Ausgabe 3 / 2015 DAS MAGAZIN Macht ein Leben ohne Smartphone noch Sinn? » ab Seite 4 Nun im Schwabenalter 40 Jahre OWB in Kisslegg » ab Seite 20 Schatzsuche im digitalen Zeitalter - Geocaching » Seite 30 Mutter und Tochter im Blickpunkt: Die OWB in Mengen und Bad Saulgau 2 In dieser Ausgabe Egon Streicher diskutiert in der Kaffeerösterei Ravensburg mit Verena Bentele (Behindertenbeauftragte der Bundesregierung), Martin Gerster (Bundestagsabgeordneter) und Heike Engelhardt (ZfP Weißenau) über die Behindertenpolitik (Siehe auch Bericht auf den Seiten 16 und 17). Inhalt Impressum Denk mal ................................................................................ 3 Herausgeber Oberschwäbische Werkstätten gem. GmbH und Wohnheime - Einrichtungen - Ambulante Dienste gGmbH Jahnstraße 98, 88214 Ravensburg, www.owb.de Umfrage........................................................................... 4 - 5 Schwerpunktthema: Werkstatt Bad Saulgau........ 6 - 9 Schwerpunktthema: Werkstatt Mengen............. 10 - 15 Werkstattnachrichten ............................................ 16 - 28 Ambulante Dienste ........................................................... 29 Arbeitsbegleitende Maßnahmen.................................... 30 Rätsel .................................................................................... 31 Verantwortliche für Artikel, deren Inhalt und Layout Alexander Fischer, Elke Herzer, Edeltraud Kopp, Christoph Stehle Erscheinungsweise Das OWB-Magazin LOGO erscheint viermal jährlich: Februar, Mai, August, November. Abgabeschluss für Beitäge ist jeweils der 15. des Vormonats: Januar, April, Juli, Oktober. Anschrift der Redaktion Edeltraud Kopp, Förder- und Betreuungsbereich Maximilian-Haller-Str. 18, 72488 Sigmaringen Tel.: 0 75 71 / 74 59-72, Fax: 0 75 71 / 74 59 44 10 70 oder E-Mail an: [email protected] Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzung vor. Auflage Gesamtauflage: 1.750 Stück Gestaltung und Layout heersma-concept, Weingarten Denkmal 3 Denkmal? Denk mal! „smart“ ist „in“, „smart“ „phonen“ erst recht Man hasst es oder man liebt es. Es ist ein Mode-Artikel, es ist technische Spielerei, und gleichzeitig ist es für viele im Beruf unerlässlich geworden, das so genannte Smartphone. Man kann mit diesen Wunderwerken fast alles tun, sogar telefonieren. Auch viele LOGO-Leser werden frei nach Loriot – bei dem ging es freilich um seine Mops-Hunde – ehrlich bekennen: Ein Leben ohne Smartphone ist möglich, aber sinnlos. Als Kind der 1980er Jahre kann man da nur neidisch werden. Damals musste man ewig herumirren, um in einer fremden Stadt ein Münztelefon zu finden – die Telefonkarte ab etwa 1990 war dann schon die große Innovation. Und heute: Nur zwei Mal über eine Plastikoberfläche wischen und noch kurz wo hin tippen, und schon kann man lossprechen. Einst: Die Orientierung verloren und kein Stadtplan? Eine Katastrophe. Und heute? Hokuspokus, zwei Mal wischen, drei Mal tippen, und es gibt sogar Vorschläge für verschiedene Routen. Einst: Ein wichtiges Detail vergessen und die Unterlagen nicht dabei? Blamage! Und heute? Da hat man mit 200 Gramm smartphone mehr Informationen unterwegs dabei, als man einst in einem 30 Kilogramm schweren, 20-bändigen Brockhaus-Lexikon finden konnte. Und natürlich die Fotos und natürlich die Videos, und natürlich die Spiele zwischendurch, und die aktuelle Zeitung Online, und die Partnerbörse … … also, eine schöne neue Welt! Wirklich eine schöne neue Welt? Wahrscheinlich sollte jetzt der Part in diesem Text kommen, der sinngemäß auf die Aussage hinausläuft: Alles was gut schmeckt, ist ungesund. Ich finde, es gibt in der Tat einige Dinge, die bedenklich auffallen: eine Gruppe im Lokal, die sich nur noch „mobil unterhalten“ kann, die Blicke gesenkt. Es gibt Leute, die unterwegs sind und scheinbar Selbstgespräche führen, in Wirklichkeit aber die Wirklichkeit ausblenden, den Knopf im Ohr haben und Telefonate führen. Es gibt auch Absurdes: Einerseits ist das Geschrei groß, wenn man mal wegen eines Funklochs keinen Empfang hat. Und andererseits ist das Geschrei genauso groß, wenn ein neuer Mobilfunkmast errichtet werden soll. Manchmal frage ich mich, ob wir derzeit in einer Art Gründungsphase der mobilen Kommunikation sind und wir alle damit noch richtig pubertierend umgehen. Was ich mich auch frage: Steht die nächste Innovation in der Kommunikationstechnik für den Massenmarkt schon an, oder sind wir an einem vorläufigen Schlusspunkt angekommen? Nun ja. Vielleicht ist demnächst ja „retro“ in. Das heißt: Ein Apparat an der Wand, eine Kurbel, die man dreht, eine Sprechmuschel, ein Hörrohr mit Kabel, das man ans Ohr hält. Dann meldet sich das „Fräulein vom Amt“ und man sagt: Ah, Frau Maier, geben Sie mir doch bitte mal OWB 719 … “. Mit dem Thema smartphone geht es in dieser LOGO-Ausgabe los, und zwar mit einer Umfrage. In diesem Sinne tippen wir vom LOGO-Team Sie nun an und wischen Ihnen nicht virtuell, sondern mit der Druckfahne zu. Einen schönen Spätsommer wünscht Ihnen das LOGO-Team: Im Aufrag von Elke Herzer, Traudl Kopp und Alexander Fischer tut dies an dieser Stelle stellvertretend Christoph Stehle Vom „Handy“ zum Smartphone Vorläufer gab es schon lange, aber das erste Mobiltelefon, wie wir es heute verstehen, kam erst 1992 auf den Markt, der „Knochen“ für 3.000 DM, und spätestens 1998 wurde dann das Handy zum Massenprodukt – auch dank filmischer Unterstützung durch „Matrix“. Und das Handy wuchs: Ab dem Jahr 2000 kamen immer mehr Funktionen dazu, zunächst Kamera und Farb-Display. Einige Jahre dauerte es dann noch, bis die Bedienung über einen berührungsaktiven Bildschirm (Touchscreen) möglich wurde, und das mobile Internet für den Massenmarkt erschwinglich wurde. Ab etwa 2007 ist es so weit: Smartphones als mobile Computer mit Touchscreen und mehreren Anwendungsprogrammen werden immer mehr zum „must have“ oder: „ma sotts hon“. 4 Umfrage ? Umfrage: Ist ein Leben ohne Smartphone möglich? Wozu brauchst Du es? Bianca Conzelmann, Sigmaringen Ja, ich denke ein Leben ohne Smartphone ist möglich, wenn man es Schritt für Schritt angeht und wirklich nur das Nötigste benutzt. Allerdings ist es in der heutigen Zeit bei dem Entwicklungsstand schwer, da das meiste über Laptop oder Smartphone geregelt wird. Ich benutze das Smartphone zum Telefonieren, Schreiben, Googeln und zum Fotos und Videos machen. Talissa Haggenmüller, Kisslegg Ein Leben ohne Smartphone ist möglich, nur mittlerweile etwas umständlicher, da man sich umgewöhnen muss. Es ist zur Gewohnheit geworden, dass man immer und überall erreichbar ist. Man kann aber sein Smartphone auch praktisch als Kamera für unterwegs nutzen. Die meisten haben mittlerweile das Internet immer dabei, das heißt, man kann Dinge, die einen interessieren oder die man gerade nicht weiß einfach „nachschlagen“. Ein Smartphone hat also viele Vorteile. Für die Gesellschaft hat es meiner Meinung nach aber auch Nachteile, da viel Kommunikation über Mimik und Gestik verloren geht. Eine Nachricht wird oft unüberlegt und mit viel Smileys „schnell verschickt“, ohne die Folgen auf die Gefühle der anderen zu beachten. Solche Smileys werden von jedem einzelnen je nach Situation anders gedeutet. Bei einem verbalen Gespräch sieht man auf natürliche Weise, wie sich der andere fühlt und kann direkt darauf eingehen Timm Lutz, Sigmaringen Ich benutze mein Smartphone, um meinen Freunden zu schreiben: am liebsten jeden Tag und den ganzen