Spannende Zeiten für die Raumfahrt: Die Airbus Group spielt eine

87
2016
DER NEUE
WETTLAUF INS ALL
Neue Spieler, neue Regeln
DIE ÄRA DER DROHNEN
Wo der Spaß aufhört
KONNICHIWA, ZUKUNFT!
Humanoide Roboter
auf dem Vormarsch
Spannende Zeiten für die Raumfahrt: Die Airbus Group
spielt eine wichtige Rolle bei zahlreichen Missionen ins
All. Sie helfen der Menschheit, das Universum und den
Ursprung des Lebens zu verstehen
Seite 8
FORUM
GRIFF
NACH
DEN
STERNEN
FEATURE
04-07
08-13
“Weil er da ist!”
INNOVATION
20
14-23
Kabel loswerden
Die faszinierende Welt der Quanten
Drohnen stoppen leicht gemacht
Erster Eindruck überzeugt
MAKING IT FLY
24-27
PERFORMANCE
28-33
Der neue Wettlauf ins All
Erfolg auf Rumänisch
Neue Technologien helfen Leben retten
PEOPLE
24
34-41
Potz Blitz!
Liebe auf den ersten Flug
Gemeinsam anders
AROUND THE GLOBE
42-43
Im Land der Roboter
HERITAGE
42
44-45
Das Erbe der Concorde
CONTEST
UNSER GEMEINSAMES ERBE
1967 verfassten die Vereinten Nationen den
„Weltraumvertrag“, einen Gesetzesrahmen für
Raumfahrtaktivitäten, der den Weltraum als
„Gemeinsames Erbe“ und somit als Gemeingut der
Menschheit definiert. Seit vielen tausend Jahren
blicken überall auf unserem kleinen Planeten
Menschen in diesen „Raum“ hinauf und machen sich
Gedanken über seine unendliche Weite. Doch erst in
den letzten fünf Jahrzehnten haben wir Technologien
entwickelt, mit denen wir die Erde verlassen können,
um unser Universum und unseren Platz darin besser
zu verstehen.
Seitdem ist die Erforschung des Alls buchstäblich in
die Höhe geschossen. Hunderte von Raumfahrzeugen
wurden gestartet, um Planete, Monde und
Kometen zu erforschen. Diese Missionen bedeuten
einen Quantensprung für unser Verständnis des
Sonnensystems (weitere Informationen zu wichtigen
Forschungsmissionen finden Sie auf Seite 8 bis 11).
Der technologische Fortschritt hat dazu geführt,
dass wir mit elektronischen „Sinnen“ und „Augen“
bislang unsichtbare Objekte, unscharfe Gebilde und
diffuse Lichtpunkte in all ihren Dimensionen und
Schattierungen erfassen können.
Wissenschaftler werden auch in Zukunft im Weltall
nach Erklärungen für physikalische und biologische
Phänomene suchen, und auch Unternehmer
richten ihren Blick auf den Kosmos: SpaceX will
zum Mars, Virgin Galactic möchte Raumflüge für
Weltraumtouristen anbieten und OneWeb Satellites
plant die globale Internet-Anbindung (weitere
Informationen zum Raumfahrtsektor finden Sie
auf Seite 24 bis 27).
In den kommenden Jahrzehnten wird im Weltraum also
viel los sein – und die Airbus Group spielt dabei eine
zentrale Rolle. Airbus Defence and Space entwickelt
nicht nur die Technologien, die ein besseres Verständnis
unseres „gemeinsamen Erbes“ ermöglichen, sondern
ist auch wegweisend bei Initiativen zur sicheren
Nutzung des Weltraums (mehr dazu auf
Seite 12 bis 13). Wir hoffen, dass
Sie bei der Erforschung des
Alls in dieser Winterausgabe
von FORUM viel Spaß
haben und uns auch in
Zukunft treu bleiben.
Paige Wilson
FORUM-Redaktionsleiterin
47
44
Sagen Sie uns Ihre Meinung
Liebe Leserinnen und Leser,
welche Themen würden Sie gerne häufiger oder weniger oft in
FORUM sehen? Haben Sie eine spannende Story für uns?
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Herausgegeben von
Airbus Group
Corporate Brand, Online and
Employee Communications
FORUM Editorial Office
31703 Blagnac, France
Veröffentlicht unter
der Leitung von:
Rainer Ohler
Chefredaktion:
Jeff Burridge
Redaktionsleitung:
Paige Wilson
Redakteure:
Beata Cece
Carolina Martín
Mariane Pontone
Lektoren:
MediaServices Germany
Übersetzungskoordination:
Kathleen Schumacher
Layout & Produktion:
Eduard Schulz
Assistant Layouters:
MediaServices Germany
46
CONNECTED
I M P R E S S U M
IN BRIEF
8
EDITORIAL
INHALT FORUM 87
Schreiben Sie an [email protected]
Wir freuen uns auf Ihre Anregungen.
Fotografien:
Soweit nicht anders vermerkt, sind
alle Fotografien von Airbus Group
Fragen zum Vertrieb an:
[email protected]
FORUM ist das Magazin der Airbus
Group und erscheint weltweit in
einer Gesamtauflage von 80.000
Exemplaren
FORUM gibt es auch online:
www.airbusgroup.com
2015-2016
Paige Wilson und Cécile Bleys
8. DEZ
Die Airbus Foundation spendet dem
Deutschen Roten Kreuz eine von Airbus
Defence and Space gebaute mobile
Rettungsstation, um Flüchtlinge in Bayern
medizinisch zu versorgen.
Die Airbus Group führt ein neues Mitarbeiterportal ein, „Hub“
genannt. Ziel ist eine Digitalisierung des Arbeitsplatzes und
eine bereichsübergreifende
Zusammenarbeit im gesamten
Unternehmen.
Airbus Defence and Space erhält einen
verbindlichen Auftrag der französischen
Beschaffungsbehörde DGA über
weitere acht multifunktionale Tank- und
Transportflugzeuge vom Typ A330 MRTT.
20. JAN
Airbus Helicopters liefert die erste in den
USA gebaute H125 an die Ohio State
Highway Patrol aus. Damit verlässt der
erste Hubschrauber die Endmontagelinie
in Columbus im Bundesstaat Mississippi.
24. NOV
Airbus weiht ein drittes BizLab
im indischen Bangalore ein. Ziel
dieser Initiativen ist es, ein globales
Netzwerk von Programmen zur
Förderung von Innovation in der
Luftfahrt aufzubauen.
Jay Miller
Gilles Bassignac
Iris Bauer
Die Airbus Group und der GEDC (Global
Engineering Deans Council) verleihen Professor
Fadi Aloul von der American University of Sharjah
in den Vereinigten Arabischen Emiraten den Preis
für Vielfalt in der Ingenieursausbildung 2015
(weitere Informationen auf den Seiten 40 und 41).
20. NOV
27. / 29. JAN
15. DEZ
1. DEZ
3. DEZ
Die Airbus Foundation nutzt den Auslieferungsflug
für die vierte A350 XWB an Vietnam Airlines,
um Spielzeug und Bücherspenden für ein
Krankenhaus in Hanoi mitzunehmen (weitere
Informationen zur Airbus Foundation auf den
Seiten 30 bis 33).
9. DEZ
Airbus Defence and Space unterzeichnet einen
Vertrag im Wert von 350 Millionen Euro über
die Entwicklung und den Bau der Raumsonde
JUICE, mit der die ESA im Sonnensystem
nach Hinweisen auf Leben suchen will (weitere
Informationen zu JUICE auf den Seiten 8 bis 11).
Die Lufthansa Group, die größte
Fluggesellschaft und der größte
Luftfahrzeugbetreiber unter den
Airbus-Kunden, nimmt die erste
A320neo entgegen, das gefragteste
und treibstoffsparendste SingleAisle-Flugzeug der Welt.
29 .JAN
ANA Holdings unterzeichnet einen Kaufvertrag mit Airbus und
bestellt verbindlich drei A380. Das
Unternehmen wird damit die erste japanische Fluggesellschaft,
die Flugzeuge dieses Typs betreibt (weitere Informationen zur
A380 auf den Seiten 36 bis 39).
22. DEZ
A. Doumenjou
BLICK
Drei Monate im Schnelldurchlauf:
die wichtigsten Ereignisse
in der Airbus Group
30. JAN
F. Lancelot
AUF EINEN
Die französische Regierung ordert
sieben Hubschrauber des Typs
Tiger HAD. Am 7. Januar folgt
ein weiterer Auftrag über sechs
NH90-Hubschrauber.
EDRS-A, der erste Relaissatellit des „SpaceDataHighway“Programms wird von Airbus Defence and Space
erfolgreich in die geostationäre Umlaufbahn gebracht. Der
SpaceDataHighway ermöglicht die weltraumgestützte
Hochgeschwindigkeitskommunikation mit bis zu
1,8 Gigabit pro Sekunde per Laserverbindung.
4
Vertreter der iranischen Regierung unterzeichnen
Verträge mit Airbus über 118 neue Flugzeuge
– darunter zwölf A380 sowie Maschinen aller
anderen Typen aus der Airbus-Flugzeugfamilie. Die
Vereinbarung beinhaltet auch die Unterstützung
bei Pilotenausbildung, Flughafenbetrieb und
Luftverkehrsmanagement.
IN BRIEF
JB. ACCARIEZ
28. JAN
5
AUF EINEN
BLICK
Neue Konzernzentrale
nimmt Gestalt an
Airbus Perlan Mission II
findet Zuhause in Nevada
Eric RAZ
Das Flugtestprogramm für die H160 hat am 27. Januar
einen weiteren Meilenstein erreicht: Der zweite H160Prototyp (PT2) von Airbus Helicopters startete im
französischen Marignane zu seinem Erstflug. Für den
Abschluss der ehrgeizigen Entwicklungsphase und
die Indienststellung der H160 im Jahr 2018 wird das
Unternehmen insgesamt drei fliegende Prototypen und
zwei „Helicopter Zero“ für Integrationstests nutzen.
Der Prototyp PT1 hatte bis Ende 2015 bereits über
75 Flugstunden absolviert. Und auch 2016 steckt voller
Herausforderungen: Viele weitere Meilensteine bei der
Entwicklung, Industrialisierung und Vorbereitung der
Supportaktivitäten stehen auf dem Plan, damit die
Maschine zur Markteinführung vollkommen ausgereift ist.
IN BRIEF
H160-Flugtestprogramm
in vollem Gange
Im Dezember 2015 ist Perlan II umgezogen.
Das Flugzeug steht nun am Flughafen MindenTahoe im US-Bundesstaat Nevada in seinem
brandneuen Hangar „Dennis Tito Perlan II“.
Das Gleitflugzeug, das bis in die Stratosphäre
aufsteigen soll, startete im September 2015
zu seinem Erstflug. Im Frühjahr 2016 sollen
weitere Testflüge sowie Forschungsprojekte
im Bereich Klimawandel, Ozonschicht und
Atmosphäre stattfinden. Im Sommer wird Perlan
II dann nach Argentinien zu einem Testgelände
am Fuße der Anden gebracht, wo die lokalen
Wetterbedingungen einen neuen Rekordflug
ermöglichen sollen. Das Flugzeug soll mithilfe von
Luftströmungen bis auf 90.000 Fuß aufsteigen
und neue Erkenntnisse über Höhenflüge,
Klimawandel und Weltraumforschung liefern.
6
Die Fertigstellung der neuen Airbus-Group-Zentrale in Toulouse, die
als künftiges Flaggschiff den größten Luft- und Raumfahrtstandort
Europas schmücken soll, geht schnell voran. Auf dem 30.000
Quadratmeter großen Gelände direkt neben dem Flughafen ToulouseBlagnac entsteht eine hochmoderne Arbeitsumgebung, die auch
strengsten Umweltschutzanforderungen gerecht wird. Die Mitarbeiter
werden den neuen Gebäudekomplex zwischen März und Mai
beziehen, im Juni soll dann die offizielle Eröffnung stattfinden.
7
„Vor vielen Jahren wurde der große britische Entdecker George Mallory,
der später auf dem Mount Everest den Tod finden sollte, gefragt, warum
er ihn besteigen wolle. Daraufhin sagte er: ‚Weil er da ist‘. Nun, auch der
Weltraum ist da, und wir wollen dort hinauf; und auch der Mond und die
Planeten sind da, und neue Hoffnungen auf Wissen und Frieden sind da“,
sagte US-Präsident John F. Kennedy in seiner berühmten Rede vom 12.
September 1962. Mehr als ein halbes Jahrhundert später ist dieser Geist
spürbarer denn je. 2016 wird ein aufregendes Jahr für die Weltraumforschung,
und bei den Bestrebungen um ein besseres Verständnis unseres
Sonnensystems nimmt Airbus Defence and Space eine Vorreiterrolle ein.
Ein Überblick über sechs besonders spannende Missionen:
ROSETTA
1
LISA PATHFINDER
Die von der europäischen Weltraumorganisation ESA im Dezember 2015
gestartete Mission LISA Pathfinder erprobt Techniken zum Aufspüren von
Gravitationswellen, deren Existenz Albert Einstein schon vor mehr als
einem Jahrhundert vorhergesagt hat. Ursache für diese Wellen im RaumZeit-Gefüge, die sich wie nach einem Steinwurf in einen Teich ausbreiten,
sind extreme Phänomene im Universum wie etwa supermassive schwarze
Löcher. Verläuft die von Airbus Defence and Space entwickelte Mission
LISA Pathfinder erfolgreich, ist 2034 der Weg frei für den Start von
LISA, des ersten weltraumgestützten Gravitationswellendetektors der
Geschichte. Nach Abwurf des Antriebsmoduls am 22. Januar 2016 tritt
das Wissenschaftsmodul der Pathfinder-Mission in seine endgültige
Umlaufbahn ein. Die wissenschaftliche Hauptmission beginnt im März.
8
2
EXOMARS
Bei der ersten ExoMars-Mission werden Schlüsseltechnologien für eine
Landung auf dem Mars getestet. Geplanter Missionsstart ist der 14. März 2016.
