an. Continental entwickelt intelligente Technologien für den Transport von Menschen und Gütern. Als verlässlicher Partner stellt der internationale Automobillieferant, Reifenhersteller und Industriepartner nachhaltige, Das VIRTUAL VEHICLE Forschungszentrum am Standort Graz/Österreich ist international etabliert und seine 200 Experten arbeiten an Methoden und Konzepten für das Fahrzeug der Zukunft. Das hochkarätige internationale Netzwerk umfasst mittlerweile mehr als 150 Industriepartner sowie über 30 universitäre Forschungsinstitute weltweit. Das VIRTUAL VEHICLE schafft eine effiziente Brücke zwischen universitärer Forschung und industrieller Entwicklung, und tritt zugleich erfolgreich als Koordinator von branchenübergreifenden EU-Projekten auf. (LE) ^ Gruppenbild beim Virtual Vehicle Das VIRTUAL VEHICLE Forschungszentrum am Standort Graz/ Österreich ist international etabliert und 200 Experten Methoden und Konzepten für das Fahrzeug der Zukunft. seine arbeiten an Index VIRTUAL VEHICLE www.v2c2.at LOGISTIK express 3|2015 47 MANAGEMENT Mit Active Sourcing die besten Mitarbeiter finden Die Zeiten, in denen wechselwillige Mitarbeiter aktiv nach Stellenangeboten gesucht haben, sind vorbei. Qualifizierte Fachkräfte wollen gefunden werden – und stellen dazu ihre Profile in den sozialen Netzwerken zur Verfügung. D ISBN 978-3-658-09383-9 www.springer.com/de/ book/9783658093822 er Fachkräftemangel in der Logistik betrifft nicht nur den Bereich der Berufskraftfahrer – auch bei den Akademikern hat die Logistik nicht gerade einen guten Ruf. Mit fatalen Folgen: Bereits 2011 hatten 75 Prozent der Logistikunternehmen Schwierigkeiten, offene Stellen adäquat zu besetzen, so das Ergebnis einer Umfrage unter BVL-Mitgliedern. Hinzu kommt, dass viele Kandidaten zwar wechselwillig, aber nicht aktiv auf der Suche sind. Um vakante Positionen zu besetzen, sollten Unternehmen ihre Personalstrategie überdenken. Statt auf Bewerbungen aufgrund von Stellenausschreibungen zu warten, ist die aktive Suche in Business-Netzwerken wie Xing und LinkedIn gefragt. Im Web 2.0 reicht es allerdings keineswegs aus, einfach mal Kontakt mit einem potenziellen Kandidaten aufzunehmen. Vielmehr 48 LOGISTIK express 3|2015 gelten auch hier klare Spielregeln, die auch mit den Erwartungen der Kandidaten zu tun haben. So möchten potenzielle Mitarbeiter gerne wissen, wer sie anspricht. Gefragt sind also Hintergrundinformationen über das Unternehmen, das Arbeitsklima und das soziale Engagement. Und dies ohne lange Recherche. Dazu bieten sich neben der eigenen Website Profile auf Arbeitgeberbewertungsportalen sowie die Präsenz in den sozialen Netzwerken an. Xing bietet dazu ein sogenanntes Unternehmensprofil an. Dieses beinhaltet neben einer „Über uns“-Seite unter anderem Angaben darüber, welche Mitarbeiter des Unternehmens Xing-Mitglieder sind. Auch lassen sich Unternehmens-Neuigkeiten verfassen. Wem dieses Basis-Paket nicht ausreicht, der kann sich für das kostenpflichtige Employer Branding-Paket entscheiden. Dieses beinhaltet unter anderem die Möglichkeit, Videos, Bilder und Präsentationen sowie ArbeitgeberGütesiegel einzubinden. Zudem werden gebuchte Stellenangebote angezeigt und die Unternehmen erfahren, wer das Profil angesehen hat. Für noch mehr Aufmerksamkeit sorgt Werbung auf Mitbewerber-Profilen sowie auf der kununu-Startseite und in den Suchergebnissen des Arbeitgeberbewertungsportals. Aktive