Tag lang, aber immer nach Feierabend. Es würde mir nicht gut gehen, wenn ich es nicht mehr hätte. Ich habe auch eine Freundin, die ich nur am Wochenende sehe. Ich kann sie jeden Tag anrufen oder ihr schreiben. Über Subwoofer höre ich die Musik, die mir gefällt. oder ihm besser aus dem Weg gehen. Diese ehrliche und einfühlsame Kommunikation geht immer mehr verloren oder die Fähigkeit, Gefühle und Reaktionen zu erkennen. Missverständnisse durch Textnachrichten können Ärger bereiten. Es ist aber auch sehr praktisch, um Informationen schnell weiter zu geben. Ich persönlich nutze mein Smartphone als Wecker, Uhr, Foto, fürs Internet, um Musik zu hören und natürlich zu telefonieren und Nachrichten verschicken. Melanie Baumann, Mengen Klar ist ein Leben ohne Smartphone möglich. Wie sonst hätten wir die letzten 2000 Jahre überstanden. Es vereinfacht eben nur vieles und bietet angenehmen Komfort: Ich kann unterwegs im Internet surfen, brauche kein weiteres Navi, kann jederzeit sämtliche Zeitungen lesen und beim Sport Musik hören. Umfrage Joe Merz, Sigmaringen Guten Tag meine Damen und Herren, ich persönlich kann auf mein Smartphone nicht verzichten, weil ich es zum Beispiel brauche für 1. Motorrad-Club und Bekannte (Whats App) 2. Notfall oder Unfall 3. wenn ich eine e-mail an die OWB schreiben muss oder an den Hausmeister in Sache Außenbeleuchtung etc. 4. Termine wahrnehmen, Kalenderfunktion, Uhrzeit 5. Arztbesuche, Termin verlegen oder absagen 6. Wettervorhersage. 7. Fotos machen, angucken und zeigen Holger Baumann, Mengen Für mich wäre ein Leben ohne Smartphone schon möglich, aber ich würde es schon schmerzlich vermissen. Die Vorzüge sind groß, wenn man immer das Internet bei sich hat. Allerdings gibt es bei mir auch Tage, an denen ich das Telefon ganz bewusst daheim lasse, zum Beispiel wenn ich mit den Kindern und meiner Frau Aktivitäten in der Natur unternehme oder mit meinen Kumpels was trinken gehe. Benutzen tue ich es zum Telefonieren, Googeln, Shopping im Internet, Recherche für den Betriebsrat, Spielen von kleinen Onlinespielen, Musik und Internetradio hören, Hörbücher im Auto abspielen, Frühstücksfernsehen morgens daheim, als Navi, Facebook, WhatsApp und vieles mehr…. Ingela Schollenberger, Mengen Man kann auch ohne smartphone sein. Wozu braucht man das smartphone, wenn man einen PC hat? Ich brauche es nicht und bin so zufrieden, wie es jetzt ist. Wenn ich ein neues Handy brauche, dann gibt es halt ein neues, aber solange das andere hält, brauch ich es nicht. Timo Vetter, Kisslegg Ein Leben ohne Smartphone ist natürlich möglich, aber in manchen Situationen ist es schon nützlich. Ich habe lange ein normales Handy gehabt und damit nur telefoniert und SMS geschrieben. Aber mit einem Smartphone und Internetflatrate kann ich unterwegs E-Mails nachlesen, nach Bahnverbindungen, Nachrichten, Routenplaner oder dem Wetterbericht schauen. Außerdem laufen in der heutigen Zeit sehr viele Infos über WhatsApp, egal ob lebensnotwendig oder nicht, die mir andernfals fehlen würden. Ralf Janser, Kisslegg Generell wäre es für mich möglich, ein normales Telefon täte es auch, aber ich brauche geschäftlich den schnellen Zugang zu Informationen fürs Elektrische. Ich benutze mein privates Telefon überwiegend dienstlich. 5 6 Schwerpunktthema "Werkstatt Saulgau" Fast Fünf Jahre Werkstätte der OWB in Bad Saulgau: Bad Saulgau Vom „weißen Fleck“ zur gut vernetzten Werkstatt Seit Anfang 2011 gibt es in Bad Saulgau eine Werkstatt der OWB, die der OWB Mengen zugeordnet ist. Fast 40 behinderte Beschäftigte finden dort einen Arbeitsplatz nahe ihrem Wohnort. Wenn man auf einer Landkarte die vier Werkstätten der OWB betrachtet, kann man feststellen, welch wichtige Aufgabe der Mengener Zweigbetrieb in Bad Saulgau hat. Mit dieser Einrichtung besitzt die OWB seit bald fünf Jahren eine Art Scharnier zwischen beiden Standorten im Kreis Sigmaringen und beiden im Kreis Ravensburg. Zuvor war der Raum um Bad Saulgau und Ostrach fast eine Art weißer Fleck in der OWB-Welt, und Beschäftigte mit Handicap aus diesen Städten und Gemeinden hatten lange Anfahrtswege. Saulgauer Zusammengehörigkeitsgefühl Wer die OWB in Bad Saulgau besucht, kommt in einen Betrieb, wo es ebenso geschäftig wie familiär zugeht. Das ist auch Ingrid Neher wichtig, die seit Aufnahme des Betriebs am 10. Januar 2011 in Saulgau Gruppenleiterin und die zuständige Koordinatorin der OWB in Bad Saulgau ist. Ebenso lange ist Gruppenleiter Peter Rie- wendt dabei, der mit Neher den Betrieb entscheidend geprägt hat. Später hinzugekommen sind Markus Ewert, ein Kollege der Zieglerschen, der acht gehörlose Mitarbeiter der Zieglerschen in der OWB betreut, sowie Alexander Maile. Für den Bereich Hauswirtschaft ist seit November letzten Jahres Renate Bischof zuständig. Insgesamt betreut das Team 40 Menschen mit Behinderung. Die Mengener Zweigwerkstatt ist in einem angemieteten Gebäude in der Schwarzachstraße untergebracht, das zuvor als Lagerhalle eines Schreibwarengroßhandels gedient hatte. Heute befinden sich dort neben der großzügigen Werkshalle auch Sozial- und Aufenthaltsräume sowie eine eigene kleine Kantine. Gerade weil der Standort kleiner als die vier großen Werkstätten ist, kennt man sich dort über die eigene Arbeitsgruppe hinaus, und so ist ein ganz eigenes Saulgauer Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden. Schwerpunktthema "Werkstatt Saulgau" Dazu tragen insbesondere die eigene Hausordnung und immer freitags die Gesprächskreise bei. Während dieser Termine bespricht man Ereignisse und Ergebnisse der abgelaufenen Woche und bereitet die Aufgaben für die kommende Woche vor. Zum Zusammengehörigkeitsgefühl trägt auch der gute Kontakt zum Vermieter bei, denn für die OWB-Beschäftigen ist es längst Kult, wenn Herr Höckele in der Karwoche Osterhasen, Anfang Dezember Nikoläuse und zur Fasnet Berliner vorbeibringt. Teil des Mengener Ganzen Trotz der Eigenständigkeit im Alltag profitiert die Saulgauer Zweigstelle vom Verbund mit Mengen. So kommt Werkstattleiter Michael Kugler einmal pro Woche vorbei, um alle größeren Fragen und die Aufträge zu besprechen. Seit Juni ist – in der Sprache der Statisten eine halbe Sozialdienststelle für Saulgau zuständig, und von Mengen aus werden für Saulgau auch die Themen Job-Coach und Ambulant betreutes Wohnen sowie Vorpraktikanten und FSJ ´ler betreut. Wirtschaftlich gut vernetzt in Saulgau Mit ihrer Zweigwerkstatt hat sich die OWB nun in der mit knapp 18.000 Einwohnern größten Stadt im Landkreis Sigmaringen erkennbar aufgestellt, die dort ja den wichtigsten wirtschaftlichen Standort darstellt. Dass die OWB sich gut eingeführt hat, belegt auch die Steigerung der Stellen für Menschen mit Behinderung von anfangs 30 auf heute knapp 40. Hierzu hat beigetragen, dass die OWB alle wesentlichen der eingesessenen Bad Saulgauer Unternehmen als Kunden gewinnen konnte. Tragendes Standbein darüber hinaus ist die Tätigkeit für die Firma Gardena. Die entsprechenden Aktivitäten hat der Mengener Werkstattleiter Michael Kugler schon bei der Eröffnung nach Saulgau verlegt. Christoph Stehle Über die Partner der OWB in Bad Saulgau „Nicht perfekt ist auch gut“ - Mit diesem Spruch werden die Besucher der OWB Werkstatt Bad Saulgau am Haupteingang auf einer Schiefertafel begrüßt. Beim Betreten der Werkstatt wurden wir vom LOGO Team, heute extra mit dem Fotografen Udo Dilger angereist, herzlich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem Personal