BIENE_08_011.qxd 11.07.2008 11:16 Uhr Seite 11 SCHWERPUNKT HEIDEIMKEREI Kleines Schwarm-Glossar Eine Frage der Geduld Magazinimker versuchen, Schwärme zu verhindern, Korbimker fördern sie – um mit möglichst vielen Völkern in die Heide starten zu können. Vorschwarm: Die alte Königin verlässt mit einem Teil des Volkes den Korb. Der Vorschwarm zieht meist Anfang Mai aus. Die Bienen haben bis zur Heidetracht schon viel Wabenwerk gebaut. Die Bienen der Vorschwärme ergeben gute „Leibimmen“: So nennt man die Bienen der Überwinterungsvölker. Nachschwarm: Die Jungkönigin verlässt mit einem weiteren Teil des Volkes den Korb. Ein Volk kann mehrere Nachschwärme abgeben. Nachschwärme bauen zur Zeit der Heidehonig-Ernte noch am Wabenwerk – das ergibt gutes Jungernwachs mit Heidetracht: perfekt zum Verkauf als Scheibenhonig. Heidschwarm: Wenn der Vorschwarm bis zur Heidesaison selbst wieder schwärmt, bezeichnet man das als Heidschwarm. Auch diese Völker sind gut für Heide geeignet, da sich die Bienen zur Tracht noch in der Bauphase befinden. Was haben Heideimker und tibetische Mönche gemeinsam? Ganz einfach: die Seelenruhe. Im Frühjahr warten die Heidjer wochenlang darauf, dass die Völker schwärmen. Das tun sie auch — aber dann, wenn es ihnen passt. Bis dahin heißt es: abwarten, Kaffee trinken und mit dem Nachbarn schwatzen. und vermutlich ein Grund für ihren Rückgang: Mit einem gefüllten Terminplan lässt sich diese Arbeit nicht vereinbaren. Mit den Bienen als Naturvolk leben Berufsimker Adolf Stegen zählt zu den wenigen Imkern, die noch Schwarmfang auf traditionelle Art betreiben. Im Frühjahr sitzt er mehrere Wochen bei seinen Völkern. Fotos: Silke Beckedorf V on neun bis halb fünf dauert der Arbeitstag von Adolf Stegen im Mai und Juni. Stundenlang sitzt der 78-Jährige auf seinem Stuhl vor den Bienenvölkern, die hinter seinem Wohnhaus in Bispingen nahe Hamburg stehen. Nebenbei flickt er ein paar unbenutzte Körbe, zieht Speile ein oder erledigt kleinere Arbeiten – immer mit einem Blick auf die Völker. Ab und an schaut ein benachbarter Imker vorbei. Dann tauschen sich die beiden über ihre Bienen aus. Oft beobachtet Stegen einfach nur aufmerksam die Fluglöcher und wartet auf ein Zeichen, dass das Schwärmen beginnt. Stegen den Korb auf die Seite, verschließt das Flugloch mit Moos und den Boden mit einem Tuch. Am späteren Abend, wenn die Flugzeit vorbei ist, stellt er den Korb in die Lagd. Eine gewisse Seelenruhe braucht man in der Schwarmzeit: Manchmal schwärmen an einem Tag mehrere Völker; manchmal gar keines. Der Schwarmfang ist ein fester Bestandteil der traditionellen Heideimkerei – Adolf Stegen gefällt diese Arbeit. Dem Imker, der im Sommer mit den Bienen, im Winter als Hausschlachter arbeitete, ist die Zeit noch nie lang geworden. „Das ist noch richtig Natur“, sagt er. „Als Kastenimker diktiert man den Bienen, was sie machen sollen. Als Korbimker muss ich mit den Bienen als Naturvolk leben.“ Mit dem Mittagessen ist es allerdings schwierig. Ziehen rechtzeitig Wolken auf, verlässt er dafür manchmal seinen angestammten Platz. „Aber die Bienen merken das wohl“, sagt er. „Wenn man ihnen nur kurz den Rücken zudreht, kommen sie raus und sitzen im Baum.“ Bec Schnelle Reaktion notwendig „Wenn es losgeht, laufen die Bienen unruhig um das Flugloch“, sagt Stegen. Dann muss er schnell reagieren: den Schwarmfangbeutel mit vier Ösen vor das Flugloch stecken, das andere Ende an eine Forke hängen und straff ziehen, damit im Beutel genug Platz für die Bienen bleibt. Sobald sich alle Bienen in dem Beutel befinden, knüpft Stegen den weißen Stoffsack vom Korb, schnürt das Vorderende zu und hängt ihn mit den unruhig summenden Bienen darin für einige Stunden im Schatten auf. Haben sich die Bienen beruhigt, werden sie in einen Stülper eingeschlagen. Dann legt DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 8/2008 Links: Beginnen die Bienen auszuziehen, wird der Schwarmfangbeutel vor dem Flugloch festgesteckt. Rechts: Der Beutel mit dem Schwarm hängt für einige Stunden im Schatten. (347) 11
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