Airbus Defence and Space hat die Hitzeschilde gebaut, die die SchiaparelliKapsel während ihres Abstiegs zum Roten Planeten schützen. Zudem ist
das Unternehmen für die Entwicklung des Marsrovers verantwortlich, der in
der zweiten Hälfte der Mission ab 2018 zum Einsatz kommt. Auf der Suche
nach Spuren von früherem und gegenwärtigem mikrobiellen Leben wird
das Fahrzeug mehrere Kilometer auf der Marsoberfläche zurücklegen. Im
Laufe des Jahres wird der britische ESA-Astronaut Tim Peake im Rahmen
des METERON-Experiments einen der ExoMars-Rover-Prototypen von der
internationalen Raumstation ISS aus fernsteuern. ExoMars ist eine gemeinsame
Mission von ESA und Roscosmos, der russischen Raumfahrtorganisation.
iStock
6
2016 wird ein spannendes Jahr für die Weltraumforschung. Airbus
Defence and Space entwickelt Missionen, mit denen Monde, Planeten,
Manuel Ansede
ja sogar die Schwerkraft erforscht wird
Die 1997 gestartete Mission Cassini-Huygens war
laut ESA „das bislang ehrgeizigste Projekt in der
planetaren Weltraumforschung“. Nach Abtrennung
vom Cassini-Orbiter landete die Huygens-Sonde, an
deren Bau Airbus Defence and Space maßgeblich
beteiligt war, 2004 auf dem mit Methan-Seen
bedeckten Saturnmond Titan und übermittelte vier
Stunden und 36 Minuten lang Daten. Es war die
bislang erste Landung im äußeren Sonnensystem.
Die Mission sollte ursprünglich 2008 enden,
wurde aber bis September 2017 verlängert.
3
GAIA
An Bord des Weltraumteleskops Gaia
befindet sich die größte je gebaute
Digitalkamera mit einer Auflösung
von einer Milliarde Pixel. Mit der von
Airbus Defence and Space entwickelten
Kamera wäre es möglich gewesen,
von der Erde aus einen Leberfleck auf
Neil Armstrongs Wange zu erfassen,
als dieser den Mond betrat. Die 2013
gestartete Mission wird schon Mitte
2016 einen ersten Vorgeschmack auf
das endgültige Missionsziel bieten:
die Vermessung der Eigenschaften
von mehr als einer Milliarde Sternen
zur Erstellung der bislang genauesten
dreidimensionalen Karte unserer Galaxie.
4
5
Die ESA-Mission Rosetta wurde 2004 gestartet.
Auf ihrer zehnjährigen Reise zum Kometen 67P/
Tschurjumow-Gerassimenko legte die Sonde
sechs Milliarden Kilometer zurück. Der Komet
mit einem Durchmesser von nur vier Kilometern
bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von
135.000 km/h durchs All. Am 12. November 2014
setzte die Sonde die Landeeinheit Philae auf der
Kometenoberfläche ab. Das von Airbus Defence
and Space entwickelte Projekt ermöglichte erstmals
die Landung eines von Menschen gebauten
Geräts auf einem Kometen und wurde dafür vom
Fachmagazin Science als wissenschaftlicher
Durchbruch des Jahres 2014 ausgezeichnet.
Die Rosetta-Mission soll im September 2016
mit der Landung des hochentwickelten RosettaOrbiters auf der Kometenoberfläche enden.
JUICE
Die Raumsonde JUICE (JUpiter ICy moons Explorer)
ist die jüngste von der ESA entwickelte Mission
zur Suche nach außerirdischem Leben in unserem
Sonnensystem. JUICE soll 2022 starten und 2030
den Jupiter erreichen, wo die Sonde drei Jahre lang
die Jupitermonde Europa, Ganymed und Kallisto
erforschen wird. Unter den Mondkrusten könnten
sich Ozeane befinden, in denen lebensfreundliche
Bedingungen herrschen. Airbus Defence and Space,
Hauptauftragnehmer für JUICE, wird ab Sommer
2016 die ersten Missionsausrüstungen liefern.
FEATURE
„WEIL ER DA IST!“
CASSINI-HUYGENS
9
Die Erforschung des Weltraums ist eine der zentralen
Aufgaben von Airbus Defence and Space. Das
Unternehmen entwickelt Technologien, um das
Universum im inneren Sonnensystem und darüber
hinaus zu erforschen
2015
GAIA
LISA PATHFINDER
Airbus Defence and Space ist
Hauptauftragnehmer für BepiColombo.
Dabei handelt es sich um die erste
europäische Mission zum Merkur, dem
am wenigsten erforschten Planeten im
inneren Sonnensystem. Ab 2024 werden
zwei Sonden mindestens ein Jahr lang
Daten sammeln und dabei Temperaturen
von 350 Grad Celsius ausgesetzt sein.
Die Merkursonde wird Beschaffenheit,
Geophysik, Atmosphäre und geologische
Geschichte des Planeten erforschen.
Das in der Erdumlaufbahn betriebene
Röntgenobservatorium XMM-Newton
wurde von Airbus Defence and
Space gebaut. Seit seinem Start im
Jahr 1999 hat XMM-Newton mehr
Röntgenquellen entdeckt als jeder
andere Satellit. Seine Teleskope helfen
bei der Entschlüsselung zahlreicher
kosmischer Geheimnisse – von den
Eigenschaften schwarzer Löcher bis
zur Entstehung von Galaxien in der
Frühzeit des Universums.
2013 begann das
Weltraumobservatorium Gaia die
mehr als eine Milliarde Sterne in
unserer Milchstraße zu erfassen.
Ziel ist eine 3D-Kartierung unserer
Galaxie. Airbus Defence and Space
ist Hauptauftragnehmer der Mission,
die außerdem Einsteins allgemeine
Relativitätstheorie mit bisher unerreichter
Genauigkeit überprüfen wird.
2015 startete die ESA die von Airbus Defence
and Space entwickelte Mission LISA Pathfinder,
die Technologien zum Aufspüren von
Gravitationswellen erproben soll. Es handelt
sich um einen Technologiedemonstrator für
LISA, ein Weltraumobservatorium, das die
von Einstein vor über einem Jahrhundert
postulierten, von schwarzen Löchern
verursachten Gravitationswellen vermessen soll.
Venus
Erde
2005
Mars
2018
Astronomie
2015
XMM-NEWTON
2018
Thinkstock
2013
BEPICOLOMBO
Merkur
10
1999
Planetologie und
Sonnenforschung
Jupiter
2003
Grundlagenphysik
Startdatum
1997
2018
JAMES-WEBBWELTRAUMTELESKOP
Das James-Webb-Weltraumteleskop, Nachfolger
des Hubble-Teleskops, soll 2018 starten. Mithilfe des
Spektrometers NIRSpec für den nahen Infrarotbereich
und des Kamerainstruments MIRI für den mittleren
Infrarotbereich, soll nach den ersten Galaxien gesucht
werden, die nach dem Urknall entstanden sind. Beide
Instrumente, NIRSpec und MIRI,
wurden von Airbus Defence and
Space entwickelt.
Saturn
2022
SOLAR ORBITER
VENUS EXPRESS
EXOMARS ROVER
MARS EXPRESS
JUICE
Der Solar Orbiter soll 2018 starten und
die Sonne untersuchen – und das mit
einer noch nie zuvor dagewesen Präzision.
Er wird der Sonne näher kommen als
der Planet Merkur und detailliert messen,
wo der Sonnenwind seinen Ursprung
hat. Ziel der Mission ist die Erforschung
der Heliosphäre, einer durch den
Sonnenwind erzeugten, blasenförmigen
Zone um die Sonne. Airbus Defence
and Space ist Hauptauftragnehmer.
Die von Airbus Defence and Space
entwickelte erste europäische Mission
zur Venus endete im November
2014, nachdem Venus Express
acht Jahre lang die Atmosphäre
des Planeten untersucht hatte. Die
gewonnen Daten sind elementar,
um die langfristige Entwicklung des
Klimas auf der Erde zu verstehen.
Das derzeit von Airbus Defence and
Space entwickelte Mars-Roboterfahrzeug
ist Teil der ExoMars-Mission von ESA und
Roscosmos. 2019 wird der Rover auf
der Marsoberfläche landen und auf einer
mehrere Kilometer langen Fahrt nach
Spuren von früherem und gegenwärtigem
mikrobiellen Leben suchen.
Die von Airbus Defence
and Space entwickelte und
2003 von der ESA gestartete
Marssonde untersucht Boden
und Atmosphäre des roten
Planeten nach Spuren von
Wasser, ohne das kein Leben
möglich ist.
Die Raumsonde JUICE (JUpiter ICy moons
Explorer) soll für die ESA nach Spuren
von Leben in unserem Sonnensystem
suchen. Airbus Defence and Space ist
Hauptauftragnehmer der Mission, die 2022
starten und 2030 den Jupiter erreichen soll.
Dort soll JUICE drei Jahre lang die Eismonde
Europa, Ganymed und Kallisto erforschen,
unter deren Oberfläche Ozeane vermutet
werden – und damit mögliche Lebensräume.
Im Orbit
seit
CASSINI-HUYGENS
Die 1997 gestartete Mission Cassini-Huygens
entschlüsselte die Geheimnisse des Saturn, seiner
mysteriösen Ringe und zahlreichen Monde. Die
Mission, die bis heute andauert, hat neue Hinweise
darauf geliefert, wie unsere Welt vor vier Millionen
Jahren ausgesehen haben mag. Airbus Defence and
Space war für die Fertigung der Innenstruktur der
Huygens-Sonde und die Montage des gesamten
Huygens-Raumfahrzeugs verantwortlich.
Dazu gehört auch
die Entwicklung
des erfolgreichen
FallschirmBremssystems.
Uranus
Neptun
2004
ROSETTA
Die Sonde Rosetta – gebaut unter der Leitung
von Airbus Defence and Space – startete
2004 und erreichte 2014 den Kometen 67P/
Tschurjumow-Gerassimenko. Nach einer Reise
von sechs Milliarden Kilometern setzte Rosetta
den Lander Philae erfolgreich auf dem Kometen
ab, der die Oberfläche nun wissenschaftlich
untersucht. Diese Mission könnte Aufschluss
darüber geben, ob Kometen die Ursache dafür
waren, dass auf der Erde Leben entstanden ist.
FEATURE
UNTERWEGS
IM KOSMOS
LEGENDE
11
iStock
Tausende Objekte hat der Mensch schon
in den Weltraum geschickt. Sie haben
uns wissenschaftliche Erkenntnisse,
technischen Fortschritt und ein Netzwerk
von Satelliten gebracht. Jetzt aber wird
es immer enger im All. Wie problematisch
ist der Weltraummüll eigentlich und was
können wir dagegen tun?
E
Im November 2015 prüfte
die spanische Guardia Civil
ein Stück Weltraumschrott,
das in Südspanien vom
Himmel gefallen war, auf
mögliche Radioaktivität
12
Spanish Interior Ministry
s war an einem Sonntagabend im November um halb
sechs, als ein Landwirt in Südostspanien in der Nähe
seines Hauses etwas in einem Feld entdeckte. Eine
Kugel mit fast einem Meter Durchmesser war mit hoher
Geschwindigkeit im Boden eingeschlagen und hatte ein
versengtes Loch hinterlassen. Aber von woher war sie
gekommen? Verunsichert alarmierte der Landwirt die
Polizei, die bald darauf mit Experten für Bombenräumung
und Gefahrgut anrückte.
Ein UFO war es nicht, das war schnell klar. Doch das
Objekt kam tatsächlich aus dem Weltraum. Es stammte
von einer Trägerrakete. „Die meisten Objekte verglühen
beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, aber einige,
wie große Metallteile oder Treibstofftanks, überleben und
fallen auf die Erde“, erklärt Daniel Briot, Koordinator für
Weltraumschrottbeseitigung im Geschäftsbereich Earth
Observation von Airbus Defence and Space. Bisher wurde
noch niemand von einem dieser Objekte verletzt, und die
Gefahr, von einem Meteoriten getroffen zu werden, ist größer.
Trotzdem rückt das Thema Weltraummüll immer stärker in den
Fokus von Regierungen, Raumfahrtbehörden und Herstellern
wie Airbus Defence and Space. Schließlich gefährdet Schrott
nicht nur Menschen auf der Erde, auch Astronauten und
wichtige Satelliten oder andere Raumfahrzeuge könnten
von einem der Tausenden Objekte getroffen werden, die im
zunehmend überfüllten Himmel über uns fliegen.
Über 4.800 Weltraumstarts haben bis heute ungefähr 6.000
Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht, die Hälfte bleibt
im Weltall. Dazu kommen noch verbrauchte und explodierte
Raketenstufen sowie Fragmente aus Zerfall und Kollisionen.
Insgesamt – so Schätzungen – macht das etwa 670.000
Weltraumtrümmer in der Erdumlaufbahn, die größer als einen
Zentimeter sind. Bei einer Kollisionsgeschwindigkeit von bis zu
15 km/s kann so ein Objekt beim Aufprall auf einen Satelliten
die gleiche Kraft wie eine Handgranate ausüben. Um das
Risiko zu minimieren, bewachen auf der Erde Radargeräte
die etwa 17.000 Teile, die zehn Zentimeter oder größer sind.
Besteht die Gefahr eines Zusammenstoßes, muss der Satellit
ausweichen. In der erdnahen Umlaufbahn passiert das etwa
ein Mal pro Jahr.
25 Jahre lang entwickelte er
Erdbeobachtungssatelliten, jetzt
kümmert sich Daniel Briot darum,
die neuen Regelungen zum Thema
Weltraumschrott umzusetzen.