begrüßt. Stolz zeigten sie uns ihre Arbeitsplätze und die gefertigten Produkte namhafter Hersteller. Knoll Maschinenbau Die Firma Knoll gehört weltweit zu den führenden Anbietern von Förder- und Filteranlagen für Späne und Kühlschmierstoffe in der Metallbearbeitung und hat ihre Fabrikhallen in Sichtweite der OWB-Werkstatt. Für die Reinigung der Auftragsbegleitmappen wird die OWB in Bad Saulgau als verlässlicher Partner geschätzt. In Kooperation mit INIOS wird ein regelmäßiger Austausch mit Lehrlingen der Firma Knoll und der OWB praktiziert, die sich innerhalb einer Woche ein Bild von Knoll beziehungsweise der OWB machen können. Gardena Seit der Gründung im Jahre 1961 hat sich Gardena mit Sitz in Ulm von einem kleinen Handelsunternehmen für Gartengeräte innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem weltweit angesehenen Hersteller intelligenter Produkte und Systeme für die Gartenpflege entwickelt. In der Saulgauer OWB-Werkstatt gehört die Fertigung der Gardena-Greifer zur Basisarbeit. Um diese Produktion ganzjährig am Laufen zu halten, hat die OWB aus Platzgründen 100 Quadratmeter Lagerfläche im Nebengebäude angemietet. Die Vorrichtungen und Maschinen für die Produktion werden alle von Gardena bereitgestellt und sind mit der so genannten Zwei-Hand Auslösung ausgestattet, die Verletzungen vermeiden und ein richtiges Einlegen der Teile gewährleisten. 7 8 Schwerpunktthema "Werkstatt Saulgau" Staud Möbel Der Name Staud ist nicht nur für die Bad Saulgauer ein Begriff. Denn „Schlafraummöbel made in Germany“ werden von Bad Saulgau europaweit versandt, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstatt Bad Saulgau leisten einen wertvollen Beitrag durch ihre hohe Qualität bei der Produktion und Verpackung von Mustertafeln, das Aufkleben von Glasplatten auf Kleinmöbeltüren und sonstigen Bestandteilen der Schlafraummöbel. Claas in Bad Saulgau Die Claas-Gruppe aus Westfalen hat sich auf die Entwicklung, das Testen und die Fertigung von Maschinen für die Futterernte sowie Vorsatzgeräte für den Jaguar-Feldhäcksler spezialisiert. Am Standort Bad Saulgau befinden sich ein Produktionswerk sowie eines der modernsten Testzentren für Futterernte-Technik der Welt und das Kompetenzzentrum für Traktor-Implement-Automation der Claas-Gruppe. Ungefähr 800 Mantelsegmente – das ist ein Ersatzteil für Mähdrescher - werden von den Mitarbeitern der OWB mittels Prüflehre getestet und verpackt. Ingrid Neher ist stolz darauf, einen der größten Arbeitgeber von Bad Saulgau als Kunde haben zu dürfen. Schwerpunktthema "Werkstatt Saulgau" BUXandSOX Und hier ein ganz neues Tätigkeitsfeld, das besonders die Mitarbeiterinnen sehr schätzen. „Mit BUXandSOX könnt Ihr in kürzester Zeit Euer Sparschwein füllen und Eure geplanten Projekte ganz entspannt angehen“, so wird auf der Homepage geworben. Weiter heißt es „Ihr sammelt in eurem Umfeld Bestellungen für Sockenboxen! Eure Spender (Freunde, Familie, Nachbarn, Vereine, Kollegen…) erhalten von Euch die Geschenkboxen, schön verpackt von der OWB in Bad Saulgau. Mit jeder Box füllt sich euer Spendentopf um 4 € und das mit wenig Aufwand und ohne Risiko!“ Wenn die Bestellung dann zur OWB kommt, müssen die Socken schnell nach Größe und Sorte in die bunten Faltboxen verpackt werden, kein Paar darf fehlen. Solchen Herausforderungen haben sich die Bad Saulgauer schon lange erfolgreich gestellt, denn ihr Motto ist: „Man muss sich beweisen und zeigen, dass es passt.“ Dass es bei der OWB in Bad Saulgau passt, sieht man nicht zuletzt an den vielen Firmen, die auf die Leistungsfähigkeit der OWB setzen und diese immer wieder als verlässlichen Partner beauftragen. Text: Alexander Fischer / Fotos: Udo Dilger Schlüsselcharly Das ist eine kleinere Firma im ehemaligen Finanzamt Bad Saulgau, die deutschlandweit Baumärkte mit Schlüsselrohlingen in den verschiedensten Farben und Mustern beliefert. Diese Rohlinge werden in der OWB Werkstatt in bestimmter Stückzahl versandfertig abgepackt. Diese Arbeit machen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Nachfrage gerne, da es eine ruhige Arbeit ist und eine Abwechslung zur Maschinenarbeit darstellt. 9 10 Schwerpunktthema "Werkstatt Mengen" Mengen Rein in den Reinraum Chance für die Werkstatt: OWB ist auch Pro MediPac Auch in der OWB-Werkstatt Mengen ist das Verpacken ein wichtiges Arbeitsfeld. Neu für die OWB ist dort der Kundenkreis: Medizintechnik und Arzneimittel. Das verlangt besondere Bedingungen, nämlich das Arbeiten im Reinraum. Das kennt man von anderen OWB-Standorten nicht: Wer den Reinraum der Klasse E betreten und dort arbeiten möchte, muss eine besondere Überbekleidung anziehen und sich über einen Finger-Scan anmelden, danach eine Kopfhaube aufziehen und die Hände waschen und desinfizieren. Für die eigentlichen Reinräume Klasse D und C muss noch einmal zusätzlich eine jeweils definierte Überkleidung bzw. Schuhe sowie bei Bedarf Mundschutz angezogen und die Handhygiene wiederholt werden. Die anschließende Tätigkeit des Verpackens kennt man auch von anderen OWB-Standorten. Aber das Verpacken unter Reinraum-Bedingungen ist dann doch eine ganz andere Sache – wirkt irgendwie geheimnisvoll und erinnert an einen James-Bond-Film. Mit dem neuen Tätigkeitsfeld in Mengen entwickelt sich die OWB zu einem Dienstleister, der Unternehmen der Medizintechnik sowie der Pharma- und Kosmetikindustrie anbietet, Montage- und Verpackungsarbeiten für sie zu übernehmen. Was diese Kunden von anderen OWBPartnern unterscheidet, sind strikteste Hygiene-Anfor- derungen. Kein Staub, kein Schweiß, kein „Huster“ darf mit den Produkten in Berührung kommen, um den geforderten Hygienestandard garantieren zu können. Das ist die wesentliche Voraussetzung. Für die Unternehmen dieser Branchen hat eine Vergabe der Verpackungs-und Montagearbeiten an die OWB den Vorteil, dass sie keine entsprechenden Kapazitäten kostspielig vorhalten müssen. Was eine weitere Besonderheit der Reinraum-Technik bei der OWB ist, das ist ihr eigener Name, ProMediPac Medical Packaging Technology. So wie die OWB im Bereich des Kaffeeröstens unter dem Markennamen Cafésito auftritt, so macht sie sich in der Reinraum-Technik ihren Namen mit der Marke ProMediPac. Aus der Not eine Tugend Was die Einführung dieses neuen Tätigkeitsfelds angeht, sind dem Mengener Werkstattleiter Michael Kugler in erster Linie zwei zentrale Punkte in Erinnerung geblieben. So stand die Mengener Werkstatt während der Schwerpunktthema "Werkstatt Mengen" 11 12 Schwerpunktthema "Werkstatt Mengen" großen Rezession vor sechs Jahren vor der Problematik, dass der über Jahre zuverlässige Arbeitsbereich für die Automobilindustrie weggebrochen ist. Erst sind Aufträge ausgeblieben, und dann haben die Kfz-Zulieferer entsprechende Tätigkeiten in Niedriglohn-Länder verlagert. Während man sich bei der OWB in jener Zeit mit kleineren Aufträgen über Wasser hielt, darunter mit dem zeitweiligen „Hilfsmittel-Logistikcenter“ in Hohentengen, feilten die Verantwortlichen an einem neuen Tätigkeitsfeld als Ersatz. Von Anfang an war das Ziel, etwas Neues aufzubauen, das der Mengener Werkstatt ein klares Profil eröffnen sollte. Letztlich durch einen glücklichen Zufall kam man in Kontakt mit einer Behinderten-Werkstatt in der Schweiz, die mit Erfolg in die Reinraum-Verpackung eingestiegen war und von der Industrie für die Zuverlässigkeit geschätzt wurde. Dieses Vorbild vor Augen haben die Mengener – unterstützt von Geschäftsführer Egon Streicher