Suche nach geeigneten Kandidaten Wer nicht einfach warten möchte, dass sich Kandidaten von selbst melden, sollte das Heft in die Hand nehmen und potenzielle Kandidaten aktiv ansprechen. Auch hier ist strategisches Vorgehen gefragt: Angesprochen werden sollte nur, wer wirklich zu der vakanten Position passt. Alles andere sorgt für Unmut. Doch wie lassen sich aus mehr als 8,4 Millionen Xing-Mitgliedern genau die zwei, drei Kandidaten herausfiltern, die man gerne näher kennenlernen würde? Hierzu bietet das Netzwerk die „Erweiterte Suche“, mit der die Profile der Kandidaten gezielt durchsucht werden können. Kriterien sind hier beispielsweise Bundesland, Position oder auch Interessen. Aber auch nach Mitarbeitern aus einem bestimmten Unternehmen, nach ehemaligen Mitarbeitern oder nach bestimmten Qualifikationen lässt sich hier suchen. Dabei kann innerhalb der Suchfelder nach Verknüpfungen oder Synonymen gesucht werden. Kombiniert mit der Stichwortsuche bietet sich hier die Chance, die Mitglieder-Profile zielgenau zu durchsuchen. Je nach Trefferquote müssen die Ergebnisse weiter verfeinert werden, bis die Anzahl der Profile überschaubar ist. Für die intensivere Personalsuche und für Personaldienstleister bietet Xing den Talentmanager mit speziellen Kandidaten-Filtern an. Damit lassen sich beispielsweise die Mitglieder anzeigen, die an Karrierechancen interessiert sind sowie Angaben zu Gehaltsvorstellungen und Umzugsbereitschaft – und diese nur für Recruiter freigegeben haben. Entscheidend für erfolgreiches Active Sourcing sind schlanke und wirkungsvolle Abläufe. Wer gezielt auf Effizienz setzt, wird merken, dass die aktive Personalsuche bei gleichen Kosten bessere Resultate bringt. Dazu gibt es professionelle Suchwerkzeuge, die gezielt die sozialen Netzwerke nach geeigneten Kandidaten durchsuchen und in den nächsten Monaten zur Marktreife gebracht werden. Ansprache nur mit konkretem Bezug Bleibt die Ansprache der potenziellen Kandidaten: Diese erfolgt – sofern das Xing-Mitglied dies nicht in seinen Einstellungen unterbunden hat – über eine persönliche Nachricht. Doch Vorsicht: Nicht alles ist hier erlaubt. So hat das Landgericht Heidelberg im Mai 2012 entschieden, dass die Abwerbung von Mitarbeitern unzulässig sein kann, „wenn wettbewerbsrechtlich unlautere Begleitumstände … wie z. B. herabsetzende Äußerungen über den bisherigen Arbeitgeber" hinzukommen (Urteil vom 23.05.2012, 1 S 58/11). In jedem Falle sollten die Regeln des Netzwerks für persönliche Mitteilungen eingehalten werden. Diese sehen vor, dass ein klarer Bezug zum Profil des Empfängers gegeben sein muss. Dies sollten Recruiter schon im eigenen Interesse beherzigen – denn je deutlicher dem potenziellen Kandidaten wird, weshalb er für die angebotene Position der Richtige ist, umso eher wird er bereit sein, über einen Wechsel nachzudenken. (HS) Wie kann ich mich in sozialen Netzwerken präsentieren, dass ich von Recruitern gefunden werde? Business-Netzwerke: Fundgruben für Personalverantwortliche Zu den Platzhirschen der Business-Netzwerke zählen Xing und LinkedIn. Beide bieten eine kostenfreie Mitgliedschaft an, die ein persönliches Profil beinhaltet. Hier können potenzielle Bewerber über ihre Qualifikationen sowie ihren Werdegang informieren. Der Unterschied der Netzwerke liegt in ihrer Reichweite und den Qualifikationsstufen: Während die mehr als 8,4 Millionen Xing-Mitglieder