Das mag zwar wenig klingen, doch da jedes Jahr
beim Wiedereintritt in die Atmosphäre eine Person zu verletzen,
60 bis 70 neue Satelliten ins Weltall starten, wird es –
unter 1:10.000 liegen muss. Ist die Wahrscheinlichkeit höher,
wenn es keine Gegenmaßnahmen gibt – unweigerlich
beispielsweise bei größeren Satelliten, muss der Wiedereintritt
immer häufiger zu Abspaltungen und Kollisionen kommen.
kontrolliert erfolgen, sodass der Satellit sicher zum Absturz in
Während Bestimmungen je nach Raumfahrtbehörde variden Pazifischen Ozean gesteuert wird. Raumflugkörper müsieren, versucht der 1993 eingerichtete interinstitutionelle
sen sich nach Beendigung ihrer Mission selbst deaktivieren
Koordinierungsausschuss für Weltraummüll, die Aktivitäten
und jegliche noch vorhandene Energie entfernen, sodass
auf globaler Ebene zu koordinieren und geeignete Richtlinien
kein weiterer Weltraummüll durch Explosionen entstehen
zu schaffen. Airbus Defence and Space tut bereits alles, um
kann. „Das schränkt uns wirklich ein, zeigt aber auch, wie
seine Satelliten und Trägersysteme sicher aus dem Orbit zu
ernst die Situation genommen wird“, meint Briot und fügt
schaffen, und arbeitet mit seinem Projekt „Raumschlepper“
hinzu: „Wir als Satellitenhersteller stehen also vor vielfältigen
sogar daran, große Trümmer zu entfernen (weitere
Herausforderungen. Bremsmanöver, um einen Satelliten so
Informationen dazu auf Seite 27).
zu positionieren, dass er innerhalb
„Telekommunikationssatelliten in der „Wir können nicht immer mehr
von 25 Jahren zerfällt, erfordern mehr
geostationären Umlaufbahn – in etwa
Treibstoff. Das gleiche gilt für einen kon36.000 Kilometern Höhe – werden Müll produzieren. Wir müssen
trollierten Wiedereintritt. Wir müssen
weitere 300 Kilometer nach oben in sowohl die Bevölkerung
diese zusätzliche Masse berücksichtiden Ruhestand befördert, damit sie nie schützen, als auch die Zukunft
gen, ohne die Leistung zu beeinträchtimehr in die geschützte Zone um die
gen.“ Um das zu erreichen, implemengeostationäre Umlaufbahn gelangen“, des Weltalls sichern.“ Daniel Briot tiert Airbus Defence and Space zum
erklärt Briot. Beobachtungssatelliten in
Beispiel derzeit eine Lösung zum konerdnaher Umlaufbahn, 2.000 Kilometer oder tiefer über der
trollierten Wiedereintritt bei der zweiten Generation der großen
Erdoberfläche, werden verlangsamt, sodass sie allmählich
Wettersatelliten (MetOp-SG) für die ESA. Das Unternehmen
die Umlaufbahn verlassen und in der Atmosphäre verglühen.
untersucht auch herausfordernde Konzepte, die darauf
„Dies kann allerdings sehr lange dauern – in manchen Fällen
abzielen, dass Treibstofftanks und andere Elemente beim
mehr als 100 Jahre.“
Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zerbersten. „Jede
In Zukunft wird das nicht mehr genügen. Denn das franzöVerbesserung zählt“, meint Briot. „Wir können nicht immer
sische Weltraumrecht und die Richtlinien der Europäischen
mehr Müll produzieren. Wir müssen sowohl die Bevölkerung
Weltraumorganisation ESA haben sich geändert. Jeder
schützen als auch die Zukunft des Weltalls sichern.“
Satellit, der jetzt entwickelt wird, muss sich selbst innerhalb von
25 Jahren nach seinem Betrieb entfernen, wobei das Risiko,
Geoff Poulton
FEATURE
WEG MIT DEM
SCHROTT
13
iStock
KABEL
LOSWERDEN
14
INNOVATION
Die gemeinsamen Anstrengungen der
Luftfahrtindustrie wurden belohnt: Die Internationale
Fernmeldeunion hat der Nutzung drahtloser
Avionik-Intra-Kommunikationssysteme zugestimmt.
Flugzeugbauer können also in Zukunft auf einen
Teil der schweren und teuren Verkabelung in den
Flugzeugen verzichten. Das bedeutet auch: mehr
Sicherheit und weniger CO2-Emissionen
15
16
Dominic Schupke
Audrey Allison, Boeing
Eine Task Force, ein Ziel
„WAIC ist ein perfektes Beispiel für eine erfolgreiche
Zusammenarbeit innerhalb der Branche“, sagt David
Redman, Leiter des Aerospace Vehicle Systems Institute
(AVSI), eines Forschungsinstituts der Texas A&M University,
das die einheitliche Position der Luftfahrtindustrie bei
der Weltfunkkonferenz koordiniert hat. Airbus und
Boeing haben AVSI beauftragt, mit Unterstützung von
BAE Systems, Bombardier, GE Aviation, Gulfstream
und Texas A&M University ein Team zusammenzustellen, dem auch Forscher von Embraer, Honeywell und
United Technologies Aerospace Systems angehörten.
Das Ziel dieser Task Force: die Zustimmung für die WAICSysteme zu erhalten. „Airbus, Boeing und die anderen
Teammitglieder haben seit 2008 gemeinsam auf das Ziel
hingearbeitet. Unser Vorschlag war einer der ersten, der
von der Weltfunkkonferenz angenommen wurde. Das
zeugt von der Qualität der Vorbereitungsarbeiten des
gesamten Teams“, sagt Redman.
„Das hätten wir nicht geschafft, wenn wir nicht von
Anfang an zusammengearbeitet hätten, und zwar
nicht nur mit Boeing, sondern auch mit den anderen
Unternehmen der Branche“, betont auch Schwark.
„Wir haben in den letzten Jahren viel darüber gehört,
dass die Automobilindustrie drahtlose Technologien für
Dinge wie die Car-to-car-Kommunikation entwickelt.
Bis jetzt ist es ihr aber noch nicht gelungen, solche
Technologien einzuführen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Regulierungssituation. Die Automobilindustrie
hat es bisher nicht geschafft, für das gemeinsame Ziel
am gleichen Strang zu ziehen“, sagt Schwark. Es gäbe
kein weltweit einheitliches Konzept. „Jetzt folgt die
Automobilindustrie unserem Beispiel.“
Manuel Ansede
Uwe Schwark, Airbus
Jan Müller, Airbus
Dominic Schupke, Airbus
Group Innovations
Airbus Group und die anderen
Partner haben finanzielle
Ressourcen, Expertise und
Know-how gebündelt, um ein
gemeinsames Ziel zu erreichen
INNOVATION
„Drahtlose Sensoren können eine
ganze Reihe von Kabelsystemen
ersetzen. Dadurch verringert sich das
Gewicht und der Treibstoffverbrauch,
was wiederum den CO2-Ausstoß senkt
und der Umwelt zugutekommt.“
„Für den Regulierungsausschuss bestand kein Grund
zur Sorge“, erklärt Jan Müller, verantwortlicher Ingenieur
für Konnektivität im Airbus-Kompetenzzentrum Wireless.
„An oberster Stelle steht selbstverständlich immer die
Sicherheit. Die drahtlose Kommunikation kann bestimmte
potenzielle Sicherheitsrisiken lösen. Sie könnte in Systemen
zur Anwendung kommen, die den Reifendruck der
Flugzeugfahrwerke überwachen und anfällig für Schäden
sind. Fahrwerke sind auf den Start- und Landebahnen
Feuchtigkeit, Staub oder Schmutz ausgesetzt und müssen häufig gewartet werden. Mit drahtloser Technologie
lassen sich diese Systeme sicherer und besser ausführen.
Das Gleiche gilt für jedes andere System auch: Wo keine
Kabel sind, gibt es auch keinen Kabelschaden.“
WAIC steht für die interne Funkkommunikation zwischen zwei oder mehreren Avionikkomponenten eines
Luftfahrzeugs über Distanzen von maximal 100 Metern.
Potenzielle Anwendungen für diese Technologie sind
Sensoren für Rauchmelder oder zur Überwachung des
David Redman, AVSI
C. BRINKMANN
Kabelschäden, ade!
Kabinendrucks, des Tankfüllstands, der Feuchtigkeit
oder Korrosion. Außerdem könnte die Technologie bei
Bremsentemperatur- und Radgeschwindigkeitssensoren,
Detektoren für Störfälle durch elektromagnetische
Interferenzen und für das Structural Health Monitoring
(SHM) angewendet werden.
„Die Kunden profitieren zudem von einer höheren Flexibilität.
Mit drahtlosen Systemen lassen sich die Kabine oder
andere Einbauten nachträglich sehr viel leichter ändern. Es
wird nicht nur einfacher, sondern auch billiger“, sagt Müller.
„All diese Vorteile beschränken sich nicht auf Flugzeuge,
auch Hubschrauber können diese Frequenz nutzen.
Unsere Kollegen von Airbus Helicopters sind bereits
dabei, verschiedene Möglichkeiten, wie SHM-Systeme
für Hubschrauber, auszuloten. Es gibt einen Bedaf für
Sensoren zur Echtzeitmessung von Rotorschwingungen“,
fügt er hinzu.
„Drahtlose Sensoren können eine ganze Reihe von
Kabelsystemen ersetzen. Dadurch verringert sich das
Gewicht und der Treibstoffverbrauch, was wiederum den CO2-Ausstoß senkt und der Umwelt zugutekommt“, sagt Ingenieur Dominic Schupke, Leiter Wireless
Communications bei Airbus Group Innovations. „Airbus
und Airbus Group Innovations arbeiten Hand in Hand,
damit sich diese Anwendungen für drahtlose Sensoren
realisieren lassen.“
Marion Custred
D
ie A380 ist ein wahrlich beeindruckendes
Flugzeug. 850 Fluggäste kann das weltweit größte
Passagierflugzeug befördern. Und British Airways
bestätigte sogar, dass es mit den niedrigsten Kosten pro
Sitzplatz und den geringsten Emissionen pro Passagier
auch das ökologischste Großraumflugzeug ist. Doch auch
Gutes kann verbessert werden. Die A380-800 ist so hoch
technisiert, dass in ihr über 100.000 Kabel mit einer Länge
von insgesamt 470 Kilometern und einem Gewicht von
5,4 Tonnen verbaut werden müssen (lesen Sie mehr über
die A380 auf den Seiten 36 bis 39). Flugzeugingenieure
sind überzeugt, dass bis zu 30 Prozent der Elektrokabel
durch drahtlose Systeme ersetzt werden könnten.
Airbus-Ingenieur Uwe Schwark erinnert sich noch
sehr gut, wie aufgeregt er deshalb am Freitag, den
27. November 2015 war. Denn das war der Tag, an dem die
3.300 Vertreter der 162 Mitgliedsstaaten der Internationalen
Fernmeldeunion (ITU) auf der Weltfunkkonferenz in Genf
nach acht Jahren endlich eine Entscheidung in dieser
Angelegenheit treffen sollten. Die Sonderbehörde der
Vereinten Nationen bewilligte auf dem Schweizer Kongress
die Zuweisung eines Frequenzbandes von 4,2 bis 4,4
GHz für drahtlose Avionik-Intra-Kommunikationssysteme
(WAIC). Das hat zur Folge, dass „die schweren und teuren
Kabelsysteme, wie sie in Flugzeugen verwendet werden,
durch drahtlose Systeme ersetzt werden können“, wie die
ITU in einer Presseerklärung schrieb.
„Nach so vielen Jahren Arbeit war die Erleichterung riesengroß. Es war ein emotionaler, glücklicher Moment“, erinnert
sich Schwark. Er hatte sich die ganze Zeit über für kabellose Flugzeuge eingesetzt und die Beiträge koordiniert, die
von den 48 Mitgliedern der „Europäischen Konferenz der
Verwaltungen für Post und Telekommunikation“ bei über
zehn Vorbereitungsmeetings zur Weltfunkkonferenz eingebracht wurden. „Wir haben so lange gebraucht, weil
der Regulierungsprozess für Änderungen mit weltweiten
Auswirkungen sehr langwierig ist“, erläutert Schwark. „Die
ITU ist eine Behörde der Vereinten Nationen, deshalb werden alle Entscheidungen im Konsens getroffen. Das erfordert sehr viel Zeit.“
Die erste
BusinessClass-Kabine
der A350 XWB
von Finnair
17
DER QUANTEN
iStock
Mit einem neuen Spezialisten-Team will Airbus Defence and Space das gigantische
Potenzial des Quantencomputing erschließen und für die Luft- und Raumfahrt nutzen
Paolo Bianco,
Airbus Defence
and Space
I
ch denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass niemand die Quantenmechanik versteht“, sagte Physiker
und Nobelpreisträger Richard Feynman 1964 und
brachte damit auf den Punkt, wie schwer begreiflich für
uns die Vorstellung ist, ein Teilchen könnte sich an zwei
Orten gleichzeitig befinden oder von einem Ende des
Universum ans andere „teleportiert“ werden. Dabei sind
solche Vorgänge nach den Gesetzen der Quantenphysik
im subatomaren Bereich durchaus möglich. Heute rücken
die praktischen Anwendungen dieser Phänomene immer
näher. Ein Beispiel ist das Quantencomputing.
Anders als heutige Rechner mit ihren Siliziumchips basieren
Quantencomputer auf „Qubits“, deren Atome sich gleichzeitig in zwei unterschiedlichen Zuständen (wie 0 und 1)
18
befinden können. Die Kombination oder Überlagerung
(„Superposition“) dieser Qubits lässt ihre Rechenkapazität
exponentiell wachsen: 10 Qubits entsprechen 1.000 herkömmlichen Bits, 300 Qubits so vielen Bits, wie es Atome
im Universum gibt.
„Ein Quantencomputer bräuchte nur wenige Wochen für
eine Berechnung, mit der ein herkömmlicher Computer
Jahrmillionen beschäftigt wäre“, sagt Michael Hoche,
Informatiker bei Airbus Defence and Space. Er gehört zu
dem Team, das sich seit Ende 2015 im walisischen Newport
mit dem Thema Quantencomputing beschäftigt.
Die mächtigsten Länder liefern sich heute schon ein
Wettrennen darum, diese Technologien zu beherrschen.
„Und Europa liegt vorn“, sagt Paolo Bianco, Manager für
WAS KANN QUANTENCOMPUTING
IN DER LUFTFAHRT BEWIRKEN?
Quantencomputing wird eine Reihe
von Problemen lösen, für die es heute
noch keine Lösung gibt, und viele
Prozesse effizienter machen.
Mächtige Technologie
Quantencomputer könnten dank ihrer gigantischen
Rechenleistung die Wechselwirkungen zwischen jedem
einzelnen Luftatom und den Flügeln oder der kompletten
Zelle eines Flugzeugs simulieren. Flugzeuge, aber auch
Satelliten oder andere Fahrzeuge ließen sich so schneller
und effizienter entwickeln. In der Werkstoffforschung könnten Wissenschaftler mit Quantencomputern neue, effizientere Materialien mit teilweise verblüffenden Eigenschaften
untersuchen, etwa transparente Metalle für wahrhaft spektakuläre Flugzeugkabinen. Cybersicherheit und Künstliche
Intelligenz sind weitere Bereiche, die erheblich von der
Quanteninformatik profitieren könnten.
