Hintergrund-Informationen zum Projekt „Hochschule in

Hintergrund-Informationen zum Projekt „Hochschule in der Stadt:
Hochschulöffnung Alt-Saarbrücken“
Seit dem Neubau für die „Staatliche Höhere Technische Lehranstalt“ im Jahr 1952 ist die
heutige Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw saar) im Saarbrücker Stadtteil AltSaarbrücken angesiedelt. Allerdings ist sie weder städtebaulich noch infrastrukturell in ihren
Stadtteil integriert und wird im Alltag von der Wohnbevölkerung kaum wahrgenommen.
Während die Hochschule sukzessive an Ansehen gewinnt, erlebt der Stadtteil AltSaarbrücken in den letzten Jahren einen Abwärtstrend in sozialer und ökonomischer
Hinsicht. Jedoch stellen die Hochschule für den Stadtteil und der Stadtteil für die Hochschule
jeweils ein hohes Potenzial dar. Dieses Potenzial soll künftig verstärkt genutzt werden.
Bereits die Vorgängerinstitutionen am Campus Alt-Saarbrücken der htw saar waren
städtebaulich dem Stadtteil ab- und der parallel zur Saar verlaufenden Saaruferstraße
zugewandt. Als die Saaruferstraße zur Autobahn ausgebaut wurde, wurde der
stadtzugewandte Hintereingang zum Haupteingang. Mit dem Ausbau der Hochschule und
ihrer Erweiterung zur htw saar entstanden zwar einige bedeutende Erweiterungsgebäude
ohne dass dabei jedoch eine städtebauliche Integration erreicht wurde. Stadtteil und
Hochschule entwickelten sich ohne Bezugnahme unabhängig voneinander. Die Hochschule
liegt weiter in einer Randlage, außerhalb der Laufzonen. Typische Strukturen studentischen
Lebens und Wohnens, Studentenkneipen, zielgruppenorientierte Angebote und Aktivitäten
für Hochschulangehörige sowie spezifische Einzelhandelseinrichtungen sind im Stadtteil nur
in geringer Zahl vorhanden. Einem Großteil der Stadtteilbevölkerung war die htw saar
bislang überhaupt nicht bekannt.
Abbildung 1: Lageplan des Campus Alt-Saarbrücken der htw saar (grau und braun) zwischen
Autobahn (A620, oben) und der Wohnbebauung (unten).
Alt-Saarbrücken ist ein heterogener Stadtteil mit vielen „Stadtteil-Teilen“ mit jeweils eigener
Identität. Die htw saar liegt im sogenannten „Unteren Alt-Saarbrücken“ mit rund 5.000
Einwohnern. Es ist charakterisiert durch Innenstadtrandlage, verdichtete Bebauung, hohe
Belastung durch ruhenden und fließenden Verkehr sowie wenig öffentliche und hausnahe
Grünflächen. Die einst florierende lokale Ökonomie war dem Druck der nahen Innenstadt
und der Discounter nicht gewachsen und ist fast vollständig verschwunden. Die Folgen sind
der Bedeutungs- und Identitätsverlust des einstigen Nebenzentrums. Um dieser
Abwärtsentwicklung entgegen zu wirken, gibt es seit 1985 im Stadtbezirk das
Gemeinwesenprojekt „Stadtteilbüro Alt-Saarbrücken“ in Trägerschaft der „Paritätischen
Gesellschaft für Gemeinwesenarbeit mbH“. Es trägt unter anderem durch Sozialberatung,
Alltagshilfen, Organisation von Bürgerbeteiligung, Vernetzungsarbeit und Mitarbeit an
integrierten Stadtteilentwicklungskonzepten dazu bei, die Lebensverhältnisse der
Bevölkerung und den Stadtbezirk insgesamt zu stabilisieren. Als Partner des Projektes
„Hochschulöffnung“ ist das Stadtteilbüro somit in der Lage, niedrigschwellige
Zugangsmöglichkeiten zu den Bewohner(innen) im Stadtteil zu schaffen.
Im Rahmen einer von der GWA Alt-Saarbrücken und Bewohner(inne)n und durchgeführten
Stärken-Schwächen-Analyse und der darauf aufbauenden gemeinsamen Suche nach einer
neuen Identität des Stadtteils wurde klar, dass sich im unmittelbaren Stadtteil-Umfeld die htw
saar, die Hochschule für Bildende Kunst (HBK), die Handwerkskammer mit Meisterschule
(HWK), vier von sieben Saarbrücker Gymnasien und der Hauptsitz der Volkshochschule
befinden. Die Bedeutung des Stadtbezirks als „Ort der Bildung“ wird in der Stadtteilpolitik in
den letzten Jahren als Alleinstellungsmerkmal herausgearbeitet.
Mit aktuell über 2.500 Studierenden, 80 Professor(inn)en und ca. 150 Mitarbeiter(inn)en am
Standort Alt-Saarbrücken stellt dieser Teil der htw saar ein großes ökonomisches, aber auch
kreatives Potenzial für den angrenzenden Stadtteil dar. Durch eine verbesserte, auf die
Bedarfe der Hochschulangehörigen abgestimmte Angebotslage (Gastronomie, Wohnraum,
Verkehrssituation, Freizeit- und Erholungsraum) würde die Attraktivität des Standortes
erhöht, was Bleibereize auf Studierende, Professor(inn)en und Mitarbeiter(innen) ausübte
und so ein angenehmes Lern- und Arbeitsklima begünstigen würde. Die städtebauliche
Integration soll unter anderem durch die Anlage einer Campus-Allee zwischen Campus und
Wohnbebauung besser gelingen.
Mit z.B. senior(inn)enpolitischen, soziologischen, städtebaulichen und verkehrspolitischen
Untersuchungen und Forschungsprojekten hat die htw saar im Stadtteil auf sich aufmerksam
gemacht und dabei die Kontakte des Stadtteilbüros zur Bevölkerung intensiv genutzt.
Gleichzeitig ist der Bekanntheitsgrad der htw saar in den vergangenen Jahren durch
gemeinsame Projekte zwischen Hochschule und Stadtteilbüro verbessert worden und der
Stadtteil schmückt sich mittlerweile gerne mit der Bezeichnung „Stadtteil mit Hochschule“. In
der Folge haben sich erste Gewerbetreibende mit studentischem Angebot niedergelassen
und Hauseigentümer bieten Wohnraum für Studierende an.
Diese positive Entwicklung soll nun durch das Projekt „Hochschule in der Stadt:
Hochschulöffnung Alt-Saarbrücken“ verstärkt, weiterentwickelt und verstetigt werden.