überwiegend aus der deutschsprachigen DACH-Region kommen und vom Auszubildenden bis zum Manager alle Qualifikationsstufen abdecken, ist LinkedIn internationaler aufgestellt. Es wird von über 300 Millionen Menschen in mehr als 200 Ländern genutzt. Personalverantwortliche finden hier potenzielle Bewerber mit internationaler Erfahrung oder mit der Bereitschaft, auch ins Ausland zu gehen. Die Autoren: Alexander Scheel, Geschäftsführer und Gesellschafter der Tiba Personalberatung GmbH, unterstützt Kunden bei der aktiven Suche nach Talenten. Dabei nutzt er u. a. ein professionelles Suchwerkzeug, mit dem sich die Profile in den Sozialen Netzwerken schnell und zuverlässig durchsuchen lassen.Heike Steinmetz, PR-Beraterin und Social Media Managerin erarbeitet für ihre Kunden aus Industrie und Dienstleistung Strategien und Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und zu Employer Branding. Index verbalis www.verbalis.de LOGISTIK express 3|2015 49 JOB & KARRIERE Frauenpower in der Logistik In dieser Ausgabe widmen wir uns einer Frau, die das Transportwesen theoretisch in die Wiege gelegt bekam – auch wenn sie es eigentlich gar nicht wollte – und schließlich ihr ganz eigenes, erfolgreiches Unternehmen schuf. Romana StekoPapousek ist Gründerin und leidenschaftliche Geschäftsführerin der STEKO-TRANS Güterbeförderung GesmbH. A ROMANA STEKO-PAPOUSEK Index STEKO TRANS www.steko-trans.at 50 LOGISTIK express 3|2015 m 1.6.1994 noch mit 4 LKW gegründet, verfügt die Steko-Trans heute über einen Fuhrpark von 50 modernen LKW, insbesondere für Gefahrgut, Krantransporte und Stückgutverteilung, die in hübschem Blau-weiß oder bei langfristigen Kooperationen auch in den Firmenfarben der Kunden durchs Land fahren. Im Unterschied zu „traditionellen“ Speditionen ist die Steko-Trans auf Outsourcing (meist langjährige Stammkunden) spezialisiert und stellt den gewünschten LKW samt Fahrer tageweise zur Verfügung. Der Kunde disponiert und plant den Einsatz nach seinen eigenen Anforderungen. „Wir stellen termingenau das spezielle Equipment bereit, das benötigt wird“, so Steko-Papousek. Ausbildung zählt Sie selbst ist gelernte Großhandelskauffrau, hat ein Masterstudium in Betriebswirtschaft abgeschlossen und legt bei ihren Mitarbeitern größten Wert auf die Aus- und Weiterbildung. „Fast alle Fahrer sind ausgebildete Berufskraftfahrer und haben auch den entsprechenden Lehrabschluss. Hinzu kommen Kranführerschein, Gefahrgutführerschein, ÖAMTC-Fahrsicherheitstraining, Staplerschein, Spritsparschulungen sowie jährlich interne Schulungen zu den Themen Ladungssicherung und Gefahrgut. Alle neuen Mitarbeiter müssen nach und nach sämtliche Kurse absolvieren“, meint sie. Auch AUVA-Schulungen werden abgehalten, denn „die Gesundheit meiner Mitarbeiter ist mir wichtig!“ Die Fortbildung findet in der Freizeit statt, dafür trägt die Kosten zur Gänze die Firma. Ihr ist bewusst, dass sie hohe Anforderungen stellt, aber in puncto Ausbildung gibt es für sie keine Kompromisse: „Unsere Firmenphiloso- phie lautet: Qualität vor Quantität, und um diesen Standard zu halten, ist laufende Fortbildung unabdingbar“. Dies macht sich bezahlt, denn als Anerkennung für ihr Engagement durfte Steko-Papousek im Jahr 2014 den Hermes Logistikpreis im Bereich Ausbildung entgegennehmen. Übrigens sind nicht nur die Fahrer so gut geschult, auch die Mechaniker der hauseigenen Werkstätte haben all diese Ausbildungen und können so im Bedarfsfall als Fahrer einspringen. „Ich bin stolz auf meine Burschen!