Solche leistungsfähigen Quantenrechner werden zwar in den
nächsten zehn oder sogar zwanzig Jahren noch nicht zur
Verfügung stehen, doch ihre Entwicklung ist unaufhaltsam.
Schon heute wird an der Hardware und Software gearbeitet,
und die ersten experimentellen Maschinen wie der D-Wave
2X stellen schon ihre Fähigkeiten unter Beweis. „Airbus will
diese Technologie als einer der Pioniere aufgreifen, und
dazu müssen wir schon jetzt mit der Forschung beginnen“,
erklärt Simon Fisher, Systemingenieur im neuen Team.
Quantencomputing soll im Unternehmen nach und nach
immer weiter verbreitet werden, zunächst durch Airbus
Defence and Space und dann konzernweit. Fisher erläutert,
dass das Unternehmen keine eigenen Quantencomputer
entwickeln möchte. Ziel ist es, vorhandene Systeme für die
spezifischen Probleme der Luft- und Raumfahrtbranche
anzupassen, insbesondere für solche, die die Verarbeitung
und Speicherung riesiger Datenmengen erfordern. Das
enorme Potenzial von Quantencomputern lässt sich nur mit
besonderen Algorithmen nutzen. Diese Lösungen zu verstehen und zu entwickeln, ist daher einer der Schwerpunkte
des Teams in Wales.
In diesem bahnbrechenden Bereich der technischen und
wissenschaftlichen Entwicklung werden ständig neue
Fortschritte gemacht. Das Team will deshalb Partnerschaften
mit den in diesem Bereich führenden Unternehmen und
Universitäten schließen, um deren Technologien zu untersuchen. Dazu zählt Q20:20, das erste Netzwerk von 20-QubitQuantencomputern. Es wird derzeit von der Quantum Group
an der Universität Oxford entwickelt – der europaweit führenden Institution auf diesem Gebiet.
Quantencomputing passt perfekt zur Kultur der Innovation
und Digitalisierung bei der Airbus Group und eröffnet wichtige Möglichkeiten für die Zukunft. Fisher ist überzeugt, dass
diese Technologie so mächtig ist, weil sie auf der immensen
Rechenleistung der Natur beruht: „Wir werden mithilfe des
Quantencomputing Lösungen für Probleme finden, die wir
uns heute noch gar nicht vorstellen können.“
Nuño Dominguez
BIG DATA
SUCHEN
LUFTFAHRZEUGE
& SYSTEME
DESIGNEN
NEUE
MATERIALIEN
DESIGNEN
FEHLER BEI
KOMPLEXER
SOFTWARE
BESEITIGEN
EINSTEINS
SPUK-THEORIE
Die Quantenphysik ist so komplex, dass sie sogar Albert Einstein verwirrte. Anfang des letzten
Jahrhunderts war der deutsche Physiker einer der
Pioniere der Quantenmechanik, eines Zweigs der
Physik, der das Verhalten von Molekülen, Atomen
und ihrer Bestandteile erklärt. Eine der merkwürdigsten Erscheinungen in dieser mikroskopischen
Welt ist die „Verschränkung“: Zwei Teilchen können so miteinander verbunden sein, dass bei einer
Änderung eines dieser Teilchen automatisch auch
das andere geändert wird – im selben Moment, und
auch dann, wenn das andere Teilchen sich auf der
anderen Seite des Universums befindet. Einstein
beschrieb diesen Effekt als „spukhafte Fernwirkung“
und widmete einen Teil seiner Laufbahn der Suche
nach einem Gesetz, das ein Element der Gewissheit
in diese anscheinend vom Zufall beherrschte Welt
bringen würde. Hierauf bezieht sich sein berühmtes
Diktum „Gott würfelt nicht“: Es könne nicht sein,
dass die Quantenwelt auf reinem Zufall beruhe.
Aktuelle Versuche mit verschiedenen verschränkten
Teilchen haben jedoch gezeigt, dass das für Einstein so spukhafte Phänomen tatsächlich existiert.
Albert Einstein versuchte bis zu seinem Lebensende,
eine „Weltformel“ aufzustellen, um die physikalischen
Gesetze der sichtbaren Welt mit den sonderbaren
Regeln des subatomaren Reichs in Einklang zu
bringen. Diese Aufgabe ist bis heute nicht gelöst,
was zeigt, wie beschränkt unser Wissen von der
Quantenmechanik immer noch ist. Laut Paolo Bianco
ist das aber kein Hindernis: „Wir sind Konstrukteure. Wir können die Quantenphysik nutzen, ohne
theoretisch ganz zu verstehen, warum sie so ist, wie
sie ist.“ Ähnlich sei dies bei der Supraleitung – ein
Phänomen, das „noch nicht ganz erklärt wurde, aber
schon heute täglich praktisch angewendet wird“.
INNOVATION
DIE FASZINIERENDE WELT
globale Forschungs- und Technologiekooperationen bei
Airbus Defence and Space. Eines der Hauptziele seines
Teams wird es sein, sämtliche Technologien mit Bezug
zur Quantenmechanik – von der Kommunikation über die
Kryptographie bis hin zur Informatik – auf Anwendungen
zu untersuchen, die den Rang des Unternehmens als
Weltmarktführer in der Luft- und Raumfahrt in den kommenden Jahrzehnten sichern werden.
19
iStock
DROHNEN STOPPEN
LEICHT GEMACHT
Professor Werner
Wiesbeck, KIT
es sich um eine autonom fliegende Drohne handelt – das
GPS-Signal gestört. In beiden Fällen wird das unbemannte
Flugobjekt am Weiterfliegen gehindert.
Warum diese Schutzmaßnahmen wichtig sind, schildert
Meinrad Edel, Vertriebsmanager bei Airbus Defence and
Space, an einem Beispiel: „Wenn heute jemand versucht,
eine Drohne, an der eine Bombe befestigt ist, in die mit
70.000 Menschen besetzte Allianz Arena in München zu
steuern, gibt es nichts, was ihn daran hindern könnte.“ Es
sei nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert. „Es ist zu
billig und zu einfach. Jedes Kind kann eine Drohne fliegen.“
Sie liefern spektakuläre
Filmaufnahmen, leisten schwebend
Katastrophenhilfe oder sammeln
wichtige Daten für die Wissenschaft:
Drohnen. Weil die Mini-Flugobjekte
aber immer öfter auch beim
Spionieren oder Schmuggeln ertappt
werden, hat Airbus Defence and
Space ein Abwehrsystem entwickelt
D
Drohnen vom Himmel holen
20
Immer öfter fliegen unbemannte
Flugobjekte über Stadien. Da es
keine Sicherheitsvorkehrungen gibt,
wächst die Angst vor Anschlägen.
Auch Professor Werner Wiesbeck vom Karlsruher
Institut für Technologie (KIT) plädiert für mehr Schutz vor
Drohnenangriffen. Er ist einer der profiliertesten deutschen
Wissenschaftler auf dem Gebiet der Hochfrequenztechnik
und hat sich intensiv mit den Risiken auseinandergesetzt,
die von unbemannten Flugobjekten ausgehen. „Im Moment
wird viel zu wenig getan“, findet er. In der Europäischen
Union werde zwar diskutiert, eine Führerscheinpflicht für
bestimmte Drohnen einzuführen, aber das sei nicht ausreichend. „Wenn jemand eine Drohne für eine Straftat
missbrauchen will, dann wird er das tun – mit oder ohne
Führerschein.“ Wiesbeck ist für eine Registrierungspflicht –
wie sie in den USA bereits eingeführt wurde – und eine
Kennzeichnung für alle Drohnen. Soll heißen: Jedes unbemannte Flugobjekt soll mit einem Chip ausgestattet werden, auf dem alle wichtigen Daten zu Identität und Position
gespeichert sind. „Und wenn sich eine Drohne, die ihre
Identität nicht sendet, einer Flugverbotszone nähert, muss
sie gestoppt werden“, so Wiesbeck.
Zu dieser Einsicht sind mittlerweile auch viele Behörden
und Unternehmen gelangt. Das Interesse am System von
Airbus Defence and Space ist deshalb groß. Raffinerien,
Filmstudios, Verteidigungsministerien, Innenministerien
und Sicherheitsfirmen haben Anfragen gestellt, und ein
Unternehmen aus dem Energiesektor hat das System
bereits gekauft, um eines seiner Kernkraftwerke zu schützen. Und das Interesse wird in Zukunft eher noch steigen.
Denn jeden Monat werden um die 300.000 Freizeitdrohnen
weltweit verkauft, deren Technik immer ausgefeilter wird.
Tendenz steigend. „Hier liegt der entscheidende Vorteil
unseres Abwehrsystems“, erklärt Edel: „Bei uns sitzen
Spezialisten im Bereich Radar, Optronik, elektronische
Kriegsführung und der entsprechenden Software unter
einem Dach. So sind wir in der Lage, unser System immer
wieder weiterzuentwickeln und schnell an den technischen
Fortschritt anzupassen.“
Beata Cece
INNOVATION
Ein Führerschein reicht nicht
ie Sicherheitsleute von US-Präsident Barack Obama
staunten nicht schlecht, als sie letztes Jahr im Garten
des Weißen Hauses einen ungebetenen Gast entdeckten. Eine kleine Drohne war abgestürzt – ausgerechnet vor der Haustür des mächtigsten Mannes der Welt.
Wenige Monate später wurde in Japan ein Mann festgenommen, der eine radioaktive Drohne auf den Amtssitz von
Ministerpräsident Shinzo Abe gesteuert hatte. Und auch
wenn es schon einige Jahre her ist, erinnern sich die deutschen Leser sicher noch an die Bilder einer überraschten
Angela Merkel, der bei einer Wahlkampfveranstaltung eine
Mini-Drohne vor die Füße plumpste.
Drohnen sind zum Massenprodukt geworden. 2015 gab
es in Deutschland eine Millionen Drohnen, in den USA
waren es vier Mal so viele. Da überrascht es nicht, dass
sie immer häufiger für Ärger sorgen. Sie kommen nicht nur
Staatsoberhäuptern gefährlich nahe, sondern machen auch
Flughäfen unsicher oder werden bei Spionageflügen über
Kernkraftwerken gesichtet. Airbus Defence and Space hat
deshalb ein System zur Drohnenabwehr entwickelt, das
Anfang 2016 auf der „Consumer Electronics Show“ (CES) in
Las Vegas erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Das
intelligente System spürt mithilfe von Infrarotkameras, RadarTechnologie und einer hoch entwickelten Sensorik fliegende
Objekte in einem Radius von bis zu zehn Kilometern auf.
Wird eine Drohne entdeckt und als Gefahr eingestuft, gibt
es zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Funkverbindung
zwischen Piloten und Flugobjekt unterbrochen oder – wenn
Meinrad Edel, Airbus
Defence and Space
21
Joachim Zettler
EINDRUCK
ÜBERZEUGT
K
ürzlich machte APWorks Schlagzeilen.
Das Unternehmen stellte die weltweit
größte bionische Kabinentrennwand
aus dem 3D-Drucker vor. Für Fluggäste
wird sich durch diese Innovation nicht viel
verändern. Sie werden ihre Aufmerksamkeit
auch in Zukunft wohl eher der Suche nach
freien Gepäckfächern widmen als diesem
„Raumteiler“. Trotzdem handelt es sich bei
dem 3D-Druckerezugnis um eine beachtliche Innovation. Die mithilfe bahnbrechender Konstruktionstechnologien entwickelte
Trennwand ist 30 Kilogramm leichter als
ihre Vorgänger, und sie gibt einen kleinen
Vorgeschmack auf das, was die Luft- und
Raumfahrtindustrie erwartet, wenn sie
sich wirklich auf den 3D-Druck einlässt.
Ein Verfahren, das auch als Additive Layer
Manufacturing (ALM) bekannt ist.
APWorks entstand als Spin-off von
Airbus Group Innovations und leistete
zunächst technische Unterstützung für die
„Airbus Technology Licensing“-Initiative.
Joachim Zettler, ein auf computerunterstützte Fertigungstechnologien spezialisierter Ingenieur des Teams, erhielt damals
über das Innovation-Nursery-Programm
22
APWorks ist auf
den metallischen
3D-Druck für die
Bereiche Robotik,
Maschinenbau,
Automotive,
Medizintechnik und
Luft- und Raumfahrt
spezialisiert
Bionische Struktur
der Trennwand
Bionische Hülle
der Trennwand
Sitz für Flugpersonal
Teil des Motorrads lässt sich sowohl virtuell
in der CAD-Umgebung als auch am realen Objekt entnehmen“, erklärt Zettler. „Der
Kunde kann so den ursprünglichen Rahmen
mit der speziell für die ALM-Fertigung optimierten Konstruktion vergleichen. Am greifbaren Objekt wird deutlich, wie wir durch
eine filigrane Struktur, die sich nur mit hochfesten Leichtmaterialien wie Scalmalloy®
erreichen lässt, Gewicht einsparen.“ Doch
es geht nicht nur um den Showeffekt. Die
technischen Daten des Bikes, das in weniger als drei Sekunden von Null auf 80km/h
beschleunigt, haben auch das Interesse
von Motorradexperten geweckt. „Und es ist
eine Anregung für alle unsere Kunden, aus
bewährten Denkmustern auszubrechen“,
fügt Zettler hinzu.
Derzeit entwickelt APWorks den ersten ausschließlich im 3D-Druckverfahren hergestellten Plattenwärmetauscher, der erheblich
mehr Leistung bringt als Vergleichsprodukte
am Markt. Er eignet sich für Anwendungen in
den Bereichen Robotik oder Automotive und
sogar für die Serienfertigung. Zettler erzählt:
„Was als reine Konzeptstudie gedacht war,
weckte bei einer Marketing-Präsentation das
Interesse eines unserer Kunden, der sagte:
Ok, nettes Design, aber jetzt möchte ich das
Produkt sehen. Und wir dachten: Oh Gott,
jetzt müssen wir das tatsächlich bauen!“
APWorks sieht der Entwicklung des
3D-Drucks in der Industrie optimistisch
entgegen. 2013, in seinem ersten Jahr,
erwirtschaftete das in Ottobrunn ansässige
Unternehmen 300.000 Euro – im vergangenen Jahr waren es bereits 2,8 Millionen
Euro. Um die Kundennachfrage zu bedienen, plant APWorks Niederlassungen im
Silicon Valley und in Großbritannien. „Der
3D-Druck wird die Industrie definitiv verändern“, so Zettlers Prognose. „Die Airbus
Group hat sehr viele Initiativen in diesem
Bereich und teilt unsere Vision.“
Jess Holl
Bilfinger / Alpensektor
DIESER
der Airbus Group Mittel, um fortschrittliche Fertigungsmethoden zu erforschen.