und dem Verwaltungsrat - ebenfalls in den Aufbau eines Reinraums investiert und entsprechende Fertigkeiten mit den behinderten Beschäftigten entwickelt. Werkstattleiter Michael Kugler und der Leiter der Qualitätssicherung Markus Bix konnten Dank der Unterstützung aller Mitarbeiter des Standorts Mengen in kürzester Zeit eine funktionelle und moderne Reinraumanlage präsentieren. Und nun machte man eine zweite Erfahrung bei der Einführung, an die sich Michael Kugler sehr gut erinnert. Die OWB stellte fest, dass es nicht genügte, die erforderlichen materiellen Voraussetzungen zu schaffen sowie die entsprechende Weiterbildung der Mitarbeiter zu gewährleisten, um dann schöne Prospekte für die Werbung zu drucken und Messen zu besuchen. Aufträge im Bereich der Medizintechnik gewann die OWB erst, als sie die notwendigen Zertifikate nach DIN_ISO 13485 für Montage und Verpacken in Reinräumen mühevoll erlangt hatte. Dies ist für Kunden die Garantie, dass die OWB die geforderten Fertigkeiten tatsächlich besitzt. Schwerpunktthema "Werkstatt Mengen" Schrittweiser Ausbau Zunächst hat die OWB Ende 2012 einen Reinraum mit 80 Quadratmetern Nutzfläche geplant und kurzfristig umgesetzt, um dann erste Erfahrungen mit verschiedenen Kleinserien zu sammeln, darunter mit der Montage von Diagnostikbehälter. Seit Juni 2015 ist nun die Erweiterung des Reinraums auf 180 Quadratmetern abgeschlossen worden. Daneben gibt es noch zwei Sauberräume mit ca. 300 Quadratmetern, in dem die OWB Aufträge mit weniger strengen Reinheitsvorschriften durchführen kann. Hierzu zählen sogar wieder einige Aufträge für die Automobil-Zulieferindustrie. Über die Reinraum-Dienstleistungen im engeren Sinne hinaus hat sich die ProMediPac auch auf Wareneingangsprüfung, auf die weltweite Logistik und Etikettierungen sowie auf all diese Elemente umfassende Beratungsdienste aufgestellt. Was potentielle Kunden angeht, so profitiert die OWB bei Reinraum-Dienstleis- tungen von der Nähe zu Tuttlingen, einer Stadt mit besonderem wirtschaftlichen Profil in der Medizintechnik. Die OWB ist dort ebenso regelmäßig präsent wie auf entsprechenden Messen für Medizintechnik, Pharmazie und Kosmetikindustrie. Langfristige Chancen als Medizintechnik-Partner Und warum geht die OWB so stark in diesen neuen und so anspruchsvollen Bereich? Diese Frage wird immer wieder an die Zuständigen herangetragen. Und man könnte antworten, dass Angebote für Gesundheit und Heilung ganz langfristige Trends sind, die angesichts einer älter werdenden Bevölkerung und einem steigenden Anteil an Pflegebedürftigen eine wachsende Bedeutung gewinnen. Dies wirkt sich auch auf die wirtschaftlichen Entwicklungen, denn in diesen Bereichen erfolgen immer mehr Investitionen. Und in diesem Feld wiederum ist die Medizintechnik ein vergleichsweise wenig konjunkturanfälliger Bereich mit guten Wachstums-Chancen. 13 14 Schwerpunktthema "Werkstatt Mengen" … und dennoch ist die OWB in Mengen mehr als nur der Reinraum Mengen Die Werkstatt in Mengen 1980 begann die eigentliche Geschichte der OWB-Werkstatt in Mengen, wobei dieser ab 1973 ein Vorspiel in Magenbuch bei Ostrach sowie in Rulfingen vorausgegangen war. Das starke Wachstum der OWB in Mengen ab 1980 führte in der Folge immer wieder zu zusätzlichem Raumbedarf und zeitweiligen Zwischenlösungen, darunter in Herbertingen und in Hohentengen. 2006 hat der damals 38-jährige und von extern kommende Maschinenbautechniker Michael Kugler die Werkstattleitung in Mengen übernommen. Er ist erst der zweite Leiter in Mengen und folgte auf Siegfried Längle, der schon der Werkstatt in Magenbuch ab 1973 vorgestanden hatte. Unter Kugler hat die OWB 2011 für Mengen eine Außenstelle in Bad Saulgau eingerichtet. Danach investierte die OWB auch in Mengen selbst und hat das Haupthaus saniert, und 2015 hat die OWB ein Nachbargebäude erworben, das nun ebenfalls neu gestaltet wird. Zu den Tätigkeitsfeldern der OWB in Mengen gehören die Garten- und Landschaftspflege, darunter Aufträge für die Städte Mengen und Bad Saulgau, die Montage für den Gartengeräte-Hersteller Gardena sowie die Metallverarbeitung mit Sägen, Fräsen, Drehen, Bohren, Biegen und Stanzen. Und dann gibt es noch ein weiteres Tätigkeitsfeld, das in dieser LOGO-Ausgabe noch etwas näher vorgestellt werden soll. Schwerpunktthema "Werkstatt Mengen" Eine Mengener OWB-Spezialität ist eine wahre Spezialität, nämlich eine kulinarische Spezialität, die echt schwäbischen Nudeln der bekannten Marke Gaggli – in Sichtweite und nur einen Kilometer von der OWB entfernt. Gaggli ist die wichtigste Marke des Mengener Familienunternehmens Buck. Diese Firma hat sich seit der Gründung 1929 zum größten deutschen Hersteller von Trockenteigwaren entwickelt. Und seit zwei Jahrzehnten bereits ist der Nahrungsmittel-Hersteller Partner und Kunde der OWB. 24 Beschäftigte mit Handicap sind die OWB-Spezialisten für Konfektionieren sämtlicher Arten von Nudeln und Spätzle aus dem Hause Gaggli sowie diverser anderer Verpackungstätigkeiten. Ein Teil der Gruppe übernimmt ganz ohne Termindruck die Tätigkeiten in der Arbeitsvorbereitung. Die Arbeitsschritte für das Verpacken und Konfektionieren haben die beiden Gruppen- leiter, Bianca Frick und Rainer Sauer, gemeinsam mit den Beschäftigten ausgearbeitet. Dabei geht es um Genauigkeit, nämlich Zählen, Wiegen, Einfüllen und Verpacken. So müssen beispielsweise in einem Fall für den Kunden immer 54 Gaggli-Packungen in einen Karton und dann kommt immer noch ein Aufkleber mit Informationen zum Inhalt drauf. Eine besondere Aufgabe stellt das Konfektionieren dar. Dabei geht es beispielsweise darum, für den Einzelhandel verschiedene Nudelsorten zu einem Set zusammenzufügen und zu verpacken. Die Arbeit – das bestätigen Frick und Sauer – ist beliebt. Denn man kennt die Firma, man kennt das Produkt, und wie es schmeckt, das haben auch schon alle getestet. Text: Christoph Stehle Fotos: Udo Dilger (Seite 10 - 15) 15 16 Werkstattnachrichten Behindertenbeauftragte der Bunderegierung informiert sich über Kaffeerösterei Kisslegg Verena Bentele besucht die Kaffeerösterei in Ravensburg Verena Bentele, die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, besuchte die Cafesito-Rösterei in Ravensburg und informierte sich bei den Mitarbeitern mit Behinderung, was und wieso sie gerade hier arbeiten. Die Cafesito-Rösterei bietet Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und gehört zu den Oberschwäbischen Werkstätten (OWB). Nicole Bufler war eine der ersten Mitarbeiterinnen in der Rösterei Ravensburg. Sie war zunächst in der Werkstatt in Kisslegg beschäftigt, nutzte aber die Möglichkeiten, sich im öffentlichen Raum auszuprobieren. Das Thema Kaffee faszinierte sie. Sie eignete sich ein Fachwissen über Kaffee an und kann sogar unter Anleitung Röstungen selbständig durchführen. Ihr imposantes Wissen gab sie Verena Bentele, Martin Gerster (Bundestagsabgeordneter der SPD) und Daniel Rapp (Oberbürgermeister von Ravensburg) preis. Jörg Haußmann erzählte als Mitglied des Werkstattrats von sei- Werkstattnachrichten nen Diskussionen mit OWB-Geschäftsführer Egon Streicher um mehr Mitsprachemöglichkeiten und Rechte für behinderte Menschen. Genau dies beeindruckte Verena Bentele, auch der Wunsch von Nicole Bufler und Jörg Haußmann, eine Arbeit außerhalb der Werkstatt zu finden. Die Rösterei sehen beide als Sprungbrett in ein reguläres Arbeitsverhältnis. Verena Bentele berichtete von neuen Entwicklungen der Behindertenpolitik. Sie