“, sagt die Unternehmerin, und man merkt, es ist ihr Ernst. Persönlichkeit als Schlüssel Sich selbst bezeichnet die Powerfrau als Perfektionistin, und wenn sie etwas macht, dann ganz oder gar nicht. Was Frauen anders machen? „Meiner Meinung nach haben Frauen mehr soziale Kompetenz, um auf die einzelnen Mitarbeiter einzugehen, und mehr Fingerspitzengefühl in manchen Situationen. Jedes Unternehmen steht und fällt mit dem Personal – das vermittle ich meinen Mitarbeitern laufend. Bei uns herrschen großes Vertrauen und Loyalität! Falls es doch einmal zu einem Problem kommen sollte, findet man meist eine Lösung durch ein persönliches Gespräch.“ Darum achtet sie auch bei der Auswahl neuen Personals sehr darauf, dass die Person ins Team passt – um das tolle Betriebsklima nicht zu gefährden. „Ich kenne jeden einzelnen Fahrer genau und weiß, wen ich bei welchem Auftrag wo einsetze. Denn wenn der Job Spaß macht, dann sind auch die Mitarbeiter motivierter“, ist sie überzeugt. Sie selbst habe nie ein Problem gehabt, als Führungskraft anerkannt zu werden. StekoPapousek: „Das hängt weniger vom Geschlecht als von der Persönlichkeit ab. Der Charakter zählt! Die Branche ist nach wie vor eine Männerdomäne, weil viele Frauen es sich vermutlich nicht zutrauen. Natürlich muss man sich eingestehen, dass dieser Job sehr zeitintensiv ist. Durchsetzungsstärke und mentale Kraft sind nötig, um erfolgreich zu bestehen. Männern wird oftmals hinsichtlich Haushalt und Kinder der Rücken freigehalten, dieses Glück haben nur wenige Frauen. Ich habe zwei Kinder. Mein Mann, selbst Unternehmer in einer anderen Branche, hat mich immer unterstützt, wir haben zusammen gehalten.“ Frauen sind eine Bereicherung für diese Branche – von einer Quotenregelung hält sie allerdings nichts: „Die beste Person sollte den Zuschlag bekommen, unabhängig vom Geschlecht. Bei einer Quotenregelung besteht oft die Gefahr, als ‚Quotenfrau‘ abgestempelt zu werden, auch wenn man es durch eigene Leistung geschafft hat. Das schadet mehr, als es nutzt.“ Reizthema Politik In ihren Augen hat die Politik in vielerlei Hinsicht versagt, insbesondere bei den Rahmenbedingungen. „Wenn die Preisspirale weiter so nach unten geht, wird es bald keine österreichischen Frächter mehr geben“, sorgt sich Steko-Papousek. „Vor 10 Jahren wurden die in Österreich anfallenden Transporte zu 60 Prozent von österreichischen Unternehmen durchgeführt – heute sind es nur noch 40 Prozent. Das sind österreichische Arbeitsplätze, die hier verloren gehen! Dabei bleibt die Qualität auf der Strecke. Den Kunden sollte bewusst werden, dass der Spruch ‚Wer billig kauft, kauft am Ende teuer‘ hier durchaus Berechtigung hat. Das Geld und die Wertschöpfung sollten im Land bleiben“, appelliert sie. Doch nicht nur die Politik ärgert sie, auch der Zusammenhalt in der Branche lässt zu wünschen übrig. „Wenn in Italien oder Frankreich beispielsweise gestreikt wird, machen alle mit, jedoch in Österreich gäbe es sicher Streikbrecher. Die LKW-Fahrer sind immer die Buhmänner“, seufzt sie. Hier mangele es vor allem auch an Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung, dass der LKW für die Lieferung der Güter des täglichen Bedarfs notwendig ist – denn für jeden sei es selbstverständlich, im Supermarkt volle Regale zu finden, aber wie die Waren dorthin