Jena-Experiment geht weiter Eines der größten und ältesten

URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM160216_Jena_Experiment_verlaengert.pdf
Jena-Experiment geht weiter
Eines der größten und ältesten Biodiversitätsexperimente Europas wird
fortgesetzt
Foto: Anne Günther/FSU
Die Arbeiten auf solchen Versuchswiesen in der Jenaer Saaleaue im Rahmen des
"Jena-Experiments" können weitergehen - die DFG fördert das Biodiversitätsprojekt für weitere
zwei Jahre.
Der Fortbestand eines der größten und ältesten Biodiversitätsexperimente in Europa ist bis Mai
2018 gesichert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird das "Jena-Experiment" auch in
den kommenden zwei Jahren fördern und stellt rund vier Millionen Euro zur Verfügung, damit
verschiedene Aspekte der Artenvielfalt auf einer Fläche am Rande von Jena untersucht werden.
Davon erhalten die Friedrich-Schiller-Universität Jena rund 1,5 Millionen und die Universität Leipzig
rund 800.000 Euro. Insgesamt sind am Jena-Experiment über 100 Forschende beteiligt - darunter
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auch vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), das inzwischen den
Sprecher des Experiments stellt.
Die vielen Arten und ihre Funktionen
Das Jena-Experiment, initiiert und gegründet vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie und der
Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU), existiert bereits seit 2002 und ist damit das am längsten
laufende Biodiversitätsexperiment in Europa. Auf einer weitläufigen Grasland-Fläche in der
Saale-Aue am Rande der Stadt Jena werden unter Führung der Friedrich-Schiller-Universität die
Diversität von Pflanzen und ihre Auswirkungen auf die Funktionen von Experimentalflächen
untersucht. Dabei geht es einerseits um die Artenvielfalt, anderseits aber auch um die Vielfalt der
Funktionen, die die verschiedenen Arten innehaben und ihr Zusammenspiel. Seit Beginn des
Experiments wurden ca. 600 Versuchsflächen angelegt und gepflegt. Über die Jahre haben
hunderte Studierende geholfen, die Flächen regelmäßig zu jäten und zu mähen. So ist ein
einzigartiges Freiland-Labor entstanden, das es ermöglicht, Langzeitdaten zu erhalten, um
grundlegende Fragen zur Rolle der Vielfalt von Arten und Funktionen für Ökosysteme zu
beantworten. Aufgrund dieses innovativen Forschungsansatzes hat das Jena-Experiment weltweite
Bekanntheit erlangt.
"Was das Jena Experiment auszeichnet, ist, dass hier verschiedene Forschungsgruppen an den
gleichen Flächen arbeiten. Sie interessieren sich für so unterschiedliche Themen wie Bestäubung,
Zusammenwirken von Bodenlebewesen und oberirdischen Pflanzenteilen sowie Stickstoff- und
Kohlenstoffkreisläufe. Oder sie arbeiten mit Computermodellierungen. So können wir ein
umfassendes Bild zeichnen, welche Auswirkungen diese Manipulationen der Biodiversität nach
sich ziehen - und das über lange Zeiträume", berichtet Dr. Anne Ebeling von der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, die die Infrastruktur und die Arbeiten vor Ort koordiniert. "Die
Langzeitdatenreihen sind dabei das Herzstück des Jena-Experiments und werden von allen
Beteiligten aber auch von externen internationalen Wissenschaftlern genutzt", so Ebeling. Auf
diese Weise entstanden bisher über 185 wissenschaftliche Publikationen, darunter auch mehrere
in so renommierten Journalen wie "Nature" oder "Science". Allein im vergangenen Jahr konnten
die Forschenden zum Beispiel zeigen, dass Biodiversität Ökosysteme vor Klimaextremen schützt
(Nature), dass nach Flutkatastrophen artenreiches Grasland besser wächst als artenarmes (Nature
Communications) oder dass Pflanzendiversität die Aktivität von Mikroorganismen und die
Kohlenstoffspeicherung im Boden erhöht (Nature Communications).
Synthese von Daten und Metaanalysen
Im September 2015 wurde das gesamte Projekt von der DFG bereits zum sechsten Mal von
internationalen Gutachtern vor Ort evaluiert. Jetzt kam die Nachricht, dass das Experiment weitere
zwei Jahre gefördert wird. In der neuen Projektphase wird es vor allem um die Synthese von Daten
und um Metaanalysen gehen, für die umfangreiche Datenreihen aus den letzten Jahren genutzt
werden. Außerdem ist eine engere Kooperation mit anderen DFG-Feldexperimenten wie den drei
deutschen Biodiversitäts-Exploratorien Schorfheide-Chorin (Brandenburg), Hainich-Dün
(Thüringen) und Schwäbische Alb (Baden-Württemberg), mit dem Sonderforschungsbereich
AquaDiva in Jena, mit BEF China sowie mit vergleichbaren Großexperimenten in den USA geplant.
Daneben wird es aber auch 2016/17 wieder ein gemeinsames großes Feld-Experiment auf der
Fläche in Jena geben, um die Beziehungen zwischen Biodiversität und verschiedenen
Ökosystemfunktionen besser zu verstehen. "Es ist mittlerweile bekannt, dass sich diese
Beziehungen über die Jahre hin verstärken, doch über die Mechanismen hinter dieser
Beobachtung wissen wir noch wenig. Wir wollen daher herausfinden, wie biologische und
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nicht-biologische Faktoren sowie die Interaktionen von Pflanzen mit Organismen im Boden
zusammenspielen und diesen Effekt bewirken", erklärt Prof. Dr. Nico Eisenhauer von der
Universität Leipzig und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung iDiv.
Eisenhauer war von Anfang an beim Experiment dabei. Im Vorjahr hat er die Funktion des
Sprechers von Prof. Dr. Wolfgang Weisser übernommen, der inzwischen an der TU München
forscht. Der Sprecher ist als wissenschaftlicher Leiter für insgesamt neun Teilprojekte
verantwortlich, an denen 14 Forschungseinrichtungen beteiligt sind, darunter auch iDiv-Partner wie
das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in
Jena oder die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) sowie Universitäten aus der
Schweiz und den Niederlanden. Die dauerhafte technische Betreuung der anfänglichen
Installationen wird weiterhin vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie gewährleistet.
Kontakt:
Prof. Dr. Nico Eisenhauer (Sprecher des Jena-Experiments)
Lehrstuhl für Experimentelle Interaktionsökologie der Universität Leipzig und Deutsches Zentrum
für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Tel.: 0341 / 973167
Dr. Anne Ebeling (Wissenschaftliche Koordinatorin des Jena-Experiments)
Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU)
Tel.: 03641 / 949437
E-Mail: [email protected]
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