sieht die Zukunft beruflicher Teilhabe von Menschen weniger in Spezialeinrichtungen wie Werkstätten, sondern vielmehr in inklusiven Beschäftigungsformen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Von der Cafesito-Rösterei in Ravensburg, mit ihren vielfältigen Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung, Anforderungen des allgemeinen Arbeitsmarktes zu trainieren, zeigte sich Verena Bentele beeindruckt. Fotos und Text: Elke Herzer Gold und Silber beim Verkostungswettbewerb der deutschen Röstergilde Ausgezeichnete Bohnen werden in Kisslegg geröstet. Beim 7. Verkostungswettbewerb der Deutschen Röstergilde e.V. gab es Medaillen in Gold und Silber für die Kaffee Espresso „Cremissimo“ und Filterkaffee „Fairkaffee“. Zehn Verkoster mit geschulter Zunge, 150 Kaffees und drei Tage Kaffee-Verkosten pur, das war der Filterkaffee- und Espressowettbewerb 2015, den die Deutsche Röstergilde alljährlich für die angeschlossenen Mit- Kisslegg gliedsröstereien in Deutschland durchführte. Insgesamt 75 Filterkaffees und 75 Espressoröstungen wurden in getrennten Verkostungsrunden unter gleichen Bedingungen zubereitet und blind verkostet. Bewertet wurden Reinheit, Bouquet, Aroma, Säure, Harmonie und Körper des Kaffees. Text: Elke Herzer Foto: Stefan Kuhn 17 18 Werkstattnachrichten Besondere Aufgaben in der OWB Kisslegg Ralf Janser ist seit fünf Jahren in der OWB Kisslegg tätig. Er war einer der letzten Zivildienstleistenden und wurde nach Ende der Dienstzeit als Haustechniker angestellt. Der 26jährige ist gelernter Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik mit der Berechtigung für VDE-Prüfungen. LOGO: Was sind Deine Aufgaben als Haustechniker? Ralf Janser: Wie bereits oben erwähnt, ist Hauptaufgabe die allgemeine Instandhaltung der betrieblichen Anlagen der Werkstatt und des Wohnheims. Dazu zählen zum Beispiel: Reparaturarbeiten, Wartung und Erweiterung der elektrischen Anlagen, Abänderung und Neubau von Vorrichtungen und im Winter Schneeräumung. Ein sehr zeitintensives Geschäft ist die Durchführung der VDEPrüfungen für die Gesamt-OWB alle zwei Jahre. LOGO: Was ist eine VDE-Prüfung? Ralf Janser: Eine allgemeine Sicherheitskontrolle von Geräten mit Stecker, die von Ort zu Ort getragen werden können. Zum Beispiel alle Küchengeräte, aber auch Radio und Fernseher. Dies ist notwendig, um die Sicherheit der Mitarbeiter hundertprozentig zu gewährleisten. Ich muss eine Sichtprüfung, eine Messprüfung und - ganz wichtig - die Dokumentation der Prüfergebnisse für jedes Gerät machen, da inzwischen alle Einrichtungen mit Menschen mit Behinderungen dazu verpflichtet sind. Die Prüfergebnisse bekommt der Sicherheitsbeauftragter Grundmann, damit die OWB bei der Berufsgenossenschaft abgesichert ist. LOGO: Bei den vielen Betrieben der OWB bist Du aber ganz schön gefordert? LOGO: Ralf, du bist nach Beendigung deines Zivildienstes bei der OWB geblieben. Warum? Ralf Janser: Während des Zivildienstes rutschte ich, nach Abwesenheit meines Vorgängers, rasch in die Rolle des Experten für Aufgaben der allgemeinen Instandhaltung der betrieblichen Anlagen in der Werkstatt und des Wohnheims in Kisslegg. Werkstattleiter Oswald fand sehr schnell Gefallen an meinen Fähigkeiten und warb damit, die inzwischen vakante Stelle des Haustechnikers zu übernehmen. Da die Stelle für mein Profil sehr attraktiv ist, und ich meine große Bandbreite und Verantwortung voll und ganz beruflich ausleben kann, war das für mich eine Herausforderung und Anreiz, dies zu tun. Positiv und ausschlaggebend für die Werkstatt Kisslegg war auch das gute Miteinander. Ich erfahre sehr viel positive Wertschätzung für meine Arbeit und meine Person, und dies tut gut. Ralf Janser: Zeitlich brauche ich für diese Tätigkeit vielleicht acht Monate im Jahr. Da fehle ich natürlich vor Ort. Inzwischen habe ich ca. 4500 Geräte überprüft. Es ist spannend, ein spezifisches Gesicht jeder OWB, je nach Produktionsschwerpunkt, zu sehen. Sigmaringen zum Beispiel hat überwiegend Geräte für die Holzbearbeitung.In Mengen liegt der Schwerpunkt auf Geräten für die Metallbearbeitung. Interessant ist es für mich, die verschiedenen Standorte zu sehen. LOGO: Was ist Deine nächste große Herausforderung? Ralf Janser: Das ist der Umzug der Kaffeerösterei von Kisslegg an den Standort Zaisenhofen im Herbst. Derzeit führe ich die Installationen aller elektrischen Arbeiten für den Anschluss der beiden Röster durch und für den exklusiven Verkaufsraum die besondere Beleuchtung. Foto und Text: Elke Herzer Werkstattnachrichten Mit dem Aufsitzmäher durch Neutrauchburg Kisslegg Seit Jahren unterstützen die Oberschwäbischen Werkstätten die Waldburg-Zeil Kliniken in der Pflege der Außenanlagen. Einige Mitarbeiter haben den L-Führerschein erworden. Von links: Tobias Lohse, Sandra Weichert, Phillip Oechsle, Ralf Stolten, Manfred Oswald, Helmut Vogel, Irene Gauss-Sturm Mitarbeiter der Oberschwäbischen Werkstätten Kißlegg haben erfolgreich den L-Führerschein abgelegt. Nun können sie die Mäharbeiten zum Beispiel rund um das Schloss und die Kliniken Neutrauchburg motorisiert erledigen – ganz im Sinne des Mottos der Behindertenwerkstätten, Menschen mit Handicap eine interessante Zukunftsperspektive aufzuzeigen und einen Weg in ein weitgehend selbst bestimmtes privates wie berufliches Leben zu ermöglichen. Bereits seit nunmehr zehn Jahren arbeiten die Oberschwäbischen Werkstätten „OWB“ mit den WaldburgZeil Kliniken in der Garten- und Landschaftspflege zusammen. Angefangen hat die erfolgreiche Kooperation mit einer Kleinkolonne von rund vier Mitarbeitern, die Blumenbeete pflegte. Seit drei Jahren hat die OWB die gesamten Mähflächen mit über zehn Hektar Rasenfläche um die Klinik-Areale in Neutrauchburg übernommen - eine echte Herausforderung für eine Behinderteneinrichtung, denn dieser Großauftrag ist einmalig in der Behindertenarbeit. Im Einsatz ist ein Team von knapp 20 Mitarbeitern. Dafür wurden durch den Werkstattleiter der OWB in Kisslegg, Manfred Oswald, moderne Aufsitzmäher angeschafft, die im Winter außerdem hausintern zum Winterdienst in der OWB eingesetzt werden. Die Dienstleistung für die Waldburg-Zeil Kliniken hat den eingesetzten Mitarbeitern mit Handicap ermöglicht, durch den hausinternen Bildungsbereich (BAF) der Oberschwäbischen Werkstätten eine Führerscheinqualifizierung zu durchlaufen. Nun dürfen sie mit den leistungsstarken Aufsitzmähern den Mähauftrag auch im öffentlichen Verkehrsraum ausführen. Inzwischen ist der Trupp im Bereich Außenanlagen der Waldburg-Zeil Kliniken nicht mehr wegzudenken. Der Leiter Ralf Stolten, lobt die hohe Qualität der geleisteten Arbeit „Wir können uns auf unsere Kollegen von der OWB absolut verlassen. So sehen unser Parkwald und die Gartenanlagen vor dem Schloss Neutrauchburg stets perfekt gepflegt aus. Und unsere Patienten und Gäste freuen sich.