gelangen, werde nicht gesehen. „LKW-Fahrer stehen unter starkem Termindruck, haben oft nur enge Zeitfenster und müssen sich dann mit zugeparkten Ladezonen herumärgern“, ergänzt sie. Wenn die Preisspirale weiter nach unten geht, wird es bald keine österreichischen Frächter mehr geben. Auch die Überreglementierung ist ihr ein Dorn im Auge, beispielsweise bei den Lehrlingen. „Lehrlinge sind wichtig für die Branche, aber viele Unternehmen schrecken davor zurück, welche aufzunehmen. Doch wenn sich ein Lehrling nach einiger Zeit als ungeeignet herausstellen sollte, wird man ihn bis zum Ende der Lehrzeit nicht mehr los. Schutz ist gut, jedoch zu viel Schutz bewirkt das Gegenteil.“ Hier wäre gesundes Mittelmaß nötig. Doch trotz aller Ärgernisse und auch wenn Sie sich ihren Lebensweg ursprünglich anders vorgestellt hatte, würde sie es aus heutiger Sicht nicht anders machen. „Ich möchte das Unternehmen bis zur Pension weiterführen, und dann wollen meine Kinder übernehmen“, freut sie sich. Aber das hat noch eine ganze Weile Zeit. (AG) REDAKTION Angelika Gabor [email protected] LOGISTIK express 3|2015 51 JOB & KARRIERE Menschen in Bewegung Mehr Informationen zu Job & Karriere auf www.logistik-express.com CLAUS PIRNER Regionalleiter Bayern Militzer & Münch MICHAEL BERG Sales Manager DACH OnYourMap SVEN BÖHNKE Director Property Management Prologis Inc CHRISTOPH VEITLBAUER Vertriebsleiter TRILOGIQ HENRIK O. MADSEN Vorstandsmitglied Global Compact JÖRG MANDELATZ Geschäftsführer Interroll Fördert. JOACHIM VON WINNING Geschäftsführer Air Cargo Comm. 52 LOGISTIK express 3|2015 Militzer & Münch hat Claus Pirner zum Regionalleiter Bayern der M&M air sea cargo GmbH berufen. Mit Teams in Nürnberg und München setzt Pirner auf Kundenservice. Pirner wird mit individuellen Logistikkonzepten zum Erfolg von Militzer & Münch beisteuern. Er startete vor 35 Jahren in der Seeschifffahrt und übernahm später Managementpositionen bei internationalen Konzernen. Telematiksoftwareanbieter OnYourMap hat Michael Berg (46) die Verantwortung für den Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz übertragen. Der gebürtige Kölner arbeitet seit 1995 in der IT-Branche und verfügt hier über langjährige Marketing- und Vertriebserfahrungen in der DACH-Region. In seiner Funktion als Sales Manager will er Vertriebspartner dazugewinnen Prologis Inc., Marktführer in der Industrieimmobilien-Branche, hat Sven Böhnke die Leitung des hauseigenen Property Managements für Deutschland und Österreich übertra- gen. Seit kurzem verantwortet er als Director, Property Management Germany / Austria für Prologis alle entsprechenden Aktivitäten beider Länder. Christoph Veitlbauer (35) ist der neue Leiter für die Bereiche Vertrieb & Kundencenter beim Lean-ManufacturingSpezialisten TRILOGIQ Deutschland GmbH. Für den Hersteller modularer Lager- und Shopfloor-Logistiklösungen wird Veitlbauer Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreuen. Der Münchener war zuvor Entwicklungstechniker in der Luftfahrtindustrie. Am 01. Juni 2015 hat der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Ban Ki-moon, Dr. Henrik O. Madsen, Group President und Chief Executive Officer von DNV GL, zum Vorstandsmit- glied des UN Global Compact ernannt. Als Vorstandsmitglied wird sich Dr. Madsen unter anderem namhaften Führungskräften aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft anschließen. Jörg Mandelatz (42) wurde zum neuen Geschäftsführer der Interroll Fördertechnik GmbH in Wermelskirchen, Deutschland, einer Tochtergesellschaft der Schweizer Interroll Gruppe, ernannt. Innerhalb der Interroll Gruppe ist die deutsche Vertriebsgesellschaft für die DACH- und Benelux-Region zuständig. Als Vertriebsprofi soll Mandelatz Input für den Vertrieb einbringen. Seit 15. April ist Joachim von Winning neuer Geschäftsführer der Air Cargo Community Frankfurt e.V. und löste somit Roland Weil ab, der die Geschäfte des eingetragenen Vereins seit Juni 2014 ehrenamtlich führte. Zuvor war Winning bei der Fraport AG im Geschäftsbereich „Handels- und Vermietungsmanagement“ als Project Director Cargo Development tätig. Dr.-Ing. Ralf Lüning ist seit Juni 2015 neuer Geschäftsführer der Unitechnik Systems GmbH, eines Unternehmens der Unitechnik Group. Lüning verfügt über 15 Jahre Erfahrung in Logistik und Automatisierung, die er unter anderem bei Schaeffler Technologies sowie bei io-consultants in Deutschland und in Asien gesammelt hat. Seit 01. Juli 2015 übernimmt Hüttemann die Leitung des Bereichs Vertrieb und Key-Account-Management auf Konzernebene. Der Volljurist kam Anfang 2010 als Geschäftsführer der PANOPA Logistik GmbH zu IMPERIAL Logistics International und war zuvor Berater für das IMPERIAL-Schwesterunternehmen GILLHUBER Logistik in München tätig. THOMAS HÜTTEMANN Am 01. Mai 2015 hat Mag. Christian Nitsche die Rolle des CFO bei DHL Freight AT & SI übernommen. Nitsche hat seine Karriere im Jahr 1992 als Controller im Anlagenbau bei der Firma VA Tech Hydro (heutige Andritz AG) begonnen. 2004 wechselte er in den Bereich Automotive zur AVL List und leitete dort das Controlling. CHRISTIAN NITSCHE Torsten König ist ab sofort Prokurist bei der L.I.T. AG und erhält mit der Prokura weitere Vollmachten überliehen. König solle damit in seiner Position künftig noch effizienter agieren können. Er ist vor allem für die Optimierung der Buchhaltungsprozesse verantwortlich. Vor seiner Tätigkeit bei der L.I.T. AG leitete er die Finanzbuchhaltung der L.I.T. Cargo GmbH. TORSTEN KÖNIG Im Mai erteilte die L.I.T. AG Julian Lachnitt Prokura. Lachnitt ist als Assistent des Vorstandes tätig und soll künftig vor allem die Verwaltungsprozesse der AG optimieren. Nach seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann absolvierte Lachnitt ein Studium der internationalen BWL an der Hanze University in Groningen. Er ist seit 2008 für L.I.T. tätig. JULIAN LACHNITT Seit dem 1. Mai 2015 verantwortet Björn Heinermann (34) den Geschäftsbereich „Operations European Road Transport” bei STI Freight Management, einem der europaweit führenden Kon- traktlogistiker für temperaturgeführte Transporte. Er gilt als Branchenexperte, der das Metier von der Pike auf kennt. Weiters will Heinermann die Wachstumsstrategie unterstützen. BJÖRN HEINERMANN John Hamilton (47) ist neuer Vertriebsleiter Central Europe beim Logistikautomatisierer aus Heusenstamm. In seiner neuen Funktion arbeitet er kunden- und damit lösungsorientiert mit Dematic und SDI Group Europe Applikationen. Er hat langjährige internationale Erfahrung im Vertrieb und leitete zudem neun Jahre lang das Benelux-Geschäft der SDI Group Europe. JOHN HAMILTON RALF LÜNING Geschäftsführer Unitechnik Vertriebschef IMPERIAL Logistics CFO DHL Freight AT & SI Leitung Finanzbuchhaltung L.I.T. AG Assistent des Vorstandes L.I.T. AG Bereichsleiter STI