Ein weiteres Projekt der von Otto Gies
geleiteten Nursery war die Entwicklung
der bahnbrechenden Aluminiumlegierung
Scalmalloy®, die fast so fest ist wie Titan.
Nach Projektabschluss übernahm APWorks
die Scalmalloy®-Technik und besaß damit
neben ALM-Knowhow nun auch ein einzigartiges neues Konstruktionsmaterial.
Mit Gies als Vorstandsvorsitzenden und
Zettler als CEO spezialisiert sich APWorks
auf den metallischen 3D-Druck und deckt
die komplette Wertschöpfungskette ab.
„Wir ändern die Konstruktion von Bauteilen,
um sie im 3D-Druckverfahren herstellen
zu können“, sagt Zettler. APWorks macht
bewährte Innovationen aus der Luft- und
Raumfahrt für andere Branchen zugänglich. Das fördert den Ideenaustausch. „Bei
meinen Gesprächen mit Kunden außerhalb des Luft- und Raumfahrtgeschäfts
erfahre ich viel über ihre Bedürfnisse und
die Marktanforderungen“, so Zettler. „Und
ich kann diesen Input teilweise an die
Engineering-Teams von Airbus weitergeben,
die dadurch Probleme, die in Zukunft auftreten könnten, rechtzeitig erkennen können.
Die Entwicklungsgeschwindigkeit in anderen Märkten unterscheidet sich stark von
der in großen Unternehmen wie Airbus.
Einige benötigen vom Entwurf bis zum ersten Prototyp eines Teils, das anspruchsvollen und starken Belastungen ausgesetzt
ist, gerade einmal zwei Wochen. „Und da in
unserer jungen Branche noch niemand weiß,
wie das optimale Design aussehen muss,
sind neben dem Konstruktionsprozess
immer auch Forschung und Entwicklung
erforderlich“, so Zettler.
Die Projekte des Unternehmens sind üblicherweise vertraulich. Um Innovationen
trotzdem öffentlichkeitswirksam zu vermitteln, hat sich APWorks entschieden, ein fahrtüchtiges Motorrad auszudrucken. „Jedes
Großaufnahme eines Teils
aus dem 3D-Drucker
INNOVATION
Wolfram Schroll
APWorks macht Eindruck: Die auf 3D-Druck
und moderne Werkstoffe spezialisierte
Airbus-Group-Tochter gestaltet die Zukunft
der Luft- und Raumfahrt entscheidend mit
23
iStock
Neue Marktakteure mit
innovativen Geschäftsmodellen
haben für mächtig Bewegung
im Raumfahrtsektor gesorgt.
Deshalb steigert jetzt auch
Airbus Defence and Space
das Innovationstempo
24
MAKING IT FLY
DER NEUE
WETTLAUF
INS ALL
25
Geoff Poulton
„In der Raumfahrtbranche zeigt
sich jetzt mehr Risikofreude, und
es gibt neue und durchaus
effektive Finanzierungsmodelle
und Ansätze für den Bau
von Raumfahrzeugen.“
26
François Auque
ONEWEB:
INTERNET
FÜR ALLE
Nur jeder zweite Mensch auf der Welt
hat Internetempfang. Das soll sich jetzt
ändern. Airbus Defence and Space und
OneWeb wollen mit einem Netz aus insgesamt 900 Mikrosatelliten – jeweils 150 Kilogramm schwer – für einen zuverlässigen
weltweiten Internetempfang sorgen. Bisher waren Satelliten alles andere als Massenware, doch nun will Airbus Defence
and Space bis zu vier pro Tag produzieren. Bei den ersten Starts im Jahr 2018
werden Sojus-Trägerraketen (mit 32 bis
36 Satelliten) und Ariane 5 (mit bis zu
60 Satelliten) eingesetzt werden. Jeder
Satellit soll mit seinem eigenen elektrischen Antriebssystem auf einen Orbit in
1.200 Kilometern Höhe gelangen. Ihre
Daten werden die Satelliten über 50 große Bodenstationen, sogenannte Gateways, übertragen.
REVOLUTION IN
DER SATELLITENPRODUKTION
Niemand hat jemals
einen Satelliten an nur
einem Tag gebaut.
Wir werden jeden Tag
mehrere bauen
ADELINE ALS
WIEDERVERWENDBARE
TRÄGERKOMPONENTE
Das wiederverwendbare, an beliebige Trägerraketen
anpassbare Wiedereintrittsmodul Adeline soll 2025
erstmals starten. Mit ihm können Antriebssystem und
Avioniksystem rückgewonnen, aufgearbeitet, und
wiederverwendet werden. Dieses Recycling sorgt
dafür, dass 70 bis 80 Prozent des Gesamtwerts der
Rakete gerettet werden können. Das Modul unten am
Rumpf der Rakete wird auf einer bestimmten Höhe von
der Nutzlast und dem leeren Treibstofftank abgetrennt,
bevor es in die Erdatmosphäre zurückkehrt. Dabei
schützt ein Hitzeschild Triebwerke und Avionik.
Adeline landet wie ein UAV mit speziellen Winglets und
entfaltbaren Propellern auf einer normalen Landebahn
– und ist bereit für den nächsten Einsatz.
VOLLSTÄNDIGE
ABDECKUNG
Internet für jeden,
überall auf der Welt
SATELLITENKONSTELLATION
IN ERDNAHER
UMLAUFBAHN
HighspeedInternetverbindung
vergleichbar mit der
Geschwindigkeit von
Glasfaser-Netzen
Polo Garat / Odessa / Picturetank
IN-ORBIT-DIENSTE:
SCHLEPPERFAHRZEUG
Neben Trägersystemen untersucht Airbus Defence
and Space auch, wie es seine Kompetenz bei Elektroantrieben für wiederverwendbare Schlepperfahrzeuge im Weltraum nutzen kann. Im Januar 2016
startete die Division mit der ESA ein Entwicklungsprojekt für ein autonomes Schlepperfahrzeug. Dieses
Fahrzeug soll die Satelliten dort abholen, wo sie von
einer Trägerrakete im erdnahen Orbit ausgesetzt wurden, und sie dann zu ihrem Einsatzorbit verfrachten.
Anschließend kehrt das Schlepperfahrzeug zum Parkorbit zurück, wo es für die nächste Mission bereitsteht. Da Satelliten so keinen eigenen Antrieb mehr
bräuchten, wären sie leichter, einfacher und günstiger
zu produzieren. Mit einem Roboterarm könnte das
Schlepperfahrzeug zudem verschiedene Frachtgüter
verladen und somit auch Weltraumschrott sammeln
und entsorgen. Das erste Schlepperfahrzeug könnte
im Jahr 2021 starten.
MAKING IT FLY
Das gleiche gelte für wiederverwendbare Träger­
raketen, die als Konzept zwar schon seit Jahr­
zehnten existieren, doch bei Airbus Defence and
Space, SpaceX und United Launch Alliance erst
jetzt tatsächlich kurz vor dem Einsatz stehen. Seit
2010 arbeitet Airbus Defence and Space an seinem
Raketenprogramm Adeline (ADvanced Expendable
Launcher with INnovative engine Economy), bei
dem die Haupttriebwerke und das Avioniksystem
rückgewonnen und aufgearbeitet werden können.
Angesichts der Tatsache, dass damit 70 bis 80
Prozent des Gesamtwerts der Rakete gerettet
würden, könnte dies die Preise für Weltraumflüge
stark beeinflussen.
Das Unternehmen arbeitet auch an neuen
In-Orbit-Diensten. So gibt es die Idee, ein kleines
Schlepperfahrzeug im Weltraum zu „parken“,
das Satelliten im Orbit reparieren, betanken und
neuausrichten kann und auch als wiederverwendbare
Oberstufe für Trägerraketen einsetzbar ist. Das
Konzept: Nachdem der Schlepper den Satelliten
dort abgeholt hat, wo er vom Träger ausgesetzt
wurde, verfrachtet er ihn in den Einsatzorbit, kehrt
anschließend in seinen Parkorbit zurück und wartet
dort auf die nächste Trägerrakete. Diese Trägerrakete
bräuchte dann keine Oberstufe. „Das würde die
Kostenrechnung sowohl für Träger als auch für
Satelliten komplett verändern“, erklärt Auque.
Auch wenn die jüngsten Entwicklungen den
Raumfahrtsektor
durcheinanderwirbeln,
ist
Auque der Meinung, dass ein gewisses Gefühl
für Proportionen erhalten bleiben muss. „Was die
Budgets betrifft, spielen NASA, Pentagon und ESA
immer noch in einer ganz anderen Liga als der
Privatsektor. Weltraumsysteme sind zum großen Teil
immer noch auf öffentliche Kunden ausgerichtet, und
das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Das
heißt aber nicht, dass wir unsere Arbeitsweisen nicht
ändern können.“ Das früher weit verbreitete Motto
„Scheitern ist keine Option“ habe Innovationen
ausgebremst, meint Auque. „Jetzt stellen wir aber
fest, dass wir größere Risiken in Kauf nehmen und
akzeptieren müssen, dass ein Fehlschlag tatsächlich
ein Schritt zum Erfolg sein kann.“
INNOVATIONEN
Thinkstock
F
ür eine Branche, die einige erstaunliche und
bahnbrechende Resultate hervorgebracht
hat, zeigte sich der Raumfahrtsektor bisher
mitunter recht konservativ. Risikoscheu und auf
absolute Sicherheit aus, war er vor allem von langen Entwicklungszeiten geprägt. Doch jetzt brechen
neue Zeiten an, denn der wachsende Wettbewerb
bringt neue Ideen und Geschäftsmodelle hervor, die Innovationen vorantreiben. Eine schnellere Entwicklung und Umsetzung ist angesagt,
„und dafür muss man den einen oder anderen
bislang unumstößlichen Grundsatz eiskalt über
Bord werfen“, sagt François Auque, Leiter von
Space Systems bei Airbus Defence and Space.
„In der Raumfahrtbranche zeigt sich jetzt mehr
Risikofreude, und es gibt neue und durchaus effektive Finanzierungsmodelle und Ansätze für den Bau
von Raumfahrzeugen.“
So beauftragte das noch junge Unternehmen
OneWeb Airbus Defence and Space im Juni 2015
mit dem Entwurf und Bau von über 900 Satelliten,
die als Konstellation für Internetzugang auf der
ganzen Welt sorgen sollen. Die ersten Starts sollen
bereits 2018 stattfinden. „Wir werden eine ganz neue
Montagelinie aufbauen müssen, die den klassischen
Montageräumen für geostationäre Satelliten in
nichts ähnelt“, erklärt Auque. „Die Beschaffungsund Lieferkette, die wir dann brauchen, wird mit
den bekannten Konzepten in der Raumfahrt in
keiner Weise vergleichbar sein.“ Und OneWeb
ist nicht der einzige Betreiber, der das Internet für
jedermann zugänglich machen will: Das GoogleProjekt Loon hat ein Netzwerk aus solarbetriebenen
Riesenballons in 20 Kilometern über der Erde zum
Ziel. Und auch SpaceX-Gründer Elon Musk hat
Pläne für eine eigene Satellitenkonstellation.
Auch wenn das alles recht revolutionär klingt, ist
das Konzept laut Auque nichts Neues, denn den
Neueinsteigern in der Raumfahrtindustrie gehe es
weniger um radikal neue Technologien als vielmehr
um neue Wege der Umsetzung. „Als Idee gibt es
Satellitenkonstellationen schon lange. Aber jetzt
werden sie tatsächlich geschaffen!“, so Auque. „Es
geht eher darum, Bestehendes in Weltraumsysteme
zu integrieren statt neue Ideen für
die Raumfahrt zu entwickeln.“
27
Die Gründung von Airbus Helicopters Industries Romania
(AHIR) ist da nur ein logischer Schritt. Die 2015 gegründete und hundertprozentige Unternehmenstochter wird sich
gänzlich auf die Produktion der H215 konzentrieren.
Airbus Helicopters
in Rumänien
Airbus Helicopters hat in Rumänien bereits umfangreiche
Erfahrungen gesammelt: 2002 gründete das Unternehmen
mit dem nationalen Industrieakteur IAR das Customer Centre
Airbus Helicopters Romania (AHRO). Airbus Helicopters
hat das Portfolio, das bisher Vertrieb, Wartung und Retrofit
umfasste, nun um die Serienproduktion erweitert. Das Ziel:
den besten Hubschrauber zum besten Preis zu produzieren.
„Um das zu erreichen, haben wir ein neues Produktionskonzept
und eine Standardkonfiguration eingeführt“, erklärt Hubert
Vivet, Programmmanager für die Super Puma. In Brașov
entstehe im Moment ein moderner Fertigungsstandort, an
dem sich 300 Mitarbeiter der H215 widmen werden. „Dort
werden wir eine moderne Moving Line haben, mit kürzeren
Durchlaufzeiten und niedrigeren Fertigungskosten. Davon
profitieren die Kunden natürlich“, so Vivet weiter. „Die ersten
Auslieferungen finden voraussichtlich 2017 statt.“
Künftig könnte die H215 die russischen Hubschrauber Mi-8
und Mi-17 ersetzen, die in Osteuropa, Afrika, Lateinamerika
und Asien zu hunderten in Arbeits- und Logistikeinsätzen sowie
zur Unterstützung von Friedensmissionen unterwegs sind. Auf
diesen Märkten spielen finanzielle Überlegungen eine grundlegende Rolle. Mit ihrer bemerkenswerten Wirtschaftlichkeit
sowie ihren niedrigen Betriebs- und Wartungskosten könnte
die H215 hier die Karten neu mischen.
Bis zu 15 Maschinen im Jahr
ERFOLG AUF
Große Veränderungen zeigen sich auch in der Produktions­
strategie, denn noch nie zuvor hat Airbus Helicopters einem
Tochterunternehmen das gesamte Programmmanagement
für einen Hubschrauber überlassen – vom Einkauf über
bestimmte Entwicklungsaktivitäten, Fertigung und internationalen Verkauf bis hin zu einigen Supportleistungen. In Brașov
könnten jedes Jahr 15 Maschinen des Typs H215 das Werk
H215
Die H215, früher bekannt als AS332 C1e in der
kurzen und als AS332 L1e in der langen Version, hat das Erfolgsgen der Super Puma geerbt.