“ Durch die Qualifizierung hat sich die Lebensqualität der OWB-Mitarbeiter sehr verbessert. Sie sind noch selbständiger geworden und können jetzt auch privat dank des L-Führerscheins Roller fahren. „All dies dient nicht nur einer möglichst individuellen Lebensgestaltung, sondern auch als Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe und Inklusion“, freut sich Manfred Oswald über das gelungene Projekt. Text: Manfred Oswald / Foto: Claudia Beltz 19 20 Werkstattnachrichten Von der ersten Idee bis zur Gründung der Oberschwäbischen Werkstätten Kisslegg Erinnerungen an über 40 Jahre OWB Werkstatt Kißlegg Aus der Initiative von Frau Dr. Zilker, einer Ärztin aus Ravensburg mit einem behinderten Sohn, entstand die Idee, Werkstätten zu gründen. Es ging ihr darum, ihren Sohn vorerst zuhause zu betreuen und tagsüber für ihn sinnstiftende Arbeit mit Mitwirkung am Wirtschaftsleben zu finden. Frau Zilker gründete mit anderen Eltern einen Verein der Lebenshilfe und daraus entstand die Idee einer Werkstätte für die Region: die Oberschwäbischen Werkstätten. Es war die Zeit des so genannten Wirtschaftswunders, also die Zeit, in der Wohlstand entstand. Auch der Staat baute soziale Leistungen auf. Behinderung war plötzlich kein Tabu mehr. Auch die „Aktion Sorgenkind“ wurde aufgebaut. Am 18. Juni 1970 wurde die OWB in Ravensburg von insgesamt 21 Gesellschaftern gegründet. Auch für das Allgäu war bereits bei der Gründung eine eigene Werkstatt vorgesehen. 1973 war der Bedarf dringend. Die OWB entschied sich für Kisslegg, ein Dorf in zentraler Lage. Dort gab es von Beginn an große Unterstützung. Im Juni 1974 war die Eröffnung. Erster Auftraggeber war die Isnyer Firma Dethleffs (Skistöcke), und bereits 1976 war „Gardena“ der wichtigste Arbeitgeber. Von Anfang an ging es darum, sich als Teil des Wirtschaftslebens zu sehen. Denn Arbeit für den Markt sollte belegen, dass Unternehmen auch Menschen mit Handicap brau- chen, und das erzeugte ein großes Selbstwertgefühl für Menschen mit Behinderung. Die ersten Aufträge waren größtenteils Montage-Tätigkeiten. 1975 glückte es dem ersten Werkstattleiter Heinrich Mayer, die Ulmer Firma Gardena als Kunden zu gewinnen. Mayers Nachfolger Pierre Barcons, gelang es durch enge Kooperation, dieser Zusammenarbeit Dauer zu verleihen. Damals wie heute montieren die Kisslegger für Gardena Schlauchwagen und weitere Produkte wie Gartenduschen und Gerätestiele. Die Dauerhaftigkeit der Partnerschaft zeigt sich auch darin, dass Gardena die Maschinen stellt. Der Werkstatt in Kisslegg gelang darüber hinaus der Einstieg in das Eigenprodukt Kaffee-Rösterei. 2007 wurde in Ravensburg eine Kaffeerösterei eröffnet. Der gute Zuspruch und die Gewinnung von Großkunden durch Werkstattleiter Manfred Oswald sowie der Online-Vertrieb führten Ende 2008 zum dem Entschluss, das Rösten nach Kisslegg zu verlegen. Seit 2009 röstet die OWB dort im großen Maßstab und mit gutem wirtschaftlichem Erfolg. Damit sind Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung im öffentlichen Raum entstanden und das mit einem sehr hochwertigen Produkt, das den Trend zu neuen Genusswelten hervorragend bedient. Text: Elke Herzer, auf Basis der LOGO-Serie „OWB Geschichte“ von Christoph Stehle Werkstattnachrichten Eine Gesprächsrunde mit Mitarbeitern der ersten Stunde Seit dem 28. Juni 1974 gibt es die OWB in der Gemeinde Kisslegg. Selbstbestimmung, Teilhabe und Inklusion. Habt ihr mit diesen Begriffen vor 40 Jahren was anfangen können? Sabine Jechle meint dazu: Diese Begriffe sind Teil der aktuellen Debatten. Zu Beginn ging es um Fremdbestimmung und Fürsorge. Wir Betreuer mussten wissen, was den Menschen mit Behinderung gut tat. Was wir sagten, war richtig, und wir wiesen den Weg. Man orientierte sich an den Rahmenbedingungen, zum Beispiel im Wohnheim: Doppelzimmer, einzelnen Personen und ihren Bedürfnisse waren nicht vorrangig. Erst in den 90er Jahren sprach man auf Fortbildungen von persönlichen Bedürfnissen. Margret Wenzel berichtet von einem Paradigmenwechsel Von der Betreuung zur Begleitung. Plötzlich durfte der behinderte Mensch eine eigene Meinung haben und mitbestimmen. Für Gruppenleiter war das eigentlich eine Erleichterung. Von der Nichtverantwortlichkeit für sich selbst - aus der Historie heraus als „Narrenfreiheit“ bezeichnet - ging es jetzt darum, dass der behinderte Mensch auch Verantwortung übernehmen musste für sein eigenes Handeln. Im Berufsbildungsbereich gab es immer wieder überraschende Wendungen, wenn sich zum Beispiel gestandene Männer für einen Ausbildungsbereich wie „Küche“ entschieden, obwohl der Gruppenleiter eigentlich an eine Metallausbildung dachte. Was gab es am Anfang für Konzepte oder Vorgaben? Margret Wenzel sagt dazu: Als ich mehrere Monate in der OWB gearbeitet hatte, dachte ich mir, es wäre schön, wenn wir den behinderten Mitarbeitern auch anderes anbieten würden wie nur Arbeit. Ich dachte an Turnen oder Schwimmen und schlug dies dem damaligen ersten Werkstattleiter in Kisslegg vor. Er war sehr ärgerlich über meinen Vorschlag und drohte mir mit Kündigung. Nach einem Werkstattleiterwechsel gab es ab 1982 die ersten arbeitsbegleitenden Maßnahmen. Auch wagten wir erstmals eine Freizeit in den Erlebnispark Rust mit Übernachtung. Da wir so etwas noch nie gemacht hatten, waren wir sehr ängstlich und meinten, wir müssten die Mitarbeiter ständig überwachen. Aus diesem Grund musste das gesamte Personal mitgehen, Frau Fischer, die Sekretärin, die Putzfrau und auch der Werkstattleiter. 21 22 Werkstattnachrichten Christina Schele 1975 ... ... und im Jahr 2015. Alles ging gut. Ab diesem Zeitpunkt wurden wir mutiger mit Aktionen außerhalb der Werkstatt. Wohnen macht. Sie erlebt, dass Angehörige froh und dankbar darüber sind. Ihr seid Pioniere bei der Arbeit mit behinderten Menschen gewesen, wie kamt ihr mit den behinderten Menschen in der Gemeinde Kisslegg an? Christa Schele kam mit fast 20 Jahren als erste behinderte Mitarbeiterin in die OWB Kisslegg, zwei Wochen nach der Eröffnung. Sie sagt: Ich war so froh, dass ich in der OWB Arbeit bekommen habe, denn davor war ich arbeitslos. Ich musste Schlaufen in die Skistöcke hauen und ich war so glücklich, dass ich gebraucht wurde. Mist war, dass mein Kollege neben mir immer geraucht hat während der Arbeit. Nach dem Mittagessen, wenn andere Pause machten, habe ich in der Küche gespült. Wir Frauen mussten nach Plan in der Küche helfen, die Männer brauchten in der Küche nichts machen. Das war ungerecht. Später wurde ich mit meinen Kenntnissen durch den Werkstattleiter der Hauswirtschaftsgruppe zugeteilt. Der Werkstattleiter entschied, in welcher Gruppe man arbeitete. Heute ist vieles besser, früher durfte ich zum Beispiel auch meinen Urlaub nicht selbst bestimmen. Ich bekam sogar einmal den Urlaub ausbezahlt, weil ich ihn das ganze Jahr nicht nehmen durfte. Einmal wurde ich wegen Krankheit der Hauswirtschafterin aus dem Urlaub geholt. Das wäre heute undenkbar. Ich darf meinen Urlaub selbst bestimmen. Heute bin ich 61 Jahre alt und sehr zufrieden in der OWB. Ich bin inzwischen im "Ambulant Betreuten Wohnen" und nehme an tollen Angeboten in der Freizeit teil, zum Beispiel einmal monatlich Malen. Fritz Heinrich erinnert sich: In Kisslegg gab es nie Akzeptanzprobleme. Die Gemeinde unterstützte die Ansiedlung in Kisslegg und stellte Gebäude zur Verfügung. Ausflüge, zum Beispiel an den Bodensee, waren aber wie ein Horrortrip: Einmal verknackste sich ein behinderter Mitarbeiter auf dem Gang zur Fähre den Fuß, und er wurde auf das Übelste beschimpft, weil andere Passagiere deswegen warten mussten. Sabine Jechle empfand ihre Arbeit auch als Aufklärungsarbeit. Viele Leute hatten Angst vor behinderten Menschen aus Unkenntnis. Sie führte viele Gespräche mit Passanten. Heute empfindet sie, dass es ein selbstverständlicher Umgang miteinander geworden ist. Margret Fischer sagt als Angehörige eines behinderten Bruders, dass die gute Arbeit der OWB wahrgenommen wurde. Auch ihr Bruder ging dann in die OWB. Sie findet, es wird lobenswert zur Kenntnis genommen, welche