Freight M. Vertriebsleiter Dematic LOGISTIK express 3|2015 53 TERMINE MESSEN & EVENTS Messen & Events Trends, Messen & Events. LOGISTIK express informiert, fachlich, sachlich, aktuell. Mehr auf www.logistik-express.com/services/kalender/ DATUM VERANSTALTUNG ORT INTERNET 1. bis 2. September LEBENSMITTELLOGISTIK-VERNASTALTUNG Hamburg www.huss-verlag.de 10. bis 12. September DROHNENKONFERENZ Kapfenberg www.acstyria.com 14. bis 15. September ST.GALLER LOGISTIK KONGRESS Basel www.logistik.unisg.ch 17. September GS1 FORUM INTRALOGISTICS Bern www.gs1.ch 17. September LOGISTIK-FORUM BODENSEE Bregenz www.vnl.at 17. bis 18. September LOGISTIK-SOMMER 2015 Leoben www.logistiksommer.at 23. bis 24. September ECR TAG GERMANY Bonn www.gs1.de 24. bis 25. September INTERN. CONFERENCE OF LOGISTICS Hamburg www.hicl.org 29. bis 30. September AUTOCONTACT Graz www.acstyria.com 29. Sept. bis 1. Oktober FACHPACK Nürnberg www.fachpack.de 5. bis 8. Oktober MOTEK Stuttgart www.schall-messen.de 7. bis 8. Oktober NEOCOM Düsseldorf www.neocom.de 8. bis 9. Oktober BMÖ EINKAUFSFORUM WIEN www.bmoe.at 19.bis 20. Oktober NATIONALE MARITIME KONFERENZ Bremen www.bmwi.de 28. bis 29. Oktober DEUTSCHER LOGISTIK KONGRESS Berlin www.bvl.de 11. bis 13. November 50. SYMPOSIUM EINKAUF Berlin www.bme.de 12. November ECR TAG AUSTRIA WIEN www.gs1.at 19. bis 20. November DEUTSCHER HANDELS KONGRESS Berlin www.handelskongress.de 8. bis 10. März 2016 LOGIMAT + TRADE WORLD 2016 Stuttgart www.logimat-messe.de 08. Oktober 2015 20. Jönner 2016 08. April 2016 54 LOGISTIK express 3|2015 Print & E-Paper Journal Nr. 4/2015 Print & E-Paper Journal Nr. 1/2016 Print & E-Paper Journal Nr. 2/2016 www.logistik-express.com/ e-paper-uebersicht/ Bitte scannen Sie das ausgefüllte Formular und senden Sie uns die Bestellung per E-Mail oder per Post. Sie können dieses Formular auch unter http://www.logistik-express.com/profil/portfolio/ herunterladen und ausdrucken. LOGISTIK express Sky 360, Operngasse 17-21 A-1040 Wien [email protected] S M L XL EXKLUSIVES PRESSESERVICE Veröffentlichungen von Pressemeldungen mit Bildern, Logo, Google SEO Key Words, Startseite + Slider, Newsticker, Kategorien, Verknüpfungen und Newsletter-Platzierung. SOCIAL MEDIA Twitter, LinkedIn, Xing, Facebook ... ONLINE Werbebanner zu 20.000 Page Impressions via Newsportal oder 3 mal Werbefenster via LOGISTIK express Newsletter. 1 3 * PRINT + ONLINE (Cross Media Mix) * ¼ Seite Werbeanzeige via Print & E-Paper + iPad App Ausgabe + Werbebanner oder Werbefenster via Newsletter. * WEBSHOP (Coming soon) 6 Monate / Teilzahlung 300 Euro 800 Euro 1.300 Euro 2.800 Euro 1 Jahr / Gesamtbetrag 600 Euro 1.600 Euro 2.600 Euro 5.600 Euro Bestellung bitte auswählen Rechnungsanschrift Name Firma Adresse PLZ/Ort/Land Telefon Datum Stempel/Unterschrift Kongress und messe für den interaKtiven Handel 15 ConneCting CommerCe 07./08. oKtober 2015 düsseldorf, areal böHler JETZT ANMELDEN mit beiträgen u.a. von… Otto Group Douglas Dr. Rainer Hillebrand Nicholas C. Denissen Julien Callede Andrew Keen stv. Vorstandsvorsitzender Bereichsvorstand Co-Founder und COO Executive Director dunnhumby (a tesco company) EMP Project A Ventures Puma Howard Langer Ernst Trapp Dr. Florian Heinemann Felix Jahn Global Managing Director of Pricing & Promotions CEO Geschäftsführer Leiter E-Commerce Eine Veranstaltung von: www.neocom.de MADE.com Träger: FutureCast
© Copyright 2024 ExpyDoc