Die leichte Maschine mit leistungsstarken Triebwerken ist eine einzigartige Kombination aus
Reichweite, Performance, Schnelligkeit und
Transportkapazität. In der kurzen Version für
Arbeitseinsätze kann sie 4,5 Tonnen Last per
Winde transportieren, in der mehrrollenfähigen
Langversion bis zu 22 Soldaten oder 19 Passagiere. Die H215 ist zudem außerordentlich
zuverlässig und bietet neben einem modernen
Avioniksystem einen Vier-Achsen-Autopiloten,
den sie von der H225 als Vorreiterin auf diesem
Gebiet geerbt hat.
verlassen, das sind etwa 15 bis 20 Prozent des jährlichen
Ersatzbedarfs für die Mi-8 und Mi-17. Mit der Gründung
eines neuen Produktionsstandorts in Rumänien will Airbus
Helicopters eine konkurrenzfähige Produktionsbasis
schaffen und die Lieferfristen optimieren. So könnte das
Unternehmen einen Markt erschließen, auf dem sich seine
Produkte bislang nur schwer durchsetzen konnten.
Alex March
R MÄNISCH
28
D
er Hubschraubermarkt verändert sich
schnell, die Kunden erwarten immer
konkurrenzfähigere Preise und das bei
gleichbleibender Qualität und Sicherheit.
Airbus Helicopters muss der Konkurrenz
deshalb immer einen Schritt voraus sein –
dabei aber die gewohnten Bestleistungen
bringen, denen das Unternehmen seine
Marktführerschaft verdankt.
Lorette FABRE
Airbus Helicopters hat einen neuen
Plan für die Produktion seiner
Hubschrauber entwickelt. In der
H215-Produktionsstätte in Rumänien
wird diese Strategie gelebt
Am 17. November 2015
begann Airbus Helicopters mit
dem Bau einer neuen Fabrik
im rumänischen Brașov
PERFORMANCE
Lorette FABRE
Bester Hubschrauber zum besten Preis
29
master films / JB. ACCARIEZ
NEUE TECHNOLOGIEN HELFEN LEBEN RETTEN
Die Airbus-Stiftung nutzt
Produkte und Ressourcen aus
allen Unternehmensbereichen,
um Hilfsorganisationen zu
unterstützen. Das umfasst:
kommerzielle und militärische
Flugzeuge, Hubschrauber,
und Satellitenbilder. In
Zukunft wird die Foundation
auch neue Technologien
beisteuern, die sich noch in
der Entwicklung befinden.
30
E
s wäre doch fantastisch, wenn wir mit einem erschwinglichen kleinen Gerät in abgelegenen Gegenden Afrikas
den Atem von Patienten analysieren und sofort
Krankheiten wie Krebs oder Diabetes diagnostizieren könnten – ohne Blutproben nehmen zu müssen“, sagt Viktor
Fetter, Leiter des Projekts „e-nose“ bei Airbus Defence and
Space. Seine Vision könnte in nicht allzu ferner Zukunft
Wirklichkeit werden. Denn „e-nose“ wurde bereits erprobt
– an Bord der internationalen Raumstation ISS. Der
Gassensor erkennt Bakterien und Pilze, die Astronauten
gefährden und technische Systeme beschädigen könnten.
PERFORMANCE
MangoProducciones
Die Airbus Group
und die internationale
Föderation der Rotkreuzund Rothalbmondgesellschaften (IFRC)
haben ihre Partnerschaft
erweitert. Sie wollen
neue Technologien
weiterentwickeln
und in der Katastrophenhilfe einsetzen
31
master films / H. GOUSSÉ
erfolgreich erprobt. Nun folgen Tests in einem Treibhaus
in der Antarktis für das Projekt EDEN ISS, bei dem es
um die Erforschung von Anbauverfahren für eine sichere
Produktion von Nahrungsmitteln im Weltraum geht.
Eine weitere vielversprechende Anwendung: Eine neuartige Weste, die mit Sensoren ausgestattet ist, verspricht
großen Nutzen für Katastrophenhelfer. Das Sensorsystem
könnte den physischen und kognitiven Zustand der Helfer
messen und bewerten. So könnte festgestellt werden, ob
sie zusätzliche Unterstützung benötigen.
„Wir haben mit der Airbus Group schon oft in der
Katastrophenhilfe zusammengearbeitet“, erklärt Shaun
Hazeldine, Head of Innovation bei der IFRC. „Jetzt wollen wir noch stärker kooperieren, um Technologien zu
ermitteln, die sich für humanitäre Zwecke einsetzen lassen.“ Wie stark diese Partnerschaft ist, zeigte sich im April
2015, als ein Erdbeben der Stärke 7,8 auf der Richterskala
Nepal erschütterte und 8.000 Menschen tötete. Airbus ließ
Ausrüstung und Lebensmittel einfliegen, Airbus Helicopters
stellte Hubschrauber für die betroffenen Gebiete bereit,
und Airbus Defence and Space half mit Satellitenbildern,
das Ausmaß der Schäden zu beurteilen.
„Die
Airbus
Foundation
organisiert
regelmäßig
Hilfseinsätze mit Fluggesellschaften und nichtstaatlichen
Organisationen, um die Opfer von Naturkatastrophen in
Airbus-Group-CEO Tom Enders und IFRCaller Welt mit Hilfsgütern und Ausrüstung zu versorgen“,
Generalsekretär Elhadj As Sy unterzeichneten
sagt Andrea Debbane, Executive Director der Airbus
im November 2015 eine Absichtserklärung
Foundation. Diese Zusammenarbeit wird jetzt intensiviert.
Im November 2015 vereinbarten Tom Enders, Vorsitzender
der Airbus Foundation und CEO der Airbus Group, und
IFRC-Generalsekretär Elhadj As Sy, ihre Kooperation ausDas Projekt zielt außerdem auf die Frage ab, wie mit
zuweiten. Sie umfasst nun auch die Weiterentwicklung
der „elektronischen Nase“ Atemgase analysiert wervon Technologien, die in der Katastrophenhilfe eingesetzt
den könnten, um Krankheiten zu erkennen. Der erste
werden könnten.
Schritt sind Tests auf der ISS, bei denen der oxidative
„Wir sehen bei vielen Technologien der Airbus Group groStress von Astronauten gemessen wird, die bei einem
ßes Potenzial. Dazu zählen zum Beispiel„e-nose“ oder
Weltraumspaziergang reinen Sauerstoff atmen. „Wir betreiTransMADDS. Diese Initiativen klinben translationale Forschung“,
erklärt Fetter. „Die Technologie,
gen vielleicht wie Science-Fiction,
die wir aus dem Weltraum zurücksind sie aber nicht“, so Hazeldine.
bringen, soll also auf der Erde
Zu den „einfach erstaunlichen“
sofort nutzbar sein, zum Beispiel
Technologien der Airbus Group,
die für die Katastrophenhilfe sehr
in Krankenhäusern.“
wertvoll sein könnten, gehört laut
Die Airbus Group und IFRC überprüHazeldine außerdem Speetect,
fen auch noch andere Technologien,
ein Verfahren zur Wasseranalyse,
um herauszufinden, ob sie für die
das Bakterien sehr schnell erkenKatastrophenhilfe genutzt werden
nen und in 20 Minuten bis zu 23
können. So arbeitet Fetters Team
Wasserproben auswerten kann.
auch an TransMADDS, einem
Shaun Hazeldine
Agata Godula-Jopek, Expertin für
innovativen tragbaren System,
Brennstoffzellen bei Airbus Group
mit dem Geräte und Oberflächen
Innovations, fallen sogar noch mehr Technologien ein,
dekontaminiert und desinfiziert werden. Das Gerät versprüht Aerosole mit Wirkstoffen wie Wasserstoffperoxid
die für humanitäre Zwecke geeignet sind. Dazu gehören
der 3D-Druck und der QuadCruiser. Das unbemannte
oder Bakteriophagen, die nur Bakterien angreifen und
Luftfahrzeug kann senkrecht starten und auf der Stelle
Oberflächen in Rekordzeit desinfizieren.
schweben. Es könnte für die Suche nach Vermissten einUrsprünglich für Weltraumsysteme entwickelt, kann
gesetzt werden oder medizinische Ausrüstung transportieTransMADDS auch im zivilen Bereich angewendet werren – und so helfen, Leben zu retten.
den wie zum Beispiel in Krankenhäusern, um Epidemien
zu bekämpfen. Das System wurde in Laborversuchen
Manuel Ansede
in Deutschland und in einem Krankenhaus in Mexiko
32
2 - Speetect, ein Verfahren zur
Wasseranalyse, das Bakterien
sehr schnell erkennen und in
20 Minuten bis zu 23 Wasserproben auswerten kann
1
3 - Shaun Hazeldine in der mit
Sensoren ausgestatteten Weste
3
PERFORMANCE
2
Julian Schubert
„Wir sehen bei vielen
Technologien der Airbus
Group großes Potenzial...
Diese Initiativen klingen
vielleicht wie ScienceFiction, sind sie aber nicht.“
1 - Viktor Fetter und eine Kollegin
testen „e-nose“ im Bodenmodell
des europäischen ISS-Forschungsmoduls Columbus
33
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ls erstes erzähle ich immer von unserem Blitzlabor,
in dem wir Flugzeugteile durch Blitze zerstören“,
sagt Rhys Phillips. „Die Aufmerksamkeit der Schüler
ist mir damit sicher.“ So beginnen sie also, die Workshops,
die Phillips zum Thema Elektrizität an Schulen hält. Was
ihn zum Experten auf diesem Gebiet macht? Als Ingenieur
des „Lightning and Electrostatic“-Teams bei Airbus Group
Innovations in Großbritannien arbeitet Phillips an innovativen Methoden, um den Blitzschutz für Flugzeuge der neuen
Generation zu verbessern. Diese Maschinen haben einen
hohen Anteil an Kohlefaserverbundwerkstoffen. Und dieses
Material leitet Elektrizität nicht so gut wie Aluminium. Der
29-Jährige ist außerdem einer der Vorsitzenden einer divisionsübergreifenden Arbeitsgruppe zum Thema ElektroStrukturverbundstoffe und sitzt im Organisationskomitee
der Internationalen Konferenz über Blitz und Statische
Elektrizität 2015. Er hat sogar eine eigene wöchentliche
Radiosendung zu Wissenschaft und Technik mit dem
Titel „Pythagoras’ Trousers“ (pythagorastrousers.co.uk)
und ist als Botschafter für die MINT-Fächer (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaft und Technik) in Schulen auf
der ganzen Welt unterwegs.
34
Für seine Schüler-Workshops arbeitet Phillips mit dem British
Council zusammen. Seit Beginn dieser Zusammenarbeit im
Jahr 2012 hat er seine interaktiven Blitz-Workshops schon in
Paris, auf Korsika, in der Region Dijon und auf Guadeloupe
gehalten. Jeder Workshop beginnt mit einer spannenden
Info-Stunde, danach haben die Schüler zwei Stunden Zeit,
um gemeinsam eine Nachrichtensendung zu erstellen.
„Phillips’ Workshops vermitteln sehr anschaulich, was ein
Ingenieur bei der Airbus Group macht“, sagt Irene Daumur,
Projektmanagerin beim British Council in Frankreich.
„Die Schüler erfahren eine Menge über die Tätigkeiten,
die Absolventen der MINT-Fächer in der Luftfahrtindustrie
erwarten. Zudem können sie ihr Englisch und ihre
Kommunikationsfähigkeit verbessern. Phillips macht ihnen
deutlich, wie wichtig diese Fähigkeiten sind.“
2015 fragte der British Council ihn für einen Mathe-Workshop
in Neukaledonien an, einer Inselgruppe im südlichen Pazifik.
Einen der Workshops hielt Phillips auf der Insel Lifou. Ihre
Bewohner – größtenteils Nachkommen der Ureinwohner
Neukaledoniens – leben nach wie vor gerne in traditionellen
Gemeindehäusern und gehen oft barfuß, nutzen aber
gleichzeitig iPods und iPads.
„Für diesen Workshop habe ich versucht, Bereiche der
Mathematik mit Alltagsbezug auszuwählen, zum Beispiel
die Berechnung der Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu
gewinnen“, sagt er. Um das Ganze interaktiv zu gestalten,
packte er die unterschiedlichen Inhalte in das Format
einer Spielshow.
„Nachdem mich der Lehrer vorgestellt hatte, sagte ich:
Wir spielen jetzt ein Spiel“, erzählt er. Zur Titelmelodie
von „Wer wird Millionär?“ begann die Gruppe „Wer wird
Mathematiker?“ zu spielen. Phillips teilte die Schüler in
Teams ein, die ganz schnell hintereinander mathematische
Fragen beantworten mussten, um Punkte zu bekommen.
„Das Spiel gleich zu Beginn hat sie motiviert und ihnen
Spaß gemacht, und sie waren gespannt darauf, was
als Nächstes kommt“, erklärt er. „Danach konnte ich
häppchenweise die Mathethemen einstreuen, die ich
vermitteln wollte.“
Wissenschaftsbotschafter wie Phillips bezeichnen solche
Präsentationen oft als „Shows“. Sie treten dabei als
Unterhalter und Lehrer auf – eine effektive Kombination,
wenn es darum geht, Wissen zu vermitteln. Und seine
Show auf Lifou begeisterte nicht nur die Schüler. Der
stellvertretende Rektor für Ausbildung in Neukaledonien,
Patrick Dion, lobte ihn in einem Brief und schrieb: „Die
Initiative hat unseren Lehrern eine spielerische und interaktive
Unterrichtsmethode aufgezeigt.“ Phillips war überrascht
von den vielen positiven Reaktionen. Einige Lehrer, die mit
der Vermittlung komplexer MINT-Themen bisher Probleme
hatten, sagten ihm nach seiner Präsentation, dass sie nun
besser verstehen, wie sie den Schülern wissenschaftliche
Themen besser vermitteln können.
Im Februar wird Phillips im Auftrag des British Council
Lehrern in Marokko zeigen, wie man MINT-Workshops
auf Englisch für Nicht-Muttersprachler hält. Er setzt sich
beharrlich dafür ein, MINT-Themen populärer zu machen.