Angebote die OWB bei Arbeit, Bildung und Werkstattnachrichten Chronologie 1974 Werkstatt Kißlegg wird eröffnet, Anmietung von Räumen in der Zeppelinstrasse unter der Werkstattleitung von Heinrich Mayer 1982 Pierre Barcons wird Werkstattleiter 1984 Gründung der ersten Förder- und Betreuungsgruppe, Anmietung eines Wohngebäudes 1988 Neubau und Einzug in die neue Werkstatt, Max-Eyth-Strasse 1991 Einführung der Orientierungsgruppen 1994 Einführung der Qualitätssicherung in den Werkstätten nach ISO 9000 2000 Einzug in den erster Anbau des Förder – und Betreuungsbereichs 2001 Zweigstelle in Zaisenhofen wird eingerichtet und eröffnet 2004 Dieter Hirscher wird Werkstattleiter 2004 Anmietung einer Werkshalle im AKO-Gebäude 2008 Manfred Oswald wird Werkstattleiter 2009 Einzug in den zweiten Anbau des Förder- und Betreuungsbereiches 2009 Übernahme Ravensburger Kaffeerösterei und Einrichtung einer Rösterei in Kisslegg 2016 Generalsanierung des Standorts Kisslegg 23 24 Werkstattnachrichten Schüler spenden an OWB Sigmaringen Drei Schülerinnen der Werkrealschule Mengen haben sich im Rahmen ihrer Abschlussprüfung für das Projekt „Intensiv betreutes Wohnen im Wohnhaus Reiserstift“ entschieden. Im Zuge von mehrtägigen Praktika haben die Schülerinnen den Tagesablauf der Menschen mit Behinderungen im Förder-und Betreuungsbereich der Oberschwäbischen Werkstätten gGmbH Sigmaringen am Standort Mengen miterlebt und ihre Eindrücke in Form einer Projektprüfung in der Schule präsentiert. Diese Eindrücke bewegten die drei Schülerinnen Aysegül Merkit, Özge Kaya und Gizem Akyol aus der 9. Klasse dazu, an drei Tagen in der Schule Kuchen zu verkaufen und den Erlös dem Förder-und Betreuungsbereich der OWB zu spenden. Hierbei kam die stolze Summe von 250 Euro zusammen, die von den Schülerinnen unter Begleitung ihrer Lehrerin Monika Stützel sowie dem Schulleiter der Sonnenlugerschule, Joachim Wolf den Mitarbeitern der OWB übergeben wurden. Das Geld, so die Schülerinnen, soll für Ausflüge und Unternehmungen verwendet werden, worüber sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Förderund Betreuungsbereichs sichtlich freuten. „Das ist ein toller Beruf“, den die Gruppenleiter der OWB hier haben, äußerte eine der Schülerinnen bei der Spendenübergabe und sie könnte es sich gut vorstellen, nach der Schule in diesem Bereich eine Ausbildung zu machen. Gruppenleiter Holger Baumann sagte, dass es eine ganz tolle Zusammenarbeit mit den Schülerinnen war und sie sehr engagiert mitgearbeitet haben. Foto und Text: Alexander Fischer Aktionen beim Happy Family Day Für einen Rollstuhl-Parcours stellten die Mitarbeiter des Förder- und Betreuungsbereich Sigmaringen eine bunte 30 m lange Wimpelkette her und bereicherten somit das Straßenbild beim Happy Family Day in Bad Saulgau. Werkstattnachrichten „Würde es sofort wieder machen“ Sigmaringen Aus diesen Worten lässt sich doch eine gewisse Begeisterung heraushören. Maximilian, Industriemechaniker im ersten Lehrjahr bei der Firma Mahle in Leibertingen hatte sich freiwillig für den einwöchigen „Perspektivwechsel“ mit den OWB Sigmaringen, organisiert durch INIOS, gemeldet. Am Ende der Woche hatte er viele neue Eindrücke gesammelt. „Mich hat beeindruckt, wie gut die Leute miteinander auskommen und was sie für viele verschiedene Tätigkeiten machen können. Anfangs war es für mich etwas ungewohnt, aber am zweiten Tag waren alle sehr offen zu mir. Ich freue mich schon auf die nächste Woche, wenn Marlies bei mir in der Firma ist. Mit meinem Ausbildungsleiter haben wir schon ein kleines Programm für Marlies vorbereitet. Sie soll Tätigkeiten wie Drehen, Fräsen und Feilen kennenlernen, so wie wir in unserer Ausbildung auch, nur im Schnelldurchlauf.“ Maximilian und Marlies beim Ausfüllen des Prüfprotokolls in der OWB Nach der Praktikumswoche bei der Firma Mahle zeigte Marlies stolz ihr Mühle-Brettspiel, das sie selber fertigen durfte. „Nach einer Betriebsführung durfte ich die Zubehörteile für das Brettspiel fräsen, bohren und schleifen und am Ende die Späne von der Maschine absaugen. Es hat mir viel Spaß gemacht und ich durfte mit drei Kerlen zusammenarbeiten. Der Chef war auch voll cool drauf und um halb vier hatten wir schon Feierabend. Dafür war ich morgens immer überpünktlich in der Firma. Ich würde es sofort wieder machen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.“ Fotos und Text: Alexander Fischer 25 26 Werkstattnachrichten „Theatergäng“ der Lebenshilfe Ravensburg: „Wer hat den Mond geklaut?“ Ravensburg Es ist bereits das siebte Stück, das die „Theatergäng“ der Lebenshilfe Ravensburg im November aufführen wird. Derzeit laufen die Proben auf Hochtouren. Das Stück geschrieben hat wieder Walter Metzger, der die Produktion nun auch als Regisseur mit 16 behinderten und nicht behinderten Aktiven der Lebenshilfe Ravensburg auf die Bühne bringt. Das als Einleitung. Und worum geht es im Stück denn nun ganz konkret? Dazu der Autor, Walter Metzger: „Die Liebe suchen alle. Die einen haben mehr Glück, die anderen weniger. Aber dass jemand gleich den Mond klaut deswegen! Die jungen Leute müssen ja immer so übertreiben heutzutage. Das setzt vor allem die Mitbewerber unter Druck. Wer kann da noch mithalten? Und die Frauen setzen ihre persönliche Messlatte natürlich auch gleich nach oben. Und wie geht das Ganze aus? Gut natürlich.“ (Walter Metzger). Die Theatergäng Seit 2002 gibt es sie schon, die Theatergäng der Lebenshilfe. Wahrscheinlich kennen viele noch das letzte Stück von 2013, das den Titel „Mister Lachsack“ hatte. Von Anfang an ist Walter Metzger dabei, der beruflich als Ingenieur arbeitet, und in seiner Freizeit als Autor und Regisseur die treibende Kraft der Theatergäng ist. Auch ansonsten sieht man Metzger häufig auf der Bühne, beispielsweise beim Improvisationstheater „Improshnikov, und immerhin hat es schon ein Drehbuch von ihm ins Fernsehen geschafft. Für die Theatergäng hat Metzger nun schon das siebte Stück verfasst und einigen seiner Akteure hat er die Rollen regelrecht auf den Leib geschrieben. Denn für die meisten Akteure gilt: Einmal Theatergäng immer Theatergäng. Und dennoch ist es so, dass bei jeder Produktion wieder neue Nachwuchsschauspieler ihren Weg auf die Bühne und in die Gruppe finden. Die Lebensshilfe Ravensburg Die Theatergäng gehört zu den derzeit acht festen Gruppen, den so genannten Clubs, über welche die Lebenshilfe Ravensburg Menschen mit Behinderung Angebote für ihre Freizeit macht. Getragen werden diese Angebote von ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern sowie jungen Leuten, die sich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) und der Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) einbringen. Entstanden ist die Ravensburger Lebenshilfe 1964 auf Basis einer Eltern-Initiative, und die damaligen Aktiven des Vereins waren auch maßgeblich bei der Gründung der OWB 1970. Durch ihre hohen Einlagen ist die Lebenshilfe Ravensburg inzwischen der maßgebliche Anteilseigner der OWB. Fotos und Text: Christoph Stehle TERMINE Den Mond einfach so klauen? Geht das überhaupt? Diese Frage stellen sich natürlich nicht nur die LOGO-Leser, sondern auch die meisten Personen, die in Walter Metzgers Stück „Wer hat den Mond geklaut?“ auftreten. Aber immerhin: Genau das gehört doch zu den großen Themen in Theater und Film, wenn plötzlich in den Alltag etwas Ungewohntes hereinbricht, das gar nicht sein kann, das alles durcheinanderbringt und das Leben der Personen auf der Bühne mehr oder weniger verändert. Die Theatergäng präsentiert „Wer hat den Mond geklaut“ Samstag, 7. 