„Es gibt nicht genug Ingenieure auf der Welt, um unsere
Wirtschaft langfristig zu sichern“, erklärt er. „Ein wesentlicher
Grund dafür, dass Kinder sich nicht für Technik interessieren
ist, dass sie nicht verstehen, wie wichtig sie ist. Deshalb
müssen wir solche Initiativen unbedingt auch in Zukunft
fortsetzen, um zu zeigen, wie cool Technik ist und worum
es in Ingenieursberufen geht.“
Jess Holl
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Baut die coolsten Papierflugzeuge
der Welt: der amerikanische
Designer Luca Iaconi-Stewart
36
PEOPLE
Bild: Collage
...
37
Adobe Illustrator, wo er die einzelnen Flugzeugteile designte
und dann zum Ausschneiden auf Papier druckte. „Ich habe
erst größere Teile wie den Rumpf, das Cockpit oder die Flügel
gebastelt und habe diese Einzelteile dann zu einem Flugzeug
zusammengefügt.“ Nach einer Pause fügt er hinzu: “Ich nehme
an, dass das bei der echten A380 auch so gemacht wird.“
Weniger Teile, mehr Nervenkitzel
Das stimmt. Auch bei Airbus werden an verschiedenen
Standorten in Europa erst einmal die Einzelteile gefertigt, die
dann im französischen Toulouse zusammengebaut werden.
Doch anders als bei Iaconi-Stewart – der akribisch an den
teils winzigen Teilen arbeitet (das kleinste misst zweieinhalb
mal einen Millimeter) – sind es in der Airbus-Produktion vor
allem die gigantischen Dimensionen, die einem den Atem
verschlagen. Das fängt schon bei der Produktionshalle an.
Denn um eine A380 zusammenzubauen braucht es viel
Platz. Genauer gesagt: 150.000 Quadratmeter. So groß ist
die Halle in Toulouse, in der aus sechs unterschiedlichen
Sektionen die gigantische A380 entsteht. Mit einer
Spannweite von knapp 80 Metern ist dieses Flugzeug
breiter als ein Fußballfeld und in der Höhe überragt es mit
gut 24 Metern ein achtstöckiges Haus. Iaconi-Stewart
verbaute 500 Teile. Eine echte A380 hingegen besteht aus
vier Millionen individuellen Teilen – allein 4.000 Schrauben
sind nötig, um beide Flügel zu befestigen. Zum Schluss wird
die Maschine dann noch lackiert. Für das Airbus-Team ist
dieser Vorgang, der zehn Tage dauert, reine Routine. Ganz
anders bei Iaconi-Stewart. „Das war nervenaufreibend“,
erzählt er. „Schließlich hatte ich nur einen Versuch.“ Zum
Glück lief alles glatt, und nach vier Tagen erstrahlte das
Miniatur-Flugzeug in den Farben von SIA.
Die asiatische Fluglinie spielt in dieser Geschichte eine
besondere Rolle, denn SIA hat nicht nur Iaconi-Stewarts
Projekt in Auftrag gegeben, sondern war 2007 auch Erstkunde
der A380. Heute verfügen 17 Airlines über A380-Flugzeuge,
und Anfang 2016 kamen die Neukunden All Nippon Airways
(3 bestellte Flugzeuge) und Iran (12 bestellte Flugzeuge) dazu.
Schon bei den Testflügen vor mehr als zehn Jahren jubelten
weltweit Millionen Menschen der A380 zu und noch immer
wirkt sie wie ein Magnet. Laut einer aktuellen Befragung
würden 65 Prozent der Passagiere einen zusätzlichen Aufwand
betreiben, um mit der A380 zu fliegen. Doch woher kommt
diese Faszination? Wahrscheinlich sind es die Gegensätze,
die das Flugzeug in sich vereint: Die A380 ist das größte
Passagierflugzeug der Welt, aber extrem leise, und trotz
eines Startgewichts von 560 Tonnen erhebt sich der Riese
scheinbar mühelos in die Lüfte. Und nicht zu vergessen der
Komfort. Die 600 Quadratmeter große Kabine erinnert an ein
luxuriöses Kreuzfahrtschiff, fast vergisst man, an Bord eines
Flugzeugs zu sein.
Auf dem Weg zum YouTube-Star
Die A380 ist also Kult und da ist es kein Wunder, dass
auch andere Luftfahrtfans ihr ein kleines Denkmal gesetzt
haben. Der Australier Ryan McNaught saß acht Monate
lang an einer Lego-Nachbildung einer Qantas-A380. Seine
Version des größten Passagierflugzeugs der Welt misst etwa
zwei mal zwei Meter und besteht aus 35.000 Legosteinen.
Über automatisierte Touch-Screen-Elemente lassen sich
Bugfahrwerk, die zwei hinteren Fahrwerksklappen und die
Luftbremsen auf dem Flügel bewegen. Am anderen Ende der
Welt steckte der Deutsche Peter Michel 3.500 Arbeitsstunden
in sein A380-Modell, das den anderen eines voraus hat: Das
knapp fünf Meter lange Modellflugzeug kann – angetrieben
von vier Mini-JetCat-Triebwerken – tatsächlich fliegen. Die
Konstruktionspläne bekam der Tüftler von Airbus.
Das Modell von Luca Iaconi-Stewart wird im wahren
Leben zwar nie abheben, aber im Internet ist er damit voll
durchgestartet. Das Werbevideo von SIA, das den Bau des
Modells zeigt, wurde seit Dezember über eine Millionen Mal
bei YouTube angeklickt. Welches Projekt er als nächstes
angehen wird, weiß Iaconi-Stewart noch nicht. Aber eines
weiß er ganz sicher, und das hat mit seinem Lieblingsflugzeug
zu tun: „Irgendwann möchte ich sehen, wie eine echte A380
gebaut wird. Das wäre fantastisch.“
Beata Cece
Das „Making of“-Video vom
A380-Papierflugzeugmodell auf YouTube:
www.youtube.com/user/singaporeair
Love since first flight
100
book
on
A380
+
Millionen
würden die A380
ihren Freunden
oder Verwandten
empfehlen
Quelle: Epinion-Umfrage unter 969 A380-Fluggästen in London Heathrow im September 2015
zum besten
Flugzeugtyp
gewählt
von
3
Alle 3 Minuten startet
oder landet eine A380
irgendwo auf der Welt
A380-Flugbegleiter
18Zoll-Komfort
in der Economy
Class
38
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Mehr als 100 Millionen der Passagiere würden
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einen Flug in der
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A380 erlebt
A380 zu fliegen
20.000
V.l.n.r: die A380-Papierturbinen, ein Business-ClassSitz und eine Sitzreihe aus der Economy Class
65 %
295.000
Flüge bis heute
3.000
A380-Piloten
100
StädteVerbindungen
47
220
A380Ziele
A380kompatible
Flughäfen
PEOPLE
L
uca Iaconi-Stewart liebt Aktenmappen. Er beschäftigt
sich stundenlang mit ihnen. Tagein, tagaus. Klingt langweilig? Ist es aber nicht. Denn er nutzt die Mappen nicht,
um Unterlagen zu verstauen, er baut Flugzeuge aus ihnen. Und
die Rede ist nicht von Papierfliegern, die jedes Kind ruckzuck
gefaltet hat. Seine Modelle sind um einiges größer und raffinierter als das. Sein neuestes Werk ist eine A380 im Maßstab
1:20. Über 500 Stunden Arbeit stecken in dem Wunderwerk,
das vor Detailverliebtheit strotzt. Mit Pappe, Pinzette und
Kleber hat der Kalifornier Unfassbares geleistet: Die Pappsitze
lassen sich zurückklappen, die Fußstützen sind beweglich und
die Sitze in der Business Class lassen sich umlegen.
Iaconi-Stewart war schon als kleiner Junge fasziniert von
Flugzeugen, und vor allem eine Maschine hatte es ihm angetan.
„Als Schüler war ich regelrecht besessen von der A380“, erzählt
er. Mit 17 Jahren flog er dann zum ersten Mal mit einer A380
von Singapore Airlines (SIA). „Damals dachte ich: So fühlt
sich Ingenieurskunst an“, erinnert sich der heute 24-Jährige.
Im selben Jahr begann er in einem Architekturkurs seiner
Highschool sein erstes Flugzeugmodell zu bauen. Warum?
Das weiß er gar nicht mehr so genau. „Wahrscheinlich, weil ich
etwas Ungewöhnliches machen und mich selbst herausfordern
wollte“, sagt er. „Außerdem konnte ich so zwei Dinge verbinden,
die mich faszinieren: die Luftfahrt und den Modellbau.“
Als er vor zwei Jahren Fotos und Videos seines Erstlingswerks
im Internet veröffentlichte, war das Echo überwältigend.
Das Magazin Wired titelte: „Lernen Sie den besten
Papierflugzeugbauer der Welt kennen“, und das OnlineMagazin CNET nannte sein Modell „das coolste Papierflugzeug
aller Zeiten“.
So wurde SIA auf Iaconi-Stewart aufmerksam – acht Jahre
nachdem er mit eben dieser Fluggesellschaft sein erstes
A380-Erlebnis hatte – und im Mai 2015 beauftragte ihn die
Airline, das größte Passagierflugzeug der Welt aus Papier
nachzubauen. Der Plan: Iaconi-Stewart sollte seine Arbeit
filmen, um mit dem Video die unterschiedlichen Sitzkategorien
von SIA zu promoten: Economy, Premium Economy, Business,
Erste Klasse und die Suiten. Begeistert machte sich IaconiStewart an die Arbeit. Schritt 1: Die Recherche. Er suchte
Fotos im Internet und stieß dabei auf der Airbus-Webseite
auf Zeichnungen der A380, die das Flugzeug von allen Seiten
zeigen. Er importierte die Pläne in das Computerprogramm
39
GEMEINSAM
ANDERS
Clevere Unternehmen fördern die Vielfalt ihrer Belegschaft. Welche Vorteile das bringt, weiß Fadi
Aloul. Er ist Professor an der American University of Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten
und hat 2015 den Preis für Vielfalt in der Ingenieurausbildung gewonnen, verliehen vom Global
Engineering Deans Council (GEDC) und der Airbus Group
Charles
Champion
von Airbus
(li.) gratuliert
Professor
Fadi Aloul bei
der GEDCPreisverleihung
40
Eine Prognose, die bei einigen der über 500 Studenten dieses größten Studiengangs der AUS zunächst auf Unglauben
stößt. Doch schon bald erleben die Studierenden aus erster Hand, wie gut ein Team mit starker Diversität zusammenarbeiten kann. Denn auch ein Sozialkompetenztraining
und ein Gruppenwettbewerb stehen auf dem Lehrplan.
„Laut Professor Fadi durchläuft ein Team immer eine
Konfliktphase“, erzählt Elektrotechnikstudent Nader
Gawish aus Ägypten. So besagt es auch eine bekannte
Theorie zur Teamentwicklung, die von vier Phasen
ausgeht: Formierung, Konflikt, Übereinkommen und
Kooperation. Die Konfliktphase kann sehr intensiv sein.
„Wir mussten uns in die anderen hinein versetzen, um uns
gegenseitig zu verstehen“, erklärt Gawish. „Nachdem wir
anfängliche Schwierigkeiten überwunden hatten, haben
wir wirklich kooperiert, Ergebnisse geliefert und sind sogar
Freunde geworden.“
Diese Erfahrung war für Gawish so wertvoll, dass er sich
bereit erklärt hat, den jährlichen Abschlusswettbewerb
des Seminars als Volontär zu unterstützen. Bei dem
Wettbewerb, an dem bereits 10.000 Studierende aus 92
Ländern teilgenommen haben, sind schon Rennwagen
mit Ballonantrieb entstanden oder Hubschrauber gebaut
worden, die sich neun Sekunden lang in der Luft halten
konnten. Und das alles mit Materialien aus dem Alltag wie
Karton, Holzstäben, CDs oder Klebstoff.
Für Aloul, den promovierten Master of Science der
University of Michigan in Ann Arbor, ist internationale
Zusammenarbeit Tagesgeschäft: Neben seiner Professur
leitet er auch das Hewlett Packard Institute an der AUS.
So hat er einen ganz besonderen Einblick in die Symbiose
zwischen Hochschule und Industrie. „Wir sind zwar
Akademiker“, sagt er, „doch möchten wir immer wissen,
was die Industrie braucht. Das Beste, was wir tun können,
ist, den Studenten das nötige Handwerkszeug für eine
produktive Arbeit nach dem Berufseinstieg mitzugeben.“
Diese Philosophie teilt er mit Charles Champion, Leiter
Engineering und Pate des Diversitätspreises bei Airbus:
„Die Airbus Group engagiert sich nachhaltig für mehr
Diversität und Inklusion in der Belegschaft und unterstützt
alle Formen der Vielfalt – wie dies durch Professor Alouls
Arbeit anschaulich demonstriert wird.“
Die Förderung von Frauen, die im Ingenieursbereich oft
unterrepräsentiert sind, spielt an der AUS eine immer
größere Rolle. Ihr Anteil liegt inzwischen bei 35 Prozent.
Catrine ElSayegh, Maschinenbaustudentin im vierten
Studienjahr, hat diese Entwicklung hautnah miterlebt.
„Anfangs fand ich es schwierig, mich in diesem auf Männer
ausgerichteten Studium zurechtzufinden“, erinnert sich
die Palästinenserin. „Doch je mehr Diversität es in einer
Gruppe gibt, desto besser sind die Ergebnisse. So steigt
nicht nur die Produktivität, sondern auch die Kreativität.“
Obschon lokal bereits länger bekannt, hat das erfolgreiche Programm erst mit dem Diversitätspreis internationale
Aufmerksamkeit gefunden. „Die Anerkennung von GEDC
und Airbus gibt unserem Programm zusätzlichen Auftrieb
und stärkt das Vertrauen in uns“, sagt Aloul. „Der Preis
verleiht uns vor allem Glaubwürdigkeit, und das macht uns
sehr stolz.“
Auf dieser Basis sucht Aloul nun neue Wege, wie sich das
in seinem Kurs erarbeitete Erfolgsrezept weiter nutzen
lässt. Er arbeitet bereits an einem Ausbildungsprogramm,
mit dem sich das Diversitätsverständnis von Professoren
und Universitäten auf institutioneller Ebene verbessern
„Wenn die Geschäftsleitung
nicht hinter der Diversität steht,
wird es lange brauchen, bis ein
Unternehmen in den Genuss
der Vorzüge einer diversifizierten
Belegschaft kommt.“
Professor Fadi Aloul
lässt. „In vielen Unternehmen besteht die Belegschaft
heute ausschließlich aus Mitarbeitern eines bestimmten
Geschlechts oder Qualifikationsprofils“, sagt er. „Wo soll
man da ansetzen?“
Für Aloul ist zuallererst das Topmanagement in der Pflicht:
„Wenn die Geschäftsleitung nicht hinter der Diversität
steht, wird es lange brauchen, bis ein Unternehmen in
den Genuss der Vorzüge einer diversifizierten Belegschaft
kommt.“ Doch je mehr Studenten wie die seinen ins
Berufsleben einsteigen, desto eher wird auch der ein oder
andere Manager die Notwendigkeit einer Fortbildung im
Bereich Diversität erkennen.
Will Cade
PEOPLE
D
iese Diskussion kennt Aloul, Professor an der
American University of Sharjah (AUS), nur zu
gut: Kaum sind die Erstsemester in seinem
Grundkurs Ingenieurwissenschaften und Informatik in
Gruppen eingeteilt, da schlagen auch schon einige davon
in seinem Büro auf und beklagen sich darüber, dass sie
nicht mit dieser Kommilitonin oder jenem Landsmann
zusammenarbeiten wollen. „Sie sind ein Team“, entgegnet er ihnen dann freundlich, aber bestimmt. „So ist das
nun mal, und am Ende des Semesters werden Sie das
toll finden.“
American University of Sharjah:
Immer mehr Frauen beginnen
hier ein Studium im Bereich
Ingenieurswissenschaften
41
Langsam aber sicher kommen die humanoiden Roboter in der Wirklichkeit an. Vor allem
in Japan gehören sie immer mehr zum Alltag. Airbus Group Innovations, die globale
Forschungs- und Technologieeinrichtung des Konzerns, baut deshalb ihr Netzwerk in
Japan aus und entwickelt dort humanoide Roboter für die Flugzeugproduktion
B
GettyImages
ei einem Einkaufsbummel im Hafengebiet von
Tokio begegnen Sie vielleicht Junko Chihira.
Sie ist ein von Toshiba gebauter menschenähnlicher Roboter und begann ihre Arbeit im Oktober 2015
am Infostand eines Einkaufszentrums. Junko begrüßt
Besucher in drei Sprachen und informiert sie über das
Veranstaltungsprogramm in Tokio. Humanoide Roboter
gehören in Japan immer mehr zum Alltag – dank sinkender
Produktionskosten und technischer Fortschritte.
Japans Premierminister Shinzo Abe rief die Unternehmen
des Landes im Mai 2015 zu einer Roboter-Revolution auf,
um „die Verbreitung von Robotern zu fördern, nicht nur in
großen Produktionsbetrieben, sondern in allen Bereichen
unserer Wirtschaft und Gesellschaft.“ Eine FünfjahresRegierungsinitiative soll den Einsatz intelligenter Maschinen
in Bereichen wie Fertigung, Lieferketten, Bau, Gesundheit
und Landwirtschaft vorantreiben.
Junko Chihira informiert die
Besucher eines Einkaufszentrums in
Japanisch, Chinesisch oder Englisch
42
„Japanische Unternehmen sind schon seit geraumer Zeit
weltweit führend auf dem Gebiet der Fabrikroboter, das sich
rasant entwickelt“, erklärt Pierre Vialettes, Leiter von Airbus
Group Innovations in Nordasien. Die besonderen Fähigkeiten
von Roboterdame Junko mögen zwar für eine Beschäftigung
in einer der Werkhallen von Airbus nicht die richtigen sein,
doch Vialettes ist überzeugt, dass Japans Fortschritte in der
Humanoidrobotertechnik wichtig sind – für die Zukunft der
Fertigungsindustrie und die Umsetzung der Konzernvision
der „Fabrik der Zukunft“. Um diese Ziele zu erreichen, ist
Vialettes in Japan am richtigen Ort und zur richtigen Zeit.
Laut dem japanischen Ministerium für Wirtschaft, Handel
und Industrie ist das Land derzeit weltweit führend bei der
Auslieferung von Industrierobotern. Dies entspricht der
Hälfte des Marktes und einem Marktanteil von 90 Prozent
an Roboterkomponenten wie Präzisionsreduktionsgetriebe
und Kraftsensoren.
„Unsere Philosophie bei Airbus Group Innovations lautet: Lerne von den Allerbesten und gehe Partnerschaften
mit ihnen ein“, erklärt Vialettes, der seine Konzernkarriere
in China begann, wo er mehr als sechs Jahre am Aufbau
erfolgreicher Partnerschaften mitwirkte. Vialettes weitet sein
Netz nun auf technikfokussierte Länder wie Japan, Taiwan
und Südkorea aus.
Anfang 2014, als er seine Arbeit in Japan begann, standen die sogenannten Kobots – kollaborative Roboter, die
an der Seite von Menschen arbeiten – im Fokus. Er organisierte Techniksymposien, die Experten der Airbus Group
mit japanischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen
zusammenbrachten, um potenzielle Kompetenzfelder und
Partnerschaften festzulegen. „Diese Kampagne war unserer
erster Erfolg, denn daraus resultierte die Zusammenarbeit im
Projekt COMANOID des EU-Rahmenprogramms Horizont
2020“, erklärt Patrice Rabaté, Leiter des Forschungsteams
für Montageroboter bei Airbus Group Innovations. „Ziel dieses Projekts ist es, humanoide Roboter in die Lage zu versetzen, ein Flugzeug während der Montage sicher zu betreten und einfache Fertigungsaufgaben zu übernehmen.“
Im nächsten Schritt verkündete der
Konzern im Februar 2016, die humanoide Robotertechnologie für komplexe
Fertigungsaufgaben
erforschen und
entwickeln zu wollen. Bei dem
Vierjahres-Forschungsprogramm
arbeitet Airbus Group Innovations
mit dem renommierten nationalen
Institut für Industriewissenschaften
und Technik (AIST) in Japan und dem
französischem Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) zusammen – im gemeinsamen RobotikLabor (JRL) in Tsukuba, Japan.
„Dieses Programm – eine logische
Weiterentwicklung
von
COMANOID – bietet uns die
große Chance, neue Algorithmen
für die im JLR bereits entwickelten
Prototypen HRP-2 und HRP-4 zu entwickeln. Wir möchten erreichen, dass sie besser mit der Arbeit unter beengten Platzverhältnissen
zurechtkommen und das Potenzial ihrer Körper voll ausschöpfen. Sie könnten Schrauben anziehen, Metallspäne
entfernen, Luftfahrzeugsysteme prüfen oder Teile im
Luftfahrzeuginneren einbauen“, erklärt Rabaté. Anders als
herkömmliche Industrieroboter können humanoide Roboter
dank ihrer menschenähnlichen Form und Beweglichkeit
viele Aufgaben in unterschiedlichen Umgebungen ausführen. Die Arbeitsschritte, die typischerweise von Menschen
verrichtet werden, müssten nicht verändert werden.
„Wir werden die Komplexität der Aufgaben der beiden
Humanoidroboter HRP-2 und HRP-4 Jahr für Jahr steigern und reale Anwendungsmöglichkeiten an verschiedenen Produktionsstätten des Konzerns aufzeigen, sowohl
im Flugzeug- als auch im Hubschrauberbau“, so Rabaté.
„Langfristig wollen wie nachweisen, dass humanoide
Roboter komplexe Aufgaben erfüllen können und damit
zur Deckung des steigenden Produktionsbedarfs unseres
Konzerns in den kommenden Jahren beitragen können.
Wir wollen die Entwicklung dieser Roboter anstoßen und
sie binnen der nächsten fünfzehn Jahre unseren hochqualifizierten Produktionsfachkräften zur Seite stellen.“
OTE
R
Paige Wilson
HRP-4 kann sich
bewegen wie ein
Mensch. In der
Produktion bringt
das viele Vorteile.
AROUND THE GLOBE
IM LAND
DER ROB
43
Vor 40 Jahren startete die Concorde ihre Karriere. Für
Air France und British Airways war sie bis 2003 im
Dienst. Dreizehn Jahre nach ihrem letzten Arbeitstag
werfen wir einen Blick auf Vergangenheit und Zukunft
des berühmten Überschallflugzeugs
DAS ERBE DER CONCORDE
I
44
in Überschallgeschwindigkeit. Mit Mach 2 ging es in weniger
als drei Stunden nach New York. Trotzdem zeichnete sich
schon bald ein kommerzielles Debakel ab. Die Ölkrise von
1973, der Absturz im französischen Gonesse im Jahr 2000
und das Misstrauen von Behörden und US-amerikanischen
Unternehmen bedeuteten das Ende des europäischen
Überschallflugzeugs. Alle Fluggesellschaften mit Kaufoptionen
für die Concorde machten einen Rückzieher. Einzig Air France
und British Airways blieben der Concorde bis 2003 treu und flogen doppelt so schnell und hoch wie die Konkurrenz über den
Atlantik. Der letzte kommerzielle Flug der Maschine war eine
Party am Himmel mit vielen Prominenten an Bord und ging von
New York nach London. Mit diesem Flug von British Airways
ging eine Ära zu Ende, in der es möglich war, in London zu
frühstücken, schneller als die Sonne zu fliegen, und dann zum
Mittagessen in New York zu sein.
Alex March
Fabrice Lépissier
Am 4. Januar 2016
starb André Turcat,
Chef-Flugtestingenieur
im Concorde-Programm,
im Alter von 94 Jahren
MIT ÜBERSCHALL IN DIE ZUKUNFT?
Emmanuel Blanvillain, Teamleiter „Concept Planes“ bei Airbus Group
Innovations, antwortet: „Die Concorde war für Transatlantikflüge
konzipiert. Für einen weltweiten Einsatz mit Flugzeiten von rund
drei Stunden für Strecken von mehr als 10.000 Kilometern reichen
Geschwindigkeiten bis zu Mach 2 nicht aus. Die Forschungen gehen
also eher in Richtung Hyperschallflugzeuge mit vier- bis fünffacher
Schallgeschwindigkeit und der damit verbundenen, beachtlichen
technischen Herausforderungen.“
2013 brachte das Hikari-Projekt, das von Airbus Group Innovations
geleitet wird, verschiedene Akteure zusammen: die Airbus Group,
MBDA und japanische sowie europäische Forschungszentren und
Universitäten. Das Ziel: den künftigen Bedarf an kommerziellen
Überschallflügen zu untersuchen. 2015 hat Hikari seinen Abschlussbericht vorgelegt. Airbus Group Innovations arbeitet mit diesen
Erkenntnissen weiter, ein Schwerpunkt dabei ist das Projekt Hexafly
International. „Wir arbeiten zusammen mit Russland und Australien
als Partner an einem experimentellen Hyperschallflugzeug“, erläutert Blanvillain. „2018 wird ein verkleinertes Modell dieses Fluggeräts von einer Raketensonde aus zu seinem Erstflug starten.“
HERITAGE
hre markante, pfeilartige Optik macht die Concorde unverwechselbar. Ihre Eigenschaften – eine Geschwindigkeit
von Mach 2, 6.000 Kilometer Reichweite und rund 100
Sitzplätze – konnten nur mit einem für ihre Zeit einmaligen
technischen Aufwand erreicht werden. Mit Rechenschiebern
und den ersten Computern ausgerüstet, ließen die französischen und britischen Ingenieure ein Hindernis nach dem
anderen hinter sich. Jean-Claude Chaussonnet – ehemaliger Leiter des französischen Airbus-Standorts Saint Martin
– kam 1967 als junger Ingenieur zu Sud Aviation, einem der
Vorgängerunternehmen von Airbus. Er erinnert sich noch gut
an die Atmosphäre im Concorde-Programm:
„Der erste Prototyp wurde gerade fertiggestellt und das
Unternehmen heuerte neben mir noch viele andere junge
Ingenieure an. Keiner schrieb seine Überstunden auf und
es gab immer genügend Freiwillige, die am Wochenende
arbeiteten. Wir waren unglaublich motiviert.“ Nicht nur Sud
Aviation, sondern ganz Toulouse war im Concorde-Fieber.
Kein Wunder also, dass die Einwohner der südfranzösischen
Stadt den Erstflug der Concorde 01 gespannt verfolgten. Bis
heute hat kaum ein Technologieprodukt die Öffentlichkeit so
mitgerissen wie das Überschallflugzeug. „Wir sind gemeinsam auf eines der Fabrikdächer geklettert, um uns den Start
der Maschine anzusehen“, erzählt Chaussonnet. „Für mich
und meine Kollegen war das Spannung pur.“
Das Abenteuer zog sich schrittweise vom Konstruktionsbüro
über die Produktionshallen bis hin zur Flugerprobung – und
im Rahmen einer einzigartigen Zusammenarbeit mit der
British Aircraft Corporation (BAC, heute: BAE Systems) auch
auf die andere Seite des Ärmelkanals. „Die Concorde war ein
Meilenstein in der Geschichte der europäischen Luftfahrt“, sagt
Chaussonnet. „Sie war der Ausgangspunkt für die Karriere einer
ganzen Generation von Werkern, Technikern und Managern.“
Zudem habe sie viele technische Errungenschaften hervorgebracht. Neben Sud Aviation und BAC entstand ein ganzes Netz
von Zulieferern und Ausrüstern, das sich weiterentwickelte und
noch heute ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Airbus ist.
Am 21. Januar 1976, sieben Jahre nach dem Jungfernflug des
ersten Prototyps, hoben zeitgleich erstmals zwei Concorde
mit Passagieren an Bord ab. Die Maschine der Air France
flog von Paris über Dakar nach Rio de Janeiro, die von British
Airways von London nach Bahrain. Drei Jahrzehnte lang war
die Concorde im Dienst und transportierte Millionen Menschen
45
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feinsinnig hintergründige als
auch rabenschwarze. Auf
meinem Schreibtisch steht
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treffende Zeichnung zaubert
Heiterkeit in mein Gesicht
und die Gesichter meiner
Kolleginnen und Kollegen.
Das hilft, private und auch
geschäftliche Probleme weniger
verbissen zu sehen. Schön ist es,
wenn man mit der eigenen Kreativität
dazu beitragen kann und auch noch
einen Preis gewinnt.“
46
„Der Kerl
möchte die
Stelle „Head of
Tiger Team“ nur
befristet übers
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ausüben.“
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