11., 20 Uhr Sonntag, 8. 11., 19 Uhr Im Kulturzentrum Linse Liebfrauenstraße 58 88250 Weingarten Schwedisches OWB-Dienstfahrzeug „Egal wo du bist, OWB ist schon da!“ Von Klaus Patock gefunden und festgehalten auf einem Rastplatz bei München Werkstattnachrichten 27 28 Werkstattnachrichten Kooperation zwischen Werkstätten und Blindenschule ist eine Bereicherung Ravensburg Mitarbeiter und Beschäftigte aus den Oberschwäbischen Werkstätten Ravensburg schauten sich die Schule für Blinde und Sehbehinderte in Baindt an, unter anderem auch die Werkräume. Zu einem Kooperationsgespräch mit weitergehenden Planungen kamen Vertreter der Oberschwäbischen Werkstätten (OWB) Ravensburg in die Schule für Blinde und Sehbehinderte Baindt, einer Einrichtung der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn. stete Austausch untereinander bewertet ebenso wie die zunächst intensive Begleitung der Schüler durch Lehrkräfte aus Baindt oder auch die Erfahrung, die eigene Werkstatt einmal durch Simulationsbrillen wie ein Mensch mit starker Sehbehinderung zu betrachten. Blinde und sehbehinderte Schüler haben im Frühjahr erstmals in den OWB ein Praktikum absolviert. Diese Erfahrungen wurden ausgeweitet und eine weitergehende Kooperation vereinbart. Ein blinder Schüler wechselt auch im Sommer von der Schule in den Berufsbildungsbereich der OWB. Im Blick auf die weitergehende Zusammenarbeit wie auch die Aufnahme eines blinden Schülers haben die Ravensburger Werkstätten schon Konsequenzen gezogen: Die Säulen des Speisesaals werden demnächst mit einer Kontrastfarbe gestrichen, damit sie besser erkennbar sind, es wurden Essenstabletts bestellt, mit denen Blinde und Sehbehinderte ihr Essen selbständig holen können, und die Gruppe des Berufsbildungsbereichs wechselt ihren Tisch nach ganz vorne, damit der blinde Benjamin Kaufmann nach seinem Eintritt einen kurzen Weg zum Essplatz hat. Fünf Mitarbeiter mit Behinderung aus den OWB, die Gruppenleiter Tino Fiedler und Alisa Duelli sowie Sozialdienstleiterin Maike Kaminski wurden in Baindt zunächst durchs Schulhaus geführt. Dies übernahmen zwei Schüler der Baindter Berufsschulstufe, die bereits in den OWB mitgearbeitet haben, mit Unterstützung von Heimleiterin Beatrix Hoch, Schulabteilungsleiterin Elke Waßner und dem Leiter des Förder- und Betreuungsbereichs, Alexander Becker. Dabei wurden schon viele Fragen der Gäste beantwortet. Zum erstmaligen Praktikum über vier Wochen hinweg meldete OWB-Sozialdienstleiterin Kaminski durchweg Positives zurück. Mitarbeiter und Beschäftigte der Werkstätten erlebten die Kooperation mit der Blindenschule als Bereicherung. Als sehr hilfreich wurde der rege und Während des Kooperationstreffens untersuchte die Orthoptistin der Blindenschule, Angelika Benz, die mitgekommenen Mitarbeiter mit Behinderung auf Sehbeeinträchtigungen. So stellten die Beteiligten fest, dass die Kooperation für beiden Seiten fruchtbar ist und gern weitergeführt wird. Simone Großmann, Klassenlehrerin der Berufsschulstufe: „Wir können voneinander profitieren und ein Austausch ist von beiden Seiten gern gesehen." Foto und Text: Ewald Graf, Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn Ambulante Dienste Malaktion für Betreute der Ambulanten Dienste mit Damen des Ladies Circle Diese zweite Malaktion fand mit sieben Künstlern der Ambulanten Dienste (AD) Ravensburg sowie den Damen und ihren Kindern vom Ladies Circle RV im Haus der Freu(n)de Lebenshilfe Ravensburg statt. Thema bei der diesjährigen Aktion war SCHLARAFFENLAND. Hierzu las Frau Volz eine kleine Geschichte als Inspiration vor. Dann ging es mit großem Eifer an die mit Acrylfarbe, Stiften, Federn, Wolle auf den vorbereiteten Tischen, um gemeinsam Kunstwerke zu schaffen.Nach dem künstlerischen Gestalten gab es noch genügend Ravensburg Zeit, sich bei Kaffee und von Selbstgebackenem auszutauschen. Die begeisterten Maler erzählten den Damen vom Ladies Circle wie sie leben, wo sie arbeiten, was sie in der Freizeit machen und wovon sie träumen. Die anwesenden Kinder hörten sehr aufmerksam zu. Auch die „Ladies“ erzählten von ihrem Leben. Es entstand eine angeregte Unterhaltung und am Ende der Wunsch, dieses Projekt im nächsten Jahr zu wiederholen. Fotos und Text: Uschi Keller Die so entstandenen Bilder werden im Herbst im Adolf Gröber Haus in Weingarten ausgestellt. Die Vernissage ist am Freitag, 25. September 2015, 14 Uhr. Alle Interessierten können kommen. 29 30 Arbeitsbegleitende Maßnahmen Reizvolle Alternative zum Fußball in Mengen: Geocaching mit Rainer Sauer „Geocaching ist ein englisches Wort und wird "geo-käsching" ausgesprochen. Es ist eine moderne Schatzsuche oder Schnitzeljagd. Sie haben dabei Spaß in der Natur oder in der Stadt und erleben spannende Abenteuer. Wir machen eine Strecke in der Natur oder in einer Stadt.“ So wird die arbeitsbegleitende Maßnahme im Mengener Bildungsprogramm 2015 mit Rainer Sauer beschrieben Fünf Teilnehmer treffen sich zur theoretischen Einführung und zum Beantworten der Fragen: ❚❚ Was ist Geocaching? ❚❚ Was wird wo versteckt? ❚❚ Wie kann man es finden? ❚❚ Wie funktioniert der GPS-Empfänger? Nach der groben Vorstellung des Tagesablaufs, der Schatzfinder-Tour in den Missmahlschen Anlagen in Riedlingen und der Besorgung von Getränken und Vesper ging es endlich los mit der ersten Station. Unter geocaching.com konnte die Tourenbeschreibung ausgedruckt werden: „ Alle meine Entchen“ heißt sie dort und die Bemerkung „AUTAN nicht vergessen!!!“. Außerdem: Diese 2 km lange Runde mit vielen interessanten Caches kann in ca. 2 Std. gemacht werden. Diese kleine Cache-Reihe soll auch ein Anreiz für andere Cache-Bastler sein. Lasst euc h davon inspirieren. PS: Im Eingangsbereich befinden sich die neuen Kunstobjekte der Gebrüder Kolev (Edelstahl-Goole). Zum ersten Punkt sind die Koordinaten angegeben und ein DechiffrierCode für den Begriff „IM BETON“. Alle untersuchten nun den Betonsockel der Edelstahlfiguren und entdeckten tatsächlich eine lockere Schraube, hinter der das Mikro-Döschen mit den gerollten Logbüchlein versteckt ist. Wir waren voll begeistert! Und so ging es weiter: es wurde gewandert mit offenen Augen, um abweichende Trampelpfade nicht zu übersehen, das GPS-Gerät immer im Blick und äußerste Spannung. Unglaublich der Einfallsreichtum, wie man dieses wasserfeste Döschen verstecken kann und welche Maßnahmen man ergreifen musste, um es öffnen zu können: Alle 13 Stationen waren ein Erlebnis und alle Caches (Schätze oder Döschen) wurden gefunden. Nicht das Wandern stand im Vordergrund, dies war eher ein angenehmer Nebeneffekt. Man lernte sehr viel dabei: Geschichtliches aus der Entstehung der Gewässer, Geologisches, Technisches (ein Döschen steckte in einer Art Zentrifuge, ein anderes wurde mit Wasser herausgeschwemmt oder mit den Magnet aus der Röhre herausgefischt…) und natürlich Schreiben, Lesen, Rechnen, Kombinieren…. Text und Bilder: Edeltraud Kopp LEICHTE SPRACHE Preisrätsel 31 Preisrätsel Wie viele Smartphones sind auf dem Foto versteckt? Gewinner aus der letzten LOGO-Ausgabe: zzRosi Arnold, Sigmaringen Anzahl: ________________ Name: ________________ Ort: ________________ zzDavid Ewers zum Rode, Mengen zzAndrea Halder, Ravensburg zzAlessandro Dalfino, Ravensburg zzCarola Puszti, Kisslegg Herzlichen Glückwunsch!
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